Wie einige von euch wissen, sind wir im Frühling immer aktiv bei der Krötenrettung tätig. Wenn die Erdkröten und Frösche laichen wollen und einfach über die Straßen rennen, steht der Nabu parat, baut Zäune auf und die Mitglieder tragen die Tierchen dann über die Straße. Ich hatte ja in der Vergangenheit schon einige Male davon berichtet.
Eigentlich ist jetzt im Juni nicht die richtige Zeit für die Krötenwanderung, denn die Aktion findet normalerweise im März und April statt. Doch vor einigen Tagen landete eine Mail bei mir im Postfach, die genau richtig kam. Denn nach der abscheulichen Aktion mit dem Feuersalamander, über die ich vor drei Wochen schrieb, kam die Nachricht, dass wir Kröten helfen könnten, genau richtig.
Doch dieses Mal handele es sich nicht um Erdkröten, sondern um Kreuzkröten und die sind bei der jährlichen Straßen-Überquerungsaktion nicht dabei. Daher hatten wir bis jetzt noch nie Kreuzkröten zu Gesicht bekommen. Das sollte sich aber nun ändern. Und zwar besitzt die RAG Montan Immobilien GmbH riesige Grundstücke aus der Zeit des Steinkohlebergbaus, die sich in den nächsten Jahren deutlich ändern werden.
So existiert zum Beispiel eine Fläche, die früher zur Kohlelagerung genutzt wurde. Kohle wird ja bei uns im Ruhrgebiet schon lange nicht mehr gefördert und so lag dieses immens große Areal nicht nur brach, sondern wurde unter anderem von der Kreuzkröte besiedelt. Die Kreuzkröte mag es nämlich auf einer Fläche, die wenig bewachsen ist und für uns Menschen eher trostlos und nutzlos wirkt.
Um jedoch das Gelände nutzen zu können, müssen die Kreuzkröten zunächst zwei Mal umgesiedelt werden. Zunächst werden sie alle eingesammelt, um sie dann in einen abgesperrten Bereich überzusiedeln. Dort werden sie die nächsten zwei, drei Jahre verbringen, bis auf dem ursprünglichen Areal ein Bereich geschaffen werden konnte, der für die Kröten dauerhaft vorgesehen ist. Dann müssen die Tiere aus dem kleineren, aber immer noch riesigen Gebiet erneut eingesammelt werden.
Umsiedlung von Kröten
Aber so weit ist es noch lange nicht. Erst einmal geht es darum, die Tiere von ihrem jetzigen Standort in Sicherheit zu bringen. Daher wurden wir Krötenretter eingeladen, einmalig an dieser Aktion teilnehmen zu können. Einmalig deshalb, weil das Gelände normalerweise nicht betreten werden darf. Einerseits handelt es sich um ein Privatgelände und andererseits besteht dort Bergrecht. Das heißt, üblicherweise trägt man festes Schuhwerk, Warnwesten und einen Helm. Auf den Helm konnte in diesem Fall verzichtet werden, aber dennoch gibt es hier Regelungen, die man vorher wissen muss.
Und genau deswegen waren auch zwei verantwortliche Mitarbeiter der RAG Montan Immobilien GmbH anwesend, die darüber und über das Bauvorhaben aufklärten. Rund 30 interessierte Tierfreunde waren ebenfalls zugegen, lauschten den Worten bei der Einweisung und ließen sich zunächst einmal aufklären, wie die Kreuzkröten auf dem riesigen Gelände zu finden seien.
Dafür zeigte man der Gruppe eine etwas größere Pfütze, die nach dem letzten Regen übrig geblieben ist. Deutlich konnte man dort die Laichspur sehen. In einer anderen Pfütze wuselten Dutzende Kaulquappen umher. Kreuzkröten im Frühstadium hatten wir also schon einmal. Sehr schön. Danach schnappten wir uns Eimer und die Helfer gingen getrennt ins Gelände.
Kreuzkröten verstecken sich unter Gummimatten und Holzbrettern
Auf dem gesamten Areal lagen große Gummimatten verteilt, die von den Kreuzkröten gerne als Unterschlupf angenommen werden. Moni und ich waren zunächst skeptisch, ob man wirklich auf so einem riesigen Gebiet Kröten finden würde, die zum Teil gerade mal zwei Zentimeter groß sind und optisch auf dem grauen Untergrund kaum zu sehen wären. Doch als Moni und ich vorsichtig die erste Matte anhoben, rannten vor Schreck die ersten Kröten weg. Und ja, sie rennen. Kreuzkröten sind wahnsinnig schnell und eben nicht so behäbig wie die Erdkröten.
Da war also plötzlich Gewusel vor unseren Füßen. Gleich acht Kreuzkröten fingen wir direkt auf Anhieb ein. Das machte Mut. Und tatsächlich ging es so weiter. Schnell hatten wir die anderen Helfer nicht mehr gesehen, so groß war das Gelände und auch Moni und ich trennten uns, damit wir ein größeres Gebiet überschauen und absammeln konnten. Dabei blieben wir aber stets in Hörweite.
Das führte wiederum dazu, dass wir uns gegenseitig zuriefen, wenn wir eine Matte oder Holzstämme entdeckten, unter denen wir Kreuzkröten erhofften. Es war wirklich erstaunlich, wie groß das Gelände war. Mit über 30 Leuten suchten wir das Gebiet ab und wir konnten uns nicht untereinander sehen.
Die Vermessung und Zählung der Kreuzkröten
Letztendlich sind es 40 Kreuzkröten geworden, die Moni und ich im Eimer hatten, eine ziemlich hohe Anzahl. Nach mehr als einer Stunde trafen sich alle Krötenfreunde an einem vereinbarten Punkt wieder ein. Denn nun stand die Vermessung und die Zählung auf dem Programm. Auch das Geschlecht musste geprüft werden. Das ist übrigens gut an der Färbung des Halses zu erkennen. Die Vermessung ist insofern wichtig, damit man nachher weiß, wie viele adulte Tiere dabei waren. Denn davon abhängig ist nachher die Größe des Schutzgebietes, das für die Kreuzkröten eingerichtet wird.
Wie die Tiere vermessen werden, kann man wohl ohne große erklärende Worte ganz gut an Hand der Bilder erkennen. Alles in allem hat es uns sehr viel Spaß gemacht und wir freuten uns, dass wir alleine 40 Kröten das Leben retten konnten. Insgesamt wurden an dem Abend 260 Tiere gezählt. Das Einsammeln der Tiere wird noch bis zum Ende des Jahres durchgeführt, dann aber leider ohne Beteiligung einer größeren Gruppe. Schuld hieran ist wiederum das bereits erwähnte Bergrecht und die damit verbundenen Komplikationen bei der Organisation. So dürfen also nur bestimmte Helfer das Gelände betreten. Gerade deshalb hat es uns doppelt Spaß gemacht, weil wir möglicherweise so schnell nicht mehr in diesen Genuss kommen werden.