2018 – Mit dem Wohnmobil durch Deutschland

Dienstag, 4. September

Auf dem Weg nach Templin sind wir am Vortrag über Himmelpfort gestoßen und auf das Thema Weihnachtsmannhaus. Das hat mir nun keine Ruhe gelassen, denn wir hatten ja auf unserer ersten Reise mit dem Wohnmobil durch Finnland, als wir gerade vom Nordkap zurückkamen, auch in Rovaniemi Halt gemacht. Dort befindet sich auf dem Polarkreis ebenfalls ein Weihnachtsmannhaus. Das hatte uns irgendwie ganz gut gefallen und ich dachte mir, dass es so viele ja nicht gibt. Könnte man also auch besuchen.

Weihnachtsmann
Weihnachtsmann

Nur wäre das jetzt von Templin aus wiederum die völlig falsche Richtung. Wir müssten wieder an Lychen vorbei, wo wir ja erst gestern herkamen. Aber andererseits sind wir nicht ganz so oft in Brandenburg und mittlerweile stand auch fest, dass wir unseren anvisierten Zeitplan nicht nur einhalten können, sondern sogar noch ein bisschen Zeit übrig haben werden. Also fuhren wir wieder westwärts und steuerten an diesem Tag zunächst das Weihnachtsdorf Himmelpfort an.

Allee in Brandenburg
Allee in Brandenburg

Wir stellten den Wagen an der Hauptstraße ab, die für diese Region so typisch wirkte: Schotterige Parkstreifen neben einer kopfsteingepflasterten Straße. Rustikal und für uns eher ungewohnt. Schon beim Verlassen des Wohnmobils sahen wir einige kleine Weihnachtsmänner als Deko in eine Mauer eingemeißelt. Es wurden aber noch mehr. Ein großer holzgeschnitzter Weihnachtsmann in Lebensgröße stand vor der hiesigen Postfiliale. Leider hatte diese zu und überhaupt waren wir für den Weihnachtsmann in der Post zu früh dran. Im August ist er noch nicht hier. Aber das wundert mich nicht, denn im August ist der Weihnachtsmann in Rovaniemi. Denn damals hatten wir ihn dort in genau dem Monat gesehen. Und er kann ja nicht überall gleichzeitig sein.

Der Weihnachtsmann von Himmelpfort

Hinter der Postfiliale gibt es noch das Weihnachtsmannhaus mit seinem Wohnzimmer. Hier empfängt er vermutlich seine Gäste. Alles war weihnachtlich eingerichtet und man konnte das Zimmer auch betreten. Irgendwie nett. An einer Straßenkreuzung sahen wir noch einen weiteren Weihnachtsmann zwischen einigen Nadelbäumen. Wir konnten uns gut vorstellen, wie das wohl im Dezember wirken mag. Sehr schön.

Gedenkstätte Carinhall
Gedenkstätte Carinhall

Nach dem Besuch beim Weihnachtsmann setzten wir unsere Fahrt in Richtung Osten fort und reisten nicht nur mit dem Wohnmobil durch Deutschland, sondern auch über die typischen Brandenburger Alleen. Hin und wieder verließen wir diese auch und fuhren durch kleine Straßen in diversen Wäldern. Hier waren wir recht überrascht, wie weit man mit einem Privatfahrzeug in einen Wald fahren darf. Das hatten wir bereits in der Oberpfalz gesehen, aber hier eben auch. Wir stellten uns vor, wie wir mit unserem Wohnmobil in Nordrhein-Westfalen in einen Wald fahren würde. Undenkbar. So ziemlich jeder Waldweg ist bei uns mit einer Schranke versperrt und die Einfahrt ohnehin nicht erlaubt. Hier in Brandenburg schien das aber nicht wirklich ein Problem zu sein.

Zufahrt zu Carinhall
Zufahrt zu Carinhall

Erinnerungen an die dunkle Geschichte des Landes

Auf unserer Liste stand nun abermals ein Punkt, der an die dunkle Zeit Deutschlands erinnert. Göring hatte in der Schorfheide, durch die wir gerade fuhren, ein riesiges Anwesen. Wir wussten, dass davon zum Glück nicht mehr viel übrig ist, aber von den Überresten brauchten wir dennoch eine Aufnahme. Ein wenig befremdlich wirkte es schon, dass wir mehrere Gedenkstätten aufsuchten und neben dem Obersalzberg dann auch noch zu Carinhall fuhren. So hieß das Anwesen von Göring, das ziemlich einsam in einem der weiten Wälder lag. Über den kleinen Waldweg erreichten wir den einstigen Platz von Westen aus. Ein bisschen rumpelig war die Fahrt, aber ein Zurück gab es nach einer gewissen Entfernung dann auch nicht mehr – der sogenannte Point of no return.

Blick auf den Grimnitzsee
Blick auf den Grimnitzsee

Dort, wo einst das Bauwerk stand, befindet sich heute nur noch ein Informationsschild. Ein paar Meter folgten wir auch mal zu Fuß den Trampelpfaden tiefer in den Wald hinein und wir konnten uns gut vorstellen, dass man hier noch auf irgendwelche Spuren stoßen würde. Aber das war nicht unser Ansinnen. Wir fuhren weiter und erreichten die östliche Zufahrt von Carinhall. Dort standen noch die zwei Pfeiler rechts und links des Wegs, was den Eingang zu Carinhall markierte. Ein wenig seltsam fanden wir die beiden kleinen Häuser, offensichtlich Ferienhäuser hier einsam im weiten Waldareal. Wer will denn gleich neben dem einstigen Landsitz von Göring übernachten?

Naturbeobachtungsstation Grimnitzsee
Naturbeobachtungsstation Grimnitzsee

Naturbeobachtung in der Uckermark

Wir wollten lieber weiter und waren auch nicht traurig darüber. Unser nächstes Ziel war das Dorf Altkünkendorf. Dort wollten wir zum Infomationsstützpunkt des Weltnaturerbes Buchenwald Grumsin. Der Ort liegt östlich der Autobahn 11, die wir damit überqueren mussten. Große Verwirrung brachte uns jedoch mal wieder ein Umleitungsschild bzw. eine Straßensperre, die irgendwo voraus in Richtung Angermünde sein sollte. Und nach Angermünde wollten wir im Anschluss von Altkünkendorf. Na, das lief ja wieder genauso, wie wir es auch in anderen Regionen des Landes kannten.

Gänse am Grimnitzsee
Gänse am Grimnitzsee

Also hielten wir erstmal an und orientierten uns, welche Möglichkeiten es geben würde. Ganz so offensichtlich war das nicht, aber dennoch wagten wir die Fahrt über Althüttendorf nach Altkünkendorf und das klappte sogar. Dabei kamen wir außerdem am Ostufer des Grimnitzsees vorbei und sahen eine Naturbeobachtungsstation mit einer kleinen Aussichtsplattform auf die Vogelwelt des Sees. Das war ein guter Anlass, um eine Pause zu machen und ein wenig zu essen, während wir die Vögel beobachten konnten. Es war so still und abgeschieden, wie man es in Deutschland nur selten erlebt. Es gefiel uns gut hier.

Gänse am Grimnitzsee
Gänse am Grimnitzsee

Konfluenzpunkt in Angermünde

Infostation in Altkünkendorf
Infostation in Altkünkendorf

Das Informationszentrum in Altkünkendorf hatte an dem Tag leider geschlossen, da kann man nichts machen. Daher fuhren wir direkt weiter nach Angermünde. Bevor wir aber in den Ort hineinfuhren, steuerten wir etwas außerhalb am südlichen Ortsrand erst den Parkplatz der Bundespolizei an. Denn ausgerechnet auf dem Parkplatz befindet sich einer der 44 Konfluenzpunkte in Deutschland. Und da wir diese sammeln und irgendwann mal vollzählig haben wollen, machten wir auch dort ein Foto von unserem GPS-Gerät am Konfluenzpunkt. Ein bisschen mulmig war mir schon, weil ich mich beobachtet fühlte, wie ich neben dem Parkplatz hin- und herlief, um dann ein Foto von der Behörde bzw. von den Einsatzfahrzeugen zu machen. Zumindest so muss das für die Beamten ausgesehen haben.

Fuhrwerke bei Strafe verboten
Fuhrwerke bei Strafe verboten
Konfluenzpunkt bei der Polizei
Konfluenzpunkt bei der Polizei

 

In Angermünde steuerten wir den kleinen Wohnmobilstellplatz an, hatten jedoch nicht die Absicht dort zu übernachten. Vielmehr spazierten wir von der südlichen Stadtmauer einmal quer durch die Altstadt bis zum nördlichen Mündesee. Dort gab es einen Skulpturenpfad, den wir außerdem aufsuchten, bevor wir uns langsam wieder unserem Wohnmobil näherten. Wir warfen auch noch einen Blick in die Kirche von Angermünde und wurden prompt wieder einmal von der deutschen Geschichte eingeholt. Denn ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt gab es eine Fotoausstellung über die Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg.

Willkommen im Nationalpark Unteres Odertal
Willkommen im Nationalpark Unteres Odertal

Ankunft an der Oder

Östlich von Angermünde fuhren wir auf die Bundesstraße 2 und fuhren prompt in die falsche Richtung. Ein nagelneuer Kreisverkehr war unserem Navi noch unbekannt und so war die Ansage falsch von mir zu verstehen und wir fuhren genau in die falsche Richtung wie eigentlich geplant. Bei diesem Teilstück der Bundesstraße konnte man ausgerechnet nicht mal eben wenden, so dass wir erst nach geschlagenen vier Kilometern zum Stehen und Wenden kommen konnten. Eigentlich schade, denn auf der Bundesstraße war absolut nichts los. So ein Verkehrsaufkommen würde ich mir oft in NRW wünschen. Dennoch, es waren vier Kilometer hin und vier Kilometer zurück.

Kraniche im Unteren Odertal
Kraniche im Unteren Odertal

Und letztendlich fuhren wir dann doch in die falsche Richtung. Denn wir reisten nach Stolpe an der Oder. Schön dort, keine Frage. Aber wir mussten da gar nicht hin. Ich weiß nicht, warum ich mir die Koordinaten aufgeschrieben hatte. Vermutlich hatte ich das mal geplant, dort hinzufahren und es dann verworfen. Aber ich hatte vergessen, dass ich es verworfen hatte. Na ja, aber wie gesagt, in Stolpe ist auch schön. Vor allen Dingen hatten wir dort zufällig ein Paar Kraniche sehen können. Alleine dafür hat es sich natürlich schon gelohnt, versehentlich nach Stolpe gefahren zu sein.

Die Oder
Die Oder

Kraniche im Nationalpark Unteres Odertal

Bei Schwedt überquerten wir die Oder und fuhren nach Polen. Da waren wir auch schon lange nicht mehr und wir wollten mal wieder einkaufen gehen. Unsere Vorräte waren ziemlich gut gefüllt, aber das was wir in Tschechien und jetzt in Polen kauften, war ja nicht für den sofortigen Verzehr bestimmt, sondern für die Zeit nach der Reise. Auf polnischer Seite fuhren wir also parallel zur Oder nordwärts nach Gryfino, wo wir uns schon im Vorfeld einen Supermarkt ausgeguckt hatten. Wir erfreuten uns an dem reichhaltigen Angebot und an den Waren, die es bei uns so in dieser Form nicht gibt. Moni meinte erst, ein Körbchen würde reichen, doch ich sollte Recht behalten, dass es wohl besser wäre, wenn jeder einen Einkaufskorb in der Hand hält. Hätten wir einen Einkaufswagen genommen, dann hätten wir den wohl auch voll bekommen.

Grenzpfosten an der Oder
Grenzpfosten an der Oder

Nach dem Einkauf überquerten wir erneut die Oder und fuhren nach Mescherin. Dort fanden wir einen ruhigen Übernachtungsplatz auf dem örtlichen und kleinen Campingplatz. Als wir dort ankamen, erinnerte ich mich daran, dass ich schon im Jahr 2001 in Mescherin übernachtete, als ich mit dem Fahrrad durch Europa radelte. Erkennen konnte ich nichts mehr, aber der Name kam mir bekannt vor und so blätterte ich online in meinen eigenen Reiseberichten, um das zu prüfen. Wieder einmal. Erst die Aktion mit dem Youtube-Video in der Rhön, später der Blick in den Reisebericht bei Chomutov in Tschechien und jetzt hier. Mir kam es beinahe so vor, als wäre ich auf den Spuren meiner damaligen Fahrradreise.

Oder im Nationalpark
Oder im Nationalpark

Abgeschiedener Campingplatz an der Oder

Nachdem wir auf dem Campingplatz eincheckten, was hier noch mit einem Eintrag in ein schweres Buch geschieht – ein Computer war weit und breit nicht zu sehen – gingen wir nochmal zu Fuß los. Wir wollten nochmals ans Ufer bzw. in Richtung Grenzübergang. Dort steht man nämlich mitten im Nationalpark Unteres Odertal, genauer gesagt, auf einem dortigen Aussichtsturm. Und von dort konnte man wieder herrlich zahlreiche Vögel in der Abendstimmung in den Oderauen beobachten. Das war ein schöner Abschluss für einen mal wieder erfolgreichen Reisetag.

Blick vom Aussichtsturm
Blick vom Aussichtsturm
Alter Wagen
Alter Wagen

Mittwoch, 5. September

Es war mal wieder eine wunderbar ruhige Nacht. Unseren heutigen Tag starteten wir mit einer gemütlichen Fahrt auf der Autobahn 20 in nördliche Richtung. Wir spürten aber bereits, dass unsere Reise mit dem Wohnmobil durch Deutschland sich so langsam dem Ende neigen würde. Denn wir hatten ja nun den am weitesten entfernten Punkt im Ostern erreicht und von nun an würden wir uns langsam wieder der Heimat nähern.

Höchster Berg in Mecklenburg-Vorpommern
Höchster Berg in Mecklenburg-Vorpommern

Doch einiges stand noch auf unserem Programmzettel. So zum Beispiel die Besteigung des höchsten Punktes in Mecklenburg-Vorpommern. Ja, auch dieses allgemein eher flache Bundesland hat einen höchsten Punkt. Fast 180 Meter ragen die Helpter Berge in die Höhe. Wir stellten unser Wohnmobil an einem Feldrand ab und gingen neben dem Feld in den Wald hinein. Und tatsächlich stieg der Weg im Wald sogar ein wenig an. Oben angekommen, standen wir mitten im Wald und hatten keinerlei Aussicht. Doch dafür konnten wir uns in eine Art Gipfelbuch eintragen bevor wir uns an den nicht wirklich mühevollen Abstieg machten.

Mühle-Spiel an den Mühlen
Mühle-Spiel an den Mühlen

Die Mühlen von Woldegk

Auf dem Weg zu den Helpter Bergen sahen wir auf der Autobahn das braune touristische Hinweisschild für die „Windmühlenstadt Woldegk“. Das machte uns ein wenig neugierig, hatten wir doch noch nie etwas davon gehört. Und da Woldegk der nächstgelegene Ort ist, fuhren wir einfach mal hin und schauten uns dort um. Am nördlichen Ortsrand gibt es tatsächlich ein Mühlenmuseum mit mehren Windmühlen. Hat uns sehr gut gefallen, aber besonders drollig fanden wir das große Mühlespiel, dass zwischen den richtigen Windmühlen auch noch in den Boden eingelassen wurde. Das passte irgendwie gut hinein, dürfte wohl am Namen liegen.

Mühle in Woldegk
Mühle in Woldegk
Mühlen in Woldegk
Mühlen in Woldegk

Von Woldegk in der wirklich ruhigen und schönen Uckermark aus ging es dann weiter zu einer Tourismushochburg. Wir fuhren geradewegs auf die Insel Usedom. Wir erreichten die Insel über die Peenebrücke bei Wolgast und waren erschrocken, wie voll es plötzlich war. Lange Schlangen bildeten sich, um den Ort durchqueren zu können. Gut für uns: Der Stau war auf der Gegenfahrbahn. Aber so oder so war das ein mittlerweile ungewohnter Anblick. Wir durchquerten Deutschland bis jetzt auf relativ vielen ländlichen und leeren Straßen. Den einzigen dichteren Straßenverkehr in den letzten zwei Wochen hatten wir eigentlich nur in Torgau, weil da die Stadt großräumig abgeriegelt war.

Museum in Peenemünde
Museum in Peenemünde

Enttäuschung auf Usedom

Aber ansonsten konnten wir uns kaum an Stau erinnern. Wie auch, wenn man auf der A 20 unterwegs ist und man sich wie der letzte Überlebende auf Erden fühlt? Auf Usedom sah das nun ganz anders aus, obwohl wir nur den nördlichen Teil der Insel besuchten. Zugegeben, die Parkplätze in Strandnähe waren nahezu leer. Das dürfte aber dem schlechten Wetter anzulasten sein. Der Himmel war voll mit dunklen Wolken und es wirkte beinahe schon herbstlich.

Das Museum erinnert an Zechen im Ruhrgebiet
Das Museum erinnert an Zechen im Ruhrgebiet

Ganz anders allerdings der Parkplatz am Museum in Peenemünde. Dort, wo die V2 entwickelt wurde, wollten wir uns die dazugehörige Ausstellung anschauen. Aber, um es mal vorwegzunehmen, wir waren nachher irgendwie enttäuscht. Enttäuscht von der Darstellung innerhalb des Museums. Zunächst mal befindet man sich auf einer Freifläche, die uns sehr an die Zechenanlagen im Ruhrgebiet erinnerten. Später, im Inneren der Gedenkstätte, war die Luft extrem stickig und die Ausstellung wirkte wie wild zusammengewürfelt. Auch der Rundgang erschien uns nicht schlüssig. Auf einem Weg, der eigentlich klar markiert war, kamen uns plötzlich Besucher entgegen und uns ist nachher genau das gleiche passiert. Alles wirkte konfus und darüber hinaus teilweise auch ein wenig in die Jahre gekommen.

Im V2-Museum Peenemünde
Im V2-Museum Peenemünde

Gedenkstätte Peenemünde

Aber auch so mancher Besucher hat sich sehr seltsam verhalten. So gab es zum Beispiel Fernseher bzw. Informationsbildschirme, an denen klassische Kriegsszenen in schwarz-weiß gezeigt wurden. Ein ungefähr sieben Jahre altes Kind schaute sich die Explosionen und Erschießungen an diesem Bildschirm an und ich wollte gerade in die Menge rufen, wem eigentlich das Kind gehöre. Meiner Meinung nach ist das nicht das richtige Programm für Kinder in diesem Alter. Doch mir kam der Vater zuvor, der zu seinem Sohn kam, gerade als die Doku zu Ende war. Das Kind beklagte sich darüber, dass es zu laut gewesen sei, woraufhin der Vater lediglich antwortete, dass der Sohn doch beim nächsten Mal besser den Kopfhörer nicht so nah ans Ohr halte. Beim nächsten Mal? Mann, mann, mann…

V2 in Peenemünde
V2 in Peenemünde

Unpassend fanden wir auch den überdimensionalen Strandkorb, der in der Nähe der V2-Rakete aufgestellt war. Nichts gegen den Strandkorb, der war witzig. Aber er gehörte einfach nicht in das Freigelände einer Raketenversuchsanlage – ein Ort, an dem Waffen entwickelt wurden. Was sollte der Strandkorb wohl vermitteln? Dass man den todbringenden Raketenstarts gemütlich aus dem Strandkorb zuschauen kann?

Raketengelände auf Usedom
Raketengelände auf Usedom

Zurück zum Festland

Nein, uns enttäuscht die Gedenkstätte auf ganzer Linie. Auf dem Weg zurück zum Festland hielten wir noch an einem der großen, leeren Parkplätze an, um wenigstens mal am Strand der Ostsee gewesen zu sein. Auch das sahen wir nicht ganz so positiv, denn selbst für nur einen kurzen Stopp musste man ein Parkticket ziehen. Schade eigentlich. Wir machten das zwar und zahlten, weil bei unserem Glück vermutlich wirklich kontrolliert würde. Aber eigentlich standen wir dort keine 15 Minuten. Wenn ich da an die Parkplätze an den skandinavischen Küsten denke und das damit vergleiche, dann habe ich eigentlich keine Lust mehr auf deutsche Ostseeküste.

Weg zum Strand
Weg zum Strand
Strand auf Usedom
Strand auf Usedom

Wir fuhren wieder zum Festland zurück und freuten uns, dass sich der Stau aufgelöst hatte. So konnten wir relativ schnell Greifswald erreichen. Hier wollten wir eigentlich den Tag enden lassen und vom zentral gelegenen Wohnmobilstellplatz aus gemütlich durch die Altstadt schlendern. Aber als wir den Stellplatz sahen, machten wir sofort kehrt. Direkt an der nächsten Einfahrt wendeten wir und verließen die Straße mit dem Stellplatz beinahe fluchtartig. Ein anderer Wohnmobilist, der gerade vom Stadtbummel zurückkam und uns wenden sah, dachte scheinbar, wir hätten die falsche Einfahrt genommen und hat uns noch nett gewunken, damit wir die richtige Einfahrt finden.

Enger Stellplatz in Greifswald
Enger Stellplatz in Greifswald

Doch wir wollten ja gar nicht mehr rein, denn wir konnten beim besten Willen nicht verstehen, wie man sich auf so einen engen Wohnmobilstellplatz quetschen möchte. Gemütlichkeit und Brandschutz sind hier vermutlich das letzte, was man hört. Wir haben schon hunderte, nein tausende Wohnmobilstellplätze gesehen. Doch dieser hier ist das absolute Paradebeispiel für „zu eng“.

Abends in Putbus
Abends in Putbus

Spontane Fahrt nach Rügen

So fuhren wir weiter nach Stralsund, wo es gleich drei Wohnmobilstellplätze gibt. Der erste, noch etwas außerhalb, war proppevoll, so dass wir zur Rügenbrücke fuhren. Dort befinden sich in unmittelbarer Nähe zu einer Tankstelle und zur Brücke die beiden anderen. Doch diese sagten uns rein optisch überhaupt nicht zu und schienen uns in der Nacht auch ein wenig voll zu sein. Ja, wir waren mittlerweile anspruchsvoll geworden. Vor allen Dingen die Ruhe in der Nacht war uns nach anstrengenden Tagen extrem wichtig. Also machten wir das, was wir am heutigen Tag noch gar nicht vorgehabt hatten: Wir fuhren rüber nach Rügen. Das war nicht geplant, aber egal.

Der erste Stellplatz, den wir auf der Insel ansteuerten, befand sich im Süden der Stadt Bergen, direkt in einem Gewerbegebiet. Eigentlich war der Platz okay, aber wir fragten uns, was wir hier tun sollten. Es gab nichts in der Umgebung, wo wir noch zu Fuß hätten hingehen können und eng war es eigentlich auch hier. Daher suchten wir den nächsten Platz auf. In unserer App wurde ein Wohnmobilstellplatz in Putbus empfohlen, allerdings würde die Rezeption dort um 18 Uhr schließen und danach käme man nicht mehr auf den Platz. Wir hatten 20 vor 6 und die Fahrzeit laut Navi würde 15 Minuten betragen. Na, dann los.

Sonnenuntergang auf dem Stellplatz
Sonnenuntergang auf dem Stellplatz

Schöner, aber komplizierter Wohnmobilstellplatz

Pünktlich kamen wir noch an und wurden freundlich empfangen. Und wir wären wirklich nicht mehr auf den Platz gekommen, wenn die Dame am Empfang weg gewesen wäre. Hm, das halten wir dann eher für einen Campingplatz als für einen Wohnmobilstellplatz, aber für heute war uns das egal. Kompliziert wurde es nur durch die Anmeldeprozedur. Wir erhielten einen Token, der mit einem Geldbetrag aufgeladen wurde. Mit diesem Token würde sich dann die Schranke öffnen und wir könnten damit in das Sanitärgebäude und auch die Dusche nutzen. Ein bisschen seltsam war es schon, dass alleine durch das Betreten des Sanitärgebäudes Geld vom Token abgebucht würde. Denn was ist, wenn man nach dem Duschen seine Duschgel in der Kabine lässt? Dann muss man dafür bezahlen, nur um sein Duschgel da rauszuholen.

Problematisch wurde es auch kurz durch die Tatsache, dass für den Token Pfand verlangt wurde, in bar. Bargeld hatten wir leider keines. Doch die Dame empfahl uns einen Geldautomaten am Hafen von Putbus. Er wäre nicht weit weg und sie würde warten. Das war nett. Blöd war nur wiederum, dass der Geldautomat eine Gebühr verlangte. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal eine Gebühr zum Abheben von Bargeld zahlen musste. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das überhaupt jemals musste.

Abendspaziergang in Putbus

Wie auch immer. Schnell waren wir wieder zurück und sollten nun noch angeben, ob wir Strom bräuchten. Wir verneinten das und hörten dann, dass wir uns sonst schon eine Stromsäule hätten aussuchen müssen. Auch das fanden wir seltsam und unpraktisch. Es kommt oft genug vor, dass man auch mal die Parzelle wechselt, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht weil die Sonne blendet, der Nachbar zu laut ist oder man keinen gescheiten Fernsehempfang hat. Für all diese Gründe sollte eigentlich immer die Möglichkeit bestehen, von Parzelle zu Parzelle zu wechseln, wenn irgendwo etwas frei ist. Obwohl auch das nicht immer der Fall ist, wie wir bei unserer diesjährigen Wohnmobiltour durch den Kellerwald feststellen mussten. Hier war es nun so, dass man sich auf Parzelle und Stromsäule festlegen musste, obwohl man den Platz noch gar nicht gesehen hatte.

Waldweg zum Kreidefelsen
Waldweg zum Kreidefelsen

Na ja, aber wir brauchten ja keinen Strom. Unseren Kastenwagen stellten wir am Rande des Platzes ab und spazierten dann noch mal in Ruhe zu Fuß zum Hafen hinunter. Lange blieben wir nicht, weil wir noch etwas essen wollten und weil wir das Sanitärgebäude nutzen wollten. Denn das moderne und wirklich tolle Sanitärgebäude würde um 21 Uhr schließen. Danach gibt es nur noch die Toiletten im benachbarten Holzhaus. Praktisch ist das nun wirklich nicht, aber die Duschräume waren trotzdem einfach nur toll.

Donnerstag, 6. September

Sah das Wetter am Vorabend nicht ganz so prickelnd, so war es an diesem Tag wiederum sehr schön und wir wurden von strahlend blauem Himmel begrüßt. Unser Ziel auf Rügen war natürlich der berühmte Kreidefelsen im Nationalpark Jasmund. Wir fuhren sehr früh los, bekamen unseren Pfand zurück und steuerten über Prora auf Sassnitz zu. Leider trafen wir wieder einmal auf Hinweisschilder, dass der direkte Weg zum angestrebten Parkplatz gesperrt sei. Wir wussten schon gar nicht mehr, wie viele Umleitungen wir auf dieser Reise in Kauf nehmen mussten.

Herthasee im Nationalpark Jasmund
Herthasee im Nationalpark Jasmund

Der Umweg führte uns großräumig über Sagard und über extrem holperige Kopfsteinpflasterstraßen. Am Großparkplatz Hagen hätte man sogar auch übernachten können und es sah sogar ganz passabel aus. Vermutlich wären wir dann sogar noch am Vorabend zum Kreidefelsen gegangen. Aber dann hätten wir eben nicht so ein schönes Wetter gehabt. So konnte die Sonne nun am frühen Morgen die Felsküste viel besser beleuchten. Und früh am Morgen war es zum Glück immer noch. Trotz des Umwegs und der Fahrerei waren wir so früh am Ausgangspunkt, dass wir den Wanderweg durch den Wald fast alleine bewältigen.

Kreidefelsen auf Rügen
Kreidefelsen auf Rügen

Wanderung durch den Nationalpark Jasmund

Nur wenige Personen gingen vor oder hinter uns in dieselbe Richtung. Und noch weniger, praktisch keiner, kam uns entgegen. Das war ziemlich angenehm. Wir spazierten am Herthasee vorbei und gingen zur Viktoriasicht. Wir hatten schon im Vorfeld gelesen, dass dieser kostenlose Aussichtspunkt eigentlich reichen würde. Und ja, so war es auch. Mehr brauchten wir nicht. Im Gegenteil, denn das was es dort zu sehen gibt, kannten wir von anderen Orten ein wenig imposanter. Oder anders gesagt, wir empfanden die Kreidefelsen auf Rügen als etwas überbewertet. Erst wenige Tage zuvor sind wir ja mit der Queen Elizabeth durch den Ärmelkanal gefahren. Schon da haben wir uns lieber mit einem anderen Reisepärchen unterhalten, als den Blick auf die Kreidefelsen von Dover zu werfen. Denn diese haben wir schon etliche Male gesehen. Außerdem kennen wir die Kreidefelsen an Møns Klint in Dänemark sowie die wunderbaren Kreidefelsen in der Normandie.

Blick in die Tiefe am Kreidefelsen
Blick in die Tiefe am Kreidefelsen

Daher konnten uns die Kreidefelsen auf Rügen überhaupt nicht beeindrucken. Natürlich sind sie etwas Besonderes für die deutsche Küstenlandschaft und das Wahrzeichen von Rügen. Aber sie können eben nicht mit denen mithalten, die es woanders in  größerer und kostenloser Ausführung gibt. Als wir wieder durch den Wald zurück spazierten, kamen uns mittlerweile sehr, sehr viele Menschen entgegen. Wir konnten uns ganz gut vorstellen, wie voll das nun am Königsstuhl bzw. an der Viktoriasicht werden würde und waren mal wieder froh, an solchen Tagen zu den Frühaufstehern zu gehören.

Rügenbrücke bei Stralsund
Rügenbrücke bei Stralsund

Mit dem Wohnmobil über Rügen

Wir überquerten die gesamte Insel Rügen bis zu ihrem Ende und planten, irgendwann wiederzukommen. Denn grundsätzlich gefiel uns das, was wir von Rügen sahen. In Altefähr hielten wir noch kurz am Hafen an und machten ein paar Panoramaaufnahmen von Stralsund. Denn nach größeren Stadtbesichtigungen war uns jetzt nicht wirklich so recht. Außerdem hatten wir noch eine Verabredung mit einem Freund westlich von Stralsund, der bei sich zu Hause mit Kuchen auf uns wartete. Da wir uns wegen der Entfernung relativ selten sehen, war uns das ohnehin wichtiger. Und außerdem war der Kuchen sehr lecker, aber das erfuhren wir ja erst als wir da waren. Danke nochmals an dieser Stelle. Wir blieben ein paar Stunden und hatten eine gemütliche Runde am Nachmittag. Die hätte ich auch gerne weiterführen können, denn als wir bei unserem Freund auf der Couch saßen, merkte ich, dass das einfach mal gut tat.

Blick auf Stralsund
Blick auf Stralsund

11 Kommentare zu „2018 – Mit dem Wohnmobil durch Deutschland“

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