Schon lange bereitete ich mich auf meine Fahrt mit dem Wohnmobil durch Oberitalien vor. Der Grund hierfür war ein Reiseführer zu diesem Thema, an dem ich schon seit mehreren Monaten arbeitete. Aber die Arbeit an einem Reiseführer geht natürlich nicht, ohne in der entsprechenden Region gewesen zu sein. Natürlich findet man viele Infos bereits vorher im Netz, aber eben nicht alle. Und alleine schon für die Bilder, die in einem Reiseführer abgedruckt werden, ist ein Aufenthalt vor Ort natürlich nicht zu umgehen.
Aber Oberitalien war mir generell nicht unbekannt. So radelte ich ja bereits zum Comer See und später auch an der gesamten ligurischen Küste. Auch mit einem VW-Bus bereiste ich die gesamte ligurische Küste zwischen Frankreich und der Toskana. Vor nicht allzu langer Zeit war ich außerdem mit dem Wohnmobil in Cinque Terre und nicht zuletzt habe ich bereits einen Wohnmobilreiseführer über Südtirol und den Gardasee verfasst.
Mit dem Wohnmobil nach Oberitalien
Also fremd waren mir auf der folgenden Reise nur sehr wenige Orte. Dennoch sollte diese Tour nur eine von mehreren Reisen nach Oberitalien in diesem Jahr sein. Denn die Region ist alleine schon von der Fläche her natürlich immens groß. Ich entschied mich, es auf dieser Reise bei der östlichen Region Oberitaliens zu belassen. Die Städte entlang der Po-Ebene in Richtung Südosten bis San Marino und in Venetien hob ich mir für später auf.
Die Anfahrt bis kurz vor Italien war spielend leicht gemacht. Auf deutscher Seite fuhr es sich sehr angenehm bis Basel. Doch ab der Grenze zur Schweiz wurde es mit einem Mal relativ voll, was mich ein wenig ausbremste. Blöd, aber nicht zu vermeiden und ehrlich gesagt, hatte ich schon vorher mit einem möglichen Stau gerechnet. Ein bisschen nervös machte mich der Gotthard-Tunnel. Einerseits bin ich noch nie zuvor hindurch gefahren und andererseits hörte ich von großen Staus vor der Tunneleinfahrt.
Mit dem Wohnmobil durch den Gotthard-Tunnel
Doch bis ich am Gotthard-Tunnel ankam, war es wegen der vorherigen Staus schon so spät, dass es dort dann wenigstens keinen Stau mehr gab. Immerhin etwas. Als Ziel für diesen ersten Tag hatte ich mir einen Stellplatz bei Bellinzona ausgeguckt. Das heißt, ich wollte noch auf Schweizer Seite bleiben und Italien dann direkt am nächsten Morgen erkundschaften.
Die Nacht auf dem Stellplatz zwischen Bellinzona und Rivera war außerordentlich ruhig. Ich war froh, so spät am Abend noch einen Platz zu bekommen. Aber selbst nach mir kamen noch einige Wohnmobile an. Der Platz war groß genug, allerdings auch nur ein Stellplatz für eine Zwischenübernachtung. Für Urlaub und Erholung dient er nicht.
Gleich am nächsten Morgen fuhr ich noch ein Stück weiter südlich, blieb aber noch in der Schweiz. Lugano war mein erstes Besichtigungsziel, denn die Stadt liegt eingepfercht zwischen den Grenzen zu Oberitalien und auch in der italienischsprachigen Schweiz. Man kann sehr schnell vergessen, dass man noch in der Schweiz ist, wenn man sich in Lugano aufhält. Das Wohnmobil stellte ich auf dem dortigen Wohnmobilstellplatz ab und machte mich zu Fuß auf zu einer kleinen Stadtbesichtigung.
Rundgang durch Lugano
Neben dem eigentlichen Stadtkern, den ich als relativ klein empfand, gefiel mir der etwas weiter östlich gelegene Parco Ciani sehr gut. Die Grünanlage reicht bis an das Ufer des Sees heran und bietet Erholung, wenn man durch die Stadt schlendert. Ganz nebenbei genießt man natürlich auch noch den Blick auf den See und auf die Bergkulisse rund um Lugano.
Als Einstieg gefiel mir das schon ganz gut. Mein nächstes Ziel sollte jedoch Italien sein, allerdings immer noch innerhalb der Schweiz. Ich rede von der italienischen Exklave Campione d’Italia, die sich am anderen Seeufer erstreckt und die eigentlich aus einer Sackgasse besteht. Man kann die Exklave nur von Süden aus erreichen und auch nur über diese eine Straße befahren bzw. wieder verlassen.
Daher gibt es dort keine Grenzkontrolle, wie sie sonst zwischen der Schweiz und Italien gepflegt wird. Allerdings hatte ich auf dem Weg dorthin gleich mal die Ausfahrt verpasst und rauschte auf der Autobahn an der Zufahrt nach Campione d’Italia vorbei. Das war umso blöder, weil die nächste Ausfahrt erst einige Kilometer später erfolgte. Aber ich wollte mir den Besuch nicht nehmen lassen und wendete daher zwei Mal, um dann die Abfahrt richtig zu erwischen.
Italienische Exklave in der Schweiz
Campione d’Italia hat jedoch sehr wenig zu bieten. Der einzige namhafte Arbeitgeber und Grund, warum Leute in die Exklave fuhren, war das Casino, das jedoch wenige Monate zuvor seine Tore für immer verschloss. Ich drehte also eine kurze Runde durch das italienische Campione und verließ Italien wieder in die Schweiz, um wenig später dann in das „richtige“ Italien einzureisen.
Damit verließ ich den Luganersee und erreichte den Comer See in Oberitalien, der mir ja schon bekannt war. Bei Cernobbio wechselte ich auf die Uferstraße und fuhr gemütlich gen Norden. Die Straße ist teilweise recht eng und größere Wohnmobile haben es hier nicht ganz so leicht. Selbst mit dem Kastenwagen war die ein oder andere Engstelle ein wenig nervig.
Doch ich wollte mir gerne die kleine Insel Comacina (Isola Comacina) anschauen. Sie ist die einzige Insel im Comer See, wird ständig von Prominenten besucht und ist selbst vom nahe gelegenen Ufer schön anzuschauen, besonders mit dem Türmchen, dass sich am Ufer des Festlands im Vordergrund erhebt.
Ankunft am Comer See
Nach ausgiebiger Besichtigung steuerte ich mein Wohnmobil wieder nach Süden und fuhr zurück nach Cernobbio. Ich wusste von einem dortigen Wohnmobilstellplatz, der mir generell zusagte und auf dem ich gerne unterkommen würde. Allerdings hatte ich kaum Hoffnung, dass es einen freien Platz geben würde. Doch die Sorge war unberechtigt. Es war offensichtlich noch früh genug und ich bekam den vorletzten Platz in der hintersten Ecke. Sehr angenehm.
Ich schnappte mir meinen Rucksack und ging zunächst die Straße hinab zum Einkaufszentrum, um mir ein paar Vorräte zu besorgen. Beim Betreten des Supermarktes innerhalb des Einkaufszentrums wurde ich von einem Sicherheitsmitarbeiter freundlich gebeten, den Rucksack in einem der Schränke zu deponieren. Das stank mir ein wenig, denn in dem Rucksack befindet sich meine nicht gerade günstige Ausrüstung und in der Regel lasse ich den Rucksack und den darin befindlichen Inhalt nie aus den Augen. Ehrlich gesagt fragte ich mich, warum ich den Schränken des Supermarktes vertrauen sollte, wenn umgekehrt der Supermarkt mir nicht vertraut?
Nach den Einkäufen war noch genügend Zeit, um entlang der lauten Uferstraße gemütlich von Cernobbio bis Como zu laufen. So konnte ich noch ganz entspannt am Abend durch die Altstadt laufen und mich zugleich über das erste Stück Pizza auf der Reise freuen. In einer kleinen Bäckerei kaufte ich mir ein Stück bei dem älteren Herrn, der mich natürlich fragte, wie groß das Stück Pizza sein soll. Denn bezahlt wird in solchen Fällen die Pizza nach Größe bzw. dem damit verbundenen Gewicht. Was soll ich sagen? Lecker war sie und ich freute mich ja schon lange Zeit auf die echten italienischen Pizzen.
Ruhige Nacht am Comer See
Als ich nach dem rund vier Kilometer langen Rückweg wieder am Stellplatz ankam, war nicht nur die letzte Stellfläche belegt, sondern auch der Parkplatz vor dem Stellplatz. Zehn Fahrzeuge konnte der Stellplatz fassen. Rund 15 weitere Wohnmobile standen dann noch davor. Mir war es egal. Ich hatte meinen Platz und eine angenehme Nachtruhe.
Nachdem ich die Region rund um den Comer See verließ, steuerte ich auf das nächste Gewässer zu. Der berühmte Lago Maggiore sollte in Oberitalien mein nächstes Ziel sein und als Sehenswürdigkeit besuchte ich zunächst einmal den Koloss San Carlo. Um sie zu erreichen kurvte ich ein wenig durch die engen Straßen von Arona, weil ich nämlich partout nicht auf das Navi hören wollte. Später sah ich, dass die vorgeschlagene Strecke des Navis die bessere und einfachere Wahl gewesen wäre.
Gut, dass das Ding nur ein Stück Technik ist und ich mich nicht für mein genervtes Gefluche entschuldigen muss. So oder so kam ich am Koloss an, der den heiligen Karl Borromäus darstellt. Seine Skulptur in Oberitalien diente später als Vorbild für den Bau der Freiheitsstatue in New York. Besteigen kann man die Skulptur von innen, um dann einen schönen Ausblick auf den Lago Maggiore zu genießen.
Rundgang am Lago Maggiore
Mit einigen Zwischenstopps für Fotos und Besichtigungen fuhr ich auf der Uferstraße nach Norden, um in Stresa den Wohnmobilstellplatz anzusteuern. Auch hier hatte ich wieder Glück und bekam den letzten freien Platz. Ich hatte gerade erst die Handbremse angezogen, als zwei weitere Wohnmobile um die Ecke kamen. Die hatten Pech, würde ich einfach mal so sagen.
In Stresa spazierte ich unter Palmen an der Promenade entlang und warf natürlich auch einige Blicke auf die Fassaden der beeindruckenden Hotels. Aber das eigentliche Ziel in Stresa sind die Borromäischen Inseln, die sich innerhalb einer Bucht des Lago Maggiore befinden. Auch hier passt das Attribut beeindruckend.
Weiter ging die Fahrt durch Baveno nach Gravellona, womit ich den Lago Maggiore verließ und den benachbarten Lago d’Orta, ins Auge fasst. Auf dem Weg dorthin hielt ich mal wieder an einem Einkaufszentrum an, erledigte einige Einkäufe und fuhr nach Orta San Giulio. Direkt am dortigen Sacro Monte, einem der Unesco-Weltkulturerben in Oberitalien, gibt es einen Wohnmobilstellplatz. Doch dieses Mal lag das Glück nicht auf meiner Seite.
Teurer Parkplatz am Lago d’Orta
Der Platz war absolut voll und so musste ich mit dem weiter unten gelegenen Parkplatz vorlieb nehmen, auf dem man auch übernachten darf. Immens waren hier aber die Preise. Die Übernachtung kostete 20 Euro und wenn man nur parken wollte, dann musste man 5 Euro pro Stunde bezahlen. Ein stolzer Preis. Der Gegenwert war ein Stellplatz, auf dem man nur ganz eng stehen konnte und der auch nicht wirklich ruhig gelegen war.
Dafür war aber der Sacro Monte sehenswert und dort vor allen Dingen die Aussicht auf die kleine Isola di San Giulio. Der Ausblick hat mir sehr gut gefallen. Auch die Ortschaft Orta San Giulio fand ich sehr schön. Dafür muss man jedoch von dem Berg zum Ufer hinabsteigen und nachher den steilen Weg wieder hinauf, wenn man zum Parkplatz zurück möchte. Außer, man geht einmal um den Berg herum. Das geht entlang der Straße natürlich auch.
Mit dem Lago d’Orta verließ ich vorläufig die oberitalienischen Seen komplett und fuhr weiter nach Westen. Für das Aostatal war es noch zu früh, um gescheite Fotos zu machen. Daher verlegte ich den Besuch des Tals auf die nächste Reise. Aber den kleinen Ort Candelo bei Biella besuchte ich noch. Dort befindet sich eine kleine mittelalterliche Speicherstadt innerhalb der Altstadt, die einfach nur schön zu besichtigen ist.
Toller kleiner Ort – Candelo in Oberitalien
Sie ist nicht groß und auch nicht weltberühmt, aber schön. Idealerweise gab es in unmittelbarer Nähe noch einen kostenlosen Wohnmobilstellplatz am Rande der Speicherstadt. Von diesem aus kann man auf die Kirche und die Stadtmauer blicken. Außerdem hat man hier seine absolute Ruhe. Es war mir schon fast ein wenig unheimlich, weil der Platz, auf den immerhin 20 Wohnmobile passen, absolut leer war.
Kurz nach mir kam aber noch ein anderes Wohnmobil. Dieses fuhr sehr zielstrebig, was sich auch leicht erklären ließ. Der Fahrer, den ich kurz grüßte, wohnte in Candelo und nutzte den Stellplatz, um sein Fahrzeug dort zu parken. Macht Sinn, denn innerhalb der kleinen Gassen hätte er arge Probleme gehabt. Also ließ er sein Wohnmobil stehen und ich war wieder alleine auf dem Wohnmobilstellplatz. Am Abend kamen zwar zwei weitere Fahrzeuge, aber die waren ebenfalls sehr zielstrebig und wollten lediglich Wasser tanken. Danach verschwanden sie dann auch wieder.
Und dann kam es wie es kommen musste. Es war mittlerweile schon dunkel und es näherte sich ein Pkw. Mist, dachte ich. Den ganzen Abend kam kaum einer und jetzt wo es dunkelt, kommen vielleicht doch Personen, die möglicherweise etwas Arges im Schilde führen? Mag nach Vorurteil klingen, aber in dem Moment war ich irritiert. Ein so schöner Stellplatz, der kaum genutzt wird und das in einem Land, auf dem bisher alle Stellplätze rappelvoll waren – das war schon befremdlich.
Aber es stellte sich heraus, dass ich wirklich unrecht hatte. Die Personen in dem Wagen hatten nichts Böses vor. Ganz im Gegenteil. Sie wollten auch bloß dort übernachten und bauten sich am späten Abend noch schnell ein Zelt auf. Na, wenn die dort zelten, muss ich mir wohl erst recht keine Gedanken machen.
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