Wenn man von Kalifornien nach Florida mit dem Auto unterwegs ist, dann kommt man an zahlreichen Nationalparks der USA vorbei. Einer ist schöner als der andere, doch es gibt einen Nationalpark, der wohl nicht fehlen darf und vermutlich auch zu den bekanntesten gehört. Ich rede vom Grand Canyon Nationalpark.

Der Grand Canyon befindet sich in Arizona und besteht aus einer 450 Kilometer langen Schlucht. Viel zu groß, um alles vom Canyon kennenzulernen. Daher beschlossen wir von vornherein, nur einen sehr kleinen Teil zu besuchen. Er war ohnehin der letzte Nationalpark, den wir in der Region aufsuchten, denn zuvor lernten wir bereits den Arche-Nationalpark, den Capitol Reef-Nationalpark, den Sequoia-Nationalpark, das Death Valley und viele andere tolle Landschaften kennen.

Kurz gesagt: Wir fühlten uns nach den viellen tollen und beeindruckenden Landschaften verpflichtet, wenigstens auch den Grand Canyon gesehen zu haben. Doch waren wir uns gar nicht so sicher, ob er uns noch so umhauen konnte.

Um ehrlich zu sein: Die Latte hing durch die anderen Nationalparks sehr hoch und in der Tat reichte es nicht ganz. Der Grand Canyon ist atemberaubend und toll, keine Frage. Aber aus irgendeinem Grunde lagen uns die anderen Parks und Landschaften mehr. Wir haben lange überlegt, woran das liegen könnte und führten das auf zwei Gründe zurück.

Einerseits gab es bei uns mittlerweile eine Art Sättigung. Seit einiger Zeit kreisten wir ja schon durch diese Art von Landschaften. Weite Ausblicke konnten uns nicht mehr beeindrucken, die hatten wir auch woanders. Und das andere ist, dass der Grand Canyon auf der anderen Seite viel zu groß ist.

Es mag seltsam und widersprüchlich klingen, doch in der Tat fehlte einem irgendein Bezugspunkt. Man steht dort am Rande dieser eindrucksvollen Schlucht und fragt sich, ob das jetzt eigentlich echt ist oder doch nur ein riesiges Gemälde. Besonders, wenn man auf dem gut ausgebauten Weg oberhalb der Schlucht entlang spaziert und auf der einen Seite ein paar Bäume stehen und eine Straße verläuft, während auf der anderen Seite ein riesiges rot-braunes Loch in der Landschaft zu sein scheint – dann kommt einem dieses Loch nicht real vor.

Als Ausgangspunkt diente uns die Ortschaft Flagstaff direkt an der legendären Route 66. Rund eineinhalb Stunden sind es von dort mit dem Auto bis zum Grand Canyon Village und dem dortigen Besucherzentrum. Alternativ hätten wir natürlich auch zum berühmten Grand Canyon Skywalk fahren können. Dieser liegt aber noch weitere 160 Kilometer Luftlinie weiter westwärts. Außerdem muss man Kameras und Handys abgeben, wenn man den Skywalk betreten will. Nein, wenn ich keine Fotos machen kann, dann brauche ich da auch nicht hin.

Eine andere Alternative wäre ein Besuch ab Las Vegas gewesen. Schlendert man durch das Spielerparadies sieht man überall Werbetafeln für Ausflüge zum Grand Canyon inkl. Rundflug und allem, was dazu gehört. Nach unseren Erfahrungen mit solcher Art von Gruppentouren bleiben wir dann doch lieber überwiegend individuell und machen solche Trips auf eigene Faust. Der Grand Canyon ist groß genug für so etwas.

So waren wir also am sogenannten South Rim, der – wie der Name schon verrät – auf der südlichen Seite des Canyons liegt. Dort erwarten einen natürlich mehrere Großparkplätze, ein Besucherzentrum, eine Post, ein Supermarkt, zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten und natürlich noch viele andere Dinge, die zu so einem bedeutenden Spot gehören.

Gleichzeitig steht man dort direkt an der Abbruchkante des Canyons und kann diesen weit überblicken. Idealerweise hat man dabei die Sonne im Rücken.Das Gegenstück dazu ist der deutlich überschaubarer ausgebaute North Rim auf der anderen Seite. Beide Plätze liegen ca. 17 km Luftlinie auseinander und sind durch den Rim Trail bzw. den Bright Angel Trail miteinander verbunden. Das heißt, man kann dem Wanderweg in den Canyon hinein folgen, weit unten den Colorado River überqueren und auf der anderen Seite den Aufstieg angehen.

Für solche Touren sollte man sich jedoch beim Ranger abmelden und außerdem sollte man die Wanderung nicht auf die leichte Schulter nehmen. Die Temperaturunterschiede können enorm sein. Und nein, unten im Tal ist es nicht kühler, sondern vielmehr wesentlich wärmer, weil sich die Luft dort staut.

Uns hätte es sehr gereizt, den Rim Trail zu erwandern. Aber leider fehlte uns die Zeit, denn wegen der Gegebenheiten sollte man für die Tour eine Zwischenübernachtung im Canyon einplanen. Und dann hätten wir ja auch noch irgendwie wieder zurück gemusst. Man ist zwar schon sehr weit im Osten des Grand Canyons, doch mit dem Auto sind es mal eben vier Stunden Fahrt, die man einplanen muss, um den rund 340 Kilometer langen Umweg zurückzulegen.

Daher beließen wir es bei einem gemütlichen Spaziergang oberhalb der Schlucht und wanderten zu Aussichtspunkten mit den Namen Mather Point und Lookout. Am Lookout beginnt auch der Bright Angel Trail, dem wir nur ein kurzes Stück talabwärts folgten. Bis hinab zum Fluss wären es fast 1.400 Höhenmeter auf einer Länge von fast 13 Kilometern gewesen. Darauf waren wir jetzt nicht ausgerichtet, würden das aber später gerne mal machen.

Zwischen den einzelnen Punkten verkehren auch Shuttlebusse. Außerdem haben wir noch andere Aussichtspunkte am Südrand des Grand Canyon angesteuert. Dafür brauchten wir jedoch das Auto – der Canyon ist halt groß. Über 20 Meilen fuhren wir auf der Straße nach Westen, um dort den Desert View und zwischendurch auch noch den Grandview Point aufzusuchen. Alle Punkte sind ebenfalls sehenswert, doch auch hier muss ich gestehen, dass sich das Landschaftsbild kaum ändert. Natürlich hat man ein anderes Motiv vor Augen, aber es bleibt ein und derselbe Canyon, der sich optisch natürlich nicht verändert.

Trotzdem, es ist ein faszinierender Einblick in die Geologie und in die verschiedenen Gesteinsschichten. Aber faszinierend waren eben auch die Tiere am Wegesrand, die wir so sehen konnten. Dazu zählte das Aberthörnchen, die Hirsche oder auch der Westliche Buschhäher. Sie liefen dort frei herum und das, obwohl eine große Anzahl von Touristen die Landschaft dominierte.

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