Gedenkstätte des 11. September

Ich will hier gar nicht über Verschwörungstheorien mutmaßen, sondern euch einfach mal mitnehmen an den Ort des Geschehens. Mitten in New York, in Manhattan – zum Ground Zero des 11. September 2001. Dort, wo damals die Hochhäuser einstürzten und eine riesige Wunde in der Hochhauskulisse von New York hinterließen.

Amerikanische Flaggen vor dem WTC
Amerikanische Flaggen vor dem WTC

Wir waren dort, wo sich heute das One World Trade Center erhebt im September 2016, auf den Tag genau 15 Jahre nach dem Terroranschlag. Schon zwei Tage vor dem 11. September waren wir am Museum und den beiden Memorial Pools, was auch sinnvoll war. Denn am Gedenktag istz das Museum nur für Angehörige von Opfern der Anschläge geöffnet.

Hochhäuser rund um Ground Zero
Hochhäuser rund um Ground Zero

Doch beginnen wir von vorne. Wir näherten uns dem Areal durch den Zuccotti-Park und sehen dort eine Skulptur, die einen sitzenden Büroangestellten darstellt. Später werden wir im Museum ein Foto dieser Figur sehen, das nach den Anschlägen aufgenommen wurde. Auf dem Foto erkennt man, dass man damals nicht so bequem durch den Park laufen konnte, weil dieser über und über mit Schutt versehen war.

Einer der beiden Memorial Pools
Einer der beiden Memorial Pools

180 Meter später stehen wir dort, wo sich der Südturm des World Trade Centers befand. Dort ist jetzt der Memorial South Pool. Wasser fließt dauerhaft an den Wänden hinab und symbolisiert den Einsturz des Gebäudes. Rund um den Pool eine hifthoe Mauer, in der die Namen der verstorbenen Menschen festgehalten wurden. An manchen Namen stecken Rosen.

Erinnerung am Pool
Erinnerung am Pool

Rund 60×60 Meter Grundriss kommen einem aber plötzlich sehr klein vor, wenn man am Rande des Quadrats steht. Erst recht, wenn man sich vorstellt, dass hier ein 400 Meter hohes Gebäude stand.

Stahlträger der Zwillingstürme
Stahlträger der Zwillingstürme

Zwischen zahlreichen Bäumen spazieren wir durch die Anlage und gehen zum Eingang des Museums, das zum National 11 September Memorials gehört. Als erstes muss ich nach Bezahlen des Eintritts zur Toilette gehen. Es ist nämlich heiß draußen, mein T-Shirt ist nassgeschwitzt und in den Räumlichkeiten ist es extrem klimatisiert. Ein T-Shirt-Wechsel ist also angesagt. Und das mache ich wohl kaum im Foyer eines der mittlerweile wichtigsten Museen des Landes.

Originale Mauerreste
Originale Mauerreste

Danach geht es erst einmal in den Museumsshop. Hier gibt es zahlreiche Gegenstände mit 9/11-Aufdrücken, Souvenirs des NYPDs und der Feuerwehr. Es wirkt ein bisschen seltsam, an einem Ort, der die Welt veränderte, Andenken zu verkaufen, die eben genau daran erinnern. Aber wir schließen uns nicht aus und kaufen einen Ansteckpin, so wie wir an jedem interessanten oder geschichtsträchtigen Ort oder Museum einen Pin kaufen. Trotzdem, es bleibt ein seltsamer Eindruck.

Altes Fundament
Altes Fundament

Danach geht es aber dann endlich in die Ausstellung. Diese ist natürlich komplett unterirdisch und spielt sich überwiegend unterhalb der beiden Wasserbasins ab.

Teil der Dachantenne
Teil der Dachantenne

Man sieht originale Fundamente der beiden Türme und auch noch eine Stützwand, die sich unterirdisch befand. Auch verbogene Stahlträger und Teile der Dachantenne und viele andere zerstörte Stücke gehören zur Ausstellung, nicht zuletzt einer der Feuerwehrwagen. Beeindruckend auch die Treppe, die als Survivors Staircase bezeichnet wird. Über diese Treppe gelang vielen Menschen die Flucht ins Freie.

Zerstörter Feuerwehrwagen
Zerstörter Feuerwehrwagen

In den beiden Bereiche, die sich genau unterhalb der beiden Türme befinden, darf nicht fotografiert werden. Das respektiere ich natürlich und lasse die Kamera aus. Zu sehen gibt es dort eine sehr gute historische Ausstellung. Sie beginnt im Wesentlichen mit den Nachrichten des Tages bevor die Anschläge stattfanden. Je weiter man durch den Raum geht, umso mehr taucht man natürlich in die Ereignisse ein.

Originale Mauerreste
Originale Mauerreste

Neben Ton-Dokumenten, Videos und Zeitungsartikeln gibt es auch hier einige Fragmente der Gebäude. Besonders erschreckend fand ich einen Betonklotz, der weit weniger als einen Meter hoch war. Ich konnte zunächst mit diesem Betonklotz nicht viel anfangen und dachte zunächst an eine Bodenplatte oder so etwas. Aber die Infotafel verriet, dass es sich um fünf Etagen des World Trade Centers handelte. Fünf Etagen! Einfach durch den Druck des einstürzenden Hauses zu so einer verhältnismäßig flachen Betonplatte zusammengedrückt.

Dach vom One World Trade Center
Dach vom One World Trade Center

Im gleichen Augenblick fragte ich mich, ob da nicht vielleicht noch Menschen in diesen fünf Etagen gewesen sein dürften. Doch laut Beschilderung hätte man diesen Betonklotz forensisch untersucht und es würden sich keine menschlichen Überreste darin befinden. Nun ja, ich glaube das jetzt einfach mal. Aber es ist einfach schwer vorstellbar, dass sich in diesem Betonklotz auch Computer, Schreibtische und Telefone befunden haben müssen. Zumindest in irgendeiner Form – pulverisiert, wie auch immer.

Flugzeug über dem One World Trade Center
Flugzeug über dem One World Trade Center

Irgendwann verließen wir die eindrucksvolle und emotionale Ausstellung und sahen bald wieder Tageslicht. Wir ließen es uns natürlich nicht nehmen, auch das neue One World Trade Center zu beäugen. Ganz nahe gingen wir ran, schauten nach oben und hielten für einen Moment die Hand an die Wand.

One World Trade Center von unten
One World Trade Center von unten

Klingt doof, aber irgendwie war uns danach. Und kurioserweise waren wir nicht die einzigen, die das taten. Immerhin können wir zukünftig bei allen Filmen und Serien, die man so sieht und in denen das Hochhaus zu sehen ist, sagen, dass wir dieses Gebäude berührt haben. Reingehen und hinauf fahren wollten wir nicht. Wir waren ja schon auf dem Dach des Rockefeller Centers, das reichte uns.

Feuerwehr
Feuerwehr

Ein seltsames Gefühl war aber dann auch wieder das Flugzeug, dass wir weit oben am Himmel sahen und über uns hinweg flog. Es war natürlich deutlich höher als die Hochhäuser New Yorks, aber wenn man sich gerade erst intensiv mit diesem Thema befasst hat – nun ja…

Feuerwehrwache
Feuerwehrwache

Eindrucksvolle Gedenkstätte

Zwei Tage später waren wir wieder am National 11 September Memorial und zwar genau am 11. September, dem 15. Jahrestag der Ereignisse. Bis zum frühen Nachmittag war jedoch alles weiträumig abgesperrt, weil der Tag den Angehörigen und Hinterbliebenen galt. Wie schon oben geschrieben, war das Museum für die Öffentlichkeit gesperrt. Doch nach der Gedenkzeremonie konnte man das Gelände wieder betreten und auch gleichzeitig einen Blick auf die nahe gelegene Feuerwache werfen.

Gedenken an der Feuerwache
Gedenken an der Feuerwache

Dort ist eine große Gedenktafel an der Wand angebracht, an der an die 343 verstorbenen Feuerwehrmänner gedacht wird. Und spätestens hier spürte man, wie sehr dieser Anschlag in den Köpfen der Menschen steckte. Feuerwehrmänner und Polizisten, die man als echte Kerle bezeichnen würde und die mir körperlich deutlich überlegen wären, sitzen auf den Bänken und lassen ihren Tränen freien Lauf. Das sind Bilder, die man aus Respekt nicht fotografieren möchte, die aber hängen bleiben.

Relief an der Feuerwache
Relief an der Feuerwache

Zum Abschluss gingen wir noch in in die neu errichtete U-Bahnstation der New Yorker Subway. Sie ist von außen deutlich an ihrer Architektur erkennbar und wurde vom Architekten Santiago Calatrava gestaltet, von dem ich – wie im verlinkten Blog-Artikel beschrieben – schon einige Bauwerke im Original sehen konnte.

U-Bahnhof WTC
U-Bahnhof WTC

Am Abend des 11. September saßen wir unserem Hotel in Brooklyn und hatten wieder einmal eine tolle Aussicht auf die Skyline von Manhattan. Nur dieses Mal mit dem Unterschied, dass wir noch das Tribute in Light sehen konnten. Dabei strahlen zahlreiche Scheinwerfer den Himmel an und erinnern ebenfalls an die beiden Wolkenkratzer und an die Opfer dieses Terroranschlags.

Tribute of Lights
Tribute of Lights

4 Kommentare zu „Gedenkstätte des 11. September“

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