Eine Wanderung auf den Reinebringen auf den norwegischen Lofoten ist zwar keine Abenteuertour, sollte aber dennoch nicht unterschätzt werden. Der Gipfel des Berges ist zwar gerade einmal 470 Meter hoch, hat es aber ganz schön in sich. Denn es geht ziemlich steil bergauf und dabei auch noch durch relativ unwegsames Gelände.
Nachdem wir bereits zum zweiten Mal mit dem Wohnmobil zum Nordkap fuhren und nun auf dem Rückweg waren, wollten wir auch endlich mal einen der Berge auf den Lofoten erklimmen. Wetterbedingt ist uns das ja schon auf unserer ersten Nordkap-Reise fünf Jahre zuvor verwehrt geblieben.
Der Reinebringen sollte es also werden. Er erhebt sich am Rand der kleinen Ortschaft Reine und steigt direkt an der Küste steil hinauf. Wir parkten unser Wohnmobil auf einem kleinen Schotterparkplatz neben der E10 und schlüpften in unsere Wanderstiefel. Diese sind definitiv notwendig, denn der Weg ist nicht nur steil, sondern stellenweise auch recht glatt.
Es geht auch gleich vom ersten Moment an in die Höhe, wenn man den Weg neben der Straße verlässt. Zunächst wandert man durch ein kleines Birkenwäldchen, aber auch hier muss man schon über Stock und Stein aufwärts gehen. Je nach Wetterlage muss man dabei auch noch ein paar Matschfelder durchqueren. An einer Stelle, noch sehr weit unten, liegt ein Felsblock im Weg, der bereits jetzt schon Trittsicherheit erfordert.
Wenn wir wandern, auch bergauf, haben wir eigentlich immer unsere Kameras griffbereit über der Schulter baumeln. Egal, wo wir wandern. Selbst auf dem Calmont-Klettersteig an der Mosel oder auf Bergtouren wie hinauf auf den Ben Nevis oder den Galdhøpiggen – die Kamera ist immer im Anschlag. Doch hier haben wir, ganz im Gegenteil zu unserer sonstigen Angewohnheit, die Kameras lieber weggepackt.
Anstrengende, aber tolle Tour auf den Reinebringen
Das stellte sich auch als sinnvoll heraus. Der schmale Trampelpfad, der auf den Gipfel des Reinebringen hinauf führt, erfordert nicht nur Beinarbeit, sondern an manchen Stellen auch tatkräftige Hände. Mit denen kann man sich an so manchen Felsen festhalten oder an größeren Baumstämmen und Wurzeln hochziehen.
Und genau das ist auch ein Problem für die Natur am Reinebringen. Da er sehr gerne und zahlreiche erklommen wird, schadet eigentlich jeder einzelne Wanderer der Natur. Die Erde wird beim Aufstieg weggetreten, sodass Felsen und Bäume oft keinen Halt mehr haben. Das stellt man aber erst fest, wenn man schon mitten im Berghang steckt.
Noch ziemlich weit unten sahen wir eine Art Treppe. Sie wurde aus Felsquadern angelegt und führt auch nach oben. Wir nutzten sie natürlich, weil sie wesentlich einfacher zu begehen ist. Es ist eben wie Treppensteigen. So etwas kennen wir von zahlreichen Wanderwegen in Großbritannien. Hinauf auf den Scaffel Pike wandert man zum Beispiel teilweise auch über solche Wege.
Allerdings war die Treppe noch nicht in unserem Navigationsgerät eingezeichnet und wir konnten sehen, dass wir dadurch deutlich vom eigentlichen Weg abkamen. Wie wir später hörten, soll die Treppe eines Tages komplett bis zum Gipfel hinauf führen. Angesichts der Beliebtheit und des schlechten Zustandes des Weges, ist das definitiv eine gute Entscheidung.
Wir verließen am Ende der Treppe die Stufen und nutzten einen schmalen Querweg um wieder auf den Hauptwanderweg zu gelangen. Neben einer steilen Felswand geht es dann weiter aufwärts, bis man scheinbar kurz vor dem Ziel ist. Doch dann wird man noch ein letztes Mal gefordert.
Fantastische Ausblicke auf die Lofoten
Denn die letzten zehn bis 20 Höhenmeter haben es noch einmal in sich. Ein steiler, rutschiger Boden und nur wenige Möglichkeiten, sich festzuhalten, machen den letzten Abschnitt aus. Doch plötzlich hat man es geschafft und man spaziert die letzten fünf Meter bis zu einem Grat, hinter dem es noch steiler wieder bergab geht.
Von diesem Grat aus hat man schließlich einen wunderbaren Ausblick auf die Berggipfel der Lofoten und auf die Ortschaft Reine. Und mit einem Schlag sind bei diesem Ausblick die ganzen Mühen, die man auf sich genommen hat, vergessen. Tief unten blickt man vom Reinebringen auf die kleine Ortschaft, die wie ein Spielzeugmodell aussieht und sich malerisch über mehrere Insel erstreckt.
Etwas weiter oberhalb erkennt man gut den Reinevatnet, also einen kleinen See. Und am Hoirzont erheben sich zahlreiche andere Gipfel, die das typische Bild der Lofoten zeigen. Wir fanden die Tour zwar anstrengend, aber absolut lohnenswert. Lediglich der Abstieg war dann wieder nicht von schlechten Eltern. Besonders der erste Teil knapp unterhalb des Gipfels war mit Vorsicht zu genießen. Auch weiter unten hatten wir mancherorts so unsere Probleme gehabt.
Am nächsten Tag hatten wir einen ziemlichen Muskelkater in unseren Armen und fragten uns zunächst, wo der herkam. Er entstand dadurch, dass wir beim Abstieg immer Halt an den dünnen knorrigen Bäumen suchten und uns langsam von Baum zu Baum hinab „schwangen“.