Der Hudson River Park in New York

Den Central Park in New York kennt man üblicherweise, zumindest dem Namen nach. Er ist der größte Park in der Stadt. Doch der zweitgrößte Park New Yorks ist mindestens ebenso spannend, schön und sehenswert – der Hudson River Park. Beide Parks sind eigentlich gar nicht so weit voneinander entfernt. Der Hudson River Park beginnt oder endet – je nachdem – nur vier Blocks von der Südspitze des Central Parks.

Doch sein anderes Ende ist über sieben Kilometer entfernt. So lang ist der Hudson River Park nämlich. Dabei ist er jedoch sehr schmal, weil es sich eben um den Uferbereich des Hudson Rivers handelt und die dortigen Pieranlagen umfasst. Die Piers waren einst das Symbol des Flussufers und ragten weit in den Hudson hinein. Von ihnen sind noch einige erhalten geblieben. Nicht erhalten geblieben ist die Hochstraße, die einst dort von Nord nach Süd verlief. Das ist wohl auch besser so. Einerseits stürzte im Jahr 1973 ein Abschnitt dieser Hochstraße ein und andererseits sah das einfach nur schäbig aus.

Denn diese Hochstraße wurde sträflich vernachlässigt und es gab Diskussionen, ob man sie mit einer Interstate, also einer Stadtautobahn ersetzen solle. Zum Glück hat man sich in den 1980er-Jahren dafür entschieden, den Hudson River Park anzulegen. Der Umbau dauerte allerdings bis in die 2020er-Jahre und sogar eine der Attraktionen im Hudson River Park wurde erst wenige Monate vor meinem dortigen Spaziergang im Jahr 2023 fertiggestellt.

Wollen wir uns doch mal den Hudson River Park mit seinen einzelnen Elementen und Piers genauer anschauen. Dazu begeben wir uns an die Südspitze von Manhattan, genauer gesagt zum Battery Park. Von dort legen die Schiffe nach Staten Island, Governors Island, Ellis Island und zur Freiheitsstatue ab. Der Battery Park reicht nordwärts am Ufer entlang bis zum Yachthafen am Einkaufszentrum Brookfield Place. Dabei handelt es sich um das Gebäude mit der Glaskuppel gleich neben dem One World Trade Center. Im Inneren des Brookfield Place gibt es übrigens eine Filiale von Amazon Go.

Am Yachthafen spaziert man noch ein sehr kurzes Stück durch eine weitere Grünanlage, durch den Rockefeller Park. Dieser ist aber wirklich sehr klein und es geht einmal nur kurz ums Eck. Und schon steht man am offiziellen Beginn des Hudson River Parks. Nicht zu übersehen ist die Metallstele, auf der der Name zu lesen ist. Von nun an ist man zu Fuß oder mit dem Fahrrad immer am Flussufer in Richtung Norden unterwegs.

Schon gleich zu Beginn befindet sich auf der rechten Seite ein Basketballfeld und kündigt eigentlich das an, was den Hudson River Park ausmacht: Hier wird sich bewegt. Jede Menge Sportplätze reihen sich aneinander, ob das Tennis ist, eine Skateanlage oder eben Basketballfelder. Wer sich dafür nicht erwärmen kann, nutzt die Strecke des Hudson River Parks zum Joggen oder Fahrradfahren, aber mindestens zum Spazierengehen.

Es dauert auch nicht lange, bis die erste Pieranlage betreten werden kann. Es handelt sich um den ehemaligen Pier 25. Die Nummerierung erfolgt von Süd nach Nord und von den ersten 24 Piers ist nichts mehr zu sehen. Also beginnt das Erkunden der Piers im Hudson River Park mit Nummer 25. Dieser hat es schon gleich in sich. Wie ein Finger ragt die Anlage in den Fluss hinein und beherbergt dabei weitere Sportfelder, eine Minigolfanlage und die Möglichkeit, sich am Ende des Piers auf einer der Sitzbänke niederzulassen.

Ein Pier weiter, an Nummer 26 das gleiche Bild: Sportplätze, die einfach so genutzt werden können und in denen man Menschen bei Tai-Chi beobachten kann und wunderbar gestaltete Sitzmöglichkeiten. Am Ende von Pier 26 geht der Weg ein wenig in die Höhe und es wirkt beinahe wie ein kleiner Ausguck rüber nach New Jersey. Doch einen richtigen Ausguck gibt es am Nordrand von Pier 26. Hier wurden Bänke und Tische so gestaltet, wie man es von einer Theke in einer Bar kennt. Doch statt Barkeeper blickt man durch ein Fenster auf den weiteren Verlauf des Hudson River Park. Das alles aus Holz und ganz ohne Graffiti, Müll und dergleichen. Es wirkte bei meinem Spaziergang dort sehr sauber und gepflegt.

Immer wieder gibt es kleine Details im Park zu entdecken, so zum Beispiel die teilweise liebevoll gestalteten Sitzbänke. Der eigentliche Park erstreckt sich zwischen dem Radweg nahe der Straße und dem Fußweg direkt am Ufer. Auf Höhe des Hollandtunnel-Belüftungsschachts, der aus dem Hudson River in die Höhe ragt erstrecken sich mehrere Tennisplätze hintereinander. Hier fand ich es ganz knuffig, dass es Warte-Sitzbänke gibt. Diese sind durchnummeriert und wer auf Parkbank Nummer 1 sitzt, darf als nächstes einen frei werdenden Tennisplatz nutzen. Diejenigen, die auf Bank 2 oder 3 sitzen, rücken anschließend entsprechend auf. Und wie es ausschaut, scheint das sogar zu funktionieren. Sehr schön.

Pier 40 ist wiederum ganz schön in die Breite gegangen und besteht aus mehreren Baseballfeldern mit entsprechenden Parkmöglichkeiten für Autos und weiteren zum Teil überdachten Sporteinrichtungen. Was es dort alles in den Hallen gibt, kann man von außen ablesen. Überhaupt ist die Beschriftung echt klasse. Alle paar Meter sind Stelen installiert, auf denen man ablesen kann, wo man sich befindet und welche Attraktionen an den folgenden Piers zu sehen sind. Sehr praktisch ist auf diesen Karten auch, dass man ablesen kann, welche Straße nach rechts in das Häusergetümmel von Manhattan abzweigt.

So weiß man zum Beispiel, dass Pier 45 mit einer weiteren Grünfläche auf Höhe der 10th Street liegt und man hier nach rechts zur Christopher Street gelangen kann. Daher wird Pier 45 auch als Christopher Street Pier bezeichnet. Hin und wieder wird auch auf Piers aufmerksam gemacht, die gar nicht mehr existieren, während Pier 51 zu einem Kinderspielplatz umgebaut wurde.

Gleich dahinter folgt die Gansevoort Peninsula, also Halbinsel. Bei meinem Besuch im Herbst 2023 war sie noch nicht fertig. Mit einem Bauzaun war dieser Teil abgesperrt und historische Bilder verrieten, wie wenig einladend das Ufer des Hudson Rivers früher aussah. Mittlerweile ist Gansevoort Peninsula eine Art Freibad mit Strand. Diese Infos habe ich aber aktuell selber nur aus dem Netz. Ich werde mir die Halbinsel sicher bei einem meiner nächsten New York-Aufenthalte anschauen.

Ich war schon froh, dass Pier 54 fertiggestellt wurde. Dieser trägt heute den Namen Little Island und ist sehr ungewöhnlich. Auf 280 Säulen, die im Boden des Flusses verankert sind, wurden Betonschalen aufgebracht, die wiederum bepflanzt wurden und im Gesamten eine Grünanlage ergeben. Architektonisch sehr interessant. Und schön ist der Park mit seinem kleinen Amphitheater auch noch. Am Ufer vor dem Pier erhebt sich außerdem noch ein historischer Torbogen. Er gehörte zur Pieranlage, an der das Schiff Carpathia im April 1912 anlegte und Überlebende der Titanic von Bord ließ.

Die Titanic selbst hätte ursprünglich an Pier 59 anlegen sollen. Von diesem sieht man heute nichts mehr. Im weiteren Verlauf folgen weitere Freizeitkomplexe, die ich mir alle aber auch nicht angeschaut habe. Denn ungefähr auf Höhe der 20. Straße, also ungefähr bei Pier 60, bogen wir nach rechts ab, um zwei Blocks später unseren Spaziergang auf der Highline fortzusetzen. Aber das ist ein anderes Thema.

Auf jeden Fall kann ich nur sagen, dass mich der Hudson River Park schwer beeindruckt hat. Dass eine laute rummelige Metropole wie New York es fertig bringt, so einen schönen Park zu gestalten, bzw. einen ganzen Uferabschnitt umzubauen, fand ich sehr schön. Wir sind dem Verlauf des Parks eher zufällig gefolgt, doch beim nächsten Mal möchte ich ihn einmal komplett abschreiten und mir noch genauer anschauen. Zwei, drei Stunden sollte man für die gesamten sieben Kilometer dann jedoch einplanen, weil man immer wieder anhält und sich irgendetwas vor Ort in Ruhe anschauen möchte.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kleine Rechenaufgabe Die Zeit für die Eingabe ist abgelaufen. Bitte aktivieren Sie das Captcha erneut.