2019 – Im Süden der USA

Nachdem wir bereits in Kalifornien einige Meilen bzw. Kilometer auf der Interstate 10 unterwegs waren, sollte sich das in Arizona und später in New Mexico so schnell auch nicht ändern.

Saguaro Kakteen
Saguaro Kakteen

Roadtrip durch den Südwesten der USA

Auf der beinahe schnurgerade Strecke erreichten wir spielend leicht die Hauptstadt Phoenix. Es war früher Abend und an diesem Tag würden wir nicht mehr viel machen. Im Süden von Phoenix quartierten wir uns in einem Hotel direkt neben der Interstate ein, fuhren noch zu Cracker Barrel und besorgten uns woanders noch etwas zu essen.

Saguaro Kaktus
Saguaro Kaktus

Gleich am nächsten Morgen waren wir wieder ruckzuck auf der Autobahn und konnten die letzten Meilen zu unserem Tagesziel schnell abspulen. Dieses hieß Tucson bzw. Saguaro Nationalpark. Der Nationalpark ist zweigeteilt in einen Bereich westlich und einen Bereich östlich der Stadt. Ohne uns um Tucson zu kümmern, fuhren wir zunächst in den westlichen Abschnitt vom Saguaroa Nationalpark.

Wunderschöne Kakteen

Ich freute mich maßlos über die viele Anzahl der hiesigen Kakteen. Besonders, weil diese Saguaroa-Kakteen weitestgehend eben nur im Süden von Arizona wachsen und sonst eher selten anzutreffen sind. Dabei handelt es sich um die klassischen Kakteen mit ihren beinahe rechtwinklig abstehenden Armen, wie man sie halt aus diversen Western kennt.

Saguaro Kakteen
Saguaro Kakteen

Im Besucherzentrum informierten wir uns über diese Kaktusart und erfuhren, dass sie ihre Arme eigentlich erst im hohen Alter bekommen. Da können schon mal viele Jahrzehnte vergehen, in denen ein Saguaro-Kaktus eigentlich nur gerade hoch wächst. Außerdem erfuhren wir, dass sich die ältesten Saguaro-Kakteen mit einem Alter von 200-300 Jahren im östlichen Bereich des Nationalparks befinden.

Saguaro Kaktus
Saguaro Kaktus

Kleine Wandertour im Saguaro-Nationalpark

Das war okay für uns, weil wir das für den nächsten Tag einplanten. Im Besucherzentrum ließen wir uns auch Tipps für eine kleine Wanderung geben. Es hätte auch gerne eine viel längere Wanderung sein dürfen, doch ganz so viel Zeit hatten wir ja nun auch nicht. Daher befassten wir uns nur mit dem King Canyon Trailhead, der langsam ansteigt und einige tolle Ausblicke ermöglicht und in dem man den Kakteen ganz nahe kommt.

Neue Triebe am Kaktus
Neue Triebe am Kaktus

 

Durch die Berglandschaft zwischen dem Nationalpark und der Stadt erreichten wir Tucson. Doch bevor wir hier ein Hotel suchten, durchquerten wir die flache Stadt komplett und verließen sie in Richtung Nordosten wieder. Denn dort erhebt sich das nächste Gebirge und der Mount Lemmon dominiert das Landschaftsbild.

Landschaft mit Kakteen
Landschaft mit Kakteen

Auf dem Catalina Highway zum Gipfel des Mount Lemmon

Auf einer gut ausgebauten Straße, dem Catalina Highway kann man den Gipfel des Mount Lemmon bequem mit dem Auto erreichen. Auf der kurvigen Straße, die durch die Catalina Mountains verläuft überwindet man einen Höhenunterschied von über 1.500 Höhenmeter. Zwischendrin hat man immer wieder die Möglichkeit anzuhalten und die Aussichten zu genießen.

Ausblick vom Mount Lemmon
Ausblick vom Mount Lemmon

Am Ende der Strecke steht man schließlich auf über 2.700 Höhenmeter. Man ist also fast so hoch wie auf der Zugspitze. Und das macht sich bemerkbar, denn dort oben gibt es sogar ein kleines Skigebiet. Das ist faszinierend, weil man ja eigentlich komplett von der Wüste umgeben ist.

Blick vom Mount Lemmon
Blick vom Mount Lemmon

Bei der Auffahrt stand man noch zwischen zahlreichen Saguaro-Kakteen, die immer weniger werden, je höher man fährt. Es folgt ein bewaldetes Gebiet und es wird immer kühler, wenn nicht sogar kälter. Und dabei genießt man eben den Blick auf die rot-braune Wüstenlandschaft von Arizona.

Landschaft am Mount Lemmon
Landschaft am Mount Lemmon

Abfahrt vom Mount Lemmon

Lediglich der Gipfel selber bot wenig Möglichkeiten für uns. Die Straße endet an einem kleinen Parkplatz und dahinter folgt nur noch ein Tor zum Observatorium, das nicht so ohne weiteres betreten werden darf. Es gab leider auch keinen Rundblick, sondern nur eine halbwegs brauchbare Aussicht in eine einzige Richtung.

Landschaft in Arizona
Landschaft in Arizona

Da gab es bessere Aussichtsmöglichkeiten auf dem Weg zum Gipfel. Daher hielten wir uns auch gar nicht so lange oben an der Bergspitze des Mount Lemmon auf, sondern fuhren bald auch wieder die Straße hinab und hielten an weiteren Parkplätzen und Aussichtspunkten an. Sehr schön.

Arizona am Abend
Arizona am Abend

Abends in Tucson

Es dämmerte schon, als wir wieder am Fuße des Berges und damit auf Höhe der Stadt Tucson ankamen. Moni suchte schnell im Netz ein Hotel und fand das Best Western in der Nähe des Flughafens zu einem akzeptablen Preis. Es war ja ohnehin schon spät und wir wollten nur noch etwas essen.

Kaktus mit Sonnenuntergang
Kaktus mit Sonnenuntergang

Bei dem Hotel waren wir ein wenig hin- und hergerissen. Es war einfach und günstig. Aber gleichzeitig hatte es einen ganz unangenehmen Geruch in den Fluren. Die Zimmertüren waren schon ziemlich abgewetzt und das gesamte Erscheinungsbild ließ darauf schließen, dass man es mal gebaut hat ohne es wirklich pflegen zu wollen. Auch die Zimmerkarten funktionierten nie beim ersten Mal. Das Gerät an der Zimmertür war nicht mehr ganz so einwandfrei.

Hotel in Tucson
Hotel in Tucson

Schäbig könnte man das Hotel auch nennen

Außerdem war es von der Grundfläche her riesig groß und bestand aus vier Gebäudeflügel, die wiederum einen Innenhof umschlossen. Dieser war für uns eine kleine Überraschung, das hatten wir noch nicht. Denn es bot sich die Möglichkeit, vom Hotelzimmer direkt in den Innenhof zu gelangen. Irgendwie nett.

Hotelzimmer mit Zugang zum Innenhof
Hotelzimmer mit Zugang zum Innenhof

Das nutzten wir dann auch und fuhren schnell noch zu Pizza Hut, holten uns ein Abendessen und verspeisten es unter einem Pavillon im Innenhof. Das Wetter spielte mit, es war ein lauer Sommerabend und es war irgendwie schön. Die Schiebetür zum Hotelzimmer ließen wir natürlich geschlossen. Nicht, dass sich irgendein kleiner Wüstenbewohner sich in unser Zimmer verirrt.

Auf den Weg achten
Auf den Weg achten

Gemütlicher Ausklang bei Pizza und Mondenschein

Wir waren die Einzigen, die im Innenhof speisten und es brannte nur in wenigen Fenstern Licht. Auch auf dem großen Parkplatz, der einmal um das gesamte Gebäudeareal herumführt, standen nur wenige Fahrzeuge. So kam es uns fast vor, als wären wir die Einzigen in diesem alten, moderigen Hotel. War schon irgendwie skurril.

Michael Moll mit Kaktus
Michael Moll mit Kaktus

Aber die Nacht war ruhig. Bis wir morgens von irgendwelchen Kampfjets geweckt wurden, die ihre Runden drehten oder vom Flughafen aus starteten. Recht schnell waren wir wieder unterwegs und fuhren nun in den östlich gelegenen Teil des Saguaro-Nationalparks.

Klassischer Oldtimer
Klassischer Oldtimer

Dabei kamen wir auch am riesigen Flugzeugfriedhof der US-Luftwaffe vorbei. Aber eben nur vorbei. Wir sahen nur wenige Flugzeuge hinter einem Zaun, der wiederum von einem kleinen Wall sichtversperrt war. Fotos zu machen war nicht möglich und eventuell auch nicht erlaubt. Daher ließen wir das sein und kümmerten uns lieber um die Schönheiten der Natur.

Größenvergleich
Größenvergleich

Zweiter Besuch im Saguaro-Nationalpark

Diese fanden wir gleich hinter dem Besucherzentrum. Aber bei diesem Besuch wanderten wir nicht, sondern fuhren auf dem acht Meilen langen Cactus Trail durch die wunderschöne Landschaft. Typisch amerikanisch halt. Hier fährt man mit dem Auto durch den Nationalpark und hat immer wieder die Gelegenheit, auf einem der Parkplätze Rast zu machen und einen Teil von dort aus zu Fuß zu erobern.

Blüten am Kaktus
Blüten am Kaktus

Da wir aber schon am Vortag durch die Kaktuslandschaft wanderten und wir noch eine lange Fahrt an diesem Tag vor uns hatten, beließen wir es bei dieser langsamen und gemütlichen Rundfahrt mit einigen Zwischenstopps. Schön war es. Erneut und wie bei eigentlich jedem Nationalpark, den wir bisher besuchten.

Lange Fahrt durch die Wüste im Süden der USA

Nach dem Parkbesuch fuhren wir in Richtung Süden, um wieder auf die Interstate 10 zu gelangen. Auf ihr reisten wir nun wieder ostwärts und hatten in der flachen Landschaft beinahe das Gefühl, nach Mexiko blicken zu können. So weit war Mexiko ja nun nicht mehr entfernt, aber eben doch noch weit genug, um das Land sehen zu können.

Es braut sich etwas zusammen
Es braut sich etwas zusammen

Dafür fuhren wir aber in den Bundesstaat New Mexico. Und je weiter wir nach Osten fuhren, um so weniger blauen Himmel sahen wir. Der Himmel zog sich zu, was uns nicht besonders gefiel. Immerhin waren wir ja in einer Wüstenregion unterwegs und da wollten wir doch wenigstens ein bisschen Sonnenschein erleben.

Kolkrabe
Kolkrabe

Und wieder einmal schlechtes Wetter

Wir hatten doch schon Regen in Los Angeles. Da muss sich das doch in New Mexico nicht unbedingt wiederholen, hofften wir zumindest. Aber unsere Befürchtung bezog sich halt nicht nur auf den Himmel, sondern auch auf den Wetterbericht. Der ließ nämlich nichts gutes erwarten.

Und tatsächlich. Wir näherten uns der Stadt Las Cruces und hatten schon aus der Ferne einen tollen Blick auf die Stadt. Gleich hinter dem Stadtbild erhoben sich die Berge. Alles sah toll aus, wären da nicht die einzelnen Regenfelder gewesen, die man deutlich erkennen konnten. Stellenweise regnete es vor uns. Na prima.

Wanderweg in White Sands
Wanderweg in White Sands

Unbeirrt fuhren wir weiter, durchquerten Las Cruces ohne anzuhalten und überquerten den St. Augustine-Pass. Schon auf unserem Roadtrip drei Jahre zuvor fuhren wir diese Strecke von Las Cruces zum White Sands National Monument bei Alamogordo. Wir wussten also, welchen Ausblick und Weitblick wir hinter dem Pass zu erwarten hatten.

Picknickplatz
Picknickplatz

Das Telefon gibt Alarm

Eine weite Fläche, die zum Großteil vom Militär genutzt wurde, erstreckt sich östlich des Passes. Doch anders als damals war es nun stark und zum Teil dunkel bewölkt. Es wirkte beinahe schon ein wenig unheimlich. Auf der rechten Seite folgte die Zufahrt zum sogenannten Raketenmuseum, dem White Sands Missile Range Museum. Beim letzten Mal hatten wir es besucht, dieses Mal brauchten wir es nicht noch einmal.

White Sands
White Sands

Wir fuhren weiter in den immer dunkler werdenden Horizont hinein. Die Scheibenwischer liefen schon eine ganze Zeit und wir fanden das einfach nur verrückt. Um uns herum Wüste und über uns Regen und tiefschwarze Wolken als wir plötzlich erschraken. Mein Telefon, das harmlos in der Mittelkonsole lag, machte sich mit einem markerschütternden Alarmsignal bemerkbar.

Trail in White Sands
Trail in White Sands

Auf dem Bildschirm tauchte ein lokale Warnmeldung an alle Handys in der Region auf. Gewarnt wurde vor Sturzfluten, die in der Wüste von New Mexico auftreten könnten. Na toll, es wurde immer besser.

Kleine Wüstenmaus guckt aus dem Loch
Kleine Wüstenmaus guckt aus dem Loch

Grenzkontrolle entlang des Highways

Wir fuhren weiter auf der State Route 70 und passierten mal wieder den Checkpoint der US-Grenzkontrollbehörden. Wir waren zwar mittlerweile rund 100 Kilometer Luftlinie von der mexikanischen Grenze entfernt, doch an dieser Stelle befindet sich eine Kontrollstation, an der alle Fahrzeuge die Autobahn kurz verlassen müssen.

Blumen in der Wüste
Blumen in der Wüste

Wir kannten das schon vom letzten Mal und waren daher dieses Mal darauf vorbereitet. Wir wollten keine hektischen Bewegungen machen und erklärten dem Grenzbeamten, dass unsere Pässe in den Rucksäcken hinten auf den Sitzbänken waren. Gerade als er mir das Okay gab, mich danach umzudrehen, ergänzte er auch sofort, dass wir weiterfahren sollen.

Stark duftender Baum
Stark duftender Baum

Na, das ging schnell und einfach. Wir standen keine 15 Sekunden. Aber in diesen 15 Sekunden lief ein anderer Grenzbeamter mit seinem Drogenspürhund an uns vorbei und wir bemerkten, dass ein anderes Fahrzeug mit scheinbar mexikanischen Insassen aus dem Verkehr gezogen wurde. Wir waren also uninteressant und konnten weiter durch den Starkregen nach Alamogordo fahren.

Picknick in der Wüste
Picknick in der Wüste

Auf der Suche nach vernünftigen Lebensmittelgeschäften

Dort angekommen steuerten wir gleich im Süden der Stadt ein neues und modernes Hotel an und checkten für zwei Tage ein. Gleichzeitig stellten wir unsere Standardfrage, wo man denn in der Stadt frisches Obst, Gemüse und generell gute Lebensmittel kaufen könne, wenn man nicht gerade zu Walmart wollte.

Lehrpfad in White Sands
Lehrpfad in White Sands

Das stellte den Mann hinter der Theke vor ein großes Rätsel und er gab die Frage gleich mal an seinen Kollegen weiter. Beide waren sich einig, dass die Auswahl nicht ganz so groß sei. Es gebe da wohl ein Geschäft, aber üblicherweise kaufe man bei Walmart ein. Fanden wir irgendwie traurig, schlossen uns dem aber an.

Irgendein Motel in der Wüste
Irgendein Motel in der Wüste

Im Walmart staunten wir nicht schlecht, als wir in den Ladengängen mehrere Eimer stehen sahen. Diese fingen das Wasser auf, dass durch die Decke in den Laden tropfte. Es wurde immer schlimmer und wir wunderten uns nun gar nicht mehr. Die Bauweise von Gebäuden in Amerika ist bekanntlich sehr einfach. Und offensichtlich baut man in der Wüste noch einfacher, weil man hier selber mit kaum Regen rechnet. Wenn der Regen dann da ist, dann müssen halt die Eimer das Wasser auffangen.

Hier scheint alles undicht zu sein

Bei unserer Rückkehr in unser Hotelzimmer ging es aber ähnlich weiter. Obwohl das Gebäude noch sehr neu war, war auch das Hotelzimmer nicht dicht. Die typischen Schiebefenster, die es in amerikanischen Räumen gibt, ließen das Wasser problemlos eindringen. Wir dichteten das Fenster mit einem Handtuch ab, was absolut ausreichte. Aber die Tatsache, dass wir das tun mussten, zeigt einfach nur, wie schlecht manche Dinge errichtet werden. Auch das erinnerte uns an die Reise von vor drei Jahren, als wir in Green River in Utah ein nächtliches Gewitter erlebten und dabei der Strom ausfiel.

Schilderbaum
Schilderbaum

Die Nacht blieb dieses Mal recht ruhig und anders als an den anderen Tagen dieser Reise gönnten wir es uns, einfach mal auszuschlafen. Denn die einzige Sehenswürdigkeit, die wir uns an diesem Tag anschauen wollten, kannten wir einerseits schon und wäre andererseits bei schönem Wetter sowieso schöner.

Starker Dauerregen in der Wüste

Es regnete immer noch und wir ließen es daher ziemlich ruhig angehen. Erst am späten Vormittag setzten wir uns ins Auto und fuhren dann doch noch los und zwar zum White Sands National Monument. Wenige Monate nach unserem Besuch wurde das National Monument zu einem Nationalpark erklärt. Und drei Jahre zuvor waren wir bereits bei strahlend blauem Himmel im White Sands National Monument.

Trinitit mit Geigerzähler

Auf dieser Reise hatten wir aber dieses Mal tief hängende Wolken und eben auch Regen. Wir fuhren den kurzen Weg auf der State Road außerhalb von Alamogordo bis zum Besucherzentrum direkt an der Einfahrt. Selbst hier suchten wir noch Schutz vor den Regenmassen und wir fragten uns, was wir bei diesem Wetter eigentlich hier wollen. Denn an Besuche in den Sanddünen oder gar Wanderungen war überhaupt nicht zu denken.

Unser zweiter Besuch in White Sands

Dennoch fuhren wir in den Park hinein und zahlten auch den Eintritt dafür. Wir hatten ja den ganzen Tag Zeit und keine anderen Pläne. Wir folgten dem Weg durch die Sanddünen bis zu einem großen Parkplatz, den wir noch vom letzten Mal kannten. Ich stellte den Motor aus und wir schauten durch die Scheibe auf die wunderbare Dünenlandschaft.

Die MItnahme von Trinitit ist verboten
Die MItnahme von Trinitit ist verboten

In dieser Zeit ließ der Regen drastisch nach und es vergingen keine fünf Minuten als ich den Wagen ausgemacht hatte, als es sogar komplett aufhörte. Wir konnten das gar nicht glauben und ich ließ zur Sicherheit nochmal den Scheibenwischer über das Glas laufen. Danach: Kein einziger Tropfen mehr.

Das war unsere Chance. Es sah zwar am Himmel noch immer ungastlich aus, aber wenn es ausgerechnet bei unserer Ankunft aufhört zu regnen, will das genutzt werden. Wir stiegen aus und gingen durch die weiße Landschaft von Düne zu Düne, dabei zunächst recht skeptisch, weil es so aussah, als könne es jeden Moment wieder anfangen zu schütten.

Trinity Test Site
Trinity Test Site

Der Regen hörte auf – endlich

Doch es fing nicht wieder an und es wurde sogar etwas heller. Als wir schließlich noch einen kleinen blauen Fleck zwischen den Wolken ausmachen konnten, waren wir nicht mehr zu halten und beschlossen, endlich noch eine Wanderung einzulegen. Eigentlich hatten wir eine acht Kilometer lange Wanderung auf einem Rundweg vorgehabt. Diese reduzierten wir dann halt zu einer vier Kilometer langen Tour. Auch gut. zwar sahen wir dieses Mal keine White Lizards, aber immerhin schaute mal eine Wüstenmaus vorsichtig aus ihrem Bau nach draußen.

Schade war halt nur, dass die Landschaft dieses Mal bei Weitem nicht so weiß wirkte wie sonst, wenn die Sonne scheint. Aber man kann ja nicht alles haben und wir freuten uns schon, dass wir uns überhaupt hier aufhalten konnten. Außerdem sahen wir es positiv, denn so hatten wir nun zwei unterschiedliche Eindrücke vom White Sands National Monument und hatten die Erfahrung genossen, dass es auch in der Wüste stark regnen kann.

Überreste des Turms
Überreste des Turms

Lange Fahrt durch die Wüste von New Mexico

Der eigentliche Grund, warum wir erneut nach New Mexico gefahren sind, war aber ein ganz anderer. Am nächsten Tag hatten wir die Möglichkeit, etwas zu besuchen, was man nur zwei Mal im Jahr besichtigen kann. Dafür verließen wir am frühen Morgen das Hotel in Alamogordo und fuhren geradewegs nach Norden bis zum sehr kleinen Ort Carrizozo. Dort bogen wir links ab und fuhren genauso geradeaus bis wir langsam unsicher waren, ob wir noch richtig wären.

Besuch an der Trinity Test Site
Besuch an der Trinity Test Site

Auf der gesamten Strecke ab Alamogordo befand sich nämlich links von uns immer noch das militärische Sperrgebiet White Sands Missile Range. Es dient überwiegend dazu, Raketen zu testen. Deswegen gibt es ja weit im Süden auch das erwähnte Raketenmuseum. Natürlich gelangt man nicht mal eben so auf dieses Gelände und daher sind Einfahrten auch eher nicht vorhanden. Doch auf der Strecke zwischen Carrizozo und dem viel weiter westlich gelegenen San Antonio soll es eine Zufahrt geben.

Aufnahme der Explosion
Aufnahme der Explosion

Und plötzlich wurde es voll in der Wüste

Eine Zufahrt, die an jedem ersten Samstag im April und Oktober, also nur zwei Mal jährlich, besetzt ist und von Zivilpersonen genutzt werden darf. An der Stelle, an der wir die Zufahrt vermuteten, war aber nichts außer Wüste. Wir waren schon ein wenig unsicher, ob wir das nicht verpasst hätten. Aber andererseits dachten wir uns schon, dass wir nicht die einzigen sein würden. Es müssten also noch viel mehr Menschen vor Ort sein.

Trinitit entstand durch die Hitze
Trinitit entstand durch die Hitze

Wir fuhren noch ein Stück weiter und irgendwann sahen wir am Horizont eine Autoschlange, die sich langsam Richtung Süden bewegte, also in die Richtung, die links von unserer Straße abzweigen würde. Wir vermuteten die Fahrzeugkolonne in ca. 8-10 km und fuhren noch so weit, bis wir tatsächlich eine unscheinbare Zufahrt sahen.

Dort, wo die erste Atombombe der Welt gezündet wurde

Diese Zufahrt fiel jetzt lediglich auf, weil sie eben von sehr vielen Besuchern angesteuert wurde und auch durch die Hand voll Demonstranten vor der Einfahrt. Sie hielten Schilder hoch, auf denen stand, dass sie und ihre Angehörigen vergessen wurden. Dass man erkranken ließ und sich nicht um sie kümmerte.

Hier explodierte die erste Atombombe
Hier explodierte die erste Atombombe

Der Grund, warum sie dort standen und warum so viele Menschen hier einen Besuch planten, war die Trinity Test Site. Das ist das Gelände innerhalb der White Sands Missile Range, auf dem am 16. Juli 1945 die erste Atombombe der Welt gezündet wurde. Weil das Datum ganz gut in unsere USA-Reiseplanung passte, haben wir uns ebenfalls für den Besuch entschlossen.

So sieht die Atombombe aus
So sieht die Atombombe aus

Wir bogen in die Einfahrt hinein und standen nun erstmal im Stau. Es dauerte fast eine Stunde bis wir uns mit leichten Vorwärtsbewegungen bis zur Personenkontrolle fortbewegen konnten. Dort standen vier Soldaten, die gleichzeitig vier Fahrzeuge abfertigten. Wir mussten kurz unseren Personalausweis vorzeigen und konnten sofort weiter fahren.

Auf dem Weg zum Atombombentestgelände

Kilometerweit fuhren wir noch weiter in die Wüste hinein, weit abseits der öffentlichen Straßen. Die einzige Gewissheit, richtig zu sein, waren die Fahrzeuge vor und hinter einem. Ein Abbiegen auf eine andere Route wäre zwar kurzzeitig möglich gewesen, aber wir hatten das Gefühl, dass das Areal komplett überwacht würde. Und wahrscheinlich wird es auch. Es wäre ziemlich auffällig gewesen, wenn ein Pkw aus der Fahrzeugkolonne ausgeschert wäre.

Militärpolizei
Militärpolizei

Am Ende der langen Strecke kamen wir an einem Parkplatz an, von dem aus man dann nur noch 600 Meter zu laufen hat, um genau den Punkt zu erreichen, an dem die Atombombe explodierte. Das kreisrunde Gebiet, in dem die Bombe detonierte, war für gewöhnlich komplett umzäunt. Hinweisschilder wiesen auf die Radioaktivität hin und ein ziemlicher Menschenauflauf bewegte sich zwischen dem Parkplatz und Ground Zero.

McDonalds Haus
McDonalds Haus

Ankunft am Trinity Test Site-Gelände

Eine Würstchenbude und etliche Dixie-Klos dienten der Infrastruktur, während mehrere Pavillons umringt waren von Menschen, die Informationen wünschten. Es gab ein paar wenige Souvenirs zu kaufen und ansonsten konnte man einigen Experten Fragen stellen. Es wurden Geigerzähler unter anderem an Hand des hier vorkommenden Gesteins vorgeführt und man konnte sich die Informationsbilder anschauen, die am Zaun hingen.

Hier wurde das Plutonium gelagert
Hier wurde das Plutonium gelagert

Im Grunde war es eine ganz spannende Sache, die man nur einmal im Leben machen würde. Ein wenig fragwürdig fanden wir jedoch die Menschen, die sich wie bei einem Picknick in den Sand setzten. Dabei wurde ausdrücklich davor gewarnt, das grünlich schimmernde Gestein zu berühren. Es entstand bei der Explosion durch die Hitze und besteht im Wesentlichen aus geschmolzenen Sand. Da es noch immer radioaktiv ist, darf man es weder berühren noch mitnehmen.

Eindrücke von der Trinity Test Site

Aber manche Menschen setzten sich drauf. Ich für meinen Teil hatte für diesen Besuch extra alte abgewetzte Schuhe an, die ich anschließend weggeschmissen hatte. Man weiß ja nie. Und angefasst hatte ich schon mal gar nichts. Andere Menschen stellten sich ziemlich stolz an den Obelisken, der vor vielen Jahren aufgestellt wurde und genau das Zentrum des Explosionsortes markiert.

Zufahrt zur Militärbasis
Zufahrt zur Militärbasis

Den Ort zu fotografieren ist eine Sache, wie wir finden. Aber sich mit einem dümmlichen Grinsen oder eben stolz davor zu stellen, dann doch eine andere. Es schien, als wüssten die Besucher nicht einzuschätzen, welche Tragweite der Trinity Test eigentlich hatte. Denn wenige Wochen später explodierten bekanntlich die zwei nächsten Atombomben über Hiroshima und Nagasaki.

An diesem Ort begründete man das Atomzeitalter. Hier wurde die erste Massenvernichtungswaffe getestet. Und ob das Gründe sind, stolz zu sein, wage ich zu bezweifeln. Wir drehten unsere Runde, schauten uns natürlich ausgiebig um, blickten auch auf den Nachbau einer Atombombe, die auf einem Trailer deponiert war und gingen zum Parkplatz zurück.

Unterwegs auf der Route 66
Unterwegs auf der Route 66

Mit dem Shuttlebus zum Mcdonalds-Haus

Dort standen Shuttlebusse bereit, die zum sogenannten McDonalds-Haus fuhren. Das Haus gehörte einst einem Farmer, der es mitsamt seinem Grundstück an die Regierung abgeben musste. Das Gebäude liegt rund drei Kilometer südlich der Explosionsstelle und diente kurz vor dem Atombombentest dazu, das notwendige Plutonium zu lagern.

Schon alleine die Fahrt vom Testgelände zum McDonalds-Haus war irgendwie skurril. Denn wir saßen in einem klassischen amerikanischen Bus, der von einem uniformierten Militärangehörigen gefahren wurde. Ein paar weitere Soldaten saßen in seiner Nähe. Die Stimmung war ziemlich gut und man fühlte sich nicht seltsam. Aber irgendwie musste man an amerikanische Filme denken, in denen man zum Militärdienst eingezogen wurde und man an seinem ersten Tag mit eben so einem Bus innerhalb des Kasernengeländes transportiert wird.

Blüte
Blüte

Trinitit wollten wir nicht kaufen

Das McDonalds-Haus ist heute komplett leer, was soll es dort auch sonst noch geben? Aber auch das war interessant zu sehen. Nach all diesen Eindrücken gingen wir wieder zurück zum Auto und fuhren kilometerweit die Straße durch das militärische Sperrgebiet bis zum öffentlichen Highway.

Mit dem Motorrad auf der Route 66
Mit dem Motorrad auf der Route 66

Dort bogen wir links ab und fuhren Richtung San Antonio bzw. in Richtung Interstate. Als wir am Ort ankamen, sahen wir am Wegesrand noch Schilder mit Hinweisen darauf, dass man dort irgendwo Trinitit kaufen könne. So heißt das Gestein, dass man eben nicht berühren darf. Warum man es anderswo angeblich kaufen konnte, blieb ein Geheimnis. Wir wollten es ohnehin nicht.

Kontinentale Wasserscheide
Kontinentale Wasserscheide

Übernachtung in Gallup

Auf der Interstate 25 fuhren wir bis Los Lunas, bogen auf den Highway 6 ab und erreichten einige Zeit später die Interstate 40 westlich von Albuquerque. Unterwegs machten wir nochmal einen kurzen Fotostopp an diversen Route 66-Schildern und an der kontinentalen Wasserscheide. Anschließend fuhren wir geradewegs in den Abend hinein nach Gallup, unserem Übernachtungsort an diesem Tag.

Gallup
Gallup

Gallup, so hieß es, hätte eine pittoreske Innenstadt. Das machte uns neugierig und so fuhren wir nach dem Check-In im Hotel noch schnell ins Zentrum. Doch dort wurden wir irgendwie enttäuscht. Wir suchten das Pittoreske und fanden nur eine Straße, an der sich mehrere Geschäfte aneinander reihten. Auf Grund der Uhrzeit war nicht mehr viel los und auch in den Seitenstraßen sah es nicht sehr einladend aus.

Einsatz am Hotel
Einsatz am Hotel

Sagen wir es so: Gallup ist eine Stadt, die sich ein klein wenig von anderen amerikanischen Kleinstädten abhebt. Aber das Zentrum ist nicht vergleichbar mit Flaggstaff oder mit Ennis in Montana. Uns sprach es nicht an und wir zogen es vor, uns noch eine Kleinigkeit zu Essen bei Walmart zu besorgen.

Achtung Adler
Achtung Adler

Fehlalarm im Hotel

Anschließend fuhren wir ins Hotel zurück, nahmen wie gewohnt auf den Betten Platz und aßen unser Abendessen während im Fernsehen irgendetwas flimmerte. Irgendwie war es gemütlich. Doch das änderte sich schlagartig, als plötzlich der extrem schrille Feueralarm des Hotels auslöste.

Zug mit doppelten Containern
Zug mit doppelten Containern

Es war so ein schriller Alarm, dass man sich kaum verständigen konnte. Wir nahmen unsere wichtigsten Sachen, blickten nochmal zurück, um zu sehen, ob wir auch wirklich alles Wichtige hatten und verließen ruhig den Raum. Zu den wichtigsten Sachen gehörte natürlich auch unser Stoffpinguin Pingu. Niemand wird zurückgelassen.

Willkommen auf der Route 66
Willkommen auf der Route 66

Wir warten in der Kälte auf das Ende des Alarms

Mit all den anderen Hotelgästen gingen wir gesittet durch das Treppenhaus nach unten und standen nun in der Kälte vor dem Hotel. Gleichzeitig trafen die ersten Feuerwehrwagen ein. Gebrannt hat es zum Glück jedoch nicht. Aber es kamen immer mehr Einsatzfahrzeuge und am Ende waren es sechs Feuerwehrwagen und zwei Polizeiwagen, die den Abendhimmel bunt anblinkten.

Wigwam Motel
Wigwam Motel

Die Feuerwehrmänner versuchten, den schrillen Alarmton auszustellen, was ihnen erst nach langer Zeit gelang. Alle Gäste konnten zunächst wieder in die Hotellobby, wo wir noch kurz auf eine Rückmeldung warten sollten. Doch anstatt einer Rückmeldung ging der Feueralarm erneut los. Der Einsatzleiter bemühte sich, den Alarm wieder abzustellen, während wir Hotelgäste es bevorzugten, den Krach lieber draußen in der Kälte abzuwarten.

Unterwegs im Petrified Forest Nationalpark
Unterwegs im Petrified Forest Nationalpark

Endlich Ruhe mit dem Feueralarm

Irgendwann, es dürfte mittlerweile eine halbe Stunde Wartezeit vergangen sein, kam ein Pkw auf den Parkplatz geschossen. Eine Frau stieg aus und ging flotten Schrittes zum Hoteleingang. Wir witzelten noch, dass dies wahrscheinlich die Hotelmanagerin sein würde und jetzt den Schlüssel bringt, um den Alarm dauerhaft abzustellen. Kaum war sie in der Lobby verschwunden, ging der Alarm wirklich aus. Wir hatten recht gehabt.

Petrified Forest Nationalpark

Damit war dieser Einsatz erledigt und alle Gäste konnten wieder in ihre Zimmer gehen. Anschließend gingen wir noch wie gewöhnlich duschen, hatten dabei aber jeder das Gefühl, sich beeilen zu müssen – falls der Alarm wieder losgeht.

Wieder tolle Landschaften
Wieder tolle Landschaften
Oldtimer an der Route 66
Oldtimer an der Route 66

Am folgenden Tag verließen wir Gallup wieder sehr schnell und einfach über die Interstate 40. Auch New Mexico ließen wir bald schon hinter uns und waren wieder zurück in Arizona. Dort verließen wir die Interstate an der Ausfahrt zum Petrified Forest Nationalpark. Dieser Nationalpark fehlte uns noch auf der Liste, obwohl wir die Interstate 40 drei Jahre zuvor schon mal gefahren sind. Aber damals hatten wir uns dazu entschlossen, den nahe gelegenen Barringer-Meteoritenkrater zu besichtigen und verzichteten auf den Nationalpark.

Kleine Wanderwege im Nationalpark
Kleine Wanderwege im Nationalpark

Durchquerung des Petrified Forest Nationalparks

Heute wollten wir aber diesen durchqueren und es lief natürlich nach dem üblichen Schema ab. Wir hielten am Besucherzentrum an, holten uns dort einige Informationen und fuhren innerhalb des Nationalparks von Parkplatz zu Parkplatz, um die jeweiligen Aussichtspunkte und Sehenswürdigkeiten zu besuchen.

Versteinerungen von Bäumen
Versteinerungen von Bäumen

Natürlich ließen wir auch hier die kleineren Trails nicht aus, auf denen man zu Fuß noch einiges schönes sehen kann. Aber das sind eben nur kleine und kurze Rundwanderwege. Wundervoll war es auch dieses Mal wieder.

Petroglyphen im Nationalpark
Petroglyphen im Nationalpark

Weiter geht es mit der Fahrt zur Grand Canyon-Durchquerung.

 

 

1 Kommentar zu „2019 – Im Süden der USA“

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