2001 – Mit dem Fahrrad durch Europa

21. Tag
Freitag, 18.05.2001
von Locano bis Menton (F)
Km: 99,1
Gesamt: 1422
Durchschnitt: 16,9
gefahrene Zeit: 5:50

Sind heute wieder den ganzen Tag die Via Aurelia gefahren. Haben sogar zwischendurch das Meer gesehen, wow. Sogar das Wetter wird besser, die Sonne lässt sich tatsächlich länger blicken. Haben uns in San Remo jeder ein Eis mit drei Kugeln bestellt. 19.000 Lire (19,00 DM)! Ich dachte, ich fall gleich vom Stuhl. Wir haben Italien heute wieder verlassen und sind nun in Frankreich

22. Tag
Samstag, 19.05.2001
von Menton bis 5 km hinter Nizza
Km: 55,4
Gesamt: 1478
Durchschnitt: 13,1
gefahrene Zeit: 4:12

So langsam haben wir echt keine Lust mehr. Wir sind ziemlich entnervt. Straßen, Städte, hässliche Steinstrände. Und Monaco und Nizza sind gar nichts für Radler. Nizza hat aber eine seeehr lange Promenade mit Fuß- und Radweg. Daneben 11 (!) Spuren für Auto- und Busverkehr sowie ca. 5 km Steinstrand. Grausam. Ich habe beim Schieben mit dem Rad einen Stuhl eines Strassencafes umgeschmissen. Die Gäste applaudierten und johlten, während die Kellner irgendetwas italienisches hinterherriefen. Es klang nicht gerade nett. Waren abends endlich mal im Meer. Mussten dafür aber sechs Kilometer vom Campingplatz ohne Gepäck fahren. Sind exakt eine Woche vor dem Formel 1 Grand Prix auf der Rernnstrecke in Monaco gefahren. Ist aber auch nur eine Straße und das inmitten von Hochhäusern. Häßlich. Dabei konnten wir beobachten, wie die Tribünen und die Werbebanner für dieses Ereignis angebracht werden. Tat allerdings ziemlich gut. Michael hat immer wieder mal Zahnschmerzen.

23. Tag
Sonntag, 20.05.2001
von Nizza bis Antheor
Km: 58,4
Gesamt: 1536
Durchschnitt: 16,2
gefahrene Zeit: 3:35

Beim Fahren alles wie immer. Kurz vor dem anvisierten Campingplatz wurde die Landschaft schöner. Abwechslungsreiche rote Felsformationen, steinige Küste. Waren abends im Ort spazieren. Ein Dobermann lief auf seinem Grundstück bellend und in einem Affenzahn auf uns zu und es gab keinen Zaun!!! Doch zum Glück blieb er rechtzeitig stehen. Wir sind etwas verzweifelt, was die Strecke angeht. Ständig Hauptstraße, viel Verkehr, Dreck, Lärm unGrenze Hessenbd noch nicht mal eine Möglichkeit irgendwo rechts ran zu fahren. Zwischen den Orten geht es immer bergauf und in den nächsten Ort rein wieder bergab. So macht es echt keinen Spaß. Und abends fing es mal wieder an zu regnen. Soso, das ist also die Cote d’Azur?

24. Tag
Montag, 21.05.2001
von Antheor bis Agay
Km: 24,8
Gesamt: 1563
Durchschnitt: 13,2
gefahrene Zeit: 1:53

In der Nacht hatten wir ein gewaltiges Gewitter, war das unheimlich. Im strömenden Regen sind wir losgefahren. Innerhalb von fünf Minuten waren wir klatschnass. Meine Zahnschmerzen wurden innerhalb kürzester Zeit so schlimm, dass ich nicht mehr weiterfahren konnte. Ich habe mich im strömenden Regen auf die Bordsteinkante gesetzt, nichts mehr gesagt und mir die Wange gehalten. Haben also nach 6 km Fahrt einen anderen Campingplatz aufgesucht. Die Besitzerin hat netterweise einen Zahnarzt angerufen und einen Termin noch für heute ausgemacht. Also erst einmal dahin. Jetzt müssen wir bis Freitag warten, weil der Nerv abgetötet werden muss. Das heißt: Eine Woche Urlaub an der Cote d’Azur! Planen nun eine neue Route, wissen allerdings noch nicht so recht wohin.

25. Tag
Dienstag, 22.05.2001
Agay
Km: 22,6
Gesamt: 1586
Durchschnitt: 16,0
gefahrene Zeit: 1:24

Waren in St. Raphael und haben uns die Stadt angesehen. Dort haben wir versucht am Bahnhof Informationen über unser mögliches Weiterkommen einzuholen, aber keine vernünftige Antwort erhalten. Waren auch imGrenze Italienb Internetcafe (10 DM/halbe Stunde) und haben ein Eis bei McDonald’s gegessen. Ist finanziell besser! Später waren wir im Meer schwimmen, aber kalt.

26. Tag
Mittwoch, 23.05.2001
Agay
Km: 28,5
Gesamt: 1615
Durchschnitt: 15,1
gefahrene Zeit: 1:53

War heute viel bewölkt. Die Sonne kam für ca. 2 Std., da war es aber dann auch richtig heiß. Waren mit den Rädern am Massif de l’Esterel und sind ein bisschen dort rumgeklettert. War ein richtig ruhiger Tag mit Spaziergängen und (natürlich) ein paar Regentropfen.

27. Tag
Donnerstag, 24.05.2001
Agay
Km: 27,3
Gesamt: 1642
Durchschnitt: 13,6
gefahrene Zeit: 2:00

Waren mal wieder am Massif de l’Esterel. In der Nacht hatten wir wieder ein schweres Unwetter. Morgens noch kühl und bewölkt aber als wir losfuhren wurde es richtig heiß. Standen eine Stunde vor „unserem“ Einkaufsladen, weil er ausgerechnet heute eine Stunde später öffnet. Waren auch wieder schwimmen, aber es ist immer noch kalt. Abends unterhielten wir uns mit einem englischen Pärchen, dass hier eine Woche Urlaub macht. Sind eigentlich ganz nett.

 

Langeweile am Mittelmeer

28. Tag
Freitag, 25.05.2001
Agay
Km: 9,9
Gesamt: 1652
Durchschnitt: 17,4
gefahrene Zeit: 0:34

Ich war beim Zahnarzt, muss aber am Montag noch mal hin. Also bleibt alles so wie es ist. Wir fahren immer schön 8 km nach St. Raphael (wie jeden Tag), informieren uns am Bahnhof, welche Züge man mit dem Rad nehmen darf (wie jeden Tag), abends gibt es ein Gewitter (wie fast jeden Tag) und überlegen immer noch, wie wir weiterfahren (wie jeden Tag seit dem wir hier sind).

29. Tag
Samstag, 26.05.2001
Agay
Km: 22,6
Gesamt: 1675
Durchschnitt: 16,9
gefahrene Zeit: 1:20

Das englische Pärchen ist heute morgen abgereist und hat uns Ihre volle Gaskartusche vor das Zelt gestellt. Danke schön, aber leider passte sie nicht auf unseren Brenner. Trotzdem eine nette Geste. Seit zwei Tagen haben wir merkwürdige gefüllte Bläschen an den Knie-Innenseiten. Keine Ahnung, was das ist. Ansonsten nichts passiert.

30. Tag
Sonntag, 27.05.2001
Agay
Km: 36,6
Gesamt: 1711
Durchschnitt: 16,7
gefahrene Zeit: 2:10

Waren mal wieder in St. Raphael. Wollten wissen, ob wir uns einen Wagen leihen können. Bei AVIS hieß es nur:”Hier haben Sie die Servicenummer, ich habe jetzt Feierabend.” Danke für diesen Service! Nun, nachGrenzpfahl Dbmittags macht sie ja wieder auf. Dann wird sie uns wiedersehen. Und außerdem wollten wir uns heute Abend den Zug anschauen, mit dem wir am morgigen Abend fahren würden. Also sind wir abends wieder nach St. Raphael. Auto gibt es nicht, da wir keine Kreditkarte mithaben. Und der Zug, der morgen Abend fährt, der auch übermorgen Abend fährt, der jeden Abend fährt, fährt natürlich nicht heute! 364 Tage im Jahr und ausgerechnet nicht heute. War ja klar. Haben uns dann die Segelschiffe angeschaut und uns mit einem Deutschen unterhalten, der den ganzen Sommer hier verbringt. Routenänderung steht jetzt fest: Wir fahren mit dem Zug nach Mulhouse, dort wieder mit dem Rad in Richtung Basel (kennen wir ja schon), und werden nördlich vom Bodensee auf die Donau treffen. Der Donau folgen wir bis Regensburg, durchqueren Tschechien und fahren an der Oder/Neiße-Grenze zur Ostsee um dort über Polen, dem Baltikum nach Finnland und Schweden zu fahren. Wir tauschen das Mittelmeer gegen die Ostsee!

31. Tag
Montag, 28.05.2001
von Agay bis Mulhouse
Km: 12,2 (Zugkilometer ca. 800)
Gesamt: 1723
Durchschnitt: 10,1
gefahrene Zeit: 1:11

Ich hatte heute morgen meinen dritten und letzten Zahnarzttermin. Anschließend konnten wir das Zelt endlich abbauen und nach einer Woche Zwangsaufenthalt wieder los. Unser Zug, der nach Mulhouse führen sollte, kam allerdings erst abends um 20.45 Uhr. Also haben wir uns gemütlich St. Raphael angeschaut. Toll, kannten wir ja überhaupt noch nicht. Naja, aber auch das ging rum. Also stiegen wir abends etwas verängstigt in den Zug. Das Trauma von der ersten Zugfahrt in Italien steckte uns schon noch in den Knochen. Aber man lernt ja dazu, diesmal hatte jeder ein Handy und etwas Geld in der Tasche, falls was schief geht. Nachdem wir einsteigen konnten und natürlich total im Weg standen, wurden wir vom Schaffner gebeten, beim nächsten Halt die Räder nach hinten zu bringen. Also haben wir schon mal während der Fahrt die Packtaschen abmontiert und diese nach hinten gebracht. Dann kam der nächste Bahnhof, wir wussten ja nicht, wie lange wir Aufenthalt haben, also entschlossen wir uns, erst mal nur ein Rad nach hinten zubringen. So bin ich quer über den ganzen Bahnsteig von Marseille geradelt und ganz schnell wieder eingestiegen. Danach hatten wir 20 Minuten Aufenthalt! Wer kann das ahnen? Nun, wir fuhren weiter und brachten mein Rad dann amKopie von spluegenauffahrtb nächsten Bahnhof nach hinten. Es funktionierte. So, wir saßen also am Ende des Zuges und hatten wirklich unserer Ruhe und konnten uns darauf freuen, auch ein bisschen die Augen zuzumachen, weil bis auf einen netten jungen Franzosen keiner mehr da war. Die ganze Aktion dauerte allerdings auch lange genug, weil der Zug wirklich nur die großen Bahnhöfe anfuhr. Es waren mittlerweile schon zwei Stunden Zugfahrt vorüber, doch sechs lagen noch vor uns. Aber als nächstes kam direkt Lyon. Auch dort hatten wir wieder 20 Minuten Aufenthalt. Und was machen die Franzosen? Sie koppeln einen weiteren Zug an unseren!!! Somit saßen wir wieder in der Mitte. Natürlich kam auch gleich ein neuer Schaffner und bat uns, die Räder nach hinten zu bringen. Uns war die Lust vergangen und leider konnten wir auf einmal kein Französisch oder Englisch mehr und verstanden ihn gar nicht. Na so was! Er meckerte während der Fahrt noch zwei- oder dreimal, was uns aber nun absolut nicht mehr störte.

32. Tag
Dienstag, 29.05.2001
von Mulhouse bis Waldshut (D)
Km: 103,1
Gesamt: 1826
Durchschnitt: 16,5
gefahrene Zeit: 6:13

Wir kamen mit 1,5 Stunden Verspätung frühmorgens in Mulhouse an. Endlich aussteigen. Der nette Franzose half uns auch noch dabei. Er konnte sowieso nicht verstehen, was wir machen und warum wir das machen. Die Preise nahmen wieder vernünftige Verhältnisse an. Ein Baguette kostet hier auf einmal nur noch ein Drittel dessen, was wir immer die ganze letzte Woche bezahlt haben. Und so konnten wir endlich wieder weiter radeln. Das tat gut. Vorwärts kommen und auf dem Rad sitzen. Unglaublich, aber es macht wieder richtig Spaß zu fahren. Nur die heutige Strecke kannten wir ja schon. Wir sind schnell durch Basel hindurch gefahren, die kleinen Hügel, an denen wir vor gut zwei Wochen fast verzweifelten sind wir locker hochgeradelt und haben den gleichen Campingplatz wie damals. Das heißt, wieder fast mit Blick auf das Atomkraftwerk in der Schweiz.

Wir radeln wieder in Deutschland

33. Tag
Mittwoch, 30.05.2001
von Waldshut bis Stühlingen
Km: 40,9
Gesamt: 1867
Durchschnitt: 13,2
gefahrene Zeit: 3:05

Aufgrund der vorletzten Nacht, wo wir im Zug kaum ein Auge zutun konnten, haben wir heute erst mal ausgeschlafen. Eigentlich wollten wir heute schon bis zur Donau kommen, aber irgendwie fehlte ein Schild und wir sind brav geradeaus gefahren, wo wir hätten abbiegen sollen. Und nicht nur das die Richtung nicht stimmte, nein, es ging auch schön bergauf. Der Umweg betrug zwar „nur“ 12 Kilometer, aber wir brauchten trotzdem zwei Stunden, weil wir diese eine Anhöhe halt zweimal überqueren mussten. Zur Verdeutlichung: Wir sind so hoch gefahren, dass wir das Atomkraftwerk und noch weiter sehen konnten, obwohl dieses bereits 25 km entfernt war. Und alles für nichts. Sowas ist total deprimierend. Aber dafür haben wir einen schönen Platz zum Wildzelten gefunden. Dürfte uns eigentlich keiner sehen. Endlich mal völlige Ruhe. Dafür viele Insekten, die man beobachten kann.

34. Tag
Donnerstag, 31.05.2001
von Stühlingen bis Immendingen
Km: 53,8
Gesamt: 1921
Durchschnitt: 14,5
gefahrene Zeit: 3:41

Von den frühen Morgenstunden bis um ca. 14 Uhr hat es immer wieder stark geregnet und gewittert. Hatten heute teilweise Steigungen bis zu 15 %. Das schafft einen ganz schön. Dafür haben wir endlich die Donau erreicht. In Blumberg haben wir uns endlich mal wieder bei einem Bäcker leckere Teilchen gekauft. Sind jetzt auf einem Campingplatz extra für Radler. Er hat Bänke, Tische, ist gepflegt und sogar kostenlos. Ein großes Dankeschön an die Stadt Immendingen! Zusätzlich gab es am Ortseingang Infoblättchen für Radler. Wenn es doch immer so wäre… Im Übrigen gibt es in Immendingen die Donauversinkung. Da soll die Donau an manchen Tagen auf einmal weg sein und unterirdisch verlaufen. War bei uns aber nicht so.

 

35. Tag
Freitag, 01.06.2001
von Immendingen bis Sigmaringen
Km: 69,4
Gesamt: 1991
Durchschnitt: 15,8
gefahrene Zeit: 4:23

Morgens war es zwar sonnig aber trotzdem kalt. Wir wollten so gerne Eier essen, aber das Wasser wollte nicht so recht kochen. Die Kartusche ist fast leer. Anfangs hatten wir sehr starken Gegenwind. Die Ausschilderung des Donauradweges ist phänomenal. Man braucht eigentlich keine Karte. Und es gibt sogar extra Trinkwasserstellen. Toll. Wir genießen das schöne Donautal. Weite Wiesen, schroffe Felswände und immer wieder die Donau rechts oder links neben uns. Abends waren wir in der Stadt bummeln und haben Döner gegessen.

36. Tag
Samstag, 02.06.2001
von Sigmaringen bis Ehingen
Km: 77,3
Gesamt: 2068
Durchschnitt: 17,6
gefahrene Zeit: 4:22

Sind morgens sehr gut vorangekommen. Um 10 Uhr schon 25 Kilometer, das ist für uns viel. Haben in Riedlingen eine Polen- und eine Bayernkarte gekauft. Auf der Karte haben wir bis nach Regensburg nur einenKopie von Thusis Waldcampingb Campingplatz gesichtet. Unterwegs unterhielten wir uns mit einer netten Radlerfamilie, die eine ganze Woche unterwegs ist. Unser Zelt steht heute auf einer Wiese irgendwo zwischen Bauernfeldern. Ich habe über dem linken Knöchel irgendeinen Insektenstich, der wahnsinnig schmerzt. Und den 2000sten Kilometer haben wir heute erreicht.

 

Mit dem Fahrrad an der Donau

37. Tag
Sonntag, 03.06.2001
von Ehingen bis Günzburg
Km :73,4
Gesamt: 2142
Durchschnitt: 17,0
gefahrene Zeit: 4:19

Sind im Regen losgefahren und mussten nach drei Kilometern anhalten, um die Finger wieder aufzuwärmen. Ganz schön kalt! Eigentlich war Ulm nur 25 km entfernt. Doch nach exakt 23,5 km kam uns das Ganze spanisch vor und wir schauten mal sicherheitshalber auf die Karte. Tja, und da stellten wir die Nachteile des Radweges fest. So wie auf jedem Fernradweg in Deutschland führen diese an allen möglichen Biergärten und Sehenswürdigkeiten vorbei. Wir waren in Blaubeuren und durften uns im strömenden Regen ein Kloster anschauen. Wie prickelnd. So haben wir nach Ulm über 40 km gebraucht. Dort überquerten wir die Landesgrenze zu Bayern, doch leider gab es dort kein Schild zu fotografieren. In Ulm trafen wir auf eine Gruppe Franzosen, die nach Wien radeln wollten. Abends sahen wir sie wieder. Sie kamen nach uns auf dem Zeltplatz an und schlugen ihr Zelt direkt neben unserem auf. Tja, und dann war da noch Klaus. Ein netter Diplom-Pädagoge, der mit seinem Bundeswehrtarnzelt doch irgendwie auffiel. Und nicht nur das, er war auch sehr kontaktfreudig. Wir durften uns den ganzen Nachmittag dann mit ihm unterhalten. Abends war er aber dann bei Freunden zu einem Umtrunk (Besäufnis?) eingeladen. So konnte ich meine Bremsklötze austauschen, die völlig abgefahren sind und sich schon in die Felge bohren wollten.

38. Tag
Montag, 04.06.2001
von Günzburg bis Neuburg a.d. Donau
Km: 104,8
Gesamt: 2247
Durchschnitt: 17,8
gefahrene Zeit: 5:51

Bianca lag noch im Zelt, während ich das Geschirr spülen ging, als sie Klaus’ Stimme über den ganzen Platz hörte. Er war also wieder da! Und er wich auch nicht mehr zur Seite. Wie gesagt, er war sehr nett und hilfsbereit, aber manchmal etwas zu hilfsbereit. Naja, und irgendwie müssen wir den Eindruck gemacht haben, als würden wir es nicht fertig bringen zwei Tage hintereinander Fahrrad zu fahren. Er bot uns alles mögliche an: Brot, Kaffee, Heringe, ständig seine Hilfe und landstrasseschwedenbsogar einen seiner zwei Schlafsäcke („noch nie benutzt, ich habe nur drauf, aber nicht drin gelegen“). Und er begleitete uns sogar noch bis zur Hauptstraße und erzählte uns dabei wie er gestern abend im betrunkenen Zustand auf dem Weg zum Zelt über die Tischtennisplatte gefallen ist. Fanden wir gar nicht so lustig. Wir stellten uns vor, wie er nachts um halb 2 über unser Zelt stolpert und dabei vielleicht aufgrund des Alkoholpegels eingeschlafen wäre. Eigentlich wollten wir heute in Donauwörth bleiben, aber dort gab es keine Schlafmöglichkeit, also weiter. So kamen wir bis Neuburg und haben uns ständig mit einem anderen Radpärchen Überholmanöver geleistet. Ich habe im Übrigen eine Halbautomatikgangschaltung. Sie schaltet von alleine rauf aber nicht mehr runter. Und das auch immer im unpassendsten Augenblick. Da das auch ruckartig geschieht, schmerzt das schon mal in den Knien. Ich habe mal wieder Zahnschmerzen. Trotzdem waren wir lecker Pizza essen. Der jetzige Platz ist relativ ruhig und hat sogar überdachte, beleuchtete Sitzplätze und kostenlos Strom. Ist nicht unwichtig. Denn das Laden der Handys ist nicht immer ganz so einfach.

39. Tag
Dienstag, 05.06.2001
von Neuburg a.d. Donau bis Vohburg Menning
Km: 49,6
Gesamt: 2297
Durchschnitt: 15,5
gefahrene Zeit: 3:11

Haben mein Rad heute morgen erst mal zur Werkstatt gebracht. Dort gab es sehr nette und schnelle Hilfe, sogar das Internet wurde uns angeboten, was wir allerdings dankend ablehnten, weil es bei uns ja länger dauert, als nur die eMails abzurufen. Anschließend ging es dann weiter. In Ingolstadt haben wir uns ein wenig die Innenstadt angeschaut, bis wir vor der Touristenzentrale standen und feststellten, dass der Radweg rechts und links weitergeht. Aber wir hatten keine Ahnung, von wo wir gekommen sind. Also schnell rein ins Büro und nachgefragt. Die Antwort war in einem patzigen Ton: “Regensburg liegt in Richtung Osten!“. Danke für die aufschlussreiche Erklärung. Warum sind die Mitarbeiter in diesen Bürosmonacob immer so unfreundlich wenn man wissen möchte, wie man aus Ihrer Stadt heraus kommt? Tja, und auf dem Weg dorthin passierte es: der erste Platten. Es traf mich und zwar am Hinterrad. Ist ja kein Problem. Schnell die Taschen runter, das Flickzeug rausgekramt und weitergefahren. Das Flickzeug? Wo war das Flickzeug? Nach ca. 20 Minuten und dreimaligem Leerräumen aller Taschen haben wir festgestellt, dass wir das Flickzeug zu Hause zu den Sachen gepackt haben, die nicht mitkommen. Wir haben unseren gesamten Hausstand dabei, Lebensmittel für einige Tage, Ausrüstungsgegenstände im Wert von mehreren hundert Mark, aber einen Flicken für 5 Pfennig? Und das erklär mal einem Radler, der uns zwar weiterhalf, aber etwas erstaunt anschaute angesichts unserer Sachen, die schön um uns verbreitet herum lagen. Abends hat Michael seine Isomatte geflickt, die seit drei Tagen undicht war. Er wachte morgens immer wieder auf und hatte das Gefühl auf dem harten Boden zu liegen. Um es vorweg zu nehmen: Es brachte nicht viel, alle möglichen Flicken wollten nicht halten und so musste er sich daran gewöhnen. Ich habe mittlerweile ganz viele Insektenstiche von der Größe von 1 DM und bis zu 5 DM- Stücken. Juckreiz, Rötung, Schwellung.

40. Tag
Mittwoch, 06.06.2001
von Vohburg Menning bis Herrnsaal (Kelheim)
Km: 40,2
Gesamt: 2337
Durchschnitt: 17,3
gefahrene Zeit: 2:19

Morgens regnet es mal wieder. Gegen halb 11 machten wir uns dann aber auf den Weg. Doch nach 50 Metern mussten wir schon wieder anhalten. Michaels Kette ist abgesprungen und hat sich ziemlich hartnäckig festgesetzt. Nach 10 Minuten ging es dann aber weiter. Sind heute freiwillig die Landstraße gefahren, weil dies auf der Karte kürzer aussah als der Radweg. Fehler! Kurz vor Kelheim ging es nur bergauf und bergab. Tempo 50!! Uiuiui, war aber anstrengend. Und zwei Kilometer vor dem Campingplatz hatte ich dann meinen ersten Platten. Leider hatten wir noch keine Gelegenheit Flickzeug zu kaufen… Also ist Bianca erst mal zum Campingplatz, hat ihre Taschen dort gelassen, ist zurück und hat meine Taschen geholt, während ich dann mein Rad getragen habe. Das alles natürlich im strömenden Regen. Anschließend haben wir dann auch ihre Isomatte geflickt. Seltsam, dass beide nach knapp fünf Wochen gleichzeitig an der selben Stelle kaputt gehen.

9 Kommentare zu „2001 – Mit dem Fahrrad durch Europa“

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