Wir Menschen haben es ja leicht, wenn wir wandern wollen. Wir schlüpfen in unsere Wanderschuhe, schnappen uns ein paar Stöcke und ziehen von dannen. Bei Erdkröten ist das nicht ganz so einfach. Denn wenn diese auf Wanderschaft gehen und dabei eine Straße überqueren müssen, kann das nicht nur das Ende der Wanderung, sondern des gesamten Krötenlebens bedeuten. Und weil den armen Amphibien deswegen geholfen werden muss, bin ich zurzeit aktiv dabei, Krötentaxi zu spielen.
Da ich Mitglied im NABU bin und über die Newsletter von interessanten Ereignissen erfahre, hatte ich bereits im letzten Jahr an einer Fledermauswanderung teilgenommen. Im aktuellen Newsletter hieß es nun, dass noch Helfer gesucht würden, um Kröten, Frösche und Molche von der einen auf die andere Straßenseite zu transportieren. Ich bin zwar Wanderführer, aber mit Kröten hatte ich noch nichts am Hut, weswegen ich mich erst einmal abends mit einer ehrenamtlichen Helferin traf. Sie erläuterte mir die Vorgehensweise – aber leider ohne Kröten, denn an dem Abend war es noch zu kalt für die Krötenwanderung.
Die Helfer vom NABU hatten bereits auf einer Seite der Straße eine rund 30 cm hohe Folienwand augestellt, die die Kröten auf ihrem Weg vom Winterquartier zum Laichgewässer ausbremst und vor dem Verkehrstod bewahrt. An der unüberwindlichen Barriere wandern die Kröten nun entlang, bis sie auf eine Haltestelle in Form eines Plastikeimers stoßen. Dieser ist im Erdboden eingegraben, sodass die Tiere sich nur hineinfallen lassen müssen. Die Aufgabe der Bediensteten des Krötennahverkehrs besteht nun darin, die Kröten aus dem Eimer zu nehmen und über die Straße zu einem Ablageplatz zu bringen, wo sie die restlichen Meter zu ihrem Laichplatz alleine krabbeln.
Außerdem sollen die Tiere natürlich noch für die Statistik gezählt werden. Das war bei mir der einfachste Teil, denn an allen Abenden, an denen ich mich für den Dienst eingetragen hatte, war es den Kröten zu kalt und es kam keine einzige zu dem Schutzzaun. An fast allen anderen Abenden kamen teilweise über 30 Kröten zusammen – nur eben bei mir nicht. In tiefster Verbitterung über diesen Umstand war ich bereits im Begriff, eine Verschwörungstheorie zu entwickeln, bis ich dann gestern Abend auch endlich meine erste Kröte retten durfte. Nur: Sie rannte in die falsche Richtung und ich kam gerade mit dem Auto an, als das Tier über die Straße krabbelte. Welch tragisches Schicksal hätte das werden können: Der Krötenretter überfährt die einzige Kröte, als er gerade am Einsatzort ankommt.
Aber glücklicherweise bin ich der Kröte ausgewichen, habe den Wagen geparkt, mir schnell die Warnweste angezogen, einen Eimer sowie die Taschenlampe geschnappt und die Amphibie tief im Wald ausgesetzt. Der Grund, warum sie in die vermeintlich falsche Richtung ging, ist übrigens ganz einfach: Die Erdkröte hatte bereits ihren Spaß im Laichgewässer und war wieder auf dem Rückweg. Blöderweise gibt es an der Straße in dem Essener Waldgebiet keinen Krötenzaun auf der anderen Straßenseite, weil es sich dort um ein Privatgelände handelt.
Nun ja, aber wenigstens eine Kröte konnte ich retten. Wenn sich das unter den Amphibien herumspricht und die Tierchen Vertrauen zu mir aufgebaut haben, werden im nächsten Jahr vielleicht mehr Kröten meine Dienste als Krötentaxi in Anspruch nehmen, wenn es wieder heißt: Achtung, Krötenwanderung!
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