Als wir mit unserem Mietwagen durch die USA reisten und nach Nevada kamen, haben wir es uns natürlich nicht nehmen lassen, auch die Spielerstadt Las Vegas zu besuchen. Wir waren auf unserem Roadtrip zwar nicht besonders darauf aus, größere Städte anzusteuern, doch weit und breit ist ja nichts anderes und Las Vegas sollte man doch schon mal gesehen haben, besonders dann, wenn man ohnehin in der Nähe ist.
Schon vorab hatten wir ein Hotel herausgesucht, dass uns ganz passabel erschien. Es war das Tuscany Hotel, dass unter der Woche deutlich günstiger war als am Wochenende. So übernachteten wir von Donnerstag auf Freitag für umgerechnet rund 100 Euro während zwei Tage später die Übernachtung ca. 300 Euro kosten würde.
Das Hotel liegt nur zwei Blocks vom berühmten Boulevard entfernt. Ziemlich praktisch, denn so war man nah und fußläufig dran am Geschehen, aber hatte trotzdem seine Ruhe. Außerdem hatten wir hier eines der schönsten, wenn nicht sogar das schönste Hotelzimmer auf der gesamten Reise. Und wir hatten wirklich viele Hotelzimmer kennengelernt. Zumindest war es aber das größte.
So konnte unsere Besichtigung direkt starten. Das Wetter war natürlich hervorragend, immerhin liegt Las Vegas mitten in der Mojave-Wüste, was ständig blauen Himmel verspricht. Die Lage in der Wüste konnten wir schon auf dem Weg in die Stadt gut erkennen. Denn um Las Vegas herum gibt es eben nichts außer trostloser Landschaft. Und darüber hinaus fuhren wir durch einen kleinen Sandsturm. Feine Staubartikel schwebten durch die Luft und ließen die Hochhäuser der Stadt nur schemenhaft erkennen.
In der Stadt war davon kaum etwas zu spüren. Oder der Sandsturm hatte schon nachgelassen, als wir zu Fuß über den Las Vegas Boulevard schlenderten. Wir standen am Bally’s Hotel und Casino und blickten über die Straße hinweg zum legendären Bellagio Hotel und zum Caesar’s Palace.
Zunächst wussten wir vor lauter Eindrücken gar nicht, wo wir hingehen sollten. Es gab so viel zu sehen und zu erleben. Und es war irgendwie auch aufregend. Doch zugleich war es auch nicht unsere Welt. Wir waren einerseits fasziniert von dem, was wir sahen. Doch andererseits fragten wir uns, wofür man das alles hier benötigt.
Las Vegas ist eine künstliche Stadt, gerade mal ein Jahrhundert alt und man bekommt den Eindruck, alles was man in Las Vegas sieht, ist nur Plastik. Unecht. Kulisse. In eine dieser Kulissen gingen wir hinein und zwar in das Casino vom Hotel Paris nur wenige Meter entfernt. Es ist das Hotel mit dem Nachbau des Eiffelturms – natürlich.
Im Inneren des Casinos wurden wir von lauten Geräuschen diverser Spielautomaten begrüßt. Es war recht dunkel und roch eigenartig. Das war also ein klassisches Casino von Las Vegas. Überzeugen konnte es uns nicht wirklich doch wir schlenderten natürlich durch die Hallen des Casinos.
So ein Casino besteht meistens aus mehreren großen Hallen, die fließend ineinander übergehen. Dicker Teppich unter den Schuhen, der manchmal noch den Flair der 1980er-Jahre versprüht und schon geht es in die nächste Halle, wo eine Straßenszene nachgestellt wird. Dort gibt es dann keine Spielautomaten, sondern Souvenirläden, Shops und Restaurants bzw. Burgerbuden.
Im Fall des Hotel Paris war es eine französische Straße mit Bistros und klassischen französischen Schildern. Also eine Straße, so wie sich Amerikaner Frankreich vorstellen. Obwohl es gar nicht so schlecht aufgezogen war, das muss man ihnen lassen. Die Decke über uns war komplett gemalt und sollte einen Abendhimmel darstellen. Also von Illusion verstehen die Amerikaner was.
Wir gingen lange Wege und waren teilweise sogar orientierungslos. Irgendwann passierten wir auch mal die Zugänge zu den Fahrstühlen mit denen man zu den Hotelzimmern gelangt. Nur eine Rezeption, die hatten wir nirgendwo gesichtet. Aber es wird sie irgendwo geben. In anderen Casinos gab es auch Rezeptionen, wie wir später feststellten. Denn im Grunde sind die Hotels alle gleich aufgebaut.
Man betritt in der Regel das Gebäude durch das Casino. Oftmals muss man lange Strecken an Automaten und Spieltischen zurücklegen, bis man schließlich die Rezeption und damit das eigentliche Hotel erreicht. Das merkten wir aber erst bei unserem Rundgang durch mehrere Casinos. Unser Tuscany Hotel war dann doch eher in klassischer Form aufgebaut. Da fiel uns das nicht so auf.
Irgendwann wollten wir mal wieder an die frische Luft und verließen das Hotel Paris bzw. das dazugehörige Casino. Dabei stellten wir fest, dass wir sowieso nicht mehr in dem Hotel waren, sondern schon gleich nebenan im Bally’s Hotel. Irgendwie waren die beiden Bauwerke miteinander verbunden und wir merkten gar nicht, wie wir von einem zum anderen hinübergingen. Es war alles bunt, laut und verwirrend.
Und so standen wir wieder an der Kreuzung, blickten erneut auf das Bellagio und das Caesar’s Palace so wie einige Zeit zuvor und machten uns erneut auf den Weg, die Straße hinab zu gehen. Dieses Mal ließen wir den Eiffelturm links liegen. Wir wollten ja mal etwas anderes sehen, als immer nur das gleiche Casino.
Weit kamen wir allerdings nicht. Schon das nächste Bauwerk lockte uns in seine Fänge. Wir hatten nämlich langsam Hunger bekommen und dachten, wir könnten ja mal eben im Planet Hollywood etwas zu essen bekommen. Nachdem wir das Gebäude betraten, befanden wir uns in einem riesigen Einkaufszentrum mit allem, was dazugehört. Auf dem Gang zwischen den zahlreichen Geschäften konnte man sich sogar massieren lassen. Eine Art Massage to go.
Es hörte also nicht auf mit den Eindrücken. Zu essen bekamen wir erst etwas, nachdem wir wieder draußen waren. Irgendwo im Food Court, wo zahlreiche Burgerbuden in einem Gebäude untergebracht sind. Gleich neben dem M&Ms-Laden und nur wenige Meter vom Hard Rock Café entfernt.
Von dort sind es nur noch wenige Meter bis zum MGM Grand Hotel, wo wir die Straßenseite wechselten und den Boulevard zurückgingen. Im autofahrerfreundlichen Amerika benutzt man hierfür natürlich Fußgängerbrücken, damit sich Autofahrer und Fußgänger bloß nicht in die Quere kommen.
Weniger als eineinhalb Kilometer ist die Strecke lang, die wir bis zum Wendepunkt zurücklegten. Doch weil es eben so vieles zu sehen gibt und man auch innerhalb der Gebäude weite Wege zurücklegt, ging fast der gesamte Tag für dieses kurze Stück drauf. Auf der anderen Straßenseite fing es schon langsam an zu dämmern.
Wir betraten dort natürlich auch das Hotel New York-New York. Auch dieses Hotel ist mal wieder gigantisch groß. Es wurde 1997 eröffnet und hat die Optik von der Skyline von New York aus den 1940er-Jahren. Vor dem Gebäude erhebt sich die Freiheitsstatue und außerdem gibt es einen kleinen Nachbar der Brooklyn-Bridge. Spannend auch die Tatsache, dass dieses Hotel eine eigene Achterbahn beherbergt.
Wir schlenderten durch das Casino und wollten uns mal die Achterbahn anschauen. Aber weit kommt man nicht, wenn man sie nicht wirklich befahren möchte. Daher gingen wir gleich weiter in das nächste Casino. Es gehört zum Hotel Monte Carlo und war wieder einmal der weitläufige Eingangsbereich des Hotels – zumindest, wenn man vom Boulevard, dem sogenannten Strip, kommt.
Mittlerweile waren wir aber von den Casinos schon ein wenig erschlagen. Es wiederholte sich alles: Bunt flimmernde Bildschirme, blinkende Knöpfe und meist alte Damen mit einem alkoholischen Getränk in der Hand, die wie betäubt vor den Spielautomaten saßen. Es gibt schöneres. Doch trotzdem, aber vielleicht auch gerade deswegen, wagten wir auch unser Glück.
An einem Roulette-Automaten steckten wir vorsichtig einen Dollarschein ein. Weg. Ein zweiter Dollarschein folgte. Weg. Ingesamt opferten wir fünf Dollar und erhielten bei zwei Gewinnen jeweils einen Voucher mit einem Gesamtwert von ebenfalls fünf Dollar. Na, das war doch was. In Las Vegas gedaddelt und nichts verloren. Kein schlechter Schnitt. Mit unseren zwei Gutscheinen begaben wir uns zu einer Art Wechselstube, wo wir echte fünf Dollar zurück erhielten.
Als wir wieder draußen waren, dunkelte es bereits und wir konnten Las Vegas auch im Glitzerlicht erleben. Natürlich ließen wir es uns nicht nehmen, mal einen Blick in das Luxushotel Aria zu werfen. Dieses unglaublich große Resort ist ja schon in einigen Filmen zur Kulisse geworden, was nicht wirklich verwundert, wenn man vor dem Palast steht, zu dem auch eine Monorailbahn gehört.
Zum Abschluss folgte noch das legendäre Bellagio mit seinen Wasserspielen in dem kleinen See vor dem Hotel. Aber nicht nur die Wasserspiele interessierten uns, sondern auch das Innenleben des Hotels. Da wir Ende September vor Ort waren, war die Lobby bereits komplett im Halloween-Design geschmückt. Unserer Meinung nach ein wenig zu früh, aber dafür sah es ziemlich gut aus.
Danach reichte es uns aber auch so langsam. Wir gingen müde zurück zu unserem Hotel und machten uns am nächsten Tag wenigstens noch auf die Suche nach dem berühmten Las Vegas-Schild. Auf weitere Hotels und Casinos verzichteten wir. Am Schild stand eine Reihe mit geduldig wartenden Touristen, die sich alle davor fotografieren wollten. Wir machten es ihnen gleich und fuhren nach dem Foto wieder raus in die Wüste.
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