Unsere Wohnmobilreise in die Niederlande war unsere erste Auslandstour nach Ausbruch der Corona-Pandemie. Die erste Reise mit dem Wohnmobil hatten wir erst zwei Wochen zuvor gemacht. Doch diese führte ja lediglich an die Mosel, wo wir das Land noch nicht verließen. Interessanterweise brachte uns auch die letzte Wohnmobiltour vor der Corona-Krise in die Niederlande und dort sogar in die gleiche Region.
Aber was sich jetzt nach Zufall anhört, ist eigentlich keiner. Denn wir waren natürlich mal wieder für einen Reiseführer unterwegs. Wir mussten einige Sachen recherchieren, die wir selber noch nicht kannten und in erster Linie Bildmaterial erstellen. Das war also keine Urlaubs- sondern eine Dienstreise.
Genauer gesagt, ist die Niederlande noch nicht genug, denn der Reiseführer beinhaltet die gesamte Region Benelux. Aber nach Belgien und Luxemburg werden wir noch später kommen. So viel Zeit blieb uns dieses Mal nicht, so dass wir uns auf den Bereich rund um das Groninger Land, östlich vom IJsselmeer beschränkten. Vieles davon kannten wir natürlich schon. Wie gesagt, wir waren erst zu Beginn des Jahres am Noordkaap der Niederlande unterwegs und wir fuhren nicht erst einmal mit dem Wohnmobil rund um das IJsselmeer oder auf die Insel Texel.
Zweimalige Einreise in die Niederlande
Wir ließen es ziemlich ruhig angehen. Die Wetterbedingungen passten und weil durch die Pandemie andere Pläne ausfielen, hatten wir generell etwas weniger Stress als üblich. Im Gepäck hatten wir natürlich wieder unsere übliche Tabelle mit allen Orten, die wir ansteuern mussten und die wir wieder einmal sinnvoll sortierten. So brauchten wir natürlich nur von A nach B zu fahren und langsam unseren Plan abarbeiten.
Begonnen hatten wir mit Enschede. Hier wurde es aber nur ein kurzer Fotostopp, denn die meisten Ziele befanden sich mehr in Küstennähe. Danach ging es eigentlich direkt wieder nach Deutschland zurück, weil unser Navi zu recht der Ansicht war, wir würden unser nächstes Ziel schneller und bequemer über die Autobahn 31 erreichen. Viel weiter nördlich schwenkten wir später nach Westen und überquerten am östlichsten Punkt der Niederlande die Staatsgrenze um erneut in unser Nachbarland einzureisen.
Von nun an sollten die Fahrten zwischen den einzelnen Stopps deutlich kürzer sein. Wir waren wieder am Dollart. Auf der einen Seite der Bucht Emden und auf der anderen Seite fuhren wir wieder durch eine gemütlich wirkende Landschaft. Uns hatte es schon auf unserer kurzen Tour zum Noordkaap hier sehr gut gefallen. Allerdings waren wir damals nur eines von wenigen Wohnmobilen, die unterwegs waren. Jetzt sollten es deutlich mehr sein, erst recht, wo doch jetzt auch wieder das Reisen innerhalb der EU möglich war.
Mit dem Wohnmobil in die Niederlande
Auf den kleinen Straßen im Groninger Land merkten wir noch nicht sehr viel davon. Hier waren wir noch relativ einsam unterwegs. Doch schon der erste Wohnmobilstellplatz in Termunterzijl zeigte sich übervoll. Der Platz ist nicht besonders groß und bietet nur wenige Stellflächen. Doch die Lage an einer Marina gleich hinter einem Deich ist natürlich reizvoll. Kein Wunder also, dass schon einige Wohnmobile draußen vor dem Stellplatz übernachten wollten. Wir nicht. Wir wollten nur Bilder machen. Zum Übernachten war es uns noch zu früh. Aber wir ahnten schon, dass es nicht einfach sein würde, einen vernünftigen Übernachtungsplatz zu finden.
Gerade in der Niederlande ist das freie Stehen unerwünscht. Das verkompliziert die Sache einerseits. Andererseits habe ich nach getaner Arbeit aber auch nur noch wenig Lust, mir einen Übernachtungsplatz suchen zu müssen, der sich so ein wenig in der Grauzone zwischen „dürfen und nicht-dürfen“ befindet. Wenn wir von Ort zu Ort fahren, zahlreiche Bilder machen und hin und wieder auch mal etwas recherchieren müssen, dann bin ich abends ganz froh, einfach nur irgendwo stehen zu dürfen. Und zwar ganz ohne, dass ich mir Gedanken dazu machen muss, ob ich hier nun übernachten darf oder nicht. Meine Lieblingsübernachtung ist dann noch die, wo wir den Abend bei einem gemütlichen Spaziergang ausklingen lassen können, bei dem natürlich weitere Bilder entstehen.
Doch es sah nicht so aus, dass uns das gelingen würde. Denn im nächstgrößeren Ort Delfzijl sah der noch sehr neue Wohnmobilstellplatz ähnlich aus: Er war schlicht und ergreifend voll. Auf dem Weg von Termunterzijl nach Delfzijl fuhren wir schön an einem Deich entlang und stoppten an einer Stelle aus Neugier. Denn wir sahen dort einige Grabsteine – auf dem Deich. Das sah interessant und zugleich seltsam aus.
Gemütliche Fahrt am Dollart
Es handelte sich um die Erinnerung an das einstige Dorf Oterdum. Dieses musste weichen, weil der Deich erhöht wurde und sich die Industrie von Delfzijl ausbreitetet. Nach der Deicherhöhung hat man den Friedhof mit den Grabsteinen rekonstruiert und in der Mitte eine Skulptur aufgestellt. Sie besteht aus einer überdimensionalen Hand, die ein Modell der ehemaligen Dorfkirche trägt.
In Delfzijl gingen wir außerdem einkaufen. In den nächsten Tagen wollten wir uns bewusst mit niederländischen Produkten eindecken. Es gibt so einige Produkte, die es in unseren heimischen Supermärkten nicht zu kaufen gibt. Und wenn wir schon einmal in der Niederlande sind, dann wollten wir die Gelegenheit zum Einkauf und Genuss natürlich nutzen.
Nun waren wir es aber mittlerweile schon gewohnt, mit einer Mund-Nasen-Schutzmaske einzukaufen. Wir hatten damit überhaupt keine Probleme und hielten das auch für sinnvoll. Aber in der Niederlande gab es keine Maskenpflicht. Zumindest nicht beim Einkauf, sondern nur im öffentlichen Personennahverkehr. Da war es dann plötzlich schon ein wenig ungewohnt, ohne Maske einkaufen zu gehen. Wir wussten ja nicht, wie die Niederländer reagieren würden, wenn wir plötzlich mit Maske den Laden betreten. Daher passten wir uns an. Verdammter Gruppenzwang.
Von Delfzijl nach Spijk
Aber die Anzahl der Kunden im Supermarkt war überschaubar. Und da wir wussten, was wir kaufen wollten, ging das dann doch recht schnell vonstatten. Nur das Tragen von Handschuhen behielten wir bei. Wir fanden und finden es immer noch unhygienisch, einen nicht gesäuberten Einkaufswagen zu nutzen.
Im Anschluss an Delfzijl führte unser Weg weiterhin nach Norden. Das kleine Dorf Spijk gehört politisch zwar auch zu Delfzijl, doch das ist uns natürlich vollkommen egal. Wichtig war für uns der kleine, harmonisch wirkende Ortskern. Denn die Kirche von Spijk ist komplett von Wasser umgeben und steht damit auf einer kleinen Insel. Rund um diese Insel und der Gracht stehen einige Wohnhäuser kreisförmig und bilden das Zentrum von Spijk. Genau gegenüber der Kirche, natürlich auf der anderen Seite der Gracht, erhebt sich zudem noch eine schöne Windmühle.
Grundsätzlich ist das ein schöner Anblick, doch durch die dichten Baumkronen auf der Kircheninsel war es unmöglich, die Kirche und die Windmühle gleichzeitig zu fotografieren. Aber egal, schön war es trotzdem. Man muss aber auch ehrlich zugeben, dass Spijk sonst nicht viel zu bieten hat.
Mit dem Wohnmobil durch das Groninger Land
Daher fuhren wir nach einer gemütlichen Umrundung der Kirche und der Insel weiter und machten uns natürlich Gedanken wegen der anstehenden Übernachtung. Nahe liegend war eigentlich der Wohnmobilstellplatz in Groningen. Er erschien uns groß genug und war weit genug von der Küste entfernt. Doch mir war nicht danach, mich am Rande einer Stadt zur Ruhe zu begeben.
Irgendwie wünschte ich mir dann doch noch etwas mehr Ruhe und Abgeschiedenheit. Schwierig natürlich. Aber wir entschieden uns daher dafür, zunächst zum Nationalpark Lauwersoog zu fahren. Wir setzten unsere Hoffnung in die Tatsache, dass es dort mehrere Stellplätze und auch ein paar Mini-Campings gibt.
Schon alleine die Anfahrt war wieder einmal sehr schön. Der Status eines niederländischen Nationalparks ist etwas anders als der von deutschen oder gar US-amerikanischen Nationalparks. In der Niederlande kann man einen Nationalpark durchquert haben, ohne es zu bemerken. Es gibt nicht immer einen Hinweis darauf. Auch am Nationalpark Lauwersoog gab es keine offizielle Einfahrt. Wir fuhren einfach durch die flache Landschaft, die natürlich von viel Wasser geprägt war.
Ankunft am Nationalpark Lauwersoog
Wir versuchten unser Glück am Yachthafen Lauwersoog. Doch wir kamen gar nicht erst auf das Gelände. Schon vor der Schranke verkündete ein Schild, dass der Platz komplett belegt sei. Na gut, dann parkten wir halt erst einmal und gingen ein wenig spazieren. Denn unter anderem wollten wir einen kleinen See auf einem schmalen Holzsteg überqueren.
Das war irgendwie drollig und noch drolliger war der Picknicktisch, der über dem Wasser errichtet wurde. Dort passten sicherlich 12 Personen an den Tisch. Aber zugänglich war er nur von einer Seite und nur dadurch, dass man der Reihe nach bis zum Ende der Sitzbank durchrutschte. Würde der Letzte am Tisch die Gruppe verlassen wollen, dann müssten alle anderen zunächst die Sitzbank komplett räumen müssen. Aber das Problem gab es heute nicht. Menschen waren keine anwesend. Vielmehr war der Picknicktisch von zahlreichen Enten belegt. Auch drollig.
Nachdem wir die Gegend und Landschaft erkundeten, fuhren wir weiter und begaben uns nun endgültig auf Stellplatzsuche. Der Tag war schon weit fortgeschritten und wir wollten so langsam mal etwas essen und zur Ruhe kommen. Doch auch die anderen Stellplätze bei Lauwersoog waren komplett belegt.
An der Küste sind die Plätze alle voll
Ein Mini-Camping, etwas landeinwärts, sprach uns im Internet optisch an. Doch bei unserer Ankunft sahen wir schon, dass auch dieser kleine Bauernhof komplett von Wohnmobilen umlagert war. Selbst auf dem Vorplatz des Hofs standen die Wohnmobile dicht zusammen und es sah eher aus wie eine Notlösung. Selbst wenn dort noch ein Platz frei gewesen wäre, hätten wir das nicht wirklich gewollt.
Nun gerieten wir ein wenig in die Bredouille. Denn noch weiter westwärts wollten wir nicht fahren. Immerhin stand ja noch die Stadtbesichtigung von Groningen auf unserer To-Do-Liste. Und dafür mussten wir sowieso noch einmal nach Osten. Wir sahen in unserer App einen weiteren kleinen Stellplatz, der gerade erst vier Wochen vorher geöffnet hatte.
Auch dieser Platz war eigentlich eher ein Mini-Camping an einem Bauernhof. Macht nichts, wir finden diese Plätze schön, weil sie so ruhig gelegen sind. Nur war dieser anvisierte Platz mehr als Mini. Denn er hatte nur drei Stellflächen anzubieten. Wir hatten wirklich keine Hoffnung, dass wir dort einen Platz bekommen würden. Aber wir versuchten es dennoch.
Übernachtung mit dem Wohnmobil vor Groningen
Denn der Bauernhof lag kurz vor der Stadt Groningen. Sollte es dort nicht klappen, dann würden wir halt doch den offiziellen Stellplatz am Stadtrand nehmen und könnten direkt am nächsten Morgen mit dem Spaziergang ins Zentrum beginnen.
Aber was für ein Glück. Wir fuhren auf kleinen Nebenstraßen zum Hof, wo wir zwei Wohnmobile und ein Pappschild an einem Tor sahen. Auf dem Pappschild stand, dass nur noch ein Platz frei sei. Ja, das würde uns doch reichen. Im selben Augenblick kam der Besitzer aus seinem Haus, begrüßte uns sehr freundlich und lud uns ein, den Wagen abzustellen und zu bleiben.
Das war keine Frage. Der Platz war so weit abgelegen, dass wir hier definitiv eine traumhaft ruhige Nacht haben würden. Das war sicher. Die sieben Euro Übernachtungsgebühr sollten wir einfach in einen Briefkasten werfen. Wir fanden zehn Euro eher angemessen und hatten es sowieso nicht passend. Also wanderte ein Zehner in den Kasten und hofften, dass sich der Besitzer über das kleine Trinkgeld freuen würde.
Ein schöner Wohnmobiltag geht zu Ende
Dafür bekamen wir einen schönen Sonnenuntergang über den umliegenden Feldern zu sehen und wurden Augenzeugen, wie ein Haufen Hühner versuchte, das benachbarte Wohnmobil zu entern, weil den Tieren von dort Körner zugeworfen wurden.
Wie schon vermutet, entpuppte sich die Nacht auf diesem Hof als extrem ruhig. Nach einem kurzen Frühstück starteten wir den Motor und fuhren nur wenige Minuten bis in die Innenstadt von Groningen. Hier hatten wir leichte Probleme, einen vernünftigen Parkplatz zu finden. Aber das überraschte uns nicht. Die niederländischen Städte sind nicht wirklich wohnmobiltauglich. Glücklicherweise haben wir „nur“ einen Kastenwagen und damit eine etwas größere Chance, auf einem der engen Parkplätze unterzukommen.
Erstaunlicherweise fanden wir eine Straße mit sehr vielen Parkmöglichkeiten. Doch der Grund dafür war schnell klar: Die Stunde kostete vier Euro. Blöd, aber lässt sich nicht ändern. Wenn ich meine Arbeit vernünftig machen möchte, dann muss ich eben auch mal was investieren. Dennoch roch das nun nach einem sehr schnellen Rundgang durch die Stadt. Schade eigentlich.
Besuch in Groningen
Als problematisch stellte sich die Zahlung am Ticketautomaten heraus. Es funktionierte nur Kartenzahlung. Beide Maestrokarten wurden nicht akzeptiert, obwohl das Symbol am Automaten anderes sagte. Und meine Kreditkarte war neu. Ich hatte leider noch die Pinnummer der alten Kreditkarte im Kopf. Die neue wusste ich nicht. Zwei Mal versuchte ich es – vergeblich. Doch irgendwann fiel mir ein, dass ich mit dieser Karte auch kontaktlos bezahlen konnte. Und dafür brauchte man keine Pinnummer. Wunderbar, es dauert halt nur ein wenig.
Gemeinsam gingen wir zum nahe gelegenen Groninger Museum, das schon von außen interessant aussieht und zu einigen Fotostopps einlädt. Doch das Hauptziel war das relativ neue Groninger Forum. Dabei handelt es sich um ein Kulturzentrum, das erst wenige Monate zuvor eröffnet wurde. Es erinnerte mich sehr an das Dokk1 im dänischen Aarhus. Im Inneren befinden sich mehrere Einrichtungen, wobei die Bibliothek die dominanteste ist.
Besonders spannend fand ich die zahlreichen Rolltreppen, die scheinbar kreuz und quer zwei Gebäudeteile miteinander verbinden. Wirklich beeindruckend und sehenswert.
Weiter geht die Fahrt durch die Niederlande
Durch die Innenstadt gingen wir dann relativ entspannt wieder zurück zum Parkplatz und machten uns wieder auf den Weg in Richtung Küste. Ich war nicht sehr traurig, dass wir Groningen nun hinter uns gebracht hatten. Denn je kleiner eine Ortschaft, umso angenehmer ist es, sie mit dem Wohnmobil zu bereisen – so meine Meinung.
Unser nächstes Ziel war deutlich kleiner. Es hieß Dokkum und liegt westlich vom Nationalpark Lauwersoog. Das heißt, wir fuhren natürlich erstmal grob in die Richtung zurück, in der wir am Vorabend schon waren. Doch wir hatten alles richtig gemacht. Denn wie sich herausstellte, war auch der Wohnmobilstellplatz in Dokkum komplett belegt. Kein Wunder, er hat nur fünf Stellflächen und liegt wunderbar an einer Gracht mit Blick auf eine Windmühle. Idyllischer geht es kaum.
Natürlich spazierten wir durch die gesamte Altstadt von Dokkum, die komplett von Grachten umgeben ist. Von der einen Windmühle gingen wir zur nächsten, schlenderten zwischen den Gassen zum Marktplatz und später wieder zurück zum Wohnmobil. Wir hatten noch einige Ziele zu besuchen, aber hier hatte es uns wirklich gut gefallen.
Kurzer Abstecher zur Nordsee
Eines dieser Ziele war die Küste selber. Von der hatten wir bisher noch nicht so viel gesehen. Daher fuhren wir mal auf einen kleinen Abstecher zum Hafen von Holwerd. Dort legt die Fähre nach Ameland ab und wir genossen einen kleinen kurzen Ausflug in die Landschaft des Wattenmeers.
Danach stand dann auch schon wieder die nächste Ortschaft auf dem Programm. Leeuwarden ist wieder etwas größer als Dokkum, doch wir waren überrascht, wie schnell und einfach wir einen Parkplatz direkt Rand des Stadtzentrums fanden. Das war praktisch und vereinfachte unseren Besuch.
Es waren nur wenige Meter, bis wir vor dem schiefen Kirchturm Oldehove aus dem 16. Jahrhundert standen. Das Kirchenschiff existiert schon lange nicht mehr, aber eben der Turm. Und diesem sind man eindeutig an, dass er nicht gerade ist.
Stadtrundgang in Leeuwarden
Auch in Leeuwarden schlenderten wir eigentlich ziemlich gemütlich durch das quirlige Stadtzentrum. Dass wir uns noch mitten in der Coronakrise befanden, sah man eigentlich nur an den Abständen der Tische in den Straßencafés. Ansonsten herrschte ein ziemliches Wirrwar in den Gassen.
Besonders die Lange Pijp war sehr gut besucht. Es ist die Haupteinlaufsstraße von Leeuwarden. Auch hier darf natürlich eine Gracht nicht fehlen. Eine kleine Gasse, die von der Langen Pijp abzweigt, beherbergt auf der gesamten Länge der Straße ein Walskelett. Das wollte ich mir mal anschauen. Dabei handelt es sich natürlich nicht um ein echtes Walskelett, sondern um eine Kunstinstallation. Doch die Größe, die 1:1 mit einem Wal identisch ist, ist schon wirklich beachtlich.
So ziemlich zentral zwischen dem Dollart, also der Emsbucht bei Emden und dem IJsselmeer in der Niederlande befindet sich ein weiterer kleiner, aber feiner Nationalpark. Der Nationalpark Drents-Friese Wold beeindruckt mit einer weiten Dünenlandschaft, obwohl man schon wieder relativ weit im Binnenland steht.
Auf dem Weg nach Noordoostpolder
Wir spazierten ein wenig durch die weite Düne, durchquerten sie komplett und umrundeten sie auf dem Rückweg. Es erinnerte uns ein wenig an den White Sands Nationalpark in New Mexico, nur dass es sich dort um Gips handelt.
Damit näherte sich aber auch dieser Reisetag in der Niederlande schon langsam wieder seinem Ende. Normalerweise hätten wir uns sicherlich noch irgendwo etwas angeschaut. Das Wetter war hierfür prima. Doch wir mussten ja immer damit rechnen, dass wir vor einem völlig überfüllten Stellplatz oder Campingplatz stehen. Das war etwas, was wir verhindern wollten. Daher machten wir, entgegen unserer Art, ein wenig früher Schluss mit dem Tagesgeschäft.
Die grobe Zielrichtung hieß Noordoostpolder. Dort wollten wir als nächstes nach Urk. Die ehemalige Insel Schokland kannten wir ja schon, aber Urk fehlte uns noch. In Urk zu übernachten wäre zwar nett, weil wir dort dann am Abend noch ein wenig durchs Städtchen spazieren könnten. Aber die Entfernung war dann doch schon recht groß und so wirklich Lust hatten wir nicht, am Hafen von Urk inmitten der Ortschaft zu übernachten.
Ruhige Übernachtung in der Einsamkeit der Niederlande
Uns war dann doch mehr nach einem ruhigen Platz in der ruhigen Weite der Niederlande. Und den fanden wir in Form eines kleinen Campingplatzes bei Oldemarkt. Der Preis auf dem Campingplatz war absolut in Ordnung und kaum teurer als auf einem niederländischen Wohnmobilstellplatz. Aber vor allen Dingen überzeugte auch hier wieder die Lage.
Abgesehen von den Campingnachbarn und den drei Ziegen im angrenzenden Holzverschlag gab es hier nichts. Dennoch ließen wir es uns nicht nehmen, noch einen schönen langen Abendspaziergang zu machen. Bis Ossenzijl waren es gute zweieinhalb Kilometer. Diese spazierten wir zwischen Feldern und an Grachten entlang. Also mal eben noch fünf Kilometer Fußmarsch, obwohl der Tag ohnehin schon lang war und wir einige Kilometer zu Fuß machten. Schön war’s.
Am nächsten Morgen fuhren wir nach Urk und waren froh, dass wir dort nicht übernachteten. So groß ist Urk dann doch nicht und außerdem lag der Wohnmobilstellplatz wirklich nicht besonders ruhig. Wir waren uns sicher, dass wir mit der Entscheidung wieder alles richtig gemacht hatten.
Mit dem Wohnmobil von Urk nach Zwolle
Wir stellten das Wohnmobil am Hafen ab, spazierten durch die Gassen zum Leuchtturm von Urk und genossen den Blick auf das IJsselmeer. Nur das Wetter war an diesem Morgen nicht ganz so vielversprechend. Aber es war trocken, das war schon mal etwas. Urk besitzt ein Fischerdenkmal, das wir uns ebenfalls nicht entgehen ließen. An dem Denkmal wird allen Urker Seeleuten und Fischern gedacht, die auf dem Meer ums Leben kamen. Erschreckenderweise handelte es sich nicht nur um Einträge, die Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte alt sind. Nein, die aktuellsten verunglückten Seeleute starben erst im Jahr zuvor. Dabei sollte man mit heutiger Technik und Sicherheit meinen, dass solche Unglücke vermieden werden können.
Nach der kleinen Ortschaft lockte dann wiederum die nächste größere. Zwolle gefiel uns ebenfalls sehr gut. Das Parken am Sonntagmorgen fiel leicht und der Spaziergang vom alten Stadttor Sassenpoort bis zum Kirchturm namens Peperbus war wirklich nett. Besonders das Dach des Kunstmuseums ist absolut sehenswert. Es erinnerte mich an die Außerirdischen im Film Mars Attacks – ein komplett modernes, beinahe schon futuristisches Dach auf einem alten Herrenhaus des 19. Jahrhunderts.
Die Niederländer schaffen immer wieder erstaunliche Dinge. Das gilt natürlich auch für die Landgewinnung. Flevoland ist so ein schönes Beispiel, ähnlich wie Noordoostpolder durch Eindeichungen dem Meer abgerungen. Der Hauptort von Flevoland ist Lelystad, benannt nach dem Planer dieser modernen Stadt des letzten Jahrhunderts.
Tanken und Einkaufen in Lelystad
Die Stadt selber konnte mich jetzt nicht sonderlich überzeugen. Man merkte ihr halt deutlich an, dass sie nicht gewachsen, sondern durch und durch geplant ist. Muss ja nichts schlechtes sein, aber mir fehlte so ein wenig das Historische.
Historisch war auf jeden Fall die Corona-Krise und während dieser Pandemie hieß es für uns tanken und noch einmal einkaufen. Das Tanken war einfach dank Tankautomat. Nicht besonders clever gelöst war der Aufbau der Tankstelle. Sie bestand aus zwei Tanksäulen am rechten Fahrbahnrand. Man konnte sich aber nur so neben die Tankstelle stellen, dass man den Tankstutzen auf der rechten Seite des Fahrzeugs haben müsste. Haben wir aber nicht. An unserem Jumper ist der Tankeinfüllstutzen auf der Fahrerseite. Also musste ich den Wagen auf der engen Fläche und in dieser Einbahnstraße drehen. Keine Ahnung, ob ich gegen Gesetze verstoßen habe, aber es ließ sich halt nicht ändern, wenn ich dort tanken wollte bzw. sollte.
Anschließend suchten wir noch einen Supermarkt auf, weil wir auch noch ein paar Vorräte für zuhause kaufen wollten. Ich liebe ja den Bitterkoekjes-Pudding aus der Niederlande und der sollte möglichst oft in unserem Wohnmobilkühlschrank verstaut werden, um ihn später in der Heimat genießen zu können.
Einkaufen in der Niederlande in Corona-Zeiten
Vor dem Geschäft galt das gleiche wie beim letzten Einkauf. Wir schauten uns zunächst um, ob es irgendwelche besondere Regelungen gibt. Aber offensichtlich nicht. Alles wirkte völlig normal. Also verzichteten wir (leider) auch auf unsere Masken, zogen uns lediglich Handschuhe an und schnappten uns einen Einkaufswagen.
Eigentlich wollten wir uns auch ein paar Backwaren kaufen. Doch der Appetit darauf verging uns sehr schnell. Denn die Behälter, in denen sich Brötchen und Brot befanden, waren nicht nur für Jedermann zugänglich, sondern komplett ohne Abdeckung. Es gab schlicht und ergreifend keinen Hygieneschutz. Jeder, der auch nur daran vorbei lief, konnte ungehindert auf die Brötchen niesen, husten, sabbern. Den Vogel schoss aber eine Mitarbeiterin ab, die jedes einzelne Brötchen mit der nackten Hand einem Rollwagen entnahm und in die Behälter für die Kunden packte. Nochmal: Sie fasste wirklich jedes Brötchen an und trug weder Handschuhe noch Mundschutz noch irgendeinen Schutz. Und sie packte die Brötchen dort hin, wo jeder Kunde sie mal drücken, drehen und wieder zurücklegen konnte. Und wir waren so naiv und dachten, die Menschen hätten in Sachen Hygiene etwas gelernt. Fehlanzeige.
Vielleicht lag es aber auch an dem Geschäft im Besonderen. Denn in der Kühltheke lagen Milchprodukte, die schon seit mehr als zwei Wochen abgelaufen waren. Hier passte also irgendwie gar nichts. Aber vermutlich lag es nicht an dieser einen Filiale, denn schon am Tag zuvor sahen wir auf einem Markt, wie die Waren dort ganz ohne Hygieneschutz angeboten wurden und jeder Kunde auf Tuchfühlung mit den Produkten gehen konnte.
Kleine Wanderung durch den Nationalpark Nieuw Land
Ohne Backwaren, dafür aber mit einigen Puddingen, verließen wir das Geschäft und besichtigten den Nachbau des Schiffs Batavia im Markermeer. Das angrenzende Outletcenter von Lelystad interessierte uns hingegen überhaupt nicht.
Vielmehr machten wir uns wieder einmal auf den Weg zu einer kleinen Wanderung. Wir wollten Natur und ein paar Vögel beobachten. Dafür bot sich Oostvaardersplassen im Nationalpark Nieuw Land an. Ungewöhnlich waren die Betonwege, die durch das Vogelparadies zu verschiedenen Aussichtstürmen führten. Aber schön war es trotzdem. Zwar spielte das Wetter nicht ganz so mit, wie wir es uns gewünscht hätten, aber weiterhin galt: Es regnete nicht, das ist doch schon mal was.
Aber der Himmel war mit dunklen Wolken behangen und das Licht war einfach nur schlecht. Besonders interessante Vögel haben wir auch nicht entdeckt und dennoch tat es gut, einfach ein wenig durch die flache grüne Landschaft spazieren gegangen zu sein.
Mal wieder eine Stellplatzsuche in der Niederlande
Zwischen dem Markermeer und dem IJsselmeer befindet sich ein Damm, ähnlich wie der Afsluitdijk zwischen IJsselmeer und Nordseeküste. Auf diesem Damm wollten wir noch zu einem Rastplatz, ein paar Bilder machen und eventuell sogar noch weiter nordwärts.
Doch als wir die Bilder im Kasten hatten und wir uns auf die Suche nach einem Stellplatz begeben wollten, kamen uns Zweifel, ob das eine gute Idee wäre. Am nächsten Tag würden wir sowieso wieder zurückfahren und hätten ja ohnehin nur weniger Zeit. Würde es sich da lohnen, noch einen freien Platz auf vermutlich überfüllten Plätzen zu suchen? Wir verneinten und suchten lieber einen Platz, der ungefähr in der richtigen Richtung liegt.
Das hieß also, wir würden fast den gesamten Damm wieder zurück nach Lelystad fahren und wieder nach Flevoland fahren. Im Auge hatten wir einen etwas größeren Wohnmobilstellplatz bzw. Campingplatz am Veluwemeer. Er dürfte zwar nicht ganz ruhig sein, weil direkt daneben eine Autobahn verläuft, aber als Ausgangspunkt für den letzten Tag der Reise erschien er uns ideal gelegen.
Die letzte Nacht in der Nähe von Amersfoort
Kaum kamen wir dort an, parkten wir das Wohnmobil auf einer freien Parzelle und schon stiefelten wir mal wieder los. Wir wollten noch ein wenig zum Wasser und ein paar Fotos machen. Doch hier haben wir nun zu viel gewollt. Denn Wasser bekamen wir in der Tat zu sehen und zu spüren. Es kam von oben und wir konnten gerade so eben noch die Kameras wegpacken. Als wir wieder am Wohnmobil ankamen, hörte es natürlich auf zu regnen und der Himmel zeigte sich an diesem Tag auch endlich mal.
Doch nun war es uns zu spät. Wir aßen etwas und ließen den Tag entspannt ausklingen. Amersfoort war am nächsten Tag unser erstes Ziel. Wir stellten den Wagen auf dem kleinen Wohnmobilstellplatz in der Innenstadt ab und gingen in das Zentrum.
Ich hatte Interesse daran, den Kirchturm aufzusuchen. Denn er gilt als Mittelpunkt des niederländischen Netzbezugssystems oder anders gesagt, soll er den geografischen Mittelpunkt des Landes darstellen. Wie sich das jetzt berechnet, weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass es außerhalb von Amersfoort einen weiteren geografischen Mittelpunkt der Niederlande gibt, den wir bereits vor einiger Zeit mal besuchten. Hier am Kirchturm gab es aber auch eine Markierung. Sowohl eine X- als auch eine Y-Koordinate war auf dem Boden markiert. Ganz so, als hätte man den Kirchturm genau auf diesen Punkt gebaut.
Der schöne Abschluss einer Wohnmobilreise durch die Niederlande
Außerdem wollten wir noch zum Schloss Het Loo bei Apeldoorn. Doch leider hatten wir nicht auf dem Schirm, dass das Schloss und auch der Schlosspark an diesem Tag geschlossen war. Daher war die Anreise leider vergeblich. Wir trösteten uns damit, dass wir zum Abschluss der Tour in Richtung Nationalpark De Maasduinen fahren würden. Er befindet sich nahe der deutsch-niederländischen Grenze und stand ohnehin noch auf dem Programm.
Auf dem Weg nach Hause passte dieser Nationalpark noch sehr gut. Die Anfahrt war ein wenig kompliziert, da wir nicht wussten, ob wir wirklich auf dem Schotterweg in den Wald hineinfahren durften. Doch der Parkplatz befindet sich in der Tat mittendrin. Wir stellten das Wohnmobil ab und freuten uns darüber, dass kaum jemand anderes unterwegs war.
Kein Wunder, es war ja kein Wochenende mehr und wir konnten – gefühlt – den Nationalpark für uns ganz alleine genießen. So wanderten wir mal wieder zu einer Düne und erklommen einen Aussichtsturm, von dem aus wir einen schönen Rundumblick hatten. Als Abschluss unserer kurzen Reise mit dem Wohnmobil durch die Niederlande war das ziemlich gut. Demnächst werden wir dann erneut aufbrechen, um Benelux mit dem Wohnmobil zu bereisen.
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