2010 – (3) Aufenthalt in Peking

Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn – Urlaub in Peking

Ticketumtausch

11.08.2010

Eigentlich sollte heute mein Zug nach Pyöngyang abfahren. Aber aus mehreren Gründen sagte ich diese Reise ab. Unter anderem übrigens auch, weil ich von Peking noch nicht genug gesehen hatte und es noch so viel zu sehen gab. Ich wollte wenigstens einen Versuch starten, ob das Zugticket wohl umgetauscht werden könnte. Dafür gingen wir in das Gewühl am Hauptbahnhof. Ein Ticket in dem Chaos kaufen zu wollen, darauf hätte ich keine Lust gehabt. Steht man an einer Schlange und ist man gerade dran, wird plötzlich wegen „Lunch“ zugemacht. Einfach so. Trotzdem erhielten wir relativ schnell die Auskunft, dass wir für einen Umtausch zum International Hotel gehen müssten.

Ein wenig wunderten wir uns schon und wir wussten gar nicht, wo das Hotel war. Aber nur eine Stunde später sahen wir es plötzlich vor uns stehen, welch Zufall. Das heißt, gesehen hatten wir es vorher schon öfter, aber aufgefallen ist es uns bisher nicht. Also hinein in das schicke Hotel, vor dem zahlreiche Diplomatenfahrzeuge standen und gerade eine Delegation irgendwo aus Afrika eincheckte. Wir fühlten uns zwar total fehl am Platze, aber wir waren in der Tat richtig. In der Lobby befand sich ein Büro des CITS, wo wir das Ticket anstandslos umtauschen konnten.

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Auch bei der Post hatten wir wenige Probleme unsere einkuvertierten Postkarten loszuwerden. Einige kamen sogar in weniger als einer Woche in Deutschland an. Ob das wohl daran lag, dass wir das Zielland auch in chinesischen Schriftzeichen aufschrieben?

Wegen der Planänderung hatten wir nicht so viel an diesem Tag zu besichtigen. So fuhren wir zu dem topmodernen Südbahnhof, der eher an einen Flughafen erinnert und schauten uns dort ein wenig um. Auch zur Haupteinkaufsstraße, der Wangfujing, gingen wir erneut, um ein paar Souvenirs zu kaufen. Plötzlich trafen wir, fast an derselben Stelle wie letzten Freitag, die junge Studentin wieder. Sie erinnerte sich sehr gut an uns und war interessiert, wie es uns ging. Irgendwann lud sie uns erneut zu einer Ausstellung über Kalligraphie ein. Dieses Mal gingen wir mit, hatten wir doch die Zeit dafür. Im dritten Untergeschoss eines Hochhauses wurden zahlreiche traditionelle Bilder ausgestellt, die von Studenten gezeichnet wurden. Christin, die Studentin, war sehr stolz auf ihre Werke. Da wir ohnehin ähnliches noch kaufen wollten, kauften wir ihr und ihrem Freund Simon zwei Stücke ab, natürlich auch, um ihr eine Freude zu machen.

12.08.2010

Mittlerweile brauchten wir nur noch selten einen Stadtplan und den Metroplan gar nicht mehr. So begaben wir uns in den Norden der Stadt und besichtigen das gewaltige Olympiazentrum. Ich zahlte auch den völlig überteuerten Eintrittspreis für das Stadion und fragte mich, was die Chinesen jetzt eigentlich damit machten. Und um ehrlich zu sein, sieht das sogenannte Vogelnest beim Näherkommen nicht mehr so glänzend aus. An einigen Stellen blühte bereits der Rost. Nur wenige Metrostationen entfernt befanden sich der Lamatempel und der Konfuziustempel, die sich beinahe gegenüber stehen. Natürlich nahmen wir diese noch mit, konnten aber durch die bereits besuchten Tempel kaum noch beeindruckt werden.

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Auch an diesem Abend gingen wir wieder zum Bummeln auf die Wangfujing und den angrenzenden Nachtmarkt auf dem so merkwürdige „Snacks“ wie Skorpione am Spieß. Nicht nur, dass es Skorpione oder ähnliches Getier zu essen gab. Nein, die armen Tiere zappelten sogar noch, wenn sie auf dem Spieß steckten. Die Chinesen finden’s halt lustig, den Touristen so etwas andrehen zu wollen. Diese wiederum stehen im Halbkreis um die Ladentheke voll mit Käfern, Skorpionen und Seesternen und blicken ganz angewidert. Und wehe, ein Tourist will mal ein Foto davon machen, da wird der profitgierige Ladenbesitzer aber fuchsig.

Lektion 16: Es ist wahr. Es werden Abartigkeiten angeboten. Seltsam nur, dass man niemanden so etwas essen sieht.

Eine andere Erfahrung machten wir ebenfalls an der Wangfujing. Wie schon erwähnt, wurden wir sehr oft angesprochen, ob wir als Fotomotiv herhalten würden. Manchmal wurden wir aber auch nur einfach so angesprochen. Dabei wurde von den jungen Studenten folgender Fragebogen abgearbeitet:

„Where are you from?“

„Where are you going?“

„Do you like China?“
„There is an exhibiton. Do you want to see it?“
Antwortet man auf Frage 1 mit Germany, wird ein kurzes “Guten Tag“ eingeworfen. Antwortet man mit Poland, dann wird noch stolz ein wenig Wissen über das Land präsentiert: „Warsaw ist the capitol!“

Merkwürdig stimmte uns aber auf jeden Fall Frage 4. Lockten diese jungen Chinesen einen alle in dieselbe Ausstellung? Und wenn ja, gab es diese Ausstellung bloß um Touristen auszunehmen? Wir waren uns nicht sicher, glaubten aber eher an das Gute im Menschen und dass die Chinesen sehr stolz auf ihre Werke waren.

Am einem Tag sprach uns ein Herr an, der offensichtlich kein Student mehr war. Ich würde ihn an einen Freund aus Munich erinnern und ob ich Munich kennen würde? Plötzlich stellte er sich als Sprachlehrer an der Uni vor und er sei gerade auf dem Weg zu einer Ausstellung seiner Studenten. Ob wir denn nicht mitkommen wollten?

Wir bekamen beim Spazieren aber auch mit, dass andere Touristen von dieser Fragerunde betroffen waren. Wir konnten uns dabei ein Grinsen nicht verkneifen, als wir zwei Westler und zwei junge Chinesinnen sahen und wir beim Vorübergehen hörten: „Do you like China?“

Da es den jungen Leuten ohnehin nur um ihre Ausstellung ging oder darum ihre Englischkenntnisse anzuwenden, nahmen wir uns vor, ihr geografisches Wissen abzuklopfen. Mit Finnland und Liechtenstein als Antwort auf die Frage nach unserer Heimat konnten sie jedoch nichts anfangen. Als vermeintliche Spanier ernteten wir jedoch ein Buenos Dias. Da man aber wirklich alle 500 Meter angesprochen wurde, wurde es einem irgendwann automatisch zu viel. So kam es einmal dazu, dass eine junge Frau zu uns herüber sprang und „Hello“ sagte. Bevor sie weiterreden konnte, sagte ich auch „Hello“ und setzt direkt dahinter: „Where are you from?“. Obwohl sie etwas verdutzt war nannte sie mir eine chinesische Provinz, deren Name ich jedoch nicht verstand. Ehrlich gesagt, war es mir auch egal, wo sie herkam. Ich fragte weiter: „Do you like China?“, sie antwortete „Yes, of course“. Mit einem „Good, have a nice day“ wandte ich mich ab und ging weiter. Ich hörte nur, wie ganz verblüfft sagte, dass sie doch gerade genau dasselbe fragen wollte. Am nächsten Tag stand das Mädchen an derselben Stelle, sah uns und ignorierte uns. Aber es war offensichtlich, dass sie darauf aus war, Ausländer anzusprechen.
Lektion 17: In China darfst du jede Staatsangehörigkeit haben, sei kreativ.

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7 Kommentare zu „2010 – (3) Aufenthalt in Peking“

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