Haapsalu – INsel Hiiumaa
Entfernung: ca. 135 km, ohne Abstecher.
Strecke: Straße 80 – Straße 83 – Nebenstraße über Insel Kassari – Straße 81 bis Kärdla – Straße 80, Nebenstraße und Schotterstraße bis Kõpu – Straße 84 bis Emmaste.
Reisedauer: Mindestens ein Tag.
Höhepunkte: Kärdla*, Besteigung des Leuchtturmes Kõpu**, das gesamte Landschaftsbild der Insel Hiiumaa***.
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem Wohnmobilreiseführer über das Baltikum, der schon lange nicht mehr im Handel erhältlich ist. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Route: In Haapsalu geht es am Eisenbahnmuseum vorbei bis nach Rohuküla, wo sich die beiden Fähranlegestellen nach Vormsi und Hiiumaa befinden. ●
Wer Lust verspürt, eine gesamte Insel mit dem Rad zu umrunden, und nicht ganz so viel Zeit hat, der ist auf Estlands viertgrößter Insel genau richtig. Der stark zerklüftete Küstenstreifen von Vormsi bringt es auf eine Länge von gut 100 km, dementsprechend kürzer ist die Ringstraße, die alle Ortschaften des Eilandes miteinander verbindet. Die Insel besitzt einige kleine Seen, die sich dadurch gebildet haben, weil sich im Laufe der Zeit die Buchten geschlossen haben. Geologisch betrachtet, ist Vormsi mit seinen 3.000 Jahren jedoch noch recht jung.
Wie auch auf der weiter im Norden gelegenen Insel Osmussaar, haben sich hier auf dem Eiland die so genannten Küstenschweden angesiedelt, die mit der estnischen Kultur und dem estnischen Volk nichts gemein haben. Zu spüren ist das bei genauerer Betrachtung der Ortsnamen Norrby, Sviby und Saxby, die skandinavische Wurzeln haben und bis heute gültig sind. Doch auf Grund der weiten Entfernung zu ihrem Heimatland Schweden entwickelten die Küstenschweden eine eigene Kultur und Tradition. In Saxby kann ein eiserner Leuchtturm aus dem Jahr 1864 besichtigt werden. Doch zentraler Ausgangspunkt für eine Inseltour ist die Ortschaft Hullo. Dort wurde im 12. Jahrhundert unter Fürsprache des dänischen Königs Valdemar II. eine Kirche errichtet. Sie ist ein Vorgängerbau der St. Olaikirche, sie sich am Waldesrand von Hullo befindet und 200 Jahre später erbaut wurde. Der erst im 15. Jahrhundert errichtete Kirchturm ist heute nur noch in Ruinen zu sehen.
Die zweitgrößte Insel Estlands ist die erste auf unserer Inselrundreise. Die Überfahrt von Rohuküla ca. 8 km westlich von Haapsula nach Heltermaa auf der Insel Hiiumaa mit dem Schiff St. Ola kostet 135,00 EEk für ein Wohnmobil und 40,00 EEK pro Person. Es ist die teuerste und längste Fahrt zwischen den Inseln und dem Festland. Für die rund 10 km Luftlinie zwischen Haapsalu und Heltermaa benötigt das Schiff ca. 90 Minuten. Es fährt je nach Wochentag und Jahreszeit 6 – 8 Mal täglich. Man kann die Schiffsfahrt auch im Vorfeld buchen. Das Büro der Heltermaa – Rohuküla Line befindet sich jedoch auf der Insel Saaremaa, so dass nur die Buchung per Telefon oder E-Mail bleibt. Informationen unter: Heltermann – Rohuküla Line, Kohtu 1, 93812 Kuressaare, Tel.: 45-24 44 4, Fax: 45-24 37 3, E-Mail: broneerimine(at)laevakompanii.ee oder booking(at)laevakompanii.ee, Web: www.laevakompanii.ee. Öffnungszeiten: Mo – Fr 8 – 18.00 Uhr und Sa 9 – 15.00 Uhr.
Mein Tipp!
Planen Sie Ihre Reise so, dass Sie nicht an einem Freitag auf die Inseln oder an einem Sonntag von der Insel zurück fahren. Die Hauptstädter nutzen in den Sommermonaten fast jedes Wochenende, um auf den Inseln zu entspannen und man könnte meinen, Tallinn ist in dieser Zeit wie leer gefegt. Wartezeiten an den Fähren von bis zu drei Stunden sind dann keine Seltenheit! Zudem wird ein 50%iger Aufschlag verlangt, wenn man am Freitag auf die Insel oder am Sonntag wieder zurück auf das Festland fahren möchte.
Auf Hiiumaa leben rund 10 Einwohner pro km². Fast die Hälfte der 10.000 Insulaner lebt in der Inselhauptstadt Kärdla. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts lebten allerdings wesentlich mehr Menschen auf der Insel. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wohnten hier ca. 17.000 Einwohner. Aber wie auf allen estnischen Inseln siedeln die Einwohner langsam auf das Festland über, weil sie dort bessere Perspektiven sehen. Landwirtschaftlich betrachtet, kann mit Hiiumaa nicht viel angefangen werden. Das Innere der Insel besteht hauptsächlich aus Wald und Moor, nicht umsonst ist Hiiumaa der waldreichste Landkreis des gesamten Landes. So sind auch die meisten Siedlungen in unmittelbarer Nähe der Küste, die es auf eine Gesamtlänge von 326 km bringt. Der Landkreis Hiiumaa, der nicht der größeren Nachbarinsel Saaremaa unterstellt ist, teilt sich in die fünf regionalen Bezirke Kärdla, Käina, Kõrgessaare, Emmaste und Pühalepa auf. Das Klima der Insel weicht ein wenig von dem auf dem Festland ab, da der Regen normalerweise schon auf der Ostsee nieder geht und so die Insel mehr Sonnentage und kürzere Regenperioden als das übrige Estland hat.
Die Menschen auf der Insel kann man vergleichen mit den Ostfriesen in Deutschland. Zumindest was den Humor der übrigen Bevölkerung angeht, denn wenn ein Este einen Witz erzählen möchte, dann benutzt er meistens einen Inselbewohner von Hiiumaa als Hauptdarsteller. Doch die Einwohner können auch über sich selber lachen und sind ein fröhlicher Menschenschlag. Und wenn es um die regionale Rivalität zwischen Hiiumaa und Saaremaa geht, dann sagen sie, dass die Bewohner Saaremaas nur eines besser hätten: die Bewohner der Nachbarinsel, also sich selbst.
So behaupten sie ebenfalls humorvoll, dass ihre Insel aussehe, wie eine Ente, die auf der Ostsee landen will. Und tatsächlich, ein Blick auf die Karte lässt mit ein wenig Phantasie glauben, die Kõpu-Halbinsel sei der Kopf des Seevogels, während sich im Norden und Süden die Flügel ausbreiten. Der Name Dageida war die erste namentliche Erwähnung von Hiiumaa im Jahr 1228. Da dieser kleinste Landkreis Estland mit seiner breitesten Ausdehnung von gerade mal 60 km schnell bereist ist, sollte man sich Zeit lassen und die Schönheit und Natur Hiiumaas in Ruhe genießen.
Mein Tipp!
Lassen Sie das Fahrzeug stehen und erkunden sie die Insel mit dem Fahrrad. Ideal ist hierfür die Ortschaft Kärdla, wo man gut parken kann und man in der Straße Hiiu 1 den Pritsumaja-Laden findet, der Fahrräder ausleiht.
Route: Auf Hiiumaa angekommen, ist unser erstes Ziel der kleine Ort Suuremõise. ●
Die Historiker wissen zwar nicht hundertprozentig, wann die Kirche von Suuremõise fertig gestellt wurde, aber zumindest ist man sich einig, dass es sich um das älteste Gotteshaus von Hiiumaa handelt. Sie befindet sich auf der rechten Seite der Straße 83 in Richtung Kälna und trägt den Namen des heiligen Laurentius. Zuvor befand sich an der Stelle eine kleine Holzkirche, die dem jetzigen Bauwerk weichen musste. Auch wenn man das genaue Entstehungsjahr nicht definitiv weiß, wird das Jahr 1259 als Zeitpunkt der Fertigstellung angenommen. Ursprünglich sollte das Bauwerk Verteidigungszwecken dienen, daher baute man die Kirche ganz ohne Turm. Erst viel später, im Jahr 1770 wurde ein niedriger Turm angebaut. Zu sehen ist dies an der eingemeißelten Jahreszahl über dem Portal. Ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt sie 1860, als der Turm um eine Etage nach oben wuchs. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Bau während der Sowjetherrschaft als Lagerraum für die Landwirtschaft genutzt und erhielt seine Kirchenwürde erst im Jahr 1989 zurück.
Es lohnt ein Blick in das Innere der Kirche. Man trifft auf die einzige Steinkanzel in ganz Estland, die vom Steinmetzen Joachim Winter aus Haapsalu geschaffen wurde. Nicht weit von der Kirche entfernt befindet sich das Herrenhaus von Suuremõisa (Hiiu-Suuremõisa mõis). Die Gründerin des dortigen Parks und Schlossensembles, Gräfin Ebba-Margaretha Stenbock, liegt seit 1776 auf dem kleinen Friedhof mit der Kapelle neben der Kirche begraben. Ihr Herrenhaus gilt als eines der schönsten in Estland und wird im allgemeinen estnischen Sprachgebrauch auch einfach nur als „das Schloss“ bezeichnet. Heute kann das Gut, das von drei kleinen Teichen umgeben ist, nur nach Voranmeldung besichtigt werden, da sich dort zwei Schulen befinden. Zu sehen gibt es dann neben 64 Räumen ein schönes Esszimmer mit einer spektakulären Deckenbemalung sowie einer eindrucksvollen Stuckdecke im Obergeschoss.
Mittels einer Menschenkette schaffte man den notwendigen Kalkstein aus dem 2 km entfernten Steinbruch heran, um das Schloss zu erbauen. Fertiggestellt wurde das Hauptgebäude im Jahr 1761 nach sechsjähriger Bauzeit während der Gebäudeflügel, in dem höhere Beamten wohnten, neun Jahre später eingeweiht werden konnte.
Ebenfalls nicht weit von der Kirche entfernt sehen Sie eine Aufhäufung mehrerer Steine, die völlig unnatürlich in der Landschaft liegen. Wenn dieses Steinfeld von Menschenhand geschaffen wurde, dann nicht ohne technische Hilfsmittel. Es gibt keine genauen Angaben darüber, wer die Felsen dort und aus welchem Grund dorthin brachte und so wird es zuweilen auch als Stonehenge von Hiiumaa bezeichnet. Es wird jedoch angenommen, dass es sich um das Grab des nordischen Königs Ingvar handeln soll, aber wie es für die Esten typisch ist, existieren natürlich auch zahlreiche Legenden um diese Steinpyramide.
Route: Weiter geht es auf der Straße 83 südwestwärts nach Käina. ●
Vor Käina erreicht man die kleine Ortschaft Vaemla. Dort in dem weißen und lang gezogenen Steingebäude befindet sich eine der letzten Insel-Fabriken, die noch heute in Betrieb ist und Wolle produziert. Bekannt ist, dass das Haus um das 19. Jahrhundert herum errichtet wurde. Heute beherbergt es das Familienunternehmen Hiiu Vill, geführt von Tiiu und Jüri Valdma seit 1992. Beim Betreten des Gebäudes, vergisst man fast, dass man sich im 21. Jahrhundert befindet und es sich hierbei um eine Fabrik handeln soll. Mit der Beschreibung Manufaktur würde man es eher treffen, vieles wird hier tatsächlich noch in Handarbeit hergestellt. Doch es gibt auch Maschinen, die älteste von ihnen stammt aus dem 19. Jahrhundert und ist heute noch in Betrieb. Gefertigt wurde diese Art von Maschinen seit 1860 in Polen. Unter anderem befindet sich in der Fabrik eine Maschine, die automatisch Wolle spinnt. Diese stammt noch aus der Sowjet-Ära und wurde in Taschkent gebaut. 25 – 30 kg Garn werden durchschnittlich pro Tag hergestellt. Im Sommer kann man die Fabrik besichtigen und auch einige Produkte, wie z.B. Socken kaufen.
Hinter Vaemla führt nach links ein kleiner Abzweig auf die Insel Kassari. Diese ist über zwei kurze Fahrdämme mit Hiiumaa verbunden, und so ist der Übergang von einer zur anderen kaum zu bemerken. Dabei ist Kassari nach Saaremaa, Hiiumaa, Vormsi und Muhu die fünftgrößte Insel des Landes und Heimat für vier kleine Dörfer. Geprägt ist die Insel von einer wunderschönen Natur, die man auf zahlreichen Wanderwegen näher kennenlernen kann. Nicht umsonst wird Kassari sogar von den Inselbewohnern Hiiumaas als Urlaubsinsel bezeichnet. Wenn Sie sagen, sie fahren in den Süden, meinen sie meistens Kassari bzw. die dortige Halbinsel Sääretirp. In heißen Sommermonaten, vor allem an den Wochenenden, sind die feinen Strände sowie die Zeltplätze auf beiden Seiten der Straße meist hoffnungslos überfüllt.
Auf dem Weg dorthin begegnen Sie einer Skulptur, die einen großen Felsbrocken auf den Schultern trägt. Es handelt sich hierbei um Leiger, einem estnischen Sagenheld, der der Sage nach Felsen zwischen die Inseln warf, um diese als Brücke zu nutzen. Hintergrund war, dass der Riese Leiger auf Kassari lebte und seinen Bruder auf der Nachbarinsel besuchen wollte.
Die einzige Kirche mit Reetdach in Estland befindet sich in der Ortschaft Kassari. Dort sind auch einige Ausstellungshäuser, die nicht nur die Geschichte Hiiumaas von der Steinzeit bis in die Gegenwart erklären, sondern auch Fotos der berühmtesten Einwohner zeigen, auf deren Namen man bei einer Reise über die Insel häufig trifft, wie z.B. Ebba Margarethe von Stenbock oder Otto Reinhold Ludwig von Ungern-Sternberg. Und schließlich werden noch einige Besonderheiten gezeigt. So gibt es hier zum Beispiel den letzten Wolf Hiiumaas oder ein Spiegelkabinett mit Spiegeln aus den Leuchttürmen zu sehen. Vor dem Hiiumaa-Museum wurde ein Rettungsboot des Fährschiffes „Estonia“ aufgestellt, geöffnet 10 – 17.00 Uhr.
Wohnmobil-Stellplatz, fünf Stellplätze befinden sich in dem Vetsi Tall Feriendorf. Mal was anderes wäre eine Übernachtung in einem der großen Holzfässer einzulegen, die für nur EEK 190 angeboten wird. Volleyball-Feld, Grillplatz, WC, Dusche, Ver- und Entsorgungsmöglichkeit, Web: www.vetsitall.ee.
Zwischen Kassari und Hiiumaa liegt noch die wesentlich kleinere Insel Orjaku. Für die Bewohner macht es natürlich einen Unterschied, ob man von der Insel Kassari oder von der Insel Orjaku stammt, darauf wird Wert gelegt. Auf der letztgenannten Insel gibt es einen orientalisch anmutenden Turm. Von diesem aus hat man eine herrliche Rundumsicht auf die Käina-Bucht und kann von hier aus dortige Vogelwelt beobachten. Gleich nebenan steht ein kleiner Leuchtturm, beide sind schon von weitem erkennbar. 1995 wurde dort ein 1,5 km langer Naturpfad angelegt, der an der Käina-Bucht entlang führt. Die Bucht, die Hiiumaa von Kassari trennt, ist sehr flach sodass Meeresgrund völlig verschlammt ist. Dieser Schlamm hat allerdings die Qualität eines Heilschlamms, der mit den von Haapsalu gut mithalten. Deshalb wurde der hiesige Schlamm schon benutzt, lange bevor es das Sanatorium von Haapsalu gab.
Wohnmobil-Stellplatz, ein 150 Jahre altes Herrenhaus wurde in den 1970er Jahren renoviert und nennt sich heute Mäeotsa Farm Sommerhaus. Die Besitzer stellen zwei Parkplätze für Wohnmobilisten zur Verfügung, keine Entsorgungsmöglichkeit, Frischwasser auf Nachfrage.
Zurück auf der Insel Hiiumaa treffen wir auf die größte Stadt im Süden Käina. Sie zählt heute rund 1.000 Einwohner und besaß vor langer Zeit das größte Gotteshaus der Insel. Bereits im 15. Jahrhundert entstand die gotische Kirche und bot 600 Sitzplätze. Man bedenke, dass die Ortschaft vor 500 Jahren noch keine 1.000 Einwohner hatte. Heute kann man nur noch Ruinen der Kirche sehen, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Gelegentlich werden in den Trümmern Freilichtkonzerte veranstaltet, die dann ein ganz besonders Ambiente haben. Doch es gibt Pläne, die Kirche in der Zukunft wieder komplett aufzubauen.
Am Ortsrand befindet sich ein Museum, das private Ausstellungsstücke von Rudolf Tobias zeigt und seine Lebensgeschichte erklärt. Rudolf Tobias war ein estnischer Komponist und lebte von 1873 bis 1918. Einen Großteil seines Lebens verbrachte er jedoch in Paris, St. Petersburg, Leipzig und Berlin, wo er bis zu seinem Tode als Lehrer an der Musikhochschule arbeitete. Das Museum ist in seinem Geburtshaus nahe der Straße 83 untergebracht, geöffnet Mitte Mai bis Mitte September von 11 – 17.00 Uhr.
Praktische Hinweise – Käina
Feste und Folklore: Ende Mai werden die Musiktage zur Erinnerung an Rudolf Tobias in seinem Haus abgehalten.
Restaurant Luige, Mäe 2, Tel.: 46-36 63 7.
Spa Hotel Lõokese, Lõokese 14, Tel.: 46-36 10 7, Fax: 46-36 26 9, E-Mail: info(at)lookese, Web: www.lookese.ee. Das Drei-Sterne-Wellnesshotel bietet 30 Doppelzimmer, Restaurant, 2 Bars und Sauna. Die Zimmer sind mit Farb-TV und Telefon modern ausgestattet.
Hotel Liilia, Hiiu mnt.22, Tel.: 46-36 14 6, Fax: 46-36 54 6, E-Mail: liiliahotel(at)hot.ee, Web: www.liiliahotel.ee. In dem kleinen privaten Hotel gibt es 26 Betten, ein Restaurant und ein Pub.
Route: Von der 83 zweigt nach Norden die Straße 81 ab, die uns nach 19 km nach Kärdla bringt. ●
Wohnmobil-Stellplatz, 5 km südlich von Kärdla an der Straße 81 befindet sich in Tubala das Gästehaus Katri (Katri Külalistemaja). Mitten im Grünen besteht dort für drei Wohnmobile die Möglichkeit einer nicht ganz günstigen Übernachtung, keine Entsorgungsmöglichkeit, Frischwasser auf Nachfrage.
Als Hauptstadt der Insel gilt Kärdla, das rund 4.000 Einwohner beheimatet und im 14. Jahrhundert vermutlich von den Schweden gegründet wurde. Alte Dokumente belegen, dass der Ort in der Vergangenheit auch die skandinavischen Namen Kertil, Kärtellby und Kertel trug. Das älteste dieser Dokumente, in dem die Stadt erwähnt wird, stammt aus dem Jahr 1564. Im Übrigen bedeutet der Name aus dem Schwedischen übersetzt, nichts weiter als schwammige, nasse Stadt. 1938 erhielt Kärdla die Stadtrechte, als gerade Hochkonjunktur herrschte und in der einstigen Tuchfabrik bis zu 700 Mitarbeiter beschäftigt waren. Iim Krieg wurde das Fabrikgebäude zerstört und es erinnert heute nur noch eine Kupferplatte, auf der das damalige Gebäude vom Bildhauer Mati Karmin eingraviert wurde.
Heute trägt Kärdla den Beinamen Gartenstadt. Äußerst grün und mit viel Baumbestand ist von Industrie im Ort schon lange nichts mehr zu spüren. Unübersehbar ist der lang gezogene Parkplatz im idyllischen Kern des Ortes. Dort am südlichen Rand befindet sich die Touristeninformation und auf der rechten Seite das kleine Feuerwehrhaus während im Norden ein Supermarkt zu finden ist. Aufschlussreich ist das Inselmuseum im so genannten Langen Haus (Pikk Maja), das über die Geschichte Hiiumaas informiert und einige alte Fundstücke anschaulich darstellt. Es befindet sich in der Vabrikuväljak Straße 8, geöffnet Mo – Fr 10 – 17.00 Uhr und Sa 11 – 14.00 Uhr.
Das Stadtgebiet von Kärdla befindet sich inmitten eines 4 km großen Kraters, der durch einen Meteoriteneinschlag vor über 450 Millionen Jahren entstand. Um diesen besser erkennen zu können, hat die Stadtverwaltung eigens zur Besichtigung des Kraterwalles Aussichtsplattformen in der näheren Umgebung von Kärdla aufgestellt.
Eine weitere Sehenswürdigkeit, die sich am Rande der Stadt befindet, ist der Ristimägi. Hierbei handelt es sich ähnlich wie in Litauen um einen Berg der Kreuze. Dieser hier ist weit weniger bekannt und zudem wesentlich kleiner. Das erste hier aufgestellte Kreuz stammt aus dem Jahr 1781 und wurde in Andenken an die Vertreibung der Schweden von der Insel aufgestellt. Vier Jahrhunderte war Hiiumaa die Heimat von 1.200 Schweden. Die Zarin Katharina die Große befahl die Umsiedlung. Einige wurden nach Haapsalu oder Vormsi geschickt, was ja zumindest noch in der Nähe liegt. Die meisten aber wurden in die Ukraine deportiert. Am letzten Abend, den die Esten und Schweden gemeinsam auf der Insel verbrachten, stellte man eben dieses erste Kreuz auf. Daraus entstand die Tradition, dass jeder ein Kreuz aufstellen muss, wenn der die Insel verlässt. Nicht geklärt ist allerdings, warum die Tradition heute umgekehrt ist und jeder Neuankömmling erst einmal zum Ristimägi gehen sollte, um dort ein Kreuz anzubringen.
Rund 7 km östlich von Kärdla findet man eine typische Sehenswürdigkeit der Balten, die gerne ein Adjektiv in der Superlativ-Form benutzen. So liegt dort der fünftgrößte Stein Estlands mit einem Umfang von 42 m an der Küste des Dorfes Kukka. In unmittelbarer Nachbarschaft befindet sich das Bauernhofmuseum (Soera Talumuuseum).
Dieses 1979 gegründete Museum gehört noch zur Gemeinde von Pühalepa und zeigt das frühe Leben der Inselbewohner und gibt einen guten Überblick darüber, wie es sich im Laufe der Zeit verändert hat. Alle Charakteristiken eines früheren Bauernhauses haben hier überlebt und so ist der mächtige Hof mit dem Gebäude nicht zu übersehen. Am Hof beginnt übrigens auch ein Naturlehrpfad durch den angrenzenden Wald, geöffnet täglich 12 – 18.00 Uhr.
Praktische Hinweise – Kärdla
Touristeninformation, Hiiu tn 1., Tel.: 46-22 23 2, Fax: 62-79 70 1, E-Mail: hiiumaa(at)visitestonia.com, Web: www.hiiumaa.ee, Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, Sa und So 10 – 15.00 Uhr.
Feste und Folklore: Alljährlich Mitte Juni wird in Kärdla das Drachenfestival veranstaltet während im August der Kärdla-Pferdetag Reitfans aus ganz Estland anzieht.
Restaurant Söökla Sõnajala, Leigri v. 3, Tel.: 46-31 22 2.
Internetcafé Kultuurikeskus, Rookopli 18, Tel.: 46-32 18 2.
Hotel Sõnajala, Leigri väljak 3, Tel.: 46-31 22 0, E-Mail: info(at)sonajala.ee, Web: www.sonajala.ee. Das zweistöckige Hotelgebäude am westlichen Stadtrand ist rund 2 km vom Meer entfernt. Es bietet 26 Doppelzimmer, eine Sauna, eine Bar und einen Fahrradverleih.
Hotel Padu, Heltermaa mnt. 22, Tel.: 46-33 03 7, Fax: 46-33 02 3, E-Mail: info(at)pdauhotell.ee, Web: www.paduhotell.ee. 18 Doppelzimmer befinden sich in dem ebenfalls zweistöckigen Gebäude. Es bietet neben einer Sauna, einem Tennisplatz und einem Fahrradverleih auch die Internetnutzung per Wifi.
Wohnmobil-Stellplatz, nur 100 m vom Strand entfernt und rund 1,5 km östlich von Kärdla befindet sich das Hostel Hausma, Web: www.hausma.ee. Dort ist die Übernachtung im Wohnmobil gestattet. Drei Stellplätze für je EEK 150, keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeit.
Route: In Kärdla benutzen wir wie zu Anfang unserer Inselrundreise die Straße 80 und fahren durch die waldreiche Landschaft über Kõrgessaare nach Kõpu. ●
Nach 8 km auf der Straße 80 haben wir jedoch die Möglichkeit rechts nach Norden abzubiegen, um den nördlichsten Punkt „Takhuna nina“ auf Hiiumaa zu erreichen.
Wohnmobil-Stellplatz, Hiiu mnt. 22, 20 Wohnmobile passen in das Malvaste Feriendorf auf dem Weg nach Tahkuna, Frischwasser möglich.
Wohnmobil-Stellplatz, ein wenig weiter nördlich liegt das Ferienhaus Randmäe, Tel.: 56-91 38 83, E-Mail: puhketalu.ee, Web: www.hot.ee/puhketalu. Es befindet sich direkt am Meer zwischen Bäumen und bietet zehn Stellplätze. Auch im Winter ist hier jemand anwesend, der sich um die Gäste kümmert, Versorgungsmöglichkeit.
Dort in Tahkuna befindet sich das erste Windrad Estlands und ein Leuchtturm, der in Paris gebaut und hierher transportiert wurde. Dieser bringt es auf eine Höhe von 43 m. Daneben gibt es ein Denkmal, dass einen traurigen Anlass hatte und von dem es in Estland zahlreiche ähnliche Denkmäler gibt. Dieses hier erinnert an die Kinder, die 1994 auf dem Passagierschiff Estonia umgekommen sind. Der Gedenkstein wurde von Bildhauer Karmin bearbeitet, der für viele Kunstwerke im Nordwesten Estland verantwortlich zeichnet. Es wurde durch Spenden der Bewohner finanziert und am 1. November 1995 eingeweiht. In der Vergangenheit war Tahkuna ein militärischer Stützpunkt, an dem unter Peter I. ein Seehafen errichtet wurde. Gewachsen ist der Stützpunkt durch die Armee der Sowjets. Diese ließen hier zahlreiche militärische Anlagen bauen und verließen die Insel erst im Jahr 1993. Dabei hinterließen sie Bunker, Geschützanlagen sowie eine fünfeinhalb Kilometer lange Eisenbahnstrecke, die für den Munitionstransport gedacht war und die einzigen Bahngeleise auf der gesamten Insel sind.
Camping Kalda Puhktealu, Mangu Küla, Tel.: 46-22 12 2, Web: www.kaldapuhketalu.ee, E-Mail: kalev(at)kaldapuhkethal.ee. Überwiegend kleine Holzhäuser bietet der Campingplatz (1 ha), doch es besteht auch die Möglichkeit mit Wohnmobil oder Wohnwagen anzureisen und zu übernachten. Des Weiteren bietet der Platz eine Zeltwiese, einen Swimmingpool, Lagerfeuerstelle und Bootsverleih, einfache Standardausstattung.
Zurück auf der Straße 80 erreicht man nach 6 km den Ort Kõrgessaare. Zuvor passiert man die Kirche von Reigi, die aus dem Jahre 1802 stammt. Baron Otto Ludwig Reinhold von Ungern-Sternberg ließ dieses Gotteshaus in Gedenken an seinen Sohn bauen, der Selbstmord begangen hat.
Es ist nur schwer zu erahnen, wie die Stadtchronik von Kõrgessaare aussehen würde, wenn nicht der Erste Weltkrieg dazwischen gekommen wäre. Denn zu Beginn des letzten Jahrhunderts wollte man eine Industrieseidefabrik errichten und das Hafenbecken weiter ausgraben, um den Seehandel anzutreiben. Doch die Fabrik, die bis zu 1.000 Mitarbeiter hätte beschäftigen können und sollen, konnte nur einen kurzen Testlauf starten, bevor sie evakuiert werden musste und nicht mehr in Betrieb ging. 1917 wurde sie schließlich von der deutschen Armee gesprengt. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann man mit dem Wiederaufbau und gründete an der Stelle eine Konservenfabrik.
Ansonsten wird der Ort durch das Gut Hohenholm geprägt, das als eines der ältesten Gutshöfe auf Hiimuaa gilt und ebenfalls dem Baron von Ungern-Sternberg gehörte. Vor der Küste des Ortes, in dem sich übrigens auch eine Schnapsbrennerei aus dem 19. Jahrhundert befindet, gibt es zahlreiche Felsenriffe. Diese machten in den letzten Jahrhunderten manchem Seefahrer das Leben schwer oder nahmen es ihm sogar. Um Unfälle zu verhindern wurde an der Stelle ein Feuerschiff verankert, als Signal für die Schifffahrt. Doch zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Feuerschiff von einem deutschen U-Boot versenkt. Die Mannschaft des Feuerschiffes kam dabei um. Der estnische Bildhauer Riho Kuld gestaltete ein Denkmal zu Ehren der Opfer, das 1990 eingeweiht wurde.
Praktische Hinweise – Kõrgessaare
Hotel Viinaköök, Sadama 2, Tel.: 46-93 33 7, E-Mail: sales(at)viinakook.ee, Web: www.viinakook.ee. Dieses schöne Gästehaus bietet 13 Zimmer, Sauna, Restaurant mit Außenterrasse und einen Fahrradverleih.
Järveääre Puhkekeskus, Kõrgessaare Hiuumaa in Jõeranna, Tel.: 50-97 17 9, Web: www.jarveaare.ee, E-Mail: jarveaare(at)jarveaare.ee. In der Nähe des kleinen Veski-Dammes befindet sich diese private Pension mit vier Zimmern und drei kleinen Hütten. Dazu gehört noch eine Sauna, ein Kaminzimmer, Grillmöglichkeit, eine kleine Sporthalle, Zelt- und Bootsverleih.
Route: Die Straße 80 führt weiter in Richtung Westen bis nach Luidja und trifft dort auf die 84. Diese nutzen wir 3 km südwärts, um dann nach rechts Richtung Kõpu abzubiegen. ●
Auf der nun folgenden Straße sehen Sie rechts und links im Straßengraben Hinterlassenschaften von Touristen und Einheimischen, die Schriftzüge oder Liebeserklärungen mit Hilfe von Steinen und Kieseln hinterließen. Machen Sie es ihnen doch gleich und schreiben Ihren Namen in den Straßengraben, Steine liegen genügend herum. Am Ende der Straße biegt man rechts ab und erreicht sogleich das Wahrzeichen von Hiiumaa, den Leuchtturm auf der Kõpu-Halbinsel. Auf den estnischen Landkarten ist die Region um den Leuchtturm mit 67 m Höhe angegeben. Die Halbinsel liegt zwar so hoch, doch sie steigt im Gesamten langsam an und man findet keine hügelige Landschaft vor.
Der Leuchtturm mit seinem markanten Äußeren ist der älteste Leuchtturm in der gesamten Ostseeregion und sogar der drittälteste der Welt. Grund für die Errichtung des Leuchtfeuers war die so genannte Hiiu-Untiefe, eine der gefährlichsten in der Ostsee. So beschloss man im Jahr 1499, an dieser Stelle einen Turm zu errichten. Man sollte meinen, dass alle damit einverstanden waren, immerhin geht es hierbei um die Sicherheit und um Menschenleben. Doch weit gefehlt, der Bau des Leuchtturmes war umstritten. Zur damaligen Zeit gab es die gesetzliche Regelung, dass jedes Strandgut, das angeschwemmt wurde, dem jeweiligen Finder gehörte. Also kam es den Strandbewohnern und den ansässigen Gutsherren recht ungelegen, wenn nun die Seeleute vor der Untiefe gewarnt werden sollten. Es gab sogar Fälle, in denen die Insulaner etwas nachhalfen und die Kapitäne mit falschen Signalen in die Irre leiteten. Der berühmteste dieser Insulaner war Baron von Ungern-Sternberg, der seine so gesammelten Trophäen und Schätze in einem doppelten Boden des bereits erwähnten Gutes Suuremõisa lagerte.
Nach rund drei Jahrzehnten Bauzeit war der Turm nur halb so groß wie heute, die erste Erweiterung erhielt das Gebäude im Jahr 1649, als ein Feuerrost und eine Außentreppe angebracht wurde. 1810 wurden innerhalb des Turmes eine Treppe sowie ein Mannschaftsraum eingerichtet. Ein halbes Dutzend Mitarbeiter waren ständig damit beschäftigt, das Feuer in Gang zu halten. Am Anfang verbrannte man Holz, nach dem Umbau benutzte man Öl. Seit 1845 hat man Gas zur Verbrennung benutzt. Heute scheint das Licht natürlich mit Elektrizität und ist bis zu 50 km bzw. 26 Seemeilen weit sichtbar. Die Lampe befindet sich in einem Gehäuse, das die Russen auf der Pariser Weltausstellung im Jahre 1900 kauften.
Bei einer Renovierung in der Mitte des letzten Jahrhunderts machte man einen fatalen Fehler. Der Turm sollte mit wetterfester Ölfarbe angestrichen werden. Es stellte sich jedoch später heraus, dass diese Farbe wasserundurchlässig ist und zwar in beide Richtungen. Da das Bindematerial im Mauerwerk jedoch Feuchtigkeit aus der Erde saugt, konnte diese auf Grund der Farbe jetzt nicht mehr nach außen entweichen. Der Turm sog sich voll mit Wasser und drohte einzustürzen. Dieses wurde im letzten Moment verhindert, indem man ihn schließlich Ende der 1980er Jahre mit einem Eisenbetongerüst ummantelte.
Die Besteigung des Turmes ist täglich von 9 – 22.00 Uhr möglich und kostet 30,00 EEK/Person. Gezahlt wird am Restaurant, das sich am Parkplatz befindet. Im Inneren des Turmes befindet sich eine mehrsprachige Ausstellung über die Leuchttürme in der Ostseeregion. Der Aufstieg ist bis zur ersten Etage recht beschwerlich.
Wohnmobil-Stellplatz, in unmittelbarer Nähe zum Leuchtturm befindet sich der Pihla Bauernhof, Web: www.hot.ee/pihla. Er bietet neben Urlaub auf dem Bauernhof auch fünf Wohnmobilstellplätze, Frischwasser auf Nachfrage, jedoch keine Entsorgungsmöglichkeit.
Einen weiteren Leuchtturm gibt es seit 1874 noch ein wenig weiter westlich bei dem Ort Ristna. Dieser Ort ist wegen der Brandung bei Surfern sehr beliebt. In Ristna selbst ist außer der westlichsten Wetterstation Estlands nichts zu entdecken.
Route: Um die Insel zu verlassen benutzen wir die Straße 84 an der Westküste, die uns Richtung Emmaste bringt, wo sich der kleine Hafenort Sõru befindet. ●
Drei Kilometer vor Emmaste erscheint eine kleine Kreuzung. Dort befindet sich das Vanajõe-Tal. Es als Tal zu bezeichnen, mag ein wenig übertrieben sein, da es sich lediglich um eine 10 m tiefe Sanddüne handelt. Doch ein kurzer Aufenthalt mit einem Spaziergang über die eigens angelegten Brücken und Treppen ist lohnenswert. Der kleine Bach, der in der Senke gemütlich vor sich hin fließt, sollte nicht unterschätzt werden. Das klare Wasser schafft es im Frühling oder Herbst auch schon mal, ganze Bäume wegzureißen und das sandige Ufergestein zu unterspülen. Nicht umsonst befand sich unweit von dieser Stelle im 16. Jahrhundert eine Mühle, die von dem Wasser angetrieben wurde. Das Flusstal ist als geologisches Gebiet seit 1962 geschützt.
Wenn Sie weiter fahren, treffen Sie auf den Ort Emmaste. Dort kam man im Zweiten Weltkrieg auf die Idee, die Glocke der Kirche aus Angst vor Plünderungen zu verstecken. Die Einwohner gruben ein Loch, legten die Kirchenglocke hinein und schütteten das Loch wieder zu. Der Trick half und keiner fand die Glocke. Allerdings galt das auch für die Einwohner, denn dummerweise konnte sich nach dem Krieg keiner mehr erinnern, wo sie denn nun vergraben war. So vergingen viele Jahre, bis ein amerikanischer Soldat in den 1990er Jahren die Glocke mit Hilfe eines Metalldetektors ausfindig machen konnte.
Die kleine Hafenstadt Sõru ist für die meisten nur ein simpler Hafen mit der Fährverbindung nach Saaremaa. Doch einige Historiker assoziieren Sõru mit dem Namen Sarwo, der im Jahr 1254 die erste namentliche Erwähnung auf der Insel gewesen sein soll. In Sõru befindet sich auf dem Hafenkai ein alter Dreimaster. Er soll in Zukunft restauriert und als Museum ausgestellt werden. Gleichzeitig soll er an die glanzvolle Zeit der Segelschiffe erinnern. Das Schiff lief 1939 vom Stapel und wurde für den Holztransport eingesetzt. Doch als die Rote Armee vorrückte, planten einige mit dem Schiff nach Schweden zu fliehen. Die Gestapo erfuhr davon und schickte den Dreimaster nach Haapsalu. Über Umwege geriet das Schiff nach Deutschland und von dort nach Schweden, wo es bis 1968 in Dienst stand. Mittlerweile war das Schiff alt und musste generalüberholt werden. Dafür brachte man es nach Dänemark, doch dort geriet es in Vergessenheit bis zum Jahr 1998. Die Esten erfuhren davon und holten das Segelschiff zurück nach Hiiumaa, wo es nun auf bessere Zeiten wartet.
Die Überfahrt vom Fährhafen Söru auf Hiiumaa zum Fährhafen Triiki bei Leisi auf der Nachbarinsel Saaremaa dauert eine Stunde. Die Fahrkarten kauft man in der kleinen Bar an Bord. Sie kosten pro Person 35,00 EEK, ein Wohnmobil kostet 135,00 EEK. Die Fähre fährt in den Sommermonaten vier bis fünfmal täglich, außerhalb der Saison nur an bis zu fünf Tagen pro Woche.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)