2009 – Mit dem Wohnmobil an die französische Atlantikküste

 

Mit einem Wohnmobil an die französische Atlantikküste

 

Von Poitiers geht es weiter nach Niort

Route: Über die D4 bzw. D5, auch Avenue de la Libération, verlassen wir Poitiers und treffen bei La Motte auf die D611. Auf ihr geht es kostenfrei und kaum weniger langsam durch die ruhige Landschaft bis Niort .
Die Stadt Niort ist Heimat für rund 106.000 Menschen, doch ist sie bei Weitem nicht so sehr mit interessanten Sehenswürdigkeiten gespickt wie Poitiers. Niort ist eher ein Handels- und Logistikzentrum, hat aber ein groß angelegtes Programm zur Verschönerung und Belebung der Innenstadt gestartet, welches 2010 begann und im Jahr 2012 abgeschlossen sein sollte. Aber auch in Frankreich werden öffentliche Baumaßnahmen und Großprojekte nicht immer pünktlich fertig, so dass die Beschreibung der Innenstadt nur unter Vorbehalt geschehen kann. Die erste Erwähnung der Stadt geht auf das sechste Jahrhundert zurück, damals aber noch als Nyort oder Nyord geschrieben. Es wird vermutet, dass in früheren Zeiten eine Ansiedlung überfallen und zerstört wurde und von den Franken oder Westgoten als „neuer Ort = ny ort bzw. nu ort“ neu gegründet wurde.
Heute wird Niort oft mit dem nahe gelegenen und sehenswerten Sumpfgebiet „Marais Poitevin“ in Verbindung gebracht, doch dazu später mehr in Route 3.

Parkplatz, Quai de Cronstadt [Dezimal: 46.326198 -0.465267; WGS84: N46°19’34.313″ W0°27’54.961″]

Mit Niort haben wir das Départemen Deux-Sèvres erreicht. Schon auf dem Weg hierhin haben wir den Fluss Sévre Niortaise überquert, der zusammen mit dem Fluss Sévre Nantaise dem Département (deux=zwei) seinen Namen gab. Abgesehen davon, dass beide Flüsse im selben Département entspringen und denselben Namen tragen, haben sie aber nichts miteinander gemein. Niort liegt, wer hätte es bei dem Namen anders vermutet, an der Sèvre Niortaise. Dieser Fluss entspringt etwas weiter östlich und mündet bei La Rochelle nach 155 Kilometern in den Atlantik (der Vollständigkeit halber: Die Sévre Nantaise mündet bei Nantes in die Loire). Mit dem Erreichen von Niort haben wir uns zudem ein gutes Stück dem Atlantischen Ozean genähert, was sich auch auf die durchschnittliche Sonnensteindauer bemerkbar macht. Sie liegt bei rund 2.000 Stunden im Jahr. Zum Vergleich: Das sonnenverwöhnte Breisgau kommt im Schnitt auf rund 1.800 – 1.900 Stunden pro Jahr.
Sehenswert ist in Niort der Donjon. Es handelt sich um einen massiven Doppelturm, der Herzstück einer kleinen Burg war. Errichtet wurden diese massive Verteidigungsanlage auf Befehl von Heinrich II. und seiner Gemahlin Eleonore von Aquitanien. Beide Türme sind beinahe quadratisch, der Südturm überragt mit seinen 28 Metern sein nördliches Pendant um rund fünf Meter. Aber nicht nur deswegen wirkt der südliche Turm wie ein großer Bruder seines nördlichen Nachbarn. Seine dicken Mauern wirken mächtig und scheinen ihren Zweck, den Verteidigungsfall erfüllen zu können. Man kann keinesfalls behaupten, dass der Nordturm grazil wirkt, dennoch ist er im direkten Vergleich etwas geduckter. Das liegt jedoch auch daran, dass der Nordturm Mitte des 18. Jahrhunderts zum Teil einstürzte und man zur Zeit des Wiederaufbaus nicht mehr so eine Trutzburg wie zuvor benötigte.

Donjon, Rue Duguesclin, 79000 Niort, Tel.: 05 49 28 14 28, Di – So 10 – 12.30 Uhr und 14 – 17 Uhr. [Dezimal: 46.325436 -0.464672; WGS84: N46°19’31.57″ W0°27’52.819″]

Gleich neben dem Donjon befindet sich die Markthalle aus dem Jahr 1869. Es lohnt sich auf jeden Fall, in der Atmosphäre der Halle seinen Reiseproviant etwas aufzufüllen, wenn verschiedene Käsearomen in der Luft liegen und sich mit den Düften an Blumenständen und Fleischereien abwechseln. Die überwiegend regionalen Produkte sind frisch und lecker und meist wechselt man noch ein paar nette Worte mit dem Händler. Die Markthalle wird an allen Vormittagen von Dienstag bis Sonntag genutzt, die großen Märkte finden jedoch nur am Donnerstag, Samstag und Sonntag statt. Dann der Platz in der Halle nicht mehr aus und es werden auch auf dem Platz vor der imposanten Glasfront der Halle Waren feilgeboten. Der Bereich zwischen dem Doppelturm und der Markthalle werden jedoch in den Jahren 2011 bis 2012 großflächig umgestaltet, so dass hier mit Einschränkungen zu rechnen ist.

Tritt man vor der Markthalle auf die Rue Thiers und wirft einen Blick nach rechts, so erkennt man am Ende der Straße das Rathaus, welches sich nicht hinter dem Rathaus von Poitiers zu verstecken braucht. Die Überlieferung besagt, dass der Grundstein am 27. April 1897 vom damaligen Bürgermeister persönlich gelegt wurde, während sintflutartige Regenfälle über die Stadt zogen. Ein schlechtes Omen war es jedoch nicht, im Jahr 1901 konnte das Bauwerk feierlich eingeweiht werden.
Es handelt sich jedoch nicht um das erste Rathaus der Stadt. Ein Vorgängerbau erhebt sich nicht weit entfernt in der Fußgängerzone. Gehen Sie gegenüber der Markthalle in die Einkaufsstraße Rue Victor Hugo und dort an der ersten Möglichkeit links. Anschließend stehen Sie direkt vor dem Pranger. Doch keine Sorge, mit Pranger ist das alte trapezförmige Rathaus im Renaissancestil gemeint. Es wurde im 16. Jahrhundert an der Stelle errichtet, an der sich der mittelalterliche Pranger befand. Doch der Name ist geblieben, in der Bevölkerung wird das alte Rathaus nunmehr als „Le Pilori“ (der Pranger) bezeichnet. Heute dient das schmucke Gebäude mit seinem kleinen Turm für Ausstellungen und kleineren Veranstaltungen. [Dezimal: 46.325098 -0.461479; WGS84:     N46°19’30.353″ W0°27’41.324″]

Wer sich auf der Einkaufsstraße Rue Victor Hugo übrigens über die merkwürdigen Abgrenzungen zwischen Fahrweg und Bürgersteig gewundert hat, sollte die Straße einfach mal bis zu ihrem Ende begehen und wird feststellen, dass es sich um zwei Drachen handelt, die immer wieder aus dem Asphalt aufzutauchen scheinen. Unklar war jedoch zuletzt, ob die Drachen die städtischen Umbaumaßnahmen überleben werden, da die Rue Victor Hugo zu einer Fußgängerzone umgestaltet werden sollte.

An ihrem Ende befindet sich zudem der Place de la Bréche, der ebenfalls noch bei Drucklegung des Buches mitten in Umbaumaßnahmen steckte und zuvor als Großparkplatz genutzt werden konnte. Im Jahr 2012 soll die Umgestaltung des bisher trostlosen Platzes vollendet sein und die Parkplätze werden, zum Leidwesen der Wohnmobilfahrer, in einer Tiefgarage unter dem Platz verschwunden sein. Oben wird der Platz dann zu einer kleinen städtischen Oase, wenn über 260 Ahornbäumen und Platanen ihn umrahmen und sich in seinem Kern vier Themengärten, ein Kinderspielplatz und Wasserbecken befinden. [Dezimal: 46.32319 -0.458926; WGS84: N4619’23.484″ W0°27’32.134″]
An der Südostecke des Platzes sieht man die im byzantinischen Stil erbaute Kirche Saint-Hilaire, deren Dach von von acht Säulen getragen wird, aber in einer Rangliste der Sehenswürdigkeiten von Niort erst hinter der den beiden Kirchen Saint- André und Notre-Dame erscheinen würde. Letztere erhebt sich nur rund 100 Meter hinter dem Rathaus und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist im typischen Gotikstil der in der dieser Region vorherrschte erbaut worden und verfügt über ein beachtenswertes Portal an der Nordfassade. Doch über allen Gebäuden ragt die Kirche Saint-André auf einem Hügel im nördlichen Bereich der Altstadt.

 

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