Die erste Atombombe der Welt wurde in der Wüste von New Mexico gezündet. Der Ort nennt sich Trinity Test Site und kann nur zwei Mal im Jahr besucht werden. Das habe ich getan und will kurz von meinen Eindrücken berichten.
Trinity Test – so wurde der Test genannt, als am 16. Juli 1945 die erste Atombombe der Welt explodierte. Daher heißt der Ort des Geschehens Trinity Test Site. Die Trinity Test Site befindet sich heute noch in der Hand des Militärs und ist Teil der White Sands Missile Range, also eine Art Militärübungsplatz für Raketen.
Infos über die White Sands Missile Range in New Mexico
Die gesamte White Sands Missile Range nimmt einen beträchtlichen Teil von New Mexico ein und hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von weit mehr als 100 Kilometern. Auf dem Areal schlugen zum Beispiel Raketen ein, die in Green River in Utah gestartet wurden. Irgendwie eine seltsame Vorstellung, dass man eigentlich sein eigenes Land bombardiert. Man stelle sich vor, man würde in Hannover Raketen starten, die bei Nürnberg in einem militärischen Sperrgebiet einschlagen sollen.
Umgeben ist die White Sands Missile Range von so kleinen Dörfern wie Truth or Consequenes und namhaften Orten wie Alamogordo, der vom Testgelände und der nahen Holloman Air Force Base lebt und profitiert. Angrenzend gibt es auch noch den White Sands Nationalpark zu sehen, den ich bei meinem ersten Roadtrip durch die USA noch als White Sands National Monument besuchte.
Gleichzeitig besuchte ich auf dem Militärstützpunkt das Raketenmuseum, in dem ich schon einige Informationen über die erste Atombombe erhielt. Doch nun war es auf meinem zweiten Roadtrip durch die USA soweit und ich konnte auch das eigentliche Zentrum der Bombenexplosion besuchen.
Anreise zur Trinity Test Site
Der Besuch der Trinity Test Site ist nur an jedem ersten Samstag im April und Oktober möglich, also gerade mal zwei Mal im Jahr. Da dieses seltene Ereignis relativ viele Besucher anlockt, sollte man sich schon früh um eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe umschauen. „In der Nähe“ bedeutet, in den nächstgelegenen Orten und die sind ziemlich weit weg.
Wir übernachteten in Alamogordo und hatten dann noch eine fast zweistündige Anreise über die Highways 54 und 380 über Carrizozo in Richtung San Antonio. Unterwegs ist wenig los und man versucht ein wenig schon in die Richtung zu blicken, wo einst der Atompilz in den Himmel geragt hat. Das ändert sich aber auf dem Highway 380, wenn man sich dem nördlichen Eingang zur Militärbasis nähert.
Grundsätzlich ist dieser kaum sichtbar, doch durch die vielen anderen Besucher braucht man eigentlich nur der Autokolonne in südliche Richtung zu folgen. Außerdem sieht man einige protestierende Bewohner aus der Region, die an ihre tragische Geschichte erinnern und die durch die Atomtests erkrankt sind oder Familienangehörige besaßen, die auf Grund der Strahlung verstarben.
Hoher Besucherandrang
Hat man den Highway verlassen, dann steht man zunächst mal lange im Stau. Mehrere Soldaten kontrollieren den Einlass, der aber dann eigentlich recht unproblematisch abläuft. In unserem Fall wollte man eigentlich nur kurz unsere Ausweise sehen und schon konnten wir auf den Militärübungsplatz fahren.
Verfahren kann man sich auf den wenigen Abzweigungen in der Wüste von New Mexico eigentlich nicht. Selbst wenn, dann wäre sicherlich irgendein militärischer Sicherheitsdienst schnell zur Stelle. Das Risiko wollten wir ganz sicher nicht eingehen, zumal auf den Berggipfeln rund um das Gelände zahlreiche Überwachungsanlagen zu sehen waren. Also folgten wir einfach den anderen Besuchern, die vor uns herfuhren.
Rund 35 Kilometer fährt man durch die Wüste, also knapp eine halbe Stunde, bis man die eigentliche Trinity Test Site erreicht. Obwohl wir uns sowieso im militärischen Sperrgebiet befanden, ist der Ort, an dem die erste Atombombe gezündet wurde, nochmals eingezäunt. Es handelt sich dabei um eine kreisrunde Fläche. An ihrem Südrand befindet sich ein Schotterparkplatz mit provisorisch aufgestellten mobilen Toilettenhäuschen.
Ankunft an der Trinity Test Site
Ein paar Soldaten regelten den Verkehr und die Parkplatzordnung, während man sich selbst ziemlich frei bewegen durfte. Es wirkte alles wie ein Tag der offenen Tür und im Grunde war es das ja auch. Auf dem Parkplatz gab es zudem eine Würstchenbude und einen ersten Stand mit Informationen. Außerdem sah man hier Überreste von Jumbo. Dieser riesige Stahlbehälter sollte bei einem Fehlversuch der Explosion davor schützen, dass sich das Plutonium verteilt. Zumindest habe ich das so verstanden.
Von dort aus betraten wir durch das Tor im Zaun den runden Ground Zero. Schon an diesem Zaun wurde auf die erhöhte Radioaktivität hingewiesen. Außerdem auch auf die Tatsache, dass man den Weg in das Zentrum der Trinity Test Site nicht verlassen dürfe. Schnurgerade ging es also 400 Meter in eine Art innerer Kreis, der nochmals umzäunt war.
Hier gab es weitere Stände und zwar ganz unterschiedlicher Art. An einem Stand konnte man sich Souvenirs kaufen, an einem anderen wurden Informationen über den White Sands Nationalpark ausgegeben. Und am dritten Stand konnte man sich einige interessante Ausführungen zu der Thematik anhören.
Hier explodierte die erste Atombombe der Welt
Es wurden Geigerzähler vorgeführt und vor allen Dingen das sogenannte Trinitit gezeigt. Bei Trinitit handelt es sich um eine Art künstliches Gestein, wobei der Begriff Gestein aus geologischer Sicht vermutlich nicht richtig ist. Entstanden ist Trinitit durch die Hitze bei der Explosion, als der Sandboden zu schmelzen begann und anschließend abkühlte. Das Trinitit schimmert auf einer Seite leicht grünlich und es liegt im inneren Kreis der Trinity Test Site auf dem Boden.
Auf Grund der Radioaktivität darf es weder berührt, noch eingesteckt oder mitgenommen werden. Bei allen anderen Einrichtungen vor Ort ist die Radioaktivität übrigens vernachlässigbar, nur eben nicht beim besagten Trinitit. Daher war es für mich ein wenig unverständlich, wie manche Besucher ihren Hund mitbringen konnten, der logischerweise mit seinen Pfoten über das Gelände streift oder dass manche Besucher sich einfach auf den Wüstenboden setzten.
Im inneren Kreis wurde zudem ein Lkw-Trailer aufgestellt, auf dem der Nachbau einer Fat Man zu sehen war. Fat Man hieß der Bombentyp, der hier getestet wurde und der wenige Wochen später Nagasaki in Japan zerstörte. Die Hiroshima-Bombe Little Boy ist ein anderer Bombentyp und wurde gar nicht getestet, weil man sicher war, dass sie sowieso funktionieren würde.
Obelisk im Zentrum der Trinity Test Site
Im Zentrum der Trinity Test Site steht mittlerweile ein Obelisk mit einer Gedenktafel. Dieser Obelisk war für die meisten Besucher der Ort, an dem sie sich fotografieren ließen. Und irgendwie war das seltsam, denn viele der Besucher standen dort mit Stolz und einem Grinsen. Es schien, als wären sie sich gar nicht der Tragweite bewusst, die das Ereignis an diesem Ort auslöste. Oder sie waren tatsächlich stolz darauf, nicht auszuschließen.
Gleich neben dem Obelisken befindet sich noch ein spärlicher sichtbarer Überrest von der Explosion am 16. Juli 1945. Die erste Atombombe der Welt wurde ja nicht abgeworfen und lag auch nicht auf dem Boden, sondern war auf einem Metallgerüst angebracht. Das gesamte Gerüst verdampfte während der Detonation. Übrig geblieben ist nur noch das Fundament und ein ganz kleiner Metallstab, der noch aus der Erde ragte.
Zu guter Letzt waren am Zaun des inneren Kreises noch einige historische Bilder aufgehängt, die das gesamte Ereignis dokumentierten. Zurück zum Parkplatz sprangen wir schließlich noch in einen Militärbus, der als Shuttlebus zum drei Kilometer entfernten McDonald Ranch House führte. Das Gebäude war einst Teil einer hier befindlichen Farm und wurde schließlich, wie das gesamte Areal, vom Militär übernommen.
Zum Abschluss noch zum McDonalds Ranch House
Für den Trinity Test wurde im McDonalds Ranch House das Plutonium gelagert, das für die erste Atombombe benötigt wurde. Bis auf ein leer stehendes, kleines Gebäude gibt es grundsätzlich nicht viel zu sehen. Aber auch das war ein interessanter Einblick in die Geschichte vom Beginn des Atomzeitalters. Mit dem Bus, der natürlich von US-Soldaten gesteuert wurde, ging es dann wieder zurück zum Parkplatz, wo wir in unseren Wagen stiegen und uns dem Ausgang näherten.
Die Trinity Test Site ist an den beiden Samstagen bis 17 Uhr geöffnet und wie wir beim Rausfahren feststellten, gab es nach Mittags keinen Stau mehr. Dann könnte man also deutlich schneller in das Gelände. Aber wir wollten lieber auf Nummer Sicher gehen und nahmen die kurze Wartezeit zu Beginn gerne in Kauf.
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