2015 – Mit dem Wohnmobil durch England und Wales


5. Tag – Dienstag, 21.7.2015

Das westliche Ende von Großbritannien

Und der nächste Morgen begann mit ebenso einem schönen Wetter wie der Vortag endete. Ein schöner blauer Himmel lud geradezu zum Aufstehen und Losfahren ein. Weit kamen wir aber nicht, als wir den Campingplatz verließen. Das lag aber weder an uns noch am Wohnmobil, sondern einfach an der Tatsache, dass unser nächster Programmpunkt gar nicht so weit entfernt lag. Wir wollten nämlich zu den Bedruthan Steps, die wir nach einer Fahrt durch die wiederholt schmalen Straßen erreichten. Dieser Küstenabschnitt ist auch ein unbedingtes Muss, wenn man in Cornwall unterwegs ist. Eine steile Klippe endete irgendwo unten im brandenden Meer, wo langgezogene Wellen weiße Schaumberge hinterließen, einfach nur schön.

Der Küstenabschnitt wird vom National Trust gepflegt, in dem wir ebenfalls Mitglied waren und demnach kostenfrei parken durften. Wir spazierten ein wenig an der Küste entlang und wollten das relativ stressfrei genießen, da wir gut in unserem Zeitplan lagen. Wir folgten einer Treppe hinab zwischen den rauen und feuchten Felsen, wo man noch einmal eine ganze andere Perspektive auf das Meer und die steilen Klippen bekam. Die Bedruthan Steps waren definitiv ein Ort, den wir so schnell nicht verlassen wollten. Aber die Pflicht rief und es sollten ja noch schöne, weitere Orte in Cornwall kommen.

Als nächstes besuchten wir jedoch erst einmal Ruinen. Diese waren dieses Mal nicht von einem Schloss oder einer Kirche, sondern von ehemaligen Bergwerken und gehörten zu einem Weltkulturerbe, das sich über ganz Cornwall und Devon verteilte. Natürlich gab es zahlreiche Zinnminen über die gesamte Region verteilt und wir konnten und wollten nicht jedes einzelne davon besuchen. Daher wählten wir ein Relikt, das sich in der Nähe unserer Hauptroute befand und bestaunten es bei Redruth. Das Staunen endete jedoch schnell, denn allzu groß war dieser Teil des Weltkulturerbes nicht. Um ehrlich zu sein, verbrachten wir auf dem Parkplatz der alten Mine mehr Zeit damit, E-Mails zu lesen und uns aus dem Netz auf den aktuellen Tagesstand zu bringen. Wir merkten nämlich, dass es sinnvoll sein könnte, schnelles Internet unverzüglich zu nutzen. Am Vortag hatten wir ja fast gar keines und auch sonst war es recht langsam, doch hier konnten wir wenigstens mal für ein paar Minuten in Windeseile durchs Netz surfen und eben vor allen Dingen Mails empfangen.

Bedruthan Steps
Bedruthan Steps

Mittlerweile hatte sich der Himmel sowieso wieder etwas zugezogen und dichte graue Wolken hingen über der Landschaft. Das änderte sich auch nicht, als wir an St. Michaels Mount ankamen. Dieses Schloss befindet sich auf einer kleinen Insel am Ende des Ärmelkanals und kann bei Ebbe zu Fuß erreicht werden. Auch das war ein Ort, auf den ich mich schon länger freute. Das könnte einerseits am Namen liegen, andererseits an der Tatsache, dass sich das optisch ähnliche Gegenstück auf der anderen Seite des Ärmelkanals erhebt und auf Französisch sogar den gleichen Namen trägt: Mont-St-Michel. Zwar ist die französische Variante deutlich berühmter und auch etwas größer, doch St. Michaels Mount ist nicht weniger schön.

Auf der Herfahrt verpasste ich zunächst die Einfahrt zu einem Parkplatz, weil ich annahm, da könnte noch ein weiterer Parkplatz kommen. Dem war zwar auch so, aber dieser war völlig überfüllt und an wenden war dort nicht zu denken. So musste ich also erst einmal durch den kleinen Ort Penzance fahren, irgendwo hinter dem Ort wenden und dann die gleiche Strecke nochmal zurück. Manchmal sollte man einfach schneller reagieren oder gleich den erstbesten Parkplatz nehmen. Na ja, aber von dort konnten wir dann einen kurzen Spaziergang am Strand entlang machen und über den steinernen Weg trockenen Fußes bis zum Schloss machen. Auch hier galt wieder unsere Mitgliedschaft, sodass wir freien Eintritt hatten.

Mit einer großen Anzahl anderer deutscher Touristen strömten wir den kleinen Hügel hinauf und wurden im Schloss durch die einzelnen Zimmer geleitet, bis wir auf verschiedenen Terrassen standen und wunderbare Blicke auf das Meer sowie auf das Festland hatten. Von dort konnte man so richtig schön den Pfad erkennen, der bei Flut vom Salzwasser überspült wird. Durch die Kapelle, wo der Erzengel Michael stand, gingen wir langsam wieder Richtung Ausgang, folgten der Menschenmasse hinüber zum Festland und spazierten denselben Weg am Strand wieder zurück zum Wohnmobil, wo ich noch schnell ein Pingufoto machte – das erste auf dieser Reise, wurde ja mal Zeit.

Es war zwar noch gar nicht so spät, sondern erst halb fünf am Nachmittag, aber trotzdem machten wir uns schon mal Gedanken, wo wir übernachten könnten. Einerseits wären wir gerne hier im Westen von Cornwall geblieben, doch andererseits hatten wir hier nichts mehr zu besichtigen. Das mag jetzt seltsam klingen, aber wir waren ja erst zwei Jahre zuvor hier und schauten uns so Sachen wie den südlichsten Punkt Englands oder Lands End an. Für einen Moment hatte ich zwar auch den Gedanken, nochmal zum Lands End zu fahren, aber es hätte uns nichts gebracht. Daher ließen wir das und orientierten uns langsam wieder in Richtung Osten. Eigentlich sind wir ja hier ganz im Westen der britischen Insel nur wegen St. Michaels Mount. Denn genau dieses Schloss hatten wir auf unserer letzten Reise, aus welchen Gründen auch immer, ausgelassen. Womöglich hatten wir es damals schlicht vergessen.

Wir beschlossen jedoch, Cornwall nicht sofort zu verlassen. Das wäre irgendwie schade gewesen. So suchten und fanden wir einen schönen, kleinen Privatcampingplatz des Caravanclubs und wollten einfach auch mal etwas früher auf einem Übernachtungsplatz ankommen. Bisher war es ja doch immer recht spät. Früh bedeutete also in diesem Fall, dass wir gegen 17 Uhr unser Wohnmobil abstellen und es uns gemütlich machen konnten. Der Platz, den wir fanden, war zwar schön, aber eine Möglichkeit, nochmal irgendwo ans Meer zu gehen, hatten wir jedoch nicht. Na gut, man kann eben nicht alles haben. Dafür kostete er nur acht Pfund und war so gut gelegen, dass wir direkt am nächsten Morgen Kilometer fressen konnten.

 

Ausblick von St Michaels Mount
Ausblick von St Michaels Mount

6. Tag – Mittwoch, 22.7.2015

Kilometerfressen

Gesagt, getan. Nach einer geruhsamen Nacht machten wir am Morgen erst einmal eine lange Strecke gut. Ich hatte die Fahrt in den hintersten Winkel von Cornwall ja ohnehin als Abstecher betrachtet. Da wir erst vor zwei Jahren dort waren und uns nicht mehr viele Eindrücke fehlten, empfand ich die Fahrt sogar ein wenig zeitraubend. Denn so schön es in Südengland, insbesondere an den Küsten von Cornwall auch ist, dennoch freute ich mich ein wenig mehr auf den hohen Norden der britischen Insel.

So kam es mir ganz gelegen, dass wir nun endlich in diese Richtung fahren würden. Doch zuerst waren über 200 Kilometer Autobahn zurückzulegen, was zwar grundsätzlich recht flott ging und nach den vielen kleinen Straßen in England auch mal ganz gut tat, aber wenn man sich das vor Augen hält, dass man mal eben fast 250 Kilometer bis zum nächsten Ziel fährt und dennoch weit südlich auf der Karte ist, dann wird einem bewusst, welche Strecke wir noch vor uns hatten.

Südöstlich von Weston-super-Mare wartete die nächste Sehenswürdigkeit auf uns. Das Cheddar-Tal, bekannt für seinen Käse und weniger bekannt dafür, dass es wohl die größte Schlucht auf der britischen Insel sei. Die Parkplatzproblematik hielt sich hier in Grenzen, aber es war ja auch mitten in der Woche. Wir konnten mitten in der Schlucht parken, spazierten talabwärts in den kleinen Ort, wo sich zahlreiche Geschäfte befanden, die allesamt ihren Käse anpriesen. Wir machten uns auf, einem kleinen Weg durch einen Wald zu folgen, um nach oben an die Abbruchkanten der Steilhänge zu gelangen. Wir sind natürlich wandererfahren, aber eine Zeit lang dachten wir, der steile Weg möchte nie enden.

Enge Strassen in Cornwall
Enge Strassen in Cornwall

Nassgeschwitzt kamen wir oben an und konnten eine schöne Aussicht auf die Ebene in der Ferne werfen, doch einen Blick in das Tal direkt vor unseren Füßen war leider nicht möglich. Das war sehr schade. Unser Wanderweg war zwar ein Rundweg einmal um das Tal obenherum, aber auch auf der anderen Talseite war nicht zu erkennen, dass man in die Tiefe blicken könnte. Und auf eine fünf Meilen lange Wanderung hatten wir in diesem Moment nicht allzu große Lust.

Riesenlibelle
Riesenlibelle

Daher gingen wir wieder bergab nach Cheddar hinein und befassten uns mit den dortigen Geschäften, wo wir natürlich nicht umhin kamen, uns ein wenig mit Käse einzudecken. Auf den Besuch der kostenpflichtigen Höhlen verzichteten wir jedoch bewusst. Wir folgten noch der Straße innerhalb des Tales ein wenig bergauf, um zu sehen, ob es dort noch schöne Fotomotive geben könnte und setzten schließlich unsere Reise weiter fort.

Das nächste Ziel sollte eigentlich die sehenswerte Stadt Bath sein, doch eine Baustelle machte uns einen Strich durch die Rechnung. Die einzige halbwegs direkte Verbindung nach Bath war gesperrt und wir hätten einen riesigen Umweg über kleine Landstraßen vornehmen müssen, was uns natürlich nicht begeisterte. Außerdem kämen wir so direkt nach Bristol, wo wir dann anschließend sowieso hingewollt hätten. Warum also nicht direkt dorthin fahren? Dabei interessierte uns das Stadtzentrum von Bristol eher weniger, sondern vielmehr die Clifton Suspension Bridge. Diese Brücke spannt sich über ein tiefes Tal und ist das Wahrzeichen der Stadt. Allerdings liegt sie eher außerhalb von Bristol. Zu unserer Freude konnten wir direkt vor der Brücke parken und sie erst einmal zu Fuß erkunden. Die Aussicht von der Brücke ist schon famos und ein wenig erinnert sie mit ihrer Bauweise an die Brooklyn Bridge in New York.

Allerdings muss ich zugeben, dass ich mich zu Fuß nicht ganz über die Brücke getraut hatte, dafür war sie mir dann doch zu hoch. Blöd nur, dass wir anschließend sowieso mit dem Wohnmobil über die Brücke fahren mussten. Das geschieht übrigens nicht kostenlos, denn die Clifton Suspension Bridge ist mautpflichtig. Nach Einwurf eines britischen Pfunds hob sich die Schranke und wir konnten die Brücke dann mit dem Auto überqueren. Bei einer Fahrt durch die Vororte von Bristol fiel uns auf, wie grün die Stadt zu sein schien. Zahlreiche gepflegte Gärten und Parkanlagen bestimmten das Bild. Im Norden von Bristol suchten wir noch einen größeren Supermarkt auf, um unsere Vorräte aufzufüllen, wobei diese Aussage eigentlich nicht ganz richtig ist. Denn im Grunde waren wir fast jeden Tag einkaufen.

Britische Backwaren begeistern

Wie schon auf den früheren Reisen hatte es uns Tesco wieder angetan. Diese Supermarktkette bietet einfach alles, was man braucht oder nicht braucht. Und hatte ich seinerzeit in dem alten Reisebericht darüber geschrieben, dass mir deutsches Brot ein wenig fehlen würde, dann will ich das hiermit revidieren. Typisch deutsches Brot, also das, was als Schwarzbrot verkauft wird, esse ich ohnehin nicht. Aber ein paar leckere Brötchen aus der Bäckerei oder ein französisches Baguette wären immer mal wieder nett. Und das gibt es in Großbritannien in der Tat. Sowohl klassische Baguettes als auch Brot, das man mit heimischen Brötchen vergleichen kann. Ist halt Weißbrot, aber eben nicht als Toast, sondern als Brot und nennt sich wegen seiner goldbraunen Kruste auch Tigerbrot. Das war eines der typischen Lebensmittel, die wir immer wieder kauften, genauso wie die Cookies mit dreifacher Schokolade, einfach köstlich.

Nach diesem Einkauf in Bristol wollten wir England vorläufig verlassen und uns auf den Weg nach Wales machen, doch die Engländer verzögerten unsere Ausreise ein wenig, da wir einen etwas größeren Stau in Kauf nehmen mussten. Doch was soll’s, auch der größte Stau hat mal ein Ende und so fuhren wir über die mautpflichtige und lange Severn Bridge von England nach Wales.
Auf der anderen Seite des breiten Flusses Severn machten wir uns gleich auf die Suche nach einem schönen Übernachtungsplatz. Wieder stöberten wir in dem Wälzer vom Caravanclub und wurden eigentlich auch fündig. Doch leider nur eigentlich, denn als wir an dem Bauernhof ankamen, fühlte sich niemand für uns zuständig.

Clifton Suspension Bridge
Clifton Suspension Bridge

Vielleicht sehe ich das ja falsch, aber wenn ich Farmer wäre und es würden Wohnmobiltouristen mein Angebot, bei mir kostenpflichtig übernachten zu können, annehmen wollen, dann würde ich mein Hunde wegpfeifen, die wie wilde Tiger um das fremde Fahrzeug herumschleichen und aus der Tür treten, um den unwissenden Gästen zu erklären, wo sie ihr Fahrzeug abstellen können. Wir warteten ein paar Minuten, ob sich denn jemand uns erbarmen würde, doch es passierte einfach nichts, außer dass wir vollkommen ignoriert wurden. Gut, da ich generell die Meinung vertrete, mein Geld muss ich anderen Leuten nicht aufdrängen, verließen wir den Hof wieder und suchten uns einen anderen Platz. Und was soll man sagen:
Es ist einfach so, dass man sich hinterher oft genug fragt, wer weiß, wofür es gut sei. In diesem Fall stellte sich das schnell heraus, denn kurz hinter Newport fanden wir dann einen wesentlich schöneren Bauernhof mit einer riesigen Wiese, die auf drei Seite von Bäumen umgeben war und eine ältere Besitzerin, die sich wirklich freute, Gäste in Empfang zu nehmen. Nach einem kurzen netten Gespräch stellten wir uns Fahrzeug ab und ließen den ersten Abend in Wales, genauso wie die anderen Abende, gemütlich bei einem Brettspiel ausklingen.

 

7. Tag – Donnerstag, 23.7.2015

Aufregende Fahrt mit der Schwebefähre in Wales

Am nächsten Morgen kamen wir erneut mit der netten Besitzerin ins Gespräch, allerdings eher zwangsweise. Denn eigentlich waren wir im Begriff abzufahren, doch die einzige Ausfahrt vom Bauernhof war von einem Güllewagen versperrt, der die Sickergrube abpumpte. Das dauerte natürlich einige Zeit und so standen wir gleich am Anfang des Tages sozusagen in einem Stau. In der Zwischenzeit kam die Dame des Hauses zu uns ans Fenster und wir unterhielten uns unter anderem darüber, dass sie mal früher mit 70 Jahren im Harz Ski fahren war und dass der Güllewagen nur alle drei Jahre zu Besuch ist. Es wäre jetzt das erste Mal, dass der Wagen zum Abpumpen käme, seitdem ihr Mann tot sei und das sei er schon lange.

Als wir kurze Zeit später wieder auf der Straße waren, führte uns unser Plan nach Newport hinein. Dort wollten wir endlich mal die Transporter Bridge benutzen. Wir standen schon vor zwei Jahren vor dieser sehenswerten Schwebefähre, doch da war sie geschlossen. Dieses Mal haben wir unseren Plan extra so ausgelegt, dass wir auch mit der Fähre fahren könnten. Wir wurden freundlich an dem riesigen Gebäude begrüßt und man fragte uns, ob wir denn auch über die Träger der Brücke hinüber gehen wollten. Wir waren überrascht, denn wir wussten nicht, dass man das Bauwerk auch zu Fuß überqueren kann. Doch nach einem kurzen Blick nach oben stand für uns fest, dass wir es bei der angenehmen Fahrt über den Fluss Usk belassen würden. Den Wagen stellten wir ab, denn den brauchten wir nicht. Wir wollten ja ohnehin gleich nach der Fährüberfahrt wieder zurück.

Schwebefähre in Newport
Schwebefähre in Newport

Die Fähre setzte sich in Gang und ehe wir uns versahen, waren wir auch schon am anderen Flussufer. Dort empfahl man uns, noch einen Blick in den Maschinenraum zu werfen, was uns erneut überraschte. Gleichzeitig setzte sich die Fähre wieder in Betrieb und verschwand. Das war eigentlich nicht unser Plan, denn wir wussten gar nicht, wann die Schwebefähre wieder käme, um uns abzuholen. Doch die Sorge war vollkommen unbegründet, da die Fähre bzw. Schwebebrücke immer wieder hin- und her pendelte. Über eine Treppe kamen wir hinauf in den Maschinenraum, wo uns ein netter Gentleman über die Technik informierte und auch erklärte, dass er jeden Morgen den Fußweg in Schwindel erregender Höhe über die Brücke machen muss, weil er ja zum Maschinenhaus muss, um die Brücke überhaupt in Gang zu setzen.

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Im Grunde funktioniert die Schwebefähre wie ein Fahrstuhl, nur eben in der Horizontalen. Die Plattform, auf der fünf Fahrzeuge Platz haben, wird schlicht an einem Seil von einem Ufer zum anderen gezogen. Der Maschinist steht dabei in Funkkontakt mit der Ein-Mann-Besatzung auf der Plattform. Außerdem hat er an dem Seil, das sich hinter ihm auf einer riesigen Spule aufrollt, eine Markierung an einer Stelle, sodass er genau weiß, dass die Plattform am anderen Flussufer genau richtig platziert ist, wenn die Markierung hinter ihm an einer bestimmten Position steht.

Wir bedankten uns für das nette Gespräch und fuhren mit der nächsten Fuhre wieder hinüber zu dem kleinen Besucherzentrum. Mit diesem keinen Hintergrundwissen aus dem Maschinenraum habe ich die Überfahrt natürlich ganz anders betrachtet und musste ein wenig schmunzeln, als wir ankamen. Denn ich wusste ja nun ganz genau, wo sich im Maschinenraum nun eine Markierung des Seils befinden würde. Wir gingen noch kurz in das kleine Besucherzentrum hinein, das eigentlich nur aus einem Shop bestand. Natürlich nahmen wir noch ein Andenken mit und gaben gerne das Wechselgeld in die Kaffeekasse, denn auch dort unterhielt man sich noch sehr nett mit uns. Der Herr hinter dem Tresen erklärte uns, dass die Brücke von einem Verein unterhalten und betrieben würde. Diese Leute bezeichnen sich als Friends of Newport Transporter Bridge und unternehmen sogar gemeinsame Reisen zu anderen Schwebefähren auf der Welt, so zum Beispiel zuletzt nach Schleswig-Holstein, wo sich die Schwebefähre in Rendsburg befindet.

Nach dem ausgiebigen Besuch an der Fähre fuhren wir gen Norden und legten noch einen Stopp an einem Weltkulturerbe ein. In Blaenavon befindet sich ein altes Bergwerk, das auf der Liste der Unesco steht. Doch wir betrachteten diesen Besuch eher als Pflichtaufgabe für unseren Reiseführer, denn wir wohnen in Essen und da befindet sich das Weltkulturerbe Zollverein, das ich ebenfalls in zahlreichen Reiseführern beschrieben hatte. Es mag überheblich klingen, aber da kann mich ein walisisches Bergwerk nun auch nicht mehr wirklich begeistern, besonders dann nicht, wenn man auf dem hauseigenen Parkplatz auch noch Parkgebühren zahlen soll, obwohl man weiß Gott überhaupt nicht in einer Großstadt ist, sondern am Rande eines kleinen unbedeutenden Städtchens parkt und man ja ohnehin Eintritt zahlen muss.

Industriedenkmal Blaenavon
Industriedenkmal Blaenavon

Das sind dann so Momente, in denen ich mich frage, ob wir uns das wirklich antun sollen. Eine Sehenswürdigkeit in der Abgeschiedenheit von Wales, die uns nicht sonderlich interessiert, will von seinen Besuchern auch noch Parkgebühren kassieren? Um ehrlich zu sein, bin ich bei solchen Sachen relativ schnell wieder weg und so fanden wir uns deutlich früher als geplant auf dem Weg in den Nationalpark Brecon Beacons.

Wanderung in den Brecon Beacons

Diesen Nationalpark, der von der royalen Armee als Trainingsgelände benutzt wird, wollten wir eigentlich schon damals ein wenig erkunden, hatten aber auf der letzten Reise keine große Gelegenheit mehr dazu. Doch dieses Mal war er fest eingeplant und wir wollten den höchsten Berg des kleinen Gebirges bei einer Wanderung in Angriff nehmen. Der Pen y Fan ist nur 865 Meter hoch, was aber in Großbritannien nicht unterschätzt werden sollte. Doch zunächst fiel uns auf, dass der Berg ein beliebtes Ausflugsziel ist. Der erste Parkplatz war komplett belegt und auch der zweite bot keinen Platz mehr für uns. So blieb uns nichts anderes übrig, als uns in die Reihe der Fahrzeuge zu stellen, die am Straßenrand parkten. Wir schlüpften in unsere Wanderschuhe und machten uns auf den Weg zum Gipfel. Allerdings mussten wir hier auch wieder unsere Regenjacken anziehen, denn mittlerweile hatte sich der Himmel nicht nur zugezogen, sondern schickte sich an, die Erde zu bewässern.

Nationalpark Brecon Beacons
Nationalpark Brecon Beacons

Die Wanderung auf den Pen y Fan ist nicht besonders schwer und auch nicht weit. Es gibt mindestens zwei gut ausgebaute Wege, die von der Hauptstraße direkt hinauf führen. Zuvor passiert man noch das Gipfelplateau eines anderen Berges, doch als wir das erreichten, waren wir mittlerweile schon klätschnass und konnten sowieso nichts sehen. Die Sicht lag bei gerade mal zehn Metern. Eine Gefahr bestand aber absolut nicht, denn die Wege sind breit und wir waren auf keinen Fall alleine unterwegs. Die Gipfel waren gut besucht. Als wir wenige Minuten später auch am Pen y Fan ankamen, lichtete sich plötzlich der Nebel und gab einen wunderbaren Blick auf Wales frei. Das war natürlich ein schöner Augenblick, den wir wirklich genossen. Es hätte uns Spaß gemacht, noch zu den anderen Gipfel zu wandern, die alle in etwa auf gleicher Höhe lagen und über schöne Wanderwege miteinander verbunden waren, doch wir wollten natürlich nicht übertreiben. Zumindest entschieden wir uns für einen anderen Rückweg, sodass wir wenigstens eine kleine Rundwanderung hatten und nicht dieselbe Strecke zurückgehen würden. Es stellte sich aber schnell heraus, dass dieser Rückweg noch besser ausgebaut war als der Weg, den wir hinauf gingen – und der war schon gut.

Kein Wunder also, dass dieser Teil der Brecon Beacons sehr gut besucht war. Alles in allem waren wir nur zweieinhalb Stunden damit beschäftigt, die beiden Gipfel zu erklimmen und wieder hinab zu steigen. Es ist also keine besonders große Leistung, macht aber dennoch Spaß. Deutlich anstrengender war hingegen die Suche nach einem Übernachtungsplatz. Da es ja mittlerweile regnete, wollten wir nicht mehr allzu viel fahren und dadurch möglicherweise verpassen. Wir beschlossen daher, in Richtung Westen zu fahren, um am nächsten Tag den Pembrokeshire Nationalpark kennen zu lernen. Dort in der Region gab es laut unserem Büchlein auch wieder zahlreiche Farmen, auf denen wir unterkommen könnten. Doch wie schon am Vortag hatten wir auch dieses Mal wieder etwas Pech mit den Bauernhöfen, die uns entweder nicht zusagten oder bei denen einfach kein Ansprechpartner zu finden war. So zogen wir also auch hier wieder bei einem Bauernhof von dannen, fanden dann aber nach einer gottlob kurzen Fahrt auf einer sehr schmalen Straße einen Platz auf einem Privatgrundstück. Den Platz hätten wir ohne Navi sicher nie gefunden und wir waren wirklich überrascht, durch welch enge Gassen wir hindurch mussten, aber im Endeffekt hat es dann ja gepasst.

 

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Ansonsten geht der Reisebericht hier weiter:

27 Kommentare zu „2015 – Mit dem Wohnmobil durch England und Wales“

  1. Pingback: 2015 – Mit dem Wohnmobil durch Schottland | Die Weltenbummler

  2. Hallo, ihr Weltenbummler,
    einen gelungener Bericht ,frei heraus und ohne Schnörkel wie ich es mag, untermalt von feinen Fotos. Ich habe ihn gern gelesen und werden mich hier mal weiter umsehen.
    VG Maria

  3. Pingback: Weltenbummler | Naturfotografie und mehr

  4. Hallo,
    ich habe euren Schottlandbericht als pdf erhalten – Danke dafür. Nun wollen wir im nächsten Jahr mal wieder nach Südengland, und da kommt euer Bericht wie gerufen.
    Darf ich euch bitten, auch diesen Bericht als pdf zu bekommen?
    Viele Grüße
    Lutz

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  11. Anna Rindermann

    Liebe Weltenbummler,

    In Vorfreude auf unseren England WoMo Trip, würden wir uns auch über eine PDF Version der England/Wales Rundreise freuen!

    Herzlichen Dank und bitte weiterhin so gute Berichte!

    Herzlich: Familie Rindermann

  12. Thorsten Büsing

    Moinsen,
    toller Reisebericht. Könnten wir bitte den RB als pdf file zugeschickt bekommen.
    vielen dank im voraus

    Thorsten

  13. Pingback: 2015 – Mit dem Wohnmobil nach Harlesiel | Die Weltenbummler

  14. Hallo Weltenbummler,
    toller Bericht und eine schöne Einstimmung auf unseren Urlaub im Mai in Südengland. Da kann ich ja anfangen mit planen.
    Wie ich gelesen habe, schickt Ihr den Bericht als PDF zu. Darf ich den auch haben?
    LG und vielen Dank
    Elke Lindner

  15. Pingback: Mit dem Hovercraft zur Isle of Wight

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  17. Pingback: Die schmalste Straße der Welt ist in Reutlingen | Die Weltenbummler

  18. Hallo!
    Ihr kommt aus Essen??
    Wir wohnen in Marl!
    In den Herbstferien wollen wir nach England, u.a. will das Kind unbedingt mal nach London. Wie stellt man das am besten an? Sicher nicht mit dem (alten) WoMo. 😎
    Gibt es diesen Reisebericht als pdf, damit ich ihn offline auf dem Tablet mitnehmen kann?
    Vielen Dank!
    Liebe Grüße,
    Dirk Murawski

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