2023 – Auf der Queen Mary 2 von New York nach Hamburg

Nun war es also endlich wieder soweit. An diesem Tag würden wir uns wieder an Bord der Queen Mary 2 begeben. Es sollte unsere achte Atlantiküberquerung mit der Queen Mary 2 sein und insgesamt sogar die zehnte Transatlantikreise auf einem Schiff überhaupt. Denn wir fuhren ja bereits zwei Mal mit einem Frachtschiff über den Atlantik.

Im Hintergrund die Freiheitsstatue
Im Hintergrund die Freiheitsstatue

Einerseits waren wir ein wenig traurig, weil damit unsere Reise durch Neuengland bzw. durch den Osten Kanadas zu Ende gehen würde. Andererseits ist eine Fahrt mit der Queen Mary 2 immer ein sehr schöner Trost. Wir schnappten uns nach dem Aufstehen unser Gepäck, das beinahe einem Hausstand ähnelte und brachten alles in die Lobby. Am Fahrstuhl trafen wir andere Deutsche, die uns erzählten, wie sie mit dem Flieger nach Hause reisen würden. Wir beneideten sie nicht, ließen ihnen aber den Vortritt, weil wir mit unseren Koffern den gesamten Aufzug belegen würden. Ohnehin mussten wir zwei Mal fahren, um überhaupt alles nach unten zu bekommen.

Queen Mary 2 vor der Skyline von Manhattan
Queen Mary 2 vor der Skyline von Manhattan

Mit der Queen Mary 2 über den Atlantik

Dort checkten wir aus und warteten auf den Fahrer des Hotels, der uns zum Cruise Terminal in Brooklyn bringen würde. Wir waren nicht die einzigen Passagiere, die an Bord gehen würde. Ein älteres Pärchen identifizierten wir anhand ihrer Kofferschilder ebenfalls als Reisende der Queen Mary 2. Solche Begegnungen mit anderen Passagieren hatten wir schon öfter gehabt, ob nun bei der Abreise oder bei der Ankunft im Hotel. Sie verließen das Hotel etwas früher als wir, doch auch wir kamen schon bald dran. Immerhin brauchten wir ein etwas größeres Auto für unsere ganzen Koffer.

Skyline am Abend
Skyline am Abend

Zielsicher und sehr freundlich wurden wir zum Terminal gebracht und gaben gerne auch ein entsprechendes Trinkgeld. Wir hatten schon ganz andere Fahrten mitgemacht, sowohl im Vorjahr in Hamburg als auch zwei Wochen zuvor, als wir vom Hafen zum Hotel fuhren. Und da lag sie nun am Kai, die Queen Mary 2. Vor der Reise hatte ich mir plötzlich Sorgen gemacht, was eigentlich passieren würde, wenn das Schiff ein technisches Problem hätte und wir gar nicht nach Europa kämen. Jahrelang ging immer alles gut, doch trotzdem war ich dieses Mal besorgt.

Skyline von Brooklyn
Skyline von Brooklyn

Einchecken auf der Queen Mary 2

Der Fahrer brachte uns am Terminal zu einem Platz, wo wir der Gepäckübergabe nicht so ganz trauten. Alle anderen anreisenden Passagiere gaben ihre Koffer an anderer Stelle ab. Da, wo unsere Koffer einsam und vergessen standen, war nichts und niemand zu sehen. Das fanden wir seltsam, weshalb wir längere Zeit vor dem Terminal warteten und aus der Entfernung unsere Koffer und die dort tätigen Menschen beobachteten.

Zwischenzeitlich ging ich aber auch zum Bug des Schiffes und machte von dort Bilder mit der Skyline von Manhattan im Hintergrund. Ein Klassiker, den wir jedes Mal fotografieren. Dabei kam ich mit zwei Herren aus Deutschland ins Gespräch, die erst nicht verstanden, dass ich auch aus Deutschland käme. Wirke ich schon so amerikanisch? Wir unterhielten uns länger und verabschiedeten uns mit den Worten, dass wir uns ja an Bord sicher nochmal sehen würden. Normalerweise ist das auch so, aber diese beiden haben wir später nur noch ein einziges Mal kurz gesprochen. Aber das lag auch daran, dass sie eine ganz andere Kabinenkategorie hatten.

Statue of Liberty
Statue of Liberty

Irgendwann gingen wir in das Terminal und konnten auch sogleich einchecken. Ignoriert wurde dabei zunächst unser Status als Platinum-Passagier, womit wir bevorzugt an Bord dürfen. Erst auf unsere Anfrage und nach einer schnellen Überprüfung wurde der Fehler eingesehen und wir konnten in den VIP-Bereich, wie wir ihn nennen. Damit ist man deutlich schneller an Bord und wir mussten nur noch 20 Minuten warten, bis wir wieder über die Teppiche der Queen Mary 2 gehen durften.

Und plötzlich ist der Strom weg

Unser erster Weg führte natürlich zu unser Kabine, auf die wir uns schon auf der Hinfahrt freuten. Denn zwei Wochen zuvor waren wir auf Deck 5 untergebracht. Das war okay, aber eben nicht unser geliebtes Deck 13. Dieses Mal waren wir wieder in 13023, die Kabine, die wir auf unserer allerersten Reise mit der Queen Mary 2 hatten. Sehr schön. Den Rest des Nachmittags wollten wir uns eigentlich mit den üblichen Dingen beschäftigen. Das heißt, eine Kleinigkeit essen gehen, umherlaufen und den Trubel am Terminal von weit oben beobachten. Dabei natürlich auch immer im Blick behalten, ob unsere Koffer in der Kabine ankommen.

Die Freiheitsstatue
Die Freiheitsstatue

So saßen wir also ganz gemütlich im Buffetrestaurant, schnabulierten eine Süßspeise, als plötzlich und unerwartet das Licht und die Musik ausging. Es war dunkel, es war still und alle Anwesenden schauten sich irritiert um. Was war los? Selbst die Mitarbeiter aus der Küche kamen raus und wollten die Ansage des Kapitäns hören, weil keiner wusste, warum der Strom weg war. Käpt’n Hashmi erläuterte, dass es ein Problem mit dem Landstrom gegeben habe. Man würde nun wieder auf die Motoren der Queen Mary 2 zurückgreifen. So würde es nicht lange dauern, bis der Strom wieder da wäre.

Michael Moll
Michael Moll

Außerdem könnte aktuell der Check-In bei den Passagieren nicht stattfinden, die noch im Terminal warteten. Da hatten wir aber Glück gehabt. Und diesen Umstand machten wir uns auch zu nutze, denn so lange die meisten Passagiere noch nicht an Bord gehen konnten, war es am Purser’s Office noch relativ leer. Das Purser’s Office ist sozusagen die Rezeption des Schiffs und rund um die Uhr besetzt. Wir hatten nämlich den Hinweis bekommen, dass dort etwas für uns zurückgelegt worden sei. Und zwar haben die beiden Hessener, mit denen wir auf der Hinfahrt nach New York gemeinsam an Bord waren, eine Überraschung für uns dagelassen.

Ein Kurzschluss sorgt für Probleme

Leider konnte sie der Mitarbeiter nicht finden. Er teilte uns aber mit, dass zu einem anderen Zeitpunkt jemand vor Ort wäre, der mehr Möglichkeiten hätte. Na gut, dann kämen wir halt später wieder. Zwischenzeitlich war auch der Strom wieder da und wir wurden über die Lautsprecher vom Kapitän auf dem Laufenden gehalten: Es würde noch nicht alles reibungslos funktionieren. Vor allen Dingen die Passagierliste bzw. die IT sei noch nicht auf dem Stand, auf dem sie sein sollte. Bestellungen aufpreispflichtiger Getränke und dergleichen müssten also händisch notiert werden, weil die Bezahlung mit der Bordkarte nicht klappe.

Manhattan im Abendlicht
Manhattan im Abendlicht

Außerdem wäre es notwendig, dass die Queen Mary 2 den Liegeplatz am Abend wie geplant räumen müsse, da dieser für ein anderes Kreuzfahrtschiff reserviert sei. Doch ohne fertige Passagierliste und funktionierender IT dürfe man den Hafen nicht verlassen. Daher sieht der Plan vor, dass man im Hafen kurz vor der Verrazzano-Bridge ankern würde. Nachdem also alle Passagiere an Bord waren, legten wir ab und fuhren zum Ankerplatz am Ende des Hudson Rivers, nahe der Brücke.

New York am Abend
New York am Abend

Bei einer der vielen Durchsagen des Kapitäns waren wir gerade mit einem anderen Herrn im Fahrstuhl und lauschten den Worten, dass momentan nicht alles funktionieren würde. Der Herr im Fahrstuhl schimpfte dazu passend, dass auch das Wlan nicht funktioniere. Nun ja, dachte ich. Wir sind ja noch im Hafen und es gibt ja noch das normale LTE-Netz, aber gut. Es sollte sich später herausstellen, dass dieser verärgerte und grummelnde Passagier ein Comedian aus Großbritannien war, der uns an mehreren Abenden noch viel Spaß bereitete.

Ruhiger Abend im Hafen von New York City

Am Abend gingen wir wie üblich im Britannia-Restaurant essen und erfreuten uns an dem abgelegenen Zwei-Personen-Tisch, den wir für die gesamte Reise haben werden. Diese Info hatten wir schon mittags, als wir an Bord gingen und in der Kabine unsere Tischkarte vorfanden. Auch beim Abendessen wurden die Bestellungen manuell erfasst. Witzigerweise kannten wir diese traditionelle Weise noch von der Reise im Vorjahr. Dass mittlerweile moderne Tablets zur Bestellaufnahme genutzt werden, war für uns auf der Hinreise zwei Wochen zuvor eine Überraschung und noch neu. So durften wir also heute noch einmal die alte Variante auf Papier erleben.

Manhattan im Dunkeln
Manhattan im Dunkeln

Außerdem hatten wir an dem Abend versucht, zu sehen, wie der Anker zu Wasser gelassen wird. Aber das konnten wir nicht erkennen. So ließen wir also den Tag zu Ende gehen und gingen davon aus, dass wir irgendwann in der Nacht auf den Atlantik hinausfahren würden.

New Yorks Lichter
New Yorks Lichter

Doch daraus wurde nichts. Als wir am nächsten Morgen wach wurden, war unsere erste Frage, ob wir denn schon fahren würden. Nein, wir lagen immer noch so im Hafen wie am Abend zuvor. Hm, das gefiel uns nicht. Jetzt wurden wir doch langsam nervös. Hatte ich mit meinen Befürchtungen und Vorahnungen irgendwie recht? Wir stellten uns die Frage, was passieren würde, wenn die Verzögerung noch länger dauert oder das Problem gar nicht behoben werden könne. Würde das Schiff wieder anlegen und alle Passagiere würden dann mit anderen Mitteln, sprich mit dem Flugzeug, nach Europa befördert werden? Fragen über Fragen und die Nervosität stieg bei uns spürbar an.

Weiterfahrt mit 16 Stunden Verspätung

Wir gingen zum Frühstück ins Buffetrestaurant Kings Court und nahmen uns ein paar leckere Sachen, aber so richtig Appetit hatten wir nicht. Man wollte ja jetzt wissen, wie es weiter geht. Immerhin hatten wir ja schon über 12 Stunden Verspätung und irgendwann dürfte ein Punkt erreicht sein, an dem die Verspätung nicht mehr aufgeholt werden könnte.

Lichter von Manhattan
Lichter von Manhattan

Doch dann kam endlich die Durchsage des Kapitäns, der uns mit neuen Informationen versorgte. Kapitän Hashmi ist ein sehr freundlicher Mensch, der zunächst einmal erklärte, was geschehen ist und einleitend hoffte, dass wir dennoch einen schönen Abend gehabt hätten. Außerdem hieß er nochmal alle Passagier herzlich willkommen. Also viele Dinge, die wir bei einem lesbaren Text überflogen hätten. Wir wollten einfach nur wissen, ob wir fahren werden oder nicht. Aber dann kam er eben auch zum Punkt und teilte mit, dass in der Nacht die ITler lange und intensiv an der Passagierliste gearbeitet hätten und das Problem beheben konnte.

Na endlich, uns fiel ein Stein vom Herzen. Es gab also eine Art Kurzschluss, der alles durcheinander brachte und nun könne man gegen 10 Uhr den Anker lichten und abfahren. Man müsse halt nur noch ein wenig die Tide und den Schiffsverkehr im Hafen abwarten. Das waren ja gute Nachrichten. Und wie wir es auch schon vermuteten, würde die Queen Mary 2 auf dieser Transatlantikreise mal ein wenig schneller fahren. Denn letztendlich mussten bis zum Hafen in Southampton insgesamt 16 Stunden Verspätung aufgeholt werden. Für die Queen Mary 2, immerhin ein echter Transatlantikliner ist das aber nun wahrlich kein Problem.

Rasend schnell über das Meer

Wie wir später sahen, fegten wir mit 27 Knoten über das Meer. Das sind immerhin satte 50 km/h. Und das ist noch nicht die Höchstgeschwindigkeit. Beachtlich, wenn man bedenkt, dass normale Kreuzfahrtschiffe maximal 21 bis 23 Knoten schnell sein können, aber im normalen Dienstbetrieb diese Geschwindigkeit bei Weitem nicht ausnutzen. Und gemerkt hatten wir die 27 Knoten noch nicht einmal. Aber die Queen Mary 2 ist ja auch kein normales Kreuzfahrtschiff.

Brücke der Queen Mary 2
Brücke der Queen Mary 2

Das Tempo war aber auch gar nicht so eine schlechte Idee, denn hinter uns lag mal wieder ein Sturm mit ebenfalls westlicher Richtung. Das war ja kein großes Wunder, dass wir auch in diesem Teil der Reise vom schlechten Wetter verfolgt würden – im wahrsten Sinne des Wortes. Wobei das eigentlich falsch gesagt ist. Denn innerhalb Kanadas und Neuenglands hatten wir überwiegend schönes Wetter. Wir hatten halt auf der Gesamtreise drei Mal eine Begegnung mit jeweils einem posttropischen Sturm, also einem abgeschwächten Hurricane.

Deck 12 und das Shuffleboard
Deck 12 und das Shuffleboard

Die Überfahrt verlief aber grundsätzlich wieder einmal total entspannt – zumindest was den Seegang betraf. Nur an einem Tag musste das Schiff dann doch tatsächlich in den Wellen kreuzen. Starker Seitenwind machte sich auch auf der Queen Mary 2 bemerkbar und so hatten wir deutliche Schieflage und das sogar recht spontan. Aber durch das Kreuzen konnte das halbwegs umgangen werden, was allerdings natürlich dazu führte, dass die Strecke noch einmal etwas länger wurde als geplant.

Wiedersehensfreude bei den Briten und uns

Nicht entspannend war natürlich mal wieder das Bordprogramm und was wir daraus machten. Dass Moni mittlerweile zum dritten Mal an Bord eines Schiffes ihren Geburtstag feierte, haben wir eigentlich nur am Rande beachtet. Doch wir nahmen natürlich jeden Tag wieder an den diversen Deckspielen wie Shuffleboard und dergleichen teil. Thomas und Louise waren überwiegend die beiden Entertainment-Moderatoren, die die Spiele leiteten.

Wir kannten sie natürlich schon von der Hinfahrt, genauso wie einen Teil der Passagiere bzw. Mitspieler. Denn einige der britischen Spieler sind vier Wochen zuvor in Southampton an Bord gekommen und blieben in New York auf dem Schiff. Während wir nämlich Neuengland und Kanada mit dem Auto erkundeten, fuhr die Queen Mary 2 eine ähnliche Strecke, um uns dann wieder in New York abzuholen. Die Briten, die an Bord blieben, fuhren dann entsprechend wieder nach England zurück. So gab es also ein großes Hallo, als wir uns nach zwei Wochen Abwesenheit wieder bemerkbar machten. Das freute uns auch, dass wir sowohl bei den britischen Spielern und bei Thomas und Louise nicht in Vergessenheit geraten waren.

Eingang zum Illuminations
Eingang zum Illuminations

Und für alle anderen, die neu an Bord waren, hatte uns Thomas dann auch extra noch lautstark als die Sportchampions vorgestellt. Und als ob das nicht reichen würde, posaunte er das abends auch noch im Golden Lion, dem britischen Pub auf dem Schiff, durch das Mikrofon, als er uns zufällig sah und eigentlich mit einem anderen Event beschäftigt war. Ja, wir glauben, er hatte Spaß mit uns. Wir aber auch mit ihm.

Tolle Stimmung beim Pentathlon

Thomas und Louise ließen sich für diese Überfahrt dann auch noch etwas Besonderes einfallen. So gab es also nicht nur einfach Deckspiele, bei denen man Sticker zum späteren Einlösen für Geschenke gewinnen konnte. Dieses Mal veranstalteten sie ein Pentathlon, also eine Art Marathon mit fünf verschiedenen Disziplinen. Genau nach unserem Geschmack. Der harte Kern der Deckspieler nahm auch durchgehend daran teil. Zum Schluss, nachdem am letzten Tag auf hoher See alle Spiele dieses Wettbewerbs gespielt wurden, gab es sogar noch eine Siegerehrung im kleinen Kreis.

Total niedlich gemacht, mit Musik der Olympischen Spiele und Urkunden wurden die besten Teilnehmer gekürt. Aufs Treppchen sind wir zwar nicht gekommen, aber einen guten vierten Platz habe ich zumindest belegt. Doch es ging ja ohnehin nur um den Spaß und den hatten wir allemal. Louise trafen wir abends noch und sie erzählte uns ganz stolz, dass sie die Urkunden gestaltet hatte und noch extra ein paar Icons googelte, auf denen die teilweise ungewöhnlichen Deckspiele zu erkennen waren. Irgendwie drollig und man merkte ihnen an, dass es auch ihnen Spaß machte.

Unsere Route
Unsere Route

Doch die Siegerehrung fing mit Verspätung an, denn gleichzeitig gab es ein Theaterstück zum Thema Halloween, das von einigen Passagieren unter Regie von Thomas tagelang vorbereitet und ebenfalls am selben Tag aufgeführt wurde. Eine der britischen Mitspielerinnen war Teil des Theaterstücks, das im Queens Room gezeigt wurde und so ließen wir alle anderen es uns natürlich nicht nehmen, sich das anzuschauen. Es ging fast eine Stunde und eigentlich sollte schon längst diese Siegerehrung stattfinden. Louise kam zwischenzeitlich rein und schaute, wo denn die ganzen Mitspieler waren. Doch wir saßen eben alle bei den Zuschauern und applaudierten unserer Mitspielerin auf der Bühne. Und Thomas als Regisseur des Stückes hatte ja ohnehin noch keine Zeit, zur Siegerehrung zu kommen. Aber das holten dann alle kurzfristig nach.

Die Queen Mary fährt ins Trockendock

Es war so eine tolle Stimmung in der Gruppe. Umso trauriger war es, dass wir am nächsten Tag in Southampton ankamen und wieder getrennte Wege gehen würden. So verabschiedeten wir uns voneinander und unter anderem auch von Thomas. Denn er würde in Southampton auch vorläufig von Bord gehen. Die Gründe kannten wir. Und zwar fährt das Schiff nur bis Hamburg und kommt dann drei Wochen lang ins Trockendock nach Rotterdam.

Ruhige Fahrt auf dem Atlantik
Ruhige Fahrt auf dem Atlantik

Für die Arbeiten im Trockendock wurden zwar jede Menge Mitarbeiter benötigt, aber eben nicht alle. Und so verließ uns Thomas. Louise blieb noch die letzten beiden Tage mit uns an Bord. Dass das Schiff eine Renovierung nötig hatte, konnte man stellenweise sehen. Aber nach fast 20 Jahren bleibt das natürlich nicht aus. Schon auf der gesamten Überfahrt hörte man schwere Arbeiten auf Deck 8. Insbesondere dann, wenn man auf dem Außendeck auf Deck 7 um das Schiff herum ging. Wie wir erfuhren, waren die Arbeiten schon seit Québec in Gang. In Southampton wurden außerdem jede Menge verpackte Maschinenteile, palettenweise Farben und sonstige Materialien an Bord gebracht. Die Maschinenteile lagen während der Überfahrt von Southampton nach Hamburg oben im Außenbereich von Deck 12.

Afternoon Tea
Afternoon Tea

Gleichzeitig kamen jede Menge neue deutsche Passagiere an Bord. Fast kein Brite fuhr noch mit. Warum auch? Sie hätten ja dann wieder zurückfliegen müssen. So kam es, dass das Schiff auf der Fahrt von Southampton nach Hamburg fest in deutscher Hand war. So fest, dass wir das Tagesprogramm sogar auf Deutsch erhielten. Normalerweise gibt es das auf Englisch und die Highlights werden auf Deutsch übersetzt. Aber nun bekamen wir alles auf Deutsch. Das war ein Novum.

Auslaufen in Southampton

In Southampton sind wir wieder einmal nicht von Bord gegangen. Die Stadt kennen wir nach zahlreichen Aufenthalten schon gut genug und wir wollten lieber das Schiff in Ruhe genießen. Wenn nämlich nur wenige Menschen an Bord sind, ist es noch einmal etwas angenehmer. Unangenehm wurde es aber beim Auslaufen. Wir standen mit vielen anderen Passagieren an der Reling auf Deck 7 und passierten die MSC Euribia.

Bei der Passage an dem noch relativ jungen Schiff vorbei, hat man sich zugewunken und auch zugerufen. Nett, kann man machen. Was ich aber nicht erwartet hatte, war die Dame neben mir. Urplötzlich schrie sie in einer sehr lauten Stimme: „Aloooohaaaa“. Ich fragte mich allen Ernstes, ob wir auf der falschen Insel waren. Aber ich war auch erschrocken und mein Ohr stand kurz vor dem Hörsturz. Da wäre alles möglich gewesen. Die Dame legte aber noch nach: „I love you“ schrie sie den Passagieren auf dem 50 Meter entfernten Schiff zu.

MSC Euribia
MSC Euribia

Na gut, auch das kann man noch machen. Fragen kamen bei mir aber auf, als sie nochmal nachlegte: „Love me, too!!!“War das nun Verzweiflung? Ich weiß es nicht, will es nicht wissen und habe mich abgewandt, bevor es noch schlimmer werden konnte. Aber konnte es noch schlimmer werden, nachdem diese Dame das alles noch einmal wiederholte?

Noch nie so viele Deutsche an Bord

Uns wurde sogar gesagt, dass noch nie so viele deutsche Passagiere an Bord waren wie an diesen beiden Tagen. Da wir vier Jahre zuvor schon mal schlechte Erfahrungen auf so einem Kurztrip hatten, waren wir skeptisch. Interessanterweise wurde am Seetag das Shuffleboard-Turnier recht voll. Normalerweise nehmen nämlich nur wenige Deutsche an solchen Spielen teil.

Sonnenuntergang auf dem Atlantik
Sonnenuntergang auf dem Atlantik

Üblicherweise sind die Quizze und die Deckspiele eher für das britische Publikum. Aber beim Shuffleboard gab es dann doch jede Menge wissbegierige deutsche Urlauber, die mal wissen wollten, wie das funktioniert. Und ich kam in die Situation, es ihnen zu erklären, so dass ich schon gefragt wurde, ob ich denn hier an Bord arbeiten würde. Irgendwie witzig.

Kreuzfahrtschiff in Southampton
Kreuzfahrtschiff in Southampton

Bei den letzten beiden Quizabenden war die Carinthia Lounge, in der sie normalerweise stattfinden, aber deutlich leerer als sonst. Für gewöhnlich muss man frühzeitig dort sein, um noch einen Platz zu bekommen. Doch jetzt hatte man fast freie Auswahl. Deutsche Passagiere mögen wohl nicht so sehr quizzen. Dabei wurde das Quiz sogar ins Deutsche übersetzt.

Nochmal jede Menge Spiele und Quizze

Bei beiden Quizzen war Louise mit dabei, die sich inmitten der neuen überwiegend deutschen Passagiere ein wenig verloren vorkam. Nun war es an uns, ihr ein wenig beizustehen. Denn sowohl wir und Will aus Kanada waren die einzigen verbliebenen Personen aus der Gruppe, die sie in den letzten Tagen gut kannte. Will und wir hatten uns im Laufe der Woche zum ersten Mal bei der Schnitzeljagd getroffen, bei der man Schiffsdetails aufsuchen muss, die man nur durch ein Foto kennt. So war auch er ein Teil der Spielegruppe und ist wie wir in New York an Bord gekommen. Jedes Spiel absolvierten wir nun zu dritt und hatten jede Menge Spaß dabei. Und manche Spiele eben nur zu dritt. Beim Silly Golf oder Deck Quoits gab es keine anderen Mitspieler. Wir waren der letzte Rest einer tollen Gruppe.

Queen Victoria in Southampton
Queen Victoria in Southampton

Und auch beim Quiz setzten wir uns zusammen, gleich vor die Bühne. Louise als Moderatorin des Quiz‘ war nicht traurig darüber und als sie bei einer Quiz-Antwort selber etwas nachrechnen musste, kam sie auf uns zurück. Sie bezeichnete uns als ihr Team und bat Will und uns, kurz auszuhelfen. Und am allerletzten Abend kamen Will und wir sogar in den Genuss, das Quiz zu gewinnen. Zweisprachig und geballtem Fachwissen holten wir den Sieg zu uns. Louise nutzte die Gelegenheit, sich anschließend eine kurze Zeit lang zu uns an den Tisch zu setzen und plauderte ein wenig darüber, wie ihr Leben auf dem Schiff hinter den Kulissen aussieht.

Am liebsten gleich wieder los

Wie so oft hatten wir eine tolle Stimmung und wir freuten uns, dass wir wieder einmal eine wunderbare Atlantiküberquerung mit der Queen Mary 2 hatten. Natürlich freuen wir uns schon auf das nächste Mal, doch zunächst war es Zeit für das Schiff, ins Trockendock zu fahren. Beim Verlassen des Schiffs sahen wir zahlreiche Handwerker, die darauf warteten, an Bord gehen zu können. Normalerweise hätte man jetzt neue Passagiere gesehen, aber dieses Mal war alles anders. Währenddessen fuhren wir nach dem Anlegen in Hamburg mit dem Taxi zum Autovermieter, bekamen unseren Wagen und waren am Nachmittag wieder in Nordkirchen. So ging eine wieder einmal tolle Reise durch Nordamerika mit zwei herrlichen Schiffsreisen zu Ende.

In der Ferne ist schon Holland zu sehen
In der Ferne ist schon Holland zu sehen
Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

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