Schon die Einfahrt in den Mount Rainier Nationalpark ist wieder einmal beeindruckend. Das typische Wappenschild des National Park Service hängt an einem dicken Stamm, der wiederum Teil eines mächtigen Durchfahrttores ist. Zumindest, wenn man von der Westseite den Nationalpark anvisiert.
So machten wir es nämlich, als wir im US-Bundesstaat Washington unterwegs waren und von Olympia aus anreisten. Lange Zeit fährt man dabei durch Wald, der nicht minder schön ist als der eigentliche Nationalpark, aber eben noch nicht dazu gehört. Gleich hinter dem Portal befindet man sich auf der Paradise Road und schon nach kurzer Fahrt überquert man auf einer Brücke den Tahoma Creek, der nur ein kurzes Stück weiter südlich in den Nisqually River fließt. Das Wasser vom Tahoma Creek stammt von einem Gletscher des Mount Rainier, den man später noch sehen wird.
Wenig später kann man an den Christine Falls Wasserfällen anhalten, doch wir stoppten ein erstes Mal im Mount Rainier Nationalpark erst kurz dahinter. Genauer gesagt an der Glacier Bridge, die über den Nisqually River verläuft. Auch dieser Fluss entstammt von dem Berg, der fast 4.400 Meter hoch ist und den höchsten Punkt des Bundesstaates Washington bildet. Eigentlich könnte man den Berg von hier aus auch schon ganz gut erkennen. Doch bei unserem Aufenthalt spielte das Wetter nicht mit. Es gab tiefhängende Wolken, leichten Nieselregen und es stand zu befürchten, dass wir den Berg überhaupt nicht zu Gesicht bekämen.
Über die Paradise Road in den Mount Rainier Nationalpark
Doch so oder so konnten und wollten wir den Aufenthalt in der Natur genießen. Daher fuhren wir zunächst noch ein kleines Stück über eine Kuppe und gelangten zu einem weiteren Wasserfall, den Narada Falls. Hier muss man ein kleines Stück einen Pfad hinab spazieren, um einen tollen Blick auf den Wasserfall zu sehen. In typisch amerikanischer Art wird er selbstverständlich Trail genannt, aber es ist und bleibt eben nur ein kurzer Pfad. Die Narada Falls sind auch schön, aber eben nur ein gewöhnlicher Wasserfall.
Für uns sollte die Fahrt weiter bergauf gehen und dafür folgt man der Paradise Road, die sich mit mehreren Kurven durch den Wald nach oben schraubt. Am obersten Punkt gelangt man zu einem riesigen Parkplatz, an dem sich das Henry M. Jackson Besucherzentrum befindet. Der Parkplatz ist nicht zu verwechseln mit dem mindestens ebenso großen Parkplatz kurz zuvor. Dort gibt es aber eben kein Besucherzentrum. Über einen Trail sind diese beiden Parkplätze aber ebenfalls miteinander verbunden, wie wir später noch sahen.
Absolut empfehlenswert ist vom Besucherzentrum aus die Wanderung auf dem Skyline Trail. Dieser führt als Rundwanderweg deutlich nach oben und bietet beste Aussichten über die Landschaft, aber eben auch auf den Gipfel des Mount Rainier. Für uns lohnte sich das bei unserem Besuch allerdings leider nicht. Denn einerseits war der Berg und auch weite Teil des Skyline Trails in Wolken gehüllt und außerdem hatten wir nicht ausreichend Zeit für diese Wandertour.
Wanderung auf dem Skyline Trail
Doch wenigstens ein kleines Stück wollten wir von dem Skyline Trail kennenlernen und spazierten durch die waldreichen Hänge des Mount Rainier. Es war ein Traum und wunderschön. Der Weg selbst ist gut ausgebaut und lässt sich wunderbar erwandern. Für den gesamten Pfad sollte man als reine Gehzeit vier Stunden einplanen. Man ist dabei übrigens in einer Höhe von über 2.100 Metern unterwegs. Das ist nicht wenig und sollte daher nicht unterschätzt werden, aber es ist eben auch noch weit vom Gipfel entfernt, der sich majestätisch erhebt.
Rund um das Besucherzentrum gibt es noch jede Menge andere Wanderwege, die alle interessante Namen tragen wie Waterfall Trail, Avalanche Lily Trail, Dead Horse Creek Trail usw. Wir schnupperten überall mal rein und wanderten auf dem Waterfall Trail und dem Dead Horse Creek Trail zum Nisqually Vista Trail. Letzterer ist nur ein kleiner Rundwanderweg mit zwei Aussichtspunkten, von denen man ebenfalls einen tollen Blick auf den Mount Rainier genießen kann. Und siehe da, während unserer kleinen Spaziergänge lockerte das Wetter deutlich auf.
Als wir nämlich mit dem Auto auf dem Parkplatz ankamen, war die Sicht dort gleich Null. Der gesamte Parkplatz mitsamt dem Besucherzentrum lag komplett im Nebel. Doch nach einiger Zeit wurde die Sicht deutlich besser und es war im Laufe der Zeit sogar blauer Himmel zu sehen. Das bedeutete, wir konnten sogar den Mount Rainier betrachten und es war einfach nur klasse.
Fantastische Tierwelt im Mount Rainier Nationalpark
Doch nicht nur der Berg ist fantastisch anzuschauen. Auch die Tiere im Nationalpark sind an die Menschen gewöhnt und lassen sich aus der Ferne wunderbar beobachten. Alleine auf diesem kurzen Spaziergang sahen wir ein völlig entspanntes Murmeltier direkt am Wegesrand und mehrere Schwarzwedelhirsche sowie natürlich jede Menge Chipmunks. Und dabei waren wir gar nicht so weit vom Besucherzentrum entfernt. Wir hatten also nicht den Eindruck, in tiefster Wildnis zu sein. Und dennoch konnten wir die Wildnis erleben. Einfach nur schön.
Den Mount Rainier Nationalpark kann man auch nach Osten verlassen bzw. ihn von Osten aus erreichen. So durchquerten wie den Park also vom westlichen Eingang zum östlichen. Dafür fuhren wir auf der Stevens Canyon Road langsam bergab. Diese Straße ist allerdings im Winter gesperrt und wir hatten pures Glück, denn wir befuhren die Stevens Canyon Road einen Tag vor der Wintersperre. Ein Tag später hätten wir nur über die Westseite in den Park gekonnt und auf der Paradise Road wieder hinausfahren müssen.
Auf der Stevens Canyon Road nach Osten
Zu Beginn, also im oberen Bereich, gibt es noch ein paar Parkplätze mit Aussichtspunkten, aber im Großen und Ganzen ist die Straße im Osten nicht sonderlich spektakulär. Sie verläuft eben durch den Wald und nach einiger Zeit gelangt man zum Highway 12, auf der man dann bereits den Mount Rainier Nationalpark verlassen hat. Ich finde, ein Besuch in diesem Nationalpark ist Pflicht und ich werde beim nächsten Mal auf jeden Fall mehr Zeit mitbringen.
Ein schönes Erlebnis hatten wir noch lange nachdem wir den Park verlassen hatten. Denn wir fuhren später durch die Stadt Yakima, die übrigens auch ein guter Ausgangspunkt für den Nationalpark ist, und waren von dort auf der Interstate 82 nordwärts unterwegs. Die Autobahn verläuft rund 100 Kilometer weiter östlich vom Mount Rainier und dennoch konnten wir den Berg dort durch seine beachtliche Höhe und seine Dominanz noch ein letztes Mal wunderbar betrachten. Und trotz der Entfernung wirkte der Berg dort trotzdem noch beeindruckend.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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