Ein Höhepunkt auf unserem Roadtrip durch die USA war die Fahrt über den Highway 50 in Nevada. Und kurioserweise gibt es da nichts. Zumindest fast nichts. Ich schrieb ja bereits in unserem Reise-Forum darüber.

Doch fangen wir von vorne an. Noch bevor wir überhaupt die Reise antraten, noch bevor wir einen Fuß auf die Queen Mary 2 setzten, um den Atlantik zu überqueren, hatten wir den Highway 50 schon als Ziel auserkoren. Der Highway verläuft einmal quer durch die USA von Kalifornien nach Maryland und teilt die Vereinigten Staaten fast in zwei gleich große Teile auf, wenn man Alaska nicht berücksichtigt.

Unsere interessierte jedoch der Abschnitt des Highways, der durch Nevada verläuft. In diesem Bundesstaat ist er rund 400 Meilen lang, also knapp 660 Meilen und verläuft überwiegend durch die Wüste von Nevada.

Das Life-Magazine hat irgendwann in den 1980er-Jahren mal behauptet, die Straße sei die einsamste Straße der USA, was weniger nett, sondern vielmehr abwertend gemeint war. Vermutlich ist irgendein gelangweilter Journalist mal zu Recherchezwecken nach Nevada geschickt worden und hatte keine Lust auf diesen Auftrag. Aber kann dann die Straße etwas dafür?

Das Tourismusbüro in Nevada hat wenigstens Humor bewiesen und daraufhin genau diese Bezeichnung als Marketing-Gag zu verwenden und vermarktet den Highway 50 seither als „Loneliest Highway in the USA“. Und damit Touristen auch kommen, werden sie mit einem Zertifikat belohnt, wenn sie einen Großteil der Straße in Nevada zurücklegen.

Tja, und so etwas lasse ich mir nicht zwei Mal sagen. Ich mache mir einen Spaß daraus, Reise-Diplome dieser Art zu sammeln. Und dieses konnte man erhalten, indem man in mindestens fünf Orten entlang des Highway anhält und sich seinen Aufenthalt mittels Stempel belegen lässt. Damit war unser Vorhaben endgültig geklärt. Denn wenn es auf einer Reise irgendwo Stempel zu sammeln gilt, sind wir dabei.

Wir kamen also frisch aus San Francisco und erreichten Nevada von Westen kommend. Über Reno fuhren wir nach Fernley, dem ersten Ort, in dem wir Stempel mitsamt Stempelheft bekommen sollten. Und beim Stempelheft hat man sich richtig liebevoll Mühe gegeben. Das Heftchen erläutert den gesamten Highway und alles, was es so am Wegesrand zu sehen und zu entdecken gibt.

Und mit Fernley hatten wir zugleich auch schon unseren ersten Stempel. Weiter ging unsere Reise nach Osten und es dauerte gar nicht lange, bis wir Fallon erreichten. Noch empfanden wir die Straße gar nicht als so einsam. In Fallon steuerten wir die örtliche Tourismusinformation an, wo wir begeistert und sehr freundlich empfangen wurden. Neben einem Gästebuch nebst Kaffeeautomaten in einer Sitzgruppe gab es auch noch Geschenke für uns.

Der junge Mitarbeiter verschwand nämlich in einem Hinterzimmer und kam mit zwei T-Shirts und zwei Survival-Trinkbechern wieder zurück, die uns einfach so geschenkt wurden. Wir waren total baff, freuten uns aber natürlich auch. Prompt zogen wir uns die T-Shirts über, denn sie hatten den Aufdruck „I survived the loneliest Highway in the USA“. Wir waren zwar noch nicht am Ende des Highways, aber das Tragen des Shirts ließen wir uns jetzt nicht mehr nehmen.

Hinter Fallon wurde es dann doch spürbar ruhiger auf der Straße. Auf der linken Seite hielten wir zwischendurch an, um die Sand Mountain Recreation Area zu besuchen. Hierbei handelte es sich um eine riesige Sanddüne, an der einige Camper ihr Wohnmobil aufstellten und die Düne mit Scootern rauf- und runterfuhren.

Weniger später hielten wir erneut an. Denn weite Teile der Strecke werden vom ehemaligen Pony-Express begleitet. Dieser war vor dem Ausbau der Eisenbahn und der Telegrafenmasten die schnellste Nachrichtenverbindung im Wilden Westen. Mutige Reiter ritten von Station zu Station, wo sie auf frisch gestärkte Pferde umsatteln konnten. Diese Pony-Express-Stationen waren teilweise nachgebaut und mit Informationsschildern versehen. Die Trasse, auf der die Reiter unterwegs waren, kann man auch heute noch sehen.

Unseren dritten Stempel erhielten wir in einer kleinen Ortschaft namens Austin. Den Stempel bekamen wir in bei einer freundlichen Dame in einem privat geführten Motel. Es tat uns irgendwie leid, dass wir hier nicht übernachten würden, denn Austin hatte Einnahmen von Fremden wohl bitter nötig. In dieser kleinen Ortschaft gab es mehr leerstehende Gebäude als genutzte und vieles wirkte heruntergekommen und machte den Eindruck, zu einer Geisterstadt zu werden. Dabei gab es im Ort sogar ein ziemlich modernes Denkmal, das an die Zeit der Eisenbahn erinnerte.

Hinter Austin änderte sich die Landschaft kurz und wir mussten über eine Art Pass hinweg. Doch als riesiges Gebirge konnte man die sanften Hügel nicht bezeichnen. Dennoch ermöglichten sie einen tollen Ausblick über die weite Ebene Nevadas. Die Nacht verbrachten wir in einem Hotel in Eureka, wo wir gleich den vierten Stempel erhielten.

Eureka bezeichnet sich als die freundlichste Stadt an der einsamsten Straße Nevadas. Nun, die anderen Städte empfanden wir auch als sehr freundlich.

Zertifikat für die Fahrt auf dem Highway 50
Am nächsten Morgen legten wir schließlich die Schlussetappe zurück und fuhren nach Ely. Dort erhielten wir im Tourismusbüro den fünften Stempel und konnten unsere Stempelhefte direkt dort lassen. Anschließend spazierten wir noch durch das kleine Städtchen und warfen auch einen Blick auf das Hotel Nevada.

Das hatte zwar schon bessere Zeiten erlebt, aber immerhin stiegen seinerzeit bedeutende Persönlichkeiten im Hotel ab, darunter Ingrid Bergman, Mickey Rooney, Präsident Lyndon B. Johnson und Stephen King. Einige von ihnen wurden mit einem Stern auf dem Bürgersteig für ihren Besuch in Ely geehrt, vergleichbar mit dem Hall of Fame in Los Angeles.

Uns hatte die Fahrt auf dem Highway viel Spaß gemacht. Zeitweise war es wirklich sehr einsam, aber so eine Einsamkeit findet man auch auf anderen Highways in den USA. Schlussendlich erhielten wir jeder ein Zertifikat, dass bereits zuhause auf uns wartete, als wir nach der USA-Reise wieder in Deutschland ankamen. Die Unterschrift vom Gouverneur ist natürlich eingedruckt, aber immerhin: Es ist eine offizielle Unterschrift des Gouverneurs von Nevada.

Die gesamte Strecke zwischen Fernley und Ely beträgt übrigens 285 Meilen. Hinzu kommt natürlich noch die An- und Abfahrt. Hier noch ein Video für den Eindruck, was einen unterwegs erwartet:
Thank you Nevada!
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Hallo, wo genau in den 5 Städten bekommt man den Pass und den Stempel. Ich beginne die Tour in Ely.
Gruß Peter
Hallo Peter,
wir beendeten die Tour in Ely und konnten dort in der Tourist Information die Pässe abgeben. Dementsprechend erhält man dort sicher auch die neuen Pässe, wenn man in Richtung Westen fährt. In den Pässen steht dann, wo man die Stempel erhält. Ansonsten hilft aber die Tourist Information weiter. Und auf der Tourismusseite von Nevada gibt es auch Kontaktmöglichkeiten.
Viel Spaß und gute Reise.