2017 – Mit dem Wohnmobil durch Norwegen

Sonntag, 20. August 2017

Willkommen auf den Lofoten

Nach einer sehr ruhigen Nacht ging es gleich am nächsten Morgen wieder weiter. Das Wetter war nun nicht mehr so besonders freundlich. Es regnete, die Sicht war schlecht. An Wanderungen war kaum zu denken, zumindest vorerst. Wir folgten weiterhin der E10 und hatten als erstes Ziel für diesen Tag den Besuch der Vesterålen vorgehabt. Der Übergang zwischen den Lofoten und den Vesterålen ist eigentlich nicht spürbar, wenngleich die Inselbewohner da wohl sicherlich eine andere Meinung zu haben. Später erst stellten wir fest, dass wir schon bei unserer damaligen Nordkap-Reise auch auf den Vesterålen waren.

Wir verließen die E10 und fuhren nordwärts in die Stadt Sortland. Neugierig wurden wir auf Sortland, weil es dort viele blau angestrichene Gebäude geben soll. Nicht, dass wir jetzt auf blaue Farbe stehen würden, aber die Stadt hat eben den Beinamen „blaue Stadt“. Den Grund hierfür wollten wir uns mal genauer anschauen und wurden auch nicht enttäuscht. Mehrere blaue Häuser, ob nun Wohn- oder Geschäftshaus, säumten unseren Weg. Angesichts der Wetterlage verzichteten wir jedoch auf einen Rundgang durch die Stadt und besichtigten die blauen Häuser nur aus dem Wohnmobil heraus. Außerdem sahen wir im Hafen zufällig, wie ein Schiff der Hurtigruten anlegen wollte. Es sah etwas spektakulär aus, denn das Schiff legte sich in eine scharfe Kurve und erhielt dabei eine ansehnliche Neigung.

Das Schiff King Gustav der Hurtigruten
Das Schiff King Gustav der Hurtigruten

Das war es dann aber auch schon für uns mit Sortland. Wir überquerten wieder die Brücke über den dortigen Meeresarm und fuhren zurück zur E10. Unseren ursprünglichen Plan, weiter zu fahren und einen Teil der Strecke mit einer Fähre zurückzulegen, verwarfen wir angesichts des zum Teil heftigen Sturms. Irgendwie war uns da nicht nach.

Lofoten
Lofoten

Bei dem Wetter war es zudem besser, sich auf Ortschaften zu konzentrieren. Wanderungen waren auch ausgeschlossen, aber die hatten wir definitiv noch vor und wir würden die Lofoten nicht verlassen, ohne endlich mal eine Wanderung hinauf auf die Berge zu machen. Schon beim letzten Mal verpassten wir diese Gelegenheit, weil das Wetter es einfach nicht zuließ.
Wir fuhren nach Svolvær, wo wir wie schon beim letzten Mal durch das Städtchen und am Hafen entlang schlenderten. Viel war nicht los, es war ja ein verregneter Sonntag, an dem man ungerne einen Fuß vor die Tür setzen möchte.

Lofoten
Lofoten

Von da aus fuhren wir geich weiter nach Henningsvær. Diesen Ort erreicht man über eine schmale Straße am Ufer entlang und über eine ampelgeregelte Brücke. Moni hatte sich auf dieses Städtchen sehr gefreut, hatte sie doch damals dort schöne Bilder machen können und Henningsvær deshalb positiv in Erinnerung. Doch heute wurde sie ein wenig enttäuscht. Die Erinnerung war eine andere als das, was der Ort zeigte. Kann aber auch wieder an diesem schlechten Wetter liegen.

Holzhäuser auf den Lofoten
Holzhäuser auf den Lofoten

Nach diesen Stadtbesichtigungen wollten wir uns langsam daran machen, einen Übernachtungsplatz zu finden. Ich hatte noch sehr gut in Erinnerung, dass mir ein Gast auf unserem Wohnmobilstellplatz in Nordkirchen auf der Karte einen Platz zeigte, den er als wunderbar empfohlen hatte. Dieser Gast musste es wissen, denn er kam von der Ile de Reunion im Indischen Ozean. Damit war er französischer Staatsbürger und fuhr wenige Wochen vor unserer Tour mit dem Wohnmobil durch Europa. Außerdem hatte er in der Vergangenheit Neuseeland und viele weitere Länder bereist. Und wenn jemand von einer Südseeinsel stammt und einen Ort auf den Lofoten als toll propagiert, dann muss da wohl etwas dran sein.

Hafen von Hennigsvaer
Hafen von Hennigsvaer
Karibisch grünes Wasser
Karibisch grünes Wasser

Gefunden haben wir den Ort letztendlich nicht, weil wir schon vorher fündig wurden. Auf den Lofoten ist es eben überall schön und die Park- und Übernachtungsplätze ähneln sich natürlich. Was sollen wir da einen bestimmten Ort suchen, wenn wir schon einen schönen Platz haben? Und zwar wurden wir in Haukland auf der Insel Vestvågøy fündig. Ein weiter Sandstrand gleich neben dem Parkplatz in einer Bucht, rundum umgeben von hohen Steilwänden. Nur das Wetter eben, das war immer noch nicht gut und es stürmte mittlerweile so sehr, dass wir das Wohnmobil nicht wirklich verlassen wollten. Erst am späten Abend gingen wir vor die Tür und waren damit immer noch die einzigen, die den Strand aufsuchten, obwohl auch andere Wohnmobile um uns herumstanden.

Montag, 21. August 2017

Wanderung auf den Reinebringen

Der Wind hatte sich spürbar gelegt und hin und wieder blinzelte sogar die Sonne durch die Wolkendecke. Das passte ganz gut, da wir einen Wanderwunsch auf der Liste hatten, der sich heute erfüllen würde. Wir verließen den schönen Übernachtungsplatz und steuerten wenig später unser Wohnmobil wieder auf die E10, um nach kurzer Zeit in die Ortschaft Reine zu gelangen. Die kleinen Parkplätze am Ausgangspunkt der Wanderung waren bereits weitgehend belegt und wir waren froh, noch einen letzten Parkplatz ergattert zu haben.

Brücken bei Reine
Brücken bei Reine

Wir schlüpften in unsere Wanderschuhe und machten uns auf den Weg, den Reinebringen zu erklimmen. Der Reinebringen ist eigentlich nicht sonderlich hoch, sind es doch keine 500 Meter Höhe, doch der Begriff „erklimmen“ trifft es trotzdem ziemlich genau. Wir waren schon vorbereitet und hatten gelesen, was uns erwarten würde. Diese Erwartungen wurden leider vollkommen erfüllt, denn einfach ist der Aufstieg auf den Gipfel nicht.

Küstenseeschwalbe beim Fischfang
Küstenseeschwalbe beim Fischfang

Er beginnt mit einem Spaziergang durch einen kleinen Wald, allerdings direkt mit einer deutlichen Steigung. Der Boden war nicht nur stellenweise feucht, sondern ziemlich durchweicht. Wenn er es nicht war, dann lag es daran, dass große Felsen im Weg lagen. Manche dieser Felsen musste man vorsichtig überwinden, weil eine gewisse Gefahr des Abrutschens bestand. Nach kurzer Zeit fanden wir eine Art Treppe, die aus großen Steinen angelegt wurde und ganz offensichtlich einfacher zu wandern wäre. Doch sie war mit einem Flatterband abgesperrt und scheinbar noch nicht freigegeben. Wir hätten diese Treppe auch eigentlich ignoriert, da der richtige Weg rechts daran vorbeiführte, doch es kamen gerade zwei deutsche Wanderer die Treppe runter und meinten, es wäre kein Problem, hier rauf zu gehen.

Aufstieg auf den Reinebringen
Aufstieg auf den Reinebringen
Der Reinebringen von unten
Der Reinebringen von unten

Also glaubten wir ihnen und spazierten ebenfalls die Stufen hoch, was immer noch anstrengend genug war. Der richtige Wanderweg lag rund 50 Meter weiter rechts und durch Gestrüpp, Felsen und Abhänge von uns getrennt. Uns störte das eigentlich nicht, doch offenbar störte sich eine andere Touristin daran. Denn von weiter oben kam der Ruf einer jungen Frau, der uns galt und so klang wie „Dead End“. Die Frau wirkte mit ihren gestikulierenden Armen dabei leicht panisch, ganz so, als würden wir sterben, wenn wir weiter dieser Treppe folgen würde.
Was sie nun von uns erwarten würde, war uns nicht ganz klar. Wir hatten schon etliche Höhenmeter und so eine Art Point of no return auf dieser Treppe hinter uns gebracht. Ohne einen ersichtlichen Grund würden wir hier nicht wieder absteigen, um 50 Meter weiter rechts auf einem Trampelpfad wieder hochzuwandern. Und es sollte sich herausstellen, dass wir richtig entschieden hatten.

Der Wanderweg im Reinebringen
Der Wanderweg im Reinebringen
Lofoten in Norwegen
Lofoten in Norwegen

Die junge Frau hatte zwar inhaltlich recht, denn die Treppe führte nicht zum Gipfel, sondern endete in der Landschaft, aber auch von hier aus konnte man über einen schmalen Pfad weiter gehen. Auf diesem erreichten wir wenig später den Hauptweg, der aber nicht wirklich breiter oder wichtiger erschien als unser Trampelpfad. Er wurde einfach nur häufiger begangen. Später lasen wir, dass die Treppe irgendwann mal zum Gipfel hinaufführen würde, weil der alte Wanderweg zu schwierig sei und auch die Natur übel zurichten würde. Und das stimmt, denn man musste sich ständig an kleinen Bäumchen und Wurzeln festhalten. Man sah immer wieder abgebrochene Zweige und der Untergrund war dermaßen lose getreten, dass Pflanzen hier gar keinen richtigen Halt mehr haben würden.

Blick auf Reine
Blick auf Reine

Immer wieder kamen uns natürlich andere Wanderer entgegen und jeder von ihnen erzählte uns, dass der Weg nicht besser werden würde. Ganz im Gegenteil, kurz vor dem Gipfel käme man nicht umhin, alle Viere zu benutzen, um die letzten Höhenmeter zu bewältigen. Und diese Aussagen trafen voll zu. Wir wussten, dass es nicht mehr weit wäre, doch dann musste man wirklich noch seine letzten Kraftreserven aufbrauchen, um den letzten Anstieg zu schaffen. Wie wir später wieder runterkommen würden, war uns momenten Rätsel, dass wir aber erst beim Abstieg lösen wollten.

Bergkulisse bei Reine
Bergkulisse bei Reine

Jetzt hieß es erstmal, die Aussicht zu genießen. Denn die war grandios. Man blickte in die Ferne und in die Tiefe, wo sich die Ortschaft Reine auf mehreren kleinen Inseln ausbreitete. Diese waren wiederum durch schmale und kurze Brücken miteinander verbunden, während im Hintergrund die schroffen Felswände in die Höhe ragten. Ein wunderbares Ensemble aus Meer, Inseln und Bergen, was sich da vor uns auftat. Dafür hatten sich die ganze Anstrengungen total gelohnt.

Blick vom Reinebringen auf Reine
Blick vom Reinebringen auf Reine
Michael Moll auf dem Reinebringen
Michael Moll auf dem Reinebringen

Wir genossen den Ausblick, machten natürlich Bilder wie immer und packten nach kurzer Zeit unsere Kameras wieder weg. Denn es war ziemlich kühl, der Wind pfiff und wir waren nassgeschwitzt. Daher reduzierten wir unsere Pause auf ein Minimum. Dass wir unsere Kameras in die Rucksäcke verstauten, war zudem eine große Besonderheit für uns. Normalerweise haben wir die Kameras immer über der Schulter hängen, doch hier war uns das wegen der Steile am Abhang kaum möglich und wir verzichteten aus Sicherheitsgründen darauf, jederzeit ein Foto machen zu können.

Toller Ausblick auf Reine
Toller Ausblick auf Reine

Gerade als wir uns an den Abstieg machen wollten, kamen fünf junge Wanderer den Berg hinauf, von denen einer ein lautes Handy oder einen dazugehörigen Lautsprecher im Rucksack hatte. Er beschallte damit nicht nur sich und seine Freunde, sondern auch die gesamte Umgebung, was wir als ziemlich störend fanden. Aber gut, sie waren oben und wir wollten gerade runter, also gingen wir dem Krach schnell aus dem Weg. Dachten wir zumindest. Denn gleichzeitig mit uns wollten noch drei junge Frauen auch den Abstieg wagen. Aus dem Gespräch, dass sich ganz kurz zwischen den beiden Gruppen entwickelte, entnahmen wir, dass die Jungs aus Kanada stammten und die Frauen aus New York. Und ausgerechnet die Frauen drehten plötzlich auch noch ihr Handy auf und konnten offensichtlich nicht ohne Musik wandern. Man hätte annehmen können, dass diese Unsitte aus Nordamerika stammt und nun zu uns nach Europa schwappt. Na toll, das kann ja dann was werden, wenn jeder junge Wanderer seinen Bluetooth-Lautsprecher anschmeißt und nicht die Naturgeräusche, sondern Bässe genießt.

Das Nordmeer vom Reinebringen
Das Nordmeer vom Reinebringen

Eine der Amerikanerinnen war vermutlich auch die junge Dame, die uns völlig übertrieben vor dem Ende des Wegs warnen wollte. Aber gegenseitig erkannt hatten wir uns nicht, dafür waren wir bei dem vermeintlichen Warnruf zu weit auseinander gewesen. Und obwohl die jungen Damen den Weg hochgefunden hatten und gerade sahen, wo die Kanadier herkamen, fragten sie uns plötzlich, wo den Einstieg in den Abstieg sei. Da offenbarte sich eine gewisse Dummheit, denn immerhin standen wir ja gerade alle um diesen Einstieg herum. Der letzte Kanadier verließ ihn gerade, während wir darauf warteten, dass die Damen direkt im Anschuss abwärts gingen. Wir wollten ihnen den Vortritt lassen, da anzunehmen war, dass sie deutlich schneller wären als wir.

Man kann noch höher wandern
Man kann noch höher wandern

So als junge Hüpfer springt man ja noch die Felsen einfach hinab als würde es Kniegelenke günstig bei Amazon zum Nachbestellen geben. Nein, diese Zeit des schnellen Auf und Abs auf die Berge hatten wir hinter uns. Auch in dem Alter, in dem man glaubt, man sei unsterblich und es könne an so einem Steilhang nichts passieren, waren wir schon lange nicht mehr.

Reinebringen
Reinebringen

Daher wanderten wir langsam und vorsichtig hinab und ließen uns dementsprechend auch Zeit dafür. Beim Abstieg kamen uns noch so einige Wanderer entgegen, bei denen wir uns fragten, ob sie sich da nicht etwas übernommen hatten. Von anderen wurden wir wiederum überholt. Eine Gruppe Wanderer, die uns überholte, kündigte sich schon aus der Ferne an. Denn es handelte sich um die Kanadier, die wieder mit der lauten Musik den halben Berg beschallten. Um ehrlich zu sein, halte ich dieses Verhalten für unverschämt und egoistisch.

Nach der Wanderung zogen wir uns im Wohnmobil um und fuhren weiter auf der E10 zum südlichsten Punkt, den man auf den Lofoten mit dem Fahrzeug erreichen kann. Dort parkten wir den Wagen und schlenderten wieder wie einst gemütlich durch den Ort Å. Wir wanderten zwischen den roten Pfahlbauten hindurch, für die der Ort bekannt ist und schauten einer Touristengruppe dabei zu, wie sie die eigenen frisch gefangenen Fische auseinandernahmen. Es handelte sich wohl um eine Art Workshop zum Thema Angeln.

Holzhäuser in A auf den Lofoten
Holzhäuser in A auf den Lofoten
Pfahlbauten
Pfahlbauten

Wir überlegten noch einige Zeit, was wir als Nächstes machen wollten. In diesem Zusammenhang schauten wir auch nach, wann denn die Fähren wieder hinüber zum Festland fahren würden. Nachdem wir den Fahrplan kannten, entschlossen wir uns kurzfristig noch an diesem Tag die Lofoten wieder zu verlassen. Wir hatten alles gesehen und erlebt, was wir sehen und erleben wollten und wir hatten ja noch weitere Pläne für den Süden Norwegens.

Also stellten wir uns in die Reihe hinter einigen wenigen Fahrzeugen und warteten eine gute Dreiviertelstunde bis die Fähre kam. Drei Stunden dauerte die Überfahrt, auf der wir feststellten, dass es sich um exakt das gleiche Schiff handelte, wie bei unserer Reise fünf Jahre zuvor. Es hätte auch ein anderes sein können, da auf der Route mehrere Schiffe pendeln. Wir fuhren in die Nacht hinein und kamen im Dunkeln in der Stadt Bodø an. Weit wollten wir nicht mehr fahren. Immerhin waren wir müde und im Dunkeln über Landstraßen muss ich in Schweden nicht unbedingt haben.

Abschied von den Lofoten
Abschied von den Lofoten

Auf der Fähre hatten wir genug Zeit, uns Stellplätze zu suchen und wurden auch fündig. Einen Platz hatten wir als Favoriten, während noch zwei Alternativen im näheren Umkreis auf uns warteten. Was schönes brauchte es ja nicht unbedingt zu werden, es war ja schon spät. Aber irgendwo stehen, wo es vielleicht unheimlich ist, wollten wir natürlich auch nicht. Und damit schied dann unser Favorit ganz schnell aus, denn wohl fühlten wir uns dort dann doch nicht so wirklich. Wir fuhren zu einer der Alternativen und kamen dabei an der zweiten Alternative vorbei. Letztere ist es dann geworden, denn auch bei Alternative 1 gefiel es uns überhaupt.

Bei Alternative 2 standen wir zwar direkt neben der Hauptstraße, aber es war ja nichts mehr los Außerdem stand dort noch ein weiteres Wohnmobil aus Schweden, was dem Ganzen einen Hauch von Wohnmobilstellplatz verlieh. Leise stellten wir uns in rund 10 Meter Entfernung neben das andere Wohnmobil und versuchten, so wenig Krach wie möglich zu machen. Es war ja schon spät und wir wollten ja niemanden wecken

Dienstag, 22. August 2017

Und wieder zurück zum Polarkreis

Peng!
Es war halb vier am Morgen, als wir plötzlich durch einen Schuss wach wurden. Wir hatten noch keine drei Stunden geschlafen und waren völlig irritiert, was wir da hörten. Beim ersten Mal reagierten wir noch gar nicht richtig. Beim zweiten lauten Peng ging ich zum Fenster und schaute vorsichtig nach draußen. Es war nichts zu sehen, außer dass es mittlerweile schon wieder dämmerte. Sah schön aus, aber mein Interesse lag jetzt eher darin, wieder ins Bett gehen zu können.

Und das tat ich auch. Peng. Wieder hallte ein Geräusch wie von einem Schuss durch die ansonsten ruhige Nacht. Das beunruhigte uns und wir fragten uns, was das sein könne. Erneut stand ich auf und ging vorne zum Fenster. Jetzt sah ich, dass in dem schwedischen Wohnmobil Leben eingekehrt ist. Ein kleines Kind lief durch das hell erleuchtete Wohnmobil. Es war komplett angezogen, so als wolle es gleich nach draußen gehen. Plötzlich sah ich auch eine erwachsene Person durch das Fenster des schwedischen Fahrzeugs – ebenfalls angezogen. Na gut, dann kamen die Geräusche wohl von dort.

Die Frage war nur, um was für Geräusche es sich denn handelte. Solche Knallgeräusche empfand ich dann doch als eher ungewöhnlich. Ich legte mich erneut hin, nur um zwei Minuten wieder aufzuspringen. Denn da war es wieder. Peng. Was macht Peng bei einem stehenden Fahrzeug? Ich ging wieder nach vorne, ich war neugierig. Ich musste nicht lange beobachten, denn dieses Mal wurde ich Augenzeuge. Das knallende Geräusch wurde tatsächlich von den Insassen verursacht. Und zwar immer dann, wenn sie das Wohnmobil verließen. Dabei schmissen sie die Wohnmobiltür dermaßen auf, dass sie komplett gegen die Wand des Aufbaus knallte.

Übernachtungsplatz bei Bodö
Übernachtungsplatz bei Bodö

Wer macht so etwas? Erstens macht das furchtbaren Krach, was man als normal denkender Mensch vermeidet, wenn man nachts die Leute nicht wecken will. Und zweitens ist das sicherlich nicht bekömmlich für Tür und Aufbau. Es kann sich doch eigentlich nur um ein Mietwohnmobil handeln, denn normalerweise behandelt man sein eigenes Auto nicht so. Ein gemietetes Wohnmobil sollte man so auch nicht drangsalieren, aber es gibt ja Leute, die mit fremden Eigentum anders umgehen. Doch die Tür so dermaßen aufzuschmeißen finde ich schon recht seltsam.
Als der Krach geklärt war und ich wusste, dass wir definitiv nicht beschossen werden, wollte ich wieder ins Bett. Ich verließ den Fahrersitz und kam dabei zufällig mit dem Ellenbogen auf die Hupe. Das war wirklich ein Versehen, aber ganz so schlimm fand ich es dann doch nicht, dass ich auf diese Weise mal meine Meinung kund tat.

Saltfjell Svartisen-Nationalpark
Saltfjell Svartisen-Nationalpark
Svartisen Nationalpark
Svartisen Nationalpark

Danach war Ruhe, denn die Schweden starteten ihren Motor und fuhren dann davon. Vermutlich wollten sie auf die sehr früh startende Fähre fahren. Aber muss man dabei alle umstehenden Leute wecken? Hätten die das auch auf einem offiziellen Stellplatz oder gar auf einem Campingplatz so gemacht? Leute gibt’s…

Nordlandbahn
Nordlandbahn

Nachdem wir dann endlich ein paar weitere Stunden schlafen konnten, starteten wir auch unseren Wagen und fuhren langsam südwärts. Bevor wir wieder zur E6 zurückkehren würden, die wir ja nun schon einige Tage nicht mehr unter unseren Rädern hatten, bogen wir vorher noch rechts ab nach Saltstraumen. Dort befinden sich die berühmten Strudel, die durch die Gezeiten entstehen. Das schauten wir uns noch kurz an, bevor es weiter ging. So wirklich beeindruckend fanden wir es nicht, aber interessant. Vermutlich müsste man dort mehrere Stunden stehen und beobachten, wie die Fließrichtung wechselt. Das wäre sicherlich spannender. Aber so viel Zeit wollten wir dafür nicht aufbringen.

Markierung am Polarkreis
Markierung am Polarkreis

Auf der kleinen Straße 812 fuhren wir durch eine schöne Landschaft und am Ufer des Skjerstadfjords entlang bis wir einige Zeit später wieder auf die E6 trafen. Da war sie wieder, die Straße, die uns zuvor nach Norden brachte und uns jetzt wieder nach Süden bringen würde. Wir durchquerten den Svartisen-Nationalpark, wo wir gelegentlich anhielten, um die Landschaft fotografisch festzuhalten und einfach auch nur genossen. Es dauerte nicht lange, bis wir dann auch wieder am Polarkreis ankamen.

Zurück am Polarkreis
Zurück am Polarkreis

Das Besucherzentrum besuchten wir nur kurz. Wir waren ja erst letzte Woche dort drin und kannten es auch noch gut von der letzten Reise. Doch Moni schlug vor, dass wir doch mal ein wenig spazieren gehen könnten. Und zwar dorthin, wo zwei Steinpyramiden den Polarkreis an der Eisenbahnstrecke markierten. Gesagt, getan und schon waren wir unterwegs zu den Gleisen. Dabei mussten wir ein kurzes Stück sogar direkt neben den Gleisen laufen.

Wollgras
Wollgras

Wir hatten an dieser Stelle schon die Nordlandbahn fahren gesehen und wussten, dass sie nicht so langsam unterwegs ist. Aber aufgrund der Topographie hielten wir die Gefahr für überschaubar, denn hier konnte man einen Zug lange im Vorfeld sehen. An den Markierungen stellten wir schnell fest, dass wir nicht die einzigen Touristen sind, die hierhin spazierten. Einige hinterließen Relikte mit ihren eingravierten Namen und waren demnach auch an den Gleisen entlang gegangen.

Schafe auf der Straße
Schafe auf der Straße

Nach einer gemütlichen Fahrt über das Fjell erreichten wir bald wieder Mo i Rana, wo wir einkaufen gingen und ich noch einen Blick in einen Baumarkt warf. Ich interessierte mich nämlich für die Holzkonstruktionen, die man vor norwegischen Häusern sieht und an denen für gewöhnlich die Briefkästen angebracht sind. Doch man erklärte mir, dass diese in der Regel von den Bewohnern selber gebaut werden. Aber zumindest hatte ich jetzt einen Namen, mit dem ich nach diesen Dingern googeln konnte: Postkassestativ. Ja, klingt logisch.

Übernachtungsplatz direkt an der E6
Übernachtungsplatz direkt an der E6

Wir durchquerten noch Mosjøen und steuerten schließlich einen Parkplatz an, den wir schon von früher kannten und wo wir wunderbar übernachten konnten und wollten.

Mittwoch, 23. August 2017

Fahrt gen Süden

Auch dieser Tag stand ganz im Zeichen der Fahrerei. Erlebnisse gab es auf der Fahrt praktisch keine. Wir reisten durch die wunderbare Landschaft, in der wir natürlich auch immer wieder anhielten und die Aussichten genossen. Bei Trondheim wechselten wir auf die E39 und fuhren schließlich nicht mehr südwärts, sondern gen Westen. Trondheim kannten wir noch gut von früheren Norwegentouren, aber in Ålesund waren wir noch nie und das wollten wir ändern. An diesem Tag würden wir das aber nicht mehr schaffen und deswegen suchten wir uns entlang der E39 einen geeigneten Übernachtungsplatz. Davon gab es sogar eine ganze Menge, sowohl als Campingplatz als auch als freier Parkplatz.

Rastplatz an der E6
Rastplatz an der E6

Unterwegs sahen wir einen Campingplatz, bei dem mir das Verhalten knauseriger deutscher Touristen missfiel. Ich bevorzuge ja auch das freie Stehen und habe nichts dagegen, Geld zu sparen. Doch wenn sich junge Leute, die in einem normalen Pkw übernachten, direkt auf dem Parkplatz eines Campingplatzes stellen und sich dort ihr Essen und ihr Nachtlager zubereiten, dann finde ich das schon unverschämt, den Platzbetreibern gegenüber. So etwas wirft kein gutes Licht auf Touristen und führt letztendlich irgendwann zu Verboten. Wenn man frei übernachtet, dann doch bitte dort, wo man niemanden stört und wo man nicht gesehen wird. Oder wenigstens, wo es geduldet ist. Aber doch nicht direkt vor der Einfahrt zu einem kleinen, privat geführten Campingplatz, auf dem mehr als die Hälfte der Parzellen frei sind.

Übernachtung neben der Fähre
Übernachtung neben der Fähre

Unser Tag endete auf einem Schotterparkplatz neben der Fähre von Halsa. Dort standen wir mit drei weiteren Wohnmobilen und blickten am Abend auf das Wasser. Gestört haben wir dort niemanden.

18 Kommentare zu „2017 – Mit dem Wohnmobil durch Norwegen“

  1. Die Flambahn-Strecke kann auch gut mit einem Mountainbike gefahren werden. Evtl. wird man im obersten Bereich auch ein Stück schieben. Uns kam bei der Abfahrt sogar ein Norwegen mit Mountainbike und Kinderanhänger (mit Kind) entgegen (ohne Absteigen). Die Aussicht auf der ganzen Strecke lohnt sehr!

    1. Hallo Gerd,

      ja, das glaube ich – das mit der Aussicht. Ich muss zugeben, dass ich ursprünglich dachte, dieses Tal sei tatsächlich nur mit der Bahn befahrbar. Hätten wir aber die Bahn trotzdem bevorzugt, weil es uns auch um das „Erlebnis Bahnfahrt“ geht. Na ja, und weil wir auch keine Fahrräder dabei hatten.
      Viele Grüße
      Michael

  2. Kraft-Simon Alexandra

    Hallo,

    wir hätten uns doch fast am Nordkap getroffen. Wir hatten es am 13.8.2017 verlassen . Es war unser drittes Mal und sicher nicht das letzte Mal. Bei uns hat das Kino noch nichts gekostet. Allerdings sind wir auch Mitglieder im Royal North Cape Club.

    Liebe Grüße von den Alzenauern mit den beiden Huskys

    Alexandra und Frank Simon

    PS am Freitag treffen wir uns mit 2 weiteren Robel in Nordkirchen.

    1. Hallo,

      vielleicht hatte im Kino gerade jemand nicht aufgepasst. Mit uns saßen nur wenig Leute drin, die wohl eine Karte vorzeigen mussten. Und wir konnten unsere Royal North Cape Club-Karte einfach hochhalten. Geprüft wurden wir dadurch ja auch. Mir soll’s egal sein. Beim nächsten Mal haben wir unseren Mitgliedsausweis auch wieder dabei 😉
      Viele Grüße und einen schönen Aufenthalt in Nordkirchen!
      Michael

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  7. In dem Bericht über die Nordkapreise 2017 ist das Bild Nr. 5 falsch beschriftet. Es handelt sich nicht um Sylt sondern um das gegenüberliegende dänische Festland.

    1. Oh ja, danke für den Hinweis. Da war ich zu schnell. Hätte mir bei den vielen Windrädern natürlich auffallen sollen. Ich habe es direkt mal geändert. Beste Grüße!

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