2005 – Mit einem Wohnmobil auf den Balkan

Reisebericht über eine Tour mit einem Euramobil Ford Transit über den gesamten Balkan inkl. der Staaten Albanien, Mazedonien und Serbien – 2005

Freitag, 15. April:
Über die Autobahn 3 fuhr ich bis Passau. Eine Tankfüllung hat gereicht (725 km). Geschlafen habe ich anscheinend auf demselben Rastplatz, auf dem ich im letzten Jahr auf meiner Ungarn-Reise war.

Seit einigen Wochen höre ich merkwürdige Geräusche, die von unter dem Auto kommen. Ich habe leider keine Ahnung, was das genau sein kann. Auf einerm kleinen Rastplatz habe ich mich mal unter das Auto gelegt. Es scheint von der Kardanwelle zu kommen. Aber ganz sicher bin ich mir nicht. Also heißt es, abwarten.

Hält das Wohnmobil durch?

Samstag, 16. April:
Bin über Linz weiter gefahren. Auf einem kleinen Rastplatz kam ich auf die Idee, ein kleines Glühbirnchen zu wechseln, das schon seit Monaten viel zu schnell blinkt. Ein netter Österreicher kam zur Hilfe und wollte tatkräftig zur Seite stehen. Sehr nett. Danke schön. Wenn eine Reise mit so viel Hilfsbereitschaft beginnt, kann es ja nur gut gehen. Und das schnelle Tickticktickticktick beim Rechtsabbiegen ist nun endlich weg. Auf Wien hatte ich keine große Lust und so ging es direkt zum Plattensee, wo ich noch ein paar Bilder gemacht habe. Abends fuhr ich weiter nach Budapest und habe schnell einen Parkplatz gefunden. Dort machte ich im Burgviertel ein paar Bilder von der Abendstimmung. Anschließend ging es weiter zum Niche-Campingplatz, den ich schon von früher kannte. Dort war aber niemand, der Geld verlangte. Die Saison ist wohl noch nicht eröffnet, obwohl dort noch andere Gäste waren.

 

Sonntag, 17. April:
Der Campingplatz war tatsächlich umsonst. Beim Losfahren musste ich vor dem Campingplatz noch einmal kurz halten. Doch ich wurde gleich weiter geschickt, weil man dort nicht parken darf. Ich bin mir nicht sicher, vor welcher Institution das Auto dort stand, aber es wehte jedoch eine amerikanische Flagge. Also schnell weg, bevor jemand angreift. Weiter ging es zum Budapester Westbahnhof, zum Heldenplatz und zum Gellertberg. Beim Hinabfahren vom Gellertberg machten die Bremsen merkwürdige Geräusche. Das nun auch noch? Wahrscheinlich nur überhitzt. Abends fuhr ich bis nach Bekes kurz vor der rumänischen Grenze und übernachtete auf einer 24h-Tankstelle.

Montag, 18 April:
Morgens ging es sehr früh los, direkt bis zur rumänischen Grenze. Die Abfertigung war harmlos, jedoch eine lange Schlange. Auf rumänischer Seite kamen erst Arad und danach Timisoara. Man merkt sehr schnell, dass Rumänien sehr arm ist. An einer Ampel kam schnell ein Zeitungsverkäufer angerannt. Er bettelte und wurde böse, als ich ihm nichts gab. Ich vertrete mittlerweile die Ansicht, dass man das Betteln durch die Gaben nur noch fördert. Später in Sofia hat ein kleiner Junge an einer Ampel (zwar unaufgefordert) die Windschutzscheibe sauber gemacht und damit auf diese Weise gebettelt, doch es ist nicht nur ein bloßes Handaufhalten.

Bis zur serbischen Grenze ging die Fahrt ohne weitere besondere Vorkomnisse. Doch kurz vor dem Grenzposten hielten mich drei Polizisten an. Sie fragten, wo die Vignette für das Auto sei. Etwas überrascht darüber versuchte ich zu erklären, dass ich nicht wusste, dass man für Rumänien eine benötigt. Anhand des Einreisestempels im Pass konnten sie sehen, an welchem Grenzübergang ich morgens einreiste. Sie diskutierten miteinander und ließen mich dann etwas widerwillig ziehen. Puh, Glück gehabt.

Der Grenzbeamte Rumäniens war außerordentlich freundlich und machte einen sehr sympathischen Eindruck. Ich hatte ein wenig das Gefühl, er freute sich, mal wieder jemanden zu sehen. Denn die Grenzstation war so leer, dass ich vor dem geöffneten Schlagbaum den Wagen parken durfte, um mal eben aufs Klo zu gehen. Auf serbischer Seite ging es zügig weiter. Stempel in den Pass und Standardfrage nach dem Wohin. Ich habe es mir angewöhnt auch bei Durchreisen immer einen Ort im Einreiseland zu erwähnen, um die Beamten freundlich zu stimmen, was bisher immer gut klappte. Doch diesmal sagte ich aus Reflex „Bulgaria“. Ein nun enttäuscht schauender Grenzbeamter gab mir etwas missmutig die Pässe zurück. An der ersten Tankstelle habe ich getankt. Ich versuchte auf Englisch zu reden, während mein Gegenüber in der Tankstelle bloß antwortete: „Wir können auch Deutsch reden.“ Danach ging es nach Belgrad. Dies ist eine der hässlichsten Städte, die ich je gesehen habe. Nur Betonbauten bzw. lauter Plattenbauten an zahlreichen Berghängen.

Ich suchte schnell den Autoput. Nach 200 km angenehmer Autobahnfahrt kam aber der Schock in Niš: 43 Euro für die Strecke! Und es war kein Übersetzungsfehler. Der Mann in der Mautstation sagte es in fließendem Deutsch. Im Nachhinein betrachtet kommen mir Zweifel, ob er vielleicht geglaubt hat, dass mein Wohnmobil drei Achsen hat. Ich muss mal im Internet schauen, ob dieser Preis der Wahrheit entspricht.

Von dort ging es jedenfalls noch rund 100 km durch ein schönes Tal in Richtung Bulgarien. Die Ausreise ging schnell, doch die Einreise dauerte trotz der vorgerückten Stunde schon ein wenig. Erst kam die obligatorische Polizeikontrolle, dann der Zoll. Auf die hiesige Frage,ob es nach Varnas oder Burgas gehen soll antwortete ich mit: „Nein, nach Rila!“. Plötzlich lächelten sie und machten den Eindruck, dass sie sich freuten, wenn man ihr Heiligtum besichtigt. Anschließend ein kleines Häuschen um irgendeine Steuer für das Auto zu zahlen. So steht es auf der Quittung. Später habe ich erfahren, dass es sich um die Gebühr für die Desinfektion handelt. Dabei bin ich gar nicht mit dem Auto durch ein Desinfektionsbad gefahren. Naja, abschließend durfte ich noch einmal 4 Euro (8 Leba) für eine Vignette zahlen, die 6 Tage gültig ist. Da es schon spät und dunkel war, suchte ich ein 24h-Restaurant und hielt. Ich wollte nämlich nicht in Serbien übernachten. Ich erinnerte mich an einen Eintrag auf der Seite des Auswärtigen Amtes, dass eben diese Region in Serbien noch gefährlich sei. Allerdings ist dieser Eintrag schon seit zwei Jahren weg. Aber wer weiß…

Dienstag 19. April:
Morgens ging es direkt nach Sofia. Es war nicht sofort ein Parkplatz zu finden. Also fuhr ich kurz für einen Blick in den Stadtplan rechts ran. Doch sofort kam ein Polizist, salutierte (!) freundlich und machte darauf aufmerksam, dass ich im Parkverbot stehe. Ich hielt ihm schnell den Stadtplan unter die Nase und fragte wo wir sind. Er erklärte es freundlich und empfahl einen bewachten Parkplatz gleich in der Nähe. Dieser kostete 1,50 € pro Stunde. Bei 7 Stunden Aufenthalt in der Stadt kein billiges Vergnügen. Nun gut, aber Sofia machte einen ordentlichen Eindruck. Ich machte Fotos, notierte zahlreiche Dinge und abends ging es weiter in das Rilagebirge. Im 30 km langen Rila-Tal gab es hinter dem berühmten Kloster einen kleinen Campingplatz. Weil ich die Speicherkarte für die Digitalkamera leeren wollte, benötigte ich Strom für den PC, der hinten im Badezimmer auf seinen Einsatz wartete. Man bot einen kleinen Bungalow an, doch ich wollte bloß die Elektrizität nutzen. Also baute ich den PC abends im bulgarischen und wildromantischen Rila-Tal auf der Veranda eines kleinen Bungalows auf. Ein schöner Anblick.

1 Kommentar zu „2005 – Mit einem Wohnmobil auf den Balkan“

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