2024 – Jungfernfahrt auf der Queen Anne

Eine Jungfernfahrt hatte ich bis dato noch nie gemacht und ist natürlich etwas ganz Besonderes. Das ist ja auch irgendwie ein Stück Geschichte, denn immer, wenn in den kommenden Jahren das Schiff irgendwo zu sehen ist, kann man sagen, dass man auf der allerersten Reise mit dabei war. Die Jungfernfahrt auf der Queen Anne stand natürlich bei uns weit oben auf der To-Do-Liste, als die Kreuzfahrtgesellschaft Cunard verlauten ließ, dass ein neues Schiff gebaut werden würde. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen, so viel war klar.

Doch das war 2017, als das Schiff bestellt wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir gerade einmal eine Atlantiküberquerung mit der Queen Mary 2 hinter uns. Na ja, zwei Transatlantikreisen waren es, um genau zu sein. Wir fuhren ja auch wieder zurück nach Europa. Aber wir hatten eben schon erste Erfahrungen mit Cunard und waren begeistert. Da war es keine Frage, dass wir das neue Schiff auch gerne kennenlernen wollen. Der Name war damals noch lange nicht bekannt und die Indienststellung war für 2022 vorgesehen. Doch dann kam eine Pandemie namens Corona und stellte auch die Kreuzfahrtbranche auf den Kopf. Es hätte durchaus sein können, dass die Planungen komplett über Bord geworfen werden.

Das wurden sie zwar nicht, doch der Fertigstellungstermin konnte nicht gehalten werden. Am 8. Februar 2022 wurde zunächst einmal der Name des zukünftigen Schiffes verkündet: Queen Anne. Die Jungfernfahrt wurde indes auf Januar 2024 verlegt. Ab dem 17. Mai 2022 war es dann möglich, eine der begehrten Kabinen auf der Reise zu buchen. Die Reise war innerhalb weniger Minuten ausverkauft, daher wir freuten uns umso mehr, dass wir zu den Glücklichen zählten, die eine Kabine ergattern konnten. Das Ziel dieser Jungfernfahrt war uns total egal, doch es stand fest, dass es eine einwöchige Reise von Southampton nach Lissabon werden würde. Passte sehr gut, in Lissabon waren wir noch nicht und so konnte man das gut miteinander kombinieren.

Im Laufe der Zeit wurde der Termin der Jungfernfahrt jedoch verschoben und auf Mai 2024 verlegt. Zum Glück war das für uns kein Problem und wir mussten nicht verzichten. So konnten wir nun dem Tag der Abreise entgegenfiebern, insgesamt also sechseinhalb Jahre. In der Zwischenzeit hatten wir die Queen Elizabeth auf einer Reise nach Island kennengelernt und waren weitere Male mit der Queen Mary 2 zwischen Southampton bzw. Hamburg und New York unterwegs.

Am 3. Mai 2024 sollten wir unsere Kabine auf der Queen Anne betreten können. In den Tagen zuvor beobachteten wir schon online, wie das Schiff von der Werft bei Venedig aus durch das Mittelmeer nach England fuhr. Auch unsere Reise startete natürlich etwas früher. Irgendwie mussten wir ja nach Southampton kommen. Geplant war eigentlich, die Strecke komplett mit der Bahn zurückzulegen. Doch die Bahnverbindung zwischen Dortmund und Münster ist leider absolut unzuverlässig. Daher fuhren wir das erste Teilstück mit dem Mietwagen und gaben diesen in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs ab.

Dort stiegen wir in den Eurostar, mit dem wir schon mehrfach unter dem Ärmelkanal hindurch gefahren sind. Die Fahrt verlief total sanft und angenehm bis wir in Brüssel waren. Dort muss man in den nächsten Eurostar umsteigen, wobei man dann auch schon die Grenzkontrolle nach England hinter sich bringt. Hier musste ich einen Koffer öffnen, weil mein Schweizer Taschenmesser beanstandet wurde. Nachdem ich das vorzeigte, durfte ich es wieder einpacken. Relativ lange mussten wir nach Grenzkontrolle warten, bis wir den Bahnsteig betreten durften. Zudem kam noch eine Verspätung hinzu, was uns aber nicht weiter störte. Wir hatten an dem Tag nichts anderes mehr vor, als das Hotel in Southampton zu erreichen.

Als wir im zweiten Zug saßen, fuhr dieser mit hoher Geschwindigkeit durch Nordfrankreich und war dabei stellenweise gar nicht mehr so sanft. Ich hatte den Eindruck, der französische Abschnitt der Strecke hätte einige Schlaglöcher. Doch dafür wurden wir mit einem kostenlosen Essen verwöhnt, dass gar nicht so schlecht war. Wir genossen es mit einem Kaltgetränk und Tee und schon war wieder eine halbe Stunde Fahrt vorbei. Irgendwie schön. Auch die Fahrt im Tunnel verging sehr schnell. Im Netz wird immer eine Fahrzeit von ca. 35 Minuten angegeben. Gemeint ist dabei aber eine Fahrt zwischen Calais in Frankreich und Folkestone in England. Für die eigentliche Fahrt im Tunnel findet man Informationen von knapp 20 Minuten. In unserem Fall waren es sogar nur 16 Minuten. Man hat wohl versucht, die Verspätung aufzuholen.

Nachdem wir am Bahnhof London St. Pancras ankamen wurden wir zur Gepäckkontrolle gebeten. Hier stutzte man zwar nicht über das Schweizer Taschenmesser, sondern über einen länglichen Gegenstand, den man bei der Röntgenaufnahme gesehen hatte. Es handelte sich um den Selfie-Stick der Insta 360-Kamera und nachdem ich diesen vorzeigte, war auch wieder alles in Ordnung. Man gab uns noch mit auf den Weg, draußen aufzupassen, weil vor dem Bahnhof einige Typen herumlungern würden, aber davon bemerkten wir nichts. Wie schon auf einer früheren Reise, als wir zwei Jahre zuvor mit der Queen Mary 2 von Southampton nach Hamburg fuhren, mussten wir zunächst den Bahnhof wechseln.

Denn der Zug nach Southampton fährt ab dem Bahnhof Waterloo Station ab. Dieser liegt fast vier Kilometer Fußweg weiter südlich am anderen Ufer der Themse. So zogen wir also mit unserem Koffern los und erreichten am frühen Abend den Bahnhof. Von London bekamen wir natürlich das mit, was gerade so auf dem Weg lag. Aber da wir ja immer wieder mal in London sind und wir für die Fahrt nach der Queen Anne auch einen Tag London einplanten, fanden wir das nicht schlimm.

An der Waterloo Station holten wir uns noch schnell eine Fahrkarte für den Regionalzug, betraten diesen und ließen uns gemütlich in fast eineinhalb Stunden nach Southampton bringen. Okay, so ganz gemütlich war es nicht, denn für die Koffer war in dem Zug kaum Platz, so dass wir ein wenig mit unseren Beinen rangieren mussten. Aber glücklicherweise war der Zug deutlich leerer als bei unserer letzten Fahrt zwei Jahre zuvor. Im Dunkeln kamen wir schließlich am Southampton Central an und begaben uns direkt zum Hotel nahe des Hafens.

Wir bekamen ein schickes, großes Zimmer in der obersten neunten Etage und hatten einen Ausblick auf die Stadt und das Ocean Cruise Terminal. Die Queen Anne war am Tag zuvor in Southampton angekommen und lag am Mayflower Cruise Terminal. Dieses befindet sich aus unserer Sicht jedoch hinter dem Hotel, so dass wir das Schiff nur bei einem kurzen Gang durch das Treppenhaus und nicht aus unserem Zimmer hinaus sehen konnten. Nicht schlimm. Wir wussten ja, dass es auf uns warten würde. Am Abend gingen wir noch schnell zu McDonald’s, wo wir kurzzeitig eingesperrt wurden. Die Filiale hat zwar rund um die Uhr geöffnet, doch ab 23 Uhr nur als Theke, so dass der gesamte Sitzbereich per Jalousie abgesperrt ist. Dummerweise hat der Mitarbeiter auch die Außentür abgesperrt, worauf wir erstmal jemanden kommen lassen mussten, damit wir aus der Filiale hinaus kamen.

Die Nacht war durch ein starkes Gewitter zwischenzeitlich etwas unruhig. Vor allen Dingen dicke Tropfen, die vom Dach auf das Fensterbrett fielen, raubten uns einige Zeit den Schlaf. Aber dafür konnten wir ausschlafen, denn der nächste Tag stand ganz im Zeichen des Spazierens durch Southampton. Die einzige Verpflichtung, die wir hatten, war ein Besuch bei der Apotheke. Doch ansonsten konnten wir den ganzen Tag tun und machen, was wir wollten.

Unser erster Weg führte natürlich zum Hafen, wo wir uns einen etwas besseren Blick auf die Queen Anne erhofften. Aber das war kaum möglich. Das Hafengelände kann man nicht einfach so betreten und ansonsten gibt es nur einen Ort, von wo aus man einen kleinen fernen Blick auf das Schiff erhaschen konnten. Also spazierten wir durch Southampton, gingen shoppen und besuchten den East Park, wo Erinnerungen hochkamen. Denn zwei Jahre zuvor hatten wir hier unseren allerersten Corona-Selbsttest durchgeführt. Bis zum Februar 2022 brauchten wir das nämlich nicht, doch als wir damals in der Stadt die Queen Mary 2 betreten wollten, war das Voraussetzung. So testeten wir uns vor dem Betreten selber, um keine böse Überraschung zu erhalten. Auch ein telefonisches Interview mit den Ruhrnachrichten hatte ich mal hier im East Park gehalten, als wir 2016 von Hamburg nach New York Landgang in Southampton hatten.

Wir besuchten auch das Ocean Village mit der Marina und fanden dort noch eine weitere Plakette, die an den Untergang der Titanic erinnert. Zwischendurch unterbrachen wir unseren umfangreichen Stadtspaziergang mit Aufenthalten im Hotel, denn das riesige Zimmer bot einfach die Möglichkeit, sich auch mal dort aufzuhalten und den Tag zu pausieren.

Am nächsten Morgen war es dann aber soweit. Wir sollten die Queen Anne betreten. Wir ließen uns morgens noch die Zeit, die uns das Hotel bis zum Checkout zur Verfügung gab. Denn das Boarding sollte erst sehr spät beginnen und es wäre witzlos gewesen, schon um 9 Uhr morgens am Schiff zu sein. Wobei uns dieses späte Boarding doch etwas überraschte, denn immerhin handelte es sich um eine Jungfernfahrt. Das Schiff hatte noch keine Passagiere und lag bereits drei Tage im Hafen. Da hätte ich gemutmaßt, man könne schon morgens an Bord.

Wir spazierten mit unseren Koffern ganz gemütlich zum Gate 10 des Hafens und betraten den Hafenbereich. Auf dem Weg dorthin wurden wir Anne bereits mit Bannern an den Straßenlaternen auf die Queen Anne eingestimmt. Als wir das Schiff in seiner vollen Pracht sahen, war die Freude bei uns riesig, doch andererseits war das Design der Queen Anne anders als das von der Queen Mary 2. Man spürte bereits von außen den Unterschied. Wir gaben unseren großen Koffer auf und behielten den Rest des Gepäcks bei uns. Danach stellten wir uns in die lange Reihe der anderen Passagiere und warteten auf den Einlass.

Das ging dann eigentlich relativ schnell und nach dem Boarding folgte nur noch eine Gepäckkontrolle, bevor wir dann zum ersten Mal die Queen Anne betreten durften. Unsere Innenkabine Nr. 10010 hatten wir schnell gefunden und waren begeistert von dem frischen Schiff mit seinem Geruch, den man sonst bei Neuwagen spürt. Alles war sauber, modern und gepflegt. Schnell waren in Sachen Ausstattung die ersten kleineren Unterschiede zur Queen Mary 2 ausgemacht, worüber ich noch einen eigenen Blog-Beitrag schreiben werde.

Danach begannen wir natürlich, die Queen Anne ausgiebig zu erkunden. Am Pavilion Pool vorbei gingen wir zum Buffetrestaurant Artisans Foodhall, während wir im Außenbereich den Minigolfplatz und die Shuffleboardfelder inspizierten. Die Minigolfschläger waren sogar noch originalverpackt. Auch einen Blick in das Britannia-Restaurant warfen wir natürlich schon mal, weil man ja wissen will, wo man sein Dinner einnimmt. Auch der Schornstein mit dem riesigen Queen Anne-Schriftzug war ein Ziel in den ersten Stunden an Bord. Unser allererster Eindruck war erstmal positiv, wenngleich wir später auch ein paar Abstriche machen mussten – zumindest für uns. Aber das wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

So verbrachten wir also den ganzen Tag an Bord, schauten uns und beobachteten natürlich auch die anderen Passagiere, die sich ebenfalls umschauten, was das Schiff denn so zu bieten hat. Als Einstieg erlebten wir zum Beispiel, wie Musiker im Stil des britischen Musikkorps im Queen’s Room auftraten. Mit Trompetenmusik gaben sie ihr Bestes.

Gefreut hat uns auch, dass wir mehrere Mitarbeiter von Cunard entdeckten, die uns ebenfalls wiedererkannten. Eine Hostess begrüßte uns zum Beispiel gleich beim Betreten des Schiffs. Wir wussten, dass sie an Bord sei, weil wir uns erst auf der Reise im letzten Jahr auf der Queen Mary 2 in Hamburg verabschiedeten. Gleiches galt für eine zweite Hostess, die wir später beim Musikquiz trafen. Und ein Mitarbeiter erkannte uns, obwohl wir uns zuletzt im Jahr 2019, kurz vor Corona, auf der Queen Mary 2 sahen. Später trafen wir noch zwei Kellner. Einer von ihnen war schon unser Kellner auf der Queen Elizabeth auf dem Weg nach Island und später auch auf einer Transatlantikreise auf der Queen Mary 2. So klein scheint die Welt zu sein, wenn man mit der selben Marke unterwegs ist.

Am Abend begaben wir uns zur Reling, um wieder einmal zuzuschauen, wie die Leinen gelöst werden. Dieses kleine Ritual hat sich mittlerweile bei unseren Schiffsreisen etabliert. Und für die Queen Anne war es das erste Mal, dass sie mit Passagieren ablegte. Man könnte auch sagen, es war ein historischer Moment. Danach gingen wir direkt hinauf zu Deck 10, um der Sail Away Party beiwohnen zu können. Denn an diesem ersten Abend der Queen Anne legte das Schiff extra spät ab, um in der Dunkelheit mit einem Feuerwerk verabschiedet zu werden. Das war absolut beeindruckend, aber für uns nur eingeschränkt zu sehen. Logisch, der Blick von außen ist in so einem Fall vermutlich der bessere. Beeindruckend war es dennoch und so fuhren wir langsam aus dem Hafen von Southampton hinaus.

Von den Hostessen bekamen wir noch kleine britische Flaggen zum Schwenken in die Hand gedrückt, die wir natürlich als Andenken behielten. Den Abend verbrachten wir damit, ein wenig umherzulaufen, das Geschehen zu beobachten und an der Isle of Wight vorbeizufahren. Alles in allem war das ein echt schöner Abend und Auftakt. Zu später Stunde begaben wir uns in das Buffetrestaurant, um uns ein wenig am Late Snack zu bedienen. Damit waren wir jedoch nicht die Einzigen. Denn durch die späte Abfahrt und durch das Feuerwerk ist kaum ein anderer Passagier zum Dinner gegangen. Kein Wunder also, dass man sich dann ein wenig beim Late Snack sättigen möchte. Dafür war der relativ kleine Bereich mit den angebotenen Speisen jedoch nicht ausgelegt. Man hatte das wohl nicht berücksichtigt, sondern man ist eher von einem normalen Abend ausgegangen.

Am nächsten Tag nahmen wir an einem der Trivias, also an einem Quiz im Golden Lion, dem Pub, teil. Betreute Deckspiele wie ein Shuffleboard-Turnier, Ringe werfen oder andere kleinere Wettbewerbe waren leider nicht vorgesehen. Das überraschte und enttäuschte uns ein wenig. Immerhin gehört das zu den Cunard-Schiffen dazu. Durch solche kleinen Veranstaltungen bilden sich Grüppchen mit sympathischen Menschen, die man im Laufe einer Reise immer wieder trifft und mit denen man dann gemeinsam spielt und sich unterhält. Uns wurde gesagt, man würde an Bord nun mehr Wert auf die Trivias legen. Ob das nun nur für diese eine Reise oder generell für die Queen Anne gilt, war uns nicht ganz klar. Wer hier mehr weiß, möge sich bitte melden.

Dafür gab es aber wieder die Scavenger Hunt, die wir schon der Queen Mary 2 kennen. Dabei handelt es sich um eine Schnitzeljagd, für die man eine bestimmte Zeit zur Verfügung hat. An diesem ersten Seetag holten wir uns im Golden Lion einen Zettel, auf dem zehn verschiedene kleine Fotos zu sehen sind. Diese Bilder zeigen Details vom Schiff, die überall in den öffentlichen Bereichen sein können. Teilweise handelt es sich wirklich um sehr kleine Details, wie zum Beispiel ein Ausschnitt eines Gemäldes in irgendeinem der Treppenhäuser. Natürlich machten wir hier mit. Denn einerseits macht es Spaß, andererseits gibt es immer wieder etwas zu gewinnen und vor allen Dingen lernt man so das Schiff kennen. Gerade bei einem ganz neuen Schiff ist das natürlich etwas Besonderes und Herausforderndes.

Für diese Scavenger Hunt hatten wir dieses Mal 48 Stunden Zeit. Üblich sind eigentlich 24 Stunden. Aber da wir am folgenden Tag einen Landgang in Spanien hatten, wurde die Frist verlängert. Außerdem hatten wir an dem Tag noch eine Führung mit der deutschsprachigen Hostess durch das Schiff. In einer überschaubaren Gruppe zeigte sie uns die öffentlichen Bereiche, wobei wir hier mittlerweile nichts mehr dazulernen konnten. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir wohl schon das komplette Schiff ziemlich gut erkundet.

Am Ende dieser Führung löste sich die Gruppe auf und ein paar vereinzelte Passagiere blieben bei der Hostess, um noch ein paar kleinere Fragen zu klären. Dabei hörten wir, wie ein deutsches Pärchen den Dialog mit folgenden Worten begann: „Wir gehören nicht zu den Deutschen, die ständig nörgeln, aber…“ Und dann ging es los. Da war offenbar jemand sehr unzufrieden. Angeblich sei die Kabine sehr dreckig und noch voll mit Baustaub gewesen. Das war für uns komplett unvorstellbar und wir hatten den Eindruck, da hätte jemand sehr penibel gesucht. Die Kabinen sind ja komplett neu und die Kabinenstewards machen ohnehin schon einen sehr guten Job. Es war ohnehin schon sehr merkwürdig, denn als die Hostess dann nach der Kabinennummer fragte, um diese Beschwerde weitergeben zu können, drucksten die Passagiere herum: „Ist ja egal, der arme Steward kann ja auch nichts dafür und wurde auch ins kalte Wasser geschmissen.“ Seltsame Aussage, denn ins kalte Wasser wurde niemand geschmissen.

Die Vorbereitungen auf diese Jungfernfahrt lief ja schon seit Jahren. Und wenn Dreck in der Kabine wäre, dann wäre der Kabinensteward genau der richtige Ansprechpartner. Nach weiteren Beschwerden dieses Paares merkten sie einfach nicht, dass sie die Hostess aufhielten und dass andere Passagiere auch gerne etwas fragen wollten. Wir gaben es dann irgendwann auf und entfernten uns. Uns wurde es einfach zu blöd, diesen niemals nörgelnden deutschen Passagieren beim Nörgeln zuzuhören.

Beim ersten regulären Lunch im Britannia-Restaurant trafen wir den Kellner Leo, mit dem wir erst wenige Monate zuvor auf der Queen Mary 2 gelacht haben. Er war derjenige, der sich heimlich um Ingwer für Monika kümmerte, als diese etwas seekrank war. Er konnte sich auch noch gut an uns erinnern und wir waren im Nachhinein froh, dass wir ihm damals zur Verabschiedung einen Umschlag mit Trinkgeld gaben. Interessant ist aber dabei, dass wir ihn quasi übergangslos von der Queen Mary-Reise zur Queen Anne-Reise sahen, aber dann im Laufe der Queen Anne-Reise nie wieder. Es war das erste und einzige Mal.

Den Rest des Nachmittags verbrachten wir erneut mit Umschauen und ein bisschen Bewegung auf dem Promenadendeck sowie mit der Schatzsuche. Für diese müssen wir als Beweis natürlich immer ein Selfie von den zehn gesuchten Details machen. Sonst könnte ja jeder kommen und behaupten, die Details entdeckt zu haben.

Dieser erste Seetag war auch zugleich Gala-Abend. Das hieß, wir machten uns fein. Ich entschied mich an diesem Abend für die weiße Fliege zum schwarzen Anzug. Das passte gut, denn der Gala-Abend stand unter dem Motto Black & White. Alles war festlich in schwarz-weiß gehüllt und wer konnte, zog sich passend in schwarz-weiß an. So gingen wir dann zum Dinner, das für uns um 20.30 Uhr beginnen sollte. Es war das erste Dinner an Bord, denn am Vorabend ließen wir das ja wegen des Feuerwerks sausen.

Die Bedienung war überaus freundlich und auch das Essen war mal wieder sehr lecker. Doch die Organisation war wohl noch nicht ganz gelungen. Von der Vorspeise über den Salat bis zum Hauptgericht verging viel, sehr viel Zeit. Bis wir das Dessert bekamen, war es mittlerweile 23 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt startet im Buffetrestaurant bereits der Late Snack. Zweieinhalb Stunden saßen wir also beim Essen und das war eindeutig zu viel. Doch das traf nicht nur uns, sondern offenbar das gesamte Restaurant. Es schien ein wenig, als würde man das zum ersten Mal machen. Zum ersten Mal an Bord dieses Schiffes auf jeden Fall. Aber Cunard hat ja erfahrene Leute und da hätte man einen besseren Ablauf erwartet. Das Abendessen dauerte so lange, dass sogar die Kapitänin am Ende der Reise noch einmal eine Entschuldigung aussprach. Diese kannten wir übrigens schon von der Reise mit der Queen Elizabeth nach Island. Dort navigierte sie uns ebenfalls über den Ozean.

Ein wenig versöhnlich für die Essensverzögerung war dann aber das Geschenk, das uns auf der Kabine erwarte. Eine kleine Tasche und ein edles Notizbuch mit der Inschrift Maiden Voyage Queen Anne lagen für uns bereit. Das freute uns sehr und war eine schöne Überraschung.

Am nächsten Morgen verschliefen wir ein wenig. Irgendwie funktionierte der Weckruf am Telefon nicht so, wie er sollte. Wir wollten doch raus, weil uns der erste Landgang nach A Coruña in Nordspanien führte. Hier waren wir noch nie und da das auch nicht so ganz unsere bevorzugte Reiseregion ist, passte das gut. Denn mit dem Wohnmobil würden wir hier wohl nicht hinfahren wollen. Wie praktisch also, dass wir das ganz entspannt mit dem Schiff bereisen konnten. Dass wir verschliefen, war wiederum auch nicht dramatisch. Draußen regnete es nämlich. Und wie. Wir saßen in der Artisans Foodhall und betrachteten durch die großen Panoramafenster die Stadt, den Hafen und die dunklen Wolken. Es sah beinahe so aus, als würden wir den Ausflug nicht genießen können. Dabei wollten wir doch zum Herkulesturm.

Doch erst mal war sowieso entspanntes Frühstücken angesagt und siehe da, im Laufe der nächsten halben Stunde beruhigte sich das Wetter. Der Regen hörte auf, die Wolken zogen weiter und es klarte sogar auf. Es klarte so sehr auf, dass wir kurz nach Verlassen des Schiffs schon bald blauen Himmel über uns hatten. Wieder einmal passte offenbar alles. Wunderbar. Da es Sonntag war, wirkte die Stadt sehr ruhig und angenehm. Wir verließen das Schiff und trafen zunächst auf einen Wegweiser für den Jakobsweg. Da kamen Erinnerungen hoch, als ich für diesen Pilgerweg ein Buch aktualisierte und bis in das nahegelegene Santiago de Compostela reiste. Lange ist’s her.

Wir spazierten um das Hafenbecken der Marina, denn wir wollten immer an der Küste entlang bis zum Torre de Hércules. Ganz zu Anfang schaute ich noch kurz ins Smartphone, denn zur selben Zeit lief bei n-tv ein Fernsehbeitrag zum Thema Camping, bei dem ich als Reiseexperte zugeschaltet wurde. Die Aufzeichnung für diesen Beitrag fand zwei Wochen vor der Reise statt. Aber ich habe mich auf die Schnelle nicht gesehen und wollte mich lieber um den Besuch der Stadt kümmern. So oft kommen wir ja nicht hierher.

Es war richtig gemütlich und wir spazierten auf dem neugebauten Rad- und Fußweg immer am Meer entlang. Dabei kamen wir zufällig auch an einem Wohnmobilstellplatz vorbei, dem wir als Betreiber des Wohnmobilstellplatzes in Nordkirchen natürlich kurz unsere Aufmerksamkeit schenkten. Irgendwann erreichten wir den Leuchtturm, der als der älteste noch aktive Leuchtturm der Welt gilt. Er wurde im 2. Jahrhundert von den Römern gebaut und steht nicht ohne Grund auf der Liste der Weltkulturerbestätten der Unesco. Uns gefiel er und wir machten natürlich die üblichen Bilder, auch mit Pingu. Wir genossen den Aufenthalt, das angenehme Wetter, besuchten noch die Windrose am Fuße des Leuchtturmes und beschlossen, ganz langsam durch die Altstadt wieder in Richtung Queen Anne zu spazieren.

Hier ließen wir uns einfach mal treiben, kauften eine Kleinigkeit in einer Bäckerei und besorgten uns auch noch ein Andenken. Von wegen, Kreuzfahrttouristen würden kein Geld bei den Landgängen lassen. Ohne diese Kreuzfahrt wären wir wohl nie in diese Stadt gekommen. Grundsätzlich blieb mir die Stadt in guter Erinnerung, wäre da nicht dieser eine Vorfall gewesen. Beim Stadtbummel hatte ich plötzlich das Gefühl, ich hatte Wasser am Kopf und fühlte ganz nebensächlich mit meinen Fingern, ob da was wäre. Da war nichts zu sehen und ich dachte dann auch schon nicht mehr dran. Doch als ich wenige Minuten später den Kameragurt von der Schulter nehmen wollte, bemerkte ich, dass dort Dreck war.

Ziemlicher Dreck. Riesig groß und absolut eklig. Da hatte wohl eine Möwe meine Schulter getroffen. Sowohl die Jacke als auch der Gurt der Kamera waren völlig versifft. Ich begann, mich furchtbar zu ekeln. Denn in der Zwischenzeit hatte ich ja auch meine Finger benutzt, um mir mal ins Gesicht zu wischen und hatte auch eine Getränkedose damit am Ausguss berührt. Nun hatte ich die Vorstellung, dass ich diesen ganzen Vogeldreck plötzlich überall hatte. Es war einfach nur widerlich. Zum Glück hatten wir unseren Rundgang ohnehin schon fast zu Ende gebracht und so gingen wir schnell zum Schiff und direkt in die Kabine. Ich wollte einfach nur diese Jacke reinigen und meinen Kopf waschen.

Den kurzen Rest des Nachmittags verbrachten wir an Bord und schauten zu, wie wir ablegten. Auch hier gab es wieder eine Sail Away Party. Immerhin war es der erste Hafen, den die Queen Anne auf ihrer Jungfernreise ansteuerte. Daher wurde sie entsprechend beim Auslaufen verabschiedet. Zwei Feuerlöschboote begleiteten sie bis zum Ende des Hafens und sprühten dabei Wasser aus allen Rohren. Dieses Ritual kannte ich bisher nur von Bildern bzw. Videos und sah das damit zum ersten Mal in echt. Das war eine schöne Geste und so verließen wir Spanien ganz gemächlich. Nach dem Hinausfahren aus dem Hafen passierten wir noch einmal den Herkulesturm und fuhren ein langes Stück an der nordspanischen Küste entlang.

Am Abend gingen wir dann wieder zum Dinner, wo uns nun neue Kellner bedienten. Sie stellten sich namentlich vor und entschuldigten sich dafür, dass am Vorabend alles sehr schleppend verlief. Die Aussage war: „Die Kollegin war neu, doch wir sind von der Queen Mary und wir kennen uns aus.“ Ich wollte erst einen blöden Witz machen und fragen, ob sie spontan eingeflogen wurden. Doch es war natürlich klar, dass die Crew einfach nur neu zusammengewürfelt wurde. Möglicherweise jetzt etwas geschickter als am ersten Galaabend. Um es vorweg zu nehmen: Ja, in den nächsten Abenden merkte man, dass das Team immer eingespielter wurde. Gegen Ende der Reise hatten wir sogar nur noch etwas mehr als eine Stunde für das Abendessen benötigt. Und das wohlgemerkt, bei einem Viergängemenü inklusive Bestellung, Wartezeit und dem Speisen selbst.

Der folgende Tag stand ganz im Zeichen des Seetags. Dabei umfuhren wir in der Nacht das Kap Finisterre und schlugen einen südlichen Kurs entlang der portugiesischen Küste ein. An diesem Tag waren die 48 Stunden um, nach denen wir die Scavenger Hunt beenden mussten. Wir legten unsere Beweisfotos im Golden Lion vor und erhielten dafür ein kleines Andenken. Natürlich nahmen wir an dem Tag an den weiteren Quizzen teil und hatten unseren üblichen Schiffsstress, weil wir von Aktivität zu Aktivität sprangen. Es war allerdings deutlich weniger Stress, weil ja die Deckspiele und Turniere nicht veranstaltet wurden.

Dafür erkundeten wir aber den Spieleraum, wo man sich Karten- und Gesellschaftsspiele ausleihen kann. Außerdem gingen wir zum Pursers Office. Dabei handelt es sich um die Rezeption des Schiffes. Die Mitarbeiter dort sind die ersten Ansprechpartner, wenn man Fragen hat. Dort legte man die Erinnerungstafeln aus, die üblicherweise von den Häfen an die Schiffe ausgegeben werden, die zum ersten Mal dort anlegen. Sowohl von der Queen Mary als auch auf der Queen Elizabeth kannten wir diese Wappen und Schilder, die dort an den Wänden aufgehangen werden und so eine Art Museum bilden. Wo die Tafeln auf der Queen Anne angebracht würden, erfuhren wir nicht. Aber wir dachten, wir werden das schon irgendwann in der Zukunft bei einer anderen Reise auf dem Schiff herausfinden.

Am nächsten Morgen blickten wir nach dem Aufstehen auf die Altstadt von Lissabon. Die Queen Anne hatte am Kreuzfahrtterminal angelegt und wir konnten nach dem Frühstück von Bord gehen. Der Himmel über Portugal leuchtete in einem tiefen Dunkelblau und so genossen wir einen wunderbaren Sommertag. Unsere ersten Schritte in der portugiesischen Hauptstadt führten uns zum Pantheon und durch die Gassen zu den verschiedenen Aussichtspunkten. Dabei beäugten wir natürlich die zahlreichen Straßenbahnen, die durch die Straßen rumpelten und die vielen Tuktuks, die mit Elektroantrieb durch die Stadt zogen.

Queen Anne in Lissabon

Der Miradouro de Santa Luzia war unser erster Aussichtspunkt. Von diesem blickten wir über die östliche Altstadt hinüber zum zuvor besuchten Pantheon und schauten auch auf die Queen Anne. Danach suchten wir am Kastell noch den Miradouro do Recolhimento, bis wir feststellten, dass dieser sich in einer kleinen Grünanlage befindet, die des Nachts bis um 10 Uhr morgens abgeschlossen ist. Wir waren einfach zu früh. Also spazierten wir zum nächsten Punkt, den wir uns vorgenommen hatten und kamen dabei zufällig an der St. Antoniuskirche vorbei. Diese hatten wir eigentlich nicht eingeplant, aber beim Thema Antonius werden wir hellhörig. Vor allen Dingen Moni ist sehr an diesem Heiligen interessiert und wir besuchten ja bereits die Kirche im italienischen Padua, wo Reliquien vom heiligen Antonius zu sehen sind. Eigentlich ist er bekannt als der heilige Antonius von Padua. Doch hier in Portugal kennt man ihn als Antonius von Lissabon.

Wir wunderten uns zunächst ein wenig über die Aussage, dass er hier in der Kirche geboren worden sein soll. In Gedanken stammte er für uns aus Italien. Doch nein, tatsächlich ist Lissabon der Geburtsort. Wir betraten die Kirche, gingen noch vorsichtig in einen Nebenraum, wo ein gelangweilter Verkäufer auf seinem Handy spielte und es Antonius-Andenken zu kaufen gab. Das sprach uns nicht wirklich an und wir wollten gerade schon die Kirche wieder verlassen, als Moni von einer sehr alten Dame im besten Englisch angesprochen wurde. Sie solle doch nochmal hineingehen, denn dort würde eine Treppe zu einer Art Kapelle hinabführen, wo dem heiligen Antonius gedacht wird.

Ein wenig empfanden wir das wirklich als Zeichen, dass diese Dame ausgerechnet Moni ansprach und alles erläuterte. Natürlich ließen wir uns dann den Abstieg zur Kapelle nicht entgehen. Unserer weiterer Weg ging anschließend zum Elevador de Santa Justa. Diesen Fahrstuhl wollte ich gerne mal sehen, aber auf das Fahren verzichteten wir angesichts der sehr langen Warteschlange. Dafür genossen wir unterwegs die typische Leckerei der Stadt – die Pastéis de Nata. Diese wollten wir unbedingt mal im Original probieren. Sehr lecker.

Wenig später trafen wir ein weiteres Mal zufällig auf etwas, was uns interessierte. Wir sahen nämlich eine Buchhandlung. Da ich gerne Micky Maus-Hefte in anderen Sprachen sammle und Moni das Buch Der kleine Prinz in sämtlichen Sprachen, gingen wir natürlich hinein. Ob es überhaupt Micky Maus-Hefte auf Portugiesisch gibt, weiß ich gar nicht. Viel Hoffnung hatte ich nicht, da es sich um eine Buchhandlung und nicht um einen Zeitschriftenladen handelte. Dafür fanden wir aber den kleinen Prinzen und erwarben das Buch sofort. An der Kasse fragte man uns, ob Englisch oder Portugiesisch. Wir wussten nicht, was das bedeuten sollte. Das Buch war auf Portugiesisch, so wollten wir das ja. Aber wir sprachen natürlich nur Englisch und sagten das auch so. Und zack, bekam das Buch einen Stempel, was wir seltsam fanden. Wir wollten schon einschreiten, weil wir eigentlich kein gestempeltes Buch haben wollten.

Doch als wir den Stempelaufdruck lasen, war alles klar. Dieser besagte, dass es sich um die älteste Buchhandlung der Welt handeln würde. Das war spannend und hatten wir auch nicht gewusst. Erst beim Verlassen sahen wir am Eingang sogar ein Zertifikat des Guinnessbuch der Rekorde. Es besagte, dass diese Buchhandlung bereits im Jahr 1732 gegründet wurde und damit eben die älteste sei. Das gefiel uns und irgendwie schien alles zu passen. Erst die Antoniuskirche und dann diese Buchhandlung. Schön.

Wir spazierten weiter zur Bica Standseilbahn, die wir ganz gerne fotografieren wollten, verzichteten dabei aber ausnahmsweise auf eine Fahrt mit der Bahn. Wir spazierten weiter abwärts und kamen einige Zeit später am Bahnhof am Ufer des Tejo aus. Da es noch verhältnismäßig früh war, kauften wir uns Fahrkarten für den Regionalzug zum Torre de Belém und setzten uns in den wartenden Zug. Es wären nur drei Haltestellen gewesen, aber Moni bekam plötzlich ein ungutes Gefühl und war nicht davon angetan, mit dem Zug zu fahren. Wir hatten darüber eine kleine Diskussion, aber bei uns gilt die Devise, dass wir auf Etwas verzichten, wenn jemand ein ungutes Gefühl hat. Das gilt insbesondere bei Übernachtungen mit dem Wohnmobil an Orten oder auf Stellplätzen, die einem von uns nicht zusagen. Doch in diesem Fall galt das eben auch hier und verließen den Zug, bevor dieser abfahren konnte.

Nach einigem Hin und her beschlossen wir dann, zunächst zum Schiff zurückzugehen, um für den Nachmittag zu einer zweiten Runde durch die Altstadt Lissabons aufzubrechen. So zogen wir also nochmal los, Zeit hatten wir genug, und schauten uns andere Teile der Altstadt an. Wir gingen beispielsweise in die Straße Escolas Gerais, wo die Straßenbahnen sich durch sehr enge Gassen schlängeln und konnten dabei Augenzeuge eines kleinen Verkehrschaos werden. Ein Autofahrer sorgte dafür, dass die Straßenbahnen nicht mehr durchkamen und so baute sich ein ziemlicher Stau auf, bei dem zahlreiche Autos zurücksetzen mussten. Alleine diese Tatsache ist ja für viele schon eine besondere Herausforderung. Wir waren dabei total entspannt und freuten uns, dass wir ausnahmsweise nicht an einem Steuer saßen und uns um solche Dinge scheren mussten.

Wir gönnten uns weitere Ausblicke und nutzen diesen zweiten Altstadtrundgang für einen erneuten Besuch des Miradouro do Recolhimento. Dort beobachteten wir zudem einen Pfau, der offenbar aus dem Kastell entkommen war. Irgendwie knuffig, manch einer versuchte, ihm den Rückweg zu zeigen. Neben ein paar Souvenirs kauften wir ein zweites Mal die leckeren Pastéis de Nata. Über die Hauptfußgängerzone gelangten wir zurück zum Praça do Comércio und von dort spazierten wir wieder an Bord der Queen Anne.

Natürlich ließen wir es uns auch hier nicht nehmen, dabei zuzuschauen, wie die Leinen losgemacht werden und wie wir mit dem Schiff ablegten. Doch hierbei gab es Verzögerungen, weil ein Passagier mit dem Rettungswagen abgeholt werden musste. Wir wussten nicht, was geschehen war, doch der Passagier und seine Begleitung taten uns leid. Da freut man sich so lange auf diese Reise und dann geschieht etwas, weshalb man plötzlich in Lissabon strandet.

Nach dem Ablegen gab es wieder eine Sail Away Party auf den Oberdecks und wir unterquerten die Ponte 25 de Abril. Hier wurden bei uns Erinnerungen an die Ein- und Ausfahrten des New Yorker Hafens wach. Denn dabei unterquert man mit der Queen Mary 2 ganz knapp die Verrazzano-Bridge. Auch hier war die Unterquerung ziemlich spannend. Ungewöhnlich war die Geräuschkulisse dabei, denn die Autos oben auf der Brücke fahren auf einem Metallgitter, was zu uns nach unten hin mit einem lauten Brummen zu hören war.

Wir blickten bei der Vorbeifahrt noch auf den Torre de Belém und schon hatten wir Portugal wieder hinter uns gelassen. Ein weiteres Abendessen stand an sowie zwei Seetage, während derer wir nach Southampton reisen würden. An dem ersten dieser beiden Seetage nahm ich an einem kleinen Grundkurs zum Bogenschießen teil. Schon einige Tage zuvor mussten Interessierte hierfür ein Sicherheitsvideo anschauen und konnten sich auf einer Liste eintragen, um am Bogenschießen teilzunehmen. Die Plätze hierfür sind natürlich begrenzt, doch dafür hatten wir eine Stunde Zeit. Ja, es war nett, aber ich denke, Bogenschießen ist nicht zu meinem Lieblingssport geworden. Schön war aber, dass ich für die Teilnahme sogar ein kleines Zertifikat bekam. Das fand ich nett.

Ansonsten verbrachten wir die Zeit mit einer zweiten Scavenger Hunt, also Schnitzeljagd, für die wir dieses Mal nur 24 Stunden Zeit hatten und wir machten endlich mal einige Bilder von dem Schiff. Denn irgendwie kamen wir bis dahin gar nicht so richtig dazu. Allerdings hat uns die Queen Anne vom Design her auch nicht so richtig mitgerissen, dass wir jetzt jedes Detail hätten fotografieren wollten. Uns fehlten so ein wenig die kleinen liebevollen Details, die wir eben von der Queen Mary 2 kennen. An den beiden verbliebenen Seetagen waren wir auch schon sehr früh im Queen’s Room, weil wir am Afternoon Tea teilnehmen wollten. Der Queen’s Room ist nämlich nicht sehr groß und wenn man sich nicht rechtzeitig um einen Platz bemüht, dann wird man in einem anderen Restaurant untergebracht, wo das Ambiente jedoch ganz anders ist.

Wir stromerten noch viele Stunden über das Schiff, machten letzte Erkundungen und uns vor allen Dingen Gedanken über das Schiff. Dabei kommt man natürlich nicht umhin, es mit der Queen Mary 2 zu vergleichen. Eigentlich sollte man das nicht machen, da es wirklich zwei ganz unterschiedliche Schiffe sind, aber man macht das eben automatisch. Am letzten Abend stellten wir dann, wie üblich, unseren Koffer vor die Kabinentür und schon folgte nach einer geruhsamen Nacht das letzte Frühstück an Bord. Damit war es dann soweit, wir mussten die Queen Anne in Southampton wieder verlassen. Doch wir wussten, dass wir nur zwei Tage später die Queen Mary betreten würden, die uns nach Hamburg brächte. Darüber folgt dann ein weiterer Reisebericht.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

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