Teil 2 – Mit dem Frachtschiff über den Atlantik
Beobachtung eines Raketenstarts der Ariane in Französisch-Guayana
20. Tag Durchgeschlafen! Tagsüber haben wir kaum die Kabine verlassen. Nur einmal war ich an Deck, doch sofort schmerzte die Sonne auf der Haut. Manchmal fühlte es sich an wie kleine Nadelstiche. So verbrachten wir den Tag mit Wäschewaschen und DVD gucken. Nur abends, als die Sonne weg war, gingen wir aufs Deck und warteten auf das Ereignis, weshalb wir gestern nicht nach Kourou hätten fahren können, weil dort alles abgesperrt war. Um 20.44 Uhr startet eine Arianerakete der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Wir sind zwar bereits über 100 km vom Startplatz entfernt, doch wir hoffen wenigstens einen kleinen Lichtpunkt sehen zu können. Weil wir nicht mit mehr gerechnet haben, ließ ich die Kamera ärgerlicherweise in der Kabine. Denn ein kleiner Lichtpunkt? Um exakt 16 Minuten vor 9 wurde die tiefschwarze Nacht hell erleuchtet. Es sah beinahe so aus, als würde die Sonne aufgehen, so hell war es plötzlich am Horizont. Ein wenig erinnerte es an die Bilder, die man von Atomexplosionen kennt, doch glücklicherweise stieg aus dem leuchtend rot-gelben Horizont kein Atompilz auf, sondern tatsächlich eine Rakete. Rasant stieg sie nach oben und flog in unsere Richtung. Nach wenigen Sekunden war sie exakt über und man konnte kurz darauf deutlich erkennen, dass die Antriebsstufen Radtour durch den Regenwaldabgetrennt wurden und der eigentliche Raketenteil nun alleine weiter schwebte, somit also schon im schwerelosen Raum war. Ein einmaliger aber beängstigender Anblick, der wahrscheinlich von Land aus nicht so gut zu sehen war. Die Leute dort sind wahrscheinlich erst einmal geblendet direkt nach dem Start und dann sie die Rakete wegfliegen. Wir hingegen sahen sie auf uns zukommen und über uns hinweg rasen. 21. Tag Es gab wieder Apfelpannkuchen, doch der Steward fragte heute wieder nicht, sondern brachte direkt zwei. Moni ging danach schlafen, ich schaute DVD. Anschließend wagte ich eine Runde zum Bug und zurück, doch schon nach wenigen Schritten taten mir wieder einige Hautpartien von der Sonne weh, auch welche, die eigentlich vom T-Shirt geschützt sind. Wir nähern uns dem Äquator und ich bin froh, wenn wir ihn morgen überquert haben, so schnell wie möglich in den Bus steigen können und nach Süden fahren – bloß raus aus den Tropen.
Abends erreichten wir Belem, das mit seiner Hochhauskulisse sehr abstoßend wirkte, doch unser Schweizer Mitpassagier fand tatsächlich Ähnlichkeiten mit seinem idyllischen Heimatland. Da wir die Flut verpassten, konnten wir nicht an den Kai und müssen bis morgen warten. Ich fühle mich nicht wohl und habe das Bedürfnis nach Hause zu wollen.
Ende einer Seereise
22. Tag Heute heißt es endgültig Abschied nehmen. Nach dem Frühstück tragen wir unsere Packtaschen in die Bar und warten darauf, dass wir unsere Pässe bekommen. Dabei überkommt mich schon wieder tiefes Heimweh. Ich bin nicht glücklich bei dem Gedanken, von Bord zu gehen. In der Zwischenzeit bekommen wir unser Zertifikat, dass wir den Atlantik und den Äquator überquert haben, die sehen sehr nett aus und wir freuen uns. Die Äquatortaufe fiel gestern aus, da wir nach dem Überqueren ja direkt in den Hafen einliefen und da logischerweise nicht gefeiert werden kann. Aber getauft wurden wir trotzdem, Moni ist nun der Bicycle Swan während ich auf hoher See nun den Namen Bicycle Herring tragen darf, muss, kann, was auch immer. Neugierig wie ich bin, klopfe ich aber noch an die Tür unseres Schweizer Mitpassagiers und frage nach seinem Äquator-Taufnamen: Er ist nun der Sea Putin. Wen wundert’s, wo er doch in jedem Gespräch diesen ”president of the UDSSR” erwähnte und ihn als umoperierten und wiedererfrischten Stalin bezeichnet.
Nach über einer Stunde erscheint endlich der Mitarbeiter der Immigrationsbehörde, stempelt die Pässe und wir können unsere Sachen von der klimagekühlten Bar raus auf den tropisch erhitzten Hafenkai tragen. Noch ein letztes Bild mit dem Kapitän, der mit seiner Frau die Stadt besichtigen geht und ein Abschiedswinken zu den Matrosen und los geht es. Besonders der 2. Offizier hat nochmal kräftig gewunken. Ja, auf der Marfret Normandie fühlten wir uns sehr wohl.
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