Dienstag, 30. August 2016
Endlich ging sie los, die lang ersehnte Reise mit der Queen Mary 2. Nach vielen anstrengenden Wochen, in denen wir neben unserer normalen Arbeit noch heirateten, einen Wohnmobilstellplatz bauten und ich außerdem einen Weltrekordversuch für das Guinnessbuch der Rekorde erfolgreich durchführte, tat es richtig gut, Urlaub haben zu können. Natürlich war es verrückt, nur sechs Wochen nach Eröffnung unseres Wohnmobilstellplatzes in Nordkirchen einfach weg zu fahren. Doch der Platz war dankenswerterweise versorgt und außerdem war die Reise schon länger geplant als der Bau des Platzes. Zu guter Letzt hätten wir in naher Zukunft keine weitere Gelegenheit mehr, mit der Queen Mary 2 in die USA zu fahren. Also zogen wir das jetzt durch. Wer würde sich bei dieser Vorfreude sowieso noch davon abhalten lassen?
Eigentlich startete die Reise schon einen Tag vorher, denn um nach Hamburg zu kommen, liehen wir uns einen Mietwagen, den wir in der Hansestadt abgeben wollten. Doch noch am Abend mussten wir diesen wieder tauschen, da es am Fahrzeug offensichtlich ein Bremsproblem gab. Das passte natürlich überhaupt nicht in die Planung, denn am Vorabend einer zweimonatigen Reise, auf der man unter anderem auf dem Atlantik unterwegs ist, hat man bessere Dinge zu tun, als vor der Mietwagenfirma zu stehen und auf einen Mitarbeiter zu warten.
Na ja, aber auch das ging um und so konnten wir am 30. August unsere vier Koffer und zwei Rucksäcke im Kofferraum des Mietwagens verstauen und uns auf den Weg nach Hamburg machen. Ganz problemfrei erreichten wir die Stadt, steuerten dort noch einen Supermarkt an, um ein wenig Schokolade für die Abendstunden auf dem Schiff kaufen zu können und ließen uns an der Vermietstation ein Taxi rufen. Dieses brachte uns in den Hamburger Hafen, wo wir das majestätische Schiff der Cunard Line schon von Weitem sehen konnten.
Einfach fantastisch und groß erschien uns die Queen Mary 2, doch ein kleiner Schock überkam uns als wir das Terminal vor dem Schiff betraten, um einchecken zu können. In der riesigen Halle standen mehrere hundert Menschen Schlange, die natürlich allesamt dasselbe wollten. Unsere vier Koffer wurden bereits von einem Mitarbeiter in Empfang genommen und verladen, während uns noch das Handgepäck blieb.
Damit reihten wir uns in die Schlange ein und bekamen einen kleinen Zettel zum Ausfüllen in die Hand gedrückt. Auf diesem mussten wir einfache Fragen zu unserem Gesundheitszustand beantworten. Es wurde gefragt, ob wir in letzter Zeit Schnupfen, Husten oder Halsschmerzen gehabt hätten. Wenn ja, würde man kostenlos vom Bordarzt untersucht werden. Wir fragten uns, ob irgendjemand diese Frage mit Ja beantworten würde.
Es dauerte über eine halbe Stunde bis wir die Warterei in der Schlange hinter uns hatten und einchecken konnten. Es wurde kurz ein Foto für unseren Bordausweis gemacht und schon ging es zum Sicherheitscheck und anschließend zur Zollkontrolle. Danach konnten wir endlich das Schiff betreten. In der Grand Lobby wurde man von mehreren Stewards begrüßt, man wurde auf Wunsch fotografiert oder man konnte, so wie wir, gleich mal schauen, wo denn die Kabine ist.
Unsere Kabine war die 12049 und befand sich daher auf Deck 12. Da es uns logischerweise noch etwas an Orientierung fehlte, nahmen wir – ganz entgegen unserer Gewohnheiten – erstmal den Fahrstuhl. Mit im Fahrstuhl war eine ältere Dame, die leicht in Panik geriet, als sich auf Deck 7 die Tür öffnete und sie unbedingt raus wollte. Dabei war sie völlig aufgeregt, als würde dieser Fahrstuhl niemals wieder in Deck 7 anhalten.
Natürlich waren die Kabinennummern ausgeschildert, doch einen sofortigen Treffer haben wir nicht zu verzeichnen, sondern liefen zunächst mal in den falschen Gang und dann auch noch in die falsche Richtung. Das sollte sich in den nächsten Tagen noch bessern, aber gut, wir waren ja noch keine zehn Minuten an Bord. Jeder von uns hatte einen Bordausweis in Scheckkartenform, der zugleich Zahlungsmittel auf dem Schiff ist und als Türöffner für die Kabine dient.
12049 ist eine Innenkabine, also standen wir relativ schnell in einem fensterlosen Raum, der dennoch hochwertig wirkte. Groß war die Kabine nicht, aber was brauchten wir auch schon? Unser Abteil in der Transsibirischen Eisenbahn war damals kleiner. So dicke haben wir es auch nicht, dass wir uns eine Luxussuite auf der Queen Mary 2 leisten könnten. Also trugen wir unsere vier Koffer, die vor der Kabine auf uns warteten, über die Türschwelle und beäugten unser Zuhause der nächsten Tage.
Auf der linken Seite befand sich der Zugang zum Bad. In diesem befand sich ein Waschbecken, eine Dusche hinter einem Vorhang und die Toilette. Alles sehr aufgeräumt, sauber und es gab nichts zu beanstanden. Es war eben halt nur klein. Auf der gegenüberliegenden Seite ein großer Wandschrank, in dem wir unsere Klamotten aufhängten. Gleich dahinter ein Schreibtisch mit Fernseher und vor Kopf das edel bezogene Doppelbett. Alles in allem ordentlich, schön und sauber. Nur eben deutlich kleiner als das Zimmer, das wir damals auf der Repubblica Argentina hatten, als wir mit dem Frachtschiff von Buenos Aires nach Hamburg fuhren.
Dafür stand aber auf dem Tisch ein Kelch mit einer Flasche Sekt, eisgekühlt. Sehr nett…
Nachdem wir unsere Kabine mit Leben gefüllt hatten, ging es darum, uns auf dem Schiff zu orientieren. So wie wir sind, gingen wir mit den Kameras bewaffnet durch die Gänge und auf die Außendecks. Wir begutachteten den riesigen schwarzen Schriftzug an der Außenwand der Queen Mary 2 und die kleinen Details, wie zum Beispiel die Bodenmarkierung für das Shuffleboard. Im Schiffsinneren machten wir uns auf die Suche nach dem Raum Illuminations, denn dort sollte laut Infoblatt eine Willkommensveranstaltung für die deutschen Gäste stattfinden.
Der Raum entpuppte sich als kleines Theater und Planetarium und bot Platz für über 1.000 Zuschauer. Er befand sich auf Deck 3, ziemlich weit vorne am Bug und etwas versteckt hinter dem ebenfalls geräumigen Royal Court Theatre. Vor diesem standen wir zunächst mit einem guten Dutzend anderer deutschsprachiger Touristen, die ebenfalls auf der Suche waren. Moni war diejenige, die ein Hinweisschild entdeckte und sich euphorisch zu den anderen Gästen umdrehte: „Leute, hier geht’s lang.“ Ganz klasse. Das schafft auch nur Moni. Auf der Queen Mary 2, wo es zu bestimmten Zeiten strikte Kleiderregeln gibt, die Gäste mit „Leute“ zu rufen und die Führung zu übernehmen, als wären wir gerade in einem Katastrophenfilm, in dem hilfesuchende Menschen eine Führungsperson benötigen, das schafft nur sie.
So waren wir dann auch die Ersten im Illuminations und lauschten in dem beeindruckenden Saal den Worten einer deutschen Hostess, die die wesentlichen Dinge an Bord erläuterte. Gleich darauf gingen wir durch eines der Treppenhäuser die neun Etagen wieder zurück in unsere Kabine. Dort hieß es nämlich nun ein kurzes Weilchen warten, bis der Alarm ertönt. Sieben kurze und ein langes Signal sind das Zeichen, das man auf einem Schiff nie hören möchte. Denn dann gibt es ernste Probleme.
Um das Verhalten für diesen Notfall zu trainieren, gibt es eine international vorgeschriebene Notfallübung. Hierbei schnappten wir uns die Rettungsweste und begaben uns hinab zu Deck 7. Im Restaurant Kings Court versammelten wir uns und so erhielten alle neu angekommenen Passagiere die Anweisungen, wie man sich zu verhalten hat und wie man die Rettungsweste anlegt.
Anschließend schauten wir uns weiter auf dem Schiff um und suchten uns einen schönen Platz an der Reling von Deck 12 bzw. 13. Denn immerhin waren wir noch in Hamburg und wollten natürlich sehen, wie wir ablegen würden. Mit diesem Wunsch standen wir natürlich nicht alleine. Aber viel mehr Menschen als an Deck standen draußen an den Hafenkais und am Ufer, die das riesige Schiff in seiner vollen Größe sehen wollten. Beim Ablegen ertönte drei Mal das Schiffshorn in einer fast unvorstellbaren Lautstärke, was alle Passagiere zunächst aufschrecken und dann lachen ließ.
Langsam setzte sich die Queen Mary 2 in Bewegung, verließ das Hafenbecken und steuerte fast in Schrittgeschwindigkeit auf die Elbe zu. In der Nähe vom Hamburger Fischmarkt bogen wir links ab und folgten dem Lauf des Flusses. In Begleitung waren wir mit zahlreichen kleinen privaten Booten und Yachten sowie den Schiffen der Hamburger Hafenrundfahrten. Scheinbar konnte man Tickets buchen, um mit diesen Schiffen der Queen Mary 2 ein Stück flussabwärts zu folgen.
Alle paar Minuten verabschiedete sich die die QM2 mit dem dreimaligen Hupen oder antwortete auf die Hörner der anderen Schiffe. Es war schon irgendwie ein bewegender Moment. Aber auch die Menschen an Land ließen sich einiges einfallen. Manche von ihnen hatten selbstgebastelte Schilder, mit denen sie ihre Lieben verabschiedeten, viele winkten und an einem Gebäude gab es sogar ein Orchester, das die britische Nationalhymne anstimmte, während aus den Fenstern des Hauses große Tücher gewunken wurden.
Das Schauspiel dauerte natürlich einige Zeit, weil wir ja langsam der Elbe folgten. Für uns war das außerdem noch ein besonderes Erlebnis, weil wir ja neun Jahre zuvor mit dem Frachtschiff auf der Elbe nach Hamburg einfuhren. Somit hat sich für uns ein Kreis geschlossen.
Mit der Zeit wurde es immer leerer auf dem Sonnendeck und auch kühler. So zogen sich die meisten zurück, während wir die Gunst der Stunde nutzten, um noch schnell den Golfplatz auszutesten. Gut, dabei handelt es sich bloß um eine rechteckige Fläche, die von einem Netz umgeben ist und in der man den Abschlag üben kann. Aber wir wollten uns ja nichts entgehen lassen.
Um 20.30 Uhr hatten wir dann schließlich Tischzeit. Am ersten Abend war noch informelle Kleidung angesagt. Das hieß ordentlich, aber nicht zu aufgetakelt. Wir bekamen Tisch 124 zugewiesen, der für das Abendessen immer unser Tisch bleiben sollte. Wie gebucht, hatten wir damit einen Zwei-Personen-Tisch. An einem Sechs-Personen-Tisch wollten wir nicht unbedingt sitzen.
Wir bekamen die Serviette auf den Schoß gelegt, was für uns fremd ist, die Karte in die Hand und konnten uns dann etwas auswählen. Wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass damit eine einwöchige Fressorgie beginnen würde.
Während man sich für eine Speisefolge entschied, bekam man schon kleine Brötchen und Brote mit Butter serviert. Danach folgten der ausgewählte Aperitif, die Vorspeise, der Salat, das Hauptgericht und das Dessert. Die Kellner waren natürlich sehr vornehm gekleidet und der vornehmste von ihnen war der Sommelier Adrian, der uns fragte, was wir denn an Wein bzw. Drinks wünschen würden. Wir verzichteten erst einmal darauf, denn gleichzeitig wurde uns eiskaltes Wasser eingeschüttet, was uns eigentlich reichte. Adrian erinnerte mich optisch an eine Mischung aus Bruce Willis und Robbie Williams und hastete zwischen den vielen Tischen umher, um den Gästen im Restaurant Britannia Wein einzuschenken, während die anderen Kellner genauso hasteten, aber nur für die Speisen zuständig waren.
Pappsatt gingen wir nach dem Essen noch durch die Gänge und machten einige Fotos. Außerdem gingen wir noch in das Illuminations, wo ein Kinofilm gezeigt wurde. Doch schon nach zehn Minuten gaben wir auf. Zum einen war der Film langweilig und zum anderen waren wir einfach nur noch müden. So begaben wir uns dann in die Kabine, wo wir schnell einschliefen.
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