2009 – Mit dem Wohnmobil an die französische Atlantikküste

 

Mit einem Wohnmobil an die französische Atlantikküste

 

Weiter nach Saint-Savin

Route: Nach einer kurzen Fahrt auf der D5, beinahe parallel zur Gartempe, erreichen wir Saint-Germain. Dort biegen wir an der Ampelkreuzung links ab auf die D951 und überqueren anschließend den Fluss. Dabei erreichen wir nicht nur den Ortseingang von Saint-Savin, sondern haben von der Brücke schon einen tollen Ausblick auf das Gotteshaus, welches uns dort erwartet.

Saint-Savin trug früher noch den Beinamen „sur-Gartempe“. Den hat die Stadt abgelegt, den Fluss überquert man dennoch. Gleichzeitig sieht man dabei das Wahrzeichen der Stadt, die Abteikirche. Der weithin sichtbare Turm ist mit seinen 77 Metern einen Meter höher als das Kirchenschiff lang ist. Die Kirche dominiert zwar das Bild des 1000-Seelenortes, dennoch wird man sich beim ersten Anblick die Frage stellen, was ausgerechnet an diesem Gotteshaus so besonderes ist, dass sie bereits seit 1983 auf der Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO steht. Um das heraus zu finden, muss man die Kirche von innen gesehen haben. Kritische Stimmen würden beim Betreten des Kirchenschiffes sofort verstummen.

Parkplatz:
Rue du Montoir [Dezimal: 46.564247 0.864915; WGS84: N46°33’51.289″ E0°51’53.694″]
D951 [Dezimal: 46.565755 0.863965: ;WGS84: N46°33’56.718″ E0°51’50.274″]

Doch zunächst ein wenig Geschichte. Saint-Savin war für viele Jahre eine der einflussreichsten Abteien Frankreichs. Ein genaues Gründungsdatum kann leider nicht mehr beziffert werden, da die Gründungsurkunde während der Religionskriege im 16. Jahrhundert verschwand. Eine Überlieferung besagt, dass die beiden Brüder Cyprian und Savin im fünften Jahrhundert als Christen aus Mazedonien flohen und am Ufer der Gartempe zu Tode kamen. Einer von ihnen, Savin, wurde in der Nähe der heutigen Stadt begraben, was den Namen der Stadt erklärt. 300 Jahre später wurden die Gebeine wiederentdeckt. Badillus, Schreiber am Hof von Karl des Großen, beschloss, an der Fundstelle eine kleine Abtei errichten zu lassen. Auf Grund von großzügigen Spenden, zunächst von der Gräfin von Poitou und Aquitanien und im 13. Jahrhundert auch durch Graf Alfons von Poitiers erlebte die Abtei einen wahren Aufschwung. Beendet wurde die Blütezeit jedoch durch den Ausbruch des Hundertjähigen Krieges. Die bereits erwähnten Religionskriege, auch als Hugenottenkriege bezeichneten Kämpfe gaben dem Kloster den Rest. Zahlreiches Mobiliar wurde in Bränden zerstört und selbst die Steine, aus denen das Kloster bestand wurden abgerissen und verkauft.
Erst im 17. Jahrhundert begann man mit dem Wiederaufbau der Klosteranlage, doch auf Grund der folgenden Französischen Revolution verließen die letzten vier Mönche die Abtei im Jahre 1792.

Die Kirche hingegen konnte ihre Deckenmalereien aus dem 11. Jahrhundert bis heute bewahren. In bunten Farben und Formen präsentieren sich zudem die Säulen im Inneren der Kirche. Ob gestreift, mit gezackten Linien, wellenförmig, braune, blaue oder rötliche Töne. Fast alles scheint noch so vorhanden zu sein, wie es vor rund einem Jahrtausend angebracht wurde. Jedoch muss man sagen, dass hier natürlich, besonders in den letzten Jahren, sehr viel restauriert wurde. Doch die aufwendige Arbeit hat sich bei dem Leuchten dieser Farben durchaus gelohnt. Was man allerdings oft vergisst, ist die Tatsache, dass solch beeindruckende Fresken im Mittelalter beinahe an der Tagesordnung waren. Kaum eine Kirche, die nicht so reichhaltig verziert war. Nur sind die meisten Fresken bis heute verblasst oder gar verschwunden, weshalb manche Kirchenschiffe heute etwas blass wirken. In Saint-Savin ist dies jedoch anders, hier ist lediglich die wertvolle Gewölbemalerei nicht mehr vollständig, aber zu großen Teilen noch gut erkennbar.
Rechts neben der Kirche geht es über den Parkplatz hinab zur Gartempe. Dort sind nicht nur einige malerische Picknickplätze aufgestellt worden, man hat dort auch einen schönen Blick auf das Kloster und die Brücke aus dem 13. Jahrhundert, über die man die Stadt erreicht. Sie ersetzt die nördlich liegende Brücke mit ihren fünf Bögen, die aus dem 13. Jahrhundert stammt. Diese würde selbstverständlich das heutige Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen können und steht bereits seit 1896 unter Denkmalschutz. Am Ufer der Gartempe entlang, verläuft zudem der Weg der Mönche, ein 15 Kilometer langer Wanderweg rund um Saint-Savin. Nähere Informationen hierzu hält die Touristeninformation bereit.
Noch ein kleines Stück flussabwärts erhebt sich am linken Ufer eine alte Mühle. Sie gehörte früher mit elf weiteren Mühlen im Umland zur Abtei und wurde noch bis 1961 betrieben. Heute besteht die Möglichkeit, in gut ausgestatteten Zimmern innerhalb der Mühle zu übernachten oder um die Mühle herum sein Wohnmobil abzustellen. Die Mühle gehört zum hiesigen Camping Municipal.

 

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