2016 – Mit dem Mietwagen durch die Nationalparks der USA – Teil 2

Mittwoch, 28. September 2016


Mehrere Gründe brachten uns dazu, San Francisco nur als Tagesausflug zu besuchen. Beinahe jeden Abend haben wir uns Gedanken über die nächsten Reisetage gemacht und überlegt, wo und wie wir übernachten könnten. Los Angeles hatten wir relativ früh ausgeschlossen, uns aber dann dafür entschieden, wenigstens nach San Francisco zu fahren.

Straße nach San Francisco
Straße nach San Francisco

Doch San Francisco ist extrem teuer. Ein halbwegs vernünftiges Hotelzimmer für unter 200 Dollar zu bekommen, war beinahe aussichtslos. Denn wir wollten nicht nur ein Zimmer für uns, sondern wir wollten auch unseren Wagen sicher geparkt wissen. Und das ist in San Francisco nicht ganz so einfach. Manche Hotels bieten zwar hoteleigene Parkplätze an, doch die Zusatzkosten lagen teilweise bei bis zu 50 Dollar pro Nacht und das sind einfach Kosten, die wir nicht bereit waren, auszugeben. Parkgebühren ja, aber bitte nicht in dieser Höhe.

Straße nach San Francisco
Straße nach San Francisco

Mit dem Mietwagen nach San Francisco

Den Wagen einfach irgendwo abstellen, das wollten wir aber auch nicht. Die andere Sache wäre gewesen, dass wir zwei Nächte hätten bleiben müssen. Denn am Anreisetag würden wir sicherlich noch einiges von der Stadt sehen, doch am folgenden Abreisetag hätten wir dann das Auto mit unserem gesamten Gepäck auch irgendwo in der Stadt parken müssen, um San Francisco am Abend zu verlassen. Und genau das wollten wir erst recht nicht: Unseren gesamten Besitz einfach irgendwo in San Francisco abstellen. Besser wäre es also gewesen, zwei Nächte zu bleiben und den Tag zwischen den beiden Übernachtungen ganz gemütlich zu verbringen, während Auto und Gepäck am bzw. im Hotel auf uns warten. Doch da war dann eben einfach der Preis zu hoch. Das war es uns nicht wert.

Mautstelle mit 16 Spuren
Mautstelle mit 16 Spuren

Wir überlegten einige Tage hin und her, schauten uns die Karte genauer an und suchten nach Übernachtungsmöglichkeiten in der Gegend. Dabei erlebten wir eine nette Anekdote: Wir fanden im Süden die Ortschaft Santa Cruz und schauten in der App von booking.com nach Hotels in Santa Cruz. Dort fanden wir tolle Hotels und wunderten uns über die verdammt günstigen Preise. Wir hatten plötzlich eine riesige Auswahl an Hotels, die uns unter diesen Umständen sofort zusagten. Aber wie gut, dass wir nicht gebucht hatten, denn bei der Eingabe des Ortes hatte ich zu schnell auf einen von der App vorgeschlagenen Ort getippt. Diese ganzen Hotels waren in Santa Cruz auf Teneriffa. Gut, dass uns das noch rechtzeitig aufgefallen ist.

Bay Bridge in San Francisco
Bay Bridge in San Francisco

Allerdings brauchten wir keinen Übernachtungsort direkt an der Küste und so kamen wir auf Modesto. Die Stadt lag ganz praktisch. Würde man gut durch den Verkehr kommen, wäre man in weniger als zwei Stunden an der Golden Gate Bridge. Das klang ganz passabel. Morgens um acht Uhr also das Hotel verlassen und noch vor zehn Uhr die berühmte Brücke besichtigen. Außerdem könnten wir den ganzen Tag in der Stadt verbringen und am späten Abend wieder zurückfahren, denn eine Hotelsuche inklusive Einchecken und Koffertragen könnten wir uns ja sparen. Ja, so sollte es sein und daher waren wir an diesem Tag schon früh unterwegs und fuhren von Modesto nach San Francisco, während unser Gepäck im Hotel auf uns wartet.

Alcatraz verschwindet im Nebel
Alcatraz verschwindet im Nebel

Der Plan funktionierte ganz gut. Wir kamen zwar nicht ganz so gut durch den Verkehr und sind auch nicht schon um acht Uhr unterwegs gewesen, doch um halb elf waren wir mal wieder auf der Interstate 80 und standen an der Mautstation der Bay Bridge, die sich zwischen San Francisco und Oakland befindet. Auf 16 Spuren konnte man sich den Mauthäuschen nähern, was trotzdem ein paar Minuten dauerte. Danach überquerten wir die Bucht von San Francisco und hatten schon einen interessanten Blick auf die Skyline der Stadt und konnten auch die Gefängnisinsel Alcatraz erkennen.

Finanzdistrikt in San Francisco
Finanzdistrikt in San Francisco

Doch schon mit Alcatraz wurde es schwieriger, denn sie war nur schemenhaft durch Nebel zu erahnen. Während über uns blauer Himmel und bestes Wetter herrschte, war am Horizont hinter der Skyline eine große Nebelwand zu erkennen. Das war zwar ein ziemlich interessanter Anblick, aber wir ahnten schon, was das bedeuten würde.

Straßen von San Francisco
Straßen von San Francisco

Doch zunächst einmal fuhren wir durch Downtown von San Francisco und schauten uns die Stadt ein erstes Mal aus der Perspektive des Autofahrers an. Wir näherten uns dem Marina District und bekamen beide ein flaues Gefühl im Magen, als wir etwas zu schnell über einen der berühmten Hügel fuhren. Die Straßen von San Francisco verlaufen steile Hänge hinauf, um gleich oben auf der Kuppe wieder direkt steil hinab zu fahren. Wenn man da ein wenig zu schnell rauffährt, überkommt einen das typische Gefühl des Abhebens.

Golden Gate Bridge im Nebel
Golden Gate Bridge im Nebel

Auf unserer To-Do-Liste stand an erster Stelle natürlich die Golden Gate-Bridge. Am Vorabend hatten wir Koordinaten von einigen möglichen Parkplätzen herausgesucht, weil der Parkplatz am Besucherzentrum relativ klein ist und wir damit rechnen mussten, dort keinen Parkplatz zu finden. Dennoch versuchten wir natürlich erst mal dort unser Glück und siehe da, es funktionierte einwandfrei. Wir lösten ein Parkticket, spazierten in den Souvenirladen und wollten schließlich die weltberühmte Brücke bestaunen. Doch das fiel schwer.

Michael Moll
Michael Moll

Zu Fuß über die Golden Gate Bridge

Es war so nebelig, dass man gerade einmal den unteren Teil des ersten Brückenpfeilers sehen konnte. Das war natürlich schade, aber eine Tatsache, mit der wir ebenfalls rechnen mussten. Kurios war eben nur die Tatsache, dass es in Downtown keinen Nebel gab, obwohl es gerade einmal fünf Kilometer Luftlinie sind.

Pfeiler der Golden Gate Bridge
Pfeiler der Golden Gate Bridge

Für uns war es natürlich ein Grund mehr, nun die Golden Gate-Bridge aus nächster Nähe zu sehen, sprich sie zu überqueren. Doch während ich noch dabei war, ein paar Fotos von der Brücke im Nebel zu machen, hielt Moni ihre Kamera in die andere Richtung. Verdutzt fragte ich, was sie da machen würde und sie zeigte nur lautlos in ein ganz kleines Gebüsch. Dort saß doch tatsächlich ein Kolibri. Kein Mensch hatte den Kolibri bemerkt, außer Moni und plötzlich war die vernebelte Brücke für uns Nebensache.

Kolibri
Kolibri

Die Brücke würde schon nicht weglaufen, doch einen Kolibri hatten wir noch nie gesehen. Erstaunlich fand ich nur, dass die vielen anderen Touristen sahen, dass wir der Brücke den Rücken kehrten und unsere Objektive in das Gebüsch hielten. Doch keiner von ihnen interessierte sich für den Vogel.

Kolibri
Kolibri

Nachdem wir den Kolibri ausgiebig auf die Speicherkarte bannten, machten wir uns daran, die Brücke zu überqueren. Verdammt laut war es durch den Verkehr und interessanterweise hatte die Brücke auch ein Nebelhorn für den Schiffsverkehr. Außerdem war es ziemlich kalt. Ich war heilfroh, dass ich noch einen leichten Pulli im Auto hatte. Von wegen in Kalifornien ist es immer warm. Die Leute um uns herum liefen in dicken Jacken umher. Zusammen mit dem Nebel war es richtig herbstlich.

Pfeiler der Golden Gate Bridge
Pfeiler der Golden Gate Bridge

Wir spazierten bis zum nördlichen Pfeiler, berührten diesen mit der Hand, so wie wir es in New York mit dem World Trade Center machten und kehrten wieder um. Es machte ja keinen Sinn, bis zum Aussichtspunkt auf der Nordseite zu gehen, wo wir ebenso wenig sehen würden. Außerdem hatten wir ein wenig die Zeit im Auge behalten müssen, da unser Parkticket nach zwei Stunden abläuft. Immerhin steht unser Wagen zwei Kilometer weit von uns entfernt. Man ist zwar nur auf der Brücke, doch darf man die Größe dieses Bauwerks natürlich nicht unterschätzen.

Golden Gate Bridge
Golden Gate Bridge

Anschließend holte ich Pingu noch schnell aus dem Auto und machte standesgemäß auch ein Pingu-Foto vor und auf der Golden Gate Bridge. Es ist zwar nicht das beste Pingu-Foto, aber besser als keines zu haben.

Rad- und Fußweg auf der Golden Gate
Rad- und Fußweg auf der Golden Gate

Unser nächster Tagesordnungspunkt war einer der Strände am Pazifik. Wir waren noch nie am Pazifik und wollten wenigstens einmal kurz unsere Hände reinhalten. Das ließen wir uns nicht nehmen und fuhren deshalb zum Baker Beach, von wo aus man auch einen Blick auf die Brücke hat.

Am Pazifik angekommen
Am Pazifik angekommen

Mit dem Betreten des Strandes hatten wir den am weitesten entfernten Punkt auf dieser Reise erreicht. Weiter nach Westen würden wir nicht mehr fahren. Wir schickten eine Nachricht an Freunde und Familie, dass wir nun wieder nach Hause kommen würden. Ab hier waren wir wieder auf dem Rückweg und es war ähnlich, wie damals in Ushuaia, als wir durch Südamerika reisten und mit dem Nationalpark Feuerland den südlichsten Punkt der Tour erreichten.

Die Painted Ladies von San Francisco
Die Painted Ladies von San Francisco

Als nächstes stand ein polnischer Lebensmittelladen auf dem Programm. Klingt seltsam, ich weiß. Wer fährt schon nach San Francisco, um dann in einem polnischen Lebensmittelgeschäft einkaufen zu gehen? Wir hatten die amerikanischen Speisen, und Speisen ist dabei noch ein nettes Wort, einfach nur satt. Wir wollten mal wieder etwas richtiges essen. Etwas herzhaftes, etwas auf das man beißen muss. Etwas, wofür man die Zähne benutzen muss. Diesen weichen Pamp amerikanischer Herstellung kann man doch auf Dauer nicht ertragen.

Painted Ladies
Painted Ladies

Ich parkte das Auto ein, während Moni schnell in den Laden sprang. Nach zehn Minuten kam sie mit zwei großen Tüten freudestrahlend wieder raus. Wir hatten wieder echte Lebensmittel, zumindest für die nächsten zwei Tage. Was tat es gut, einfach mal wieder in eine Cabanossi zu beißen. Liebe Amerikaner, ihr wisst gar nicht, was ihr an europäischer Vielfalt und Esskultur verpasst. Aber ist nicht schlimm, bleibt bei euren Burgern, Pommes, Chips und Spareribs.

Schräg parken
Schräg parken

Vom polnischen Laden aus fuhren wir zum Alamo Square Park. Dort reihen sich an der Ostseite der Grünanlage die sogenannten Painted Ladies aneinander. Diese berühmte und farbenfrohe Häuserzeile ist bereits in einigen Filmen und Serien verewigt worden und ein beliebtes Fotomotiv. Besonders durch die moderne Skyline von Downtown, die sich im Hintergrund erhebt, bildet die Häuserreihe einen schönen und sehenswerten Kontrast.

Steile Straßen
Steile Straßen

Außerdem wollten wir natürlich zur Lombard Street. Auf dieser sehr steilen Straße durchfährt man auf einer Strecke von gerade mal 130 Metern immerhin acht Kurven. Am unteren Ende der Straße stehen zahlreiche Touristen, die diesen Anblick filmen und fotografieren. Auch wir wollten davon ein paar Fotos machen und die Straße natürlich auch befahren.

Straßen
Straßen

Wir hatten hierfür extra schon die GoPro auf dem Armaturenbrett laufen, aber gerade, als wir in die Lombard Street hineinfuhren, piepste die GoPro. Der Akku war leer. Also fuhren wir die Straße hinab, bogen einmal rechts ab und wechselten schnell den Akku, um gleich darauf um den Block zu düsen und einen zweiten Anlauf zu starten. Es war ein wenig wie im Schwimmbad, wenn man die Wasserrutsche immer wieder benutzen möchte.

Kurvige Lombard Street in San Francisco
Kurvige Lombard Street in San Francisco

Anschließend machten wir Bilder von anderen Touristen, die ebenfalls die Straße hinab fuhren und spazierten die Lombard Street auch mal zu Fuß hinauf. Es war schon recht interessant, aber irgendwie auch kurios. Außerdem machten wir natürlich auch zahlreiche Bilder von parkenden Fahrzeugen, die extrem schräg an den Straßenrändern von San Francisco standen.

VW-Bus
VW-Bus

Wenig später fuhren wir noch zur Powell Street, weil wir ein Stück mit der Cablecar fahren wollten. Wir waren stolz, als wir ziemlich einfach einen Parkplatz fanden und diesen an der Parkuhr bezahlten. Doch kaum war das Geld im Automaten, kam ein netter Herr zu uns und erklärte, dass wir hier trotzdem nicht parken dürften. Diese kostenpflichtigen Parkplätze waren nur für bestimmte Fahrzeuge, was wir nicht auf Anhieb erkennen konnten. Das war doof. Das Geld war nun weg und wir hatten immer noch keinen Parkplatz. Denn ein Ticket wollten wir in dieser Stadt natürlich nicht riskieren.

Straßen von San Francisco
Straßen von San Francisco

Aber gleich einen Block weiter fanden wir eine weitere Parklücke, quetschten uns hinein und bezahlten diese. Auf der Straße gingen wir hinab und beäugten die Cablecar-Straßenbahn. Gerne wollten wir auch damit ein Stück fahren. Immerhin hatten wir schon die Straßenbahn auf der Isle of Man erlebt, genauso wie die dortige Pferdestraßenbahn und die Kirnitzschtalbahn. Einige Zeit schauten wir uns an, wie und wo die Straßenbahn hält, wie man am besten einsteigt und wollten es dann den anderen Passagieren nachmachen. Es reichte uns eigentlich, wenn wir nur eine Haltestelle fahren würden, denn dort stand unser Auto. Wir hatten nicht vor, die gesamte Straßenbahnlinie abzufahren.

Cablecar
Cablecar

Gerade als wir auf die Bahn sprangen, hielt bereits der Schaffner die Hand auf und sagte, er bekomme von jedem von uns sieben Dollar. Etwas ungläubig entgegneten wir, dass wir nur eine Haltestelle fahren wollten. Doch er blieb dabei. Jede Fahrt koste sieben Dollar. Das war für uns der Moment, wo wir die Bahn auf der anderen Seite schnell wieder verließen. Später hatten wir es nachgelesen, eine Tageskarte kostete damals 20 Dollar, eine einfache Fahrt – egal wie weit – ganze sieben Dollar. 14 Dollar, damit zwei Personen einhundert Meter mit der Bahn fahren? Nein, das Geld konnten wir woanders besser investieren.

Straßenbahn in San Francisco
Straßenbahn in San Francisco

Das Hafenviertel Fisherman’s Wharf mit seinen überwiegend gastronomischen Angeboten und Geschäften interessierte und indes weniger. Wir hatten eigentlich gesehen, was wir sehen wollten. Daher starteten wir den Motor und fuhren mit einem kleinen Umweg durch das Finanzdistrikt am späten Nachmittag wieder in Richtung Bay Bridge.

Wir waren rundum zufrieden mit unserem Spaziergang über die Golden Gate Bridge und den Eindrücken der Stadt. Das reichte uns und wir machten uns auf den Weg zurück zum Hotel in Modesto. Auf der Bay Bridge ging uns dann ein wenig die Erdbebensituation der Region durch den Kopf, was wir den ganzen Tag über verdrängten und wir waren uns einig, dass wir hier nicht leben wollen würden.

Am späten Abend kamen wir wohlbehalten im Hotel an und freuten uns darauf, die nächsten Tage wieder etwas ruhiger zu verbringen.

Donnerstag, 29. September 2016

Nachdem wir am Morgen tankten und einkaufen gingen, fuhren wir in Richtung Norden nach Sacramento. Unser Tagesziel war der Highway 50 in Nevada. Dafür folgten wir mal wieder der Interstate 80, dieses Mal jedoch in östliche Richtung, fast so als würden wir wieder nach New York zurückfahren. Aber dem war natürlich nicht so.

Rastplatz auf dem Weg nach Nevada
Rastplatz auf dem Weg nach Nevada

Über eine wunderbare Gebirgslandschaft fuhren wir an Wäldern und Seen vorbei, hielten zwischendurch mal an und genossen Ausblicke und Natur. Wir wussten, dass dies für die nächste Zeit das letzte Mal sein sollte, wo wir grüne Landschaften genießen konnten. Denn mit Nevada würden wir ja bald auch wieder die Wüste erreichen. Hinter Reno in Nevada folgte die kleine Ortschaft Fernley.

Interstate nach Nevada
Interstate nach Nevada

Sie war der Ausgangspunkt für eine Tour auf dem Highway 50. Dieser Highway war übrigens der Grund, warum wir in Salt Lake City nicht den direkten Weg nach San Francisco genommen hatten. Wir hätten ja einfach der Interstate 80 folgen können, um das, was wir bisher erlebt hatten, in umgekehrter Richtung zu bereisen. Aber dann hätten wir eben den Highway 50 verpasst.

Der einsamste Highway der USA

Doch was war nun so besonders an diesem Highway? Nun, eigentlich nichts. Der Highway wurde einstmals als einsamste Straße der USA bezeichnet, was die Tourismusbehörde von Nevada aufgriff und so vermarktete. Am Highway 50 gibt es kleine Ortschaften, die alle keine große Bedeutung haben. Von West nach Ost sind das Fernley, Fallon, Austin, Eureka und Ely. In diesen Siedlungen kann man ein Stempelheft mit entsprechenden Stempeln füllen und so nachweisen, dass man die einsamste Straße der USA bereist hat. Anschließend gibt es dafür ein Zertifikat.

Michael Moll am Highway 50
Michael Moll am Highway 50

Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Freund von Stempelheften bin, die man wandernd oder reisend füllen muss. Und ich bin auch ein Freund von Diplomen und Zertifikaten, die zwar keinen besonderen Wert haben, aber eben auch gesammelt werden können. Somit war das also keine Frage, dass wir diesen Highway befahren würden, als wir zum ersten Mal davon erfuhren. Aber vor allen Dingen reizte uns natürlich auch das Thema, denn einen sehr einsamen Highway kennenzulernen, ist natürlich nicht uninteressant.

Einsamer Briefkasten
Einsamer Briefkasten

Doch zunächst einmal benötigten wir das Stempelheft. Dieses erhielten wir in dreifacher Ausfertigung für Moni, mich und Pingu im Rathaus von Fernley. Dort bekamen wir natürlich auch direkt den ersten Stempel in die Hefte gedrückt. Mit den besten Wünschen für unsere Fahrt ging es dann auf dem Highway 50 nach Osten.

Highway 50
Highway 50

Ja, die Straße war wirklich recht ruhig, aber ob es nun der einsamste Highway der USA war, will ich mal so dahingestellt lassen. In Fallon steuerten wir direkt das Tourismusbüro an und wunderten uns angesichts des Ortes, dass es hier überhaupt eine Tourismusinformation gab. Ein großes Hinweisschild auf den Highway 50 versprach uns, dass wir hier richtig seien. Im Inneren gab es eine Sitzgruppe in einer Ecke, wo man sich mit Tee und Kaffee verköstigen konnte und es einige Informationen über die Region gab.

Touristinformation am Highway 50
Touristinformation am Highway 50

Ein junger Mann kam aus einem Büro heraus und fragte, wie er helfen könnte. Als er unsere Stempelhefte sah, ging er freudestrahlend weg und kam wenige Augenblicke mit Geschenken für uns wieder. Jeder von uns erhielt einen Outdoor-Plastiktrinkbecher sowie ein T-Shirt mit der Aufschrift „I survived the loneliest Highway in USA“ – übersetzt also „Ich überlebte den einsamsten Highway der USA“. Wir waren baff.

Düne am Highway 50
Düne am Highway 50

Man schenkte uns einfach so diese T-Shirts und das in einer Gegend, die nicht gerade nach Reichtum wirkte. Wir freuten uns natürlich, denn das gab dieser Reise noch so einen besonderen Kick. Östlich von Fallon wurde die Straße dann in der Tat deutlich einsamer. Hin und wieder kamen uns natürlich Autos entgegen, aber wirklich viel los war auf dem Highway tatsächlich nicht.

Sand Mountain Recreation Area
Sand Mountain Recreation Area

Dafür hatte der Highway aber sogar ein großes Willkommensschild, vor dem wir uns mit dem neuen T-Shirt natürlich platzierten. Einige Zeit später erschien auf der linken Seite eine große Sanddüne, die uns bereits in der Tourismusinformation angekündigt wurde. Wir bogen links auf die Zufahrtsstraße ab und sahen einige Wohnmobile, die hier in der Wüste direkt neben der großen Düne parkten.

Sand Mountain Recreation Area
Sand Mountain Recreation Area

Und wieder einmal hatten die Amerikaner es geschafft, die Europäer in einem Größenverhältnis zu übertrumpfen. Die Düne ist 180 Meter hoch und fast drei Kilometer lang, womit sie höher und größer ist als die berühmte Dune du Pilat in Frankreich. Und dabei steht sie einfach irgendwo hier in der Wüste rum und ist völlig unbekannt. Mal wieder faszinierend.

SUV in der Wüste
SUV in der Wüste

Ein paar Scooterfahrer drehten ihre Runden auf der Düne, was natürlich wieder typisch amerikanisch ist. Sobald man etwas mit einem Motor machen kann, macht man es. Einerseits dachte ich mir, wie schade das für die Wüste ist, wenn hier lärmend drüber gefahren wird. Aber andererseits waren wir hier mitten in der Wüste.

Quad fahren in der Wüste
Quad fahren in der Wüste

Wir fuhren wieder zurück zum Highway, wo wir schon nach wenigen Minuten von der Highway Patrol angehalten wurden. Ich erschrak, weil ich ein wenig schneller gefahren bin als erlaubt. Aber zum Glück ging es gar nicht um die Geschwindigkeit. Die Highway Patrol war die Spitze eines Konvois mit einem Schwertransport und sicherte die Straße. Man solle bitte solange stehenbleiben, bis der entgegenkommende Schwerverkehr vorbei wäre.

Wüste von Nevada
Wüste von Nevada

Irgendwie fanden wir das witzig. Ausgerechnet auf dem einsamsten Highway des Landes mussten wir den Verkehr abwarten. Und dann stellte sich dieser Schwertransport auch noch als das heraus, was bei uns ganz normal auf den Autobahnen unterwegs ist: Eben ein Schwertransport, der mit Vorsicht jedoch noch überholt werden könnte. Ja, ja, die Amerikaner. Sie dramatisieren wieder, selbst bei einem etwas übergewichtigen Lkw.

Pony Express-Station
Pony Express-Station

Unseren nächsten Stopp legten wir an einer Holzhütte ein. Sie erinnerte an den Pony Express, der von 1860 bis 1861 auf dieser Route unterwegs war. Nachrichten wurden auf dem Pony Express übermittelt, in dem die Reiter von einer Station zur nächsten Station ritten, um dort ein frisches Pferd übernehmen zu können. Das Thema fand ich ziemlich interessant und es waren auch noch originale Reitwege und Gebäudeteile erhalten geblieben. Doch mit dem Aufkommen der Telegraphie verschwand der Pony Express bereits nach eineinhalb Jahren wieder. Interessant fand ich dabei, dass die Reiter immer ein wenig glorifiziert werden. Doch die eigentlichen Helden waren diejenigen, die sich in den Stationen um die Pferde kümmerten. Denn diese Menschen waren oft tagelang alleine ohne jeglichen Kontakt zu anderen Menschen, außer zu den Indianern, deren Angriffe ganz nebenbei auch noch abgewehrt werden mussten. Es war also auch für die Leute in den Poststationen ganz sicher keine leichte Arbeit.

Durch die weite Landschaft erreichten wir am Nachmittag die Siedlung Austin. Diese Ortschaft hatte es offensichtlich nicht leicht und wirkte wie ein sterbender Ort. Alte verfallene Häuser reihten sich aneinander und viele Geschäfte sowie die kleine Bücherei standen schon lange leer. Es war kein Ort, an dem man lange bleiben wollte. Allerdings tat es uns gerade deswegen leid, dass wir in dem kleinen Motel von Austin waren und nur noch einem Stempel für unser Heft fragten. Aber dieses Motel war nun mal die offizielle Stempelstation von Austin und warb auch groß damit. Doch bleiben wollten wir hier wirklich nicht.

Highway 50
Highway 50

Ganz davon abgesehen hatten wir ja bereits von Modesto aus eine Übernachtung im nächsten Ort gebucht. Das Eureka Gold Country Inn in Eureka war unser Tagesziel. Das privat geführte Hotel hatten wir uns extra rausgesucht, weil die Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten am Highway 50 sehr überschaubar war. Die Dame am Empfang freute sich, uns zu empfangen und schnell merkten wir, dass es sie nicht nur Angestellte ist, sondern, dass ihr das Hotel gehört. So merkt man gleich einen Unterschied in der Freundlichkeit und der Ausstattung.

Schmunzeln mussten wir jedoch, als wir unsere Reservierung sahen. Dort stand geschrieben, der Kunde – also ich – hätte eine sehr starken Akzent und sei nur schwer zu verstehen. Ich schwankte ein wenig zwischen Lachen und empört sein. Denn das gleiche konnte ich von der Hotelbesitzerin behaupten. Denn eigentlich musste ich während unseres Telefonats zwei Tage zuvor nur meine Kreditkartennummer und meine Telefonnummer durchgeben. Und so einsichtig ich hinsichtlich meiner Aussprache sein möchte: Die Ziffern, die ich nannte, wären sehr gut zu verstehen gewesen, wenn im Hintergrund der Rezeption nicht die ganze Zeit kleine Kinder geschrien und dazwischengerufen hätten. Also bitte, starker Akzent. Aber ich nahm es mit Humor, denn dafür war das Zimmer mal wieder ziemlich groß und zeigte sich mit einer ganz guten Ausstattung.

Hotel in Eureka
Hotel in Eureka

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