Zu den weniger bekannten Nationalparks in den USA gehört der Black Canyon of the Gunnison Nationalpark. Er befindet sich im Westen von Colorado und besitzt einen Namen, den man vielleicht zunächst erklären muss. Der Gunnison River ist ein Fluss, der diesen Canyon geschaffen hat und weniger als 300 Kilometer lang ist. Für amerikanische Verhältnisse ist das in der Tat nicht sehr lang.
Black Canyon heißt der Nationalpark wiederum, weil das Tal sehr eng ist und dadurch äußerst dunkel wird. Er ist von der Breite her keinesfalls vergleichbar mit dem Grand Canyon. An der schmalsten Stelle liegen die beiden sich gegenüberliegenden Felswände gerade einmal 335 Meter auseinander. Gleichzeitig geht es ebenfalls mehrere hundert Meter in die Tiefe.
Die tiefste Stelle zwischen North Rim und South Rim beträgt sogar über 800 Meter. Es wird behauptet, dass der Fluss an manchen Stellen im Tal gerade mal eine halbe Stunde pro Tag von der Sonne beschienen wird und ansonsten im Schatten liegt. Kein Wunder also, dass der Black Canyon of the Gunnison zu seinem Namen kam.
Für das Innere des Black Canyon of the Gunnison benötigt man eine Erlaubnis
Die Besucherzahlen dieses Nationalparks liegen ungefähr bei 300.000 Naturfreunden pro Jahr. Zum Vergleich: Der deutlich größere Yellowstone Nationalpark hat doppelt so viele Besucher – alleine in einem der Sommermonate. Trotzdem hatten wir bei unserem Aufenthalt nicht den Eindruck, dass der Nationalpark menschenleer sei. Ganz im Gegenteil, der Black Canyon of the Gunnison ist eben viel kleiner und auch die Möglichkeiten der Aktivitäten sind nicht so umfangreich.
Man kann zwar in den Canyon hinein, doch für alle Aktivitäten im Inneren des Canyons, wie zum Beispiel Wandern, Kayak fahren oder Klettern benötigt man eine Erlaubnis. Daher hat man unten im Canyon deutlich weniger Menschen, während sich die meisten Besucher damit begnügen, oben zu bleiben. Wobei es auch eine Straße gibt, die in Serpentinen nach unten zu einem kleinen Parkplatz am sogenannten East Point führt. Diese hatten wir aber bei der Einfahrt in den Nationalpark gar nicht wahrgenommen und später hätten wir keine Zeit mehr dafür gehabt.
Die Straße zum East Point zweigt nämlich direkt am Kassenhäuschen rechts ab, während die Straße geradeaus zum Besucherzentrum führt. Und das war zunächst mal unser Ziel, um uns eben auch zu informieren. So blieben wir also komplett oben und fuhren geradeaus in Richtung Visitor Center. Auf dem Weg dorthin passiert man einen Campingplatz und gleich dahinter kommt auch schon der erste Aussichtspunkt, der als Tomichi Point bezeichnet wird.
Black Canyon of the Gunnison River
Hier verläuft auch der Rim Rock Trail etwas unterhalb der Straße, der ebenfalls zum Besucherzentrum führt. Dort gibt es wiederum einen weiteren Aussichtspunkt und der Blick in die dunkle Tiefe ist wirklich beeindruckend. Außerdem kann man hier auf dem Oak Flat Loop Trail einem schönen Rundweg folgen, der ein kleines bisschen in die Tiefe führt, aber auf gar keinen Fall nach ganz unten.
Zahlreiche Aussichtspunkte ermöglichen einen Blick in die Tiefe
Wir entschieden uns jedoch für die Weiterfahrt auf der Stichstraße, um zu weiteren Aussichtspunkten zu gelangen und ganz am Ende der Straße eine Wanderung zu unternehmen. Die Aussichtspunkte sind so angelegt, dass man dort parken kann und nach kurzen Wegen tolle Panoramen erleben kann. So spaziert man zum Beispiel vom Auto bis zum Pulpit Rock Overlook nur ein kurzes Stück, um dann auf einem beeindruckenden Felsvorsprung stehen zu können.
Weitere fantastische Blicke tief hinab in den Black Canyon of the Gunnison genießt man von den dicht aufeinander folgenden Aussichtspunkten Big Island, Rock Point und Devils Lookout. Etwas anders ist die Aussicht vom Painted Wall View. Denn direkt gegenüber fällt die sogenannte Painted Wall steil in die Tiefe und man kann gut die Geologie und die verschiedenen Gesteinsarten in der Wand erkennen. Daher auch der Name der Painted Wall, es wirkt wie gemalt.
Am Ende wandert man gemütlich zum Warner Point
Nach Cedar Point, Dragon Point und Sunset View freuten wir uns aber dann zum Abschluss auf eine Wanderung zum Warner Point. Dort geht es im leichten Auf und Ab über einen Berggrat und das Black Canyon hat an dieser Stelle schon deutlich an Breite gewonnen. Die engsten Stellen der Schlucht hat man hier leider schon hinter sich gelassen, dafür steht man am Ende der Wanderung dann aber an dem Ort mit der größten Distanz in die Tiefe. Der Gunnison River fließt über 800 Meter weiter unten durch den Black Canyon. In die andere Richtung kann man an dieser Stelle übrigens gut die Stadt Montrose in der Ferne überblicken. Sie ist die dem Nationalpark nächstgelegene Stadt und damit auch Ausgangspunkt für eine Fahrt in den Black Canyon of the Gunnison Nationalpark.
Uns hat der Besuch im Black Canyon of the Gunnison Nationalpark sehr gut gefallen, auch wenn er eigentlich recht kurz ist. Aber diese beeindruckend steilen Felswände sollte man mal gesehen haben.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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