Imposante Brücke über den Columbia River

Die Astoria-Megler-Bridge

Es gibt Brücken auf dieser Welt, die eigentlich recht interessant und imposant sind, aber dennoch kaum jemand kennt. Nach dem Standort der Golden Gate Bridge braucht man wohl genauso wenig zu fragen wie danach, welche Länder die Öresundbrücke miteinander verbindet. Es gibt eben bedeutsame Brücken mit einem hohen Bekanntheitsgrad und es gibt die Astoria-Megler-Bridge.

Brücke bei der Anfahrt von Süden
Brücke bei der Anfahrt von Süden

Astoria-Megler-Bridge? Genau die. Eine ebenfalls beeindruckende Brücke, die mir beim Befahren auch ein wenig Respekt abverlangte und zu feuchten Fingern führt. Und trotzdem ist diese Brücke zumindest hierzulande weitgehend unbekannt.

Dabei hat die Astoria-Megler-Bridge so ziemlich alles, um ein wenig mehr Aufmerksamkeit erwarten zu dürfen. Sie ist über sechs Kilometer lang, verbindet zwei US-Bundesstaaten und ist die wichtigste und letzte Brücke über den Columbia River, der wenig später in den Pazifik mündet.

Wo befindet sich die Astoria-Megler-Bridge?

Und damit kommen wir jetzt zunächst zum Standort. Die Astoria-Megler-Bridge verbindet die beiden Bundesstaaten Oregon und Washington im Nordwesten der USA. Auf der Seite Washingtons befindet sich Megler, nicht mehr als ein Weiler. Wirklich kaum wahrnehmbar, was die imposante Größe der Brücke noch beeindruckender macht. Aber gut, in Washington gibt es natürlich noch mehr als den Weiler Megler.

Beeindruckende Astoria-Megler-Bridge

In Oregon, auf der Südseite erstreckt sich die etwas größere Ortschaft Astoria. Mit knapp 10.000 Einwohnern ist Astoria nun auch gerade keine Metropole, aber im Vergleich mit Megler doch schon um einiges bedeutender.

Zwischen diesen beiden Ortschaften fließt der Columbia River, der es immerhin auf eine Länge von über 1.900 Kilometern bringt. Er ist der wasserreichste Fluss Nordamerikas, der in den Pazifik mündet. Dabei entspringt er in Kanada und fließt zum Abschluss mehrere hundert Kilometer als Grenzfluss zwischen Washington und Oregon. Seine letzte größere Stadt passiert er in Portland. Danach windet er sich durch die Landschaft und weitet sich über 30 Kilometer vor dem Pazifik deutlich aus.

Astoria Brücke
Astoria Brücke

Die Brücke macht etwas nervös

Bis zu neun Kilometer sind die beiden Ufer dann sogar auseinander. An einer etwas schmaleren Stelle gab es lange Zeit eine Fährverbindung, nämlich zwischen Megler und Astoria, die dann durch eine Brücke im Jahr 1966 ersetzt wurde. Damit ist sie die älteste noch bestehende Brücke in Fachwerkarchitektur in Nordamerika.

Astoria-Brücke von Washington aus gesehen
Astoria-Brücke von Washington aus gesehen

Doch warum hat sie mich nervös gemacht? Nun, zum einen war gar nicht geplant, über die Astoria-Megler-Bridge zu fahren. Wir wollten sie uns nur anschauen und anschließend am Südufer des Columbia River unsere Reise durch Oregon fortsetzen. Zum anderen ist sie mit sechs Kilometer Länge natürlich nicht ohne.

Der beeindruckendste Abschnitt befindet sich dabei im Südteil, nahe Astoria in Oregon. Dort steigen die Fahrspuren imposant an und die Brücke ermöglicht den Schiffen auf dem Columbia River die Durchfahrt. Im nördlichen und deutlich längeren Bereich ist die Brücke über vier Kilometer überhaupt nicht hoch. Dort verlaufen die Fahrspuren fast schon wie ein Damm über das Wasser.

Steile Straße auf der Nordseite

Dieses Prinzip der Brücken, also dass es nur einen kurzen hohen Abschnitt und dafür lange niedrigere Abschnitte gibt, kennt man zum Beispiel auch von der Öresund- oder der Großen Belt-Brücke in Dänemark bzw. Schweden.

Das bedeutet also, dass man bei der Fahrt von der Nordseite aus lange Zeit auf dem stegähnlichen und schnurgeraden Teilstück unterwegs ist, während der höhere Bereich der Brücke immer näher kommt. Tragischerweise sieht man aus dieser Perspektive einfach nur eine Straße, die urplötzlich nach oben steigt.

Fahrt nach Washington
Fahrt nach Washington

Viel besser ist der Blick von der Südseite aber auch nicht. Denn dort sieht man den wesentlichen Teil des Bauwerks und man bekommt das Gefühl, die Astoria-Megler-Bridge sei sehr filigran. Sie steht mit ihrer Stahlkonstruktion beinahe leicht auf dünnen Füßen, die dann natürlich wiederum auf Betonfundamenten weilen.

Rampe auf der Südseite

Einen besonderen Blick auf die Brücke bekommt man aber bei der Auffahrt bzw. Abfahrt am Südufer. Aus Platzgründen fährt man hier nämlich nicht geradeaus von der Brücke hinab, sondern durch eine scharfe Kurve, die beinahe schneckenförmig auf den festen Boden am Ufer führt. Das kann man in der Satellitenansicht von Googlemaps ganz gut erkennen.

Baustelle auf der Brücke
Baustelle auf der Brücke

Und diese Kurve wiederum führte dazu, dass wir die Brücke versehentlich überquerten. Denn eigentlich wollten wir nur am Ufer parken und das Bauwerk besichtigen. Doch dieser Parkplatz befindet sich zwischen der eigentlichen Brücke und der kurvigen Auffahrrampe. Aus der Sicht eines Autofahrers ist die Brücke also eigentlich noch weit entfernt, wenn man in Richtung Ufer abbiegen will. Doch sobald man abgebogen ist, ist man eben auf besagter Rampe. Wenden ist dann nicht mehr möglich.

Geht ganz schön steil hoch
Geht ganz schön steil hoch

Und dann kann man noch so richtig den Anblick der Brücke von der Seite aus genießen, in der Gewissheit in wenigen Augenblicken über selbiges, filigranes Bauwerk fahren zu müssen. Ein Zurück gibt es dann erst wieder, wenn man im Bundesstaat Washington angekommen ist. Aber andererseits waren wir nun einmal hier, warum dann nicht auch einfach mal den Columbia River auf der Astoria-Megler-Bridge überqueren? Spannend war es auf jeden Fall, besonders, weil wir an der höchsten Stelle der Fahrspur noch an einer Baustellenampel warten mussten. Wir hatten also in Sachen Brückenüberquerung das volle Programm und irgendwie war’s schön.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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