2019 – Unterwegs auf dem Klondike Highway

Nach der aufregenden Nacht in Witehorse, in der uns zwei Koyoten umzingelten, fuhren wir weiter nach Norden. Unser Ziel sollte Dawson City sein. Dawson City liegt jedoch gar nicht mehr am Alaska Highway. sondern über 500 Kilometer Strecke weiter nördlich. Kurz hinter Whitehorse zweigt der Klondike Highway ab, der uns dort hin bringen soll. Dabei handelt es sich um den nördlichen Teil des Klondike Highways. Den südlichen würden wir später auch noch kennenlernen. Bevor es losging, stärkten wir uns jedoch noch in Whitehorse mit ein paar Kleinigkeiten von Tim Hortons.

Traumhafte Landschaft
Traumhafte Landschaft

Die Scheibe schnell sauber gemacht, den Tank gefüllt und schon konnte es nach Dawson City los gehen. Der Klondike Highway ist deutlich schmaler als der Alaska Highway, aber immer noch breit genug, um die Straße bequem zu befahren. Wie auch schon auf dem Alaska Highway legten wir immer wieder kleine Pausen ein, um die Landschaft zu genießen.

See am Klondike Highway
See am Klondike Highway

Von Whitehorse nach Dawson City

So hielten wir an verschiedenen Seen und kleinen Aussichtspunkten. Dazu zählte zum Beispiel auch die Felsformation der Five Finger Rapids. Dort liegen mehrere Felsen im Yukon River, die wie Finger angeordnet sind. Man kann sie von weiter oben sehen und es führt eine Treppe hinab in den Wald, um dort hin zu gelangen. Doch eine kurze Wanderung zu den Five Finger Rapids verschoben wir auf die Rückfahrt. Es war ja klar, dass wir hier wieder vorbei kämen und dann hätten wir mehr Zeit. Jetzt war es uns zunächst erstmal wichtig, nach Dawson City zu gelangen und die Zeit dort zu genießen.

See am Klondike Highway
See am Klondike Highway

Am Parkplatz mit der Aussicht auf die Five Finger Rapids hielt neben uns auch ein kleines Wohnmobil aus Holland. Europäische Fahrzeuge sind in Nordamerika nun nichts ungewöhnliches, aber trotzdem fallen sie natürlich auf. Das niederländische Pärchen stieg aus, stellte sich neben uns an die Brüstung und blickte hinab auf die Five Finger Rapids. Der Herr konnte nicht wissen, dass wir ihn verstehen würden und er sagte ziemlich herablassend auf niederländisch, dass das ja jetzt nicht so dolle sei. Nein, war es auch nicht. Aber hey, wir waren im wunderschönen Yukon. Das kann man doch genießen ohne gleich wieder zu nörgeln.

Nordenskold River
Nordenskold River

Schöne Fahrt auf dem Klondike Highway

Kaum sagten sie es, stiegen sie auch schon wieder in ihr Auto und fuhren weiter. Wenig später taten wir es ihnen gleich und holten sie bei einer längeren Wartezeit an einer Baustelle wieder ein. Die Strecke, die stellenweise am Ufer des Yukon entlang verläuft, war landschaftlich einfach nur schön. Doch es war schon deutlich zu spüren, dass der Herbst bereits Einzug gehalten hatte und die Bäume ein tolles Farbenspiel mehrere Gelbtöne produzierten.

Flusslandschaft im Yukon
Flusslandschaft im Yukon

Wir passierten Pelly Crossing und genossen auch hier noch einmal die Aussicht auf den Pelly River, der hier eine große Schleife bildet. Und auch hier wurden wir zu einer längeren Wartepause gezwungen, weil die Straße ebenfalls ausgebessert wurde. Auf den rund 60 Kilometern zwischen Pelly Crossing und dem kleineren Ort Stewart Crossing sahen wir vor uns am Horizont dicke Wolken aufsteigen. Je näher wir kamen umso deutlicher konnten wir sehen, dass es sich nicht um gewöhnliche Regenwolken, sondern um Qualmwolken handelte. Waldbrände.

Der Pelly River bei Pelly Crossing
Der Pelly River bei Pelly Crossing

Waldbrände im Yukon

Während der Fahrt sahen wir immer wieder rechts und links des Wegs verschiedene Qualmwolken aufsteigen und der Rauch vernebelte die gesamte Landschaft. Der blaue Himmel über uns war irgendwann verschwunden und Rauchschwaden zogen über die Straße. Bei Stewart Crossing überquerten wir – welch Wunder – den Stewart River. Wir bogen links ab und ließen die Waldbrände mehr oder weniger hinter uns. Das galt allerdings nur für die Brände. Der Qualm und die Rauchschwaden vernebelten die gesamte Region bis Dawson City. Und das sind mal eben noch weit mehr als 100 Kilometer.

Waldbrände im Yukon
Waldbrände im Yukon
Rauchsäulen der Waldbrände
Rauchsäulen der Waldbrände

Kurz vor Dawson City stoppten wir an einer kleinen Kreuzung. Nach rechts zweigte der Dempster Highway auf dem Klondike Highway ab, der mich ja auch noch reizen würde. Der Dempster Highway führt bis in die kleine Ortschaft Inuvik weit hoch im Norden. Die Fahrt auf der Schotterpiste würde noch einmal weitere 13 Stunden dauern. Nur die Fahrt und nur in eine Richtung. Es sind immerhin über 700 Kilometer, die man auf Schotter zurücklegen würde. Und Schotterstraßen sind für unseren Mietwagen verboten. Ganz speziell wird sogar der Dempster Highway ausgeschlossen.

Ausgangspunkt des Dempster Highway
Ausgangspunkt des Dempster Highway

Mücken im Yukon

Doch wir wollten wenigstens mal am Beginn des Dempster Highways anhalten und uns die dortigen Informationstafeln durchlesen. Das Lesen verkürzten wir allerdings auf das Abfotografieren. Denn kaum waren wir ausgestiegen, wurden wir von hunderten zahlreicher lästiger Fliegen, ähnlich wie die Midges in Schottland belästigt. Diese Biester waren einfach nur lästig und es machte wenig Spaß, sich draußen aufzuhalten.

Ortseingang von Dawson City
Ortseingang von Dawson City

Das wurde auch nicht besser, als wir wenig später den Ortseingang von Dawson City erreichten. Das Ortseingangsschild bestand aus dem Nachbau einer Fassade eines alten Holzhauses. Das gefiel uns auf Anhieb. Hier spielte man also mit dem Label, dass es sich um eine echte Goldgräberstadt handelte. Wir freuten uns, wir hatten unser erstes Ziel und auch das eigentliche Ziel unserer Reise erreicht. Zweieinhalb Wochen, nachdem wir in Essen die S-Bahn bestiegen, mit dem Zug nach London fuhren, auf der Queen Mary 2 nach New York reisten und 6.000 Kilometer Highway hinter uns brachten, kamen wir endlich in der Goldgräberstadt an.

Downtown Hotel in Dawson City
Downtown Hotel in Dawson City

Ziel erreich – im hohen Norden

Für mich wurde ein Traum wahr. Denn ich wollte immer schon nach Dawson City. Als bekennendes Mitglied der D.O.N.A.L.D., also als Donaldist ist mir der Yukon und die Region rund um den Klondike natürlich bestens vertraut. Die reichste Ente der Welt, Dagobert Duck, legte hier den Grundstock für ihr Vermögen. Immer wieder berichtet Dagobert Duck seinen leicht genervten Neffen, wie hart das Leben doch gewesen sei, „damals am Klondike“.

Dawson City
Dawson City

Und von diesem Tag an würden wir das auch immer sagen können: „damals am Klondike“. Diesen Zufluss des Yukon überquerten wir, als wir in die Stadt hinein fuhren. Wir steuerten direkt das Downtown Hotel an, das als das beste Hotel gilt. Das können wir nicht beurteilen, aber es ist vermutlich das bekannteste und beliebteste. Mit seiner rot-weißen Fassade präsentiert sich das Hotel als typisches Holzgebäude einer historischen Goldgräberstadt.

Rustikale Goldgräberstadt
Rustikale Goldgräberstadt

Ankunft in Dawson City

Die nette Dame an der Rezeption in Whitehorse hatte uns nicht nur ein Zimmer in einem anderen Hotel in Whitehorse organisiert, sondern auch ein Zimmer in diesem Downtown Hotel in Dawson City reserviert. Das war klasse, denn ausgerechnet dann noch in diesem Hotel zu übernachten, war noch das i-Tüpfelchen für den Aufenthalt in Dawson City. Zwar gab es auch in der Stadt noch sehr viele dieser Kriebelmücken und die Rauchschwaden ließen auch nicht nach. Doch es musste wohl so sein, um sagen zu können, das Leben damals am Klondike war hart.

Holzhäuser in Dawson City
Holzhäuser in Dawson City

Im Grunde passte es aber auch. So wirkte die Stadt viel rauer, ursprünglicher und rustikaler. Aber eigentlich musste dieser Eindruck nicht noch verstärkt werden. Dawson City ist auch schon rustikal ohne verraucht zu sein. Es gibt nur wenige Asphaltstraßen. Vieles ist nur geschotterte. Die Bürgersteige sind aus Holz, was an eine Westernstadt erinnert. Passend dazu die Holzhäuser, die verschiedene Geschäfte, Hotels und Saloons beherbergen. Ja, Saloons. Einer dieser Saloons war Teil unseres Hotels. Auch das passte eben zum Hotel und es war eben nicht nur ein Saloon. Es war ein klassischer Saloon mit Eingang und Schwingtür an der Ecke des Gebäudes. Meine Güte, wir hatten plötzlich 1884 – oder so. Herrlich.

Saloon im Downtownhotel
Saloon im Downtownhotel

Dawson City – Goldgräberstadt am Klondike

Nachdem wir eincheckten und unser Gepäck aufs Zimmer brachten, machten wir uns auf, die Stadt zu Fuß zu erkunden. Sie ist ja nun nicht wirklich groß und schnell durchquert. Aber es gefiel uns. Es erinnerte uns an andere weit entfernte Städte, die wir bereits bereits hatten. So zum Beispiel Ushuaia in Feuerland bzw. Patagonien. Oder auch Hammerfest in Norwegen. Auch diese Ortschaften gefielen uns damals schon sehr. Hier war es nicht anders. Für uns kann man Hammerfest, Ushuaia und Dawson City nun in einem Atemzug nennen.

Michael Moll am Klondike River
Michael Moll am Klondike River

Wir spazierten am Ufer des Yukon entlang bis zur Mündung des Klondike. Auch an seinem Ufer spazierten wir natürlich ein wenig entlang und genossen mal wieder die Landschaft. Auf dem kleinen Deich neben dem Yukon gingen wir in die andere Richtung bis zum Fähranleger. Auf einer kleinen Fähre könnte man nämlich hier den Yukon überqueren und man gelangt dann zum Top of the world-Highway sowie später nach Alaska. Aber der Top of the world-Highway ist für uns mit dem Mietwagen genauso tabu wie der Dempster Highway. Deshalb ist Dawson City eine Sackgasse für uns. Aber das wussten wir natürlich vorher und störte uns auch nicht.

Urige Goldgräberstadt
Urige Goldgräberstadt

Rundgang durch Dawson City

Wir warfen einen Blick auf die SS Keno, ein weiterer Schaufelraddampfer, der am Ufer des Yukon besichtigt werden kann und waren natürlich auch in der Tourismusinformation. Wir gingen einkaufen, schlenderten durch die Stadt und fotografierten so ziemlich alles, was man in Dawson City sehen kann.

Yukon Hotel
Yukon Hotel

Am nächsten Tag fuhren wir hinauf zum Midnight Dome Aussichtspunkt. Er liegt auf einem Berg oberhalb der Stadt und bietet ein tolles Panorama auf Dawson City, das Tal des Yukon und das Tal des Klondike. Manch ein Wohnmobilist hat diesen Aussichtspunkt entsprechend für sich entdeckt und die Nacht dort oben verbracht, wie wir feststellten. Allerdings war die Aussicht während unseres Aufenthaltes in Dawson City noch immer arg begrenzt. Es war weiterhin verraucht und so wirkte alles grau in grau, wenn man in die Tiefe schaute. Da kann man eben nichts machen.

Ausblick auf die verrauchte Stadt
Ausblick auf die verrauchte Stadt

Gold waschen am Klondike

Ein weiterer großer Wunsch meinerseits war es auch, einmal im Leben echt Gold zu waschen. Dafür bietet sich in einem Seitental des Klondike der Claim 33 an. Gegen eine Gebühr erhält man eine Goldwaschpfanne, gefüllt mit Sand, Kies und ganz wenig Gold. Damit wird einem dann beigebracht, wie man die Pfanne richtig hält und wie man Gold wäscht. War gar nicht so schwer. Als Erfolgserlebnis darf man dann das geringe Gold behalten und bekommt man ein kleines Zertifikat, dass man jetzt eben ein echter Goldwäscher sei. Goldgräber wäre zwar der schönere Ausdruck, aber man hat ja nichts gegraben.

Claim 33 am Klondike
Claim 33 am Klondike
Ich lerne Gold zu waschen
Ich lerne Gold zu waschen

Mit dieser Goldwaschpfanne darf man dann noch ein Stück weiter in das Tal hineinfahren und an dem einzigen öffentlichen Claim sein Glück versuchen. Na, das taten wir natürlich. Einige Male gruben wir die Pfanne in das Bachbett des Bonanza Creek und wuschen Kies und Sand aus. Gold ist dabei leider keines herausgekommen. Schade, aber kein Wunder. Denn wenn man sich die riesigen Goldgräber-Bagger anschaut, die heute als Teil eines Lehrpfades hier ausgestellt sind, dann sieht man, wie hier die Landschaft umgebuddelt wurde. Tonnen an Gold hat man hier rausgeholt und da komme ich dann mit der kleinen Pfanne an und versuche mein Glück? Aber schön war es – damals am Klondike. Dagobert wäre stolz auf mich.

Gold waschen am freien Claim
Gold waschen am freien Claim

Abschied vom Klondike

Aber irgendwann war es Zeit, Dawson City wieder zu verlassen. Schade, aber es ging sowieso auf das Ende der Saison zu und wir waren schon froh und glücklich, dass wir alles so sehen, besuchen und erkunden konnten, wie wir es uns wünschten. Claim 33 würde nur vier Tage später für den Winter schließen und dabei hatten wir gerade einmal Mitte September. Aber so war es eben: Closed for the season.

Am Bonanza Creek ist Ende
Am Bonanza Creek ist Ende

Wehmütig ließen wir den Klondike River und Dawson City hinter uns und fuhren auf dem Klondike Highway wieder nach Süden, in Richung Whitehorse. Aber wir wussten ja, dass wir noch weitere schöne Ziele auf unserem Roadtrip durch die USA und Kanada erreichen würden. Ohne nennenswerte Ereignisse befuhren wir den Klondike Highway und genossen es, als wir aus der Waldbrand-Zone hinaus kamen. Die Luft war wieder klar, der Himmel blau und wir konnten frei durchatmen. Die Menschen, die hier lebten, taten uns leid. Sie konnten nicht so einfach weg. Stewart Crossing wurde einen Tag, nachdem wir den Ort passierten, evakuiert. Viele Menschen leben dort nicht, aber es ist eben einer der Orte, der direkt auf dem Weg liegt. Da hatten wir wohl noch Glück gehabt, dass wir noch durchfahren konnten.

Rückkehr nach Whitehorse

Die Five Finger Rapids hatten wir uns eigentlich noch als kurzes Wanderziel vorgenommen. Wir spazierten vom Parkplatz aus sogar die lange und steile Treppe hinab, um in den dortigen Wald zu gelangen. Doch als wir im Wald waren, wurde es uns plötzlich ein wenig „unheimlich“. Unheimlich ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck, doch wir begannen uns plötzlich zu fragen, was wir eigentlich tun würden, wenn uns jetzt ein Bär begegnet? Viele Menschen waren hier nicht. Auf dem Parkplatz standen gerade einmal zwei weitere Autos. Auf Hilfe oder laute bärenvertreibende Geräusche von anderen Menschen konnte man also nicht unbedingt zählen. Wir waren plötzlich verunsichert, hatten wir doch nun schon mehrere Bären und vor allen Dingen auch Warnhinweise zu Bären gesehen. Daher beschlossen wir, umzukehren und die Felsformationen sein zu lassen. Wir stiegen die Treppe hinauf und fuhren weiter südwärts.

Kathleen Lake am Kluane Nationalpark
Kathleen Lake am Kluane Nationalpark

Am frühen Abend erreichten wir wieder Whitehorse und kauften schnell noch ein paar Lebensmittel, bevor wir in das Hotel fuhren, dass wir schon beim ersten Mal auserkoren hatten. Dieses Mal hatten wir ja reserviert und konnten problemlos einchecken. Für den nächsten Tag hatten wir einen Abstecher nach Westen vor. Morgens schauten wir noch in einer deutschen Bäckerei, die uns am Vortag von der hilfsbereiten Dame an der Rezeption empfohlen vorbei. Aber gefunden haben wir dort nichts, was uns ansprach. Daher versuchten wir erneut unser Glück bei Tim Hortons.

Wanderweg im Kluane Nationalpark
Wanderweg im Kluane Nationalpark

Stippvisite am Kluanes Nationalpark

Anschließend fuhren wir nach Haines Junction im Westen und erreichten diese kleine Ortschaft leicht über den breiten Alaska Highway. Dort stoppten wir geradewegs am Besucherzentrum des Kluane Nationalparks. Für längere Wanderungen hatten wir zwar keine Zeit, doch wollten wir wenigstens einen kleinen Eindruck von diesem Nationalpark erlangen und verschiedene Aussichten genießen, die mit dem Auto gut zu erreichen sind.

Blick auf Hains Junction
Blick auf Hains Junction

So fuhren wir zum Beispiel zum weiter südlich gelegenen Kathleen Lake und spazierten ein wenig am Ufer dieses Sees entlang. Auf dem Rückweg schauten wir auch noch an einem Wanderweg vorbei. Wir hatten von dem Nationalpark natürlich nur einen sehr, sehr kleinen Eindruck genießen können. Aber der war schon mal wieder überwältigend. Hätten wir mehr Zeit, wären wir gerne auf dem Alaska Highway noch weiter und nach Alaska gefahren. Doch wir mussten ja irgendwann auch mal wieder zurück. Alaska ließen wir aber deswegen noch lange nicht aus. Skagway sollte an diesem Tag nämlich unser Übernachtungsort werden und diese kleinen Hafenstadt liegt nun einmal in Alaska.

Kleine Holzbrücke am Alaska Highway
Kleine Holzbrücke am Alaska Highway

Zack, und schon fehlt ein Stück vom Zahn

Wir machten es uns im Auto gemütlich, um wieder in Richtung Osten und nach Whitehorse zu fahren. Das bedeutete entspanntes Sitzen, Tempomat einschalten und ein paar Kekse knabbern. Bei letzterem passierte es dann. Es war ein sehr weicher Keks und dennoch brach ich mir ein kleines Stück vom Zahn ab. Es war zwar völlig schmerzlos, aber laut und überraschend. Außerdem war es blöd. Denn wir fragten uns nun, was wir machen sollten. Klar, hier in der Wildnis des Yukon machen wir nicht viel. Aber es würden natürlich noch größere Städte auf dem Weg liegen, wo wir einen Zahnarzt aufsuchen könnten.

Alaska Highway in Kanada
Alaska Highway in Kanada

Aber wirklich gewollt haben wir das nicht. Andererseits hatten wir noch eine Woche Atlantiküberquerung vor uns. Wäre blöd, wenn mitten auf dem Ozean ein Problem mit dem Zahn auftreten würde. Aber soweit war es noch lange nicht und ich beschloss, einfach mal abzuwarten, wie sich die Sache mit dem Zahn entwickeln würde. Es waren ja noch einige Wochen Zeit bis zur Atlantikfahrt. Zeit, um etwas am Zahn machen zu lassen und auch Zeit, um sagen zu können, dass es dann auf die paar Tage Atlantiküberquerung wohl sicherlich auch nicht mehr ankäme. Allerdings hatte ich ab diesem Moment versucht, nur noch auf der anderen Seite zu kauen, um nicht etwas zu verschlimmern.

Der Yukon bei Whitehorse
Der Yukon bei Whitehorse

Grandiose Landschaften auch südlich von Whitehorse

Östlich von Whitehorse zweigt der südliche Teil des Klondike Highway ab, dem wir ebenfalls folgten. Auch hier galt mal wieder, dass wir an tollen Landschaften vorbei kamen bzw. anhalten. So zum Beispiel am Emerald Lake und dem Spirit Lake. Gleich darauf folgte die riesige Düne bei Carcross. Doch diese ließen wir erst einmal unberücksichtigt, weil wir auf dem Rückweg sowieso hier wieder vorbei kämen.

Emerald Lake bei Carcross
Emerald Lake bei Carcross

Wie schon auf dem Weg nach Dawson City wollten wir auch hier möglichst viel von der Zeit in Skagway genießen können. Außerdem waren wir schon wieder ein wenig aufgeregt. Alaska war nun nicht mehr weit weg für uns. Ab und zu hielten wir natürlich wieder an, um Aussichten zu erleben und Fotos machen zu können, so zum Beispiel von der kleinen Insel Bove Island in einem der zahlreichen großen fjordartigen Seen, die uns umgaben.

Emerald Lake
Emerald Lake

Weiterfahrt auf dem Klondike Highway nach Süden

Für ein kurzes Stück verlässt man auf dem südlichen Teil des Klondike Highways die Provinz Yukon und ist man wieder in British Columbia unterwegs. Danach kommt dann die Grenze zu Alaska und damit zur USA. Wir passierten die Grenzstation der Kanadier, an der sich wieder niemand für uns interessierte. So war es ja auch schon im umgekehrten Fall als wir von den USA nach Kanada einreisten. Danach ist man noch für einige Kilometer auf kanadischer Seite unterwegs und fährt man auf einen Pass hinauf.

Michael Moll in Alaska
Michael Moll in Alaska

Das Wetter ließ uns dabei leider ein wenig im Stich. Es war ohnehin schon die ganze Zeit dicht bewölkt, doch nun kamen wir mitten in die Wolken hinein und fuhren durch den Nebel bis zum Willkommensschild von Alaska. Das war einfach nur toll. Wir waren in Alaska, mit einem Auto mit New Yorker Kennzeichen. Wir freuten uns, auch wenn die offizielle Einreise wenige Kilometer später noch der US-amerikanischen Grenzkontrollstelle erfolgen würde.

Hauptstraße
Hauptstraße

Einreise nach Alaska

Dort angekommen war nicht viel los. Ein Auto vor uns verschwand, eine gepäcklose (!) Fahrradfahrerin durfte uns überholen und problemlos einreisen. Wir mussten hingegen das Auto an der Seite abstellen und ins Büro kommen. Zwei Grenzbeamte führten die Einreiseformalitäten mit uns durch. Einer von ihnen war ein wenig grummelig, der andere aber sehr nett und aufgeschlossen. Er erzählte uns, dass er eigentlich aus Pittsburgh käme und auch schon mal in Deutschland war. Alles lief absolut reibungslos und freundlich. Mit einer netten Verabschiedung waren wir dann damit auch ganz offiziell in Alaska.

Saloon
Saloon

Nach der Überraschung des belegten Hotels in Whitehorse hatten wir mal eben nebenbei bei einem Abendessen in Dawson City schnell noch online ein Zimmer in Alaska gebucht. Wir wussten ja nicht, wie viel das dort sein würde. Wie immer fuhren wir natürlich zunächst zum Hotel, checkten ein, parkten das Auto dort, wo es hin sollte und trugen unser Gepäck in das echt niedliche Hotel.

Pazifik in Alaska
Pazifik in Alaska
Museum und Souvenirladen
Museum und Souvenirladen

Rundgang durch Skagway in Alaska

Niedlich war auch die gesamte Stadt. Skagway war während des Goldrauschs einer Ausgangspunkte für die beschwerliche Tour in Richtung Norden. Und so wirkte die Stadt auch heute noch. Sie hatte in gewisser Weise Ähnlichkeit mit Skagway. Zahlreiche historische Holzhäuser reihten sich hier einander, nur die Straßen waren durchweg asphaltiert. Wir hatten leider ein wenig Pech mit dem Wetter, denn es regnete die ganze Zeit. Doch ganz so schlimm war es in den Abendstunden nicht. Denn Skagway ist auch ein beliebtes Ziel für Kreuzfahrtschiffe und wir spürten, dass die vielen Passagiere langsam wieder zurück zu den Schiffen gingen. Gleichzeitig schlossen dann auch die vielen Einkehrmöglichkeiten und Souvenirläden. Es gab also an dem Tag nicht mehr ganz so viel für uns zu tun.

White Pass Railway
White Pass Railway

So gingen wir auch einfach mal zum Hafen. Einerseits wollten wir doch sehen, welche Schiffe dort waren und andererseits waren wir ja damit offiziell am Pazifik angekommen. Gut, es handelt sich zwar eher um einen tiefeingeschnittenen Fjord, aber immerhin stammt das Wasser aus dem Pazifik. Eines der Schiffe war übrigens von Disney Cruises, so dass wir die aufgemalte Micky Maus am Bug noch grüßen konnten. Später verabschiedete sich das Schiff mit der typischen Disney-Melodie aus dem Schiffshorn.

Goldfarbener Stein auf dem Friedhof
Goldfarbener Stein auf dem Friedhof

Spuren vom Goldrausch in Alaska

Am nächsten Tag sah das Wetter nicht viel freundlicher aus, aber es war immerhin halbwegs trocken. So konnten wir die Stadt ein wenig genauer erkunden. Und wie wir sie kennenlernten. Denn wir waren auch auf der Suche nach einer Tankstelle. Und die einzige, die es wohl zu geben schien, wirkte ein wenig heruntergerockt und vereinsamt. Aber letztendlich bekamen wir unser Benzin und alles war gut.

Friedhof der Goldgräber
Friedhof der Goldgräber

Wir schauten uns natürlich auch noch den legendären Goldrausch-Friedhof am Rande von Skagway an, auf dem zahlreiche Grabstätten erfolgloser Goldgräber zu finden sind. Und wir sahen noch den Zug, der über den Whitepass nach Norden fährt. Wir waren glücklich und zufrieden – mal wieder.

Grenze zwischen Alaska und Kanada
Grenze zwischen Alaska und Kanada

Weiter geht es auf dieser Reise von Alaska zu den Rocky Mountains.

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