2015 – Mit dem Wohnmobil durch England und Wales


31. Tag – Sonntag, 16.8.2015

Städtetour nach Coventry und Cambridge

Gleich nach dem Aufstehen fuhren wir erneut nach Matlock. Eines der dortigen Firmengebäude, die von der Unesco geschützt sind, hatten wir noch nicht im Kasten. Die Fahrt durch den Ort war, wie soll man es sagen? Ungewöhnlich. Hunderte, wenn nicht sogar tausende Vespafahrer und Roller kamen uns knatternd entgegen. Der Camper auf dem Stellplatz hatte uns am Vorabend schon erzählt, dass Matlock ein beliebter Motorradtreff sei und bestätigte damit unseren Eindruck, den wir da bereits gewinnen konnten. Doch an diesem Sonntagmorgen wurde es sogar noch ein bisschen spektakulärer, als die ganzen Scooterfahrer über die Straßen rumpelten. Erst später hatten wir erfahren, dass es sich um das alljährlich stattfindende Scootertreffen Beat the Biker handelte.

Als wir Matlock und das Derwent Valley verließen, machten wir anschließend wieder einige Kilometer gut. Auf der Autobahn passierten wir Nottingham, wo wir schon zwei Jahre zuvor gewesen waren und fuhren schnurstracks nach Coventry. Ich war ganz froh, dass wir Städte dieser Größenordnung an einem Sonntag besichtigten, wo mit weniger Verkehr zu rechnen war. Auch die Parkplatzsuche gestaltet sich an so ruhigen Tagen natürlich deutlich einfacher. Doch trotzdem fanden wir nicht auf Anhieb einen Parkplatz und der, den wir hatten, war uns mit seinem Umfeld ein wenig suspekt.

Wir beschlossen, es genauso zu handhaben wie einst, als wir im Winter mit dem Wohnmobil nach Italien fuhren. Pisa besichtigten wir nämlich getrennt voneinander und ließen so unser Wohnmobil nicht unbeaufsichtigt. Coventry ist zwar touristisch nicht mit Pisa zu vergleichen, dennoch fühlten wir uns hier ein wenig unwohl. Möglicherweise war das nur ein Bauchgefühl aus der Tageslaune heraus, aber darauf sollte man eben auch hören. Ich zog zuerst los und machte die Pflichtbilder an der zerstörten Kathedrale in Coventrys Innenstadt und löste anschließend Moni von der Wohnmobilüberwachung ab.

Council House in Coventry
Council House in Coventry

Nachdem wir beide Coventry ausgiebig besucht hatten, wobei das eigentliche Zentrum nun auch nicht gerade groß und spektakulär ist, verschlug es uns wieder auf die Autobahn. Dieses Mal fuhren wir nicht direkt nach Süden, sondern eher nach Osten. Denn die Universitätsstadt Cambridge fehlte uns noch auf der Liste. Ein wenig war ich schon von dieser Städtetour genervt. Coventry und Cambridge sind nicht uninteressant, aber es waren eben für uns Pflichtaufgaben und der Beweis dafür, dass wir nicht im Urlaub waren. Im Urlaub hätte ich mir diese beiden Städte ganz sicher nicht angeschaut.

Die Universitätsstadt Cambrige

Zumal es in Cambridge auch noch für einen Moment kompliziert wurde. Denn hier war es überhaupt nicht leicht zu parken. Ich hatte zwar im Vorfeld den Parkplatz eines Supermarktes herausgepickt, doch in der Realität sah das Umfeld auch hier wieder eher abstoßen aus und ich hatte wirklich keine Lust, in den letzten Tagen unserer Reise noch einen ungebetenen Gast in unserem Wohnmobil zu riskieren. Moni schlug zwar unser Pisa-Prinzip auch hier vor und gab zu verstehen, dass sie sogar auf Cambridge verzichten könnte. Aber das wollte ich nicht. Auch deshalb, weil das Zentrum der Stadt doch um einiges entfernter ist, als gedacht. Ich wäre schon eine Stunde zu Fuß unterwegs, um überhaupt in der Altstadt zu sein.

Nach einigem Hin und Her beschlossen wir, den örtlichen Campingplatz aufzusuchen und von dort mit dem Bus in das Zentrum zu fahren. Dieser würde laut Webseite des Campingplatzes alle zehn Minuten fahren. Den Campingplatz hatten wir schnell erreicht und uns auch angemeldet. Dieses war der erste Campingplatz auf der Reise, der auch tatsächlich unsere Mitgliedskarten des Caravan Clubs sehen wollte. Ein bisschen überrascht reichten wir die Karten über die Theke und fragten uns insgeheim, was wohl gewesen wäre, wären wir keine Mitglieder im Caravan Club.

Gondel unter der Akademikerbrücke
Gondel unter der Akademikerbrücke

Nachdem wir das Wohnmobil auf der Parzelle parkten, begaben wir uns zur Haltestelle, wo wir gerade noch die Rückleuchten des Busses sehen konnten. Das wäre ja nicht schlimm, weil der Bus alle zehn Minuten kommen sollte. Doch das galt wiederum nur an Werktagen. Heute war immer noch Sonntag. Der Bus kam also nur alle 30 Minuten. Das war uns zu doof. Für drei Meilen benutzen wir eigentlich keinen Bus, sondern gehen solche Strecken oftmals zu Fuß. Ein Blick auf Googlemaps verriet uns, dass der Weg auch noch relativ einfach ist. Außerdem würden wir uns so über acht Pfund sparen, die wir für die Tickets hätten zahlen müssen.

Und zu guter Letzt hatten wir an diesem Tag ja eigentlich bisher kaum Bewegung gehabt. So passte das ganz gut, dass wir den Bus verpassten. Gemütlich schlenderten wir durch die Wohnviertel in das Stadtzentrum von Cambridge, wo wir uns plötzlich total alt fühlten. Zahlreich junge Studenten bevölkerten die Straßen, doch im Verhältnis gab es kaum oder nur wenig gastronomische Einrichtungen, bei denen man draußen die Abendstimmung hätte genießen können. Wir schauten uns die zahlreichen universitären Gebäude und Einrichtungen an, gingen zur Akademikerbrücke, warfen einen Blick auf die Rundkirche und traten nach getaner Arbeit den Rückweg an. Den recht ereignislosen Tag beendeten wir bei einigen Brettspielen im Wohnmobil auf dem Campingplatz.

 

32. Tag – Montag, 17.8.2015

Zu Besuch am Wohnhaus der Queen in Windsor

Der vorletzte Tag unserer Reise war angebrochen. Eigentlich war unser Plan, dass wir am nächsten Wochenende wieder in Deutschland ankämen. Aber durch die traurigen Ereignisse beeilten wir uns natürlich und hatten nun schon seit einigen Tagen den morgigen Dienstag als Rückreisetermin anvisiert. Eigentlich hatten wir ja auch nur noch London zu umrunden und danach käme dann ja auch nicht mehr viel. Grundsätzlich hätten wir London gerne wieder besucht, geplant war das aber ohnehin nicht.

Außerdem können wir ja nicht im Zwei-Jahres-Rhythmus immer nach London fahren. Wir waren 2011 mit dem Auto in London und 2013 mit dem Wohnmobil in London. Und das jeweils für mehrere Tage, an denen wir wirklich so ziemlich alle Sehenswürdigkeiten und weniger interessanten Orte Londons intensiv besuchten. Um ehrlich zu sein hätten wir gar nicht gewusst, wo wir noch hätten hingehen sollen, um in London etwas völlig Neues zu besichtigen.

Königin Victoria vor Windsor
Königin Victoria vor Windsor

Aber außerhalb von London, nämlich ganz im Westen, gab es noch etwas, was uns fehlte. Windsor Castle, der Wohnsitz der Queen, stand noch auf dem Programm. Seit einigen Tagen hatte ich mehrmals erwähnt, dass wir auf den Besuch des einen oder anderen Schlosses ruhig verzichten können, wenn wir denn dann wenigstens Windsor Castle besichtigen würden. Aber als wir dort ankamen und das Wohnmobil zwischen anderen Wohnmobil parkten, wo Wohnmobile eigentlich gar nicht hinpassen würden und als ich die Menschenmengen sah, verging mir die Lust auf Besichtigung.

Kurzentschlossen beließen wir es bei einer Außenbesichtigung und konzentrierten uns lieber auf den Long Walk. Dieser in der Tat lange Weg zweigt vom Schloss ab und führt über mehrere Kilometer schnurgerade durch eine Grünanlage. Wenigstens den Long Walk wollten wir also abschreiten und von diesem aus einen wunderbaren Blick auf Windsor Castle werfen.

Long Walk in Windsor
Long Walk in Windsor

An einer Stelle wird der Long Walk von einer Straße durchquert und wir überlegten, ob das eine gute Chance wäre, uns hier vielleicht an einem möglichen Titelbild zu versuchen. Denn für das Titelbild gab es verlagsseitig verschiedene Auflagen. Zu sehen sein sollte ein Wohnmobil schräg von vorne, gerne mit einer Person am Steuer und im Hintergrund eine typische Sehenswürdigkeit unter blauem Himmel. Das Ganze dann natürlich noch im Hochformat.

Diese Voraussetzungen alle auf einmal zu erfüllen, ist ohnehin schon schwierig, aber in England beinahe aussichtslos. Das begann natürlich schon bei dem Wetter, dass uns an den meisten Tagen nicht wohlgesonnen war. Hinzu kam die schlechte bzw. fehlende Parkmöglichkeit direkt vor den Attraktionen und zu guter Letzt muss man natürlich auch sagen, dass es nur Zufall ist, dass wir zu zweit unterwegs sind. Wie ich eine Person im eigenen Wohnmobil fotografieren sollte, wäre mir ein Rätsel. Aber hier an dieser Stelle wäre solch eine Aufnahme denkbar gewesen.

Zunächst gingen wir aber den Long Walk wieder zurück und staunten ob der zahlreichen Flugzeuge, die hier über unseren Köpfen hinweg donnerten. Ich wusste ja schon im Vorfeld, dass wir uns mitten in der Einflugschneise des Londoner Flughafens Heathrow befanden und wir sind ja auch einiges von unserer Wohnlage nahe der Einflugschneise bei Düsseldorf gewohnt, aber dass es hier so schlimm sein würde, war schon bemerkenswert und habe ich sogleich auf Video festgehalten:

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Um ehrlich zu sein, kann ich auf den Titel König von England verzichten, wenn ich dann so nah an einem Flughafen wohnen muss.
Wir holten unser Wohnmobil ab, fuhren zu der Stelle am Long Walk, wo ich Moni hinaus ließ und dann mehrmals die Strecke im Schneckentempo abfuhr. Anhalten war dort nicht möglich. Vermutlich hätte man sich dann sofort verdächtig gemacht. Also musste ich langsam zwischen Moni und dem Windsor Castle entlang fahren, am nächsten Kreisverkehr wenden und dann schauen, ob die Bilder etwas geworden sind. Im ersten Versuch gab es sogar richtig gute Bilder, doch ich hatte Moni vergessen zu sagen, dass wir sie im Hochformat benötigen. Meine Schuld. Aber nachdem ich den Kreisverkehr irgendwann schon mein bester Freund war, hatten wir auch diese Bilder im Kasten.

Danach ging es auf die Ringstraße M25, die einmal rund um London führt, um in das kleine Dorf Tudeley zu gelangen. Dort wollten wir uns noch eine Kirche anschauen, die mit Fenstern von Marc Chagall gestaltet wurden. Schon im letzten Jahr hatten wir uns die Chagall-Fenster im Fraumünster von Zürich angeschaut, warum also nicht auch hier in dieser wirklich kleinen Dorfkirche. Dummerweise bin ich zu schnell an der Einfahrt vorbeigefahren, sodass wir ein wenig weiter weg parkten. Das bedeutete wiederum, dass wir auf einer typisch englischen Straße mit hohen Hecken zu Fuß laufen mussten. Nicht ganz ungefährlich, weshalb wir froh waren, heil und gesund an der Kirche angekommen zu sein. Nach dem Kirchenbesuch erkannten wir, dass es auch einen Weg hinter der Hecke gab. Hätten wir das mal vorher gewusst. So war das Spazieren neben der Straße gleich viel angenehmer.

Katze vor der Kathedrale
Katze vor der Kathedrale

Zum Abschluss des Tages fuhren wir nach Canterbury, wo wir auf den uns bereits vertrauten Wohnmobilstellplatz in Canterbury aufschlugen. Wir parkten unser Wohnmobil und gingen, wie schon zwei Jahre zuvor, zu Fuß in die Altstadt. Viel Neues konnten wir natürlich nicht entdecken, aber wir wollten noch einmal einen Blick auf die Kathedrale von Canterbury werfen und durch den Kreuzgang hindurch gehen. Als wir vor der Kathedrale standen, schnurrte zu unserer Überraschung sogar eine alte Bekannte zwischen unseren Füßen herum. Schon bei unserem Besuch in 2013 lernten wir die kleine Katze kennen, die vor der Kathedrale die Aufmerksamkeit der Besucher auf sich zog. Und siehe da, auch in diesem Jahr trafen wir sie wieder. Vermutlich wird sie sich nicht an uns erinnert haben, aber wir begrüßten sie so mit voller Freude, als wären wir die dicksten Freunde.

Ebenfalls zu Fuß gingen wir schließlich wieder zum Wohnmobilstellplatz zurück und ließen unseren vorläufig letzten Abend in Großbritannien ausklingen.

 

33. Tag – Dienstag, 18.8.2015

Am letzten Tag eine Autopanne

Dass es der letzte Abend auf der britischen Insel war, war plötzlich am nächsten Morgen gar nicht mehr so sicher. Moni und ich frühstückten und wollten gerade noch das Abwasser auf dem Wohnmobilstellplatz von Canterbury entsorgen. Moni stieg aus und winkte, dass ich rückwärts aus der Parklücke heraus konnte. Während ich die Kupplung kommen ließ und das Lenkrad leicht bewegte, gab es plötzlich aber nur einen Knall und nichts tat sich mehr. Moni und ich schauten uns durch den rechten Außenspiegel ganz verdutzt an. Gehört hatten wir es beide, doch ich war derjenige, der auch noch spürte, dass sich das Lenkrad nur noch mit Gewalt bewegen ließ. Der Motor lief noch einwandfrei, aber was war das jetzt? Ich machte den Motor aus und entsprechend die Motorhaube auf. Irgendetwas am Motorblock baumelte hinab, doch wir wussten nicht, was es war und so blieb uns nichts anderes übrig, als den ADAC anzurufen. Das Wohnmobil war definitiv nicht fahrtüchtig. Das war natürlich richtig übel. Jetzt haben wir die Reise schon verkürzt, weil wir zu Hause zu einer Beerdigung erwartet werden, wollten eigentlich die letzten 30 Kilometer zur Fähre fahren und dann das. Und dazu noch die Ungewissheit, was denn da nun kaputt ist und repariert werden müsste.

Erstaunlicherweise waren wir aber relativ ruhig und gelassen. Ändern konnten wir es sowieso nicht. Mir war nur klar, dass wir an diesem Tag nicht mehr nach Hause kämen. Die Fähre war ja nicht das Problem, P&O fährt rund um die Uhr und wir hatten ja keinen bestimmten Zeitpunkt gewählt. Schlimmer wäre das bei den Fähren zur Isle of Man oder nach Shetland bzw. Aberdeen gewesen. Somit war die Überfahrt nicht unsere Sorge, jedoch das Wohnmobil an sich. Wir setzten uns nach hinten und begannen die Wartezeit auf den Abschleppdienst mit einem Kartenspiel zu überbrücken. Na toll, morgens um neun Uhr fangen wir an, Karten zu spielen. Das ist überhaupt nicht unsere Art. Draußen begann es auch noch zu regnen. Nach einer Stunde erhielten wir einen Anruf von einer Werkstatt in Dover mit der Frage, wo wir denn genau stehen würden. Es stellte sich heraus, dass die Dame vom ADAC etwas falsch verstanden hat. Wir standen nämlich auf der Old Dover Road in Canterbury und scheinbar brachte sie dadurch Dover und Canterbury durcheinander. Wir erklärten das dem Herrn und waren natürlich nun verunsichert. Würde das jetzt weitergeleitet oder müssten wir noch einmal beim ADAC anrufen? Wir entschieden uns für letzteres und gaben noch einmal alles durch. Nach einiger Zeit kam ein Rückruf, dass es etwas länger dauern könnte, weil der Abschlepper irgendwo im Stau stecken würde. Fand ich merkwürdig, denn so viel ist in Canterbury nun auch nicht gerade los, dass man das mit dem Berufsverkehr im Ruhrgebiet vergleichen könnte. Aber wer weiß, woher der Abschleppwagen kommt.

Kreuzgang in Canterbury
Kreuzgang in Canterbury

Es ging aber verhältnismäßig schnell, nur kam kein Abschleppwagen, sondern bloß ein Werkstattfahrzeug. Damit war zumindest uns schon mal klar, dass wir hier noch nicht wegkommen würden. Dem Mechaniker war das auch schnell klar, als er in den Motorraum schaute und feststellte, dass sich bei uns die Riemenscheibe verabschiedet hatte. Natürlich kannte er das Wort Riemenscheibe nicht und wir wussten im ersten Augenblick auch nicht, was er meinte, als von The Puley sprach. Aber dank Google Übersetzer war das schnell geklärt. Jetzt wussten wir wenigstens, woran es lag und was in etwa auf uns zu kommen würde. Ist ja auch schon mal. Der Mechaniker telefonierte ein wenig herum und besorgte nicht nur einen Abschleppwagen, sondern ließ auch direkt bei einer Werkstatt durchklingeln, damit diese die passenden Ersatzteile bestellen würde. Das fand ich schon mal richtig klasse, denn so würde uns natürlich weitere Wartezeit erspart bleiben. Außerdem war es auch schon mal beruhigend zu erfahren, dass wir das Ersatzteil problemlos bekommen würden und es keinerlei Probleme durch unseren Linkslenker und den in England üblichen Rechtslenker geben dürfte. Denn da war sich der Mechaniker im ersten Augenblick noch etwas unsicher.

Kreuzgang in Canterbury
Kreuzgang in Canterbury

Anschließend zog er von dannen und überließ uns wieder unserem Kartenspiel. Zum Glück verging nicht allzu viel Zeit bis schließlich auch der Abschleppwagen vor der Schranke des Wohnmobilstellplatzes auftauchte. Der nette Herr zog unser Wohnmobil auf seine Ladefläche und brachte uns zu einer kleinen Werkstatt am Rande von Canterbury, wo wir schon erwartet wurden.

Wohnmobilstellplatz in Canterbury
Wohnmobilstellplatz in Canterbury

Man sagte uns, dass es noch ein wenig dauern würde, da die Ersatzteile noch geliefert werden müssten. Sie sollten aber so gegen 14 Uhr da sein. Danach würde man sich direkt an den Einbau machen, was rund eine Stunde dauern dürfte. Das waren ja positive Nachrichten, denn das würde ja bedeuten, dass wir doch noch am Nachmittag zur Fähre fahren könnten. Die Ehefrau des Werkstattleiters nahm uns in ihrem Auto mit in das Stadtzentrum, wo wir ein wenig durch die Geschäfte schlenderten und bei Tesco ein letztes Mal einkaufen waren. Das hatten wir ja ohnehin noch vorgehabt, da wir einige Lebensmittel kaufen wollten, die es bei uns nicht gibt. Dazu gehört zum Beispiel eine besondere Sorte von Pudding, die ich bisher nur in Großbritannien gesehen habe. Insofern passte das schon. Da es aber regnete und wir Canterbury nun schon recht gut kannten, schlenderten wir langsam wieder zurück zur Werkstatt. Das Ersatzteil war schon da und die Mechaniker gerade bei ihrer Arbeit. Das freute uns und wir blätterten noch ein wenig in den ausliegenden Autozeitschriften herum. Diese Werkstatt wirkte durch die Optik, den Geruch und den üblichen Dingen, die in einer Werkstatt an den Wänden hängen ganz so wie eine typische Werkstatt bei uns. Kurz kamen wir noch mit der Ehefrau ins Gespräch, die die üblichen Fragen über unsere Reise stellte. Überrascht und zugegebenermaßen auch etwas erschrocken waren wir über die Frage, ob das denn auf einer Fähre nicht schlimm sei, so zwischen den großen Lkws im Bauch des Schiffes zu sein. Ich war zunächst völlig irritiert, doch sie meinte es tatsächlich ernst und hatte anscheinend überhaupt keine Ahnung, wie es auf einer Fähre zugeht. Die Frau, die nun doch einiges älter war als wir, war noch nie auf einer Fähre unterwegs, obwohl sie nur 30 Kilometer von einem Hafen entfernt wohnt. Hat sie eventuell auch noch nie die Insel verlassen? Ich traute mich das gar nicht zu fragen, aber es hätte mich schon interessiert.

Panne mit dem Wohnmobil
Panne mit dem Wohnmobil

Nach einer überschaubaren Wartezeit erhielten wir die Schlüssel für unser Womo zurück und mussten nur noch in den sauren Apfel beißen, um die Rechnung von umgerechnet rund 650 Euro zu bezahlen. Aber um ehrlich zu sein, war das nur Geld. Wer weiß, was passiert wäre, wenn die Riemenscheibe während der Fahrt kaputt gegangen wäre. Außerdem hat sie immerhin bis zum letzten Tag unserer Reise durchgehalten. Wie gesagt, auf einer der vielen Inseln, vielleicht kurz vor der Fahrt auf eine der teuren Fähren, die nur einmal am Tag fahren, wäre das alles noch kostspieliger geworden.

Wohnmobil auf dem Abschleppwagen
Wohnmobil auf dem Abschleppwagen

Mit der neuen Riemenscheibe fuhren wir nach Dover, wo wir prompt auf das nächste Schiff fahren konnten. Wir stellten das Wohnmobil im Bauch des Schiffes ab und gingen auf direktem Weg zur Club Lounge, die ein bisschen höherpreisiger ist als die üblichen Plätze auf der Fähre. Aber der Aufpreis lohnt sich. Man hat sehr viel Ruhe in der Club Lounge, man erhält Tee und sogar Champagner und wie wir bei einem Gang auf die dort sehr gepflegte Toilette feststellten, hätten wir dort sogar duschen können.

Panne mit dem Wohnmobil
Panne mit dem Wohnmobil

Bei unserer Ankunft in Calais war es natürlich schon recht spät, alleine schon deshalb, weil wir die Uhr ja auch um eine Stunde vorstellen mussten. Wir überlegten ein wenig hin und her, ob wir nochmal nach Gravelines fahren sollten, wo wir die erste Nacht der Reise verbrachten, entschieden uns aber dann für eine längere Fahrt auf der Autobahn bis in die Nacht hinein. Erst in Holland kamen wir auf einem kleinen Autobahnrastplatz zum Stehen, wo wir uns noch einige Stunden schlafen legten. Am nächsten Morgen steuerten wir noch einen Wohnmobilstellplatz auf deutscher Seite an, um unser Chemie-WC zu entleeren und tauschten das Wohnmobil auf dem Bauernhof, wo es untergebracht ist, mit unserem Pkw aus. Damit war die Reise nach 7.142 Kilometern und fast fünf Wochen zu Ende und die Beerdigung erreichten wir noch rechtzeitig.

Club Lounge bei P and O
Club Lounge bei P and O

27 Kommentare zu „2015 – Mit dem Wohnmobil durch England und Wales“

  1. Pingback: 2015 – Mit dem Wohnmobil durch Schottland | Die Weltenbummler

  2. Hallo, ihr Weltenbummler,
    einen gelungener Bericht ,frei heraus und ohne Schnörkel wie ich es mag, untermalt von feinen Fotos. Ich habe ihn gern gelesen und werden mich hier mal weiter umsehen.
    VG Maria

  3. Pingback: Weltenbummler | Naturfotografie und mehr

  4. Hallo,
    ich habe euren Schottlandbericht als pdf erhalten – Danke dafür. Nun wollen wir im nächsten Jahr mal wieder nach Südengland, und da kommt euer Bericht wie gerufen.
    Darf ich euch bitten, auch diesen Bericht als pdf zu bekommen?
    Viele Grüße
    Lutz

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  11. Anna Rindermann

    Liebe Weltenbummler,

    In Vorfreude auf unseren England WoMo Trip, würden wir uns auch über eine PDF Version der England/Wales Rundreise freuen!

    Herzlichen Dank und bitte weiterhin so gute Berichte!

    Herzlich: Familie Rindermann

  12. Thorsten Büsing

    Moinsen,
    toller Reisebericht. Könnten wir bitte den RB als pdf file zugeschickt bekommen.
    vielen dank im voraus

    Thorsten

  13. Pingback: 2015 – Mit dem Wohnmobil nach Harlesiel | Die Weltenbummler

  14. Hallo Weltenbummler,
    toller Bericht und eine schöne Einstimmung auf unseren Urlaub im Mai in Südengland. Da kann ich ja anfangen mit planen.
    Wie ich gelesen habe, schickt Ihr den Bericht als PDF zu. Darf ich den auch haben?
    LG und vielen Dank
    Elke Lindner

  15. Pingback: Mit dem Hovercraft zur Isle of Wight

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  17. Pingback: Die schmalste Straße der Welt ist in Reutlingen | Die Weltenbummler

  18. Hallo!
    Ihr kommt aus Essen??
    Wir wohnen in Marl!
    In den Herbstferien wollen wir nach England, u.a. will das Kind unbedingt mal nach London. Wie stellt man das am besten an? Sicher nicht mit dem (alten) WoMo. 😎
    Gibt es diesen Reisebericht als pdf, damit ich ihn offline auf dem Tablet mitnehmen kann?
    Vielen Dank!
    Liebe Grüße,
    Dirk Murawski

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