2019 – Auf dem Alaska Highway im Yukon

Wir hatten bereits eine lange Reise hinter uns, als wir von New York bis zum Alaska Highway im Yukon fuhren. Genauer gesagt waren wir mittlerweile in Dawson Creek angekommen. Hier befindet sich der Nullkilometer vom Alaska Highway, allerdings noch in British Columbia. An einem Kreisverkehr mitten in der Stadt steht die Markierung für den Kilometer Null, der Ausgangspunkt in den hohen Norden. Ganz so, als wären wir noch gar nicht im hohen Norden.

Breite Straßen in Kanada
Breite Straßen in Kanada

Witzigerweise gab es auch eine ganz herkömmliche Straßenbeschilderung die nach Alaska zeigte. Das war für uns schon etwas Besonderes. Alaska, alleine der Name klingt schon nach Abenteuer, Reiselust und Ferne. Und für mich als Nichtflieger schien Alaska beinahe unerreichbar. Doch nun prangte der Name auf einem Schild, auch wenn es noch fast 2.000 km bis zur Staatsgrenze wären. 2.000 Kilometer, auf denen wir vorher noch einiges erleben wollten und würden.

Der Kilometer Null vom Alaska Highway

Zunächst stand das obligatorische Foto auf dem Programm. Den Kilometer Null ließen wir natürlich nicht unbeachtet. Interessanterweise gibt es aber zwei Markierungen. Unweit des Schilds am Kreisverkehr gibt es noch im Ortskern mitten auf einer Kreuzung eine weitere Angabe, dass dort der Alaska Highway beginnen würde.

Alaska Highway
Alaska Highway

Wir besichtigten natürlich beide und statteten außerdem noch der örtlichen Touristinformation einen Besuch ab. Nachdem wir nochmal tankten, eine Kleinigkeit aßen und ein paar Einkäufe erledigten, fuhren wir also los. Auf dem Alaska Highway im Yukon gen Norden, von Dawson Creek nach Dawson City. Obwohl letzterer Ort gar nicht am Alaska Highway, sondern fernab davon am Klondike Highway liegt. Aber dazu später mehr.

Unterwegs auf dem Alaska Highway
Unterwegs auf dem Alaska Highway

Abfahrt in Dawson Creek

Im Regen zogen wir los und folgten der zweispurigen Straße nach Nordwesten. Anfangs war die Straße recht unspektakulär. Aufgefallen ist uns lediglich, dass rechts und links der Straße jeweils ein breiter Grünsteifen angelegt war. Das heißt, man hatte die Bäume auf eine ziemliche Breite neben der Straße gefällt und durch diese Rodung einen guten Blick auf die Tiere, die hier lebten. Wir fanden das sehr sinnvoll, weil man so die Tiere schon aus weiter Entfernung auf dem grünen Untergrund sehen konnte und nicht erst, wenn sie durch das Dickicht auf die Straße treten.

Schwarzbär
Schwarzbär

Und so dauerte es auch nur zwei Fahrstunden, bis wir auf dem breiten Grünstreifen zu unserer Rechten einen schwarzen, sich bewegenden Punkt ausmachten. Zugegeben, wir wurden auch darauf aufmerksam, weil in Höhe dieses Punktes ein Wohnmobil stand. Beim Näherkommen erkannten wir, dass es sich um einen Schwarzbären handelte. Wir freuten uns riesig, weil wir nicht damit rechneten, dass wir zu so einem frühen Zeitpunkt einen Schwarzbären sehen würden. Wir waren uns noch nicht einmal sicher, ob wir überhaupt einen Bären sehen würden.

Schwarzbär direkt an der Straße
Schwarzbär direkt an der Straße

Schwarzbär am Alaska Highway

Nach dem Grizzlybär am Yellowstone-Nationalpark vor drei Jahren war dies nun der zweite Bär in freier Wildbahn und unser erster Schwarzbär. Natürlich stiegen wir nicht aus, sondern fotografierten ihn aus sicherer Entfernung aus dem Auto heraus. Ganz im Gegenteil zu den drei jungen Kaliforniern, die ihr Wohnmobil verließen und sich mit dem Handy gefährlich nahe zum Bären begaben. Ich kann diese Tat nur mit Dummheit erklären, was anderes fällt mir dazu nicht ein. Man sah dem Bären deutlich an, dass er sehr neugierig war und es eine große Gefahr bestand, dass der Bär lossprinten würde.

Mal wieder ein Schwarzbär
Mal wieder ein Schwarzbär

Im Laufe unserer Reise durch Kanada und speziell auf dem Alaska Highway im Yukon sahen wir insgesamt zehn Schwarzbären. Bei einigen der Bären waren wir mit dem Auto weitaus näher am Bären als die drei jungen Leute aus Kalifornien ohne Auto. Und trotzdem hatten die Bären uns weder als Gefahr noch als Futter gesehen. Sie nahmen uns noch nicht einmal wahr, so unser Eindruck. Eben weil wir im Auto waren und von dort aus die Fotos schossen. Wieso ich unbedingt ohne Schutz zu Fuß auf einen Bären zugehen sollte, erschließt sich mir nicht.

Traumstraße nach Alaska
Traumstraße nach Alaska

Einfache Etappen auf dem Alaska Highway

Wir gingen lieber auf Nummer Sicher und fuhren weiter. Doch nicht lange, denn es wurde langsam spät. Das Wetter war schlecht und es reichte für heute. Der Alaska Highway im Yukon und in British Columbia lässt sich eigentlich sehr gut in verschiedene Tagesetappen einteilen. So kommt man zum Beispiel gut von Dawson Creek von Fort Nelson, von Fort Nelson nach Watson Lake und von Watson Lake nach Whitehorse. Das sind Strecken zwischen 450 und 500 Kilometern, die man jeweils gut an einem Tag zurücklegen kann. Wer es eilig hat, kann auch zwei Etappen zusammenlegen. Und am Ende einer solchen Etappe ist man dann in einer Ortschaft mit Tankstellen, Supermärkten, Einkehrmöglichkeiten und einer Auswahl an Hotels ganz gut aufgehoben.

Weite Landschaft in Kanada
Weite Landschaft in Kanada

Das Problem für diesen heutigen Tag war jedoch, dass wir nicht in Dawson Creek losgefahren sind, sondern morgens in Edmonton. Somit war die Fahrt bis Fort Nelson einfach zu weit. Wir hätten kurz hinter Dawson Creek noch in Fort St. John übernachten können. Aber wir verließen uns darauf, dass wir in einer der Lodges unterkommen könnten, die es zwischen den Hauptorten auch noch gibt.

Freie Fahrt zum Yukon
Freie Fahrt zum Yukon

Unterkünfte gibt es zur Auswahl

Und die gibt es tatsächlich. Eigentlich sogar in ausreichender Zahl. Doch es stellte sich heraus, dass es auch schönere Übernachtungsplätze gibt. Wir erreichten das Buffalo Inn in einem Weiler namens Pink Mountain. Der Begriff Weiler ist schon beinahe übertrieben. Denn Pink Mountain bestand im Wesentlichen nur aus diesem Motel und dem gegenüberliegenden Campingplatz. Mehr gab es nicht.

Motel am Alaska Highway
Motel am Alaska Highway

Wir stellten das Auto vor dem Motel ab, gingen durch die Gastronomie zur Theke und spürten schon, dass dies kein gewöhnliches Motel oder Hotel ist. Mit einem Schild an der Eingangstür bat man darum, dass die Arbeiter der Umgebung, die hier einkehren, ihre Arbeitsstiefel ausziehen würden. Denn den Schlamm und Dreck, der an den Schuhen kleben würde, wolle man verständlicherweise nicht im Haus haben. Uns betraf es wohl nicht, da wir frisch aus dem Auto saubere Schuhe hatten.

Einfaches Motelzimmer
Einfaches Motelzimmer

Übernachtung in einem Motel

In dem Moment kam ich mir ein wenig vor, wie in einem amerikanischen Spielfilm, wo irgendwelche Großstädter aus New York (so unser Autokennzeichen) in die Wildnis kommen und von irgendwelchen Haudegen und schrankhohen Holzfällern umgeben sind. Dabei trugen wir natürlich keine feinen und unpassenden Schühchen, aber eben auch keine dreckverschmierten Arbeitsstiefel.

Verdrecktes Wasser im Bad
Verdrecktes Wasser im Bad

Aber auch ansonsten war das Motel ziemlich rustikal eingerichtet und es roch nach altem moderigen Holz. Eigentlich gefiel es uns, weil es so schön in die Gegend passte. Die Dame an der Theke nahm sich unser an, erhielt meine Kreditkarte und gab im Gegenzug einen Schlüssel für unser Zimmer aus. Im gleichen Atemzug zeigte sie auf die andere Ecke des Raumes, wo sich hunderte von kleinen Wasserflaschen stapelten. Sie meinte, wir sollten besser das Wasser aus den Flaschen kaufen oder unser eigenes nehmen und eben nicht das Wasser aus dem Wasserhahn. Na, das hört sich ja dramatisch an.

Überall Wasser
Überall Wasser

Wir gingen nach oben in den zweiten Stock, schlossen unsere Tür auf und standen in einem holzvertäfelten Raum, der wahnsinnig klein war und gerade mal Platz für ein Bett und eine kleine Anrichte ließ, auf der ein Fernseher stand. Das Fenster ließ sich nicht richtig schließen, obwohl es draußen ziemlich kalt war. Aber das war auch nicht so dramatisch, denn so konnte der Mief aus dem Zimmer nach draußen entweichen. Das Bett beherbergte eine Matratze, die beinahe auf den Boden durchgedrückt wurde, wenn man sich drauf gelegt hat. Wie gesagt, alles etwas rustikal.

Mit unserem Mietwagen zum Yukon
Mit unserem Mietwagen zum Yukon

Nicht das schönste Zimmer am Alaska Highway

Im Bad schauten wir uns dann das Wasser an, das aus dem Hahn kommen sollte. Nun ja, das war nur ein kurzes Vergnügen und wir verstanden sofort, warum man uns das Wasser aus den Flaschen empfahl. Rostbraunes Wasser im Waschbecken, rostbraunes Wasser in der Toilette und dann noch eine Toilette, die sich nicht selber auffüllte. Einmal abgezogen und schon war das Wasser weg. Scheinbar für immer. Wir beschlossen, das Auto in Zimmernähe um das Haus herumzufahren und holten unser Gepäck durch die Hintertür des Motels in unseren Kabuff. Und dann saßen wir da und wussten nicht so recht, was wir machen sollten. Also gingen wir früh ins Bett und hofften darauf, dass uns der Schlaf schnell ereilte. Und wir hofften darauf, dass die Nachbarn aus dem Nebenzimmer ihren Ehestreit nur untereinander austragen würden.

Landschaft in Kanada
Landschaft in Kanada

So schnell wie möglich waren wir am nächsten Morgen auf der Piste bzw. auf dem Alaska Highway. Zunächst sah das Wetter nicht wirklich besser aus als am Vortag. Ganz im Gegenteil, es war kaum Wetter zu sehen. Dichter Nebel waberte über der Straße und so nützte uns auch der breite Grünstreifen rechts und links der Straße nichts. Zwischenzeitlich erreichte unsere Straße offenbar eine Höhe, bei der wir gerade aus dem Nebel herauslugen konnten. Das ging aber nur bis zum nächsten Gefälle gut und wir tauchten schon wieder in den Nebel ein.

Wildwechsel in Kanada
Wildwechsel in Kanada

Ankunft in Fort Nelson

Eine Polizeikontrolle kurz vor Fort Nelson überraschte uns ein wenig. Doch als wir die Frage nach Drogen wahrheitsgemäß verneinten, durften wir sofort weiter ziehen. Ist ja schön, wie glaubwürdig wir entweder sind oder wie leichtgläubig die Polizisten. Kuriose Situation, aber irgendwie auch wieder nett. Kurz darauf fuhren wir nach Fort Nelson hinein und sahen auf der linken Seite eine Tankstelle gleich neben einer Filiale von Tim Hortons. Na, wenn das nichts ist. Tanken ist ohnehin wichtig, wenn man auf dem Alaska Highway im Yukon unterwegs ist. Und ein leckeres, warmes Getränk bzw. Frühstück war jetzt genau richtig.

Timbits von Tim Hortons
Timbits von Tim Hortons

Anschließend fuhren wir durch Fort Nelson und erreichten eine gute Stunde später mehrere kleine Aussichtspunkte. Der Nebel hatte sich mittlerweile komplett verzogen und wir konnten den freien Blick auf die nördlichen Rocky Mountains genießen. Einen Teil davon würden wir in den nächsten Stunden durchqueren. Man hat auf dem Alaska Highway also immer etwas zu sehen und kann auch immer wieder für Fotos anhalten. So kommt man zu genügend Pausen und man sitzt nicht nur stur hinter dem Steuer. Uns gefiel es hier sehr gut.

Michael Moll
Michael Moll

Und wieder ein Schwarzbär

Den KM 536 Rest Stop, so der Name dieses Aussichtspunktes, ließen wir ebenfalls hinter uns und schon erblickten wir auf der rechten Seite den nächsten Schwarzbären. Ihn hatten wir dieses Mal für uns ganz alleine und wie ich oben schon schrieb, waren wir nur wenige Meter vom Tier entfernt, dass sich von uns überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ. Es erinnerte uns ein wenig an Skandinavien und die dortige Tierwelt: Mit dem Auto kommt man sehr nah an Schafe und Rentiere heran. Aber wehe, man steigt aus. Dann rennen die Tiere weg. In diesem Fall ist es aber zweifelhaft, ob der Bär weggerannt wäre und wir wollten das auch nicht austesten.

Tolle Landschaft am Alaska Highway
Tolle Landschaft am Alaska Highway

Irgendwann verschwand das knuffige Tier gemächlich im Unterholz und wir setzten unsere Reise auf dem Alaska Highway fort. Dabei fuhren wir am Tetsla River entlang, überquerten den North Tetsla River sowie den Race River und erreichten den Stone Mountain Provincial Park. Hier änderte sich die Landschaft spürbar. Seen und Flüsse begleiteten uns einerseits, während sich um uns herum zahlreiche Berge und Gipfel erhoben. Ein tolles Bild gab die Landschaft ab und wir hielten natürlich auch hier mehrmals an, um den Anblick zu genießen.

Gipfel der Northen Rockies
Gipfel der Northen Rockies

Aussichten oder eben auch keine

Etwas störend, oder besser enttäuschend, fanden wir die Aussichtspunkte, die gar keine waren. Uns ist vermehrt aufgefallen, dass ein Schild mit einem Fernglas oder einer Kamera zu einem angeblichen Aussichtspunkt verwies. In den USA konnte man sich bei solchen Plätzen darauf verlassen, dass es dort etwas Besonderes zu sehen gab. Hier in Kanada war das einfach nicht der Fall. Wir versuchten es an mehreren Stellen und hielten an den Beschilderungen an. Aber entweder war die Aussicht so dermaßen zugewachsen, dass man nichts sehen konnte oder die Aussicht war dort einfach gar nicht so besonders. Letzteres kann aber natürlich auch daran gelegen haben, dass hier entlang der Straße alles einfach schön war.

Toller See
Toller See

Wir sahen Rentiere auf der Straße stehen, passierten den wunderschönen Muncho Lake vor der tollen Bergkulisse und passierten so manche Lodge, die auch schon geschlossen hatte. Der Hinweis „Closed for the season“ war hier Mitte September keine Seltenheit mehr.

Immer wieder Wasser
Immer wieder Wasser

Durch das Tal des Trout River fuhren wir nordwärts und bekamen wieder Bisons zu Gesicht. Sie hockten als kleine Herde einfach so auf der Straße und am Straßenrand, wie schön. Natürlich hielten wir auch hier wieder an. Doch zugleich waren wir hier an einem sehr traurigen Ort. Auf der rechten Seite befand sich eine sehr frische Gedenkstätte. Eine australische und eine US-amerikanische Flagge sowie zahlreiche Karten und Stofftiere erinnerten hier an ein junges Touristenpärchen, das erst wenige Wochen zuvor an dieser Stelle einem Verbrechen zum Opfer fiel. Zwei kanadische Mörder zogen durchs Land und hinterließen eine blutige Spur der Gewalt. Zu ihren Opfern zählte eben auch dieses Pärchen, dass vermutlich genauso fasziniert wie wir durch die Landschaft reiste. Das machte nachdenklich.

Hier fand wenige Wochen zuvor ein Doppelmord statt
Hier fand wenige Wochen zuvor ein Doppelmord statt
Entspannter Bison
Entspannter Bison
Bisons am Straßenrand
Bisons am Straßenrand

Ursons, Bären und Bisons

Im Tal des Liard River bekamen wir weitere schöne Aussichten auf diesen Fluss zu sehen und ein Tier, das wir bis dato noch gar nicht kannten. Es war sehr klein und im besagten Grünstreifen trotzdem deutlich zu erkennen. Wir nahmen zunächst an, es handelte sich um ein Stachelschwein. Doch eine kurze Googlesuche verriet uns, dass es sich um ein Urson handelte. Wir konnten es einige Zeit in Ruhe beobachten, wie es dort saß und fraß. Allerdings ist so ein Urson sehr scheu und aufmerksam. Sobald es Geräusche von uns hörte, schaute es sich um. So lange, bis es ihm wohl zu blöd war und dann eiligen Schrittes im Unterholz verschwand.

Niedliches Urson
Niedliches Urson

Hinter dem Urson war es mal Zeit für uns, auszutreten. Auf dem Alaska Highway darf man aber auf keinen Fall Rastplätze erwarten, wie man sie an den Highways bzw. Interstates der USA kennt. Große geräumige und beinahe schon luxuriöse Rastplätze sind Fehlanzeige. Im besten Fall hat man ein Plumpsklo. Gut, kann man mit leben. Aber die Abstände zwischen den Plumpsklos sind nicht gerade ohne und so versuchten wir unser Glück in der freien Wildnis. Das war aber gar nicht so einfach, denn die Straße ist die Hauptverbindungsstrecke und praktische ohne Alternative. Das heißt, der gesamte Verkehr verläuft über den Alaska Highway und man ist eigentlich nie alleine.

Bärensichere Mülltonne
Bärensichere Mülltonne

Die Wildnis am Alaska Highway

Es ist zwar nicht voll auf der Strecke aber irgendwie kommt alle paar Sekunden immer mal ein Auto oder Lkw aus einer der beiden Richtungen. Und ins Gebüsch schlagen kann man sich schlecht. Denn das ist hinter dem Grünstreifen einerseits sehr dicht und andererseits haben wir ja nun doch schon einen Teil der wild lebenden Tiere gesehen. Aber irgendwann fanden wir auch hierfür eine Möglichkeit, auch wenn es einige Zeit gedauert hatte.

Immer wieder ist mit Tieren zu rechnen
Immer wieder ist mit Tieren zu rechnen

Apropos Wildnis. Eine weitere Bisonherde begrüßte uns kurz darauf auch wieder. Und hier erlebten wir, dass Lkw-Fahrer da wenig zimperlich sind. Ein uns entgegenkommender Lastwagen hielt es nicht für nötig zu bremsen. Das laute Horn des Lkw und ein wenig in den Gegenverkehr lenken sollte wohl nach Meinung des Lastwagenfahrers ausreichen. Gut, dass nichts passiert ist. Ich hätte nicht Augenzeuge werden wollen, wie ein Bison einfach so umgefahren wird.

Und immer Bisons am Straßenrand
Und immer Bisons am Straßenrand

Kurz darauf war es dann soweit. Das Willkommensschild von Yukon erschien auf einem kleinen Parkplatz zu unserer Rechten. Wir waren nun also wirklich auf dem Alaska Highway im Yukon unterwegs. Doch British Columbia ließen wir deswegen noch nicht hinter uns. Die Straße passiert einige Mal die Grenze und so wechselt man für einige Kilometer noch zwischen British Columbia und Yukon.

Wir erreichen Yukon
Wir erreichen Yukon

Endlich im Yukon

Bei der letzten Überquerung der Provinzgrenze erscheint dann auch noch ein kleiner Rastplatz mit einer Erklärung des 60. Breitengrads, den wir natürlich schon einige Male überquert hatten. So zum Beispiel auch auf den Shetland-Inseln. Dabei wurde uns bewusst, dass wir uns eigentlich gar nicht so weit nördlich befinden. Hinter dem Unterstand mit dem Hinweis auf den 60. Breitengrad kam dann noch ein weiteres, dieses Mal offizielleres Willkommensschild für den Yukon. Jetzt waren wir wirklich da, zumindest für heute.

Der 60 Breitengrad
Der 60 Breitengrad
Willkommen im Yukon
Willkommen im Yukon

Ehe man sich versieht, ist man gleich im Anschluss dann auch schon in Watson Lake. Für uns war das an diesem Tag eine ziemlich lange Fahrstrecke. Aber es rollt sich so schön einfach und viel zu tun gibt es zwischendurch nun mal sowieso nicht. Dafür allerdings jetzt. Wir checkten erstmal im Big Horn Hotel ein, wo sich zahlreiche Reisende tummelten. Man merkte schon, dass dies einer der wenigen besseren Plätze entlang der Strecke ist. Der Hotelflur erinnerte mich zwar stark an den Horrorfilm Shining, aber das Zimmer war Klassen besser als das Motel in Pink Mountain.

Sign Post Forest am Abend
Sign Post Forest am Abend

Zu Besuch am Sign Post Forest in Watson Lake

Wir öffneten unsere Koffer und holten ein Mitbringsel aus Deutschland heraus. Damit und mit ein paar Schrauben, die wir wenige Tage zuvor in einem Walmart kauften, gingen wir im Licht der Abendsonne ein wenig spazieren. Und zwar ist Watson Lake bekannt für den Sign Post Forest. Dieser Schilderwald entstand durch einen amerikanischen Soldaten, der hier in den 1940er-Jahren am Bau des Alaska Highway im Yukon beteiligt war und Heimweh bekam. Daraufhin stellte er ein Schild mit dem Namen seines Heimartortes auf.

Wir haben auch ein Schild angebracht
Wir haben auch ein Schild angebracht

Aus diesem einen Schild wurde im Laufe der Jahrzehnte ein Schilderwald mit mittlerweile mehr als 80.000 Schildern aus aller Welt. Da wir vorher davon wussten, ließen wir es uns nicht nehmen, vor der Reise ein kleines Schild mit dem Hinweis auf unseren Wohnmobilstellplatz Nordkirchen anzufertigen. Wir spazierten durch den beeindruckenden Schilderwald, machten zahlreiche Fotos und staunten über die vielen Orte, auf die von hier aus hingewiesen werden. Danach machten wir uns ans Werk und bohrten mit einem kleinen Taschenmesser die Schrauben durch unser Schild und befestigten es ebenfalls an einem Baum. Von nun an ist unser Wohnmobilstellplatz auch im kanadischen Yukon ausgeschildert, worüber später auch die Ruhrnachrichten berichteten.

Die kleine Ortschaft Teslin
Die kleine Ortschaft Teslin

Vorläufiger Abschied von Watson Lake

Anschließend besorgten wir uns in einem kleinen Lokal neben dem Hotel noch eine Kleinigkeit zu essen und genossen danach eine ruhige und gemütliche Nacht. Der nächste Morgen begrüßte uns dann jedoch mit Minustemperaturen. Nicht hoch, aber immerhin Minus. Wir checkten aus und tankten neben dem Schilderwald den Wagen voll. Außerdem besuchten wir nebenan noch die kleine Tourismusinformation. Als wir dort gerade ankamen und uns abschnallten, sahen wir durch das Fenster, wie eine Mutter mit ihrem Kind an unserem Auto vorbei ging. Die Mutter hatte ein dünnes Top mit Spaghettiträgern an und das Kind war trotz der Temperaturen ebenfalls relativ dünn gekleidet. Bei uns in Deutschland hätte man wohl das Jugendamt eingeschaltet, aber wer hier lebt hat vermutlich ein anderes Kälteempfinden.

Am Teslin Lake
Am Teslin Lake

In der Touristinformation war man sehr freundlich. Man gab uns noch eine Liste mit, auf der sämtliche Tank- und Übernachtungsmöglichkeiten aufgeführt waren. Man wollte uns auf dem Rückweg noch eine weitere Liste geben, die dann aktualisiert ist und sämtliche noch geöffneten Einrichtungen aufführt. Und das sogar auf Deutsch. Wir waren wirklich überrascht.

Alte Spuren am Wegesrand
Alte Spuren am Wegesrand

Danach machten wir uns auf den weiteren Weg der heutigen Etappe. Recht früh überquerten wir den Liard River, der uns lange Zeit begleitete und von da an ging es für lange Zeit durch die waldreiche Region. Wir streiften sogar ein weiteres Mal die Provinz British Columbia, kurz bevor es mal wieder einen Aussichtspunkt gab. Diesen konnte man in der Tat nutzen und so blickten wir auf die kleine Ortschaft Teslin am gleichnamigen Teslin Lake.

Sieht irgendwie auch schön aus
Sieht irgendwie auch schön aus

Unterwegs auf dem Alaska Highway im Yukon

Für einige Zeit fuhren wir am See entlang, der später in den Teslin River übergeht. Für uns auf der Straße kaum spürbar, denn irgendein Wasser war da links neben uns halt immer. Bei Johnson’s Crossing überquerten wir den Fluss, aber nicht ohne vorher noch einen kleinen Stopp einzulegen. Denn ein weiteres Hinweisschild zeigte nach rechts und deutete uns eine Sehenswürdigkeit an. Also hielten wir an und lernten an einer Infotafel einiges über die Zeit, in der die Straße gebaut wurde und in der sich die Region entwickelte. Passend dazu standen dort zwei uralte Autowracks in der Landschaft umher.

Überquerung des Yukon
Überquerung des Yukon

Nur noch ein Katzensprung war es dann, bis wir endlich am Fluss Yukon standen. Breit war er hier an dieser Stelle nicht. Das war aber egal. Es war der Yukon und das zählte. Wir hatten ihn erreicht und machten mal wieder eine kleine Pause. Denn direkt am Ufer gab es einen sogenannten Trail. Es war irgendwie niedlich, das als Trail zu bezeichnen. Denn es handelte sich lediglich um einen Aufstieg zu einem kleinen Aussichtshügel. Aber gut, nennen wir das halt Trail.

Am Yukon River
Am Yukon River
Yukon River
Yukon River

Endlich am Fluss Yukon

In bester Laune hielten wir natürlich auch unsere Hand in das glasklare Wasser des Yukon und überquerten ihn dann im Anschluss mit dem Auto. Nun war es nur noch eine kurze Fahrt bis wir in der Hauptstadt der Provinz Yukon ankamen – Whitehorse. Whitehorse ist eine größere Stadt mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten, mehreren Hotels und sogar einigen Sehenswürdigkeiten. Wie bisher hatten wir auch hier kein Zimmer vorgebucht. Was bisher immer problemlos klappte, wurde hier zum Problem. Wir steuerten das Coast High Country Inn an. Das hatte Moni unterwegs im Netz gefunden und es wirkte drollig, weil vor dem Hotel ein typischer kanadischer Mountie in Übergröße aus Holz steht.

Hotel mit Skulptur in Whitehorse
Hotel mit Skulptur in Whitehorse

Im Hotel teilte man uns aber mit, dass kein Zimmer frei wäre. Ups, das war doof. Eine der Mitarbeiterinnen bekam aber am Rande mit, dass wir Deutsche seien und sprach uns in einwandfreiem Deutsch an. Wie sich herausstellte, ist sie zehn Jahre zuvor ausgewandert und war zu unserem Glück nicht nur sehr freundlich, sondern auch energisch. Sie rief nämlich prompt in einem anderen Hotel in der Stadt an und reservierte dort ein Zimmer für uns. Wow, was für ein Service. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön. Wir revanchierten uns mit einer Buchung bei ihr für den Tag, an dem wir aus Dawson City wieder zurückkommen würden. Außerdem gab sie uns noch ein paar Tipps, was wir an diesem späten Nachmittag noch in Whitehorse machen könnten.

Womoroute in Kanada
Womoroute in Kanada

Stadtrundgang durch Whitehorse

Also schnappten wir uns das Auto und fuhren zum Hotel, wo wir eincheckten, den Wagen stehen ließen und Stadt sowie Umgebung zu Fuß erkundeten. Zunächst einmal schlenderten wir durch die rechtwinklig angelegte Stadt und kamen dabei auch zur Touristeninformation. Dort gab man uns den Tipp, dass derzeit in der Nacht Polarlichter gut zu sehen seien. Das klang interessant und wir merkten uns das mal vor.

Parkplatz für Wohnmobile in Kanada
Parkplatz für Wohnmobile in Kanada

Unser nächstes Ziel war die SS Klondike. Dieser historische Schaufelraddampfer liegt am Ufer des Yukon und kann besichtigt werden. Leider war das aber nicht an diesem Tag möglich: Closed for the season. Na ja, da konnte man nichts machen. Wir beherzigten den Tipp der Dame im ersten Hotel und legten eine kleine Wanderung am Ufer des Yukon ein. In südliche Richtung folgten wir dem Flusslauf zwischen Straße und Wasser. Sogar eine Insel im Fluss konnten wir über eine kleine Brücke betreten. Eichhörnchen hüpften uns über den Weg und es war richtig angenehm, am Nachmittag noch ein wenig spazieren gehen zu können.

Stadtbild in Whitehorse
Stadtbild in Whitehorse

Wanderung am Fluss Yukon

Wir gingen bis zu einem Wasserkraftwerk, an dem wir die Flussseite wechseln konnten und eine Fischtreppe hätten besichtigen können. Doch auch diese war schon geschlossen. Weiter südlich würden wir zum Miles Canyon gelangen, doch das wäre nochmal ein ziemliches Stück gewesen und so langsam wollten wir zurück. Wir spazierten also durch einen kleinen Wald am Flussufer entlang und erreichten eine Straßenbrücke, auf der wir wieder in das Zentrum von Whitehorse gelangten. Ein bisschen kauften wir noch ein, aßen etwas und zogen uns dann zurück ins Hotel.

Die Klondike am Yukon-Ufer
Die Klondike am Yukon-Ufer

Aber der Tag war noch nicht zu Ende. Wir gingen zwar schlafen, doch wir stellten uns den Wecker auf 1 Uhr in der Nacht. Wenn wir hier die Chance hätten, Polarlichter zu sehen, dann würden wir uns das nicht entgehen lassen wollen. So oder so waren wir dauernd in Bewegung. Warum nicht auch noch mitten in der Nacht aufstehen? Wir verließen das Hotelzimmer, gingen an der Rezeption vorbei und standen auf dem Hotelparkplatz kurz vor unserem Auto. Doch dort waren wir nicht alleine.

Yukon-Ufer in Whitehorse

Von Koyoten umzingelt

Ein Vierbeiner versperrte mir den Weg zum Wagen. Ich wollte mich gerade zu Moni umdrehen und ihr sagen, dass dort ein frei laufender Hund sei als sie mir sagte, das dies ein Koyote sei und hinter ihr auch einer stünde. Ups, wir waren tatsächlich von zwei Koyoten umzingelt. Das kam überraschend. Allerdings nicht nur für uns, sondern offensichtlich auch für die beiden Koyoten. Wir alle vier waren erschrocken und beschlossen gleichzeitig, uns zurück zu ziehen. Dabei hatten Moni und ich den taktischen Vorteil. Wir konnten in die Hotelhalle zurück, was wir auch langsam und vorsichtig machten, ohne die Tiere dabei aus den Augen zu verlieren.

Spaziergang am Yukon
Spaziergang am Yukon

Die Tiere hingegen gingen in die andere Richtung und hier trennten sich unsere Wege. Diese Stadt ist einfach zu klein für uns alle und wir schauten den Tieren hinterher, wie sie über die nächtlichen Straßen liefen. Einer der Koyoten stand mitten auf der Kreuzung, als ein Auto kam. Und wieder hatte ich Sorge, dass wir Zeuge eines Wildunfalls werden würden. Aber dem war nicht so. Der Koyote lief rechtzeitig davon und ward von uns nie wieder gesehen.

Mit etwas mehr Vorsicht starteten wir einen zweiten Anlauf, um zum Auto zu gelangen, stiegen ein und fuhren durch das nächtliche Whitehorse. Die Dame in der Touristinfo gab uns einige Tipps, wo man ohne die Lichter der Stadt möglicherweise etwas sehen könne. Aber leider blieben unsere Versuche vollkommen ergebnislos. Wir waren am höher gelegenen Krankenhaus und wir durchquerten einen Ortsteil namens Riverdale bis wir am Wasserkraftwerk auskamen. Was für ein Vorteil, wenn man sich vor Ort auskennt. Aber auch das nützte nichts. Also fuhren wir zum Hotel zurück und legten uns für den Rest der Nacht zur Ruhe.

Weiter geht es mit der Reise auf dem Klondike Highway nach Dawson City.

6 Kommentare zu „2019 – Auf dem Alaska Highway im Yukon“

  1. Pingback: Wanderung am Ufer des Yukon in Whitehorse | Die Weltenbummler

  2. Danke für den tollen Reisebericht und speziell die schönen Tierfotos!

    Nachdem abbruch unserer Panamericana im südlichen Teil, hoffen wir nach Corona auch den Norden noch bereisen zu können!

    Heinz

    1. Danke schön für das Kompliment. Corona wird zum Glück nicht für immer bleiben. Auch wir wollen wieder dort hin und wir können es echt nur empfehlen.
      Viele Grüße und weiterhin tolle Touren!

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