Es war soweit, wir verließen das Schiff und waren endlich wieder in den USA. Die Einreise funktionierte absolut problemfrei und wir konnten gleich im Anschluss in ein Taxi steigen. Wie schon bei unserem letzten Roadtrip durch die USA wählten wir ein Hotel in Brooklyn aus, weil das relativ gut erreichbar war und auch das Preis-Leistungsverhältnis stimmte. Zwei Mal waren wir schon in diesem Hotel und hatten gute Erfahrungen damit gemacht.
Und siehe da: Wir waren zwar ein wenig zu früh im Hotel, doch man bemühte sich, dass wir dennoch so schnell wie möglich unser Zimmer beziehen konnten. So warteten wir keine halbe Stunde und bekamen die Karte für eines der Zimmer, das wir schon einmal hatten. Was für ein Zufall und noch viel schöner: Bisher hatten wir bei diesem Hotel immer einen tollen Ausblick auf Manhattan.
Dort wollten wir natürlich als nächstes hin. Es war Sonntagmittag und wir hatten unseren Mietwagen für den anstehenden Roadtrip durch die USA und Kanada erst für den nächsten Tag reserviert. Also hatten wir jetzt genügend Zeit, uns ein wenig in New York aufzuhalten. Außerdem wollten wir noch zu einem bestimmten Fotogeschäft, das ziemlich gut sein sollte. Wollen wir mal sehen.
Mit der Subway nach Downtown
Gleich vor dem Hotel befindet sich die U-Bahnstation und dementsprechend schnell waren wir in der Subway. Gut, dass wir uns schon auskannten. Nur bei den Tickets mussten wir nochmal überlegen, was wir wollten. Beim letzten Mal hatten wir ein Mehrtagesticket. Doch dieses Mal würde es sich natürlich nicht lohnen. Absolut gewohnt fuhren wir bis zum Times Square und sogen erst einmal den Lärm dieser Großstadt in uns auf.
Ich ließ es mir nicht nehmen, mir dieses Mal an einem der Straßenstände einen Hotdog zu kaufen. Beim letzten Besuch verzichtete ich darauf, doch dieses Mal wollte ich einfach mal am Times Square an einem klassischen Würstchenwagen eine Kleinigkeit kaufen. Erledigt. Anschließend schlenderten wir durch die Hochhausschluchten in Richtung 9th Avenue. Dort befindet sich der B&H Photo-Shop. Wir brauchten noch eine spezielle Speicherkarte und hatten uns schon vorab über die deutlich günstigeren Preise in New York erkundigt.
Riesiger Fotoladen in Manhattan
Dabei stießen wir auf diesen Laden und waren schon im Netz von den Bewertungen und von den Bildern des Ladens ganz beeindruckt. Vor Ort wurde dieser Eindruck bestätigt. Es handelt sich um einen riesigen Laden auf zwei Etagen, der bei uns in Deutschland mit einem gewöhnlichen Elektroladen vergleichbar wäre. Nur, dass es hier ausschließlich um das Thema Fotografie geht. Also keine Waschmaschinen, Telefone oder Fernseher. Nur Kameras, Objektive, Stative und was nicht noch alles zu dem Thema gehört. Es gab auch nicht nur drei oder vier Kassen sondern zahlreiche.
An einer Schlange stand man an, um zu einer der vielen Kassen zu gelangen. Dort bezahlte man seine Ware, die man direkt im Anschluss an einer Ausgabestelle abholen konnte. Es lief hier deutlich anders als bei uns. Beeindruckend und gut. Nur ein paar Blocks weiter befindet sich das neu entwickelte Viertel namens Hudson Yards. Dazu zählt ein ganz neuer, moderner und futuristischer Aussichtsturm mit dem Namen Vessel. Er besteht eigentlich nur aus Treppen, die die Form einer Vase bilden und im Auf und Ab nach oben führen.
Das wollten wir unbedingt sehen, doch wir wussten nicht, dass man sich vorab im Netz eine Reservierung besorgen muss. So kamen wir zwar an diesem Tag nicht hinein, doch das störte uns nicht. Denn wir wussten ja, dass wir in einigen Wochen wieder in New York sein würden und merkten uns das dann für später vor. Gleich neben dem Vessel beginnt die Highline, die wir auch noch nicht besucht hatten.
Unterwegs auf der Highline in New York
Die Highline ist eine ehemalige Bahntrasse, die zu einem Fußgängerweg umgestaltet wurde. Durch die Tatsache, dass die Bahn eine Hochbahn war, läuft man heute also nicht ebenerdig, sondern auf Brücken zwischen den Hochhäusern entlang. Bis zu einem Kunstmuseum, wo die Highline nach einem langen Fußmarsch ihr Ende findet, ist die Trasse teils begrünt und mit einigen kleinen Sitzgelegenheiten ausgestattet. Richtig nett gemacht und sollte man sich auf jeden Fall mal anschauen. Hin und wieder hat man auch tolle Ausblicke von kleinen Panoramaplätzen auf die weiter unten verlaufenden Straßen.
Am Ende sind wir noch gleich ums Eck zum Hudson River gegangen, wo sich der Pier 55 befindet. An Pier 55 hätte einst die Titanic anlegen sollen. Noch heute ist dort ein altes verrostetes Tor zu sehen, auf dem einst der White Star-Schriftzug prangte. Als Reisende, die mit dem Schiff in New York ankamen, wollten wir diesen Ort wenigstens auch einmal kennenlernen. Das passte gut zum Thema.
Das Greenwich Village ist auch nicht weit von hier entfernt. Und da wir eigentlich diese klassischen Wohnhäuser mit den Treppen und Feuerleitern noch gar nicht gesehen hatten, spazierten wir dort natürlich auch noch hin. Witzigerweise sind wir dabei auch an dem Wohnhaus aus der alten Serie „Friends“ vorbeigelaufen – ohne es gewusst zu haben. Denn wir kannten die Serie bis zu dem Zeitpunkt überhaupt nicht. Dass sich das ausgerechnet auf dieser Reise ändern würde, war uns noch nicht bewusst.
Spaziergang durch Greenwich Village
Bei unserem Spaziergang kamen wir aber auch durch Straßenzüge wie zum Beispiel durch die kleine Minetta Street, wo wir uns auf Grund der Personen, die sich dort aufhielten, nicht wirklich sicher fühlten. Wir wechselten schnell wieder zu den großen belebten Straßen und suchten noch eine Möglichkeit, wo wir etwas essen konnten. Ein kleiner Hotdog sollte ja nicht das Hauptgericht des Tages bleiben.
Wirklich fündig wurden wir nicht. Es sprach uns einfach nichts an. Daher beschlossen wir auch wegen der bereits vorgerückten Zeit so langsam wieder in das Hotel zurückzukehren.
Am nächsten Tag ging dann unser Roadtrip durch die USA so richtig los. Wir hatten ein Taxi bestellt, dass uns pünktlich abholte und uns zum JFK-Flughafen brachte. An der dortigen Mietwagenstation, die wir natürlich noch vom letzten Mal sehr gut kannten, bekamen wir unseren Wagen ausgehändigt. Beim letzten Mal war es ein Ford Expedition. Ein tolles Auto, doch damals wünschte ich mir sehr einen Chevrolet Suburban, weil es den bei uns ja nicht zu mieten gibt. Was uns vor drei Jahren verwehrt blieb, klappte dann aber dieses Mal. Ein silbergrauer Chevrolet Suburban stand vor der Tür und wartete auf uns.
Wir hatten endlich unseren Mietwagen
Die Größe dieses Fahrzeugs war uns aus mehreren Gründen wichtig. Zum einen hatten wir sehr viel Gepäck dabei, das aus vier Koffern, zwei großen Rucksäcken und einer Tragetasche bestand. Zum anderen hatten wir vorgehabt, auch in diesem Auto zu schlafen, so dass zu diesem Gepäck auch noch zwei liegende Menschen zu platzieren wären. Und zu guter Letzt hatten wir eine lange Reise vor uns, auf der wir es auch während der Fahrt einigermaßen bequem haben wollten. So ist das nun mal.
Wir luden unser Gepäck in den Kofferraum, setzten uns nach vorne auf die Sitze und versuchten den Wagen zu starten. Aber das wurde nichts und ich suchte jemanden, der uns sagen könnte, wie man den Wagen anmacht. Der gute Mann, der zu uns kam, war leicht genervt. Hatte wohl wichtigeres zu tun als uns mitzuteilen, dass der Motor schon lief. Ups. Der Wagen war so leise und vibrierte auch nicht, so dass wir das überhaupt nicht bemerkten. Kann ja mal passieren und lag vermutlich ein wenig an unserer Aufregung.
Der Roadtrip durch die USA und Kanada kann losgehen
Auch das folgende Problem war durch uns selbst verursacht. Wir hatten nämlich zunächst ein erstes Ziel und zwar wollten wir nach New Jersey zu einem Walmart. Dort wollten wir uns erst einmal mit Lebensmittelvorräten eindecken. Außerdem brauchten wir Schlafsäcke, weil wir in den Hotels dann doch lieber unsere eigene „Decke“ bevorzugen. In dieser Beziehung hatten wir in der Vergangenheit schon zu viel gesehen. Außerdem brauchten wir die Schlafsäcke ja auch, wenn wir im Auto schlafen würden. Aber was wir auch benötigten und was uns auch im Vorfeld klar war, ist ein Navi. Wir hatten zwar Googlemaps, doch für diese weite Entfernung ist mir dann ein echtes Navigationsgerät doch deutlich lieber.
Googlemaps finde ich total okay, wenn man vom JFK nach New Jersey möchte. Aber bitte nicht, wenn man über 20.000 Kilometer durch die USA und durch Kanada plant. Doch genau bei dieser Nutzung von Googlemaps haben wir unseren zweiten dusseligen Fehler begangen. Das Flughafengelände hatten wir sehr einfach verlassen und wir wussten, dass es eigentlich eine gute Anbindung an die Interstate gibt. Doch unser Telefon schlug eine Straße vor, die uns seltsam vorkam.
Sie führte uns durch kleine Wohngebiete Brooklyns und wir stutzten auch über die Ankunftszeit in New Jersey. Über zwei Stunden sollten wir angeblich unterwegs sein. Das kam uns alles sehr seltsam vor aber wir sahen den Fehler nicht. Wir wollten mit Googlemaps unbedingt auf eine Interstate, doch es gelang uns partout nicht. Also folgten wir weiterhin den Anweisungen und durchquerten weite Teile Brooklyns bis wir in Manhattan ankamen. Die grobe Richtung stimmte zwar, doch wir wussten auch, dass wir beim letzten Mal sicher nicht durch Manhattan fahren mussten.
Verwirrung mit dem Navi
Doch auch hier schickte uns das Navi relativ schnell von den großen Straßen durch mehr oder weniger kleine Sträßchen in Harlem und Washington Heights bis zur George Washington-Brücke. Und erst hier fiel mir auf, was das Navi im Telefon eigentlich wollte. Denn nun wollte es uns auf der falschen Straßenseite über den Hudson River leiten. Da fiel dann endlich der Groschen bei mir. Googlemaps im Telefon war im Fahrradmodus und wollte auf dem Radweg über die Brücke. Deswegen kamen wir auch auf keine einzige Interstate. Auf einmal war alles klar. Und nachdem wir das Gerät neu einstellten, waren wir dann auch plötzlich relativ zügig bei dem gewünschten Walmart in New Jersey.
Dort deckten wir uns dann endlich mit all den gewünschten Sachen ein und kamen beim Einpacken ins Auto in den ersten dicken Regen dieser Reise. Doch das war uns relativ egal, denn wir steuerten unseren Wagen nun erst einmal auf die uns bekannte Interstate 80, um weiter nach Westen zu gelangen. Schon bald ließen wir New Jersey hinter uns und waren in Pennsylvania unterwegs.
Fahrt nach Centralia
In Pennsylvania hatten wir unser erstes Besichtigungsziel auf dem Roadtrip durch die USA. Wir wollten nämlich nach Centralia. Auf dem Weg dorthin fuhren wir zum Teil auf kleinen, unbedeutenden Landstraßen. Und auf einer dieser Landstraßen saß dann plötzlich eine ziemlich große Schildkröte auf dem Asphalt. Sie hockte auf der anderen Fahrspur, aber dennoch hielten wir an. Denn wir wollten natürlich nicht, dass die Schildkröte im Gegenverkehr von anderen Fahrzeugen überfahren würde. Ein wenig musste ich an die Aktion mit dem Feuersalamander in Slowenien denken, die nicht gut ausgegangen ist. Daher machten wir es dieses Mal anders und verließen uns nicht darauf, dass die Verkehrsteilnehmer anhielten.
Vielmehr stoppten wir schlicht und ergreifend den Verkehr. Und ja, Gott sei dank hielten die Autofahrer an. Doch was nun? Diese große Schildkröte wollten wir nicht unbedingt anfassen. Wir wussten erstens nicht, wie und zweitens auch nicht, ob das eine gute Idee ist. Doch einer der anderen Autofahrer nahm sich einen Ruck, schnappte sich das Tier und brachte es dann an den Straßenrand. Das gefiel der Schildkröte keinesfalls und sie versuchte, sich die Finger des Mannes zu schnappen. Zum Glück ist nichts weiter passiert.
Rettung einer Schildkröte
Während alle anderen anschließend weiterfuhren, beobachteten wir die Schildkröte noch ein wenig. Das bedeutete, dass unser Wagen mit Warnblinklicht am Straßenrand stand. Und prompt hielten anderen Autofahrer auch wieder an, weil sie uns bei unserer „Panne“ helfen wollten. Das fanden wir sehr nett, wir bedankten uns und erklärten, dass wir keine Panne hätten. Sehr sympathisch.
Centralia ist ein ausgestorbener Ort, weil unterirdisch Kohle verbrennt und nicht zu löschen ist. Das heißt, Centralia musste aufgegeben werden und ist schon zur Vorlage für verschiedene Horrorfilme und Computerspiele geworden. Horror wollten wir in dieser Geisterstadt nicht. Sie wirkte auf uns nicht anders, als die Ortschaften, die im Rheinischen Braunkohlerevier leer stehen, kurz bevor sie abgebaggert werden. Dass es hier einst Häuser gab, sah man eigentlich nur noch an den abgesenkten Bordsteinen, über die man früher zu den Garagenauffahrten der Wohnhäuser gelangte.
Bunter Highway in Centralia
Die eigentliche heutige Sehenswürdigkeit von Centralia ist ein ebenfalls aufgegebenes Stück eines Highways. Dieses ist mehrere hundert Meter lang und zieht Graffitisprayer aus aller Welt an. Kein einziger Quadratzentimeter des Asphalts ist heute noch im originalen Zustand. Alles ist komplett besprüht. Auch wenn ich sonst kein Freund von Graffiti bin, so sieht das hier natürlich gut und einmalig aus.
Nach diesem kleinen Umweg fuhren wir wieder zurück zur I-80 und weiter in Richtung Westen. Dabei überquerten wir noch die Grenze zu Ohio. Moni fand unterwegs ein nettes Hotel gleich in der ersten Stadt hinter der Staatsgrenze, in Youngstown.
Am nächsten Tag war Kilometerfressen angesagt. Das wir in den ersten Tagen der Reise recht viele Kilometer machen würden, war uns von vornherein klar. Denn wir wollten ja in den Nordwesten Kanadas und an den Pazifik. Um uns die Reise bis dahin abwechslungsreich zu gestalten, hatten wir ja kleine Zwischenziele eingeplant. So zum Beispiel Centralia in Pennsylvania, aber auch ein Dreiländereck in der Nähe der Interstate 90, auf der wir nun unterwegs waren. Da wir Dreiländerecke und ähnliche Extrempunkte sammeln, passte das ganz gut.
Ein Dreiländereck bei unserem Roadtrip durch die USA
So ziemlich genau zwischen dem Lake Erie und dem Michigansee treffen nämlich die drei US-Bundesstaaten Michigan, Ohio und Indiana aufeinander. Und in der Tat gibt es dort eine Markierung für diesen Grenzpunkt, wenn auch nur eine kleine. Doch nach den Dreiländerpunkten von South Dakota, Iowa und Minnesota sowie von Nevada, Utah und Arizona war das nun schon das dritte von uns besuchte Dreiländereck in den USA. Und ein Vierländereck hatten wir ja auch schon. Über kleine Landstraßen fährt man dorthin und schon ging es für uns auf der I-90 weiter.
Auch Ohio durchquerten wir auf unserem Roadtrip durch die USA ohne nennenswerte Vorkommnisse und schon sahen wir uns bei Chicago am Willkommensschild von Illinois vorbei fahren. Natürlich versuchten wir sogar aus dem Auto heraus ein Foto zu machen, denn auch Willkommensschilder werden von uns gesammelt. In Chicago wollten wir wieder auf Familienbesuch gehen, doch erst am Ende der Reise, weil die Familie selber gerade in Europa ist. So suchte Moni erneut ein Hotel im Netz und wurde in der Stadt Madison im Bundesstaat Wisconsin fündig. Mir kam das gerade recht, denn seitdem wir das Schiff verließen, schleppte ich mal wieder eine nervende Erkältung mit mir herum.
Notfall
Die Fahrerei mit dem Auto ist ja jetzt nicht wirklich anstrengend. Aber trotzdem freute ich mich darauf, relativ früh in einem Hotel unterzukommen und einen gemütlichen Abend einzulegen. Eigentlich wollte ich das schon am Vorabend, aber da sind wir ja dann doch recht lange unterwegs gewesen. Das heutige Problem war nur, dass Moni nach der Ankunft im Hotel und dem damit verbundenen Check-In andere gesundheitliche Probleme bekam. Ich will hier nicht ins Detail gehen, aber es war notwendig, dass wir ein Krankenhaus aufsuchten.
Blöd. Einerseits zwar eine interessante Erfahrung, mal einen Emergency Room eines Krankenhauses kennenzulernen. Andererseits ist der Anlass Mist und Lust hat man auf so etwas natürlich auch nicht. Die Untersuchung dauerte rund drei Stunden, in denen man sich wirklich hervorragend um uns gekümmert hat. Aber die Rechnung fiel mit 2.500 Dollar, die wir später bei der Auslandskrankenversicherung einreichten, auch recht üppig aus.
Ambulanter Krankenhausbesuch in Madison
Es war schon ein wenig kurios, dass wir in einer uns vollkommen fremden Stadt mal eben zu einem Krankenhaus fuhren als wäre es das normalste der Welt. Wir kamen dabei am beeindruckenden State Capitol vorbei, sausten in den späten Abendstunden wieder zurück zum Hotel und hatten den Tag dann bei einer schnellen Runde Burger beendet. Geplant hatten wir diesen Abend so nicht und ich wäre gerne früher ins Bett gegangen aber viel wichtiger ist ja, dass es Moni besser geht.
So konnten wir am nächsten Morgen also beruhigt weiterfahren, durchquerten auf der Interstate 94 Minnesota bis wir in North Dakota ankamen. Gleich in der ersten Ortschaft, in Fargo, suchten wir uns ein schönes Hotel und gingen anschließend noch einkaufen. Hier erhielten wir den Tipp, es bei Hornbacher’s zu versuchen. Wir mussten schmunzeln, weil Hornbach bekanntlich bei uns ein Baumarkt ist. Aber hier in Fargo ist es halt ein lokaler Supermarkt und zwar einer, in dem es auch frische Produkte gibt und der sich deutlich vom üblichen Walmart abhebt.
Zufälliger Stopp am geografischen Mittelpunkt von Nordamerika
Wir waren so begeistert von Hornbacher’s, dass wir gleich am nächsten Morgen dort auch noch Sachen für’s Frühstück und für unterwegs erwarben. Außerdem fotografierte ich endlich ein Autokennzeichen aus North Dakota. Denn auf unserer letzten Reise habe ich Autokennzeichen aus allen US-Bundesstaaten fotografieren können, sogar aus Alaska und Hawaii. Als wir damals nach Hause kamen, bemerkte ich jedoch, dass mir noch ein Kennzeichen aus North Dakota fehlte. Aber jetzt habe ich das endlich auch eingesammelt.
Danach folgten wir deutlich kleineren Highways nach Nordwesten und staunten nicht schlecht, als wir plötzlich unterwegs Werbung für den geografischen Mittelpunkt Nordamerikas sahen. Den hatte ich gar nicht auf dem Schirm und das, wo wir doch geografische Mittelpunkte sammeln. Umso größer war meine Freude, dass wir ihn ausgerechnet getroffen haben. Es hätte hier in der Prärie von North Dakota ja auch sein können, dass wir zehn Meilen weiter westlich oder östlich daran vorbei fahren. Nein, in der kleinen Ortschaft Rugby trafen wir ausgerechnet auf diesen Mittelpunkt und legten natürlich dort direkt mal einen Fotostopp und eine kleine Pause ein.
Und immer wieder der Mouse River
Für den Rest des Tages stand nichts weiter an, außer dass wir nach Kanada einreisen wollten. Mehrmals überquerten wir bis zum Grenzübergang den Mouse River, der einfach nur niedlich klingt. Bei einem Blick auf die Karte sieht man aber, dass er nicht klein ist, dafür aber stark mäandert. Der Mouse River ist so ziemlich das einzige in North Dakota, was nicht rechtwinklig ist. Ansonsten ist man viele Meilen lang immer auf schnurgeraden Straßen unterwegs. Und gefühlt ist man hier in der Wildnis, denn sogar der Gegenverkehr grüßt schon mit der Hand. Viele Menschen scheint es hier oben also nicht zu geben. Dabei kommt Kanada ja erst noch.
Dafür schwirren aber zahlreiche Insekten durch die Luft. Selten habe ich so viele Insekten gesehen und es tat gut, mal wieder so viele zu sehen. Aber es tat mir auch leid, dass viele Kontakt mit unserem Auto hatten, den sie naturgemäß nicht überlebten. Dementsprechend dreckig wurde die Scheibe und der Frontbereich. Bei einer kurzen Pause am Wegesrand sahen wir aber dann auch extrem viele tote Insekten auf dem Boden.
Einreise in Kanada
Nördlich von Sherwood erreichten wir den Grenzübergang nach Kanada. Bei der Ausreise passierten wir einfach die US-amerikanische Grenzstation, ohne dass sich jemand für uns interessiert hätte. Ich dachte, wir bekämen einen Ausreisestempel in den Pass, aber nichts. Die Einreise nach Kanada war aber nicht wirklich aufwendiger. Eine nette Grenzbeamtin begrüßte uns freundlich und stellte die Standardfragen. Da wir die einzigen am Grenzübergang waren, kamen wir auch noch ein wenig über die hiesige Tierwelt ins Gespräch, weil wir unterwegs einige Ground Squirrel sahen, die ständig vor uns über die Straße huschten.
Nett war auch die Anmerkung auf unsere Angabe, dass wir noch nach Regina fahren wollen. Sie sagte mit einer wegwischenden Handbewegung: „Ach, das ist ja nicht mehr weit“. Ja, kanadische Verhältnisse halt. Denn Regina ist noch knapp über 300 km von der Grenze entfernt.
Damit waren wir nun in der kanadischen Provinz Saskatchewan, in der erstmal nicht viel anders aussah als in North Dakota. Aber plötzlich fiel unser Navi aus. Wir hatten schon am Morgen in Fargo gemerkt, dass wir Regina in Kanada nicht eingeben konnten und uns das Navi bloß bis zur Grenze navigieren wollte. Und hier war es dann soweit, es gab keine Navigation mehr. Tja, ein Blick auf den Karton, der mittlerweile irgendwo unter einem Sitz verschwunden war, zeigte die bittere Wahrheit. Dieses Gerät hatte nur Kartenmaterial für die USA. Blöd, da hatten wir nicht aufgepasst.
Von Saskatchewan nach Alberta
Das Problem erledigten wir dann am Abend bei Walmart in Regina. Dort kauften wir uns exakt das gleiche Gerät aber mit Kartenmaterial für beide Staaten. Das andere Gerät wurde damit zum Geschenk, wenn wir in Chicago sind. Weil wir weiter nach Nordwesten wollten, berührten wir den Trans-Canada-Highway nur kurz. Mit mehreren kleinen Pausen, unter anderem mit Ausblick auf den North Saskatchewan River fuhren wir in Richtung Highway 16 und folgten diesem nach Lloydminster.
Dort parkten wir bei einem Kentucky Fried Chicken, aber nicht um etwas zu essen, sondern weil sich genau dort, mitten in der Stadt, die Grenze zwischen den beiden Provinzen Saskatchewan und Alberta befand. Der Rest der Strecke verlief recht unspektakulär bis wir vor den Toren der Stadt Edmonton waren. Hier bei Sherwood Park gab es die erste nennenswerte Sehenswürdigkeit, die wir unterwegs sahen und für die wir uns auch etwas mehr Zeit nahmen. Der Elk Island Nationalpark war der erste kanadische Nationalpark, den wir kennenlernten.
Rundfahrt durch den Elk Island Nationalpark
Allerdings ist der Elk Island Nationalpark relativ klein und besteht im Wesentlichen aus mehreren Seen mit Campingmöglichkeiten, einem Besucherzentrum und der Möglichkeit Bisons zu sehen. Damit waren wir dann endlich angekommen. Ab jetzt gab es deutlich mehr Sehenswürdigkeiten und wir freuten uns schon auf das, was noch kommen würde. Auf der Bison Loop Road im Nationalpark, einer kurzen schotterigen Rundstrecke sahen wir keine Bisons. Dafür aber ganze drei Tiere weiter hinten im Park.
Ich mag Bisons. Sie sind so ruhig, ein wenig zottelig und sehen total entspannt aus. Teilweise stehen sie direkt am Straßenrand oder liegen sogar mitten auf der Straße. Einfach nur schön. Wir wussten noch nicht, dass wir später Dutzende Bisons in freier Natur sehen würden.
Für einen Moment habe ich gedacht, wir könnten ja eigentlich auch hier auf dem Campingplatz übernachten. Aber mein Vorschlag fand keine große Begeisterung bei Moni, der es an diesem Abend etwas zu kalt war. Und ja, man spürte schon, dass wir deutlich weiter nördlich waren. Der Nationalpark ist, wie es auch bei den US-amerikanischen Parks üblich ist, kostenpflichtig. Aber anders als in den USA verzichteten wir auf den Kauf einer Jahreskarte. Denn wir wussten, dass wir in Kanada zwar noch Nationalparks bereisen würden. Doch nicht so viele, als das sich das rentieren würde.
Weiter nach Sherwood Park und Edmonton
Früh am Abend verließen wir den Nationalpark, fuhren an Sherwood Park vorbei und umrundeten weitläufig das Stadtzentrum von Edmonton. Wir wollten im Westen der Stadt übernachten, weil wir dort noch eine Runde durch das riesige Einkaufszentrum West Edmonton Mall spazieren wollten. Allerdings wurde das jetzt an dem Abend nach dem Einchecken im Hotel doch noch ein wenig knapp. Sie ist das größte Einkaufszentrum Nordamerikas und ich hatte daher erwartet, dass sie etwas länger aufhaben würde. Aber um 22 Uhr war schon Schluss. Für nordamerikanische Verhältnisse fand ich das dann doch erstaunlich.
Aber wir bekamen, soweit ich das beurteilen kann, noch eine Menge zu sehen. Nutzen wollten wir die ganzen Einrichtungen sowieso nicht. Ich hatte nicht vor, das riesige Schwimmbad oder die Eislaufbahn innerhalb des Einkaufszentrums zu nutzen. Auch die großen Spielplätze und die Achterbahn benötigte ich nicht. Doch das alles mal zu sehen, genauso wie das Piratenschiff in einem Flügel der Mall war schon beeindruckend. Andererseits habe ich den ganzen Tag über gesehen, dass es rund um Edmonton nicht viele Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung gibt. Abgesehen vom Elk Island Nationalpark, den man aber auch sicherlich nicht jeden Tag besucht. Und die Rocky Mountains mit dem Jasper Nationalpark sind noch über 250 Kilometer entfernt. Also auch nicht gerade ein Ziel für den Feierabend.
Besuch in der West Edmonton Mall
Insofern kann ich verstehen, dass eine so riesige Mall mit Attraktionen aufwartet und man hier sicher auch einen ganzen Tag verbringen kann. Immerhin konnten wir in einem ebenfalls sehr großen Asia-Markt endlich wieder unsere geliebten Pockys kaufen. Diese aus Japan stammende Süßware hatten wir zum letzten Mal, als wir mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Peking fuhren. Leider ist sie in Deutschland nicht erhältlich und so deckten wir uns mit einigen Päckchen und mit verschiedenen Geschmacksrichtungen ein.
Nach dem Aufstehen deckten wir uns auch noch mit anderen Sachen ein. Am Abend sahen wir nämlich im Fernsehen Werbung für eine Kette namens Tim Hortons. Kannten wir nicht, ist auch eher nur kanadisch. Aber die hatten leckere Sachen im Angebot, die wir einfach mal testen wollten. Und der Test ist gelungen, ab sofort hielten wir auch immer Ausschau nach Filialen von Tim Hortons.
Mit der Abfahrt von Edmonton wurde die Landschaft abwechslungsreicher. Die breite Straße, die uns nach Nordwesten brachte, wurde leicht hügelig und wir hatten den Eindruck, nun endlich in einer klassischen Reiseregion unterwegs zu sein. Vorher war es auch schon schön und wir sahen viele tolle Sachen. Doch ab jetzt rechneten wir zu recht auch wieder mit mehr Wohnmobilen auf der Straße, was ein deutliches Zeichen für Urlaub und Tourismus ist.
Ankunft in Dawson Creek
Ein paar kleinere Ortschaften durchquerten wir, bis wir das Ende von Alberta erreicht hatten. Nun sollte die weitere Fahrt durch die Provinz British Columbia verlaufen. Und relativ schnell kamen wir nach dem obligatorischen Fotostopp am Willkommensschild in die Stadt Dawson Creek.
In Dawson Creek war es für uns Pflicht, eine längere Pause einzulegen. Denn hier befindet sich der Kilometer Null des Alaska Highways. Der Alaska Highway ist die Straße, die uns nun weiter in die Wildnis und nach Nordwesten bringen würde. Eine Straße, auf die wir uns schon lange gefreut hatten. Wir stärkten uns bei einer klassischen Burgerbude und steuerten dann den Parkplatz vom Nullkilometer an. Dabei freuten wir uns, dass an der Straßenkreuzung sogar ein ganz normales Verkehrsschild nach Alaska zeigt. Dabei sind das noch fast 2.000 km bis dort hin.
Weiter geht es mit der Reise auf dem Alaska Highway im Yukon.
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