2023 – Mit dem Auto von New York nach Québec

Nach der wieder einmal wunderbaren Atlantiküberquerung kamen wir mit dem Schiff in Brooklyn an und fuhren mit dem Taxi ins Hotel. Auf der Reise nach Québec war unser Plan eigentlich, am ersten Tag zu Fuß über die Brooklyn Bridge nach Manhattan zu gehen. Doch das fiel wortwörtlich ins Wasser. Der posttropische Sturm sorgte für teilweise überflutete Straßen und auch für Wasser in den U-Bahnstation der Subway. Davon haben wir zwar nur aus dem Fernsehen erfahren, aber es regnete halt und das nicht zu knapp.

Selbst wenn man also von den Fluten nicht betroffen wäre, würde man nass werden. Allerdings sahen wir zahlreiche Passanten, die Gummistiefel trugen. Wir malten uns aus, wie sie in den Nachrichten in reißerischer Art vor den Gefahren gewarnt wurden. Sicherlich nicht verkehrt, Schade, schon im letzten Jahr wurde nichts daraus, dass wir am Ankunftstag noch gemütlich nach Manhattan konnten.

Michael Moll in Vermont
Michael Moll in Vermont

So beschlossen wir halt, dass wir shoppen gehen würden und zwar in Brooklyn Downtown bei Target. Der Laden ist nur zwei Blocks von unserem Hotel entfernt und daher zogen wir nach dem Einchecken direkt los. Trotz des schlechten Wetters konnten wir in der Ferne sogar noch den Schornstein der Queen Mary 2 sehen und freuten uns schon darauf, mit dem Schiff wieder zurückfahren zu können. Doch nun waren wir erstmal hier und hatten einiges vor.

Shopping in Brooklyn

Am Anreisetag passierte halt nicht mehr wirklich viel. Wir stöberten ein wenig in den Geschäften und hatten gleich am Ankunftstag einige Einkäufe erledigt. Verrückt eigentlich, nur wenige Stunden zuvor waren wir noch an Bord und nun schlenderten wir mit Einkaufstaschen durch Brooklyn, um die Einkäufe in unseren Koffern zu verstauen. Wie gut, dass wir noch einen zusätzlichen, leeren Koffer aus Deutschland mitbrachten.

Noch am späten Abend konnten wir weiterhin den Schornstein der Queen Mary 2 sehen und wir wunderten uns, warum. Denn eigentlich sollte das Schiff schon längst abgelegt haben. Aber wir erhielten später die Bestätigung für unseren Verdacht, dass das Schiff noch auf einsteigende Gäste warten würde. Denn so wie wir durch das Wetter Probleme hatten, den Hafen zu verlassen, hatten andere Passagiere Schwierigkeiten an Bord zu gelangen.

Willkommen in Vermont
Willkommen in Vermont

Gleich am nächsten Morgen, das Wetter war immer noch dunkelgrau und regnerisch, wurden wir vom Hotelfahrer zum Flughafen gebracht. Witzig eigentlich, denn obwohl wir nie fliegen, kennen wir den Weg zwischen New York und dem JFK-Flughafen schon in- und auswendig. Aber wir wollten natürlich nicht zum Terminal, sondern zum Autovermieter. Der Fahrer brachte uns direkt auf das Gelände, obwohl er mit seinem Wagen nicht drauf durfte. Man sah das aber ganz locker und wir begaben uns zur Theke, um alle Formalitäten zu erledigen.

Auf dem Gelände sah ich beim kurzen Überfliegen nur ein Wagen, der in etwa unserer reservierten Fahrzeugklasse nahe käme. Ein Cadillac Escalade stand dort mit offener Kofferraumklappe und mit laufendem Motor herum. Soweit ich das wusste, wäre der Escalade eine Fahrzeugklasse höher als unsere gebuchte. Wir hatten den Plan einen Chevrolet Suburban oder einen Ford Expedition zu erlangen, so wie auf unseren letzten USA-Roadtrips. Aber die gab es nicht.

Mit einem Cadillac Escalade durch die USA und Kanada

Vielmehr wollte man uns einen Chevrolet Tahoe geben. Die Dame auf dem Parkplatz nahm aus einem Kasten an der Wand einfach einen Schlüssel und drückte uns den in die Hand. Vielleicht hatte sie nicht richtig gelesen, aber das wäre sogar eine Fahrzeugklasse niedriger gewesen. Der Tahoe ist ein schönes Auto, keine Frage, aber eben kleiner als ein Suburban. Wir waren kurz unsicher und fragten vorsichtig, ob das denn richtig sei, worauf die Dame uns bat, nochmal im Gebäude zu warten. Ein Suburban würde gerade fertig gemacht werden und ist noch in der Wäsche. Lange mussten wir jedoch nicht warten, höchstens fünf Minuten und schon kam die Angestellte wieder zurück, um uns den nächsten Schlüssel in die Hand zu geben. Es war der Cadillac Escalade. Ja, das war ja mal schön. Ein Upgrade, ohne dass es groß erwähnt würde. Oder hatte sie sich wieder vertan?

Unser Cadillac Escalade
Unser Cadillac Escalade

Diese Möglichkeit schlossen wir nicht aus, weshalb wir nach dem Einräumen unseres Gepäcks den Hof flott verließen. Aber in den USA ist ja üblich, dass man die Unterlagen an der Ausfahrt noch einmal vorzeigt. Doch auch dort wurden wir durchgewunken und konnten uns nun daran erfreuen, die nächsten zwei Wochen mit einem extrem schicken Auto durch die Gegend zu gondeln.

Rundweg am Rastplatz
Rundweg am Rastplatz

Wir versuchten, den Moloch New York schnell zu verlassen. Über die Interstate 95 fuhren wir nordwärts und durchquerten wir Connecticut. Mit ein paar Zwischenstopps, bei denen wir die vielen Einstellungen im Auto ausprobierten, durchquerten wir diesen Bundesstaat, den bis dahin noch nie besucht hatten. Bei den Einstellungen des Autos gefiel mir am besten der Rückspiegel, der aus einem Monitor bestand und einen viel besseren Blick nach hinten ermöglichte, als es ein Spiegel könnte. Auch die 360°-Ansicht des Cadillacs von außen hat es mir beim Rangieren des Wagens angetan.

Gleich mehrere neue Bundesstaaten auf einmal

Unser nächster Bundesstaat hieß Massachusetts, ein weiterer Bundesstaat, den wir zum ersten Mal befahren würden. Aber unser eigentliches Ziel für diesen ersten Tag hieß Vermont. Dort hatten wir ein klassisches Holiday Inn im Blick gehabt, aber noch nicht gebucht. Als das Moni machen wollte, während ich fuhr, stellte sie fest, dass das Hotel keine Zimmer mehr frei hätte. Blöd, denn ich wusste, dass es in der von uns anvisierten Gegend nicht viele Hotels gab. Und wenn das schon voll ist, dann würde es bei den wenigen anderen vielleicht nicht besser aussehen. So mussten wir ein umplanen und Moni fand in der Ortschaft Brattleboro ein Hotel, dass dem entsprach, was wir uns vorstellten. Eine Absteige sollte es nämlich nicht unbedingt sein. Das Vergnügen hatten wir schon einmal und brauchten wir nicht wieder.

Das ist ein amerikanischer Rastplatz
Das ist ein amerikanischer Rastplatz

Doch das Hotelzimmer sollte fast 400 Dollar kosten. Wow. So viel habe ich noch nie im Leben für eine Übernachtung bezahlt. Selbst unsere Überfahrten auf der Queen Mary 2 sind deutlich, richtig deutlich, günstiger pro Nacht. Und da ist noch Vollverpflegung mit bei. Aber wir stellten fest, dass die Auswahl recht klein war. Vermont ist offenbar ein beliebtes Reiseziel und wir hatten Samstag. Diese Kombination führte zu diesen exorbitant hohen Preisen. Wir beschlossen, erstmal hinzufahren und uns vor Ort zu überzeugen. Zumindest würden wir uns die Kosten für die Booking.com-App sparen und wer weiß, vielleicht sieht die Sache im Ort schon ganz anders aus.

Domestizierte Perlhühner
Domestizierte Perlhühner

Kurz vor dem Ort legten wir jedoch erstmal noch eine weitere Pause ein. Denn wir überquerten die Staatsgrenze zu Vermont und hielten am Besucherzentrum für den Bundesstaat an. Dieses befand sich auf einem riesigen, gepflegten Grundstück mit Wanderweg. Ja, mit Wanderweg. Der war zwar nicht lang, aber führte ein wenig durch das Grün und an historischen Landwirtschaftsgeräten vorbei. So sehen in den USA Rastplätze aus und wir müssen jedes Mal bei so einem Anblick den Kopf schütteln, wenn wir bedenken, wie die deutschen Rastanlagen aussehen.

Wahrhaftig teure Übernachtung in Brattleboro

Also erfreuten wir uns an dem Rastplatz, auf dem plötzlich eine ganze Schar Perlhühner auftauchte, die wir zunächst für Truthähne hielten. Außerdem spürten wir, dass das Wetter langsam besser wurde. Der Regen hatte kurz vor Vermont aufgehört und mittlerweile traute sich sogar die Sonne ein wenig raus. Endlich, wir freuten uns.

Parkuhren mit Kartenfunktion
Parkuhren mit Kartenfunktion

Nur kurz darauf erreichten wir Brattleboro und fuhren durch diesen gemütlich wirkenden Ort. Es war noch relativ früh und wir hatten gute Lust, noch durch die Ortschaft zu schlendern. Sogar eine Art Dorffest sahen wir. Ein Besuch dort würde uns echt Spaß machen. Und Lebensmittel wollten wir ja ja auch noch einkaufen. Hier zu übernachten, wäre schon recht praktisch. Ich lenkte den Cadillac auf den Hotelparkplatz, wo uns gleich mal die ersten Chipmunks von einer Wiese aus beobachteten. Wie schön, endlich wieder Chipmunks.

Diese Tiere sind einfach putzig. Ich ging zur Rezeption und fragte nach einem freien Zimmer. Das würde es in der Tat noch geben, aber mit einem etwas mitleidigen Blick nannte sie mir den Preis, der dem Onlinepreis verdammt nahe kam. Ich sagte, dass ich das mit meiner Frau besprechen würde. Moni versuchte nämlich immer noch, online etwas anderes zu finden. Aber da war nichts. Da waren nur die Chipmunks, die uns mit ihren Blicken baten, zu bleiben. Also blieben wir.

Tanz am Pavillon
Tanz am Pavillon

Wir sahen die Chipmunks als Zeichen und außerdem wollten wir noch in den Ort. Also checkten wir schnell ein, brachten das Gepäck aufs Zimmer und zogen noch einmal los. Wir fuhren erst einmal zur Grünanlage Brattleboro Common, wo wir über das Dorffest schlendern. Ganz so, wie man es aus amerikanischen Serien oder Filmen geht, wurde hier mit zahlreichen Ständen gefeiert, getratscht, getanzt, getrunken und gegessen. Es wirkte richtig harmonisch. Große Plakate verkündeten, dass unser Hotel der Hauptsponsor dieses Festes sei. Na, da war das viele Geld für die Übernachtung wenigstens gut angelegt. Auf jeden Fall war es schön anzusehen, wie die älteren Personen auf der grünen Wiese synchron zur Live-Musik aus dem Pavillon tanzten.

Die Bibliothek von Derby Line steht genau auf der Grenze

Auch durch das Zentrum des Städtchens schlenderten wir noch gemütlich, so wie ebenfalls zum Ufer des Connecticut Rivers. Dieser bildet die Grenze zwischen Vermont und New Hampshire, so dass wir an diesem Tag tatsächlich vier Bundesstaaten betraten, die wir noch nicht kannten. Ein Verkehrsschild wies außerdem auf eine überdachte Holzbrücke hin, von denen es im Nordosten der USA und in Kanada jede Menge gibt. Wir wollten sie uns nicht entgehen lassen und fuhren noch kurz raus aus der Stadt, um die Covered Bridge zu besichtigen. Danach wurde es aber langsam dunkel und wir steuerten den Wagen nach New Hampshire rüber, wo wir bei Walmart all das kauften, was wir in den nächsten Tagen bräuchten. Und außerdem wollten wir dort auch noch eine Kleinigkeit essen. Das taten wir bis zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht.

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen der Interstate. Sie führte uns stets nach Norden durch eine waldreiche Landschaft, in der Ortschaften entweder nicht vorhanden oder so klein waren, dass es keine Hotels gab. So hatten wir am Vortag also alles richtig gemacht. Sonst hätten wir irgendwo gesessen und nicht gewusst, wo wir übernachten sollten. Denn eines stand fest: Wir wollten am Tag zuvor noch nicht nach Kanada rüber. Dafür gab es an der Grenze nämlich viel zu sehen.

Ausblicke in Vermont

Derby Line heißt der Ort auf der US-amerikanischen Seite der Grenze. Dort verließen wir noch vor dem großen Grenzübergang die Autobahn und fuhren zunächst in die Ortschaft. Unser Ziel war das Gebäude der Bibliothek. Leider hatte sie geschlossen, immerhin war Sonntag. Doch zumindest von außen konnten wir das ungewöhnliche Gebäude besichtigen. Es steht nämlich exakt auf der Staatsgrenze, die im Büchereisaal mit einer Linie markiert ist. Der Ein- und Ausgang in das Haus befindet sich auf der US-Seite. Wer von Kanada aus hinein möchte, darf die Grenze zu Fuß nur während der Öffnungszeiten überqueren und darf den Bürgersteig um das Haus herum nicht verlassen, bis man eben an der Tür ist.

Einreise nach Kanada

So schauten wir uns das Gebäude erstmal nur von der Südseite, der amerikanischen Seite aus an und waren dabei nur wenige Zentimeter von Kanada entfernt. Natürlich wagten wir es uns nicht, über die Grenze zu gehen. Dort, wo wir parkten, war noch ein Friedhof, der mit seinen herbstfarbenen Bäumen nett aussah. Daher spazierten wir dort noch kurz rüber und konnten vom Friedhof aus ebenfalls auf Kanada blicken. Der Friedhof liegt etwas erhöht und so hat man einen kleinen Ausblick auf Teile der Ortschaft Stanstead, die gleich auf kanadischer Seite liegt.

Das Haus steht direkt auf der Grenze
Das Haus steht direkt auf der Grenze

Natürlich spazierten wir noch ein weiteres Mal mit Pingu zur Bibliothek, aber dann stiegen wir in den Wagen und nahmen uns den offiziellen Grenzübergang vor. Es gibt nicht nur den Grenzübergang an der Interstate, sondern auch einen kleineren im Ort, den wir benutzten. Die Einreise war völlig problemlos. Niemand war vor uns und wir kamen sofort dran. Es folgten die üblichen Standardfragen, mit denen kurz abgecheckt wird, ob wir nervös sind und ob unsere Antworten plausibel sind. Danach schnappte der Grenzbeamte sich unsere Reisepässe, verschwand kurz im Büro und brachte sie uns gestempelt wieder zurück.

Damit waren wir endlich wieder in Kanada. Das freute uns sehr, doch wir begaben uns zunächst nicht weit in das Land hinein. Vielmehr blieben wir in Grenznähe. Denn nun wollten wir das Bibliotheksgebäude natürlich auch noch von kanadischer Seite aus besichtigen und fotografieren. Auch ein weiteres Pingufoto stand auf dem Plan. So setzten wir Pingu nur wenige Meter neben den Punkt, an dem er vorher schon für ein Bild posierte. Doch ein Wechsel von einem Punkt zum anderen wäre illegal gewesen.

Unterwegs auf der CANUSA-Street zwischen Kanada und der USA

Aber es gab noch einen weiteren interessanten Grenzort. Weiter westlich verläuft nämlich die Straße in den Ortsteil Beebe und auf dem Weg dorthin bildet sie für gut einen halben Kilometer die Staatsgrenze. In den Häusern auf der Nordseite leben also Kanadier, während ihnen gegenüber US-Amerikaner wohnen. Die Staatsgrenze verläuft exakt auf der Straße und der Gegenverkehr befindet sich demnach im jeweils anderen Land. Auch hier gibt es noch einen Grenzübergang. Dieser ist ganz kurios aufgebaut. Denn wenn man von der US-amerikanischen Seite kommt, erfolgt erst einmal die Ausreise.

Dann muss man den Querverkehr passieren lassen, der ja schon auf dieser kanadisch-amerikanischen Straße unterwegs ist. Man könnte hier theoretisch also abbiegen, doch dann würde die offizielle Einreise nach Kanada fehlen. Die erledigt man auf der gegenüberliegenden Straßenseite und erst dann darf man die CANUSA-Street in West-Ost-Richtung befahren. So heißt die Straße nämlich. Wir fanden es spannend und haben uns diese Grenze gerne angeschaut.

CANUSA Street
CANUSA Street

Danach stellten wir unseren Cadillac Escalade erstmal auf Kilometer um, denn das Land der Meilen haben wir nun für die nächsten Tage hinter uns gelassen. Auf dem Weg zur Autobahn sahen wir dann noch einen Steinkreis, der ganz interessant wirkte. Also stoppten wir erneut, immer noch nahe der Grenze. Der Steinkreis war mit kleineren Wanderwegen zu umrunden und markierte den 45. Breitengrad. Er befindet sich genau zwischen dem Nordpol und dem Äquator.

Im letzten Jahr hatten wir bereits eine Markierung hierfür bei Depoe Bay in Oregon gesehen. An dieser Stelle ist der 45. Breitengrad eben genau die Grenze zwischen den USA und Kanada. Der Steinkreis hatte große Ähnlichkeit mit dem berühmten Stonehenge in Südengland und wurde astronomisch so angelegt, dass man zu den jeweiligen Jahreszeiten an bestimmten Steinen den Sonnenaufgang beobachten kann.

Außerdem fielen mir hier zum ersten Mal rotbraun-schwarze Raupen auf, die gar nicht so klein waren und die wir im späteren Verlauf der Reise immer wieder sehen würden. Man nennt sie Woolley Bear und ja, wollig sehen sie aus. Unsere weitere Fahrt verlief an diesem Sonntag völlig entspannt durch Kanada und wir freuten uns über einen leckeren Tee und über Timbits bei der Kette Tim Horton’s. Bei den Timbits handelt es sich um leckere Quarkbällchen mit verschiedenen Geschmacksrichtungen.

Willkommen in Québec
Willkommen in Québec

Ankunft in Québec

Am frühen Abend erreichten wir Québec. Die Stadt sollte auf unserem Roadtrip die einzige sein, in der wir einen Pausentag einlegen und keine größere Fahrt vornehmen. Denn Québec wollten wir ganz in Ruhe besichtigen, ohne dass wir noch am Nachmittag irgendwo anderes hinfahren müssten. Daher buchten wir schon im Vorfeld in einem Hotel zwei Nächte.

Das Hotelzimmer war okay, aber ein wenig gewöhnungsbedürftig. Wir hatten ein Zimmer im Erdgeschoss und das hatte eine Schiebetür nach draußen. Man nannte das Terrasse, aber die Terrasse bestand lediglich aus ein paar Gehwegplatten, auf denen zwei Stühle standen. Gleich davor erstreckte sich der Parkplatz. Einerseits praktisch, denn so konnten wir unsere Koffer direkt aus dem Kofferraum in das Zimmer packen. Andererseits hat das irgendwie den Anstrich eines Motels, bei dem man direkt vor der Zimmertür parkt und man beim Verlassen des Zimmers sofort im Freien steht. Na ja, aber wir hatten schon seltsamere Zimmer in Nordamerika erlebt.

Michael Moll in Québec
Michael Moll in Québec

Später fuhren wir noch zu einer nahegelegenen Burgerbude, um uns etwas zu Essen zu holen. Eigentlich wollten wir auch noch durch die Shoppingmalls der Stadt schlendern, doch die Kanadier sind anscheinend etwas anders als die US-Amerikaner. Es war Sonntag und die Geschäfte hatten am Abend schon geschlossen. Darüber waren wir ein wenig verwundert, sind wir doch die langen Öffnungszeiten der USA gewohnt. Am nächsten Morgen ging es dann auf Erkundungstour durch die Stadt.

Dafür mussten wir erstmal ein Stück mit dem Wagen fahren, denn unser Hotel lag in der Nähe der beiden Brücken, die über den St. Lorenzstrom führen. Luftlinie sind das fast zehn Kilometer bis in die Altstadt. Also fuhren wir am Nordufer des Sankt Lorenz-Stroms entlang und stellten fest, dass es hier eine schöne Promenade für Spaziergänger und Radfahrer gibt.

Zunächst legten wir einen kleinen Stopp an einem Aussichtsturm ein, wo es zugleich einen Québec-Schriftzug in Übergröße zu sehen gab – ein schönes Fotomotiv für den Einstieg. Zwei Polizisten, die hier gerade einparkten und dann auf Streife gingen, grüßten freundlich, der Himmel strahlte hellblau und unsere Stimmung war mehr als gut. Wir fuhren an der Promenade entlang und fanden es klasse, wie diese gestaltet wurde. Breite Wege für Fußgänger und Radfahrer, die immer wieder von kleinen Besonderheiten unterbrochen wurden, wo man etwas zu schauen hatte. Und für die Autofahrer gab es jede Menge Parkplätze.

Spaziergang durch die Altstadt von Québec

Wir näherten uns dem Stadtzentrum und stellten den Wagen auf einem Parkplatz am Yachthafen ab. Schon auf dem Weg zum Parkplatz sahen wir zwei Kreuzfahrtschiffe, zum einen die Norwegian Sky und zum anderen das Luxuskreuzfahrtschiff Seabourne Quest. Wir ahnten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass wir letzteres noch drei Mal auf unserer Reise treffen würden. Gleich nach dem Einparken und dem klassischen Kauf des Parkscheins zogen wir los, um die Altstadt zu erkunden. Im Vorfeld lasen wir, dass Québec die europäischste Stadt Nordamerikas sei und ja, diesen Eindruck konnten wir schnell bestätigen.

Das lag nicht nur daran, dass hier in erster Linie Französisch gesprochen wurde, sondern auch an den fehlenden Wolkenkratzern und vor allen Dingen an der Altstadt. Diese zeigt sich nämlich mit kleinen Gassen, einem Schloss und einer Zitadelle ganz so wie man sie auch irgendwo in Frankreich erleben könnte. Im unteren Teil der Altstadt spazierten wir über den Place Royale zur Standseilbahn und zu den angrenzenden Treppen. Wir entschieden uns zunächst für den Weg zu Fuß, um in den oberen Teil der Altstadt zu gelangen.

Dort schlenderten wir natürlich rund um das beeindruckende Schloss und zur breiten Terrasse, die sich davor ausbreitet und einen tollen Blick auf den Sankt Lorenz-Strom ermöglicht. Der Terrasse folgten wir bis zu den Treppen, die über einen Steilhang bis zur Zitadelle führen. Auch hier genossen wir die Aussicht und die Möglichkeit, durch die Grünanlagen rund um die Zitadelle spazieren zu können. Durch verschiedene andere Gassen kehrten wir zur Altstadt zurück, besuchten die übergroßen Halloween-Figuren auf dem Rathausplatz, warfen einen Blick in die beiden Kathedralen und natürlich auch in die Souvenirläden.

Schloss in Québec
Schloss in Québec

Pingu-Bilder durften in Québec natürlich nicht fehlen

Eine ähnliche Runde drehten wir später ein zweites Mal, weil wir noch Pingu-Bilder machen wollten. Dafür holten wir Pingu aus dem Auto. Doch dieses Mal entschieden wir uns für die Fahrt mit der Standseilbahn. Wirklich notwendig ist die Fahrt nicht, man kann ja wunderbar außen herum hoch spazieren, wie wir es vorher taten. Aber wenn man schon mal in Québec ist… Und wir hatten noch ein paar kanadische Dollar von unserer letzten Reise in der Tasche. Belohnt wurden wir dafür mit einer ziemlich steilen und kurzen Fahrt, die aber auch irgendwie spannend war.

Nach unserer zweiten Runde durch die Altstadt von Québec hatten wir so ziemlich alles gesehen, was uns interessierte und wir begaben uns zum Wagen und dann zum Hotel zurück. Weil wir am Vorabend nicht dazu kamen, nutzten wir den dunklen Teil des Tages dazu, ein wenig durch die Geschäfte zu schlendern, um mal zu schauen, was es so an kanadischen Produkten gibt. Auch wollten wir noch ein paar Süßigkeiten einkaufen, die wir von unserer letzten Kanadareise kannten und seither nicht mehr gegessen hatten.

Am nächsten Tag machten wir uns dann auf dem Weg zu unserem Roadtrip von Québec nach Halifax.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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2 Kommentare zu „2023 – Mit dem Auto von New York nach Québec“

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