In über 4300 Metern Höhe auf dem Pikes Peak

Mit dem Auto auf den Pikes Peak

Der Pikes Peak war für mich etwas ganz Besonderes und im wahrsten Sinne des Wortes einer der Höhepunkte, als wir auf einem unserer Roadtrips durch die USA auch Colorado durchquerten. Denn in so einer Höhe hatte ich mich noch nie aufgehalten. Meinen bisherigen Rekord hielt ich bisher mit dem Besuch am Jungfraujoch in der Schweiz. Damals standen wir dort in einer Höhe von über 3.400 Metern, was für mich schon recht beeindruckend war. Da ich wegen meiner Flugangst zum letzten Mal im Jahr 1994 in einem Flugzeug saß und das natürlich etwas ganz anderes ist, zählt das nicht – finde ich.

Auffahrt zum Pikes Peak
Auffahrt zum Pikes Peak

In einem früheren Roadtrip durch die USA fuhren wir aber mal in ähnlicher Höhe wie am Jungfraujoch. Durch den Eisenhower Tunnel in den Rocky Mountains, ebenfalls in Colorado, waren wir auch in etwa in 3.400 Metern Höhe unterwegs. Das hatte uns damals auch schon gut gefallen. Aber mit dem Pikes Peak würden wir nochmal einige hundert Höhenmeter weiter oben sein. Und das Besondere daran: Die Höhe bewältigen wir komplett mit dem Auto. Keine große Überraschung, wir reden ja hier von den USA. Nach einer interessanten Bergfahrt würden wir in einer Höhe von 4.302 Metern stehen. In Europa kann man diese Höhe nirgendwo mit dem Auto erreichen. In den USA spricht man aber dann eher von 14.115 Fuß. Klingt auch viel, ist aber für mich persönliche eine Größenangabe, mit der ich nichts anfangen kann.

Wie auch immer. Eine glückliche Fügung ermöglichte es uns, dass wir an einem strahlend sonnigen Tag auf den Berg fahren konnten. Schon vom Tal bzw. von der dort befindlichen Stadt Colorado Springs aus war keine einzige Wolke am Himmel auszumachen. Sehr schön.

Michael Moll und der Bigfoot
Michael Moll und der Bigfoot

Mit Colorado Springs, der nächstgrößeren Stadt am Pikes Peak, kommen wir aber nochmal auf die Höhenmeter zu sprechen. Denn Colorado Springs befindet sich als Ausgangspunkt für die Fahrt hinauf auf etwas mehr als 1.800 Metern. Das heißt, dass wir natürlich nicht 4.300 Höhenmeter Unterschied bewältigen werden. Aber immer sind es noch 2.500 Höhenmeter. Und hinzu kommt eben die totale Höhe, in der wir uns dann befinden werden.

Achtung Bigfoot
Achtung Bigfoot

Für die Auffahrt auf den Pikes Peak benötigt man eine Reservierung

Doch vor dem Spaß mit der Auffahrt kommt die Pflicht. Denn der Besucherstrom auf den Pikes Peak ist reguliert. Irgendwie verständlich, wenn man sich später die schmale Kuppe des Bergs anschaut. Das bedeutet, wir mussten wenige Tage vorher online einen Zeitpunkt auswählen, an dem wir die Straße hinauf fahren würden. Das war so weit kein Problem. Dafür standen zahlreiche Termine mit einer großen Anzahl an „Tickets“ zur Verfügung. Aber ich kann mir vorstellen, dass es auch Zeiträume gibt, in denen es knapp werden könnte. Besonders natürlich dann, wenn man zu spontan versucht, hinauf zu fahren, weil einem gerade plötzlich das Wetter gefällt.

Der Begriff Ticket trifft es dabei dann auch noch ganz gut, denn die Reservierung für den zu buchenden Zeitraum kostet ein paar Dollar. Nicht viel, aber damit ist klar, dass die Fahrt auf den Pikes Peak nicht kostenlos ist. Das Zeitfenster für die Auffahrt beträgt zwei Stunden. Gemeint sind damit zwei Stunden, in denen man anreisen muss. Man muss nicht nach zwei Stunden den Berg wieder verlassen. Wäre ja auch irgendwie blöd, denn man fährt alleine schon eine gute Dreiviertelstunde, um das Ziel zu erreichen. Vorausgesetzt man hält zwischendurch nicht an. Und das macht man unterwegs ja andauernd.

Blick zu den südlichen Rocky Mountains
Blick zu den südlichen Rocky Mountains

Der eigentliche Ausgangspunkt, an dem die Auffahrt startet, ist eine mehrspurige Mautstation. Dort erhält man eine Karte mit Informationen, was man sich unterwegs noch so anschauen kann und außerdem bekommt man einen kleinen Zettel in die Scheibe geklebt, mit dem sofort erkennbar ist, dass man berechtigt sei, an diesem Tag den Pikes Peak mit dem Auto zu erobern. Danach geht es dann endlich los. 18 Meilen sind es zwischen der Mautstation am Fuße des Berges bis hinauf zum Gipfel. Das erklärt die Dreiviertelstunde Fahrt. Man legt also nicht nur einiges an Höhe zurück, sondern auch an Strecke.

Bigfoot läuft durch die Wälder

Einer der ersten Besichtigungspunkte, an denen wir anhielten, war das Verkehrsschild, das vor Bigfoot warnt. Irgendwie drollig. Wir wussten schon vorher, dass es dieses Schild gibt und wollten dort auf jeden Fall stoppen. Bis auf das Schild und eine übergroße betonierte Fußspur gab es dort dabei gar nicht zu sehen. Von Aussicht wollen wir gar nicht erst reden, denn das Schild mit dem Bigfoot befindet sich noch weit unten im Tal, mitten im Wald. Wo auch sonst? Wer hat schon einen Bigfoot auf einem kahlen Berg gesehen? Der lebt natürlich im Wald.

Anschließend ging es dann gemütlich weiter und wir passierten das Crystal Creek Reservoir. Eigentlich hätten wir dort auch anhalten wollen bzw. können. Aber dieser Stausee war komplett leer, weil an der Staumauer gearbeitet wurde. So gab es eine Baustellenampel, einen kleinen Stau, wenig Parkplätze und eben auch kein schönes Landschaftsbild. Daher sind wir direkt weiter aufwärts gefahren.

Entlang der Strecke gibt es mehrere Picknickplätze, so zum Beispiel der Halfway Picknickplatz, der pünktlich nach neun Meilen erscheint. An dieser Stelle haben wir übrigens noch nicht die Baumgrenze erreicht. Die kommt nämlich um einiges später. Bis hierhin gibt es auch noch keine Serpentinen. Kurven zwar, aber keine Spitzkehren. Die Auffahrt ist also fahrerisch eigentlich total simpel. Ein paar engere Kurven kommen nach dem Halfway Picknickplatz, doch auch diese sind kein Vergleich zu Serpentinen, die man beispielsweise vom Stilfser Joch in Südtirol kennt. Es wird einem hier als Autofahrer sehr leicht gemacht. Das muss man schon sagen.

Der Flughafen von Colorado Springs in 30 km Entfernung
Der Flughafen von Colorado Springs in 30 km Entfernung

Zwischenstopp am Glen Cove Inn

Nach elfeinhalb Meilen Fahrt erreicht man das Glen Cove Inn. Hier gibt es ein nettes Café und einen Souvenirshop. Am Glen Cove Inn befindet man sich mittlerweile in fast 3.500 Metern Höhe. Es sind also nur noch 800 Höhenmeter zu fahren. Allerdings wird es nun ein klein wenig steiler und man verlässt an dieser Stelle den ohnehin schon etwas lichter gewordenen Wald. Kurzum, die Baumgrenze ist so gut wie erreicht und kurz hinter dem Glen Cove Inn fährt man durch eine karge Geröllwüste. Doch keine Sorge, die Straße ist natürlich weiterhin asphaltiert – bis obenhin. Allerdings kommen jetzt auch mal ein paar Kurven, die man wirklich als Spitzkehren bzw. Serpentinen bezeichnen kann. Angesichts des Höhenunterschieds und der Höhe sind sie aber meiner Meinung nach trotzdem kein Vergleich mit so manchem Alpenpass. Immerhin gibt es hier zwei Fahrspuren und man kommt sich mit dem Gegenverkehr nicht ins Gehege.

Es folgen noch zwei Parkplätze, von denen aus man wirklich tolle Aussichten genießen kann und kurz darauf hat man dann auch schon den Gipfel des Pikes Peak erreicht. Der Parkplatz ist nicht riesig, aber ausreichend genug, um die Fahrzeuge aufzunehmen, die in dieser Zeitspanne hinauffahren dürfen. Ohnehin ist das ja ein ständiges Kommen und Gehen. Gehen war zudem ein wichtiges Stichwort. Denn schon auf den letzten Höhenmetern klagte Moni über Kopfschmerzen und Übelkeit. Oben angekommen wurde es nicht besser – sie war höhenkrank. Das wollten wir natürlich nicht unterschätzen und auf die leichte Schulter nehmen. Es lag an ihr zu beurteilen, ob wir schleunigst wieder hinab fahren bzw. wie viel Zeit wir haben würden. Natürlich wollte sie es sich nicht nehmen lassen, sich wenigstens einmal in Ruhe umzuschauen. Also blieben, zögerten den Aufenthalt aber nicht unnötig in die Länge.

Mit der Zahnradbahn auf den Pikes Peak

Wir gingen in das Besucherzentrum, dass erst wenige Monate zuvor fertiggestellt wurde und sich topmodern zeigte. Darin gab es eine kleine aber informative Ausstellung mit einem kurzen Video über den Bau der Straße. Außerdem durfte ein Restaurant oder besser Schnellimbiss nicht fehlen und im Souvenirladen ließen wir logischerweise auch noch ein paar Dollar. Wir beäugten außerdem die Zahnradbahn, mit der man ebenfalls den Gipfel des Pikes Peak erreichen kann. Zahlreiche Besucher auf dem Berg waren also nicht mit dem Auto angereist, sondern mit dem Zug. Sicher auch eine spannende Sache und wir schauten zu, wie die Zahnradbahn langsam talwärts fuhr und irgendwann weiter unten hinter einem Geröllhang verschwand.

Auf dem Barr Trail zum Gipfel

Alternativ könnte man übrigens auch zu Fuß auf den Berg wandern. Bei Manitou Springs, in der Nähe von Colorado Springs, beginnt der Barr Trail, auf dem man gesamten Höhenunterschied wandernd überwindet. In 3.100 Metern Höhe gibt es auf dem Barr Trail das Barr Camp – eine Berghütte mit Übernachtungsmöglichkeit innen und Zeltplätzen außen. Aber wir waren ja schon oben und spazierten noch ein wenig auf der Bergkuppe entlang, um die zahlreichen Plaketten zu sehen, die an verschiedene Ereignisse erinnerten. Und natürlich gingen wir zu der Tafel, die den höchsten Punkt des Pikes Peak markiert. Ein klassisches Fotomotiv, vor dem auch wir uns für ein Bild aufstellten. Ist doch klar.

Gipfel des Pikes Peak
Gipfel des Pikes Peak

Danach ging es wieder hinab und kaum hatten wir ein paar hundert Höhenmeter geschafft, ließ auch die Übelkeit nach. Moni fühlte sich langsam besser. Wir stoppten noch ein paar Mal freiwillig für ein paar Fotos, aber am Glen Cove Inn wurden wir sogar zu einem Halt gezwungen. Denn dort steht auf der Straße ein kleines Holzhäuschen, aus dem ein älterer Herr zu uns kam, als wir dort anhielten. Es sah ein wenig wie ein Mauthäuschen aus, aber es ging hierbei vielmehr darum, dass die Temperatur unserer Bremsen am Auto gemessen würde. Sehr sinnvoll. Das sollte man vielleicht auch in den Alpen einführen.

Die Temperatur der Bremsen wird bei der Abfahrt gemessen
Die Temperatur der Bremsen wird bei der Abfahrt gemessen

Abschließend fuhren wir ganz entspannt durch den Wald wieder hinab, passierten das Schild mit dem Bigfoot und erreichten schlussendlich wieder die Mautstation im Tal. Ein wunderbarer Ausflug auf den Pikes Peak, den wir sofort wieder machen würden. Hier noch ein Video von der Auf- und Abfahrt:

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Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

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