2023 – Roadtrip von Québec nach Halifax

Nach unserer Fahrt von New York nach Québec und der Besichtigung der dortigen Altstadt, reisten wir weiter durch Kanada. Halifax sollte eines unserer nächsten Ziele werden, allerdings hatten wir auf dem Weg dorthin noch einige Abstecher vorgehabt. Unseren Cadillac Escalade, den wir wegen des „Nachnamens“ liebevoll Lady tauften, steuerten wir vom Hotel über die Brücke nach Süden an das andere Ufer des Sankt Lorenz-Stroms. Am Südufer fuhren wir lange Zeit recht unspektakulär, was uns zugegen kam, denn an diesem Tag würden wir die meisten Kilometer auf unserer Reise machen. Das war uns schon vorher klar. Daher hatten wir auch nur wenige Sehenswürdigkeiten eingeplant.

Farbenfrohe Wälder
Farbenfrohe Wälder

Für eine verließen wir den gut ausgebauten Trans-Canada-Highway und damit auch gleichzeitig den Sankt Lorenz-Strom. Wie ein Fluss kam er uns gar nicht vor. Kein Wunder, an dieser Stelle war er mittlerweile 20 Kilometer breit und er würde auf seinem weiteren Weg noch breiter werden. Aber das bekamen wir nicht mehr mit, denn wir bogen auf die Straße 289 nach Süden ab und fuhren irgendwo in die Wälder Kanadas. Unterwegs machten wir noch ein paar Drohnenaufnahmen und versuchten dabei die Farben der herbstlichen Wälder einzufangen.

Kurzer Abstecher zum nördlichsten Punkt von Maine

Doch unser eigentliches erstes Ziel an diesem Tag war die kleine Ortschaft Pohénégamook am gleichnamigen See. Dort wollten wir eine weitere kleine Grenzbesonderheit besuchen, so wie wir schon zwei Tage zuvor die Grenzgeschichten bei Derby Line in Vermont erlebten. Denn von der kanadischen Ortschaft Pohénégamook kann man ganz ohne Probleme zu Fuß die Grenze in die USA überqueren. Dafür überquert man eine kleine Holzbrücke und den dortigen Bachlauf und dann steht man in nördlichsten Ecke des US-Bundesstaates Maine. Diesen Extrempunkt kann man sonst nur über öffentliche Straßen erreichen, die durch Kanada verlaufen. Und trotzdem handelt es sich nicht um eine Exklave. Die Ecke ist mit den USA verbunden, es führt nur keine Straße durch die USA dorthin.

Nördlichster Punkt von Maine
Nördlichster Punkt von Maine

Ursprünglich dachten wir auch, es handele sich um den nördlichsten Punkt der 48 zusammenhängenden US-Bundesstaaten. Aber dem ist nicht so, dieser liegt weiter westlich in Minnesota. Trotzdem ist hier ein netter kleiner Picknickplatz angelegt worden und es war irgendwie knuffig, hier gewesen zu sein. Nach der kurzen Stippvisite für den Besuch in den USA, für die wir keinen Reisepass benötigten, fuhren wir weiter auf der Landstraße bis wir wieder den Trans-Canada-Highway erreichten. In südöstliche Richtung folgten wir der autobahnähnlichen Straße und verließen die Provinz Québec. Natürlich machten wir am Schild für die nächste Provinz, New Brunswick, Halt für ein Foto.

Willkommen in New Brunswick
Willkommen in New Brunswick

Hartland und die längste überdachte Brücke der Welt

Zwischen dem schnurgeraden Grenzverlauf zwischen den USA und Kanada sowie dem kurvigen Verlauf des Saint John River genossen wir die Fahrt durch Kanada und steuerten unser nächstes Ziel in Hartland an. Denn dort wird der Fluss von der längsten überdachten Brücke der Welt überspannt. Die Hartland Covered Bridge ist dabei nicht nur eine Fußgängerbrücke, sondern kann auch mit dem Pkw überquert werden. Sie ist schon recht beeindruckend und ein Hingucker. Leider hatte aber das kleine Besucherzentrum am Ostufer des Flusses bereits geschlossen. Und das lag nicht an der Uhrzeit, sondern an der Jahreszeit. Wir waren schon außerhalb der Saison unterwegs und das Anfang Oktober.

Trans-Kanada Highway
Trans-Kanada Highway

Schade, denn wir waren vor Ort nicht die einzigen Touristen, die gerne in das Büro gegangen wären. Groß ist es nicht, eher in Kioskgröße, aber ein Souvenir hätten wir gerne mitgenommen. Dass in Kanada vieles „Out of season“ ist, kennen wir schon von unserer Reise durch den Yukon. Allerdings war selbst im hohen Norden am Klondike noch sehr vieles bis Mitte Oktober geöffnet. Hier hatten wir nun bestes Reisewetter und noch einige Zeit hin bis zur Mitte des Monats und trotzdem war schon alles zu. Da kann man nichts machen.

Hartland Covered Bridge
Hartland Covered Bridge

Wir wechselten uns mit dem Fahren ab und ab der Hartland Covered Bridge übernahm für den Rest des Tages Moni das Steuer. Wie das in Nordamerika so ist, spulte sie mal eben knapp 300 Kilometer ohne Pause ab, bis wir an unserem Hotel in Montcon waren. Dieses Hotel war noch relativ neu, was man deutlich merkte und was uns sehr gefiel. Es fiel auf jeden Fall in unsere enge Wahl, sollten wir auf dem Rückweg von Nova Scotia nach New York nochmal in Moncton Station machen.

Unterwegs auf dem Trans-Canada-Highway

Doch so weit war es noch nicht. Am nächsten Morgen begaben wir uns in eine Kleinstadt namens Sackville, wo wir eigentlich einen kleinen Trail rund um einen See aufsuchen wollten. Den See fanden wir auch, doch der Einstieg in den Trail war nicht aufzufinden. Dafür hätten wir quer über ein Schulgrundstück gehen müssen, doch das wollten wir nicht wirklich. Es war ohnehin schon seltsam genug, dass wir hierfür den Wagen auf dem Schulparkplatz abstellen mussten. Da uns dieser kleine Trail aber nicht ganz so wichtig war, gaben wir nach kurzer Zeit auf und fuhren weiter.

Kurz hinter Sackville kommt man auf dem Trans-Canada-Highway zum Besucherzentrum von Nova Scotia, inklusive Begrüßungsschild für diese Provinz. Eigentlich würden wir erst noch Prince-Edward-Island besuchen, doch da das Besucherzentrum so nah war, machten wir diesen kleinen Umweg und waren mal wieder begeistert von der Freundlichkeit und der Größe des Besucherzentrums. Damit meine ich noch nicht einmal das Gebäude selber, sondern das gesamte Areal mit Parkplätzen, Picknickplätzen und eben den übergroßen Willkommensschildern. Ja, Mehrzahl. Das auch noch. Einfach schön.

An der Confederation Bridge
An der Confederation Bridge

Wir ließen uns schon mal ein paar Tipps geben, was wir so in Nova Scotia besichtigen sollten. Doch das war für später, denn wir hatten erst noch einen anderen Plan. Daher fuhren wir zurück nach New Brunswick und fuhren auf einer etwas kleineren Landstraße in Richtung Prince-Edward-Island. Diese Insel ist eine eigene Provinz für sich und über die Confederation Bridge mit dem Festland von New Brunswick verbunden. Bevor wir aber die Brücke überqueren würden, wollten wir das 13 Kilometer lange Bauwerk sehen. Sie ist die längste Brücke Kanadas und auf der Festlandseite gibt es einen kleinen Naturpark nebst Besucherzentrum.

Ankunft auf der Prince Edward Island

Versehentlich parkten wir auf einem kostenlosen Parkplatz, während gleich auf der anderen Straßenseite der kostenpflichtige Parkplatz des Besucherzentrums liegt. Interessanterweise durften wir zu Fuß nämlich kostenfrei auf das Areal, mit dem Auto hätte es uns etwas gekostet. Seltsam, aber egal. Wir schauten uns ein wenig um und gingen vor allen Dingen zum Strand, um den Ausblick auf die Brücke erhaschen zu können. Sogar einen kleinen Aussichtsturm gab es dafür, aber der war wirklich nicht riesig. Groß hingegen waren aber die Muscheln, die man am Strand finden konnte. Beachtlich, in Nordamerika ist irgendwie alles immer größer als bei uns, sogar die Muscheln am Strand.

Anschließend fuhren wir über die Confederation Bridge, die zunächst einmal kostenlos ist. Man bezahlt nur, wenn man die Insel verlässt und zwar entweder über eine Mautgebühr oder über das Ticket einer Fähre, die 80 Kilometer weiter östlich die Insel mit dem Festland verbindet. Ursprünglich wollten wir sogar mit dieser Fähre später die Insel verlassen, doch die Fahrzeiten passten nicht so recht in unseren Plan und wir würden Prince-Edward-Island später wieder über die Brücke verlassen.

Aber nun waren wir erstmal angekommen und hielten gleich nach der Brücke an. Denn wir wollten natürlich auch von hier ein klassisches Willkommensschild fotografieren. Doch so ein typisches Schild gibt es gar nicht, sondern einen kleinen Leuchtturm mit der Aufschrift PEI. Auf diese Abkürzung trifft man immer wieder, sie steht logischerweise für Prince Edward Island. Nun waren wir also auf PEI. Nach dem kurzen Stopp an der Grünanlage neben der Brücke fuhren wir gleich dahinter in den Ort und schauten uns natürlich auch dort noch im Besucherzentrum inklusive Souvenirladen um.

Besuch am Nordkap von der Prince Edward Island

Danach fuhren wir geradewegs zum nördlichsten Punkt der Insel. Wir wollten zum Nordkap, oder auf Englisch besser gesagt, zum North Cape. Wir mögen das Nordkap, das in Norwegen, und waren ja schon zwei Mal dort. Außerdem besuchten wir auch das sogenannte Nordkap in den Niederlanden. Warum also nicht auch zum North Cape auf PEI?

Leuchtturm am Nordkap
Leuchtturm am Nordkap

Auch auf der Prince Edward Island genossen wir die Fahrt, hielten immer wieder mal für Fotos an und schmunzelten über die vielen Schilder, die zu Orten zeigten, die man eigentlich anders kennt. So gibt es zum Beispiel Norway oder auch Alaska und viele andere Landes- und Ortsnamen auf der Insel. Das North Cape war echt nett. Hinter dem Souvenirladen gibt es einen Leuchtturm, der so schön klassisch aussieht, wie fast alle Leuchttürme in der Region: Weißes Holz, bei dem so manche Kante mit rot abgesetzt ist und dazu mit einem quadratischen Grundriss. Hoch sind die Leuchttürme interessanterweise meist nicht sonderlich.

Am Nordkap konnten wir aber auch die Tierwelt beobachten. Jede Menge Seehunde lagen auf einer kleinen Sandbank vor der Küste oder tummelten sich im Wasser und streckten ihre Köpfe raus. Sehr schön, hat uns mal wieder sehr gut gefallen. Im Souvenirladen erfuhren wir dann eher zufällig, dass man ein Reisediplom erhalten kann. Das ist was für uns. Solche Späße machen wir üblicherweise mit, nachdem wir ja schon jede Menge Reisezertifikate eingesammelt hatten. Und zwar ging es darum, von Kap zu Kap zu fahren. Der East Point ist der vom North Cape am weitesten entfernte Punkt auf der Insel und wer diese beiden Ziele bereist, erhält am Zielort ein kleines Diplom. Na, den Spaß machen wir doch glatt. Wir wollten ja ohnehin noch ungefähr in die Ecke.

Eher mäßiges Hotel in Charlottetown

Doch zuvor fuhren wir noch nach Charlettetown, der Inselhauptstadt. Dort wollten wir uns Nachtlager aufschlagen und reservierten wir ein Hotelzimmer. Es roch dort etwas mehr als üblich und zu allem Überfluss war es laut. Denn in diesem Hotel gab es keine Klimaanlage, die nur für das Zimmer bestimmt ist und die man abstellen kann. Hier gibt es eine Anlage, die über das gesamte Haus verteilt ist. Somit hat jedes Zimmer ein eigenes Gebläse und das lässt sich nicht abstellen. Fürchterlich. Wir hatten auf einer früheren Reise deswegen schon ein Hotel verlassen. Wir stehen weder auf den Lärm noch auf die durchgequirlte Luft aus anderen Hotelzimmern. Doch mangels Alternative an adäquaten Übernachtungsmöglichkeiten blieben wir.

Das war ein wenig schade, dass so eine schöne Insel in der Hauptstadt so ein Hotel anbietet. Na ja, den Abend verbrachten wir dann sowieso damit, noch ein wenig in den Geschäften zu bummeln und etwas zu essen. Die Nacht würden wir schon irgendwie rumkriegen.

Leuchtturm am East Point
Leuchtturm am East Point

So war es denn auch. Am nächsten Morgen packten wir unsere Koffer wieder in den Cadillac und zogen los gen Nordosten. Wir nahmen uns vor, erstmal zum East Point zu fahren, weil dieser am weitesten weg liegt. Alle anderen Ziele wären von dort nicht mehr so weit weg und wir würden uns dabei dem nächsten Übernachtungsort annähern.

Wanderung im Nationalpark Prince Edward Island

Am East Point war deutlich weniger los als am North Cape. Aber auch hier gab es einen kleinen Leuchtturm, eine schöne Aussicht aufs Meer und natürlich besagter Souvenirladen, in dem wir also auch unser Reisediplom erhielten. Es war vollbracht, wir hatten also die Strecke zwischen North Cape und East Point nachweislich zurückgelegt. Irgendwie drollig. Das Wetter war an diesem Morgen noch nicht ganz so dolle, doch das änderte sich, als wir vom East Point zum Prince Edward Island Nationalpark fuhren. Wir wollten die Natur auf der Insel genauer erkunden. Das Informationszentrum des Nationalparks hatte bereits geschlossen, weil wir Herbst hatten. Aber so etwas kannten wir ja schon.

Doch die Wanderwege waren zugänglich und die waren einfach nur schön. Auf einem breiten Pfad ging es durch ein Wäldchen und wir sahen sogar eine Strumpfbandnatter, die es eilig hatte, ins Unterholz zu verschwinden. Auf dem Weg sahen wir auch immer wieder die als Wolly Bear bezeichneten Raupen. Die sind beim Wandern kaum zu übersehen, so groß und auffällig sind sie. Schon beim Autofahren habe ich sie ständig wahrgenommen und versucht, ihnen irgendwie auszuweichen. Aber manchmal sind das so viele, dass das nicht klappt. Aber wenigstens hier beim Wandern kann man ihnen ganz gut aus dem Weg gehen.

Als der Wald sich lichtete, erreichten wir ein großes Binnengewässer, durch das der Trail durch eine Art Pontonweg führte. So spazierten wir oberhalb des Wassers und waren ganz begeistert von der Natur. Am Ende des Trails standen wir zudem in den Dünen und blickten auf das Meer im Sankt Lorenzgolf. Toll, wir hätten noch stundenlang weiter wandern können. Ein paar andere Trails gab es ja auch noch, aber wir wollten ja noch weiter und andere Dinge sehen.

Dazu gehörte der Gulfshore Parkway, eine Küstenstraße, die durch einen anderen Teil des Nationalparks führte und an der wir weitere Zwischenstopps an den Dünen einlegen konnten. Es war einfach nur schön an den einzelnen Strandabschnitten. Zu guter Letzt wollten wir aber noch zum Green Gables Heritage Place. Hier hatte Moni große Freude daran, dass wir dort waren. Anne auf Green Gables war ein Buch aus ihrer Kindheit, womit ich weniger anfangen konnte. Aber wir besuchten diesen Hauptschauplatz des verfilmten Romans und schaute uns auch die kleine Ausstellung dazu an.

Von Prince Edward Island zu Cape Breton Island

Am Ende des Tages war es aber dann Zeit, die Insel so langsam wieder zu verlassen. Anders als ursprünglich geplant, fuhren wir eben nicht mit der Fähre, sondern wieder über die Brücke zum Festland. So zahlten wir die Maut, überquerten die 13 Kilometer lange Confederation Bridge und steuerten unseren Wagen auf dem Trans-Canada-Highway nach New Glasgow. Dort hatten wir zunächst nur eine Nacht gebucht, aber die Wettervorhersage für die nächsten Tage brachten uns zur Überlegung, unsere Pläne ein wenig zu überdenken. Mal wieder waren die Überreste eines Hurricanes im Anflug und sollten westlich von Halifax auf Land treffen. Aber ob das wirklich westlich sein würde, war nicht sicher.

Küste auf Cape Breton
Küste auf Cape Breton

Daher beschlossen wir, am nächsten Tag erstmal ganz weit in den Osten zu fahren und die Cape Breton Insel mit dem gleichnamigen Nationalpark zu besuchen. Aber anstatt dort zu übernachten, wie erst angedacht, würden wir noch am selben Tag nach New Glasgow zurückkehren. Dann könnten wir Halifax besuchen und uns danach ins Landesinnere nach Moncton zurückkehren. Zeitlich sollte das passen, um den Unwettern auszuweichen und außerdem hatte uns ja das Hotel in Moncton sehr zugesagt. Und um es vorweg zu nehmen: Trotz des folgenden anstrengenden Tages war das eine gute Entscheidung.

Wir standen früh auf, um möglichst viel von diesem langen Tag zu haben. New Glasgow hatten wir schnell verlassen und folgten dem Trans-Canada-Highway nach Osten. Das bordeigene Navi nörgelte herum, dass wir besser einen großen Umweg einlegen sollten. Es wollte auf der viel kleineren Straße 245 an der Küste entlang fahren, da auf dem Trans-Canada-Highway eine Baustelle wäre. Googlemaps konnte dergleichen nicht bestätigen und so verließen wir uns lieber auf die aktuelleren Angaben bei Google. Damit hatten wir alles richtig gemacht. Eine Baustelle hatte es wohl vor kurzer Zeit noch gegeben, denn ein Teil des Trans-Canada-Highways war vor der Ortschaft Antigonish offensichtlich erst kürzlich fertiggestellt worden.

Viele Aussichten auf dem Ceilidh Trail

Sehr praktisch, so konnten wir ganz entspannt fahren, bis die vierspurige Straße zweispurig wurde. Aber sie war immer noch groß genug, um völlig entspannt reisen zu können. In Aulds Cove, dem letzten Ort auf dem Festland, legten wir einen Zwischenstopp bei Tim Hortons ein und deckten uns wieder mit den leckeren Timbits und heißem Chai Tee für die weitere Fahrt ein. Über den Damm ging es dann auf die Cape Breton-Insel, doch anstatt nun der Hauptstraße zu folgen, bogen wir links auf die kleinere Straße 19 ab, der Küstenstraße, die als Ceilidh-Trail bezeichnet wird.

Ceilidh Trail
Ceilidh Trail

Mit tollen Ausblicken auf das Meer fuhren wir ganz entspannt nach Norden und hielten immer wieder mal an Aussichtspunkten wie dem Christy’s Lookout an. Bei Michael’s Landing – schon alleine der Name ist klasse – lernten wir an den zahlreichen Informationstafeln, dass hier auch eine ehemalige Bahntrasse existiert, die zu einem Küstenradweg umfunktioniert wurde. Da bekam man große Lust, diesem Trail zu folgen.

Bei Port Hood ließen wir auch mal die Drohne steigen, um diesen traumhaft schönen Küstenabschnitt aus einer anderen Perspektive sehen zu können und in Chéticamp schlenderten wir ein wenig an der Promenade des kleinen Ortes entlang. Das Wetter spielte wunderbar und so trödelten wir ein wenig durch die Landschaft, was uns nachher am späten Abend viel Zeit kostete. Aber egal. Wir hatten unser eigentliches Ziel, den Nationalpark Cape Breton gleich hinter der Ortschaft erreicht und waren überdies mittlerweile auch auf dem legendären Cabot Trail unterwegs.

Küstenabschnitt am Cabot Trail
Küstenabschnitt am Cabot Trail

Kurze Wanderung auf dem Skyline Trail

Uns gefiel es sehr gut und wir nutzten beinahe jede Möglichkeit, anzuhalten, auszusteigen und die Aussicht zu genießen. All das kostete natürlich Zeit und wir mussten aufpassen, dass wir die geplante Wanderung nicht aus den Augen verlieren würden. Denn der Cabot Trail zweigt von der Küste ab und steigt in einem Tal leicht zu einem Parkplatz an. Dort befindet sich der Ausgangspunkt für den Skyline Trail, der je Richtung drei Kilometer zu begehen ist. Dummerweise hatten wir die Länge des Skyline Trails aus unserer Reisevorbereitung anders in Erinnerung und zwar kürzer.

Hier geht es zum Aussichtspunkt

Daher kamen wir kurz ins Stocken, ob wir das noch machen wollen. Denn es war schon Nachmittag und wir hatten ja noch eine weite Strecke zum Hotel vor uns. Doch wir waren jetzt hier und insgesamt sechs Kilometer Wanderung sind für uns kein großes Ding. Wer weiß, wann wir das nächste Mal hierhin kämen. Also schnappten wir unsere Rucksäcke und stapften los.

Einsam und alleine waren wir auf dem Trail ganz sicher nicht. Das kündigte sich schon auf dem fast komplett belegten Parkplatz an. Doch die anderen Wanderer und Besucher verteilten sich gut auf der Strecke, so dass nicht das Gefühl von Überfüllung aufkam. Der eigentlich flache Trail verläuft auf einem Bergrücken, der gegen Ende hin in Richtung Küste abfällt und dort über mehrere Treppenstufen zu einigen Picknickplätzen führt. Sehr schön angelegt und eben mit Blick auf die Küste, an der auch der Cabot Trail gut zu sehen ist.

Auf dem Cabot Trail an der Ostküste entlang

Angesichts der noch zu fahrenden Strecke hatten wir zwar nicht ganz so viel Zeit wie vielleicht die anderen Wanderer, doch wir ließen es uns nicht nehmen, wenigstens kurz Platz zu nehmen und die Aussicht zu genießen. Allerdings sahen wir auch Touristen, die mit einer riesigen Plastikkiste dorthin wanderten, in der zahlreiche Sandwiches transportiert wurden. Wohlgemerkt, sie waren nur zu zweit. Und sie mussten diese übergroße Kiste schleppen. Es wirkt irgendwie seltsam übertrieben.

Michael Moll auf dem Skyline Trail
Michael Moll auf dem Skyline Trail

Wir zogen so langsam von dannen und entschieden uns, den selben Weg zurück zu gehen. Es gibt noch einen größeren Rundkurs, doch der hätte für uns noch mehr Zeit in Anspruch genommen. Aber er wurde ohnehin weniger begangen und bot dem Anschein nach weniger Aussichtspunkte. Insofern waren wir da nicht ganz traurig, dass wir Kompromisse eingehen mussten.

Wollgras
Wollgras

Wir steuerten unseren Cadillac zurück auf die Straße und folgten dem Cabot Trail weiter in nördliche Richtung. Das bedeutete, wir entfernten uns eigentlich noch weiter von unserem Hotel. Dabei wären es sowieso schon gut drei Stunden Fahrt gewesen, in denen wir rund 260 Kilometer zu fahren hätten. Wir hatten also berechtigte Zweifel, ob die komplette Umrundung der Cape Breton Insel eine so gute Idee sei. Aber wir waren neugierig und wollten wissen, wie der Cabot Trail im weiteren Verlauf aussieht.

Lange Rückfahrt auf dem Cabot Trail

Im Endeffekt fuhren wir fast zwei Stunden länger und dabei noch auf einer viel schmaleren Straße, die zum Teil auch wenig komfortabel war. Die Ostküste der Cape Breton Insel war deutlich weniger attraktiv und wir waren uns einig, dass wir uns das tatsächlich hätten sparen können. Zugegeben, der gesamte Cabot Trail lag dort um diese Uhrzeit natürlich im Schatten und auch den Sonnenuntergang erlebten wir dort eher als an der Westküste, aber nun war es zu spät. Wir hatten uns für diese lange Fahrt entschieden und so mussten wir am Abend eine lange Strecke in der Dunkelheit fahren.

Im Norden der Cape Breton Insel
Im Norden der Cape Breton Insel

Der Cabot Trail wurde dabei sehr anstrengend und wir waren froh, als wir wieder auf dem Trans-Canada Highway ankamen. Sydney und North Sydney waren hier nach links ausgeschildert und es wäre nur ein kurzes Stückchen bis in die Ortschaft gewesen. Ursprünglich wollten wir dort übernachten und sogar nach Neufundland rüberfahren. Aber gut, dass wir diesen Plan verworfen hatten.

So fuhren wir also nach rechts und folgten der zweispurigen Straße, bis wir die Cape Breton Insel wieder verließen. Das Navi im Auto wollte uns auf dem Festland natürlich wieder außen herum schicken und wir waren froh, dass wir bereits den richtigen Weg wussten. Am späten Abend kamen wir dann nach sehr langer Fahrt wieder im Hotel an und versuchten noch, uns etwas zu essen zu besorgen. Doch in dem einen Fastfood-Laden wurden wir einfach nicht bedient, genauso wenig wie das ältere deutsche Pärchen vor uns, worauf wir zur nächsten Burgerbude fuhren. Doch dort beobachteten wir, wie die Sachen mit bloßen Fingern hergerichtet wurden und zwar von der Dame, die zuvor die Mülltonnen durch die Gegend schob. Da ist uns einfach der Appetit vergangen. Wie gut, dass wir noch Süßkram im Hotelzimmer hatten.

Lunenburg ist ein nettes kleines Städtchen und Weltkulturerbe der Unesco

Auch am nächsten Tag folgten viele Kilometer, doch diese waren über vierspurige Straßen schnell und einfach abgespult. Der Himmel und das Wetter zeigten uns, dass wir uns bisher richtig entschieden hatten, erst den Cabot Trail zu befahren und an diesem Tag nach Halifax zu wollen. Dicke graue Wolken und vor allen Dingen sehr viel Wind kündigten den Hurricane Philippe an, der für unsere Planänderungen sorgte. Am frühen Abend sollte er auf Land treffen und zwar westlich von Halifax.

Straße in Lunenburg
Straße in Lunenburg

Daher wollten wir nicht, wie eigentlich geplant, in Halifax übernachten, sondern nach unserem Stadtbesuch lieber landeinwärts in Moncton übernachten. Doch sowohl Halifax als auch die kleinere Ortschaft Lunenburg wollten wir wenigstens mal gesehen haben. So fuhren wir also zunächst an Halifax vorbei und steuerten den kleinen von deutschen Auswanderern gegründeten Ort Lunenburg an.

Lunenburg ist mit seinen rechtwinklig angelegten Straßen absolut überschaubar und wir konnten ganz bequem im Zentrum einen Parkplatz ergattern. So schlenderten wir an der Waterfront, also am Hafen und der Hauptsehenswürdigkeit des Ortes entlang und warfen auch mehr als nur einen Blick auf die vielen historischen Bauten, die aus der Gründerzeit stammten. Manche von ihnen erinnerten mit Hinweisschildern an die einstigen Besitzer, nicht wenige davon stammten aus Deutschland.

Kurze Fahrt von Lunenburg nach Halifax

Aus Deutschland stammte auch die etwas anstrengende deutsche Familie, die uns in einem der Souvenirläden begegnete. Sie waren ganz offensichtlich Kreuzfahrttouristen und zwar von der Seabourne Quest, die an diesem Tag in Halifax lag. Nach unserer Begegnung in Québec trafen wir dieses Schiff nun schon zum zweiten Mal. Es fuhr offenbar eine ähnliche Strecke wie wir.

Bei mäßigem Wetter schauten wir uns gemütlich das Städtchen an, fuhren noch zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man die Waterfront in ihrer vollen Breite aus der Ferne sehen kann und staunten nicht schlecht über die Fähnchen an so mancher Kreuzung. Diese dienten vor allen Dingen vor Schulen und an Spielplätzen dazu, dass Fußgänger sich ein Fähnchen nehmen konnten und dem Verkehr signalisierten, sie würden die Straße überqueren wollen. Auf der anderen Straßenseite war dann wieder um ein Ständer, in dem man die Fähnchen nach Gebrauch wieder hineinsteckte. Interessante Vorgehensweise.

Aussicht auf die Waterfront von Lunenburg
Aussicht auf die Waterfront von Lunenburg

Nach dem Besuch von Lunenburg fuhren wir ein gutes Stück des Wegs zurück und direkt nach Halifax hinein. Bei der Anfahrt in die Stadt waren wir zunächst nicht besonders angetan. Sie wirkte wenig einladend und irgendwie hatten wir auch gar keine große Lust auf eine größere Stadt. Doch unser Interesse war einfach zu groß. Unser erster Anlaufpunkt war der Fairview Lawn Friedhof. Dieser befindet sich fernab jeglicher touristischer Attraktionen und hatte auch keinen klassischen Parkplatz. So stellten wir den Wagen vor irgendeinem Wohnhaus im angrenzenden Wohngebiet ab. Wie sicher dieses Wohnviertel war, wussten wir nicht. Doch wir sahen eine Anwohnerin, die unseren Gruß freundlich erwiderte und gerade Einkäufe ins Auto trug.

Auf dem Friedhof von Halifax liegen Opfer des Titanic-Unglücks

Das wirkte dann wenigstens halbwegs vertrauenswürdig. Für die Anwohnerin hoffentlich auch, denn es wirkte nicht so, als würde jeden Tag ein Cadillac Escalade vor der Tür stehen. Immerhin grenzte das Wohnviertel an einen etwas heruntergerockten Abstellbahnhof und es war offenbar kein Vorzeigeviertel. Ein paar Schritte waren es nur bis zum Eingang zum Friedhof, auf dem wir schnell unser eigentliches Ziel entdeckten: Die Titanic Grave Site. Zahlreiche verstorbene Opfer des Titanic-Untergangs lagen hier begraben. Für uns, die wir kurz vor der achten Atlantiküberquerung mit einem Transatlantikliner standen, war das ein Ort, den wir einfach zu besuchen hatten.

Danach fuhren wir in das Stadtzentrum, das uns auf den ersten Blick nicht überzeugen konnte. Hohe Häuser, enge Straßenschluchten und eben der Flair einer Hafenstadt ließen in uns sogar kurzzeitig den Wunsch aufkommen, einfach weiter zu fahren. Doch wir wollten der Stadt eine Chance geben und bemühten uns, einen Parkplatz zu finden, was beim ersten Versuch auch nicht ganz einfach war.

Samuel Cunard-Statue in Halifax
Samuel Cunard-Statue in Halifax

Aber dann hatten wir Glück und bekamen direkt am Kreuzfahrtterminal einen Platz und konnten losspazieren. Eigentlich parkten wir direkt neben der Statue von Samuel Cunard. Das bemerkten wir aber erst beim Vorbeigehen und fanden das noch viel passender. Denn Samuel Cunard war der Gründer der Schifffahrtsgesellschaft und mit eben den Schiffen von Cunard, also der Queen Mary 2 fahren wir regelmäßig über den Atlantik. Sehr schön.

Spaziergang an der Waterfront von Halifax

Vom Kreuzfahrtterminal aus spazierten wir an der Promenade, der Waterfront entlang und bekamen ein anderes Gesicht der Stadt zu sehen. Wir waren froh, Halifax eine zweite Chance gegeben zu haben. Denn hier war es deutlich angenehmer und wir genossen den Spaziergang, auch wenn das Wetter immer schlechter wurde. Es war kalt und windig, nur der Regen fehlte noch. Wir stöberten in den Geschäften, spazierten von Denkmal zu Denkmal und kamen zum Maritime Museum of the Atlantic.

Eigentlich wollte ich nur mal hin und hätte mich schon daran erfreut, die Außenanlagen zu besichtigen. Denn thematisch passt dieses Atlantikmuseum natürlich wunderbar zu unseren Atlantiküberquerungen. Aber im Grunde hatten wir es durch den Hurricane Philippe aus Zeitgründen nicht mehr eingeplant. Doch nun standen wir davor und es wirkte interessant. Wir überlegten hin und her und entschlossen dann, doch wenigstens eine Stunde durchs Museum zu schlendern. Die Fahrt am Abend nach Moncton würde ja ohnehin auf einer gut ausgebauten Straße verlaufen und wir wussten ja, wo wir hinkämen.

Eingang zum Atlantikmuseum
Eingang zum Atlantikmuseum

Also gingen wir ins Museum und erblickten zunächst eine große Infotafel des Atlantiks, auf der alle diesjährigen Hurricanes eingezeichnet waren. Wieder einmal sehr passend für uns, hatten wir doch in den letzten zwei Wochen drei von ihnen am eigenen Leib gespürt – Nigel, Ophelia und jetzt aktuell Philippe. Auch wenn diese zum Zeitpunkt unserer Begegnung nur noch als posttropische Stürme eingestuft waren, doch das reichte uns schon.

Besuch im Maritime Museum of the Atlantic

Im Inneren des Museums gab es dann jede Menge über die Seefahrt auf dem Atlantik zu sehen und wir freuten uns, dass wir überraschenderweise sogar eine eigene Abteilung über Cunard entdeckten. Kein Wunder, wenn Samuel Cunard aus Halifax stammt, dann sollte das natürlich auch hier ein Thema sein. Darüber hinaus nahm selbstverständlich auch der Untergang der Titanic einen großen Teil des Museums in Anspruch. Nun hatten wir also das volle Programm in Sachen Atlantiküberquerung mit einem Transatlantikliner.

Nach dem Besuch gingen wir zum Auto zurück und gaben das Hotel in Moncton in unser Navi ein. Es wurde schon alleine wegen des Wetters Zeit, die Stadt zu verlassen. So fuhren wir wieder durch Downtown und sollten eigentlich laut Navi die erste Brücke benutzen, doch dann wurde es ein wenig hektisch. Denn ein Schild sprach von einem bestimmten Gewicht, das man nicht überschreiten dürfe und wir wussten eigentlich gar nicht, wie schwer unser Cadillac war. Moni schaute schnell in den Fahrzeugunterlagen nach, doch das reichte nicht mehr. Ich fuhr bereits an der Brücke vorbei. Da schon bald eine andere Brücke kommen sollte, googelte sie noch schnell und stellte fest, dass der Wagen nicht zu schwer gewesen sei. Aber egal, jetzt würden wir ohnehin über die nächste Brücke fahren und die konnte auch mehr Gewicht aufnehmen.

Waterfront von Halifax
Waterfront von Halifax

Letztendlich kamen wir wieder zur vierspurigen Straße, hielten noch ein weiteres Mal bei Tim Hortons am Flughafen von Halifax und verspeisten auf dem weiteren Weg zum Hotel die nächsten Timbits. Am Abend kamen wir dann im Hotel an und bereiteten uns auf den Rest der Reise vor, die uns wieder zurück in die USA und zum Hafen in New York bringen sollte.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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1 Kommentar zu „2023 – Roadtrip von Québec nach Halifax“

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