Warum ich nie wieder an einem Gruppenausflug teilnehmen werde

Ich bin eigentlich nicht der Typ für geführte Touren. Da ich nicht nur beruflich selbstständig bin, sondern auch auf Reisen (und in der Regel sogar beides gleichzeitig 😉 ), benötige ich niemanden, der mir den Weg weist oder mich zu ach-so-tollen Orten bringt. Einmal hatte ich es dann doch getan, als wir nämlich nach unserer Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn in Peking unterwegs waren.

Zwei Wochen hatten wir Zeit, die chinesische Hauptstadt und ihre Umgebung zu erkunden. Das taten wir auch ziemlich intensiv. Dazu gehört natürlich auch der Besuch der Chinesischen Mauer vor den Toren der Stadt. Wir hörten von zwei Orten der Großen Mauer, die relativ gut erreichbar sind: Mutianyu und Badaling. Nach Mutianyu fuhren wir mit einem privaten Chauffeur, da dieser Abschnitt der Mauer ziemlich weit außerhalb und schwerer zu erreichen ist. Vorteil: Der Fahrer wartete am Fuße der Mauer auf uns und gab uns neben zahlreichen Informationen noch mit auf den Weg, dass wir uns ruhig Zeit lassen sollten. Dadurch hatten wir zumindest die Mauer in Mutianyu stundenlang fast für uns alleine.

Doch wie das so ist, wenn man zu viel möchte: Wir beschlossen, uns auch die Mauer in Badaling anzuschauen und buchten eine geführte Tour, die uns außerdem zu den Ming-Gräbern bringen sollte. Letzteres fand ich ganz interessant, weil ich den dortigen Weg der Seelen gerne gesehen hätte. Hätte? Ja, hätte. In einer geführten Gruppe ist man nämlich kein Gast, sondern ein zahlendes Anhängsel.

Der Tag begann damit, dass wir mit einem Kleinbus am Hotel abgeholt wurden. Eigentlich hatten wir noch Glück, denn wir waren die letzten, die abgeholt werden mussten. Die vier anderen Touristen in dem Kleinbus (davon zwei weitere aus Deutschland) wurden schon vorher schön durch Peking gefahren.

Es dauerte einige Zeit, bis wir aus der Stadt raus waren und so richtig raus waren wir noch gar nicht, als wir unseren ersten Stopp einlegten. Und zwar in einer Jade-Fabrik. Dort konnten wir einigen Arbeitern durch Glasscheiben dabei zuschauen, wie sie Jade verarbeiteten. Allerdings gab es nicht viel zu sehen, denn sie hielten ihr kleines Kunstwerk an ein Schleifgerät und – nichts. Mehr geschah eben nicht. Für alle, die sich nach fünf Minuten des Schleifarbeit-Gaffens langweilten, gab es aber ganz zufällig in der großen Halle nebenan dutzende Möglichkeiten, Jade-Arbeiten käuflich zu erwerben. Brauchten und wollten wir nicht, daher schlenderten wir etwas gelangweilt durch die Verkaufshalle. Wir wollten nämlich lieber zu den Minggräbern und nach Badaling. Das wir nichts kauften, gefiel aber weder den Verkäufern noch unserem Fahrer, der uns auch immer wieder animieren wollte. Aber da beißt man ja bei mir erst recht auf Jade Granit.

Nach einer gefühlten Ewigkeit ging die Fahrt schließlich weiter und wir erreichten bei Zhaolingcun die Ming-Gräber – oder so etwas in der Art. Unser Fahrer erzählte uns ein wenig über die Ming-Kaiser und wir schlenderten durch eine Art Park, in der sich ein Tempel befand. Es gab sogar ein Schild der Unesco, dass dies zum Weltkulturerbe gehört. Aber viel anfangen konnte man damit nicht und ich vermisste den Weg der Seelen. Auf meine Frage, wo dieser denn sei, wich der Fahrer höflich aus und blieb mir eine Antwort schuldig. Ich hätte mal etwas genauer nachhaken sollen. Denn später habe ich bei Google Maps gesehen, dass die „richtigen“ Minggräber mit dem Weg der Seelen nur 750 Meter Luftlinie entfernt waren. Da gibt es sogar einen Parkplatz, der größer ist als der kleine Park, in dem wir uns gerade -wieder einmal- langweilten.

Dass mit der Langweile war aber nicht ganz so dramatisch, denn hier hatten wir nur einen ganz kurzen Aufenthalt. Kürzer als in der Jadefabrik. Es gab ja hier nichts zu kaufen. Ich war enttäuscht. Es war ungefähr so, als würde ich zum Grab von Elvis Presley fahren wollen, aber man würde mir das Grab von seinem Bruder zeigen. Ist zwar auch ein Presley, aber eben nicht DER Presley (hatte Elvis überhaupt einen Bruder?). Allerdings war ich im Glauben, dass die richtigen Minggräber noch kommen würden. Doch weit gefehlt. Das nächste Ziel war die Chinesische Mauer bei Badaling. Na gut, vielleicht würde das ja hier etwas werden.

Wir purzelten aus dem Minibus heraus und machten uns auf den Weg, die Mauer zu erklimmen. Doch wir waren nicht alleine. Ganz sicher nicht. Zwei bis drei (gefühlte Millionen) andere Touristen waren auch vor Ort und wir sehnten uns ganz schnell zu „unserer“ chinesischen Mauer in Mutianyu zurück. Weit kamen wir in dem Gedränge nicht, denn wir hatten ja mal wieder eine sehr knappe Zeit genannt bekommen, in der wir wieder am Auto sein müssten. Da ich alles immer per GPS festhalte, konnte ich nachher sehen, wie viele Kilometer wir auf der Chinesischen Mauer spazieren gingen. Moment, habe ich Kilometer gesagt? Vielleicht sollte ich eine andere Maßeinheit benutzen. Es waren nämlich nur sagenhafte 160 Meter, die wir genießen konnten, bevor wir wieder pünktlich am Minibus waren.

Dort verbrachten wir jedoch noch über eine Stunde, weil der Fahrer es nicht fertig brachte, den überfüllten Parkplatz zu verlassen. Er machte aber auch nicht den Eindruck, als würde es ihm etwas ausmachen. So saßen wir also beengt in diesem Bus auf einem Parkplatz und -ihr wisst es schon- langweilten uns.

Als es dann endlich weiterging und wir wieder in Richtung Peking Fahrt aufnahmen, kamen wir noch in den zweifelhaften Genuss, in einem übergroßen Restaurant einkehren zu müssen. Mehrere Reisebusse hielten dort an und es glich eher einer Großkantine als einem gemütlichen chinesischen Restaurant. Hektisch wurden uns Teller gebracht, Speisen gereicht und Teller wieder weggenommen. Ich hatte da überhaupt keine Lust mehr drauf und vielmehr die Hoffnung, den Rest des Tages noch irgendwie in Peking verbringen zu können – so wie ICH einen Reisetag gestalten würde.

Nun, nach Peking kamen wir zwar schließlich noch und ich war hocherfreut, das Olympiastadion zu sehen. Dort waren wir nämlich zwei Tage zuvor und wussten, wie wir notfalls von dort mit der Metro wieder zu unserem Hotel kämen. Und wir hätten dieses Wissen wirklich nutzen sollen, denn wir wurden nicht auf direktem Weg ins Hotel gebracht, sondern sollten zuvor noch die würdevolle Zeremonie eines Tee-Nachmittags erleben. Wir sechs Touristen wurden mit einer Chinesin in einen kleinen Raum gesperrt und wohnten ihr bei, wie sie verschiedene Teesorten zubereitete und uns darreichte. Hm, nun ja. Zum Abschluss hatten wir noch die Möglichkeit, Tee in allen Formen, Farben und Preisen einzukaufen. Welch Überraschung. Und ganz zufällig gab es im Nebenraum noch eine Verkaufshalle mit Bettwäsche. Meine Güte, was sollte ich denn jetzt ausgerechnet mit Bettwäsche?

Nie wieder, sage ich euch, nie wieder mache ich solch eine Gruppenfahrt mit. Ich habe es noch nirgendwo erlebt, dass man nicht auch individuell irgendwohin fahren könnte. Da muss man halt einfach nur mal ein wenig lesen, fragen und nachforschen. Aber dann hat man wenigstens den Tag so verbracht, wie man es selber wünscht. Und wenn es dann schon nicht günstiger ist, so stimmt aber wenigstens das Preis-Leistungsverhältnis.
Alles in allem war es natürlich eine interessante Erfahrung, aber in Zukunft werde ich auf diese Art der Reise verzichten.

3 Kommentare zu „Warum ich nie wieder an einem Gruppenausflug teilnehmen werde“

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  3. Wow! Da hast du ziemliches Pech gehabt und bist wohl auf ein unseriöses Unternehmen reingefallen! Ich hab schon einige solcher Ausflüge in China mitgemacht und war zufrieden. Manchmal ist es eben bequem, mal nichts selbst organisieren zu müssen.
    Ich würde jetzt wegen eines solchen Erlebnisses es nicht wieder versuchen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Denn es ist nicht sinnvoll, von einmal Pech auf immer Pech zu schließen.
    Viel Glück
    Ulrike

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