Ich will es mal vorab schreiben: Die Shetland-Inseln lassen sich ganz problemlos mit dem Wohnmobil bereisen. Und es macht auch noch Spaß dabei. Aber kein Wunder, denn die weit im Norden gelegenen Inseln gehören bekanntlich zu Schottland und Schottland ist ja allgemein ein beliebtes Reiseziel für Wohnmobilisten wie auch die Nachfrage nach meinen Reiseberichten aus den Jahren 2013 und 2015 beweist.
Das einzig unglückliche mit den Shetland-Inseln ist natürlich die Anreise. Denn eben weil die Inseln so weit entfernt liegen, erfordert das eine längere Schiffspassage, die wiederum nicht ganz günstig ist. Wenn man etwas mehr Zeit mitbringt, lohnt sich aber die Kombination aus Shetland-Inseln und Orkney-Inseln.
Beide Inselgruppen werden von North Link Ferries bedient und diese Fährgesellschaft bietet eine schöne Rundreisemöglichkeit beginnend im schottischen Aberdeen. Von dort gelangt man nach Lerwick, zur Hauptstadt der Shetland-Inseln. Später kann man dann von Lerwick aus nach Kirkwall reisen, der Hauptstadt der Orkney-Inseln.
Und zu guter Letzt geht es dann in einer sehr kurzen und schnellen Fahrt von Stromness nach Scrabster, womit man wieder schottisches Festland erreicht hat. Natürlich kann man die Strecke auch andersherum fahren.
So haben wir es gehalten, als wir 2015 mit dem Wohnmobil durch Schottland fuhren und in der Nähe des nördlichsten Punkts von Großbritannien zum Inselhopping aufbrachen.
Aber die Abgeschiedenheit der Shetland-Inseln, das raue Wetter und die karge Landschaft sorgen natürlich auch dafür, dass es dort keinen übermäßigen Touristenrummel gibt.
Das wichtigste und größte Eiland der Inselgruppe ist Mainland. Der Name dieser Insel ist ein wenig schlicht, aber zutreffend. Es ist eben die Hauptinsel, die auch den größten Anteil der Landmasse besitzt. In Nord-Süd-Ausdehnung befindet sich ungefähr auf der Hälfte die Hauptstadt Lerwick.
Nun, die Hauptstadt ist nett und auch einen Spaziergang wert. Man kann dort noch seine Lebensmittelvorräte einkaufen, die Touriseninformation aufsuchen und ein wenig urbanes Flair genießen. Wobei Lerwick natürlich nicht besonders groß ist. Interessant fand ich neben der Fußgängerzone und dem Hafen das Böd of Gremista.
Beim Böd of Gremista handelt es sich um das Geburtshaus von einem der Gründer der berühmten Fährgesellschaft P&O. Daher weht vor dem Haus die Flagge der Fährgesellschaft, was an sich ein Kuriosum ist. Denn von P&O fährt kein einziges Schiff zu den Shetland-Inseln. Im Inneren des Hauses ist ein kleines Textilmuseum untergebracht, weil hier Stoffe hergestellt wurden. Die Damen im Museum scheinen es ehrenamtlich zu betreuen und sind sehr freundlich.
Wer aber auf den Shetland-Inseln unterwegs ist, der wird die Natur genießen wollen. Und davon gibt es natürlich eine ganze Menge. Wenn man auf Mainland zunächst mal nach Süden fährt, dann überquert man ganz nebenbei den 60. nördlichen Breitengrad. Dieser ist mit kleinen Schildern neben der Landstraße markiert.
Wenig später folgt der Abzweig zu St. Ninian’s Island. Diese Insel ist ein absolutes Muss. Aber eigentlich weniger wegen der Insel, sondern wegen der Tatsache, dass sie über einen schmalen Sandstreifen mit Mainland verbunden ist. Dieser Strandabschnitt wird von beiden Seiten vom Meer angespült, was global betrachtet recht ungewöhnlich ist.
Auf den nordischen Inseln kommt das aber nicht ganz so selten vor. Dieses Naturphänomen wird Tombolo genannt. Der Tombolo an St. Ninian’s Island ist einfach nur schön anzuschauen und beherbergt auch einen Parkplatz, auf dem man gut übernachten kann.
Etwas weiter südlich findet man bei Scousburgh eine weitere schöne Bucht, wo man sogar ganz offiziell mit dem Wohnmobil übernachten darf. Klar, es ist ein Campingplatz, aber ein Campingplatz auf den Shetland-Inseln sieht nun einmal ganz anders aus, als das was man vom europäischen Festland gewohnt ist.
Im Süden von Mainland erreicht man Jarlshof. Diese archäologische Stätte ist ziemlich interessant. Denn sie besteht eigentlich aus drei unterschiedlichen Gebäuden. Das älteste ist ein für die Region klassischer Broch aus der Bronzezeit. Auf dem selben Grundstück errichteten später die Pikten eine Siedlung und ganz zum Schluss kommt noch ein Herrenhaus, das im Vergleich dazu eben erst fertig gestellt wurde. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Um zum Jarlshof zu gelangen folgt man der A970, die eine weitere Besonderheit aufweist. Sie überquert nämlich ganz nebenbei die Start- und Landebahn des Inselflughafens. Landet also ein Flugzeug, muss man logischerweise erst einmal abwarten. Aber auf dem Flughafen ist nicht ganz so viel los. Uns ist es kein einziges Mal passiert, dass wir einem Flieger die Vorfahrt gewähren mussten.
Am Jarlshof lohnt es sich, das Wohnmobil einfach mal stehen zu lassen. Von dort kann man nämlich auf einem schönen Rundweg entlang der Küste wandern. Dabei gelangt man zum südlichsten Punkt der Shetland-Inseln, der Sumburgh genannt wird. Dort erhebt sich oberhalb einer Steilküste ein Leuchtturm inklusive einer Ausstellung. Der Leuchtturm spielte zum Beispiel eine große Rolle während des Zweiten Weltkriegs.
Auf dem Rückweg nach Norden kann man bei Cunningsburgh anhalten. Dort befindet sich westlich der Hauptstraße eine kleine Marina mit einem offiziellen Wohnmobilstellplatz. Wer sich also mit Strom und Wasser versorgen möchte, ist hier genau richtig. Uns war dieser Platz allerdings ein wenig zu teuer und außerdem reichte hier das Handynetz nicht heran, was wir bei unserem Aufenthalt auf den Shetland-Inseln dringen brauchten.
Westlich der Hauptstadt Lerwick befindet sich die zweitgrößte Stadt der Shetland-Inseln. Scalloway war einst auch mal die Hauptstadt, besitzt zudem eine Burg, ist aber ansonsten nur eine kleinere Hafenstadt. Interessant fand ich das Denkmal an der Hafenpromenade. Es zeigt ein kleines Boot in hohen Wellen und ist mit der norwegischen Flagge gekennzeichnet.
Dabei erinnert es an die Geschichte der sogenannten Shetland-Busse, die während des Zweiten Weltkriegs heimlich zwischen den Shetland-Inseln und dem von den Nazis besetzten Norwegen pendelten. Angesichts der Bootsgröße eine wagemutige Sache.
Noch weiter nordwestlich liegt die kleine Ortschaft Skeld ebenfalls an einer Bucht, in der an einer Marina ein weiterer offizieller Wohnmobilstellplatz eingerichtet wurde. Auch nicht gerade günstig, aber eben schön gelegen.
Doch die Shetland-Inseln bestehen aus mehr als aus Mainland. Ganz im Norden kann man die Inseln Yell und Unst bequem mit einer kleinen Fähre erreichen. Möglicherweise muss man ein wenig Geduld mitbringen, denn die Fähren sind wirklich sehr klein und es kann passieren, dass man etwas warten muss, bis das Schiff wieder zurückkommt. Aber so weit abseits der Touristenrouten spielt Zeit kaum eine Rolle und außerdem klingt das jetzt voller als es in Wahrheit ist.
Yell ist allerdings recht unspektakulär. Eben eine karge Insel, wie Mainland auch. Vielleicht sogar noch ein bisschen karger. Daher fuhren wir eigentlich nur einmal quer über das Eiland, um zur nächsten Fähre zu gelangen. Diese sollte uns nach Unst bringen.
Mit Unst erreicht man den endgültig nördlichsten Punkt von Großbritannien. Gleichzeitig kann man dort eine wunderbare kleine Wanderung über Holzstege zu einem tollen Küstenabschnitt unternehmen. Die Tour verläuft durch das Hermanness-Naturreservat und bringt einen durch einen wunderschönen Flecken Erde.
Auf Unst gibt es außerdem das nördlichste Postamt Großbritanniens, wo die hier abgeschickten Postkarten einen Sonderstempel erhalten und zu guter Letzt sei noch die Unst Bus Shelter erwähnt, an der man wenigstens einmal kurz anhalten sollte. Mehr Infos zur Unst Bus Shelter hatte ich bereits im Blog geschrieben.
Auch auf Unst besteht die Möglichkeit, mit dem Wohnmobil wunderbar zu stehen. Im Süden, in der Bucht von Uyea, genau gegenüber der gleichnamigen kleinen Insel, befindet sich ein offizieller Wohnmobilstellplatz mit fünf Stellflächen inklusive Strom. Mit der Motorhaube ist man dort ganze sechs oder sieben Meter vom Meer entfernt. Einfach traumhaft, so wie die Shetland-Inseln allgemein.
Eine Reise auf die Shetland-Inseln kann ich daher nur wärmstens empfehlen und ich bin mir sicher, dass ich dort irgendwann wieder hinfahren werde.
Und zum Schluss geht es mit der Fähre wieder zurück nach Aberdeen:
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Eine sehr schöne Reise. Das animiert schon zur Nachahmung.
Landschaft schön und romantisch
Danke schön. Ja, es ist wirklich schön dort. Und es ist auch relativ ruhig und einsam, eben abgeschieden.
Hi, wir haben die das mit der Gasversorgung während der Reise organisiert? Wir wollen eventuell 4/5 Wochen durch Schottland, Shetlanf und Orkney reisen, und ich befürchte, dass 2x11kg Gas nicht reichen. Mit freundlichen Grüßen, Marc
Hallo, wir waren im Sommer vor Ort und haben wenig Gas benötigt. Zum damaligen Zeitpunkt hatten wir eine Dieselheizung. Daher hatten wir kein Problem mit der Versorgung.