Mittwoch, 31. August 2016
Müde. Wir haben noch nichts gemacht oder gar erlebt und dennoch waren wir müde. Wahrscheinlich lag es an den Wochen zuvor, in denen wir beinahe rund um die Uhr auf Höchstgeschwindigkeit liefen. Die Müdigkeit machte sich gleich nach dem ersten Frühstück bemerkbar. Als wir am ersten Morgen aufwachten, waren wir bereits auf hoher See. Die Anzeige auf dem Fernseher verriet uns, dass wir irgendwo vor der Insel Texel sein müssten, wo wir uns im letzten Jahr noch mit dem Wohnmobil aufhielten.

Unser erster Weg an dem Tag führte uns zum Frühstück in das Restaurant Britannia. Dieses ist auf zwei Decks aufgeteilt und wir nahmen einfach einem der Tische auf dem oberen Deck Platz. Das war falsch, was wir zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht wussten. Uns wurde freundlich ein anderer Tisch zugewiesen. Erst später erfuhren wir, dass man beim Betreten des Restaurants durch den Haupteingang einen Kellner zugewiesen bekommt, der einen zu einem freien Tisch geleitet.

Die Speisekarte war auf Englisch und auch hier erfuhren wir erst später, dass es auch eine deutsche Karte gibt, zumindest auf der Strecke, die in Hamburg beginnt. Wir bestellten und bekamen unglaublich viele Sachen. Fruchtteller, Brötchen bzw. dänische Puddingplunder, gefolgt von einem Teller mit britischen Frühstück, also mit gebratenem Speck, Eiern, Würstchen deutlich herzhafter. Zum Abschluss gab es dann noch eine kleine Auswahl an Pfannkuchen. Kurz gesagt war es üppig. Nach diesem ausgiebigen Frühstück auf Deck 3 gingen wir hinauf zu Deck 7 in das Kings Court.

Dabei handelte es sich um ein Selbstbedienungsrestaurant mit großem Buffet. Und wir staunten ob der Sachen, die man hier auch noch bekommen konnte. Im Grunde gab es hier all das, was im Britannia-Restaurant auf der Karte steht. Nur mit dem Unterschied, dass man sich hier von allen Dingen einfach bedienen kann. Das ließen wir in unserer anfänglichen Bescheidenheit aber zunächst mal bleiben und machten nur einen kurzen Rundgang. Deck 7 ist auch das Deck mit dem Außenbereich, der einmal um das gesamte Schiff führte.

Das ließen wir uns natürlich nicht nehmen und spazierten wie viele andere Passagiere auch auf dem Deck um das Schiff. Ein Großteil der Passagiere nutzte das Deck zum Walken und Joggen. Kein Wunder, denn auf einer kleinen Tafel an der Bordwand stand geschrieben, dass zwei Runden auf Deck 7 rund 1,1 Kilometer entsprechen.

Nach dem kurzen Ausflug begaben wir uns in unsere Kabine und ruhten uns aus. Wovon wissen auch nicht so genau. Moni schlief ein, während ich müde durch die Fernsehkanäle zappte. Als Moni wieder aufwachte, war es 12 Uhr. Zeit zum Mittagessen. Unglaublich, vom Frühstück zum Mittagessen zu schlafen. Aber auf so einem Schiff kann das durchaus schon mal passieren.

Das Mittagessen verlief ganz ähnlich wie das Frühstück, nur eben mit anderen Speisen. Nachdem wir auswählten, ob wir einen Sechser-Tisch oder einen Zwei-Personen-Tisch bevorzugen würden, brachte uns wieder ein Kellner dorthin. Zu jedem Mittagessen wird ein kleines Brötchen gereicht und dann kommen die Speisen der Reihe nach: Vorspeise, Salat, Hauptgericht und Dessert. Hier erfuhren wir zum ersten Mal, dass es auch eine deutsche Speisekarte gibt, aber bei manchen Speisen brachte sie uns auch nicht fiel. Die Gerichte hatten teilweise Namen, die ich nie zuvor gehört hatte. Geschmeckt haben sie aber alle.

Kurios fanden wir die Sache mit der Pfefferbüchse. Zu fast jeder Speise kommt der Kellner noch einmal, wenn er bereits den Teller gereicht hat und hat eine Pfeffermühle in der Hand. Dabei standen Salz und Pfeffer typischerweise bereit. Dennoch wurde jedes Mal gefragt, ob wir etwas Pfeffer möchten. Ich glaube, es gab in der ganzen Reisezeit kein einziges Mal, wo wir auf den Pfeffer verzichteten. Oftmals lag es aber auch einfach daran, dass wir diese Pfeffermühle irgendwie mochten und sie für uns mittlerweile dazu gehörte.

Anschließend machten wir einen weiteren Erkundungsgang durch die Queen Mary 2. Wir fanden auf Deck 8 die Bibliothek, die größte auf einem Schiff überhaupt, eine Buchhandlung, eine Art Museum und auf Deck 2 einen Seitengang mit Spieltischen. Dort konnte man sich mit puzzeln beschäftigen oder Schach, Dame, Trivial Pursuit und dergleichen spielen. Wir blieben gleich mal an dem Wissensspiel hängen und spielten eine Runde, bevor der Nachmittagstee begann.

Den Nachmittagstee gibt es in zwei Varianten: Zum einen im Kings Court auf Deck 7, wo man wieder einmal alles Mögliche an Süßwaren erhielt und sich an den Selbstbedienungsstellen Säfte, Tee und Kaffee zapfen konnte und zum anderen im Queens Room, wo der Nachmittagstee gleich mal eine Spur eleganter stattfand. Der Queens Room war ein Ballsaal, in dem auf der Tanzfläche ein Streichquartett klassische Musik spielte und die Kellner in ihren eleganten weißen Anzügen umhergingen und eben diese Speisen reichten oder die Teetasse einfach wieder auffüllten.

Es war wie ein Schlaraffenland. Man sitzt und bekommt Kuchen und Sandwiches gereicht. Einfach so. Unser Problem war nur, dass wir an diesem Tag wenige Minuten zu spät dort eintrafen. So standen wir am Eingang und mussten mit vielen anderen Passagieren auf einen freien Tisch warten. Dazu hatten wir wenig Lust und da wir noch einige Nachmittage vor uns hatten, begaben wir uns lieber auf direktem Wege zu Deck 7 und bedienten uns selber.
Deck 13 ist gleichzeitig auch das Außendeck. Dort gibt es Shuffleboard. Haben wir zum ersten Mal gesehen, ausprobiert, für gut befunden und uns vorgenommen, das öfter zu spielen, wenn denn einer der beiden Plätze frei sein sollte. An den Seitengängen von Deck 13 gibt weitere Markierungen, mit denen man ganz eindeutig Punkte sammeln konnte. Und zwar, in dem man kleine Taue, die zu Ringen gebunden wurden, auf die entsprechende Punktzahl warf. Die Ringe befanden sich in einer Holzschatulle am Wegesrand. Man konnte sich einfach bedienen, ein paar Runden werfen und weiter gehen.

Faszinierend. Hat uns ebenfalls gut gefallen. Auch im Inneren des Schiffs schauten wir uns natürlich um, spazierten durch die Grand Lobby und landeten schnell wieder bei den Spieltischen. Trivial Pursuit fesselte uns dabei so sehr, dass wir die Zeit um uns herum vergaßen. Immer öfter kamen elegant gekleidete Damen und Herren an uns vorbei, die offenkundig in das angrenzende Royal Court Theatre wollten.

Eine dieser Damen trug ihre Nase weit oben und kommentierte ihren Gang ins Theater mit den Worten, man hätte ja jetzt wohl etwas Besseres zu tun, als ein Brettspiel zu spielen. Schade, dass ich nicht zeitig reagiert habe. Daher richte ich jetzt meine Worte an diese Dame, vielleicht liest sie ja eines Tages diesen Reisebericht: Verehrteste, aus Ihnen schien der Neid zu sprechen. Vermutlich gehörten Sie zu den 1.200 deutschen Passagieren, die das Schiff am nächsten Morgen wieder verlassen würden.

Ich kann verstehen, dass sie in der kurzen Zeit von Hamburg nach Southampton so viel wie möglich erleben möchten. Wir gehörten jedoch zu der Minderheit, die noch eine ganze Woche Seefahrt vor sich hatte und übrigens auch mit der Queen Mary von New York zurückfahren würden, was dann über zwei Wochen Seefahrt bedeutet. Da müssen wir uns halt nicht so einen Stress machen. Ich bitte daher um etwas mehr Toleranz, dass andere Menschen sich für ein banales Brettspiel entscheiden.

Wir beendeten den Tag mit unserem zweiten Abendessen an Tisch 124, wo wir dem Ober Adrian versprachen, an einem anderen Tag Wein zu bestellen und ihm sagten, dass wir noch bis New York mitfahren würden.

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