Mit dem Wohnmobil durch das Baltikum – Ventspils

Liepāja – Ventspils
Entfernung: ca. 171 km, ohne Abstecher.
Strecke: Straße P110 bis Straße P111 – Straße P111 bis Jūrkalne – Straße P119 bis Kuldīga – Straße P108 bis Ventspils.
Reisedauer: Mindestens ein Tag.
Höhepunkte: Wanderung auf dem Bernsteinwanderweg – Stadtbesichtigung von Ventspils***.

Route: Von Liepāja geht es ostwärts nach Grobiņa, wo sich Ruinen einer Ordensburg aus dem 13. Jahrhundert befinden. Dort biegen wir links ab auf die P111 nordwärts und fahren durch eine waldreiche Gegend 50 km in die Küstenstadt Pāvilosta. ●

Nach wenigen Kilometern erscheint ein Abzweig zu einer typisch baltischen Sehenswürdigkeit, dem größten Stein Lettlands. Um diesen Findling anzuschauen, biegen Sie links ab auf die Waschbrettpiste nach Dižakmens (1,8 km). Kurz vor dem Felsbrocken, der am Straßenrand liegt und eine nicht mehr lesbare Inschrift hat, befindet sich ein kleiner See mit einigen schön angelegten Picknickplätzen.

Wohnmobil-Stellplatz, in den Sommermonaten kann es hier auf Grund von Badegästen und Tagesausflüglern zwar sehr voll werden, aber wenn es abends lichter wird, ist dies ein schöner Platz um mit dem Wohnmobil frei stehen zu können. Einziger Wermutstropfen, den man hier in dem ruhigen Waldstück fast nicht vermutet, ist der Parkscheinautomat. Da es sich nicht um einen offiziellen Stellplatz handelt, existieren keine Wasseranschlüsse oder Toiletten.

Wer auf der P111 weiter fährt, passiert eine Straußenfarm und erreicht kurz danach ein Hinweisschild zu einem Campingplatz, der sich auf der rechten Seite befindet.

Camping Saka, Tel.: 91-24 12 8. Privathaus, an dem die Möglichkeit zur Übernachtung besteht. Der Besitzer ist in der Regel erst abends anzutreffen. Wenn keiner da ist, wird gebeten anzurufen. An einem Teich besteht Platz für fünf Wohnmobile, Mindestausstattung (0,5 ha).

Wenig später auf der P111 erscheint ein Abzweig in das westlich gelegene Vērgale. Dort führt der Bernsteinwanderweg an der Küste entlang bis nach Jūrkalne. Die Wanderung verläuft durch eine schöne Naturlandschaft, die fast unberührt scheint und endet bei einer 20 m hohen Steilklippe.
Auf dem Weg dorthin passiert man die kleine Ortschaft Pāvilosta. Sie lässt sich natürlich auch mit dem Wohnmobil erreichen. Dafür bleiben Sie wie gehabt auf der P111 und biegen an der ausgeschilderten Einmündung links ab.

Der Ort Pāvilosta liegt an der Mündung des kleinen Flusses Saka und ist hauptsächlich auf der Nordseite des Flusses bebaut. Der schöne Strand macht Pāvilosta zu einem beliebten Ausflugsziel, ist aber dennoch nicht so überlaufen, wie manch andere Gemeinden an der Ostseeküste. Wenn Sie durch den lang gestreckten Ort auf das Meer zu fahren, sehen Sie auf der linken Seite, am südlichen Saka-Ufer eine Grünanlage. In dieser befindet sich leicht versteckt die katholische Kirche des Heiligen Geistes. Sie wurde erst 1999 eingeweiht.

In Pāvilosta haben selbst die Grünanlagen eine Geschichte. So sehen Sie an der Brücke im Ort eine Eiche, die 1929 durch den damaligen lettischen Präsidenten Gustav Zemgals gepflanzt wurde. Anlass hierfür war der 50. Geburtstag von Pāvilosta. Ein halbes Jahrhundert später wurde der benachbarte Park angelegt. Doch 1979 gab es bekanntermaßen keinen lettischen Präsidenten, also wurde zum 100jährigen Bestehen lediglich ein Stein in der Mitte des Parks platziert. In unmittelbarer Nähe der Saka-Brücke befindet sich ein kleiner Parkplatz. Von diesem aus verläuft ein Rundwanderweg um den Ort herum und führt auch am Strand vorbei. Der Hafen und auch das letzte Gebäude vor dem Strand wurden 1879 mit der Gründung des Ortes gebaut. Im diesem ältesten Steingebäude Pāvilostas befindet sich das Pāvilosta-Museum (geöffnet Mitte Mai – Mitte Sept. Mi – Fr 11 – 17.00 Uhr, Sa und So 12 – 16.00 Uhr, sonst Mo – Fr 9 – 17.00 Uhr). Es informiert über die kurze Historie des Ortes und der Region. Gleichzeitig war in diesem Haus ursprünglich auch die Touristeninformation. Diese ist jedoch jetzt weiter im Landesinneren auf der linken Seite. Leider ist sie sehr schlecht ausgestattet, lediglich ein frei zugänglicher Internetterminal ist verfügbar.

Praktische Hinweise – Pāvilosta
Touristeninformation, Dzintaru iela 2, Tel.: 34-98 22 9, E-Mail: pavilosta.tic(at)tvnet.lv, Web: www.pavilosta.lv.
Feste und Folklore: Am dritten Samstag im Mai findet alljährlich das Stadtfest statt, während am zweiten Samstag im Juli das Seefestival veranstaltet wird. Dazu gehört auch das Sandskulpturenfestival. Am letzten Augustwochenende kann man „Pāvilosta in .Flammen“ sehen, wenn das große Lagerfeuer angezündet wird.
Wohnmobilstellplatz, Ostmalas iela 4, Tel.: 63-49 85 81, E-Mail: info(at)west-coast.lv, Web: www.pavilostamarina.lv. Auf dem Gelände des Yachthafens befinden sich mehrere moderne Bauten, die zur Übernachtung angemietet werden können. Darüber hinaus darf man in dem eingezäunten Bereich mit dem Wohnmobil übernachten. Hierfür muss man jedoch noch vor der Touristeninformation links über den Fluss Saka und anschließend rechts.

Route: Aus dem Zentrum von Pāvilosta fahren wir zurück zur P111 und biegen links ab. Nach 21 km führt die P119 am Ort Jūkalne nach rechts  in das 42 km entfernte Kuldīga. ●

Wohnmobilstellplatz, direkt an der P111, gleich hinter Ulmale am Kilometerschild 45 weist ein Hinweisschild auf einen Feldweg hin, der rund 200 Meter bis zum Ostseeufer führt. Die dortige große Wiese ist Privatbesitz, aber das Übernachten wird doch erlaubt, abends kommt der Besitzer und erwartet einen kleinen Obulus. Als Gegenleistung existieren eine Schaukel, Sitzbänke, ein einfaches Toilettenhäuschen und ein grandioser Blick auf die Ostsee, da man direkt oberhalb der Steilküste stehen kann.
Campingplatz Sīļi, Tel.: 26-79 56 90, Web: www.sili.viss.lv. Auf dem weiteren Weg nach Norden fährt man durch ein kurzes Waldstück. Kurz darauf ist das Hinweisschild zum Campingplatz zu sehen. Durch bewaldetes Areal, durch das der kleine Fluss Riva fließt, trifft man auf ein Holzhäuschen, in dem man sich anmeldet. Je nach Ausstattungswunsch kann man auf die stromlosen Wiese hinter dem Häuschen, wo man näher an der Ostsee, aber auch direkt neben einem Fußballfeld steht oder man fährt rechts zu den Hauptgebäuden , wo elektrifizierte Stellplätze zu finden sind. Die noch jungen Besitzer sind sehr nett und schufen diesen Campingplatz, nachdem sie das Grundstück zurück erhielten. Es gehörte ursprünglich dem Großvater, doch dieser wurde von den Sowjets enteignet. Bei einer Übernachtung erhält man im Nahe gelegene Café Riva 15 % Nachlass. V & E für Wohnmobile.

Jūrkalne ist lediglich auf Grund seiner bereits erwähnten 20 m hohen Steilküste erwähnenswert.

Praktische Hinweise – Jūrkalne
Touristeninformation „Krasti“, Tel.: 36-97 13 1, E-Mail: jurkalne(at)jurkalne.lv, Web: www.jurkalne.lv.
Wohnmobilstellplatz Jūrkalne, links an der P111, kurz vor dem Ortseingang führt ein kleiner Weg zu einem Restaurant. An der Informationstafel vor dem Lokal geht es links durch ein Holztor. Der Weg endet an einem Biwakplatz, der auch für Übernachtungen genutzt werden darf. Bis auf einen Grill- und Sportplatz und der schönen Lage in Ufernähe gibt es jedoch keine Ausstattungsmerkmale.

Zwei Wasserfälle hat die Ortschaft Kuldīga. Beide beanspruchen sogar einen Titel der Superlative für sich. Mit 4,15 m Höhe ist einer der beiden Wasserfälle der höchste in Lettland und entsteht durch den Fluss Alekšupīte, während der andere mit einer Breite von 249 m als der breiteste Wassersturz Europas gilt und Teil des Flusses Venta ist. Doch dieser ist wiederum nur einen Meter hoch, daher stellt sich die Frage, ob hierbei das Wort Stromschnelle nicht passender wäre. Lohnenswert ist ein Spaziergang durch das knöchelhohe Wasser bevor es hinab stürzt, wobei man den gesamten Fluss durchwaten kann. Gleichzeitig hat man einen schönen Blick auf die Rundbogenbrücke, die erst in den letzten Jahren komplett  restauriert wurde. Im Herbst 2007 diente sie als Kulisse für die Pro7-Neuverfilmung des Klassikers „Die Brücke“, die ein Jahr später ausgestrahlt wurde.

Ansonsten ist die Hansestadt Kuldīga bekannt dafür, dass sie zahlreiche Manufakturen für den Schiffsbau beherbergte. In der Blütezeit des Ortes, unter der Herrschaft von Herzog Jakob, reisten diese Schiffe sogar bis nach Afrika und Südamerika, was für damalige Verhältnisse eine große Leistung war. Entstanden ist die Stadt am Venta-Ufer durch die Befestigung einer Burg des Kreuzritterordens im 13. Jahrhundert.

Praktische Hinweise – Kuldīga
Touristeninformation, Baznīcads iela 5, Tel.: 33-22 25 9, E-Mail: tourinfo(at)kuldiga.lv, Web: www.kuldiga.lv. Geöffnet von Mo – Fr 9 – 17.00 Uhr, Sa 10 – 17.00 Uhr, So 10 – 14.00 Uhr (Mai – September), sonst am Wochenende geschlossen.
Feste und Folklore: Das Kuldīga Stadtfestival bietet mittelalterliche Märkte und findet in der Regel Mitte Juli statt. Im Oktober wird ein so genannter Orientierungsmarsch in den dunklen Stunden des Tages organisiert, der an den beleuchteten Sehenswürdigkeiten der Stadt vorbei führt.
Restaurant Jāņanams, Liepājas iela.36, Tel.: 33-23 45 6, Web: www.jananams.lv, leckeres Hotelrestaurant.
Restaurant Virkas muiža, Virkas iela 27, Tel.: 33-23 48 0.
Hotel Kursa, Pilsētas laukums 6, Tel.: 33-22 43 0, Fax: 33-23 67 1. Zwei-Sterne-Hotel mit 25 gemütlichen Zimmern. Im Erdgeschoss befindet sich ein kleines Restaurant.
Internetcafé Maksis, Liepājas iela 23, Tel.: 33-23 41. Geöffnet Mo – Fr 9 – 17.00 Uhr, Sa 9 – 15.00 Uhr.

Route: Kuldīga verlassen wir auf der 108, die uns durch die waldreiche Landschaft von Kurland in das 58 km entfernte Ventspils bringt. ●

Im Nordwesten Lettlands liegt die Blumenstadt Ventspils. Ihren Beinamen erhielt der Ort auf Grund seiner zahlreichen Pflanzendekorationen, die fast das ganze Jahr hindurch zu sehen sind. Die verschiedenen Blumenskulpturen innerhalb der Stadt werden liebevoll gepflegt und sind bei den Besuchern äußerst beliebt. Jedes Jahr im August feiern die 45.000 Einwohner den Geburtstag von Ventspils, das im Jahr 1290 zum ersten Mal Erwähnung fand.

Den Namen erhielt Ventspils durch den Fluss Venta, an dessen Mündung sich die Stadt ausbreitet. Zugleich befindet sich dort ein wichtiger Hafen, da dieser im Winter nicht zufriert. Wer nicht den Campingplatz in Ventspils aufsucht, der sollte für einen Stadtspaziergang sein Fahrzeug idealerweise am Hafen abstellen.

Direkt an der Hafenmauer befindet sich das wichtigste Gebäude der Stadt, die Burg des Livländischen Ordens (Livonija ordeņa pils, 1), geöffnet Mai – Okt. 9 – 18.00 Uhr, sonst Di – So 10 – 17.00 Uhr, E-Mail: muzejs(at)ventspils.gov.lv, Web: www.ventspilsmuzejs.lv. Um die Burg siedelten sich im 14. Jahrhundert zahlreiche deutsche Kolonisten an und verhalfen dem Ort damit zu den Stadtrechten, die im Jahr 1378 verliehen wurden. Die Burg ist keine Festung wie zum Beispiel in Trakai. Vielmehr handelt es sich um ein bescheidenes Gebäude, das in pastellfarbenen Tönen glänzt. Mitte der letzten 90er Jahre restaurierte man die Burg und es kamen unter zahlreichen Putz- und Farbschichten wertvolle Fragmente von Wandmalereien zutage, deren Alter auf bis zu 500 Jahre geschätzt wird. Im Inneren der Burg befindet sich seit der Renovierung eine der modernsten Ausstellungen des gesamten Baltikums. Gezeigt wird in einer digitalen Vorführung mit dem Motto „Lebendige Geschichte“ Interessantes über die Burg, die Stadt und den Hafen. Wer sich rechtzeitig anmeldet, hat zudem die Gelegenheit einen Schuss aus einer echten Kanone abzufeuern. Die Burg oftmals für kulturelle Ausstellungen, Konzerte und für ein Ritterturnier benutzt und ist das ganze Jahr hindurch geöffnet.

Nach einem Besuch der Burg lohnt sich ein Spaziergang durch die Stadt. Gehen Sie hierfür an der Kaimauer des Hafens entlang in Richtung Osten. Die erste Begegnung werden Sie mit Plastiken in Form von Kühen haben. Diese stammen von der so genannten Kuhparade aus dem Jahr 2002, bei der es sich um ein internationales Künstler- und Mäzenprojekt handelt. Sieben der einstigen 26 Kuh-Skulpturen (2) blieben nach der Veranstaltung in Ventspils und wurden auf das gesamte Stadtgebiet verteilt. Die Kühe im Hafen tragen den Namen „Seekuh an der Burg“ und „Erdöl“, am Campingplatz befindet sich übrigens auch eine. Sie heißt „Londoner Kuh“.

Als nächstes treffen Sie auf Krišjānis Valdemārs, der als Begründer der lettischen Seefahrt gilt. Seine auf einer Parkbank sitzende Bronzestatue wird gerne als Fotoobjekt verwandt. Interessant ist die „Blickrichtung“ der Figur, denn es entgeht ihm somit kein einziges Schiff, das im Hafen ein- oder ausläuft.

Das grüne Haus, an dem wir vorbei spazieren ist die Verwaltung des Freihafens. Ursprünglich war dieses Jugendstilbauwerk das Hotel Royal. Im Jahr 1998 wurde es restauriert und gewann damit sogar einen Preis. Es erhielt die Auszeichnung des Lettischen Architektenverbandes als beste Restaurierung des Jahres. Auf dem weiteren Weg wird der Hafen etwas belebter, es beginnt die Promenade (3). Bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch befanden sich hier zahlreiche Lagerhallen bzw. so genannte Speicher. Doch mittlerweile sind alle abgerissen und die Promenade wird zum Spazieren und Verweilen benutzt.

Die zwei folgenden Kunstwerke sind nun schnell erklärt. Zum einen kann man die Plastikgruppe der „Sieben mentalen Meteoriten“ sehen. Erschaffen wurden sie vom Bildhauer Feldberg, der zu den populärsten in Lettland zählt. Wenn man an den auf Metallstangen befestigten sieben Felsbrocken vorbei geht, sieht man die etwas witzigere Skulptur des „Schiffsbeobachters“. Auch hierbei handelt es sich erstmal nur um einen Felsbrocken. Dieser wurde jedoch zu einem Kopf geformt und mit zahlreichen Löchern versehen. Aus den Löchern sprudeln Wasserfontänen heraus, die schließlich das Haar des Kopfes bilden. Der aus Schweden stammende Fels wiegt rund 15 Tonnen, brachte es vor seiner Bearbeitung sogar auf 38 Tonnen.

Um den Hafen vom Wasser aus besichtigen zu können, bietet sich eine Ausflugsfahrt auf dem Schiff „Hercogs Jēkabs“ an. Es fährt von Mai bis Oktober fünf bis sieben Mal am Tag und zeigt innerhalb von 45 Minuten den Hafen und die Venta-Mündung. Seit 2007 ist das Schiff mit kabellosen Kopfhörern ausgestattet, in denen mehrsprachig der Hafen erläutert wird. Eine Fahrt kostet 0,50 Ls. Weitere Informationen unter Tel.: 36-22 58 6.

Abschließend sieht man am östlichsten Ende der Promenade einen Stein in Erinnerung an die Vertiefung des Freihafens. Dieser 1998 aufgestellte Stein wurde aus 17,5 m Tiefe ausgegraben. Ihm gegenüber sieht man eine der vielen Blumenskulpturen in Ventspils. Ihr Name ist, wie man beim Anblick vermuten kann, Marienkäferfamilie. Wenn wir nun in die die Verlängerung der Promenade gehen, in die Plosta iela, so kommen wir automatisch zur Orthodoxen Kirche St. Nikolai (4). Diese Kirche mit ihren fünf Kuppeln entspricht der typischen Bauweise der orthodoxen Kirchen aus dem 17. Jahrhundert. Mit dem Unterschied, dass diese hier erst im Jahr 1901 erbaut wurde. In der Zeit des Ersten Weltkrieges wurde das Gotteshaus geschlossen und als Pferdestall bzw. Benzinlager zweckentfremdet. Nach dem Krieg dauerte es weitere neun Jahre, bis die Kirche wieder eröffnet wurde.

Vor dem Gotteshaus halten wir uns rechts und biegen an der Pils iela erneut rechts ab. Damit erreichen wir den Tirguslaukums (5). Dieser alte Marktplatz aus dem 17. Jahrhundert ist auch heute noch bei den Einwohnern beliebt da es unter den teilweise überdachten Ständen ruhig und traditionell zugeht. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts befand sich am Tirguslaukums auch das Rathaus, doch dieses finden wir nun an anderer Stelle.

Gehen Sie hierfür an der Touristeninformation (6) vorbei, die sich im Eckhaus des Platzes befindet und überqueren Sie die Pils iela. Dort erreichen Sie den Rathausplatz (7), auf dem regelmäßig Veranstaltungen und Feste stattfinden. An dem Platz fallen Ihnen zwei Gebäude auf. Einerseits am Westrand die moderne Bibliothek, deren Einweihung im Jahr 2005 gefeiert wurde. Als Kontrast dazu andererseits die Nikolaikirche aus dem Jahr 1835. Die evangelische Kirche steht unter Denkmalschutz und besitzt einen spätklassizistischen Turm, der jedoch nur auf einer Führung besichtigt werden kann. Zudem wurde im Haus Nummer 13 im Jahr 2006 das Zentrum der Schriftsteller eröffnet, in dem sich lettische und ausländische Autoren treffen. Eine überdimensionale Feder im Tintenfass weisen darauf hin.

Wir gehen jedoch weiter südwärts am Kulturzentrum vorbei und gelangen auf die Kuldīgas iela, der wichtigsten Straße in der Stadt, die sich in den Sommermonaten zu einer Fußgängerzone verwandelt. Zahlreiche Geschäfte, Boutiquen und Restaurants laden hier zum Schlendern ein. Am westlichen Ende der Straße liegt auf der rechten Seite eine Grünzone, in der sich der Mühlenplatz (Dzirnakems, 8) befindet. Zu erkennen ist er am Springbrunnen, der aus echten Mühlsteinen gefertigt wurde. Es ist schon lange her, dass an dieser Stelle tatsächlich Mühlen standen und ihren Dienst verrichteten. Wenige Meter weiter finden wir neben der Kuh-Skulptur mit dem Namen „Zum Licht empor“ einen weiteren Springbrunnen. Auch dieser bekam in der Bevölkerung eine genauere Bezeichnung und wird „Sonnenboot“ genannt, weil man durch die Gischt des Wassers fast immer einen kleinen Regenbogen sehen kann und die Steine im Brunnen wie Boote aussehen.

Gehen Sie noch ein Stück durch den Park, um zwei weitere Blumenskulpturen zu entdecken. Erst sehen Sie die Figur „Bobsleighteam“ mit einem echten Bob unter bunten Pflanzen und auf der anderen Seite zeigt die Blumenuhr (9) an der Straßenkreuzung die Zeit an. Die Blumenuhr hat einen Durchmesser von fünf Metern und sogar einen Sekundenzeiger. Zusätzlich schlägt sie zu jeder Stunde. In den Wintermonaten werden die echten Blumen durch kältebeständige Pflanzen ersetzt. Wenn wir nun rund 1,5 km auf dem Lielais prospekts westwärts gehen, erreichen wir den Stadtteil Ostgals. Alternativ bleibt nur der Rückweg über die Kuldīgas iela und die Karļa iela, um zum Hafen zurück zu kehren.

Das unter Denkmalschutz stehende Viertel Ostgals (10) wurde Mitte des 19. Jahrhunderts auf Veranlassung der russischen Regierung gegründet, um die Sandverschüttung der Stadt zu verhindern und damit die westliche Flanke von Ventspils zu befestigen. Heute präsentiert sich Ostgals als ein ruhiges und romantisches Viertel, auf dessen Kopfsteinpflaster ein gemütlicher Spaziergang lohnt. Direkt hinter Ostgals verläuft der Ostseestrand, dessen Abschnitt an dieser Stelle regelmäßig mit der blauen Flagge ausgezeichnet wird. Diese Ehrung erhält ein Küstenstreifen nur, wenn er den Umweltschutzrichtlinien entspricht und dementsprechend zum Baden einlädt.

Wer nicht in natürlichen Gewässern baden möchte, kann sich alternativ auch im angrenzenden Freibad Aqua-Park erfrischen. Rund um den Aqua-Park und den Strand verläuft der Ankerpfad. Auf ihm sind zahlreiche Anker ausgestellt, die im Laufe der Jahre aus dem gesamten Baltikum gesammelt wurden. Der größte von ihnen befindet sich vor dem Bad, ist 6 m hoch und wiegt 23 Tonnen. Manche der ausgestellten Anker stammen aus dem 17. Jahrhundert. Sie alle gehören zum Freilichtmuseum (Piejūras brīvdabas muzejs, 11), geöffnet Mai – Okt. 10 – 18.00 Uhr, sonst Mi – So 11 – 17.00 Uhr, E-Mail: brivdaba(at)ventspils.gov.lv, Web: www.ventspilsmuzejs.lv. Im Museum das 1954 gegründet wurde und in dem Fischerhöfe, Windmühlen und Räuchereien besichtigt werden können. Kinder haben besonders Spaß daran, mit der Schmalspurbahn durch das Museum zu fahren. Diese war bis Mitte des letzten Jahrhunderts noch zwischen den zahlreichen Fischerdörfern in Betrieb.

Zum Schluss bietet sich noch die Möglichkeit einen 19 m hohen Aussichtsturm zu besteigen und weit über das Meer zu blicken. Der Turm befindet sich an der Südmole (12), rechts vom Strand. Sie wurde im Jahr 1905 angelegt und bietet seit wenigen Jahren eine kleine Promenade zum Spazieren.

Praktische Hinweise – Ventspils
Touristeninformation, Dārza iela 6, Tel.: 36-22 26 3, Web: www.tourism.ventspils.lv, E-Mail: tourism(at)ventspils.lv. Geöffnet von Mai – September Mo – Fr 8 – 19.00 Uhr, Sa 10 – 17.00 Uhr, So 10 – 15.00 Uhr, sonst Mo – Fr 8 – 17.00 Uhr, Sa 10 – 15.00 Uhr.
Feste und Folklore: Im Januar wird traditionell das Fest Svjatki gefeiert. Es findet mit zahlreichen Festivitäten auf dem Rathausplatz, in der Burg und am Kulturzentrum statt. Ende Mai findet alljährlich das Ritterturnier in der Burg des Livländischen Ordens statt. Mitte Juni wird mit einem kleinen Fest die so genannte „Grün-Saison“ eröffnet, was sich auf die zahlreichen Blumenskulpturen in der Stadt bezieht. In der ersten Augustwoche steht Ventspils beim Stadtfest Kopf: Das Blumenfestival, Stadtfest in der Burg, Handwerkertag, Fest des Buches und ein Feuerwerk sind nur einige der Veranstaltungen, die beim Stadtfest organisiert werden. Zu Weihnachten findet nochmals ein Burgfest statt und das Fest der Schmalspurbahn wird im Küsten-Freilichtmuseum gefeiert.
Schlossrestaurant Black Piglet, Jāņa iela 17, Tel.: 3622 39 6, Fax: 70-27 82 2.
Café Jaunpilsēta Kafejnīca, Saules 48, Tel.: 36-29 29 6. Hausgemachte Gerichte.
Internetcafé Nozagtais Mēness, Zvaigžņu iela 4, Tel.: 91-29 29 7. Geöffnet von Mo – Sa 10 – 22.00 Uhr.
Hotel des Olympischen Zentrums „Ventspils”,  Lielas prospekts 33, Tel.: 36-28 03 2, E-Mail: viesnica(at)ocventspils.lv, Web: www.hotelocventspils.lv. Das dreistöckige Gebäude liegt direkt an der Hauptstraße und verfügt über 154 Betten. Die Zimmer sind zweckmäßig eingerichtet und verfügen über Farb-TV. Vor dem Haus existiert ein Parkplatz.
Hotel Vilnis, Talsu 5, Tel.: 36-68 88 0, E-Mail: hotelvilnis(at)apollo.lv, Web: www.dzintarjura.lv.  Das Drei-Sterne-Hotel verfügt über 30 Zimmer, die modern und sauber ausgestattet sind.
Jugendherberge Ventspils Augstkolas tūiristu viensīca, Inženieru 101, Tel.: 36-29 20 2. Es gibt im Juli und August 256 Schlafplätze im Wohnheim der Hochschule. Die Übernachtung kostet zwischen 4,00 und 8,00 Ls.
20. arodvidusskola kopmītnes, Kuldīgas 47/49, Tel.: 36-24 46 8.Weitere 50 Plätze gibt es im Wohnheim der Fachschule 20. Der Preis liegt hier bei 2,00 – 5,00 Ls.

Camping Piejūras, Vasarnicu iela 56, Tel.: 36-27 92 5, Fax: 36-27 99 1, E-Mail: camping(at)ventspils.lv, Web: www.camping.ventspils.lv, ganzjährig geöffnet. Auf diesem Campingplatz (3 ha) darf man rund um die Uhr anreisen. Er befindet sich im Westteil der Stadt direkt am Freilichtmuseum und Strand. Leider ist er nur einmal ausgeschildert, so dass ein Verfahren hier nichts Besonderes ist. Man erreicht ihn am Besten, wenn man die Lielas prospekts bis zum Ende durchfährt. Dort geht es links und auf der rechten Seite erscheint er dann schon. Der Platz bietet neben Hütten auch eine Zeltwiese und ca. 50 Wohnmobil-Plätze. Die Hälfte davon unter Bäumen, die andere Hälfte auf einer Wiese. Die Stromkästen bieten auch die Möglichkeit für Satelliten-Fernsehen. Hierfür muss man nur das Antennenkabel anschließen. Die Sanitäranlagen sind sauber und modern. Im Rezeptionsgebäude gibt es auch eine Küche mit mehreren Herdplatten, Mikrowellen und Spülen, die kostenlos benutzt werden können. Des Weitern stehen ein Kinderspielplatz und eine Sauna zur Verfügung. Komfortausstattung.
Kīvītes Camping, Vārves pagasts, Tel.: 68-01 81 5. Kleiner Campingplatz (0,5 ha) direkt am Ufer der Venta, 3 km von Ventspils entfernt. Kanuverleih, Sauna, Zeltwiese und einige Wohnmobilflächen auf Wiese, Mindestausstattung.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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