Ein kurzes Wochenende – eine kurze Reise. So einfach ist das. Wieder einmal brauchten wir Bildmaterial für ein Buchprojekt und zwar ging es dieses Mal um diverse Wohnmobilstellplätze und Campingplätze. An sich eine einfache Geschichte, aber ein paar Kilometer waren halt trotzdem zurückzulegen.
Vom Münsterland aus mussten wir zunächst an den Niederrhein, wo wir mehrfach stoppten und baustellenbedingt Probleme hatten, in Jülich in das Zentrum zu gelangen. Aber gut, das verzögerte unsere Fahrt einfach nur, hielt uns aber nicht von der Aufgabe ab. Wir ließen es dieses Mal sowieso relativ ruhig angehen und machten noch einige Besorgungen an Lebensmitteln in Roermond.
Das Navi führte uns nämlich über die niederländische Seite in den Selfkant. Dort, wo sich der westlichste Punkt Deutschlands befindet. In Gangelt wollten wir nach getaner Arbeit unsere erste Nacht verbringen. Den Wohnmobilstellplatz kannten wir bereits von einem Aufenthalt im letzten Jahr, als wir mit dem Wohnmobil am Niederrhein entlang fuhren. Dieses Mal war der Stellplatz aber ziemlich voll und wir bekamen nur mit Glück eine freie Stellfläche.
Reiskuchen im Hohen Venn
Kaum angekommen, zogen wir nochmal zu Fuß los und spazierten durch die Natur über die Grenze in die Niederlande. Am nächsten Morgen stand natürlich weiter unsere Arbeit an, aber nicht nur das. Denn da wir wussten, dass wir in der Nähe des Hohen Venns unterwegs sein würden, bestellten wir vorab telefonisch in einer Bäckerei belgischen Reiskuchen. Ich glaube, die Bäckerei kennt uns schon, weil wir das immer wieder mal machen und mir hat es vor der Reise Spaß gemacht, mal wieder auf Französisch zu telefonieren.
Irgendwie gibt das so einem kurzen Wochenende noch ein Hauch von Ferne und Reiseabenteuer, wenn man zuvor etwas in einer fremden Sprache organisieren muss und man innerhalb dieser gerade einmal 48 Stunden gleich zwei weitere Länder aufsucht. Gegen Mittag kamen wir im Hohen Venn an und ließen es uns natürlich auch nicht nehmen, den Wanderwegen wenigstens einen kleinen Besuch abzustatten. Ein bisschen haben wir aber für uns festgestellt, dass wir das Hohe Venn lieber in der kälteren und raueren Jahreszeit mögen. Grün ist super, aber irgendwie gehört für uns das raue Wetter dazu
Gerne wären wir länger geblieben, doch ein paar Aufgaben hatten wir noch. So fuhren wir also wieder nach Deutschland zurück und stoppten kurz an der Quelle der Erft und hielten auch am Radioteleskop Effelsberg an. Diese riesige Antennenschüssel ist schon beeindruckend und hatten wir vorher noch nie aus dieser Nähe besichtigt.
Mit dem Wohnmobil ins Ahrtal
Von dort aus ging es zu unserem letzten Pflichtpunkt für diesen Tag. Wir mussten in das Ahrtal. Das Ahrtal war zwei Jahre zuvor von einer fürchterlichen Flutkatastrophe getroffen worden. Damals habe ich das aber zugegebenermaßen nur am Rande mitbekommen. Ich hatte kurz zuvor einen schweren Unfall mit einer Teilamputation meines Fingers. Das zog einige Krankenhausbesuche nach sich und gleichzeitig zogen wir von Essen nach Nordkirchen – mit der Hand in Gips. Daher hatte ich zu dem Zeitpunkt kaum Nachrichten gehört oder gelesen.
Aber natürlich wusste ich jetzt Bescheid und dachte mir, es wäre keine schlechte Idee, einen der betroffenen Camping- und Stellplätze mit in das Buch aufzunehmen, um auf diese Weise ein wenig Werbung für den Tourismus im Ahrtal zu machen. So kamen wir in der kleinen Ortschaft Mayschoß an und stellten unser Wohnmobil auf dem neuen Stellplatz ab. Es war erschreckend zu sehen, wie auch zwei Jahre nach der Flutkatastrophe noch so viel zerstört war.
Natürlich sahen wir auch viele neue Einrichtungen. Die Straße im Sahrbachtal, einem Seitental des Ahrtals, war beispielsweise komplett neu. Das bemerkten wir bereits bei der Anfahrt vom Radioteleskop Effelsberg aus. Auch ein Sportplatz in Mayschoß glänzte ganz neu, aber es waren eben auch noch jede Menge Gebäude, die zerstört und unbewohnt waren. Auch jede Menge Lücken taten sich zwischen einzelnen Häusern auf, wo deutlich zu erkennen war, dass hier nur noch der Abrissbagger nutzte.
Zwei Jahre nach der Flutkatastrophe
Positiv überrascht waren wir über die große Anzahl an Wohnmobilen, die auf dem neuen Wohnmobilstellplatz standen. So kommt also auch aus touristischer Sicht wieder Bewegung in das Ahrtal. Wir zogen zu unserem abendlichen Spaziergang auch wieder los und erklommen den Hügel, auf dem die Saffenburg steht, genossen den Ausblick über die Landschaft und waren ein wenig verwundert, dass selbst Wanderwege noch gesperrt waren. Wie gesagt, zwei Jahre waren bereits vergangen.
So mussten wir beim Spazierengehen ein wenig improvisieren, besuchten noch die etwas höher gelegene Kirche auf der anderen Talseite und versuchten eine Umrundung der Ahrschleife zwischen Mayschoß und Laach. Aber auch das funktionierte nicht, weil ein großer Teil des Weges bzw. der Landschaft weggerissen war.
Am nächsten Morgen stand dann die Heimfahrt an, auf der wir abermals noch ein paar Zwischenstopps für Fotos einlegen mussten. So fuhren wir über Bergheim in der Eifel in die Landeshauptstadt Düsseldorf und durch das Ruhrgebiet zurück nach Hause ins Münsterland. Was sich jetzt vielleicht nach viel Fahrerei anhört, war eine entspannte Tour und verdeutlichte uns mal wieder, wie viel man an einem normalen Wochenende sehen und erleben kann.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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