Nachdem wir Kanada verließen, waren wir mit diesem Roadtrip durch Montana wieder in den USA unterwegs. Nach der eigentlichen Einreise in New York und der Einreise auf dem Landweg nach Alaska war dies nun schon unsere dritte Einreise in die USA in wenigen Wochen. Es würde damit dann aber auch die letzte dieser gesamten Reise sein. Denn von nun an blieben wir in den Vereinigten Staaten und waren teilweise auf den Spuren unseres eigenen Roadtrips von vor drei Jahren.
Wir wollten einige neue Sachen kennenlernen, aber aus verschiedenen Gründen auch einige Orte besuchen, die wir schon vom letzten Mal kannten. Zu den Sehenswürdigkeiten, die wir noch nicht kannten, gehörte der Glacier-Nationalpark im Norden von Montana. Er grenzt zwar direkt an den Waterton Lakes Nationalpark im Nachbarland Kanada, doch eine Fahrt mit dem Auto von einem Nationalpark zum anderen war nur möglich, indem man den entsprechenden Nationalpark verlässt. Das gilt zwar nicht für Wanderer oder Kanufahrer, aber auch diese müssen ihren Grenzübertritt vorher anmelden.
Unser Roadtrip durch die USA
Mit dem Auto verließen wir also den Waterton Lakes Nationalpark sowie Kanada und fuhren entspannt zum Glacier Nationalpark. Wir fuhren an das übliche Mauthäuschen und kauften dort unsere Jahreskarte für die US-amerikanischen Nationalparks. Schon beim letzten Mal hatten wir sie zu schätzen gewusst, denn sie rechnet sich relativ schnell. Das gilt besonders, wenn man – so wie wir – plant, noch weitere Nationalparks aufzusuchen.
Gleichzeitig wurde uns aber auch mitgeteilt, dass Teile des Nationalparks gesperrt seien und wir nur bis zum Logan Pass fahren könnten. Wir erfuhren nicht, wieso. Vielleicht gab es eine Baustelle auf der anderen Passseite, aber so oder so fanden wir das natürlich schade. Trotzdem ließen wir es uns nicht nehmen, die Passstraße hinauf zu fahren, nachdem wir natürlich noch einen kleinen Rundgang durch das Besucherzentrum machten.
Besuch des Glacier Nationalparks
Der eigentliche Plan lautete, dass wir den Pass überqueren und damit den Nationalpark komplett durchqueren würden. Aber wenn das nicht geht, dann ist das halt so. Klar war jedoch, dass die Fahrt zum Logan Pass damit eine fast 30 Kilometer lange Sackgasse sein würde. Diese Sackgasse, die sonst keine ist, trug den verheißungsvollen Namen Going-to-the-sun-Road. Doch von Sonne war auch an diesem Tag leider nichts zu sehen. Es regnete leicht und die dichten Wolken hingen ziemlich tief, sodass manche Gipfel nicht zu sehen waren.
Auch das war schade. Aber wir ließen es uns trotzdem nicht nehmen, an verschiedenen Parkplätzen anzuhalten, um Bilder zu machen und die Aussichten zu genießen. Dazu gehörte zum Beispiel der Blick auf die kleine Insel Wild Goose Island im langgestreckten Saint Mary Lake. Während sich rechts und links die steilen Berge der Rocky Mountains erhoben, fuhren wir langsam und zielstrebig nach oben zum Parkplatz am Logan Pass.
Kleine Wanderung im Glacier Nationalpark
Eigentlich hatten wir einige kleine Wanderungen im Glacier Nationalpark geplant. Aber auf Grund der Wetterlage und auch der teilweisen Sperrung des Parks wäre das blöd gewesen und in einigen Bereichen gar nicht möglich. Daher beschränkten wir uns auf den Besuch des Logan Pass-Besucherzentrums und gingen ein wenig auf dem Schwindel erregenden Highline Trail spazieren. Gut, es ist kein Spazierweg, sondern ein Wanderweg und zwar einer, der es in sich hat. Aber wir schauten ja nur mal kurz rein, damit wir wenigstens einen kleinen Eindruck bekämen.
Anschließend fuhren wir den Berg wieder hinab zum Parkausgang und verließen vorläufig auch die Rocky Mountains. Genau am Übergang zwischen dem Gebirge und der weiter östlich gelegenen Prärie fuhren wir gen Süden und in den Abend hinein. Wir beschlossen, den Tag in Great Falls zu beenden und am nächsten Tag direkt weiter auf der Interstate 15 nach Süden zu fahren.
Roadtrip durch Montana
Damit fuhren wir wieder in die Rocky Mountains hinein und lernten hübsche Kleinstädte kennen. Ennis gehörte zum Beispiel dazu. Diese Stadt überraschte uns mit einer sehenswerten Hauptstraße, an der sich einige Holzhäuser aneinanderreihten. Diese Straße erinnerte an amerikanische Filme, in denen amerikanische Kleinstädte eben genauso dargestellt werden. Man konnte direkt vor einem Geschäft schräg einparken. Es gab einen Gehweg, zum Teil aus Holz – also irgendwie romantisch wirkend. Aber eben auch nicht so, wie man amerikanische Kleinstädte in der Regel erlebt.
Denn die Wahrheit sieht eigentlich anders aus und wird in diesen Filmen meist nicht gezeigt. Insofern war die Main Street von Ennis ein schönes Erlebnis. Schmunzeln musste ich aber bei dem Roadtrip durch Montana auch aus einem anderen Grund. Denn ich erinnerte mich daran, wie ich mal von einer Lokalzeitung an der Ostsee interviewt wurde. Das war damals aus Anlass meiner ehrenamtlichen Radtour durch Deutschland. Der Reporter fragte mich, welchen Eindruck ich denn von Mecklenburg-Vorpommern hätte und ich antwortete ohne zu überlegen: „So stelle ich mir Montana vor“. Der Grund, warum ich das damals sagte, waren die vielen Felder, an denen wir damals gefühlte Stunden entlang radelten, ohne dass sich etwas änderte.
Der Reporter übernahm meine Aussage so wie ich sie sagte und so konnte ich am Tag nach meinem Interview exakt diesen Satz als Schlagzeile in der Zeitung lesen. Aber dass ich mich bei Montana als Synonym für weite amerikanische Maisfelder absolut vertan hatte, wurde mir spätestens jetzt bewusst. Oder anders ausgedrückt, ich hätte nicht Montana als Beispiel für die weiten Felder von Mecklenburg-Vorpommern wählen sollen. Na ja, ich war jung. Ist ja schon fast 20 Jahre her.
Ankunft in Wyoming
Kurze Zeit hinter Ennis genossen wir noch die Fahrt an einem See entlang und gelangten zum westlichen Eingang des Yellowstone-Nationalparks. Diesen kannten wir schon vom letzten Mal, als wir den Nationalpark hier verließen.
Wir zeigten unsere Jahreskarte vor, konnten direkt einfahren und überquerten wenig später die Staatsgrenze zu Wyoming. Im Vorfeld unserer Planung hatten wir uns überlegt, ob wir von den kanadischen Rocky Mountains nach Washington und Oregon fahren sollten oder ob wir noch einmal den Yellowstone Nationalpark besuchen würden. Wir entschieden uns für letzteres. Zum einen ist der Nationalpark wirklich absolut sehenswert und zum anderen fehlte uns noch etwas.
Und zwar hatten wir beim letzten Mal den Grand Prismatic Spring besucht. Er hatte uns wirklich sehr gut gefallen. Ein bisschen bedauert hatten wir damals aber schon, dass wir dieses Naturphänomen nicht von weiter oben beobachten konnten. Was wir damals nicht wussten und auch absolut übersehen hatten, war die Möglichkeit, nach einer kurzen Wanderung zu einem Aussichtspunkt zu gelangen. Und genau von diesem Aussichtspunkt aus hätte man einen tollen Überblick. Das wollten wir dieses Mal nachholen und das war der eigentliche Grund, warum wir den Yellowstone Nationalpark noch einmal besichtigten.
Wapiti, Bisons und ein Koyote im Yellowstone Nationalpark
Wir konnten uns noch gut daran erinnern, dass wir beim Verlassen des Nationalparks an einer Lichtung am Ufer des Madison Rivers vorbeikamen und sich dort stolz ein Wapitihirsch präsentierte. Und wie es der Zufall so wollte sahen wir dieses Mal eine Menschentraube und zahlreiche Autos genau an dieser Lichtung. Das konnte nur eines bedeuten: Wilde Tiere sind hier gerade in diesem Moment zu beobachten.
Und in der Tat. Nachdem auch wir das Auto am Fahrbahnrand abstellten, sahen wir dieses Mal nicht nur ein Wapiti (vielleicht war es ja sogar das Tier von damals), sondern gleich eine ganze Familie. Ein beeindruckendes Erlebnis, wie die Tiere langsam durch den Fluss wateten und von einem Ufer zum anderen wechselten. Das taten sie ganz entspannt und teilweise sogar so langsam, dass man meinen könnte, sie würden hier die Lichtung als Theaterbühne nutzen und sich ein wenig in Szene setzen. War schon schön. Weniger schön waren natürlich wieder einige Mitmenschen, die versuchten, den Tieren so nah wie möglich zu kommen. Teilweise waren es nur noch wenige Meter, die manche Leute Abstand hielten. Das übliche halt, leider.
Toller Ausblick auf den Grand Prismatic Spring
Den Weg führten wir fort und fuhren zunächst einmal am Grand Prismatic Spring vorbei. Denn wir wollten erst einmal diesen Wanderweg aufsuchen und siehe da, da kam plötzlich der Parkplatz hierfür. Übersehen hatten wir ihn damals sicherlich nicht. Aber wir wussten einfach nicht, dass man von hier aus durch den Wald zu einem Aussichtspunkt gelangen könnte. Jetzt wussten wir es und stiefelten natürlich gleich mal los.
Lange dauerte die Wanderung nicht, wir sind ja in den USA. Und oben angekommen konnten wir dann den Grand Prismatic Spring noch viel schöner betrachten als damals schon. Das hat uns sehr gut gefallen und dafür hatte es sich schon gelohnt, ein weiteres Mal in den Yellowstone Nationalpark zu fahren. Und sicherlich würden wir das auch in Zukunft noch ein drittes Mal machen.
Auch der Old Faithful Geysir durfte wieder nicht fehlen
Wir gingen von dem Hügel wieder hinab und fuhren zurück zu dem anderen Parkplatz, um auch dieses Mal wieder eine kleine Runde auf dem Holzbohlenweg am Grand Prismatic Spring zu machen. Wenn man schon mal hier ist, sollte man sich das natürlich nicht entgehen lassen. Ähnlich verhielt es sich mit dem berühmten Old Faithful Geysir. Auch diesen kannten wir schon, aber deswegen würden wir ihn ja nicht ignorieren. Wir stellten unseren Wagen auf dem riesigen Parkplatz ab, gingen zum Geysir und wussten schon anhand der sehr vielen wartenden Besucher, dass der Ausbruch des Geysirs nicht so lange dauern dürfte.
Und tatsächlich mussten wir nur kurz warten, bis der Geysir, fast pünktlich nach 90 Minuten wieder ausbrach und sein Schauspiel zeigte. Ja, der Yellowstone Nationalpark hat uns an diesem Tag wieder sehr viel gegeben und gezeigt. Dabei haben wir immer noch nicht alles gesehen. Doch auch die Bisons und sogar einen Koyoten durften wir noch in Augenschein nehmen. Es hat wieder wunderbar gepasst.
Abschied vom Yellowstone Nationalpark
Doch leider ist auch der schönste Tag irgendwann zu Ende. Und wieder hatten wir aus Kostengründen keine Unterkunft im Nationalpark gebucht. Die Campingplätze waren ohnehin komplett belegt und so blieb uns nichts anderes übrig, als den Park zu verlassen. Das wollten wir in Richtung Süden machen, weil wir ohnehin in diese Richtung fahren wollten. Außerdem kannten wir die Strecke dort noch nicht.
Doch südlich des Yellowstone Nationalparks folgt nach wenigen Kilometern schon gleich der nächste Nationalpark, der Grand Teton Nationalpark. Dieser war für uns daher noch unbekannt. Auf Grund der vorgerückten Uhrzeit konnten wir im Grand Teton Nationalpark zwar nicht mehr viel machen, aber einen kleinen Eindruck für das nächste Mal erhielten wir dennoch. Und ja, auch der Grand Teton Nationalpark zeigt sich mit einer tollen Landschaft. In unserem Fall mit der Sonne, die gerade hinter der Bergkulisse unterging. Traumhaft.
Tolle Eindrücke auch vom Grand Teton Nationalpark
Aber auch hier wäre eine Wanderung nicht wirklich möglich gewesen. Zumindest nicht an dem Ort, an dem wir das Schauspiel der untergehenden Sonne beobachten konnten. Denn dort war der Wanderweg mit dem Hinweis auf eine starke Bärenpopulation komplett abgeriegelt. Nachdem die Sonne komplett verschwunden war und selbst die Dämmerung der Dunkelheit Platz bot, war es nun wirklich so langsam an der Zeit, eine Unterkunft zu suchen.
Die nächstgelegene größere Ortschaft hieß Jackson, südlich des Grand Teton Nationalparks. Doch die einzigen Hotelzimmer, die dort noch zur Verfügung standen, hatten Preis jenseits von Gut und Böse. Ja, das ist eben das Problem hier in der Region. Das hatten wir damals in Cody bei unserem ersten Aufenthalt im Yellowstone Nationalpark auch gespürt: Es ist verdammt teuer, dort zu übernachten. Und da wir ohnehin am nächsten Tag weiter nach Süden fahren würden, waren wir auch nicht bereit dazu, nur für eine Nacht einen so hohen Preis zu bezahlen.
Durch die Dunkelheit zum Hotel
Das hieß aber im Umkehrschluss, dass wir noch einige Zeit durch die Dunkelheit fahren müssten. Durch das Tal des Snake River fuhren wir daher nach Idaho und kamen in Idaho Falls unter. Die Fahrt durch die Dunkelheit war natürlich nicht wirklich angenehm, denn Nachtfahrten in den USA sind wirklich absolut dunkle Fahrten. Anders als auf deutschen Autobahnen, wo man irgendwo immer am Horizont Lichter sieht oder wo die Wolkendecke durch die Lichter einer Stadt erhellt wird, ist es in den USA nachts richtig dunkel – ganz ohne Orientierungspunkte.
Aber wir kamen gut in Idaho Falls an, wo wir auch schon damals eine Nacht verbrachten. Im Gegensatz zu unserem früheren Aufenthalt hatten wir es aber dieses Mal nicht so gut mit dem Hotel getroffen. Es war eine ziemlich heruntergekommene Bruchbude. Doch auch das hatten wir überstanden.
Weiter geht es auf dieser Reise unterwegs in Utah.
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