Rund um Dorf Gruiten
Vielfältige Landschaft: Maulwurfshügel, Spargelwälle und Putting Greens
Pkw/Parken: Im Zentrum von Dorf Gruiten
ÖPNV: Mit der Buslinie 742 ab dem S-Bahnhof Gruiten bis zur Haltestelle Gruiten Dorf
Rundweg: Ca. 7,5 Kilometer/3 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend befestigte Feldwege, teilweise auch auf Rad- und Fußwegen neben einer Landstraße und auf breiten Waldwegen
Einkehr: Gaststätte Wiedenhof, Pastor-Völmel-Straße, 42781 Haan-Gruiten; Gaststätte Im kühlen Grund, Frinzberg 2, 42781 Haan-Gruiten, Tel. (0 21 04) 6 14 63, www.imkuehlengrund.de
Am Wegesrand: Dorf Gruiten; Golfplatz; Spargelfelder; Maulwurfshügel

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem Reiseführer über Wanderungen entlang der Düssel, der schon lange nicht mehr im Handel erhältlich ist. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Nicht nur das Tal der Düssel ist malerisch, auch die Anhöhen rechts und links des Flusses wollen erkundet werden. Nach einer kleinen Dorfbesichtigung mit einem herrlichen Straßenbild schauen wir sportlichen Golfern beim Abschlag zu, schneiden uns wohl duftende Blumen für unser Zuhause und beobachten mit etwas Glück einige Maulwürfe bei den Arbeiten für ihr Tunnelsystem.
Bevor wir an unserem Ausgangspunkt zu unserer Rundwanderung aufbrechen, sollten wir uns in dem romantischen Gruiten zunächst ein wenig umschauen.
Zunächst das Wichtigste vorweg: Gruiten spricht sich Grüten. Das romantische „Dorf Gruiten“ ist ein Teil von Gruiten, in dem sich wiederum das moderne Zentrum befindet. Dorf Gruiten wirkt mit seinen Fachwerkhäusern und dem Kopfsteinpflaster nicht nur ländlich, sondern strahlt viel Ruhe und Gemütlichkeit aus. Bei einem Rundgang durch das Dorf, vorbei an der mächtigen St. Nikolauskirche, erläutern zahlreiche Tafeln an den Fachwerkhäusern die Geschichte der Gebäude wie zum Beispiel die Dorfschmiede oder einzelne frühere Gehöfte. Das älteste Wohnhaus nennt sich Am Quall und stammt in Teilen aus dem 14. Jahrhundert. Besonders sehenswert, direkt an der Mündung der Kleinen Düssel in die Düssel, ist das Gebäudeensemble im Zentrum von Dorf Gruiten, welches aus der evangelisch-reformierten Kirche, dem Predigthaus und dem Alten Pfarrhaus besteht.
Auf dem Kopfsteinpflaster lassen wir die Haltestelle hinter uns und begrüßen nicht nur die Düssel, sondern auch die Kleine Düssel, die hier ihr an der Gaststätte Wiedenhof ihr Wasser in ihre große Schwester entlässt. Für uns eine schöne Gelegenheit, uns mit einer kleinen Mahlzeit zu stärken. Zwischen den für Gruiten typischen Fachwerkhäusern biegen wir hinter der Brücke an der ersten Möglichkeit rechts ab und wandern, wie uns ein Schild verrät, an der einstigen Dorfschmiede vorbei. Nach kurzer Zeit überqueren wir eine breite Landstraße, biegen an der ersten Möglichkeit nach links und unmittelbar darauf wieder nach rechts ab. Damit befinden wir uns gleich neben der sanft dahin fließenden Düssel, die von Birken und mit Efeu berankten Buchen gerahmt wird. Unser Blick schweift auf der linken Seite über sanfte mit Feldern und Wiesen bedeckte Kuppen, und auch unser Weg verläuft leicht ansteigend.

An einem Hof wandern wir vorbei und wenden uns kurz darauf vor dem Zugang zur Düsseler Mühle nach links. Der befestigte Weg zweigt nach links weg, wir jedoch gehen geradeaus weiter und nutzen den vor uns liegenden, schotterigen Feldweg. Hinauf wandernd warten wir gespannt, was sich hinter der Kuppe verbirgt und nutzen derweil den Blick nach rechts, wo sich am Horizont aus einem Wäldchen heraus der Bergfried vom Rittergut Schöller erhebt. Nicht lange dauert es, bis die Felder neben uns von dem hellen, kurz geschnittenen Rasen eines Golfplatzes abgelöst werden. Golf spielen soll gut sein, doch ein Hinweisschild warnt uns auch vor den Gefahren, wenn wir zwischen den Bereichen des Golfkurses hindurch wandern. Wollen wir also hoffen, dass die Spieler mit ihrem Handicap umgehen können und ihre Bälle dorthin platzieren, wo sie hingehören – auf das Puttinggreen. Ein weiteres Schild lässt uns durstig machen, doch mit dem Hinweis auf „Next Tee“ ist kein aromatisches Getränk, sondern vielmehr einer der vielen Fachbegriffe beim Golf gemeint.
Wenn der Backspin mit einem Bite geschlagen wird, hat man gute Chancen auf einen Birdie oder sogar einen Albatros. Schwierig wird es jedoch, wenn der Borrow zu hoch ist oder man beim Putten an Yips leidet. Alles verstanden? Nicht weniger als 40 Fachbegriffe stehen dem Golfsportler zur Verfügung, die er zwischen den Löchern 1 und 18 verwenden kann. Für uns als Wanderer ist jedoch nur ein Ausruf wichtig: Fore! Wenn wir diesen hören, sollten wir uns in Acht nehmen, denn er wird von einem Spieler gerufen, wenn er seinen Ball verschlagen hat und die Gefahr besteht, andere Personen zu treffen.
Nach diesem kleinen Golfkurs lassen wir die Profis wieder alleine und nutzen an einer mit Kirschbäumen bepflanzten Gabelung den Weg nach links. Der Schotterweg führt uns zunächst parallel zur Bundesstraße 7 und wenig später zu einer Schranke. Diese umrunden wir und gehen wenige Meter zur Straße hinab, um sie vorsichtig zu überqueren und auf der anderen Straßenseite auf dem gepflasterten Weg nach links zu wandern. Weite Felder sind auszumachen, über die wir hinweg blicken und am Horizont das kleine Städtchen Mettmann sehen können. Während unserer Wanderung entlang der Landstraße überqueren wir eine Ampelkreuzung und erblicken vor uns Schilder auf einen Beet voller Blumen, die selber gepflückt werden dürfen. Vor dem Feld biegen wir links ab, schnippeln uns einige Tulpen, werfen den passenden Betrag in die Geldbüchse und freuen uns über dieses kleine Andenken an die Wanderung. Mit den Blumen in der Hand lassen wir die Landstraße hinter uns und wandern an den kleinen aber markanten Erdhügeln eines Spargelfeldes entlang.
Wenn wir von Spargel reden, meinen wir eigentlich den Gemüse- oder auch den Gemeinen Spargel aus der gleichnamigen Pflanzengattung. Spargelfelder erkennt man an den typischen Erdwällen, die durch das Setzen der Spargelpflanzen entstehen. Für bessere Wärmebedingungen und zur Vermeidung der Verfärbung durch Photosynthese sind die Wälle meist mit einer schwarzen Folie abgedeckt. Nicht weniger aufwendig als der Anbau ist die Ernte, die kaum automatisiert erfolgen kann. Jede einzelne Spargelstange muss einzeln geerntet werden, indem sie mit einem stoßartigen Schnitt getrennt wird. Nach diesem sogenannten Spargelstechen sortiert eine Maschine die geernteten Spargelstangen nach ihren Durchmessern. Das Ende der Erntezeit erfolgt in der Regel in der letzten Juniwoche.
Anstatt dem schnell wachsenden Spargel dabei zuzuschauen, wie er sein Köpfchen in den Himmel reckt, wandern wir geradeaus weiter bis wir hinter einem kleinen Hof und einigen Kirschbäumen auf eine Kreuzung stoßen. Hier biegen wir scharf links ab und wandern den Weg schwungvoll hinab. An dem im 15. Jahrhundert erstmals erwähnten Hof Schragen, in dem bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts Leinentücher gewoben wurden, wandern wir vorbei und betreten das Naturschutzgebiet Neandertal (siehe Route 6, S. XX). Die beiden Felder neben uns begleiten uns bis zu einem herrlichen Mischwald, durch den sich unser asphaltierter Weg schlängelt. Waldmäuse huschen ängstlich in ihre Löcher und Blaumeisen machen sich immer wieder einen Spaß daraus, vor uns auf dem Weg zu landen und wegzufliegen, wenn wir uns annähern. Eichen und Erlen bieten uns mit ihren verästelten Baumkronen Schutz vor der Sonne während wir rechts eine Treppe hinauf steigen und oben abermals rechts auf dem befestigten Weg laufen. Auf der rechten Seite erblicken wir eine Wiese mit einigen Maulwurfshügeln, die von einer Informationstafel erläutert werden.

Erst kommt eine kleine Hand zum Vorschein, dann eine weitere und zu guter Letzt ragt eine zarte Nase vorsichtig aus dem Erdreich hervor. Ein Maulwurf tritt scheu ans Tageslicht. Dieser Anblick ist jedoch verhältnismäßig selten, lebt ein Maulwurf doch den größten Teil seines Lebens unter der Erde. Durch seine Grabetätigkeit, bei denen er in einer Stunde einen 7 Meter langen Tunnel graben kann, entstehen die bekannten und von vielen Gärtnern unbeliebten Maulwurfshügel. Früher wurde der Maulwurf als Schädling bezeichnet, weil er durch seine unterirdischen Gänge Wurzeln einzelner Pflanzen schädigen kann. Dennoch sollte man sich mit dem haarigen Tier arrangieren, denn seine ohnehin geringe Lebenserwartung von 3 bis 4 Jahren wird meistens weit unterschritten. Forschungen ergaben, dass die meisten Maulwürfe unter einem Jahr alt sind und sehr viele bereits im Alter von zwei Monaten ihren natürlichen Feinden zum Opfer werden. Der berühmteste Maulwurf der Welt dürfte aus Tschechien stammen. Krtek, wie Maulwurf auf Tschechisch heißt, trat in 63 Episoden einer Zeichentrickserie auf und erfreute Jung und Alt.
Oberirdisch wandern wir bis zu zum Fachwerkhof Bracken und treffen endlich wieder auf die Düssel. Sie scheint abgenommen zu haben, doch ihr Flussbett ist nicht nur schmaler, sondern an dieser Stelle auch etwas tiefer. Hinter dem Flüsschen wenden wir uns nach links und gehen sanft ansteigend bis zur Gaststätte Im kühlen Grund, wo im Biergarten bereits ein kühlendes Getränk auf uns wartet. Die frische Waldluft tief einatmend, während sich schattige Plätze durch einige Bäume mit kleineren Weiden abwechseln. Einen Hof durchwandernd gewinnen wir deutlich an Höhe, erfreuen uns am Anblick von goldenen und purpurfarbenen Ginsterbüschen, welche am Wegesrand leuchten. Ein letztes Spargelfeld flankiert unseren Weg bevor wir die ersten Wohnhäuser von Gruiten erreichen.
Durch den sehr ruhigen Quarzweg mit seinen gepflegten Vorgärten wandern wir bis zu einer kleinen Kreuzung, an der wir links in den Fußweg abbiegen. In einer Grünanlage halten wir uns links und wandern an einer hohen Pappelreihe entlang bis unser Weg über die Kalkstraße auf eine wenig befahrene Straße trifft. Hier wenden wir uns nach links und gehen nur kurz darauf auf dem ersten Abzweig erneut nach links. Im Grünen Weg wandern wir ebenfalls an schönen Ziergärten hinab, wandern nach wenigen Schritten auf einem Fußweg durch eine Grünanlage und werden bereits von den Kirchtürmen im malerischen Gruitener Altstadtkern begrüßt. Wir wenden uns nach rechts, genießen noch einmal den Anblick der rustikalen Fachwerkhäuschen und beenden unsere Tour bei einer Tasse Kaffee an der Gaststätte Wiedenhof, die sich direkt an unserem Ausgangspunkt befindet.

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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