2023 – Inselhopping in der Nordsee

Diese Reise sollte eine ganz gemütliche Tour werden. Und sie wurde es auch, das kann ich schon mal vorwegnehmen. Zum Zeitpunkt, als wir das Wohnmobil starteten, war noch gar nicht klar, wo es hingehen würde. Das war für uns etwas ganz Neues. Normalerweise haben wir immer einen exakt definierten Plan mit Orten, wo wir hinmüssen und wo wir Bilder machen oder Infos recherchieren müssten.

Schafe auf der Hamburger Hallig
Schafe auf der Hamburger Hallig

Dieses Mal gab es keinen Plan. Dieses Mal gab es Zeit. Und weil wir ungewohnter Weise diese Zeit hatten, wollten wir sie nutzen, um für zukünftige Projekte und für zukünftig anstehende Buchaktualisierungen neues Bildmaterial zu erstellen. Zur Auswahl steht bei über 100 geschriebenen Reiseführern natürlich einiges, aber es war abzusehen, dass mein Dänemark-Buch irgendwann in den nächsten Monaten sicherlich wieder überarbeitet werden müsste. Und mit einem anderen Verlag sprach ich schon über einen Reiseführer, der die deutsche Nordseeküste zum Thema haben würde.

Für diesen Regenbogen reichte kein Weitwinkel
Für diesen Regenbogen reichte kein Weitwinkel

Na, dann war doch eigentlich alles klar. Es geht in den Norden. Allerdings macht es schon einen Unterschied, ob man nach Dänemark fährt oder nach Ostfriesland. Denn beim Losfahren stand immer noch die Überlegung im Raum, nach Harlesiel zu fahren und sich an der Küste langsam in Richtung Dänemark vorzuarbeiten. Doch wir blieben bei unserer allerersten ursprünglichen Überlegung, die da hieß, dass wir nach Bremervörde fahren würden.

Die Warften der Halligen
Die Warften der Halligen

Auf fast direktem Weg nach Dänemark

Wir kannten Bremervörde und den dortigen Wohnmobilstellplatz, so dass wir uns darauf freuten, einfach noch am Abend schnell ein oder zwei Runden am Ufer rund um den See machen zu können. Das hielt jedoch so lange, bis wir auf der Autobahn 1 an Bremen vorbeikamen und es noch relativ früh war. Wir waren gut durchgekommen und konnten uns auch vorstellen, noch an Hamburg vorbeizufahren.

Tja, so geschah es dann auch. Dänemark lockte wohl zu sehr. In einem Rutsch fuhren wir ohne Pause von Nordkirchen nach Itzehoe. Und dort hielten wir eigentlich nur an einem Baumarkt an, um nachzusehen, ob wir eigentlich noch genug Gas dabei hätten. Aber das würde für die Zeit in Dänemark auf jeden Fall reichen und wir konnten nach wenigen Sekunden das Wohnmobil wieder starten.

Kurioses Wäldchen
Kurioses Wäldchen

Für Dänemark reichte es an diesem Tag zwar nicht mehr, weil wir ahnten, dass die Stellplätze auf dänischer Seite voll sein könnten. Daher beendeten wir unseren Anreisetag an einem anderen Stellplatz, den wir zu schätzen wussten – nämlich in Reußenköge vor der Hamburger Hallig. Ein paar andere Wohnmobile standen dort bereits, aber es war nicht so voll, dass wir Platzprobleme bekommen würden. Wir stellten unseren Kastenwagen ab, schnappten unsere Klamotten und zogen zu einem ausgedehnten Spaziergang los. Den wollten wir uns nämlich nicht nehmen lassen. Und sind wir ehrlich: So schön der Vörder See in Bremervörde auch sein mag – mit der Nordsee um uns herum kann er dann doch nicht mithalten. Wir freuten uns, dass wir wieder einmal zwischen den zahlreichen Schafen bis zur Warft am Ende der Hamburger Hallig spazieren konnten.

Ankunft auf der Insel Rømø

Gleichzeitig reifte bei mir der Gedanke, dass eine Tour über die Inseln und Halligen in der Nordsee, sowohl auf dänischer als auch auf deutscher Seite, eine gute Idee sein könnte. Auf einer Hallig stand ich nämlich noch nie, wenn man die Hamburger Hallig mal außen vorlässt. Aber die ist ja mit dem Festland verbunden und so gesehen keine eigenständige Insel bzw. Hallig mehr. Überhaupt hatten wir bei den nordfriesischen Inseln noch Nachholbedarf. Wir kennen und lieben die dänische Insel Rømø, aber bei den anderen Eilanden hatten wir Nachholbedarf. Doch wir wollten mal schauen, was die Zeit so bringt und wie das Wetter mitspielen würde.

Südlichster Punkt von Rømø
Südlichster Punkt von Rømø

Für den nächsten Tag steuerten wir nach einer sehr erholsamen, ruhigen Nacht eben diese dänische Insel an – Rømø. Natürlich kennen wir Rømø sehr gut, aber dennoch oder gerade deswegen fühlen wir uns dort immer sehr wohl. Der große Wohnmobilstellplatz ist ein sehr guter Ausgangspunkt für einen Aufenthalt auf der Insel und für Touren auf und rund um Rømø.

So kam es dann letztendlich auch. Wir fuhren zum Stellplatz, freuten uns darüber, dass noch genug Platz frei war und stellten unser Wohnmobil auf Parzelle 75 ab. Wir hätten sogar Parzellen direkt am Rand des kleinen Sees haben können, doch dann hätten wir zwischen Fahrspur und See wie auf einer Art Präsentierteller gestanden. Das wollten wir nicht. 75 war genau richtig, um ein wenig abseits zu stehen und trotzdem einen guten Ausblick zu haben. In dieser Ecke des Stellplatzes auf Rømø stehen wir ohnehin immer wieder. Auf Bildern früherer Aufenthalte habe ich gesehen, dass wir auch schon auf den Parzellen 76 und 66 übernachteten. Sie sind an ähnlicher Position. Nur für den Fall, dass diesen Beitrag jemand liest, der gerade auf dem Stellplatz in Rømø steht.

Eine Wanderung folgt der nächsten

Prompt erledigten wir natürlich unsere Hausaufgaben in Form von Anmeldung bzw. Bezahlung für die nächsten drei Tage. Wie gesagt, wir würden jeden Tag unterwegs sein, doch würden uns freuen, am Abend wieder ganz entspannt „nach Hause“ kommen zu können. Keine Stellplatzsuche, keine unnötige Rumfahrerei, sondern einfach nur unterwegs sein und am Abend wieder die Parzelle 75 ansteuern – sehr schöner Plan. Schon gleich nach der Ankunft setzten wir diesen Plan nämlich auch um, indem wir unsere reservierte Parzelle verließen und zunächst nach Ribe zum Einkaufen fuhren. Es war nämlich deutlich kühler als erwartet und die entsprechende Kleidung für dieses unerwartete Wetter war noch schön zu Hause. Egal, dafür besitzen wir jetzt zwei neue, schöne Jacken.

Fähre nach Sylt
Fähre nach Sylt

Natürlich zogen wir an diesem Tag nach unserer Rückkehr zum Platz auch zu einer Wanderung los, gingen einmal an den weitläufigen Südstrand und umrundeten diesen an der Südspitze der Insel, um bis zum Hafen zu gelangen, von wo aus die Fähren nach Sylt ablegen. So hatten wir schon einmal eine Vorstellung davon, zu welcher Zeit wir das Schiff nehmen könnten, um als Fußpassagier auf Deutschlands nördlichste Insel zu fahren. Und so stand schon der Plan für den übernächsten Tag.

Doch zuvor verbrachten wir noch einen Tag auf Rømø, machten Aufnahmen vom Wohnmobil am Strand, hielten selber unsere Füße ins Wasser und nutzten auch mal die Gelegenheit für einen Strandspaziergang. Ebenfalls eine ungewohnte Besonderheit für uns, weil sonst die Zeit dafür fehlt. Aber dieses Mal konnten wir es ja ruhiger angehen lassen.

Tagesausflug nach Sylt

Tags darauf ließen wir uns aber dann doch wieder vom Wecker wecken. Denn wir wollten früh raus und mit der Fähre nach Sylt hinüber fahren. Ein anstrengender Tag stand uns damit bevor. Zunächst mussten wir den knappen Kilometer zum Hafen gehen. Das ist ja nichts, aber auf Sylt hatten wir noch viel mehr Kilometer vor uns. Die Überfahrt war total angenehm und entspannend, doch kaum in List auf Sylt angekommen, ging es dann auch schon los.

Wir wollten nämlich zum Ellenbogen und dort zum nördlichsten Punkt Deutschlands. Das sind mal eben knappe siebeneinhalb Kilometer vom Lister Hafen. Und zurück müssen wir ja auch noch. Aber das Wetter passte, die Landschaft gefiel uns auf Anhieb und es war auch nicht überlaufen. Es war eigentlich alles genauso, wie wir uns das wünschten.

Am nördlichsten Punkt, am sogenannten Ellenbogen angekommen legten wir natürlich dann auch endlich mal eine Pause ein. Wir tauchten unsere Füße in das Wasser der Nordsee und stellten fest, dass man hier etwas besser halb im Wasser sitzen kann als auf der gegenüberliegenden Insel Rømø. Für einen Badeurlaub wäre das hier jetzt auch nicht so schlecht gewesen. Na ja, aber darauf waren wir nicht vorbereitet und außerdem hatten wir ja noch einen ziemlichen Rückweg vor uns. Hier merkten wir allerdings, dass so eine Pause zwischendurch mittlerweile drin sein muss. Nochmal siebeneinhalb Kilometer am Stück inklusive Gepäck und Pingu wurden langsam anstrengend.

Zu Besuch am nördlichsten Punkt Deutschlands

Es dauerte natürlich noch einige Zeit, bis wir wieder in List waren. Dort schauten wir uns an den vielen Essbuden am Hafen bzw. rund um die Alte Tonnenhalle um. Wir kamen natürlich nicht drumherum, dort auch noch einzukaufen. Und apropos einkaufen: Edeka gibt es in List auch. Und was für eines. Die Einkaufswagen hatten ein tabletgroßen Bildschirm und einen Handscanner direkt am Handlauf. Einfach die Ware scannen, in den Einkaufswagen legen und am Ende an der Kasse die Daten übertragen lassen. Fertig ist der Einkauf. Das haben wir natürlich gemacht. Ob wir deswegen so viel eingekauft haben, wissen wir nicht. Aber es war mal etwas völlig anderes. Mit Handscannern gehen wir bei uns daheim in Ascheberg recht häufig einkaufen, aber diese Variante war noch eine Spur kundenfreundlicher bzw. einfacher in der Abfertigung.

Leuchtturm List
Leuchtturm List

So hatten wir also noch zwei Einkaufsbeutel zu unserem Gepäck hinzubekommen, fuhren mit der Fähre wieder zurück nach Rømø und sahen für die Menschen auf der dänischen Insel so aus, als kämen wir gerade von einem zollfreien Billigeinkauf von Sylt zurück – oder so ähnlich.

Der nächste Tag stand ganz im Rahmen einer Wanderung. Davon hatten wir ja auf der Nordseeinsel Sylt tags zuvor offenbar noch keine gemacht. Dieses Mal würden wir aber nicht so viel Gepäck mit uns herumtragen. Wir wollten lediglich nach Lakolk spazieren. Während die meisten Touristen vom Stellplatz aus mit dem Wohnmobil an den Strand fahren, wollten wir den Wagen dieses Mal stehen lassen und uns lieber bewegen. Rund zehn Kilometer Fußweg sind das auch dieses Mal wieder – pro Richtung. Aber es tat gut, brachte uns neue Bilder und ein paar Besorgungen erledigten wir auch noch.

Wanderung auf dem Rømø Stier

Der Rømø Stier lachte uns unterwegs an, und zwar nicht erst seit diesem Aufenthalt, sondern schon früher mal. Der Rundwanderweg ist gut 17 Kilometer lang und führt einmal rund um den Südteil der Insel. Das gefiel uns sowohl auf der Karte ganz gut als auch in Natura, so dass wir uns diesen Wanderweg dann am folgenden Tag vornahmen. Nur das Wetter wirkte ein wenig unsicher. Es war sehr windig und hin und wieder schoben sich dunkle Wolken vor die Sonne. Aber wir riskierten es trotzdem, denn der Stellplatz liegt ziemlich zentral in diesem Rundweg, so dass wir jederzeit eigentlich ganz gut zurückkehren könnten.

Unterwegs auf dem Rømø Stier
Unterwegs auf dem Rømø Stier

Und so taten wir es denn auch. Nicht, weil das Wetter nach rund 14 Kilometern schlecht wurde, sondern schlicht, weil wir Hunger bekamen und mal eine Pause machen wollten. So unterbrachen wir die Wanderung auf Höhe des nahegelegenen Campingplatzes, gingen zum Stellplatz und setzten die Tour nach einer längeren Pause am späten Nachmittag fort. Nur dummerweise hielt sich das Wetter nicht an unseren Plan. Kaum hatten wir den uns bereits bekannten Hafen in Richtung Süden passiert, liefen wir auf einem Deich, der keinerlei Wetterschutz bot. Und da geschah dann das, was sich schon von Weitem ankündigte. Die dunkle Wolkenfront kam näher und ließ uns deutlich spüren, was drin steckte.

Im Starkregen waren wir sehr bemüht, dass die Kameras nicht nass werden. Alles andere war egal. Und alles andere war nass. Richtig nass. Aber egal. Am Horizont war schon wieder ein Streifen Freundlichkeit in Sachen Wetter zu sehen. Und weit war es nicht mehr zum Ende unserer Tour. War halt nur blöd, dass wir komplett nass waren.

Inselhopping in der Nordsee

Dafür entschädigte uns der nächste Tag wieder mit besserem Wetter und vor allen Dingen mit etwas, was wir bisher noch nicht gemacht hatten. Zunächst verlängerten wir zum wiederholten Male den Aufenthalt auf dem Stellplatz und fuhren dann zurück aufs Festland. Bei Ribe steuerten wir die nächste Insel an. Wir wollten endlich Mandø besuchen. Vor wenigen Jahren unternahmen wir bereits einen Versuch mit dem eigenen Wohnmobil als wir durch Dänemark reisten, doch wir wagten uns nicht ganz komplett hinüber. Denn Mandø ist eine Gezeiteninsel und kann ohne Fähre und ohne Brücke bei Ebbe erreicht werden. Doch damals war uns der Untergrund zu schwammig und zu nass, so dass wir das Vorhaben beendeten und lieber umkehrten.

Wattenmeer
Wattenmeer

Dieses Mal hatten wir jedoch Zeit genug, um mit anderen Mitteln auf die Insel Mandø zu gelangen. Denn sogenannte Traktorbusse pendeln vom Wattenmeerzentrum auf dem Festland durch das Wattenmeer zur Insel. Wir hatten schon in den letzten Tagen das Ticket dafür gebucht und zwar bei dem Anbieter, der im Netz deutlich präsenter ist. Vor Ort stellten wir fest, dass es auch noch einen zweiten Anbieter gibt. Dieser hatte im kompletten Traktorbus lediglich sechs Passagiere zu befördern, während der von uns gebuchte Anbieter mit gleich drei gut gefüllten Traktorbussen unterwegs war.

Das fanden wir ziemlich seltsam und auch traurig. Irgendwie tat uns der andere Anbieter leid. Denn er fuhr zur gleichen Zeit die gleiche Strecke, war außerdem noch günstiger und dennoch kann sich das für ihn gar nicht gelohnt haben. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir bei ihm die Tickets gekauft. Nichts gegen unseren Anbieter, aber in unserem Traktorbus war es deutlich voller und unbequemer. Aber es war interessant zu sehen, dass ein Anbieter offensichtlich deshalb deutlich erfolgreicher ist, weil er besser im Internet vertreten ist.

Niedliche Holzskulptur
Niedliche Holzskulptur

Mit dem Traktorbus nach Mandø

Wie auch immer, in so einem vollen Bus oder Waggon erlebt man dann auch wiederum tiefe menschliche Abgründe. Weil der Bus eben so voll war und noch einige Menschen hineinsollten, wurden die bisher Anwesenden gebeten, weiter durchzurücken, damit auch andere Passagiere Platz haben würden. Klassisches Problem: Die Leute setzen sich und lassen riesige Lücken, ganz nach dem Motto „nach mir die Sintflut“. Wobei dieses Motto angesichts einer Wattdurchquerung irgendwie schon wieder passend scheint. Einem französischen Passagier passte diese Aufforderung der Mitarbeiter jedoch nicht und weigerte sich beharrlich und leider auch erfolgreich, weiter durchzurutschen. Die dänischen Mitarbeiter waren viel zu freundlich, um darauf zu bestehen, dass der Passagier Folge leisten sollte.

Er wolle doch besser gucken können, was er auf jedem anderen Platz aber auch hätte machen können. Insgeheim wünschte ich mir ein wenig, dass er bei der Überfahrt sein Smartphone fallen lassen würde, dass er für Bilder ständig aus dem Wagen raushielt. So weit kam es dann aber doch nicht. Doch wenigstens kam ein Regenschauer, der dafür sorgte, dass die Kunststoffvorhänge zugezogen wurden, damit man nicht nass wird. Er wurde jedoch noch rechtzeitig nass und hatte dann anschließend sowieso nichts mehr sehen können. Wenigstens ein bisschen Charma.

Nach der Ankunft auf der Insel Mandø entfernten wir uns von den vielen anderen Passagieren und machten dort Bilder, wo kaum ein anderer Mensch war. Das lag aber nicht an den Fotomotiven, die allesamt attraktiv waren, sondern an der Tatsache, dass fast alle Passagiere zunächst die Einkehrmöglichkeiten auf der kleinen Insel aufsuchten. Nun, das war nicht unser Begehr. Essen konnten wir auch später. So viel Zeit hatten wir für den Aufenthalt auf Mandø nicht, um zu essen und auch noch die Insel zu erkunden. Letzteres war uns viel wichtiger und so stöberten wir in den kleinen Straßen des einzigen Ortes auf Mandø, gingen zur Windmühle, durch die Dünen, besichtigen die Kirche und schlenderten auf dem Deich entlang.

Abschied von Rømø – vorläufig

Das Wetter spielte wunderbar mit und rundete unseren Aufenthalt auf der Insel Mandø ab. Der Rückweg führte dann mit den Traktorbussen wieder zurück aufs Festland, wo wir ins Wohnmobil stiegen und wieder zum Stellplatz auf Rømø fuhren.

Der nächste Tag sollte unser letzter Tag auf der Insel sein. Morgens war das Wetter noch nicht ganz so gut, weshalb wir die Zeit am Vormittag nutzten, um nach Esbjerg zu fahren und Einkäufe zu erledigen. Am Nachmittag bzw. frühen Abend legten wir eine ausgiebige Wanderung am Südstrand zurück und genossen den beinahe menschenleeren Strand mit Blick hinüber zum nördlichsten Punkt Deutschlands auf Sylt, wo wir wenige Tage zuvor selber noch waren.

Menschenleerer Strand in Dänemark
Menschenleerer Strand in Dänemark

Am Morgen der Abreise war ich zugegebenermaßen ein wenig traurig. Es hieß Abschied nehmen. Abschied von einem wirklich tollen Aufenthalt, der zwar auch im Sinne meiner Arbeit war, aber dieses Mal deutlich stressfreier verlief. Der einzige Trost, der mir blieb, war, dass ich sicher wiederkommen werde und dass die eigentliche Reise noch nicht beendet war. Denn wir fuhren zwar nach Deutschland zurück, legten aber noch einen Stopp für drei Tage in Büsum ein.

Erste Eindrücke von Büsum

Die Stadt reizte uns eigentlich nicht so sehr und der Wohnmobilstellplatz machte auf uns auch nicht den Eindruck, sich als Urlaubsort präsentieren zu wollen. Er lag aber außerordentlich günstig für das, was wir uns vorgenommen hatten. Wir dachten sogar für einen Moment darüber nach, den Plan zu verwerfen. Als wir in Büsum ankamen, war das Wetter schlecht, richtig schlecht und unsere Laune war nur minimal besser. Nur zwei Stunden zuvor machten wir noch tolle Videos und Bilder auf dem Strand von Rømø und nun standen wir auf einem leicht überfluteten und weniger attraktiven Stellplatz in einer Stadt, die gar keinen Reiz auf uns ausübte. Aber ein Zurück wäre jetzt blöd gewesen, denn wir hatten schon Tickets für die nächsten beiden Tage und eigentlich wollten wir das auch endlich mal besuchen, wofür wir eben diese Tickets hatten.

Wohnmobilstellplatz Büsum
Wohnmobilstellplatz Büsum

Doch zunächst mussten wir uns mit den Gegebenheiten vor Ort befassen. Dazu gehörte, dass man die Übernachtung auf dem Stellplatz an einem Automaten zu zahlen hat. Kein Problem, sehr gerne sogar. Aber leider war nur Bargeldzahlung möglich und das an einem riesigen Automaten. Doch noch trauriger war eigentlich die Tatsache, dass man hier lediglich für eine Nacht bezahlen konnte. Jeden Tag muss man auf dem Wohnmobilstellplatz in Büsum aufs Neue bezahlen. Das bedeutete, wir durften nicht vergessen, morgens zu bezahlen, weil wir an den beiden folgenden Tagen den ganzen Tag weg sein würden und erst spät am Abend wieder zum Stellplatz zurückkämen.

Noch kurioser ist aber die Tatsache, dass zu den Übernachtungsgebühren, die man täglich nur in bar an einem Automaten zu entrichten hat, die Kosten für die Kurtaxe hinzukommen. Und diese kann man wiederum nur zu bestimmten Zeiten nebenan in einem kleinen Häuschen bezahlen, wenn dieses besetzt ist. Natürlich auch nur in bar. Aber dafür wenigstens direkt für den gesamten Aufenthalt auf einmal. Wobei ich es von der Stadt Büsum schon ein wenig grenzwertig finde, für den An- und für den Abreisetag jeweils den kompletten Betrag einzufordern. Hier hätte man wenigstens den An- und Abreisetag zu einem Tag zusammenfassen können. Oder man hätte auf die Kosten an einem der beiden Tage verzichten können. Denn möglicherweise komme ich ja am späten Abend an oder fahre am frühen Morgen und zahle dann für etwas, was ich gar nicht nutze. Mal von der grundsätzlichen Erhebung einer Kurtaxe abgesehen.

Büsum überzeugt nicht auf Anhieb

Aber das ist nicht meine Baustelle. Und so oft werde ich nicht nach Büsum reisen, um mir eine gastfreundlichere Variante wünschen zu müssen. Aber es ist eben meine Meinung. Man könnte es halt auch anders machen. Vor allen Dingen muss man den Gästen nicht irgendeinen Blödsinn erzählen, von wegen „mit der täglichen Zahlung ist dem Gesetz Genüge getan, weil es sich ja um einen Übernachtungsplatz handelt“. Öhm, nun ja. Nicht nur als Betreiber eines eigenen Wohnmobilstellplatzes weiß ich, dass diese Aussage natürlich völliger Humbug ist.

Einzige Ölbohrinsel Deutschlands - Mittelplate
Einzige Ölbohrinsel Deutschlands – Mittelplate

Egal, der Empfang in Büsum war eben nicht perfekt. Am Abend gingen wir noch zum Hafen, um zu schauen, was uns am nächsten Morgen erwarten würde. Außerdem spazierten wir noch in die Stadt hinein und huschten am Deich entlang. Leider wurden wir auch hier wieder vom Regen erwischt, doch der nächste Tag stand dann schon in einem besseren Licht.

Im leichten Regen gingen wir zum Hafen und betraten die Adler Cat, ein Katamaran, der uns nach Amrum bringen würde. Eigentlich völlig kurios, denn an Amrum sind wir eigentlich auf dem Festland erst vorbeigefahren. Das heißt, wir hätten die Insel auch von anderer Stelle aus schneller erreichen können. Aber von Büsum aus gab es die Möglichkeit für ein Kombi-Ticket mit dem Besuch der Hallig Hooge. Und die war uns sogar ein wenig wichtiger. Außerdem hatten wir für den nächsten Tag ja noch einen Fahrschein mit dem nächsten Schiff, das ab Büsum ablegen würde.

Leuchtturm auf Amrum
Leuchtturm auf Amrum

Das Inselhopping geht weiter

Die Überfahrt nach Amrum verlief ein wenig holperig. Moni war froh, dass sie zuvor ihre Tabletten gegen Seekrankheit eingeworfen hat und ich hatte Spaß an den Wellen. Doch einen Spaziergang an Bord des Schiffes unterließ ich trotzdem, denn bei diesem Geschaukel war das nicht ganz ungefährlich. Es gibt ja bekanntlich das Stampfen, wenn das Schiff vorne in die Wellen eintaucht und das Rollen, wenn es sich von links nach rechts bewegt. Ich persönlich mag lieber das Stampfen, wobei ich natürlich auch darauf verzichten kann. Die Adler Cat hat es an diesem Tag aber geschafft, zu stampfen und zu rollen gleichzeitig. Das war schon eine wilde Fahrt und wir waren froh darüber, dass wir die etwas teureren Tickets für das Oberdeck gekauft hatten.

Nach gut zwei Stunden schaukelnder Schifffahrt kamen wir dann am Hafen von Wittdün an und unternahmen die ersten Schritte auf Amrum, das nächste Eiland auf dieser Reise. Viel Aufenthalt hatten wir nicht, weil nur wenig später die Adler Express uns zur Hallig Hooge bringen würde. Es reichte gerade so eben, um den Süden der Insel zu erkunden und im Eilschritt zum markanten Leuchtturm, dem Wahrzeichen Amrums, zu spazieren und ein wenig die Dünen zu erleben.

Malerisch ist es auf der Hallig
Malerisch ist es auf der Hallig

Mit der Adler Express hatten wir dann eine halbstündige Schiffsreise, die deutlich entspannter und viel, viel ruhiger verlief. Sie brachte uns zur Hallig Hooge, wo wir uns freuten, endlich mal eine echte Hallig zu betreten. Die meisten anderen Touristen, die mit uns auf der Hallig ankamen, entschieden sich dafür, mit der Pferdekutsche von Warft zu Warft gefahren zu werden. Wir wählten den Fußweg, denn so riesig ist die Hallig ja nicht und außerdem brauchten wir auch hier nicht unbedingt wieder irgendwo Zeit zu sparen, um einkehren zu können. Wir wollten die Hallig lieber so weit wie möglich zu Fuß erkunden.

Kirche der Hallig Hooge
Kirche der Hallig Hooge

Über Amrum auf die Hallig Hooge

Mal davon abgesehen, dass wir die Passagiere der Pferdekutschen an der Kirchwarft sowieso wieder einholten und ihnen auch später an der Hanswarft, der Hauptwarft von Hallig Hooge begegneten. Wir genossen den Spaziergang über die flache Hallig von Warft zu Warft, kauften ein paar Souvenirs und hatten am Hafen sogar noch ein wenig Zeit, um dann doch noch ein erfrischendes Getränk in einem Café zu uns nehmen zu können. Für uns stand fest, dass wir diese Hallig sehr gerne noch einmal besuchen würden und wir konnten uns sogar vorstellen, auch einfach mal für ein paar Tage auf der Hallig Hooge Urlaub zu machen. Es war echt schön, friedlich und ruhig.

Mit der Adler Express ging es dann am Nachmittag wieder zurück nach Amrum, wo wir erneut einen Aufenthalt hatten, um durch Wittdün und den Dünen spazieren zu können. Am frühen Abend holte uns dann die Adler Cat, also der Katamaran, wieder ab und es ging abermals rasant über die Nordsee nach Büsum zurück. Dort konnten wir es trotz später Stunde aber natürlich nicht sein lassen und spazierten noch einmal kurz nach dem Essen am Deich entlang.

Auch der nächste Tag stand ganz im Zeichen einer Schiffsfahrt. Auch dieses Mal sollte es zu einem Ziel gehen, das wir noch nie besucht hatten – nach Helgoland. Wir kannten Helgoland nur aus der Ferne, als wir damals mit dem Frachtschiff von Südamerika nach Hamburg fuhren und morgens auf die Einfahrt in die Elbe warten mussten. Da hatten wir die Insel in der Ferne gut erkennen können. Völlig überrascht waren wir, als wir eine Dreiviertelstunde vor Abfahrt an dem Schiff Fair Lady ankamen und es schon fast komplett belegt war. Wir fanden nur noch ganz unten im Bauch des Schiffes ein paar Sitzplätze. Das war uns nicht ganz so recht. Die Notausgänge waren recht weit weg und auf dem scheinbar restlos ausverkauftem Schiff hätten wir alleine schon zum Verlassen der Fair Lady sicher 20 Minuten benötigt, wenn wir auf Helgoland ankämen. Das ist natürlich Zeit, die wir lieber für die Erkundung der Insel nutzen wollten.

Mit dem Schiff nach Helgoland

Daher beschlossen wir nach gut der Hälfte der Fahrt, also nach rund eineinviertel Stunde, an Deck zu gehen und uns lieber irgendwo hinzustellen. An einen Sitzplatz war nicht zu denken. Doch so waren wir wenigstens draußen und auch ein wenig näher am Ausgang. Was wir nicht ahnen konnten, war, dass zu etwa dem gleichen Zeitpunkt die See rauer wurde und aus der anfänglich ruhigen Fahrt eine ziemliche Schaukelei wurde. Moni hatte zwar ihre Tabletten, aber das über einstündige Stehen bei dem Geschaukel war trotzdem anstrengend. Mir machte das wiederum wieder nichts aus. Doch schlimm wurde es auch für mich, als die ersten Spuckbeutel herumgereicht wurden.

Startender Hubschrauber der Bundeswehr
Startender Hubschrauber der Bundeswehr

Ich dachte immer, das sei ein Klischee, dass auf den Schiffen nach Helgoland sich viele Menschen übergeben müssten. Doch hier sah und hörte ich, wie sich dieses vermeintliche Klischee bewahrheitete. Ich habe bis dato noch nie einen gestandenen Mann gesehen, der über der Reling hing und sich übergab. Ich kannte so etwas höchstens aus Comics oder Filmen. Und wenn einer anfängt, dann machen es viele nach. Kurz gesagt: Es war nicht schön und ich begann damit, einfach nur stur auf den Horizont zu blicken, um die Ereignisse um mich herum so gut es ging zu ignorieren. War nur nicht ganz einfach, denn man hörte das ein oder andere Würgegeräusch und auch Kommentare von der Schiffsbesatzung: „Oh, ich muss gleich meine Schuhe reinigen. Da habe ich wohl in etwas hineingetreten…“ und „unter Deck riecht es widerlich“. Nein, es war kein Spaß, wirklich nicht.

Schilderbaum mit Angaben zu anderen Inseln
Schilderbaum mit Angaben zu anderen Inseln

Allerdings muss man den Leuten, die sich reihenweise übergaben, vielleicht auch einen kleinen Vorwurf machen. Zum einen gibt es Tabletten gegen Seekrankheit, die offenbar helfen, wie wir das bei Moni sehen und zum anderen ist es doch ein wenig fragwürdig, wenn man zu Beginn einer Schiffsreise morgens um halb zehn Gulaschsuppe oder Bockwürstchen isst. Das Geld kann man auch anders investieren als in Fischfutter. Denn diese Bockwürstchen und die Gulaschsuppe wurden zu Fischfutter – guten Appetit.

Rundgang auf der Insel Helgoland

Auf der Insel angekommen waren wir tatsächlich schnell von Bord und gingen auf direktem Weg hinauf in das Oberland. Die Stadt interessierte uns weniger, wir wollten das Plateau mit den kurzen Wanderwegen und natürlich die berühmte Felsnadel Lange Anna sehen. Die Wege auf dem Plateau waren gut angelegt und die Insel an sich gefiel uns auch. Spannend waren vor allen Dingen die Brutkolonien der zahlreichen Basstölpel. Sie hockten gleich neben den Wanderwegen, nur durch einen dünnen Zaun von den Inselbesuchern geschützt. Das war alles schon recht schön.

Den klassischen Anblick der Langen Anna ließen wir uns natürlich nicht entgehen und auch den Pinneberg erklommen wir. Er ist der höchste Punkt der Insel Helgoland, aber auch der höchste Punkt des Kreises Pinneberg, zu dem Helgoland gezählt wird. Im Verlauf des Aufenthalts gingen wir hinab in den Ort, mit dem man uns jedoch nicht sonderlich begeistern konnte. Er war halt ein Ort, nicht mehr und nicht weniger. Zollfreier Einkauf interessierte uns nicht und Einkehrmöglichkeiten brauchten wir nicht. Gefreut hätten wir uns über eine größere Auswahl an Backwaren in der Bäckerei, aber die wirkte schon mittags so, als würde sie gleich schließen. Zumindest konnte das Angebot durchaus als überschaubar bezeichnet werden. Wenigstens ein paar Souvenirs kauften wir ein, bevor wir uns schließlich wieder zum Hafen begaben, um rechtzeitig am Schiff sein zu wollen.

Abschluss einer schönen Reise mit Inselhopping in der Nordsee

Denn die Erfahrung von der Hinfahrt hatte uns gelehrt, dass wir gerne von vornherein draußen sitzen wollen. So waren wir als eine der ersten an Bord, sicherten uns einen halbwegs windgeschützten Platz an Bord und hatten einen guten Blick auf den Horizont. Die Fahrt verlief deutlich entspannter oder wir haben durch unseren etwas abgeschiedenen Sitzplatz nicht mitbekommen, wie sich die Mageninhalte der anderen Passagiere verhielten. War dann auch besser so. Am Abend schlenderten wir noch zur Lagune von Büsum und genossen das Ambiente mit Live-Musik am Abend. Gut zu erkennen war am gesamten Küstenabschnitt von Büsum, dass die Kurtaxe wenigstens ordentlich angelegt wurde. Zahlreiche gut durchdachte Brausen, um sich nach Wattwanderungen die Füße waschen zu können, die Lagune selbst und die vielen Pavillons machten an unserem letzten Abend in Büsum den Eindruck halbwegs wett, den wir am Ankunftstag hatten.

Am nächsten Morgen gingen wir noch einmal zur Lagune, um ein Pingu-Foto zu machen und dann starteten wir den Motor und fuhren kurzerhand nach Hause. Wir hatten zwar noch einen Tag Zeit, aber die Luft war raus, das Wetter solala und wir hatten so vieles gesehen, gemacht und erlebt, dass wir uns auf das gemütliche Zuhause freuten. Es war mal wieder eine tolle Reise, die aber so ganz anders war als sonst.

Kutter auf der Nordsee
Kutter auf der Nordsee
Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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