Mit den folgenden Zeilen schreibe ich ausnahmsweise mal keinen Reisebericht. Aber es ist mir wichtig, das Erlebte in Worte zu fassen und niederzuschreiben. Allerdings werde ich dabei aus rechtlichen Gründen absolut sachlich, neutral und emotionslos erzählen, was geschehen ist. Ich kann lediglich versichern, dass man zumindest an einer Stelle starke Nerven benötigt.
Es geht nämlich um einen Unfall. Ein Unfall, der mir körperlich und auch psychisch zu schaffen gemacht hat. Ein Unfall, bei dem ich auch lange Zeit Existenzängste hatte, weil ich nicht wusste, ob ich meine selbstständige Arbeit in der gewohnten Form ausüben könnte. Und ein Unfall, bei dem ich einen hohen finanziellen Schaden erlitt.
Der Unfalltag
Es war der 11. Mai 2021, ein Dienstag. Ich saß wie gewohnt am Rechner und arbeitete an einem meiner Reiseführer. Der Wohnmobilstellplatz war geschlossen, da wir uns im zweiten Corona-Lockdown befanden. Es klingelte an der Tür und es wurden uns drei Pakete geliefert.
Der Inhalt bestand aus fünf Strandliegen, die wir für unseren Wohnmobilstellplatz Nordkirchen bei der Fa. Flyeralarm bestellt hatten und mit unserem Emblem bedrucken ließen.
Meine Frau und ich öffneten das leichteste der drei Pakete und entnahmen ein Holzgestell sowie eine bedruckte Plane, bei der es sich um die Liegefläche handeln sollte. Eine Anleitung für den Zusammenbau war in dem Paket nicht enthalten.
Wir legten das Holzgestell auf den Boden und öffneten es, so dass es einer Strandliege optisch bereits sehr nahe kam. Anschließend spannten wir die Plane bzw. Liegefläche in den Holzrahmen ein und stellten zu zweit fest, dass wir alles richtig gemacht haben.
Daraufhin setzte ich mich vorsichtig in die Strandliege, die ich dabei jeweils rechts und links mit der Hand unter meinem Gesäß festhielt. Die Strandliege ist laut der Produktbeschreibung auf der Webseite von Flyeralarm für ein Gewicht von 110 Kilogramm ausgelegt, das ich bei Weitem nicht erreiche.
Trotzdem brach das Holzgestell unter mir zusammen, als ich mich hineinsetzte. Da ich mit den Händen das Gestell festhielt und eine Strandliege üblicherweise aus einem Klappmechanismus besteht, geriet mein rechter Mittelfinger genau in diesen Klappmechanismus und wurde durch die Scherenfunktion zum Teil abgetrennt.
Die genaue Diagnose kannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Ich hatte wahnsinnige Schmerzen, hielt mit der linken Hand meinen rechten Finger und tropfte mit dem Blut den Boden voll. Ich habe mich nicht getraut, zu gucken. Dass das nicht nur eine kleine Schürf- oder Schnittwunde war, war mir aber sofort klar. Meine Frau stand beim Unfallhergang genau vor mir und hat alles mit ansehen müssen.
Trotzdem nahm sie sich geistesgegenwärtig das Telefon und wählte die Notrufnummer. Damit sie den abgetrennten Teil des Fingers auf Eis legen konnte, übernahm ich das Gespräch und hoffte, zugegebenermaßen mit Panik in der Stimme, dass der Rettungswagen schnellstmöglich kommen würde.
Das tat er zum Glück auch und holte mich ab. Trotz der furchtbaren Situation realisierte ich, dass der RTW nur wenige Augenblicke brauchte, um aufzutauchen und mir helfen zu können. Schnell wurde die Lage geschildert und schon ging es dann auch los. Auf der holperigen Fahrt in das Uniklinikum erfuhr ich, dass der RTW gerade in der Nähe gewesen sei, als der Notruf einging. Das erklärte natürlich, warum es so schnell ging.
In der Notaufnahme angekommen, wurde mir zunächst ein Tropf angelegt, weil mein Kreislauf absackte. Im Nachgang weiß ich nicht mehr, wie lange das ganze Prozedere dauerte. Ich kann mich nur noch erinnern, dass ich zum Röntgen gefahren wurde und dass ich rund eine Dreiviertelstunde im OP war. Während der gesamten Zeit habe ich nicht einmal auf den Finger geblickt. Im OP versuchte man mich, mit Gesprächen und Musik abzulenken. Durch einen Sichtschutz hatte ich hier sowieso keinen Blick auf den Finger.
Im Anschluss bekam ich einen sogenannten Okklusionsverband, der dazu dienen soll, die Heilung anzuregen, indem die Wunde praktisch in ihrer eigenen Flüssigkeit regeneriert. Zumindest so mein Laienverständnis. Einige Stunden blieb ich noch in der Notaufnahme zur Beobachtung, da man wissen wollte, ob der Verband dicht ist. Mit dem Taxi fuhr ich am späten Abend schließlich wieder nach Hause.
Die medizinischen Folgen
Der Befund, den ich am Abend zuhause gelesen hatte, besagte, dass ich eine Amputation der Fingerbeere erlitten habe. Das sagte mir zunächst einmal gar nichts. Aber das Wort Amputation löste bei mir einen weiteren Schock aus. Es fehlte etwas. Das war klar. Es fehlte etwas, was am Morgen des Tages noch da war. Wie viel genau fehlte, wusste ich noch nicht. Die Hand war verbunden und betäubt. Außerdem hatte ich Schmerzmittel zu mir genommen.
Aus medizinischer Sicht war eigentlich alles getan. Ich sollte wieder in die Notaufnahme kommen, wenn der Verband undicht ist und Blut zu sehen sei. Das passierte leider noch am selben Abend. Vorne an der Spitze des Verbandes färbte dieser sich rot. Mit völliger Unsicherheit und eigentlich auch Angst über das, was da im Verband vor sich geht, ging es also erneut zum Krankenhaus. Dort fand man es schade, den Okklusionsverband entfernen zu müssen, weil das dem Heilungsprozess schaden würde. Aber gleichzeitig musste er auch dicht sein und offensichtlich war er das nicht. Ich erhielt einen neuen Verband und wurde wieder entlassen.
Die Nacht verbrachte ich eingewickelt in Kissen und Decken auf der Couch, um nicht im Schlaf irgendwo gegen einen harten Gegenstand am Bett zu stoßen. Dieses Prinzip hatte sich bewährt, so dass ich das auch in den folgenden Nächten einbehielt. Nur einmal stieß ich dennoch gegen die Wand, was mich schmerzerfüllt weckte.
Vier Tage nach dem Unfall durfte unser Wohnmobilstellplatz nach dem zweiten Lockdown wieder öffnen. Die Freude darüber war prinzipiell groß, aber durch den Verband und die Schmerzen stark getrübt. Meine Anwesenheit auf dem Platz war außerdem nur von kurzer Dauer. Denn plötzlich war wieder Blut an der Spitze des Verbandes zu sehen. Also ging es wieder zum Krankenhaus, wo man sich meiner erneut annahm. Leider war der Tag danach sogar von zwei Aufenthalten im Krankenhaus geprägt. Sowohl am Mittag als auch am Abend färbte sich der Verband blutrot, weshalb ich erneut vorsprechen musste.
Mittlerweile erfuhr ich, dass das Nagelbett noch vorhanden gewesen sei. Das sei ein gutes Zeichen teilte man mir mit. Ein Teil des Fingernagels würde daher nachwachsen können. Bis dahin hatte ich einen Kunstnagel. So wurde er genannt. Bei einem der Verbandswechsel beschrieb man mir, was unter einem Kunstnagel zu verstehen sei. Es handelte sich um ein Plastikstückchen, das aus einer Spritze formschön und passend zurecht geschnitten wurde. Regelmäßig musste ich in den ersten sieben bis acht Wochen nach dem Unfall zum Krankenhaus bzw. zur dortigen Handchirurgie, um den Verband wechseln zu lassen. Während aller Wechsel habe ich es nicht geschafft, mir den Finger anschauen zu können.
Im Laufe der Zeit wurde der Verband aber immer kleiner. Der Okklusionsverband inklusive Schiene wich einem kleineren Verband, der nur noch über den Finger gestülpt wurde. Das war natürlich sehr unangenehm. Mit diesem Verband konnte ich aber zumindest schon zur Physiotherapie gehen, die mir verordnet wurde. Immerhin hatte der Finger wochenlang keine Bewegung erhalten und es war sehr schmerzhaft, den Mittelfinger am hinteren Gelenk wieder etwas bewegen zu können. Schon beim Wechsel vom Okklusionsverband auf den kleineren Verband nur für den Mittelfinger war es bereits eine Erleichterung, die anderen Finger wieder spüren und bewegen zu können.
Nach etlichen Wochen löste sich die Befestigung für den sogenannten Kunstnagel, der mir dann halb vom Finger hing und keinen schönen Anblick bot. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich hin und wieder auf meinen Finger schauen können. Von dem Moment an war das für die nächsten Wochen wieder vorbei und ein weiterer Arztbesuch stand an. Insgesamt hatte ich 14 Aufenthalte im Krankenhaus, drei Vorsprachen bei meiner Hausärztin und rund zwei Dutzend Termine bei der Physiotherapie.
Vier Monate nach dem Unfall entzündete sich die noch nicht ganz verheilte Wunde und ich musste im Ausland ebenfalls einen Arzt aufsuchen. Mit Jod und Antibiotika wurde die Entzündung eine Woche lang behandelt. Noch jetzt, nach über einem Jahr spüre ich bei der Berührung der Fingerspitze ein leichtes Kribbeln. An einer Stelle gibt es eine Verhärtung, die dort nicht sein sollte und der Nagel ist mittlerweile so weit gewachsen, dass ich ihn sogar vorsichtig schneiden kann. Ein Knibbeln des Fingernagels ist nicht möglich. Der Finger ist rund einen halben Zentimeter kürzer, was erfreulicherweise deutlich weniger ist als in den ersten Wochen nach dem Unfall angenommen. Der Fingernagel wächst allerdings nicht mehr gerade nach vorne, sondern bogenförmig nach unten.
Dadurch tippe ich beim Schreiben auf der Tastatur nicht mehr mit der Fingerkuppe, sondern mit dem Fingernagel. Die Kuppe im eigentlichen Sinn ist ja nicht mehr vorhanden. Aber ich musste auch einige Dinge neu lernen. Vor allen Dingen das Schreiben auf der Tastatur war anders. Manche Tasten traf ich nicht sofort auf Anhieb, weil der Finger eben nicht mehr wie früher bis zu der gewünschten Taste reichte.
Die psychischen Folgen
Psychische Folgen? Ja, die gab es natürlich auch. Ich bin zwar einiges gewohnt. Ob nun eine Durchquerung des Grand Canyon mit 50 Kilometern an einem Tag oder ein Weltrekord mit dem Fahrrad, bei dem ich in 24 Stunden 335 Kilometer in sechs Staaten zurücklege. Aber das ist freiwillig und kann jederzeit von mir abgebrochen werden. Einen Finger ohne eigenes Zutun, plötzlich unerwartet und nicht gewollt zu verlieren, ist dann doch schon eine ganz andere Dimension.
Auch über sieben Monate später hatte ich den Unfall noch nicht überwunden, wie mir meine Hausärztin bescheinigte. Ich hatte mir nämlich sieben Monate später einen anderen Finger böse gestoßen. Grundsätzlich nichts wildes. Nur sehr schmerhaft und ein lange anhaltendes Hämatom unter dem Fingernagel. Doch da war sie plötzlich – die Angst davor, wieder einen Finger bzw. einen Teil eines Fingers zu verlieren. PTBS – Posttraumatische Belastungsstörung, so nennt sich das, wenn man beispielsweise durch Flashbacks an vorherige traumatische Ereignisse erinnert wird. Und ja, PTBS habe ich wohl. Sonst hätte ich beim zweiten, deutlich harmloseren Vorfall nicht so überreagiert.
Aber die psychischen Folgen begannen schon viel früher. Das früheste Ereignis nach dem Unfall war wohl am selben Abend, als ich zu Hause war und den Befund des Krankenhauses überflogen habe. Dort war die Rede von Amputation. Nun, den Begriff Amputation habe ich bis dahin immer mit dem Verlust eines Armes oder Beines in Verbindung gebracht. Jetzt stand da dieses Wort und über dem Text prangte mein Name. Es ging um mich. An mir wurde etwas amputiert. Das war erschreckend. Seltsam und unwirklich. Da war er also, der nächste Schock nach dem eigentlichen Unfall. Ich legte den Befund zur Seite ohne ihn je gelesen zu haben. Bis heute nicht. Und ich habe es in Zukunft auch nicht mehr vor. Dieses eine Wort reichte mir.
Noch an diesem Abend beschloss ich, nicht nur die körperliche Verletzung heilen zu lassen, sondern auch die psychischen. Am nächsten Morgen vereinbarte ich einen Termin bei einer Psychotherapeutin, die im Rahmen von Unfallfolgen und PTBS helfen sollte. Noch nie war ich in einer Psychotherapie-Behandlung. Doch das war wohl jetzt angebracht und ich hatte keinerlei Hemmungen. Ich wollte einfach nur reden und hoffte, dass mir das helfen würde. Denn in meinem Kopf rumorte es natürlich. Ich hatte Angst, ob ich meinen Job noch weiterhin ausüben könne. Schreiben, vor allen Dingen schnelles Schreiben an der Tastatur und Fotografieren – das sind die beiden wesentlichen Elemente, mit denen ich meine Arbeit mache. Wenn ich das nicht mehr könnte oder nicht mehr so gut könnte, dann hätte ich mehr als nur ein medizinisches Problem. Ein Gips für ein paar Wochen war die eine Sache, aber dauerhaft eingeschränkt zu sein, wäre fatal. Drei Sitzungen wurden es im Endeffekt. Drei Sitzungen, in denen ich rückwirkend sagen kann, dass ich nichts Neues über mich erfahren habe. Aber es tat gut, mit einer fremden Person darüber zu sprechen, was vorgefallen ist und was mir Sorgen bereitet. Eine Person, die nicht vertraut ist und dennoch zuhört. War schon nicht schlecht und ich würde es wieder tun.
Natürlich habe ich mich auch mit Schicksalen anderer Menschen befasst. Ich erinnere nur an den Film „127 Hours“, der auf einer wahren Begebenheit beruht. Ich hatte schon viel von dem Film gehört, ihn aber nie gesehen. Dabei bin ich auch bis heute geblieben. Aber ich habe nun den Wikipedia-Artikel zum Film gelesen und fand es beeindruckend und erschreckend zugleich, was der verunfallte Mensch in der Realität getan hat. Aus reinem Überlebenswillen. Und genauso beeindruckend fand ich die Tatsache, dass er bereits ein Jahr später wieder in den Bergen unterwegs sein konnte. Ich will hier nicht zu sehr spoilern.
Außerdem gibt es da draußen natürlich viele, viele andere Menschen, die ganz andere, schlimmere Schicksale durchmachten. Aber wie das eben so ist: Das eigene Schicksal beschäftigt einen zunächst einmal am meisten. Und meines war eben jetzt, dass ich damit klar kommen musste, einen Teil meines Fingers verloren zu haben. Ich musste lernen, auf der Tastatur in gleicher Geschwindigkeit wie zuvor, die richtigen Tasten zu treffen. Das gelingt mir noch immer nicht ganz genau. Selbst bei diesem Satz vertippe ich mich hin und wieder. Aber es wird besser. Zum Glück.
Aber zur Psyche gehört auch, zu lernen, dass der Finger nun anders aussehen würde. Der Fingernagel wächst jetzt, von der Seite betrachtet, wie ein Papageienschnabel nach unten. Das sieht ungewöhnlich aus. Und der Finger ist halt auch kürzer. Seltsam. Meine Unversehrtheit ist dahin. Das musste ich lernen und akzeptieren.
Trotzdem, auch wenn ich dabei Fortschritte mache, so kommt doch hin und wieder die Erinnerung zurück. Besonders, wenn man versucht, in einem Text wie diesen, alles sehr detailliert zu beschreiben. Es gab die ein oder andere Textstelle, bei der ich eine mehrtägige Pause einlegte.
Verändert hat mich der Unfall auch in Sachen Vorsicht. Autotüren, die zugeschlagen werden? Schubladen, die man zuschiebt? Gegenstände, die sich schnell bewegen und die zu Unfällen führen können, werden nun mit deutlicher größerer Vorsicht benutzt. Und ich halte mir nun stets vor Augen, wie schnell ein eigentlich schöner Tag in eine Katastrophe münden kann. Gerade eben noch den kommenden Abend geplant und im nächsten Augenblick auf der Bahre im Rettungswagen. Nutze den Tag – abgedroschen aber treffend. Man hat nur dieses eine Leben und das sollte ausgekostet werden. Keine neue Erkenntnis, aber nach solchen Vorfällen weiß man manche Dinge besser zu schätzen. Es hätte ja auch noch schlimmer ausgehen können.
Die rechtliche Situation
Achtung, ab hier nur noch rein sachlich.
Gekauft hatte ich die Liegestühle bei der Firma Flyeralarm. Fünf Stühle wurden in drei Paketen geliefert. Im ersten und einzigen geöffneten Paket war ein Holzgestell und eine bedruckte Sitzauflage enthalten. Eine Aufbauanleitung gab es nicht.
Für mein Verständnis hatte ich beim Aufbau nichts falsch gemacht. Der Stuhl klappte in sich zusammen, als ich mich hineinsetzte. Das zulässige Gewicht betrug laut Angaben der Website von Flyeralarm 110 kg. Von diesem maximalen Gewicht war und bin ich weit entfernt. An dem Holzgestell waren Kunststoffnasen angeschraubt, die eine Querleiste halten sollten. Diese Kunststoffnasen waren sehr weich und knickten bei Belastung um, als ich mich in den Stuhl setzte. Daraufhin brach die Konstruktion in sich zusammen.
Für mich stand fest, dass die Schuld für diesen Unfall beim Hersteller bzw. bei der Firma Flyeralarm liegt. Daher schaltete ich einen Anwalt ein, der die Produkthaftung prüfen sollte. Die Firma Flyeralarm reichte das Schreiben an ihre Versicherung weiter. Diese forderte zunächst Bilder von der Verletzung an, welche natürlich nicht geliefert werden konnten, da die Hand eingegipst war. Daraufhin geschah lange Zeit nichts und die Versicherung musste nach geraumer Zeit gebeten werden, erneut zu antworten.
Das tat sie auch und teilte mit, dass die Firma Flyeralarm nicht der Hersteller des Liegestuhls sei. Hersteller sei eine Firma mit Sitz im polnischen Krakau. Und „Produkthaftungsschäden sind – wenn der Hersteller im Bereich der EU die Produkte herstellt – unmittelbar bei dem Hersteller geltend zu machen.“
Als ich diese Information erhielt, war ich gerade zufällig 100 km von Krakau entfernt und hatte am nächsten Tag ohnehin vorgehabt, die Stadt an der Weichsel zu besuchen. Ich kenne die Stadt aus zahlreichen Besuchen gut und fuhr am nächsten Morgen direkt zu der Adresse, wo sich die Herstellerfirma befinden sollte. Leider bestand die Adresse lediglich aus einem Mehrfamilienwohnhaus in einem Wohngebiet. Hier gab es weder ein Geschäftslokal noch eine Adresse. Von einer Firma, die Holzstühle bzw. Werbeartikel herstellt, ganz zu schweigen.
Was es mit dieser Firma auf sich hat, habe ich leider nie erfahren. Der Anwalt riet mir davon ab, weiter vorzugehen, da die Kosten höher ausfallen würden als eine mögliche Schadensersatzleistung. Ich stecke leider nicht genug in der Materie drin, um das weiter zu erläutern, ohne dass ich etwas Falsches sage. Aber die laienhafte Kurzform lautet, dass ein Schadensersatz von der Firma Flyeralarm nach EU-Recht offensichtlich nicht geleistet werden muss und zwar weil die Firma Flyeralarm einen anderen Hersteller benennen kann.
Von der Firma Flyeralarm erhielt ich keine Erstattung für die Produkte, die ich natürlich nicht verwenden werde. Diese Erstattung hätte ich nur erhalten, wenn ich als Endverbraucher bestellt hätte, aber nicht als Unternehmer. Ich erhielt von der Firma Flyeralarm noch nicht einmal ein Antwortschreiben oder ein Ausdruck des Bedauerns.
Fazit
Somit bin ich auf allen Kosten (Strandliegen; Eigenanteil Rechtsanwalt; Fahrkosten Krankenhaus; Eigenanteile für medizinische Produkte und Physiotherapie) sitzengeblieben. Doch viel schlimmer: An meinem Mittelfinger fehlt nun ein Stück und noch immer, ein Jahr nach dem Vorfall, fühlt sich die verbliebene Fingerkuppe anders an. Die Haut spannt und die Spitze schmerzt zuweilen.
Geblieben ist auch das Trauma. Egal, wo ich mich hinsetze – ich mache es nur noch sehr, sehr langsam und vorsichtig. Bei Sitzmöglichkeiten, die mir suspekt sind, weil sie zusammenklappen könnten, lasse ich es entweder bleiben oder habe Flashbacks, die mich an den grauenvollen Tag und die Folgen erinnern.
Wenn man mich also nach meinen Erfahrungen mit der Firma Flyeralarm fragt, dann habe ich da meine eigene Meinung zu.