Die Florida Keys, genauer gesagt, Key West standen schon lange auf der Liste der Orte, die ich gerne mal sehen wollte. Ich gebe zu, inspiriert wurde ich zu diesem Besuch schon als Kind durch den Dagobert Duck-Comic „Ausflug nach Key West“. Zugegebenermaßen also weniger wegen Ernest Hemingway, der ja üblicherweise mit den Florida Keys in Verbindung gebracht wird. Aber dieser hatte wenigstens einen Gastauftritt im besagten Comic. Anders als die Duck-Familie, die unter anderem mit einer Draisine über die Inselkette fuhr, legten wir die rund 160 Kilometer lange Strecke mit dem Mietwagen zurück.
Südlich von Miami und dem Everglades-Nationalpark verlässt man das Festland von Florida und erreicht die Insel Key Largo über einen schmalen Damm.
Von Key Largo aus verläuft der Highway 1 dann in südwestliche Richtung von Insel zu Insel. Als wir mittlerweile schon rund 50 Kilometer hinter uns hatten und uns der Insel Islamorada näherten, war unsere Freude auf den Besuch der Inselkette ein wenig getrübt. Denn bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir während der Fahrt weder etwas nennenswertes vom Atlantik noch vom Golf von Mexiko gesehen.
Ellenlange Straße ohne Blick auf das Meer
Die Straße verlief zwischen zahlreichen Wohnhäusern hindurch, die sich hinter hohen Hecken und Zäunen versteckt hielten. Anhaltemöglichkeiten, um mal kurz einen Spaziergang zu einem Strand zu machen, waren Mangelware. Erst auf der Insel Islamorada kamen wir zum Halten, gleich neben der dortigen Tourismusinformtion.
Von hier aus sahen wir zumindest mal einen Strand in der Entfernung. Aber wir durften nicht hin. Es war eine Art Privatstrand und der Zugang nur für Privilegierte. An diesem Moment fragten wir uns, ob sich die Weiterfahrt überhaupt noch lohnen würde. Wir setzten uns wieder ins Auto und gaben den Keys natürlich noch eine Chance.
Und genau von diesem Moment an hob sich unsere Stimmung deutlich. Plötzlich gab es immer öfter Möglichkeiten, an denen wir anhalten konnten. Wir stiegen aus, blickten zu beiden Seiten der Straße auf das Meer und entdeckten eine Vielzahl an Tieren. Im ersten Moment erschraken wir ein wenig. Denn wir rechneten nicht damit, dass uns plötzlich so viele Leguane über den Weg laufen würden.
Ein Grüner Leguan nach dem nächsten überquerte den schmalen Fußweg zwischen Straße und Küste. Wir mussten gehörig aufpassen, dass wir nicht versehentlich auf eines dieser anmutigen Tiere treten würden. Es war einfach nur fantastische. Wir standen inmitten von Dutzenden von Grünen Leguanen, die uns neugierig beäugten und schnell wegliefen, wenn wir ihnen zu nahe kamen.
Grüne Leguane auf den Florida Keys
Und irgendeinem Leguan kamen wir immer zu nahe, denn sie waren ja überall um uns herum. Diese großen Tiere, die ein wenig wie kleine Dinosaurier wirken, liefen auch über den Highway und wir hatten schon das Bedürfnis, sie über die Straße zu tragen, so wie wir es alljährlich mit den Kröten in Essen machen. Aber was würde das für einen Sinn machen? Dass hier Leguane über die Straßen laufen, ist normal. Wir konnten nur hoffen, dass die Autofahrer Rücksicht auf die schönen Tiere nehmen würden.
Aber es waren nicht nur die Leguane, die wir hier sahen. Ein Pelikan zog plötzlich an uns vorbei und holte sich seine Nahrung aus dem Golf von Mexiko. Und unzählige Libellen sausten ums uns herum und nahmen auf hohen Gräsern Platz. Später fanden wir heraus, dass es sich um die sogenannte Halloween Pennant-Libelle handelt.
Und das alles geschah nur wenige Augenblicke, nachdem wir an der Tourismusinfo auf Islamorada los fuhren und dort noch gemischte Gefühle hatten. Unsere Zweifel, ob sich die Fahrt lohnen würde, waren wie weggeblasen. Es hatte sich bereits zu diesem Zeitpunkt gelohnt.
Mit dem Auto nach Key West
Wir fuhren weiter, überquerten die Inseln Duck Key und Marathon sowie die lange Seven Mile Bridge bis wir schließlich das letzte Eiland, die Insel Key West erreichten. Geradewegs steuerten wir unseren Mietwagen auf den Parkplatz des Key Lime Inn, direkt am Highway 1 und wurden von einem Hotel überrascht, dass so ganz anders war als die Hotels und Motels, die wir bisher in den USA zu Gesicht bekamen.
Das Hotel bestand aus mehreren Bungalows, umgeben von hohen Palmen und war sehr zentral gelegen. Nach dem Einchecken machten wir uns sofort daran, die Stadt Key West zu erkunden. Und das ging sehr einfach. Im Gegensatz zu vielen anderen amerikanischen Kleinstädten ist es hier sehr angenehm, durch die Straßen zu schlendern. Es herrscht eine tolle Atmosphäre, es gibt viel zu sehen und es ist eine Stadt, die man lieber zu Fuß durchquert. Wir hatten bis dahin schon einige US-Städte kennengelernt, bei denen man abends nur mit dem Auto von Shoppingmall zu Burgerläden fahren konnte. Da tat ein Spaziergang durch Key West so richtig gut.
Holzhäuser und der südlichste Punkt der USA
Zu bestaunen gibt es eine Vielzahl an sehenswerten Holzhäusern, unter anderem natürlich auch das Wohnhaus von Ernest Hemingway, in dem mittlerweile ein Museum untergebracht ist. Auch das Haus, in dem die einstige Fluggesellschaft Pan Am gegründet wurde, sahen wir. Und das sogenannte Little White House des ehemaligen Präsidenten Truman, steht gleich um die Ecke.
Es ist also alles sehr dicht beieinander und man kann die meisten Sehenswürdigkeiten zu Fuß erreichen. So zum Beispiel den südlichsten Punkt der USA am Ende der Whitehead Street. Dort steht man kurz Schlange, weil sich jeder vor dem farbenfrohen Betonsockel fotografieren möchte. Am Sockel ist auch ein Hinweis auf die einstige Conch Republic angebracht – eine Art Mikronation für wenige Stunden.
Dort steht ganz offiziell natürlich auch das südlichste Gebäude der USA. Allerdings geht es hier relativ ruhig zu. Das eigentliche touristische Leben findet rund eineinhalb Kilometer weiter nördlich statt, wenn man der Whitehead Street zum Mallory Square folgt.
Lohnenswerter Ausflug auf die Florida Keys
Auf dem Weg dorthin trifft man auf die Kreuzung, an der der Highway 1 endet bzw. mit der Meile Null seinen Anfang nimmt. Gleich daneben erhebt sich stolz ein Kapokbaum, der ebenfalls ein beliebtes Fotomotiv ist und durch seine mächtigen Wurzelbretter auffällt.
Am Mallory Square und auf vielen anderen Plätzen in der Umgebung, genießt man unter Palmen den Sonnenuntergang im Meer, kann zahlreiche Souvenirläden betreten und auf den Märkten shoppen gehen.
Auch Einkehrmöglichkeiten sind natürlich zahlreiche vorhanden. Und wer lieber Kultur mag, der geht hier in das Key West Museum of Art and History. Man kann es gar nicht verfehlen. Das rot leuchtende Haus ist von zahlreichen Skulpturen umgeben, die Teil des Museums sind.
Zwar ist das Klima in Florida nicht so ganz das, was wir so mögen. Dennoch sind die Florida Keys ein Ort, den wir definitiv auch ein zweites Mal besuchen würden. Es hat uns trotz anfänglicher Skepsis sehr gut gefallen.