Wanderung zur Ederquelle

Wandern im Sauerland – Tourinfo kompakt
Anspruch: Überwiegend leichte Wanderung, auch für Kinder empfehlenswert.
Länge/Dauer: 6 km / ca. 2 Std.
Höhendifferenz: 193 m
Saison: ganzjährig
Tourcharakter: Interessante Wanderung auf einem Bodenlehrpfad, die zur Quelle der Eder und zum geografischen Mittelpunkt des Kreises Siegen-Wittgenstein führt. Zum Abschluss steht der Besuch im Waldinformationszentrum des Forsthauses Hohenroth an.
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz beim Forsthaus Hohenroth an der Landstraße 722 südlich von Lützel (50.931063, 8.197922)
Markierung: Maulwurf mit Schaufel
Besonderheiten: Ederquelle, geografischer Mittelpunkt des Kreises Siegen-Wittgenstein und Waldinformationszentrum Forsthaus Hohenroth mit Wildgehege

Wegbeschreibung:

Am Wanderparkplatz werden wir bereits von Hinweistafeln begrüßt und im Forstamt Hilchenbach willkommen geheißen. Ein kleiner Maulwurf mit einer Schaufel in seiner Hand weist uns den Weg über einen interessanten Bodenlehrpfad, der gleich hinter dem Begrüßungsschild beginnt. Zu Beginn wandern wir auf einem breiten Waldweg, doch schon nach kurzer Zeit sehen wir auf der rechten Seite eine erste Informationstafel über die braunen Böden. Sie steht am Zugang zum Kyrill-Pfad, den wir alternativ zum breiten Forstweg benutzen können, aber zwischenzeitlich nicht gut erkennbar ist.

Am 18. Januar 2007 fegte ein Orkan über Europa hinweg, wie man ihn seit Jahren nicht gesehen hatte. Er trug den Namen Kyrill und forderte auf dem gesamten Kontinent 47 Menschenleben, davon starben 13 in Deutschland. Kyrill brachte das gesamte öffentliche Leben zum Erliegen und sogar die Deutsche Bahn stellte zum ersten Mal in ihrer Geschichte wegen einer Wetterlage den kompletten Fernverkehr ein. Der Sachschaden betrug in ganz Europa geschätzte zehn Milliarden US-Dollar. Neben unzähligen Zerstörungen an Menschen, Häusern, Autos und der Infrastruktur gab es aber auch weitreichende Zerstörungen in den deutschen Wäldern. Rund 37 Millionen Kubikmeter Holz hat Kyrill alleine in Deutschland umknicken lassen, davon gut die Hälfte alleine in Nordrhein-Westfalen, wo besonders das Sauerland und der Kreis Siegen-Wittgenstein betroffen waren. Dadurch stoßen wir in der Region oftmals auf kahl geschlagene Areale, besonders in den Hochflächen wie hier. Die umgestürzten Bäume brachten mit ihren Wurzeln die Braunerde ans Tageslicht, was noch heute gut erkennbar ist.

Weitere Informationen erhalten wir auf dem verschlungenen Kyrillpfad, der nach einiger Zeit wieder auf den schnurgeraden Waldweg stößt. Kurz hinter dem Zusammenschluss dieser beiden Wege folgt eine weitere Hinweistafel auf die Bodenarten, die es in der Region zu sehen gibt. Neben den braunen Böden, erkennen wir Stauwasserböden, Grundwasserböden, Moore, Steinbrüche und noch einige mehr.

An dem Schild biegen wir links auf einen schmalen, wurzeligen Pfad ab und treffen auf weitere Stationen des Bodenlehrpfads. Doch schon wenige Meter darauf erreichen wir das Quellgebiet eines über 170 Kilometer langen Flusses – die Ederquelle.

Kaum spürbar nimmt die Eder hier ihren Lauf, doch ein Felsblock mit Inschrift und eine Informationstafel weisen uns auf den Beginn des Flusses hin. Nach ihrem Start nimmt sie das Wasser des Lützelbaches auf, durchquert bis Bad Berleburg das Wittgensteiner Land und erreicht nach einiger Zeit das Nachbarbundesland Hessen. Im Kellerwald, einem hessischen Mittelgebirge wird sie zum Edersee gestaut, der das Zentrum des einzigen hessischen Nationalparks bildet, dem Nationalpark Kellerwald-Edersee. Der gleichnamige Naturpark Kellerwald-Edersee folgt gleich im Anschluss. Südlich von Fulda mündet die Eder in den Fluss Fulda, der aber eigentlich fast einen Kilometer länger ist. Später bildet die Fulda zusammen mit der von Osten kommenden Werra die Weser.

Hier beginnt jedoch nicht nur die Eder, sondern auch der dazugehörige Ederhöhenweg. Dieser Fernwanderweg ist mit 234 Kilometern deutlich länger als der Fluss und würde uns mit der Markierung eines XE und später eines E bis zur Mündung geleiten. Wir folgen dem Ederhöhenweg zumindest auf den ersten Metern und gehen leicht bergab und durchqueren dabei den sogenannten Ederbruch. Dieser lichte Wald entsteht durch besonders feuchten Boden und so lassen wir uns an Infotafeln über die Bruchvegetation und Torfmoose aufklären. Dabei können wir auf einem Holzsteg einen wunderbaren Blick in den Wald genießen und erkennen auch zum ersten Mal die Eder als zarten Bach.

Wir folgen dem Weg über Wurzeln durch den Wald und treffen an einer T-Kreuzung schon bald wieder auf einen breiten Forstweg. Dieser ist mit einem N markiert und bezeichnet den Netphener Rundweg. Links abbiegend wandern wir auf dem Weg, durchqueren eine scharfe Linkskurve und gelangen an eine Kreuzung, an der ein großer Felsblock unsere Aufmerksamkeit erlangt. Eine Gravurplatte zeigt uns an, dass es sich um den geografischen Mittelpunkt des Kreises Siegen-Wittgenstein handelt.

Einen geografischen Mittelpunkt zu benennen ist gar nicht so einfach, wie es sich zunächst anhört, denn es gibt mehrere Messmethoden und am Anfang steht zunächst die Frage, welchen geografischen Raum man zur Messung heranzieht. Bei einem halbwegs runden Landkreis ist das noch recht einfach. Schwieriger wird es schon, wenn man den Mittelpunkt von Deutschland berechnen möchte. Nimmt man nur das Festland oder auch die Inseln oder sogar die Hoheitsgrenze auf hoher See mit in die Messung hinein? Und was wäre mit den Alpen am Südrand des Landes, wo die Erdoberfläche schlicht in die Höhe ragt? Kein Wunder also, dass die Bundesrepublik mehrere geografische Mittelpunkte besitzt. Der Autor dieses Buches hat es sich zur Aufgabe gemacht, sämtliche Markierungen von geografischen Mittelpunkten zu bereisen und auf seiner Webseite www.michael-moll.com zu dokumentieren. Außerdem zeichnet er verantwortlich für das Denkmal des geografischen Mittelpunktes von Sachsen-Anhalt.

Am geografischen Mittelpunkt des Kreises Siegen-Wittgenstein gehen wir links vorbei, erfahren auf dem Bodenlehrpfad noch einiges über den hiesigen Auenboden und wandern nun mit leichter Steigung durch den Wald. Nach einiger Zeit überqueren wir eine Straße und sehen an einem Wendeplatz den Einstieg zu einem weiteren Pfad, der mit unserem bekannten Maulwurf ausgeschildert ist. Er führt uns hinab zu einer T-Kreuzung, an der wir nach links abbiegen. Hinter einem Abzweig überqueren wir die noch junge Netphe, die nur wenige Meter zur unserer Linken im Wald entspringt. Nach einem Lauf von fast 11 Kilometern mündet die Netphe in die Sieg. Hinter der Netphe gelangen wir zu einer größeren Kreuzung, an der wir halblinks abbiegen und uns nun auf einem asphaltierten Waldweg dem Forsthaus Hohenroth nähern. Auf der linken Seite erkennen wir einen Zaun im Unterholz. Mit etwas Glück können wir hinter dem Zaun Rotwild erspähen, da es sich um ein Wildgehege des Forsthauses handelt. Auf fast 50 Hektar leben hier Hirsche und Mesopotamisches Damwild.

Wenig später erreichen wir das Waldinformationszentrum des Forsthauses Hohenroth, in dem ganzjährig wechselnde und kostenlose Ausstellungen zum Thema Natur und Wald stattfinden. Außerdem lädt uns das dazugehörige Café Waldland mit Kuchen, Waffeln und Kaffee zu einem gelungenen Abschluss unserer Wanderung ein. Das Forsthaus Hohenroth befindet sich an einem Ort, wo sich im Mittelalter zwei Handelswege trafen, die Kohlen- und die Eisenstraße. Eine erstmalige Bebauung wird aber erst Mitte des 19. Jahrhunderts erwähnt. Bis 1999 war das Forsthaus von der mittlerweile achten Försterfamilie bewohnt. Anschließend wurde es zum heutigen Waldinformationszentrum umgestaltet.

Nach einem ausführlichen Besuch im Forsthaus gehen wir den asphaltierten Weg weiter hinauf und genießen den Anblick auf die holzgeschnitzten Figuren am Wegesrand. Auf der linken Seite erreichen wir wenig später den sogenannten Pirschweg zum Hochsitz, wo wir einen ausgiebigen Blick auf das Wildgehege mit seinem Rotwild werfen können. Kurz darauf beenden wir unsere Wanderung am Wanderparkplatz.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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