Mit einem Wohnmobil an die französische Atlantikküste
Durch Poitou-Charentes nach Montmorillon
Route: Über die N147 verlassen wir Bellac nach Westen, genauer gesagt in Richtung Poitiers. An Bauernfeldern vorbei geht es durch die zum Teil gewellte Landschaft.
Route: Auf dem weiteren Weg durchqueren wir ein dichtes Waldgebiet und überschreiten anschließend die Grenze zur Region Poitou-Charentes, bevor wir die Ortschaft Moulismes erreichen.
Poitou-Charentes besitzt ein Départements mehr als das Limousin. Es besteht aus Charente, Charente-Maritime, Deux-Sèvres und Vienne. Der Verwaltungssitz der Region liegt in Poitiers, der größten Stadt in Poitou-Charentes. Regiert werden die vier Départements seit 2004 von Ségolène Royal als Präsidentin des Regionalrates, die bei der Präsidentschaftswahl 2007 gegen Nicolas Sarkozy unterlag. Wir befinden uns zunächst im Département Vienne, welches vom gleichnamigen und bereits bekannten Fluss durchzogen wird. Doch auch der Fluss Charente gilt als wichtiger Wasserlauf in Vienne. Wir werden jedoch erst im späteren Verlauf auf ihn treffen.
Schon das Ortseingangsschild verrät uns, dass Montmorillon eine Ville d’Art et d’Histoire, also eine Stadt der Kunst und der Geschichte ist. Das Label „Stadt der Kunst und Geschichte“ wird seit 1985 regelmäßig durch das Ministerium für Kultur vergeben und soll der kulturellen Förderung dienen.
Auf beiden Seiten des Fluss Gartempe erstreckt sich die Stadt mit ihren rund 6.500 Einwohnern. Die Gartempe entsprint im Zentralmassiv und durchquert auf ihrem über 200 km langen Weg bis zur Mündung in die Creuse neben Montmorillon auch die Ortschaft Saint-Savin, zu der wir später noch kommen werden. Die Parkplätze sind gut ausgeschildert und durch die Größe der Stadt ist man von jedem Parkplatz aus schnell im überschaubaren Zentrum. Das linke Flussufer ist geprägt von einem Felsdorn, auf dem sich im Mittelalter eine Festung erhob. Von dieser ist jedoch heute nichts mehr zu sehen. An der Stelle der Burg befindet sich heute in einer Grünanlage eine nicht zu übersehende Mariensäule, die im Jahr 1888 errichtet wurde und über der gesamten Stadt thront. Nur wenige Meter entfernt, etwas weiter nördlich befindet sich die Kirche Notre-Dame. Erbaut wurde das Gotteshaus in mehreren Etappen, wobei mit dem Bau des Turms im 17. Jahrhundert die Fertigstellung gefeiert werden konnte. Die Fassade ist jedoch schon 300 Jahre älter und das Kirchenschiff mit den vier Seitenkapellen sowie die Gemälde in der Krypta stammen sogar aus dem 12. Jahrhundert.
Gleich neben der Kirche breitet sich ein kleiner Platz aus, auf dem man den herrlichen Ausblick auf das andere Flussufer und über die Dächer von Montmorillon genießen kann. Sofort fällt einem dabei die Brücke ins Auge, die beide Stadtteile miteinander verbindet. Sie wurde bereits mit der Gründung der Stadt errichtet, musste aber mehrfach Zerstörungen über sich ergehen lassen. Die Brückenbögen und das Fundament stammen noch aus dem 15. Jahrhundert, während der Rest im 19. Jahrhundert rekonstruiert wurde. Von dem Gefängnis am westlichen Brückenkopf und der Kapelle auf der anderen Flussseite ist jedoch nichts mehr geblieben.
Nicht weniger sehenswert ist das alte Schloss etwas weiter links. Es reicht direkt bis an das Ufer der Gartempe heran und fällt mit seinem runden Eckturm auf. Das zweigeschossige Gebäude stammt ebenfalls aus dem 15. Jahrhundert und diente damals als Gericht. Den Abschluss dieses Panoramas bildet die Kirche St. Martial, welche sich hinter dem Schlosspalast erhebt. Sie ist jedoch verhältnismäßig jung und wurde 1861 erbaut. Allerdings ersetzt sie damit eine romanische Kirche aus dem 12. Jahrhundert, die jedoch zu klein wurde und sich mittlerweile in einem desolaten Zustand befand. Von der alten Kirche blieb nur noch das Fundament des quadratischem Turms, auf dem der jetzige Kirchturm errichtet wurde. Trotz des jungen Alters gilt die St-Martialkirche als historisches Denkmal und lohnt sich für eine Besichtigung. Sie besticht durch zahlreiche bunte Glasfenster und durch eine Orgel mit über 1800 Pfeifen, die ebenfalls im 19. Jahrhundert geschaffen wurde.
In den Gassen rund um die Kirche Notre-Dame trifft man auf zahlreiche Schreibtische, Pulte und Buchläden. Montmorillon gilt nämlich als Bücherdorf und ist für seine Vielzahl an Antiquariaten bekannt. Selbst auf dem Asphalt hat man Schreibfedern aufgemalt um auf die Citè de l’Ecrit (Stadt der Schrift) aufmerksam zu machen. Wahrscheinlich ist es daher kein Zufall, dass aus Montmorillon die Schriftstellerin Régine Deforges stammt, welche sich zumindest in Frankreich einen Namen erschrieben hat.
Des Weiteren lohnt bei einer Stadtbesichtigung noch ein kleiner Abstecher etwas weiter südlich des mittelalterlichen Kerns. Dort befindet sich hinter hohen Mauern das Maison Dieu, ein klösterliches Krankenhaus, welches im 11. Jahrhundert erbaut wurde und über einen prächtigen Park verfügt. Dieser ist terrassenförmig angelegt und bietet ebenfalls einen schönen Blick auf die Stadt. Zum Klosterensemble gehört auch die Kapelle Saint Laurent mit seiner Fassade aus dem 12. Jahrhundert. Im Inneren befinden sich sehr schöne Wandfresken des 19. Jahrhunderts. Etwas weiter die Straße hinab, am Maison Dieu vorbei, erreicht man das Oktagon, welches sich hinter einem schmalen Eingang an der Wand versteckt. Diese Grabkapelle, ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert, gilt durch seine achteckige Form (daher Oktagon) als einmalig in Europa. Über dem Portal befinden sich vier Skulpturengruppen, bestehend aus Maria und Elisabeth, dem Erzengel Gabriel, den vier Evangelisten und zwei unbekleideten Frauen.
Abschließend sollen die verschiedenen Museen der Stadt Erwähnung finden. Das größte befindet sich direkt am Oktagon und präsentiert das ländliche Leben der Einwohner an Hand der lokalen Gastronomie und der regionalen Produkte in Form eines Brotbackofens und eines Obstgartens. Zum Museum gehört auch ein Bauernhof etwas außerhalb von Montmorillon, im Süden der Stadt.
Ecomusée Montmorillonnais (Bauernmuseum), 4, rue des augustins, 86500 Montmorillon, Tel. 05 49 91 02 32, Fax 05 49 91 09 83, www.ecomusee-montmorillonnais. Mitte Juli – Ende August So-Fr 10.30-18.30 Uhr, Oktober und November Mi-So 14.30-18 Uhr, 6,50 €. [Dezimal: 46.389885 0.862659; WGS84: N46°23’23.586″ E0°51’45.572″]
Parkplätze:
Rue Baden Powell [Dezimal: 46.426559 0.865339; WGS84: N46°25’35.612″ E0°51’55.22″]
Place du Marechal Léclerc [Dezimal: 46.425849 0.868541; WGS84: N46°25’33.056″ E0°52’6.748″]
Place de la Victoire [Dezimal: 46.427396 0.873197; WGS84 N46°25’38.626″ E0°52’23.509″]
Rue Léon Dardant [Dezimal: 46.423265 0.867828; WGS84: N46°25’23.754″ E0°52’4.181″]
Rue de la Fontaine des Miracles [Dezimal: 46.423265 0.867828; WGS84: N46°25’23.754″ E0°52’4.181″]
Montmorillon bezeichnet sich als Hauptstadt der Makronen. Dieses Attribut ist zwar etwas übertrieben, stammt das leckere Gebäck doch eigentlich aus Italien aber in der Tat sieht man zahlreiche Makronen in den Auslagen der hiesigen Konditoreien. So ist es wenig verwunderlich, dass die Stadt über ein Makronenmuseum verfügt. Auf der rechten Flussseite präsentiert es Maschinen und Instrumente aus alten Küchen sowie die Geschichte des Gebäcks. Die 2003 eröffnete Ausstellung gehört zum ältesten Makronenhersteller der Stadt, dem Haus Rannou-Métivier, welches die Makronen bereits seit 1850 nach einem unveränderten Rezept fabriziert und sich in der fünften Generation befindet.
Musée de l’Amande et du Macaron (Mandel- und Makronenmuseum), 32, boulevard de Strasbourg, 86500 Montmorillon, Tel. 05 49 83 03 38, E-Mail: contact@museedumacaron.com, www.museedumacaron.com. Mo-Sa 9.30-12.30 Uhr und 14-18 Uhr, So 10-12.30 Uhr und 15.30-18 Uhr, 3 €. [Dezimal: 46.424282 0.870778; WGS84: N46°25’27.415″ E0°52’14.801″]
Ebensowenig verwundern dürfte in der Stadt der Schrift ein Museum, welches sich mit der Schreibmaschine befasst und in einer Ausstellung mehr als 150 Exemplare zeigt, die teilweise über einhundert Jahre alt sind. Es befindet sich im mittelalterlichen Kern, nahe der Kirche Notre-Dame.
Exposition Machines à Écrire (Schreibmaschinenausstellung), 3, rue Bernard Harent, 86500 Montmorillon, Tel. 05 49 83 03 03, E-Mai: cite-de-lecrit@wanadoo.fr. Okt-März Mi-So 14-18 Uhr, sonst Mo-Fr 14-18 Uhr, Sa-So 10-12.30 Uhr und 14-18 Uhr, Eintritt frei. [Dezimal: 46.426068 0.865006; WGS84: N46°25’33.845″ E0°51’54.022″]