Wandern rund um Bonn – Klufterbachtal

Durch das Klufterbachtal zum Annaberger Hof
Zwischen Archäologie und Wildtiergehegen

Pkw/Parken: Parkmöglichkeiten in der Annaberger Straße, Bonn-Friesdorf
ÖPNV: Buslinie 612 ab Bad Godesberg Bahnhof bis Turmhaus
Rundweg: Ca. 10 Kilometer/3 Stunden
Streckenprofil: Steiler Auf- und Abstieg auf schmalen Wurzelpfaden, sonst ebene Wanderung auf breiten Wegen
Einkehr: leider keine Einkehrmöglichkeit
Am Wegesrand: Rheinhöhenweg; Ringwall Venne; Annaberger Feld; Wildgehege

Hirsche und Wildschweine sind auf dieser Tour mit großer Sicherheit zu sehen. Nicht in dem wunderschönen Taleinschnitt, in dem ein kleiner Bach plätschernd seinen Weg findet, doch vielleicht in einem auch archäologisch interessanten Waldstück, welches wir besichtigen werden. Bestimmt aber im Wildgehege, wo sie zutraulich sind, neugierig zu uns kommen und sich auch streicheln lassen. Aber auch sonst heißt es bei unserer Tour im nördlichen Kottenforst Augen auf beim Gang durch den leuchtend grünen Wald mit seinem großen Wildbestand.

Wir gehen von der Haltestelle an der Telefonzelle vorbei in die leicht aufwärts führende Annaberger Straße hinein und biegen in die Straße Am Güsgensberg ein, und nicht nur der Straßenname lässt uns ahnen, was uns erwartet. Vor uns erhebt sich eine bewaldete Kuppe, die es im späteren Verlauf noch zu erklimmen gilt. Doch keine Sorge, die Anhöhe tut nur so, als ob sie steil wäre. Zunächst wandern wir durch die Straße und biegen hinter einem Kinderspielplatz rechts in einen kleinen Weg ein. Wir bleiben auf ihm, bis wir auf die Straße In der Kumme stoßen. Dort wenden wir uns nach rechts, gehen leicht bergab und genießen den Anblick der Weinranken an so mancher Hausfassade. Am Haus Nummer 120 b verlassen wir die Straße und nutzen den Trampelpfad nach rechts, der uns am Zentralkomitee der Deutschen Katholiken vorbeiführt. Hinter der Zufahrt halten wir uns rechts und befinden uns an Station 1 eines geologischen Lehr- und Wanderpfades, dem wir auf unserer Wanderung gelegentlich begegnen. Diese erste Station informiert uns über eine ehemalige römische Villa, welche Mitte des letzten Jahrhunderts freigelegt wurde. Der in den Wald hineinführende Weg steigt nun deutlich an und verläuft durch das wildromantische Klufterbachtal.

Im kurvigen Verlauf gewinnen wir an Höhe und wandern durch einen Hohlweg, bis wir den plätschernden Klufterbach auf einer Steinbrücke überqueren und den Rheinhöhenweg erreichen.

Nicht zu verwechseln ist der Rheinhöhenweg mit dem Rheinsteig. Er verläuft auf beiden Seiten des Stromes in den oberen Lagen und bringt es auf eine Gesamtlänge von über 500 Kilometern, wobei sich die Länge auf die beiden Flussseiten aufteilt. Rechtsrheinisch verläuft er von Beuel ins hessische Wiesbaden, während er linksrheinisch von Bonn ins rheinland-pfälzische Mainz führt und sich einige Streckenabschnitte mit dem relativ jungen Rheinsteig teilt. Beide Rheinhöhenwege sind durch mehrere quer verlaufende Wege miteinander verbunden und bieten so die Möglichkeit, mehrmals die Rheinseite zu wechseln.

Wir entscheiden uns für einen kurzen steilen Anstieg und queren den Rheinhöhenweg. Der wurzelige Weg führt uns einen steilen Hang hinauf geradewegs wieder auf den Rheinhöhenweg. Wer es gemütlicher haben will, folgt an der Kreuzung der Höhenwegbeschilderung nach rechts und stößt nach einem größeren Umweg von rechts zu uns. Wir folgen nach unserm Anstieg dem Rheinhöhenweg nach links. Kurz darauf passieren wir einen Bombentrichter aus dem Zweiten Weltkrieg, der heute Teil des bereits erwähnten geologischen Lehr- und Wanderpfades ist. Gleichzeitig haben wir den Aufstieg hinter uns gebracht und gehen nun in der Ebene an einem hölzernen Unterstand vorbei. Wir genießen die frische Waldluft und lassen unseren Blick über das Unterholz streifen, in dem so mancher Pilz seinen Kopf in die Höhe streckt.

An einer Kreuzung mit einem Asphaltweg werden wir auf den Ringwall Venne aufmerksam gemacht. Mit Neugier und Interesse folgen wir dem sehr gut ausgeschilderten Weg zunächst geradeaus und wenig später nach links, um den Ringwall Venne zu besichtigen.

Der Ringwall Venne wird aufgrund einiger archäologischer Funde auf das 10.–12. Jahrhundert datiert. Er war rechteckig mit abgerundeten Ecken angelegt. Deutlich zu erkennen ist noch der Ringgraben, der die Anlage umgab. Es wird vermutet, dass sich innerhalb des Walls eine Fliehburg befand, in die man sich zum Schutz vor Gefahren zurückziehen konnte und die nicht ständig bewohnt war. Abgesehen von dem Graben ist vom Ringwall Venne jedoch nicht mehr viel zu erkennen. Umso beachtlicher ist es, dass Forscher hier mitten im Wald eine solch archäologische Entdeckung machen konnte, die der Laie wohl nicht gesehen hätte.

Vom Ringwall Venne gehen wir auf demselben Weg wieder zurück zur Kreuzung und folgen nun nach links der Beschilderung Richtung Friesdorf. Der asphaltierte Weg, gleichzeitig Wanderweg der Deutschen Einheit (siehe Route 04, Seite XX), führt uns an dem Forsthaus Kottenforst sowie dem Venner Kreuz vorbei. Nach wenigen hundert Metern zweigt unsere Asphaltpiste nach links ab, wir aber wenden uns vor der großen, hellen Lichtung nach rechts und spüren den schotterigen Boden unter unseren Schuhsohlen. Wie mit einem Lineal gezogen verläuft unser Weg am Waldrand, von dem aus wir zur Linken einen ersten Blick auf das Annaberger Feld genießen. An einer T-Kreuzung biegen wir links ab und kommen zur Zufahrt zum gleichnamigen Annaberger Hof.

Das Annaberger Feld ist eine gewachsene Kulturlandschaft, entstanden durch eine groß angelegte Rodung im 19. Jahrhundert. Mitten auf dem 110 Hektar großen Areal befindet sich der Annaberger Hof, auf den zwei Wege zuführen. Diese wurden seinerzeit als Alleen mit Obstbäumen angelegt, deren Früchte der Versorgung der Hofbewohner dienten. Die heutigen jungen von der Biologischen Station Bonn gepflanzten Obstbäume stellen die einstige Allee wieder her. Es wird allerdings noch einige Zeit dauern, bis sie die Ernteerträge der ehemaligen Nutzhölzer erreicht haben werden. Bis dahin erfreuen wir uns aber daran, dass das Annaberger Feld als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen ist, auf dem die Pferde des Annaberger Hofs grasen. Der einstmalige Milchviehbetrieb beschäftigt sich heute ausschließlich mit der Zucht und dem Training von Pferden für den professionellen Reitsport.

Wir aber bleiben weiter geradeaus, gehen wieder in den Wald hinein, wo wir eine S-Kurve durchqueren und verlassen gleich dahinter den Asphaltweg, um auf dem schotterigen Waldpfad zu dem Wildgehege Kottenforst zu gelangen.

Auf drei großzügig angelegten Freiflächen können wir im Wildgehege Kottenforst wild wühlende Wildschweine, neugieriges Rotwild und stattliches Damwild beobachten. Letzteres ist deutlich größer als ein Reh, wird dennoch gern damit verwechselt. Damit die niedlichen Tiere auch in Zukunft noch von liebevollen Kinderhänden gestreichelt werden können, an dieser Stelle daher die Bitte, die Tiere nicht zu füttern. Der zuständige Revierförster sorgt für das Wohlergehen der Tiere und weiß, was ihnen bekommt.

Zwischen zwei eingezäunten Gehegen wandern wir auf einem verwurzelten Weg wieder in den Wald hinein, wenden uns an einer Kreuzung nach rechts und erreichen abermals eine asphaltierte Strecke, in die wir erneut nach rechts abbiegen. Sie führt uns mit einer Kurve leicht bergab, doch wir wählen die erste Möglichkeit nach links, um auf einem schotterigen und kurvigen Weg durch die von Vogelgezwitscher untermalte Waldidylle zu wandern.

In einer Linkskurve bleiben wir geradeaus und gehen fortan auf dem schmalen Pfad, der nun steil bergab führt. Rechter Hand begleitet uns ein Zaun, und wenig später blicken wir auf die dazugehörigen Wohnhäuser und Gärten hinab. Schließlich wundern wir uns über den immer enger werdenden Weg, der uns dann zwischen zwei sehr dicht aneinander gebauten Häusern durch eine auf 60 Zentimeter geschrumpfte Engstelle führt – und wir finden uns unverhofft auf der Annaberger Straße wieder und haben unseren Ausgangspunkt erreicht.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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