19. August
Das Schiff lag über Nacht im Hafen von Reykjavik, was uns sehr gelegen kam. Denn so konnten wir nach einem kurzen Frühstück pünktlich zum Autovermieter gehen. Dieser befand sich nur 250 Meter vom Schiff entfernt und so waren wir schnell vor Ort. Wenn wir die ungläubigen Augen der dortigen Angestellten richtig interpretierten, dann waren wir zu schnell. Zugegeben, wir waren fünf Minuten vor den Öffnungszeiten dort. Aber wir wollten natürlich auch jede Minute genießen. Und niemand von uns hat gefordert, dass wir sofort einen Wagen bekommen. Wir hätten die fünf Minuten auch brav vor der Tür gewartet. Davon sind wir sowieso ausgegangen.
Mit dem Mietwagen ab Reykjavik auf Tour
Aber die jungen Mitarbeiter waren verwundert, dass Kunden schon da waren und machten deswegen auch einen leicht muffeligen Eindruck. Aber dennoch nahm man sich sofort unser an und gab uns einen kleinen Leihwagen. Damit begann dann wieder ein Landgang mit vielen interessanten Eindrücken.
Zunächst einmal fuhren wir nach Þingvellir. Dort kamen wir ziemlich früh an und waren eine der ersten Besucher an dem Tag. Das war natürlich auf jeden Fall schon mal eine gute Sache, denn im Laufe des Tages dürfte es dort ziemlich voll werden. Immerhin ist das eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten des Landes und gehört zum Golden Circle, der zum Pflichtprogramm eines Island-Touristen gehört.
Wir parkten den Wagen und schlenderten ganz gemütlich am Besucherzentrum vorbei zur ersten Aussichtsplattform. Der Ausblick auf die Landschaft etwas unterhalb und auf den See war schon ziemlich beeindruckend.
Ein ganz flaches Tal erstreckte sich vor uns, während zu unserer Linken eine schroffe Felswand aufragte. Hier konnten wir hinab in das Tal gehen und spazierten durch das Almannagjá hindurch. Gerne wird gesagt, dass man hier zwischen Amerika und Europa entlang geht, was geologisch betrachtet, aber wohl nicht richtig ist. Aber wie schon am Mývatn ist diese Vorstellung irgendwie ganz drollig.
Der Geysir Strokkur sprudelt alle paar Minuten
Eine Tatsache ist allerdings, dass sich hier die beiden Kontinentalplatten voneinander weg bewegen und daher im Laufe der letzten 10.000 Jahre dieses Tal dabei entstanden ist. Man muss schon sagen, das Ganze hat schon war. Skurrile Gesteinsformationen rechts und links des Weges und mehrere Aussichtsplattformen später gingen wir langsam wieder zurück zum Parkplatz.
Mit dem Auto fuhren wir daraufhin durch das weite Tal und kamen dabei auch am Ufer des Sees vorbei. Einige Male hielten wir an, um ein paar Fotos zu machen und um die Natur zu genießen. Dabei durchquerten wir den Þingvellir-Nationalpark und fuhren ostwärts zu unserem nächsten Ziel. Eine gute Stunde genossen wir die Fahrt durch die isländische Landschaft, um Haukadalur zu erreichen.
Dabei handelte es sich abermals um ein Geothermalfeld. Es ist bekannt für den Großen Geysir, doch dieser ist nicht der einzige Geysir. Es gibt noch weitere heiße Quellen und den Geysir Strokkur. Letzterer bricht alle zehn Minuten aus und so konnten wir ihn ein paar Mal dabei beobachten, als wir gemütlich auf den Pfaden zwischen den Quelltöpfen und Geysiren schlenderten.
Das Ganze erinnerte uns natürlich sehr an den Yellowstone Nationalpark mit dem Old Faithful Geysir, als wir mit dem Mietwagen einen Roadtrip durch die USA machten. Eine Informationstafel gab auch ein paar Vergleichswerte zu den bedeutendsten Geysiren weltweit und da gehört der Old Faithful ohne Zweifel dazu.
Auf dem Weg zum Seljalandsfoss
Nach dem Rundgang durch das Haukadalur ließen wir noch ein wenig Geld im Souvenirshop auf der gegenüberliegenden Seite der Straße. Danach fuhren wir zu unserem nächsten Punkt auf der Liste. Und wer sich in Island auskennt, dürfte wohl vermuten, dass sei der nahe gelegen Gullfoss. Denn er ist nach Þingvellir und Haukaladur der Dritte im Bunde, wenn es um den Golden Circle geht. Außerdem ist er nur wenige Fahrminuten entfernt.
Doch weit gefehlt, denn wir ließen ihn aus, weil dieser Wasserfall nicht in unserer geplanten Fahrtrichtung lag. Und selbst wenn man nur zehn Minuten fährt, muss man ja doch wesentlich mehr Zeit einplanen. Einparken, Sachen nehmen, zu den entsprechenden Aussichtspunkten gehen, ein wenig genießen, wieder zum Auto zurück und wieder weiter fahren – da ist so eine Stunde auch mal schnell um.
Und eine Stunde extra konnten wir uns nicht leisten, da wir uns zwei ganz andere Wasserfälle ansehen wollten, die deutlich weiter entfernt sind. Fast eineinhalb Stunden fuhren wir durch die weite Landschaft Islands in Richtung Südküste. Auf der Ringstraße 1 erreichten wir schließlich den Wasserfall Seljalandsfoss. Diesen hatte ich ganz oben auf der Wunschliste. Denn ich hatte schon viele Bilder gesehen, auf denen der Wasserfall wirklich traumhaft aussah und man hatte eben auch die Möglichkeit, hinter dem Wasserfall und unter dem Felsvorsprung entlang zu spazieren. Das wollte ich doch gerne mal machen.
Wasserfälle im Süden von Island
Auf dem Parkplatz angekommen kauften wir uns ein Parkticket, ganz flugs mit der Kreditkarte am Ticketautomaten. Wenn das mal in Deutschland so einfach gehen würde. Danach spazierten wir die wenigen Meter zum Wasserfall und ließen uns von ihm befeuchten. Eine Regenjacke macht natürlich Sinn, wenn man den Wasserfall umrundet und hinter ihm entlanggeht.
Schön war es auf alle Fälle, aber ein längerer Aufenthalt ist das schon von Natur aus nicht. Man könnte zwar noch zum nahegelegenen Gljúfrabúi spazieren, aber wir entschieden uns für eine Weiterfahrt in Richtung Osten. Auf der linken Seite sahen wir bereits den mächtigen Eyjafjallajökull, der vor einigen Jahren den Flugverkehr in Europa lahm legte, doch diesem wollten wir uns auf dem Rückweg widmen. Zunächst fuhren wir an ihm vorbei und besuchten kurz dahinter den Skógafoss. Auch dieser Wasserfall ist eindrucksvoll und ein beliebtes Touristenziel sowie Fotomotiv.
Gleichzeitig war er der am weitesten entfernte Punkt unseres Landgangs. Immerhin waren wir über 150 Kilometer bzw. zwei Fahrstunden vom Schiff entfernt. Da mussten wir jetzt so langsam mal an die Rückfahrt denken. Einmal stoppten wir direkt an der Straße, um an einem Parkplatz einmal auf den Eyjafjallajökull zu schauen. Natürlich sieht man keinen klassischen Vulkan, aber den vergletscherten Berg anzuschauen, ist schon spannend. Zumal sich ein paar Meter entfernt eine kleine Ausstellung befindet. Diese hatte zwar leider geschlossen, doch draußen hingen ein paar Bilder von dem 2010-Ausbruch. Und jetzt steht man hier aller Ruhe und genießt die Natur. Und die Straße. Ach ja, da war ja was. Wir mussten weiter.
Die letzten Meter auf isländischem Boden
Auf nach Westen, nach Reykjavik. Als wir nach völlig harmloser Fahrt die Hauptstadt von Island erreichten, hatten wir sogar noch ein kleines bisschen Zeit übrig gehabt. Unser Zeitplan ist also voll aufgegangen und es gab keine bösen Zwischenfälle. Das war doch schon mal erfreulich. Da wir uns ja seit dem Vorabend zumindest ein kleines bisschen im Stadtzentrum auskennen, beschlossen wir, der Hallgrímskirkja noch einmal einen kleinen Besuch abzustatten. Am Vorabend war es ja dann doch schon etwas dunkler und außerdem wäre es auch schön, einmal reingehen zu können.
Und das taten wir dann auch. Wir stellten den Mietwagen in einer Seitenstraße ab, huschten schnell zur Kirche und schauten sie uns dieses Mal auch von innen an. Überrascht hatte mich im Innenraum aber vor allem die Palme. Wer rechnet schon damit, dass in Island eine Palme steht? Und dann noch mitten in der Kirche.
Wir gaben den Wagen ab, gingen die wenigen Meter zur Queen Elizabeth und zogen uns für das Abendessen um. Zwischendurch erfuhren wir, dass auch unser nächstes Reiseziel gecancelt ist und es dafür Ersatz geben würde. Wir fahren nach Killybegs.
Jetzt müsste man wissen, wo Killybegs liegt. Insgeheim hatte ich ja gehofft, dass wir eventuell zu den Faröer-Inseln fahren würden. Aber vermutlich ist das zu weit von der eigentlichen Route und es dürfte dort sicher auch keinen Hafen geben, an dem wir auf das Tendern verzichten können.
Planänderung – es geht nach Killybegs
Geplant war eigentlich Stornoway in Schottland. Schottland ist toll und natürlich auch die Hebriden, auf denen sich die Inselhauptstadt Stornoway befindet. Doch wir waren erst drei Jahre zuvor in Stornoway, als wir mit dem Wohnmobil durch Schottland fuhren. Und so ganz überzeugen konnte uns der Ort damals nicht. Gut, das Wetter war damals recht bescheiden. Aber es gab nicht wirklich viel zu besichtigen. Etwas außerhalb gibt es die Stones of Stenness. Die sind klasse. Aber wie gesagt: Wir kennen sie bereits und haben sie noch gut in Erinnerung.
Stornoway war bei der Reiseplanung also genau der Hafen, der uns am wenigsten entzücken konnte. Und fällt er aus. Ist also nicht das Schlimmste, was uns passieren konnte. Denn immerhin fahren wir nach Killybegs. Killybegs wurde auf dem Schiff zum Synonym für diese Reise. Niemand schien so wirklich zu wissen, wo das liegt.
Beim Dinner im Britannia Restaurant hörten wir diesen Ortsnamen öfter. Es war das Tischgespräch. Killybegs liegt an der Westküste von Irland. Eigentlich nicht schlecht. Seit unserer Wohnmobilreise durch Irland fünf Jahre zuvor, die bisher auch unser einziger Irland-Aufenthalt war, waren wir dort nicht mehr. Okay, es hätte gerne auch etwas bekannteres sein dürfen. Aber Killybegs war schon in Ordnung.
Abschied von Island
Während wir beim Dinner saßen und steuerbord auf das Meer blickten, schob sich nach einiger Zeit in geringer Distanz ein Felsbrocken in unser Sichtfeld. Das Licht war bereits etwas trübe und man hätte witzeln können, das sei ein Eisberg. Ein wenig hatte es die Form und Größe, wie man sich halt einen Eisberg auf dem Ozean halt vorstellt. Doch es handelte sich um die kleine isländische Insel Eldey, die natürlich auch durch vulkanischen Ursprung an die Wasseroberfläche kam.
Von hier aus fuhren wir nun über 1.300 Kilometer Luftlinie nach Südosten in Richtung irische Küste.
20. August
Der heutige Tag war wieder ein Seetag und stand ganz im Zeichen von Killybegs. Beim Spazieren über das Schiff hörte man immer wieder, wie dieser Ortsname getuschelt wurde. In der Bibliothek sah ich, wie sich jemand ins Internet einloggte und auf der Webseite von Killybegs nachschlug, was man dort so machen könnte. Wir hingegen ließen uns einfach mal überraschen.
Gegen Mittag hatten wir die Gelegenheit, an einer deutschsprachigen Führung durch die Küche teilzunehmen. Das war mal wieder sehr interessant, kannten wir das ja bereits von der Queen Mary 2. Allerdings war im Küchenbereich doch deutlich der Unterschied zur Küche der Queen Mary 2 zu erkennen. Hier auf der Queen Elizabeth war es, zumindest meiner Meinung nach, wesentlich kleiner. Oder meine Erinnerung trügt mich, denn die Küche vom Britannia Restaurant auf der Queen Mary 2 kam mir deutlich größer vor.
Karaoke im Irish Pub
Außerdem zog ich wieder los, um Bilder zu machen. Wir nahmen an den organisierten Spielen teil und ließen es uns beim Afternoon Tea gut gehen. Die Uhr wurde um Punkt 12 Uhr mittags umgestellt, sodass wir direkt 13 Uhr hatten. Auf dem Weg nach Island hatten wir ja bereits zwei Mal die Uhr zurückstellen müssen.
Am Abend machten wir uns dann wieder schick, denn nach Dinner stand wieder ein Ball auf dem Programm. Zuvor zeigten sich jedoch noch die Köche während des Dinners, die natürlich unter großem Applaus vorgestellt wurden und ihre obligatorische Runde drehten.
Der Ball war wieder nett anzuschauen, doch dieses Mal blieben wir bei unserer abendlichen Runde im Irish Pub hängen. Denn dort fand ein Karaoke-Abend statt, der absolut sehenswert war und wirklich Spaß gemacht hat. Am besten gefiel uns der Schotte in seiner typischen Kleidung, die aus einem Kilt bestand. Der hat die Bude gerockt, ganz zweifellos.
Gerockt hat auch die Show im Royal Court Theatre, von der wir uns aber zu später Stunde nur noch ein paar Minuten angesehen hatten. Irgendwann war es dann ja auch wieder Zeit, die Augen zu schließen.
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